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PORTUGISISCHE AUGENWEIDEN DOURO-TAL
In Pinhão lohnt sich ein Zwischenhalt: Der im Herzen der Region Douro gelegene Bahnhof mit seinen 25 Fliesenbildern, auf denen regionaltypische Landschaften und Szenen der Weinlese dargestellt sind, zählt zu den schönsten des Landes. D as Dourotal im Norden Portugals zählt zu den eindrücklichsten und magischsten Weinanbaugebieten. Es ist die älteste, klassifzierte Appellation überhaupt: Bereits 1761 wurden die steilen und wertvollen Schieferlagen als Herkunftsgebiet des Portweins deklariert. Damals entdeckte man, dass der Gärprozess durch die Zugabe von Schnaps gestoppt und der Wein dank dem nicht vergorenen Restzucker haltbar gemacht werden konnte. Ideal für den langen Transport nach England, wo das Getränk sich schnell grosser Beliebtheit erfreute und für klingelnde Kassen bei den Winzern sorgte.


DER FEINE UNTERSCHIED
In der Alto-Douro-Region, am Oberlauf des Douro – und nur hier – reifen die Trauben für die berühmten und langlebigen Portweine, die auch für das Dourotal im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert sind. Das Wort steckt im Namen: Ouro bedeutet Gold.
Der Inhalt im Glas leuchtet rubinrot und gibt dem Portwein den entsprechenden Namen: «Ruby». Er duftet nach Kirschen und schmeckt süss, was ihn gefährlich süfg macht. Eine nussige Note hat hingegen der zwei bis drei Jahre im Fass gelagerte «Tawny». Nur die qualitativ hochwertigsten Trauben gewisser Jahrgänge werden zum Vintage-Portwein verarbeitet. Der ist defnitiv zu schade für die modernen Portwein-Drinks, die aufgepeppt mit Eis, Zitrone und Tonic-Wasser in den trendigen Bars serviert werden.
TRADITIONSBEWUSSTE REVOLUTION
Es wäre allerdings zu einfach, die Weinregion auf den Port zu reduzieren. Seit gut 20 Jahren entstehen unter dem Label DOC Douro trockene Weine, die sich nicht verstecken müssen.
Vorreiter und -denker dieser Entwicklung sind die fünf «Douro Boys», eine Gruppe befreundeter Winzer. Der Name wurde aus Spass gewählt, denn Boys stimmt schon länger nicht mehr. Es sind bestandene Männer, die fünf bedeutende Weingüter –oder Quintas, wie sie in Portugal heissen – führen. Dank ihrer Initiative hat sich das von der Hafenstadt Porto bis zur spanischen Grenze schlängelnde Tal zu einem der spannendsten Weinbaugebiete Europas aufgeschwungen. Jahrhundertelang wurde hier nur Port produziert. Doch dann überraschten die fünf Freunde mit ebenso kraftvoll-wuchtigen wie fruchtigen Rotweinen und in der Folge auch mit frischen, mineralischen Weissweinen. Ihre Weingüter, die Quintas do Vallado, de Nápoles, do Crasto, Vale D. Maria und do Vale Meão, haben so etwas wie eine traditionsbewusste Revolution angezettelt.


Eine Flussfahrt auf dem Douro ist eine der schönsten Europas.

auf regionale Produkte. Zu Beginn der 1990er-Jahre eröfnete der Autodidakt hier sein erstes Restaurant und fng an, diese traditionelle Küche munter mit modernen Einfüssen zu mischen. Seiner Freundschaft zu den Winzern des Douro-Tals verdankt Rui Paula eine Weinkarte, die auch viele gereifte Jahrgänge zu äusserst
erschwinglichen Preisen listet. Heute betreibt der Starkoch drei Gourmetrestaurants in und um Porto, dazu gibt er Gastspiele in aller Welt. (www.ruipaula.com)
«Die Legende will wissen, dass früher der DouroWein so schlecht war, dass die Händler ihn mit Brandy versetzten – und so den Portwein erfanden.»
AUS DER FLUSS-PERSPEKTIVE
Unvergesslich ist auch ein Ausfug mit dem Boot entlang des Douro-Flusses – ein unvergleichliches Erlebnis, die Anbaugebiete mit ihren unterschiedlichen Facetten vom Fluss aus zu entdecken. Korkwälder, Olivenhaine und immer wieder terrassierte Weinberge ziehen langsam vor den Augen vorbei, auf den Hügelkuppen hoch über dem Fluss thronen schneeweisse Gutshäuser, eingerahmt von pink- und lilafarbenen Bougainvilleen. Spektakulär ist die Passage durch die Schleuse von Carrapatelo – mit 35 Metern Fallhöhe die tiefste Kammerschleuse Europas. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich Weindegustationen. Neben einer Flussfahrt ist die Eisenbahn die beste Art, von Porto aus das Douro-Tal zu entdecken. Nur sie kann direkt dem Ufer folgen, das wegen dramatischer Steilhänge über weite Strecken mit dem Auto kaum zugänglich ist. ks
Anreise
TAP Air Portugal fiegt täglich ab Zürich nach Porto: www.flytap.ch


EIN VERSTECK IN DEN WEINBERGEN
Seit vielen Generationen kennt man Quinta do Vallado. Vor einigen Jahren hat der Familienclan beschlossen, das Imperium um ein paar Weinberge zu erweitern. Im Juli 2015 kam in Quinta do Orgal noch die durchgestylte Casa do Rio dazu. Es sind nur sechs Suiten, die Architekt Francisco Vieira de Campos an den Corgo-Fluss gestellt hat. Ebenso wie beim gesamten Anwesen, hat er auch beim architektonischen Neuzugang auf die Auswirkungen auf die Umwelt geachtet. Organischer Weinbau, soziales Engagement für andere und Nachhaltigkeit in jede Richtung sind bei den portugiesischen Weinbauern seit jeher ein grosses Thema. Das Holzhaus wurde deshalb an anderer Stelle zusammengeschraubt und erst dann in der hügeligen Landschaft fertiggebaut. Auf Luxus muss man trotzdem nicht verzichten: Infnitypool, hauseigenes Boot, Küchenchef –alles da. Und zwischendurch kann man ja bei der Ernte mithelfen, sollte der Tag zu lang werden www.quintadovallado.com
MORGADIO da Calçada
Das Anwesen aus dem 17. Jahrhundert ist eines von 13 Herrenhäusern und befndet sich im Dorf Provesende, eine 15-minütige Fahrt vom Bahnhof Pinhão entfernt. Die modern eingerichteten Zimmer im Morgadio da Calçada sind in ehemaligen Stallungen untergebracht, die sich verteilt in den kleinen Terrassen und Innenhöfen befnden. Jeden Morgen wird ein Frühstücksbufet serviert, und die Mahlzeiten werden mit Produkten aus dem Gemüsegarten der Unterkunft zubereitet. Tipp: Wer in dem Weingut übernachtet, kann morgens zusammen mit dem Hausherren Brot holen. In der kleinen Bäckerei des Dorfes wird das Brot noch täglich in einem alten Holzofen gebacken. Geöfnet wird die kleine Bäckerei morgens um 9 Uhr. Spätestens nach 30 Minuten sind alle handgemachten Laibe verkauft. www.morgadiodacalcada.com


Erstes Six Senses Resort
in Europa
Im ersten europäischen Six Senses Resort lässt man die Architektur des 19. Jahrhunderts mit modernem Interieur verschmelzen und holte dafür das New Yorker Designstudio Clodagh ins Boot. Das acht Hektar grosse Resort verfügt über 71 Gästezimmer und Suiten, die je nach ihrer Lage Valley, Spa oder River genannt werden, sowie über grosszügige Mehrraum-Suiten und Villen. In den beiden Restaurants stehen internationale und portugiesische Spezialitäten auf der Karte. Die Zutaten kommen aus der Region und dem hoteleigenen Garten. Die interaktive Weinakademie, mit der man den Gästen die Vielfalt der besten Tropfen Portugals näherbringt, gehört zum Pfichtprogramm. Selbst die Spa-Treatments sind vom Rebensaft inspiriert. Mit zehn Behandlungsräumen erstreckt sich der Wellnessbereich über eine Fläche von 2200 Quadratmetern. Und es wäre nicht Six Senses, wären da nicht auch ein Gym, Tennisplätze, eine Bibliothek und ein Hubschrauberlandeplatz. www.sixsenses.com