natürlich März 2024

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natürlich

Lustvolles Fasten Vom Ursprung und Sinn des Osterfastens.

Hilfreiche Hausapotheke Mehr als ein Medikamentenschrank.

Fokusthema:

Freundschaften Wie man die richtigen Freundschaften findet.

Neu 80 Seiten

Das natürlich erscheint neu mit + 16 Seiten pro Ausgabe.

Kuren & Fasten

Bewusst gesund leben
www.natuerlich-online.ch Preis Fr. 10.90 | März 2024 03
Gesunde Enthaltsamkeit

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Zur Ruhe kommen

Liebe Leserin, lieber Leser

In unserer schnelllebigen Welt wird es zunehmend schwieriger, einen Moment der Ruhe und Erholung zu finden. Dabei ist es gerade wegen der ständigen Eindrücke, die auf uns einprasseln, umso wichtiger, uns selbst Sorge zu tragen. Und dafür sind Mo mente des Rückzugs von der Hektik unabdingbar.

Mit unserem Schwerpunkt zum Thema Kuren und Fasten widmen wir uns genau diesem Thema. Denn mit Kuren muss man keines wegs warten, bis man krank ist. Kuren sind auch eine Art der Gesundheitsvorsorge, die Körper und Psyche stärkt und uns neue Energie schenkt. So setzen wir uns insbesondere mit dem Fasten auseinander und zeigen, wie Heilfasten Körper und Geist neue Energie schenkt.

Aber auch sonst richten wir in dieser Ausgabe den Fokus auf alles, was uns guttut. Zum einen auf die Freundschaft, denn wahre Freundschaften bereichern unser Leben enorm, schliesslich be gleiten uns unsere Freund*innen durch gute ebenso wie durch schlechte Zeiten. Zusätzlich stellen wir Ihnen mit dem Meditieren und dem Tanzen zwei Praktiken vor, die sich positiv auf Körper und Seele auswirken und die wir öfters in unseren Alltag einbringen sollten.

In Sachen Ernährung stellen wir uns langsam, aber sicher auf den Frühling ein. Denn schon bald spriesst eines unserer liebsten Kräuter: der Bärlauch. Daneben haben wir auch in dieser Ausgabe leckere Rezepte für Sie zum Nachkochen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen, und vergessen Sie nicht, sich hin und wieder etwas Gutes zu tun.

WIR SUCHEN EINE INSEL

Es ist viel los im Wald. Zu jeder Tageszeit rennen, radeln und reiten Menschen durchs Unterholz. Die Waldtiere kommen nicht mehr zur Ruhe. Ein Reh, ein Feldhase und eine Haselmaus träumen von einem sicheren Ort, wo sie von niemandem gestört werden.

Ein eingewanderter Waschbär hat von einem solchem Ort gehört: eine Insel auf dem See. Doch um ein Floss zu bauen, benötigen die Tiere Hilfe von Menschen. Zwei Kinder, Hani und Till, und der Grossvater helfen tüchtig mit, bis das Floss endlich schwimmt. Die Tiere segeln los. Aber so leicht, wie sie sich die Überfahrt vorgestellt haben, wird sie nicht. Wind und Wellen treiben unsere Tiere von einem Abenteuer zum nächsten. Werden sie ihr Ziel erreichen?

84 Seiten, 14,8 × 21 cm, broschiert, Softcover Mit 84 Abbildungen. CHF 11.90 statt CHF 14.90

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Roland Fischer (*1952) wuchs in Stäfa am Zürichsee auf, in der Gegend, wo diese Geschichte spielt. Als er noch ein kleiner Junge war, nahm ihn sein Grossvater oft bei der Hand und fuhr mit ihm auf dem Dampfschiff zur Insel Ufenau. Etwas später verbrachte er manchen Sommertag mit Freunden auf dem Ruderboot in der Gegend, wo auch unsere vier Tiere nach ihrer abenteuerlichen Fahrt ankommen. Nach seiner Zeit als Lehrer und Schulleiter in Horgen arbeitet Roland Fischer als Autor und Illustrator. Unter dem Künstlernamen Orlando Fif hat er verschiedene Romane geschrieben und Bilderbücher gesta tet. Er ist Vater einer erwachsenen Tochter und lebt mit seiner Frau in Horgen.

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Bitte senden Sie mir Ex. «Wir suchen eine Insel» zu je CHF 11.90 statt CHF 14.90, inkl. MwSt. und Versandkosten. ISBN 978-3-03818-543-7

Mit 20 % Rabatt oder auch online mit dem Code: «Frühling2024».

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SCHWERPUNKT

6 Fasten

Wie eine alte Tradition uns immer noch befruchtet.

10 Heilfasten

Richtiges Fasten bedeutet mehr als nicht zu essen.

14 Besuch im Kurhotel

Ein Erlebnisbericht aus dem Appenzellerland.

GESUNDHEIT

16 Hausapotheke

Gerüstet für kleinere Notfälle.

24 Gesunde Leber

Die Leber ganzheitlich entgiften.

DEBATTE

32 Kassenpflicht in Gefahr

Dakomed wehrt sich für die Homöopathie.

KOLUMNE

44 Sabine Hurni über … … Bitterstoffe.

FOKUSTHEMA

50 Freundschaften

Unterscheiden Sie wahre und falsche Freunde.

GESUND ESSEN

56 Bärlauch

Die Saison der schmackhaften Pflanze steht bevor.

HEILPFLANZEN

66 Giersch

Das geächtete Kraftpaket!

NATUR UND FREIZEIT

72 Pflanze des Jahres

Die Schneebälle können auch im Winter blühen.

7x7® KräuterTee der geniale Basentee mit 49 ausgewählten Kräutern

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Inhalt Service
Editorial / 32 Debatte / 40 Kurz gefasst / 46 Beratung / 65 Liebesschule / 76 Ihre Seite / 78 Hin und weg / 78 Neu und gut / 80 Rätsel / 81 Vorschau / 82 Anderswelt beflügelt seit 30 Jahren Körper, Geist & Seele! Jentschuras
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Fasten – vom Krampf zur Lust

Fasten ist ein wichtiger Bestandteil vieler religiöser Traditionen. Im christlichabendländischen Kontext hat der Verzicht auf die Aufnahme fester Nahrung eine lange Tradition. Lange wurde das Fasten als Last empfunden und gerne umgangen. Heute weiss man um gesundheitlich positive Effekte.

In der Westkirche wird als Fastenzeit der vierzigtätige Zeitraum des Fastens und Betens zur Vorbereitung auf Ostern hin bezeichnet. Schon für das 2. Jahrhundert ist ein zweitägiges Trauerfasten an Karfreitag und -samstag bezeugt. Im 3. Jahrhundert wurde die Fastenzeit vielerorts auf die ganze Karwoche ausgedehnt, später dann auf 40 Tage verlängert. Die Liturgie dieses Zeitraumes bereitete die Gläubigen und die Taufbewerber*innen auf das Geheimnis von Ostern vor sowie auf den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. In der frühen Kirche wurde nur an Ostern getauft.

Bezug auf das Fasten Jesu in der Wüste Biblischer Hintergrund für die Festsetzung auf 40 Tage ist das gleich lange Fasten von Jesus in der Wüste. Die Zahl 40 erinnert auch an die Dauer der Sintflut, an die 40 Jahre des Zuges durch die Wüste des Volkes Israel, an die 40 Tage, welche Moses auf dem Berg Sinai verbrachte in der Gegenwart Gottes und an die Frist, welche der Prophet Jona der Stadt Ninive verkündete, um durch Fasten und Büssen ihren Untergang abzuwenden.

Schon im Alten Testament ist das Fasten und Beten eine verbreitete Empfehlung für die Gläubigen. Einigen Textstellen zufolge soll Jahwe, der Gott der Israelit*innen, Fasten fordern als Sühne für ihr Verhalten, als Reinigung oder zur Busse, das heisst für ein Umkehren zu Gott. Das Fasten spielte auch eine Rolle als Zeichen der Trauer. Weiter galt es als ein Mittel, um Jahwe Demut zu zeigen und seine Gnade und Hilfe zu erbitten. Auf dem Höhepunkt der kirchlichen Fastentradition im Mittelalter waren bis zu 130 Fastentage vorgeschrieben. Neben Fleisch galt es auf Milchprodukte, Eier und Wein zu verzichten. Und grundsätzlich weniger zu essen. Not macht erfinderisch: Mönche brauten ein Starkbier, das ihnen durch die Fastenzeit

half. Vögel, Wassertiere und sogar Biber wurden kurzerhand als Fisch deklariert, der gegessen werden durfte.

Reformation schafft Fasten ab

Dass diese strengen Fastenregeln verschwanden, hat auch mit der Reformation zu tun. Mit einem provokativen Wurstessen am 1. Sonntag der Fastenzeit protestierte in Zürich Buchdrucker Christoph Froschauer mit Ulrich Zwinglis Unterstützung 1522 gegen die Regeln aus Rom. Die reformierte Kirche nennt die vierzig Tage vor Ostern auch nicht mehr Fastenzeit, sondern Passionszeit. Der Inhalt ist der gleiche, Vorbereitung auf die Osterfesttage, die Form eine andere. Die Reformator*innen standen in der spätmittelalterlichen Tradition einer verinnerlichten Frömmigkeit. Nicht die quantifizierbaren äusseren Akte waren wichtig, sondern die Gesinnung. So schreibt Martin Luther: «Kein Christ ist zu den Werken, die Gott nicht geboten, verpflichtet. Er darf also zu jeder Zeit jegliche Speise zu sich nehmen.»

« Schon im Alten Testament ist das Fasten ein Mittel zur Sühne, Reinigung, Busse und ein Zeichen der Trauer.
FASTENZEIT | SCHWERPUNKT 7
»

Seit einigen Jahrzehnten ist in der reformierten Kirche das Fasten wieder entdeckt worden. Dabei geht es nicht darum, zu überlieferten Speiseregeln zurückzukehren. Sondern um das Aufbrechen eigener Gewohnheiten, um dem Heiligen Geist Raum zu geben. In der katholischen Kirche wird heute nur noch am Aschermittwoch und Karfreitag das Fasten empfohlen und zwar in Form des Verzichtes auf Fleisch und Alkohol.

Fasten und Fas(t)nacht

Das Wort Fastnacht stammt von einem mittelhochdeutschen Wort ab, welches «Vorabend der Fastenzeit» bedeutet und ist belegt seit 1200. Die mittelalterliche Fasnacht wird auf das Werk «De civitate Dei» von Augustinus zurückgeführt. Die Fasnacht steht für den Staat des Teufels. Als lehrreiches Beispiel wurde daher die wilde, oftmals ausartende Fasnacht von der Kirche geduldet. Es sollte damit gezeigt werden, dass der Staat des Teufels und auch der Mensch vergänglich ist. Am Ende bleibt Gott siegreich. Mit dem Aschermittwoch musste die Fasnacht daher enden, um die unausweichliche Umkehr zu Gott zu verdeutlichen. Während die Kirche bei gotteslästerlichen Szenen während der Fasnacht untätig blieb, wurde ein Weiterfeiern in den Aschermittwoch hinein streng verfolgt.

Es fällt auf, dass das Backwerk von Fasnacht reich an Fett, Eiern und Zucker ist. In der Tradition war es Brauch, die verbotenen Speisen der Fastenzeit vorher noch aufzubrauchen. So heisst der Fastnachtsdienstag im französischsprachigen Raum: Mardi Gras (zu deutsch: fetter Dienstag), im englischsprachigen Pancake Tuesday (zu deutsch: Pfannkuchendienstag).

Sinn und Bedeutung des Fastens

Es mag einleuchten, dass zur Vorbereitung auf Ostern Beten und Almosengeben gehören, wie es die kirchliche Tradition vorsieht. Warum gehört das Fasten dazu, und zwar ursprünglich so gewichtig, dass diese Zeit sogar den Namen Fasten trägt? Nicht nur im Westen, auch im Osten machte man sich dazu Gedanken. Der indische Politiker Mahatma Gandhi (1869–1948) schrieb, dass Fasten etwas anderes sei als nichts zu essen. Und der schweizerisch-deutsche Dichter Hermann Hesse (1877–1962) meinte: «Wenn ein Mensch nichts zu essen hat, ist Fasten das Klügste, was er machen kann.»

Zu allen Zeiten und in allen Religionen und Kulturen wird gefastet. Der Sinn kann sich wandeln, das Fasten bleibt. Die religiöse Dimension betont das Reinigen des Körpers und der Seele, die Willenskräfte sollen gesammelt und Busse getan werden. Mit Busse ist ein innerer Wandel gemeint, eine Umkehr zum göttlichen Geheimnis. Die Sinne werden geschärft und man kann sogar Ekstase erlangen durch Fasten. Fasten ist ein bewusster, freiwilliger Verzicht auf Nahrung. Man könnte es auch als Time-out verstehen, als eine Auszeit, in der wir den Alltag bewusster erleben und gestalten. Oftmals wird einem erst durch das Fehlen von

Im Mittelalter wurden die Fastenregeln immer wieder aufgeweicht. Fische galten schon bald einmal als Fastenspeise.

Gewohntem, durch das Anderssein als die Routine, bewusst, was wir eigentlich täglich unbewusst machen. Das heisst beim Fasten eben vor allem unsere Essgewohnheiten. Es kann deutlicher werden, wann und warum, wir was essen. Der Unterbruch des Gewohnten kann zu einer Neuorientierung werden. Wie möchte ich neu meine Ernährung gestalten?

Viele Dinge sind in unserer Gesellschaft selbstverständlich geworden. Der Verzicht darauf für eine kleine Weile wird den Wert steigern, das abendliche Glas Wein, den Kaffee früh am Morgen oder das Stück Torte lernen wir neu schätzen und geniessen.

Wir gewinnen innere Freiheit

Da das Fasten Entschlossenheit und Selbstdisziplin braucht sowie eine gute Strategie und Ausdauer, gewinnen wir an Selbstachtung und innerer Freiheit. Wir sind weniger abhängig davon, dass Bedürfnisse erfüllt werden und können besser unterscheiden, was wir wirklich brauchen und was Scheinbedürfnisse sind, die Darunterliegendes verdecken.

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Zum Fasten in der Fastenzeit gehört auch die politische Dimension, in der alten Sprache mit «Almosen geben» ausgedrückt. Es geht nicht nur um eine innerliche Neuausrichtung, sondern «das Gewissen wird hellsichtiger und mächtiger». Das heisst, die Welt wird intensiver und neu in den Blick genommen. Offenheit, Mitmenschlichkeit und Geduld werden kultiviert. Es entwickelt sich die Wahrnehmung, dass wir auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden sind. Es gibt nur eine Welt und wir sind alle auf vielfältige Weise verbunden, das haben die Ereignisse der letzten Jahre nur allzu deutlich gezeigt.

So führen die kirchlichen Hilfswerke «Fastenopfer» und «Brot für alle» seit 1969 in der Fastenzeit jeweils eine ökumenische Kampagne durch. Durch sie soll das gesellschaftliche Bewusstsein geschärft werden für entwicklungspolitische Themen wie die Überwindung von Hunger und Armut, die Geschlechtergerechtigkeit und den Klimawandel. In verschiedenen Aktionen wird Geld gesammelt für entsprechende Projekte in der ganzen Welt.

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Fasten fördert Entschlossenheit, Selbstdisziplin, Ausdauer und stärkt Selbstachtung und innere Freiheit. »

Erstaunlicherweise geht es nicht wenigen Menschen, die in der kirchlichen Fastenzeit alljährlich auch das Fasten praktizieren, ganz ähnlich wie es Mahatma Gandhi einst formulierte: «Die Fastenzeiten sind Teil meines Wesens. Ich kann auf sie ebenso wenig verzichten wie auf meine Augen. Was die Augen für die äussere Welt sind, das ist das Fasten für die innere.»

9 FASTENZEIT | SCHWERPUNKT
Es fällt auf, dass das Backwerk von Fasnacht reich an Fett, Eiern und Zucker ist.

Eine alte Form des Trinkfastens ist die Molkenkur.

Durch den Verzicht zum Heil

Fasten bedeutet mehr als Verzicht auf Essen. Das sogenannte Heilfasten ist so alt wie die Menschheit. Es wirkt auf Körper, Geist und Seele. Neueste wissenschaftliche Studien bestätigen die positive Wirkung von Fastenkuren auf verschiedenen Ebenen.

Fabrice Müller

Fasten ist wesentlich mehr als nichts essen – es öffnet Türen nach innen», sagte einst die erste deutsche Naturärztin und grosse Mystikerin Hildegard von Bingen (1098–1179). In ihrer Heilkunde spielt die Hinwendung zu sinnvoller und massvoller Lebensführung eine zentrale Rolle. Dabei hatte das Fasten eine grosse Bedeutung. Hildegard von Bingen sah im Fasten eine gute Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Per Definition bedeutet Fasten ein freiwilliger Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für eine begrenzte Zeit. Dieses bewusste Ritual ist so alt wie die Völker der Erde. In der Geschichte der Medizin finden sich ärztlich verordnete Fastenkuren von Hippokrates, Herakleides von Tarent, Thessalus von Tralles und des Römers Cornelius Celsus. Und auch in der arabischen Medizin wurde das Fasten angewandt. Schon seit jeher hatte das Fasten eine spirituelle, aber auch medizinische und soziale Dimension. In allen Religionen und über alle kulturellen Grenzen hinweg haben Menschen gefastet. Somit ist das Fasten kein Alleinstellungsmerkmal des Christentums. Im Buddhismus wird Fasten als Weg zur Erleuchtung verstanden. Hinduistische Gläubige fasten hauptsächlich als Ausdruck der Busse und um ihre Seele von Sünde zu reinigen. Und im Islam bildet das Fasten eine der fünf heiligen Säulen und ist somit für alle Gläubigen obligatorisch.

Von Mahatma Gandhi bis Otto Buchinger Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Heilfasten und religiösem Fasten. In beiden Formen geht es jedoch um die körperliche Gesundheit als auch um das «Heil der Seele». In den Schriften von Heiligen und Päpsten finden sich in den Jahrhunderten nach Christus immer wieder Aufforderungen zum Fasten – sowohl für die heile Seele als auch für den gesunden Körper. Im 20. Jahrhundert wurde das Fasten unter anderem dank Mahatma Gandhi bekannt. Sein erstes grosses Fasten unternahm er im September 1924. Auch die moderne Medizin entdeckte die Wirkung von Fastenkuren. Mit nachhaltigem Erfolg verbreitete der deutsche Arzt Dr. Otto Buchinger das Heilfasten und gründete 1920 in Witzenhausen eine eigene Fastenklinik. Sein Ansatz kombinierte das Heilfasten mit medizinischer Überwachung, Bewegung und psychologischer Betreuung. Die Buchinger Fasten-Methode mit Säften und Gemüsebrühen ist bis heute die weitverbreitstete. Zur gleichen Zeit lebte und entwickelte der österreichische Arzt Dr. Franz Xaver Mayr die nach ihm benannte Mayr-Kur. Für ihn war der Darm als Zentrum des Immunsystems das «Wurzelsystem» unseres Körpers. Dieser Erkenntnis widmete F. X. Mayr seine lebenslange Forschung und legte damit den Grundstein für die heutige Mayr-Medizin. Seine Therapiemethode beruht auf der Schonung, Säuberung und Schulung des

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Verdauungsapparates. Nebst der Mayr-Kur entstanden auch andere Kuren wie etwa die Molkenkur und die Schroth-Kur, die es heute noch vereinzelt gibt.

Klarheit und Leichtigkeit

Ebenfalls schon lange als Fastenleiterin unterwegs ist Ida Hofstetter aus Männedorf ZH. «Am 10. Oktober 2004 läutete ich mit einem Glöckli die erste Kurswoche ein», erinnert sich Ida Hofstetter. Bis heute hat das Glöckli über 180-mal gebimmelt. Zusammen mit ihrem Team begleitete Ida Hofstetter 3700 Teilnehmende durch das Abenteuer Fasten. Ernährung, Bewegung, Entspannung und «gesundes Denken» waren schon in jungen Jahren ihre Lieblingsthemen. Nach und nach wuchs ihr Interesse fürs Fasten. Also entschloss sie sich, die Ausbildung zur Fastenleiterin zu absolvieren. Worin liegt für sie die Faszination des Fastens? «Am meisten fasziniert mich, wie gut man ohne Essen auskommen kann. Ich fühle mich beim Fasten putzmunter, habe eine Klarheit im Kopf und eine Leichtigkeit im Bauch, wie ich sie selten in diesem Ausmass im Alltag erfahre.» Nach dem Fasten spüre sie eine neue Energie und Lust, noch gesünder zu essen und zu leben. Ida Hofstetter spricht von einer «neuen Wohlgesinnung gegenüber mir und dem Rest der Welt». Und schliesslich fasziniere sie die einmalige Wirkung des Fastens auf die Gesundheit.

Körperlich, geistig und spirituell

Die Wirkung von Fastenkuren hat unlängst die Forschung auf den Plan gerufen. Auf der wissenschaftlichen Ebene hat die Fastenforschung seit 2016 – mit der Entdeckung bzw. breiten Bekanntmachung der Autophagie (Selbstverdauung) – richtig Fahrt aufgenommen. Heute forschen gemäss der Fastenkoryphäe Professor Andreas Michalsen von der Charité Berlin rund hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Thema Fasten. Folgende Bereiche stehen dabei im Vordergrund: Lebensverlängerung durch Fasten, Fasten bei Krebs bzw. während Chemotherapien sowie entzündliche und altersbedingte Erkrankungen des Gehirns wie Demenz, Parkinson oder Multiple Sklerose.

Wie Ida Hofstetter informiert, wirkt Fasten körperlich wie auch geistig und spirituell: «Als Erstes wird der Stoffwechsel umgeschaltet. Dabei wechselt der Körper von der Ernährung von aussen zur Ernährung von innen, indem er auf die Fettreserven zugreift.» Weiter wechselt die Energiebereitstellung von Glukose (Zucker) auf Fett. Grund: Der Körper kann nur wenig Glukose speichern; die Vorräte reichen höchstens für einen Tag. Fett hingegen kann der Körper extrem viel speichern. Zu Beginn wird, so Ida Hofstetter, auch vom Eiweiss noch etwas Energie hergestellt, allerdings nur in geringem Mass. «Heute weiss man, dass der Körper dafür vor allem defekte Eiweissbestandteile nutzt. Vom früher behaupteten Eiweissabbau kann heute keine Rede mehr sein», erklärt Ida Hofstetter. Wichtig dabei sei, dass Fasten stets mit ausreichend Bewegung verbunden wird.

Recycling in den Zellen

2016 wurde für die bahnbrechende Erkenntnis der Autophagie (Selbstverdauung) der Nobelpreis der Medizin an den Japaner Yoshinori Ohsumi vergeben. Die Autophagie steht in direktem Zusammenhang mit dem Fasten. «Ohsumi hat herausgefunden, dass die Autophagie bei einer Nahrungsrestriktion auf Hochtouren läuft. Störendes und Überflüssiges wird in den Zellen abgebaut bzw. recycelt. Was nicht gebraucht werden kann, wird ausgeschieden», erläutert Ida Hofstetter. Auch die Zellreparatur werde beim Fasten angekurbelt: Gene, Proteine und Mitochondrien werden repariert. «Eine Autophagie, die ab und zu auf Hochtouren geschaltet wird, ist das A und O für ein gesundes, langes Leben. Durch die Autophagie wird in den Zellen aufgeräumt», sagt Ida Hofstetter und vergleicht diesen Vorgang mit dem Abtransport von Müll. «Je weniger Müll da ist, desto besser kann jede der rund 40 Billionen Zellen im menschlichen Körper funktionieren.» Wissenschaftlich belegt sei weiter, dass sich beim Fasten die Blutwerte wie auch der Blutdruck normalisieren. Im Darm werden die entzündungshemmenden Bakterien vermehrt, und auch alle weiteren Entzündungen werden reduziert, insbesondere rheumatische sowie chronische Schmerzen wie Kopfweh oder Migräne. Weiter findet eine Aktivierung der StammzellenNeubildung statt. Die Fettleber, heutzutage ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, wird reduziert. Laut der neuesten Forschung wirkt sich Fasten positiv auf Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Demenz aus. Ausserdem werden die Selbstheilungs-

Ausreichend zu Trinken ist beim Fasten wichtig. Auch Frucht- oder Gemüsesäfte sind geeignet.

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kräfte gestärkt. «Fasten ist die einzig bekannte Methode der Lebensverlängerung, die bei lebenden Organismen nachgewiesen wurde», betont die Fastenleiterin.

Wohltuend für die Psyche

Zu den Wirkungen auf der mentalen, emotionalen und intuitiven Ebene fehlen noch wissenschaftliche Erkenntnisse. Doch die Erfahrungswerte sind laut Ida Hofstetter eindeutig: «Im Kopf kehrt Ruhe ein, das Gedankenkarussell dreht viel weniger oft; die häufigen Sorgengedanken weichen der Zuversicht; die Empfindungen von Wohlgesinnung, Freude und sogar Liebe sind wieder präsent. Und schliesslich nehme ich wahr, was für mich wirklich wichtig ist.» Nach den Angaben der Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung e.V. können beim Fasten auf der Ebene des Nervensystems unter anderem depressive Verstimmungen sowie psychische Störungen gelindert werden.

Wie funktioniert Heilfasten?

Laut Ida Hofstetter besteht eine Fastenkur aus drei Teilen: der Vorbereitung (Entlastungstage), der Fastentage und der Aufbautage (Ausstieg aus dem Fasten). Während der Entlastungstage sollten die Ernährung auf möglichst pflanzliche Lebensmittel umgestellt und Genussmittel abgesetzt oder zumindest reduziert werden. In dieser Phase sollte man mehr trinken und allfälligen Stress reduzieren. «Auf diese Weise stellt man sich mental und körperlich auf das Abenteuer Fasten ein.» Die Buchinger-Methode beginnt als «Ritual» mit dem «Glaubern»: Mit Hilfe des Glaubersalzes, einem

mineralischen, bitter schmeckenden Abführmittel mit Natrium sulfuricum, benannt nach seinem Entdecker Johann Rudolf Glauber (1604–1670), wird der Darm möglichst gut geleert, gleichzeitig verschwindet das Hungergefühl. Während der Fastentage besteht die Ernährung vor allem aus einem frisch gepressten Karottensaft am Morgen und aus einer Fastensuppe auf Gemüsebasis mit wenig Salz am Mittag und Abend. Pro Tag sollten mindestens zweieinhalb Liter Wasser und Kräutertee getrunken werden.

Am Morgen sieht Ida Hofstetter für ihre Fastengruppen immer eine Bewegungseinheit im Freien vor. Am Vormittag stehen meist Yoga oder Meditation auf dem Programm, und am Nachmittag zwei Wanderangebote: ein mindestens eineinhalbstündiges und ein zweieinhalbbis dreieinhalbstündiges. Abends trifft man sich für einen Vortrag oder geniesst das Wellnessen. Ein Dampfbad, ein Saunagang oder eine Massage tun beim Fasten besonders gut. Wie der Einstieg sollte auch der Ausstieg aus dem Fasten sorgfältig erfolgen, wie Ida Hofstetter betont. So kann man das Fasten mit Kartoffeln oder einem anderen Gemüse oder klassisch mit einem gebackenen Apfel beenden. Danach folgen – je nach Dauer der Fastenzeit – zwei bis drei oder mehr Aufbautage mit leichter, möglichst pflanzlicher Kost. «Das Fastenende sollte sehr feierlich erfolgen – die Verzichtsleistung will gewürdigt werden», findet Ida Hofstetter.

www.fasten-wandern-wellness.ch

www.aerztegesellschaft-heilfasten.de

Auch Tiere fasten

Winterschlaf haltende Tiere schlafen beim Fasten, Zugvögel bewegen sich intensiv ohne Nahrung, und Pinguine können bis sechs Monate pro Jahr bei Aussentemperaturen bis minus 60 Grad fasten und sich währenddessen sogar mausern sowie ihre Eier legen.

13 HEILFASTEN | SCHWERPUNKT

Grosses Hotel in kleinem Kanton

Freundlichkeit, Komfort, Wellness und eine Küche mit 16 GaultMillau-Punkten. Das alles bietet das Reha- und Kurhotel Hof Weissbad im Kanton Appenzell Innerrhoden. Für das nicht ganz günstige Angebot wird sehr viel geboten.

Appenzell, Hauptort des gleichnamigen Halbkantons Innerhoden, ist mit gut 5000 Einwohnern überschaubar. Noch überschaubarer ist der Flecken Weissbad, der zwischen Appenzell und Wasserauen auf gut 800 Metern über Meer liegt. Ein paar wenige Häuser, eine Bäckerei, ein kleiner Bahnhof und zwei Restaurants. Und dann aber auch das Hotel Hof Weissbad. Ein Rehabilitations- und Kurhotel mit gehobenen Angeboten von mindestens nationaler Klasse und einer ausgezeichneten Gastronomie. Gerade erst wurde wieder investiert. Und zwar in die Erweiterung des Spa- und Wellnessbereichs. Seit 1994 wird es von Damaris und Christian Lienhard geleitet. Diesen Sommer – also nach genau 30 Jahren – wollen sie die Führung des Hauses nun abgeben.

Dass das Hotel, welches als Reha-Hotel auch auf der Spitalliste seines Kantons steht, dermassen erfolgreich sein könnte, war vor der Ära Lienhard nicht unbedingt abzusehen. Zwar hatte der Standort schon eine grosse Tradition. Das erste Kurhaus entstand um 1790, als Carl Jakob Inauen die Molkenkur in Weissbad einführte. Sein Vater, der Schotten Sepp, gilt als Begründer der Molkenkur. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr

1914 endete die erste Blütezeit des Kurhotels. Zwar gibt es nach dem Ersten Weltkrieg und auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder einen Aufschwung. Doch das Konzept, das auch auf Tagestourismus basiert, funktioniert nicht mehr. In den Siebziger- und Achtzigerjahren verfiel das alte Kurhaus immer mehr, bis Anfang der 1990er-Jahre eine neue Eigentümerschaft das jetzige, neue Hotel Hof Weissbad, erbauen lässt. Der Mut der Aktionäre der neuen Gesellschaft wurde belohnt. Die Auslastung der aktuell 87 Zimmer ist sehr gut. Und auch die Küche ist nicht nur bei Hotelgästen sehr beliebt. Geleitet wird die preisgekrönte Küche von Käthi Fässler, die als GaultMillau-Köchin des Jahres 2009/2010 ausgezeichnet wurde. Seitdem gibt es kontinuierlich 16 GaultMillau-Punkte.

Hohe Punktzahl, aber bodenständig

Bleiben wir doch gerade bei der Küche. Diese ist – im Gegensatz zu manch anderen hoch bewerteten Lokalen – angenehm konservativ. Die Karotten etwa haben zwar noch etwas Biss, sind aber gekocht und nicht roh, wie frisch für die Kaninchenfütterung. Ein besonderer Höhepunkt ist jeweils der Mittwochabend. Der sogenannte «Appenzeller-Abend». Ein hervorragendes

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Buffet mit Appenzeller Spezialitäten, welche eigentlich bereits den ganzen Appetit der Kurgäste zu stillen vermöchten, wird ergänzt von einem Hauptgang, der ebenso keine Wünsche offenlässt. Und für das kleine Hüngerlein zwischen dem Appenzeller Buffet und dem Hauptgang wird gleich auch noch ein zweites Buffet mit Käsetoast, Weisswürsten, Spätzli und Apfelmus angerichtet. Dabei darf natürlich die volkstümliche Unterhaltung mit Appenzeller Folklore nicht fehlen. In einem Kur- und Rehazentrum sollte natürlich nicht den ganzen Tag nur gegessen werden. Obschon auch das im Grunde dank dem Angebot im Bistro ganz gut möglich wäre. Und vor allem das Kuchenbuffet am Nachmittag erfreut sich regelmässig grossen Zuspruchs. Im Gesundheitszentrum warten aber noch ganz andere Angebote, die dem Leib auch von aussen Gutes tun. Dazu gehört das Innen- und Aussenbad mit diversen Düsen, Wasserfällen und Sprudeltopf. Dann aber auch das Badeund Saunahaus mit einem 35 Grad warmen Sprudelbecken, einem Naturschwimmbecken, einem Fitnessraum und einem Saunabereich.

Massage oder andere Behandlung

Wer mag, der kann auch eine individuelle Behandlung oder Massage buchen. Teilweise gehören diese auch zum Pauschalangebot. So kam der Schreibende zu einer Gesichtsbehandlung. Seiner ersten in der Form übrigens. Die Behandlung war nicht nur sehr angenehm und wohltuend. Nein, sie hinterliess auch sichtbar positive Auswirkungen auf der Haut, welche sogar von aufmerksamen Beobachterinnen bemerkt wurden. Hyaluron heisst das Zauberwort für die Zaubersalbe, die aufgetragen wurde. Spezielle Betreuung erhalten auch die Gäste, welche zur Rehabilitation nach Weissbad kommen. Insbesondere für die Rehabilitation nach orthopädischen Eingriffen ist das Hotel nicht nur geeignet, sondern auch auf der Spitalliste des Kantons anerkannt.

Der Kantonshauptort Appenzell mit seinen wunderschönen Häusern liegt nahe am Hotel.

Die Gesichtsbehandlung wirkt auch bei Mann wohltuend.

Die liebliche Umgebung des beschaulichen Appenzellerlandes bietet sämtliche Möglichkeiten für Ausflüge, Spaziergänge oder Wanderungen. Und wer einen unerfüllten Wunsch oder ein Bedürfnis hat, kann sich stets auch an die insgesamt rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wenden. Besonders beeindruckend ist, wie rasch diese sich die Namen der Gäste merken und man stets auch beim Namen angesprochen wird.

Qualität hat ihren Preis

Das hervorragende Angebot hat seinen Preis. Aber wo hat man sonst bei Halbpension eine Küche mit 16 GaultMillau-Punkten inbegriffen? Und wo hat man auf jeder Etage jederzeit gratis kalte und heisse Getränke zur Verfügung – und dies im Preis inklusive? Fazit: Ein Aufenthalt im Hof Weissbad ist jeden Franken wert. Auch wenn es halt ein paar Franken sind.

Die Küche hat nicht weniger als 16 GaultMillauPunkte zu bieten.

15 HOTEL HOF WEISSBAD | SCHWERPUNKT
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Hausapotheke –Gerüstet für den Notfall

Wie schnell passiert ein Unfall, man kann nicht schlafen oder erkrankt?

Mit einer gut sortierten Hausapotheke ist man dann gut gewappnet. Übrigens: Auch das richtige Material gehört dazu.

Lioba Schneemann

Ein Schnitt mit dem Küchenmesser, plötzliche Halsschmerzen, eine Schürfwunde oder ein Grippaler Infekt. Der Alltag läuft oft nicht rund. Meistens ist der Besuch beim Arzt/der Ärztin oder der Gang in den Notfall nicht nötig. Es reicht der Griff in die Hausapotheke. Würde man Herr und Frau Schweizer fragen, was in die Hausapotheke gehört, wären die Antworten wohl etwas lückenhaft. Nachfolgend listen wir auf, was eine gut sortierte Hausapotheke beinhalten sollte.

Die Hausapotheke sollte aus einer Mischung von Verbandsmaterial, nicht medikamentösen Hilfsmittel und einigen Medikamenten bestehen. Zu den wichtigsten Verbandsmitteln gehören sterile Kompressen, die man zur keimfreien Abdeckung von Wunden brauchen kann sowie Mullbinden in verschiedenen Breiten, dann Heftpflaster, Pflasterstrips und Wundschnellverband zur Behandlung kleinerer Verletzungen. Daneben sollte man auch Verbandwatte zum Auspolstern von Verbänden sowie Verbandklammern aufbewahren, um die Verbände zu fixieren. Eine Schere für das Zuschneiden von Material ist ebenfalls ideal. Zu den nicht medikamentösen Hilfsmitteln zählen ein digitales Fieberthermometer mit Einweghülle, ein Wund-Desinfektionsmittel mit Sprühdosierkopf für eine einfache Handhabung. Diese Art der Mittel wirken schmerzfrei. Auch antiseptische Wundcremes sind geeignet. Ratsam sind zudem Einmalhandschuhe, die vor Infektionen schützen. Eine Pinzette zur Entfernung von Splittern sowie eine Zeckenzange oder Zeckenkarte sind zudem empfehlenswert. Auch Kühlkompressen machen Sinn, die man im Kühlfach aufbewahrt.

Die nötigen Medikamente

Die Hausapotheke sollte ebenfalls einige wenige Medikamente enthalten: Dazu gehören Mittel gegen Schmerzen sowie Halswehtabletten oder Halswehspray. Pflanzliche Schmerzmittel sind oftmals hilfreicher als Ibuprofen oder Paracetamol, da keine Nebenwirkungen zu erwarten sind. Pfefferminzöl beispielsweise kann wie Studien zeigten, bei Spannungskopfschmerzen helfen. Nelkenöl wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, und hat sich vor allem bei der Behandlung von Zahnschmerzen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum bewährt. Weitere Pflanzen und ihre Anwendungen folgen weiter unten.

Mittel gegen Durchfall und Verstopfung sind nur begrenzt sinnvoll. Eine Creme gegen Juckreiz bei Insektenstichen ist immer hilfreich. Andere Medikamente braucht es nicht, ausserdem sollten diese Medikamente getrennt von verschriebenen Medikamenten aufbewahrt werden.

Auch an Kinder denken

Wer mit Kindern in einem Haushalt lebt, sollte zudem folgende Mittel und Medikamente in seiner Hausapotheke haben: Nasenspray mit isotonischer Kochsalzlösung, welcher die Schleimhäute befeuchtet und bei Schnupfen für Linderung sorgt. Abschwellende Nasensprays befreien Nase und Nebenhöhlen. Ratsam ist auch ein Hustensaft, wobei bei älteren Kindern auch Pastillen und Balsam zum Einreiben oder Inhalieren zu empfehlen sind. Kochsalz- oder Meerwassernasentropfen können helfen, zähes Sekret und verkrustete Nasenschleimhaut zu verflüssigen.

17 KLEINE HAUSAPOTHEKE | GESUNDHEIT

Bei Schmerzen und Fieber helfen auch bei Kindern oft Ibuprofen oder Paracetamol oder alternative pflanzliche Mittel. Beachten sollte man eine altersgemässe Dosierung. Kann ein Kind nicht gut schlucken, kommen allenfalls eher Zäpfchen oder Saft infrage. Bei starkem Durchfall oder Erbrechen helfen fertige Mischungen eines Glucose-Mineralstoff-Präparats. So kann das Austrocknen des Körpers verhindert werden.

Gut aufbewahren

Alle Medikamente sollten in der Originalverpackung mit Beipackzettel aufbewahrt werden, zudem ist es ratsam, das Kauf- und Öffnungsdatum auf der Verpackung zu notieren. Um in der Hektik eines Notfalls eine Verwechslung zu vermeiden, sollte man die Mittel für Erwachsene und Kinder getrennt aufbewahren. Medikamente bewahrt man am besten in einem abschliessbaren Schränkchen auf, das für Kinderhände unerreichbar angebracht ist. Entgegen der gängigen Praxis vieler Leute haben Arzneimittel im Badezimmer oder in der Küche nichts zu suchen. Denn diese Orte sind zu feucht und die Temperatur schwankt zu stark, sodass Medikamente Schaden nehmen und ihre Wirkung verlieren können. Der optimale Aufbewahrungsort für eine Hausapotheke ist das Schlafzimmer, der Flur oder eine Abstellkammer – einfache Regel: kühl, dunkel und trocken. Rezeptpflichtige Medikamente wie auch Tierarzneimittel sowie Reinigungsmittel und andere Chemikalien gehören nicht in eine normale Hausapotheke. Mindestens einmal pro Jahr sollte die Hausapotheke auf Vollständigkeit überprüft werden. Dabei kann auch gleich auf das Haltbarkeitsdatum geschaut werden. Abgelaufene Medikamente sollte man in die Apotheke bringen und fachgerecht entsorgen lassen. Auch bei Unsicherheit betreffend Haltbarkeiten, Wirkungsweisen oder wenn der Beipackzettel verloren gegangen ist, kann man in der Apotheke um Rat bitten.

Pflanzen zur Heilung

Ein Schatz sind Heilpflanzen und natürliche Heilmittel. So ist es ratsam, auch eine kleine pflanzliche Hausapotheke einzurichten, und sich vorab damit auseinanderzusetzen. Gerade bei Erkältungskrankheiten und lokalen Schmerzen sind sanfte, aber wirkungsvolle Arzneien gefragt. Allerdings sollte man bedenken und bei Zweifel Rat einholen, ob sich pflanzliche Mittel mit Fertigarzneien vertragen. Wechselwirkungen sind nicht selten, wenn auch weniger bekannt. Bewährte Heilkräuter sind Kamille, Arnika, Salbei, Thymian, Lavendel, Melisse, Ingwer, Rosmarin, Brennnessel, Pfefferminze und Schafgarbe. Auch einige klassische Küchenkräuter können als Arzneipflanzen eine gute Wirkung erzielen. Folgend eine kleine Auswahl bekannter Kräuter und ihrer Anwendung: Kamille wirkt antibakteriell, entzündungshemmend, entkrampfend und verdauungsanregend. Als Tee hilft Kamille bei

Verdauungsproblemen, sowie bei Entzündungen im Hals- und Rachenraum. Inhalationen mit Kamillenblüten sind bei Erkältungen und verstopfter Nase hilfreich. Bei trockener Haut oder bakteriellen Hautentzündungen empfiehlt sich eine Salbe mit Kamillenextrakt. Wer kennt nicht das Lavendelsäckchen aus der Provence? Lavendelblütentee wirkt beruhigend und entspannt, als Öl auf Stirn oder Schläfe getröpfelt, entfaltet es eine beruhigende Wirkung. Arnika ist zu einer Salbe verarbeitet hilfreich bei Verletzungen wie Prellungen, Verstauchungen und Sportverletzungen. Pfefferminztee wirkt ebenfalls entzündungshemmend und magenberuhigend. Daher wird er traditionell bei Verdauungsbeschwerden, Reizdarm, Blähungen oder Völlegefühl getrunken. Pfefferminzöl hilft in verdünnter Form äusserlich angewendet gegen Muskelverspannungen, Gliederschmerzen und Spannungskopfschmerz. Die anregende und Herz- und Kreislaufstärkende Wirkung von Rosmarin war schon in der Antike bekannt. In der traditionellen Medizin wird Rosmarin als mildes Schmerzmittel, bei Rheuma oder bei niedrigem Blutdruck eingesetzt. Rosmarinöl auf der Haut fördert die Durchblutung und hilft, Verspannungen zu lösen. Lokal als Salbe kann Beinwell

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bei Beschwerden des Bewegungsapparates wie Entzündungen und Schwellungen von Muskeln und Gelenken, Gelenkerkrankungen sowie bei Verstauchungen und bei Rückenschmerzen helfen. Hier sind es die Wirkstoffe Allantoin und Rosmarinsäure, die entzündungshemmend wirken. Ingwer – bekannt aus der asiatischen Küche – wirkt als Tee bei Übelkeit oder Reisekrankheit und bringt die Verdauung wieder in Schwung. Traditionell wird er bei Magengeschwüren eingesetzt. Ingwersud als Badezusatz hilft bei Muskelund Gelenkbeschwerden. Immunstärkend wie Ingwer wirkt auch Thymian. Zudem wird diesem Heilkraut eine desinfizierende, schleim- und krampflösende Wirkung zugeschrieben und es wird daher oft bei Husten und Bronchitis eingesetzt.

Auch an Globuli denken

Homöopathische Heilmittel sind beliebt, auch in der Hausapotheke. Sie werden aus Pflanzen, Mineralien oder tierischen Substanzen gewonnen, die verdünnt und «dynamisiert» werden, dann wird mit ihnen ein neutraler Träger (Zuckergranulat) getränkt oder man erhält sie in Tropfenform. Bewahren Sie die Mittel kühl, dunkel und trocken auf.

Homöopathische Hausapotheke

• Aconitum gegen hohes Fieber, akute Schmerzen sowie nach einem Schock.

• Apis mellifica ist ein Bienengift, das bei Insektenstichen, Ohren- und Halsschmerzen sowie Hautausschlägen zum Einsatz kommt.

• Arnika heilt Verletzungen, hilft bei Nasenbluten, fieberhaften Infekten und Überanstrengung.

• Arsenicum Album wird bei Übelkeit, Erbrechen, Brechdurchfall sowie bei Husten und Schnupfen mit brennendem Gefühl eingesetzt.

• Belladonna lindert Entzündungen und hohes Fieber.

• Cantharis findet Verwendung bei einer Blasenentzündung, Verbrennungen und Sonnenbrand.

• Gelsemium wird bei Kopfschmerzen, Grippe, Prüfungsangst und Stress verabreicht.

• Hypericum hilft bei Verletzungen und Entzündungen nervenreicher Gewebe.

• Nux Vomica, ist auch als Brechnuss bekannt. Sie lindert Magendrücken und hilft bei Stress.

• Okoubaka soll bei Durchfall und Erbrechen helfen.

• Pulsatilla ist bei Verdauungs- oder Blasenbeschwerden sowie Schnupfen mit gelbem Ausfluss das Mittel der Wahl.

• Rhus Toxicodendron soll zur Linderung bei Rückenschmerzen, Verspannungen, Verrenkungen oder Zerrungen beitragen.

• Veratrum album wird bei Schwäche und Erschöpfung empfohlen.

Kinder können die gleichen homöopathischen Mittel einnehmen wie Erwachsene. Hier wird zusätzlich noch Kamille bei Schmerzen durch Zahnen, Ohrenentzündungen oder Bauchschmerzen und Sambucus Nigra, eingesetzt bei Schnupfen, der das Atmen erschwert, empfohlen.

Das Erste-Hilfe-Set sollte mindestens einmal im Jahr überprüft werden.

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Auch eine Pinzette – etwa zum Entfernen von Fremdkörpern – gehört in die Hausapotheke.
KLEINE HAUSAPOTHEKE | GESUNDHEIT

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Wenn der Magen brennt

Magenbrennen ist in der kalten Jahreszeit, wenn fettig und üppig gegessen wird, keine Seltenheit. Die Ursachen dafür sind jedoch weit vielfältiger als gedacht – aber zum Glück kennt die Natur erprobte Mittel gegen die Beschwerden.

Bei Magen- und Sodbrennen greifen viele Leute zu sogenannten Säureblockern. Die frei verkäuflichen Mittel wirken schnell, binden die überschüssige Säure und beruhigen dadurch den Magen innert kurzer Zeit. Bei akuten Brennschmerzen, die durch ein «zu viel» an Magensäure hervorgerufen werden, kann das sehr hilfreich sein. Ab 50 Jahren nimmt die Magensäureproduktion jedoch bei einigen Menschen ab und die Eiweisse können nicht mehr so gut verdaut werden. Statt die Säure zu neutralisieren, müsste man hier also eher einen Schuss Zitronensaft zum Essen geben um die Magenaktivität anzuregen und Bauchschmerzen zu lindern. Wer also ab dem mittleren Alter öfters unter Verdauungsproblemen leidet, ist gut beraten, sowohl die Variante Säureblocker als auch die Variante Zitronensaft auszuprobieren – oder die möglichen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten erst mit einer Fachperson abzuklären.

« Durch Zugabe eines Spritzers Zitronensafts zum Essen lässt sich die Magenaktivität stimulieren.
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Schluss mit Stress und Fett

Zu üppige Mahlzeiten, fettes Essen, Süssigkeiten und Weissmehl zum Beispiel, stören die Funktion der Verdauungsenzyme, ebenso Stress, Hektik beim Essen sowie Alkohol, Koffein und Nikotin. Dadurch wird die Nahrung nicht mehr vollständig zersetzt und Magensaft gelangt in die Speiseröhre. Im Gegensatz zum Magen ist die Speiseröhre jedoch nicht mit einer schützenden Schicht überzogen. Die Magensäure greift unweigerlich die Eiweissstrukturen der Speiseröhrenschleimhaut an, was zu einem unangenehmen Brennen im Hals führt, das sich im Liegen, beim Bücken oder Heben noch verstärkt.

Bei Magenbrennen und Oberbauchschmerzen wird in der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde als Sofortmassnahme oft roher Kartoffelsaft empfohlen. Die im Saft enthaltene Stärke bindet die überschüssige Magensäure und lindert die Beschwerden rasch. Die Therapie ist einfach: Man trinkt morgens und abends je einen Deziliter Kartoffelsaft. Bei starken Beschwerden darf es auch mehr sein. Bereits nach einer Woche sollten sich erste Verbesserungen einstellen. Weitere Helfer aus der Natur sind verschiedene Gewürze wie Kardamom. Die Samenkapseln dieser Pflanze können nach einem schweren Essen zerkaut oder mit heissem Wasser zu einem Tee aufgegossen und getrunken werden. Ein anderes wirksames Mittel ist der ursprünglch aus Mexiko stammende Feigenkaktus. Er ist reich an Mineralstoffen, darunter auch Magnesium, und wirkt so als natürlicher Säureblocker.

Das hilft bei Sodbrennen

Kopf hoch: Das Kopfteil des Bettes um zehn Zentimeter erhöhen.

Bitter essen: Viel bekömmlicher als fettige Nahrungsmittel sind bitteres Gemüse, grüne Kräuter und Kartoffeln.

Warm trinken: Kohlensäurehaltige Getränke begünstigen die Übersäuerung. Besser sind zimmerwarmes Wasser ohne Kohlensäure und Tee.

Tinkturen von Heilpflanzen: Angelikawurzel, Enzian, Schafgarbe, Wermut oder Feigenkaktus bringen den Magen und sämtliche Verdauungsdrüsen ebenfalls ins Lot. Im Gegensatz zu künstlichen Säureblockern können solche natürlichen Verdauungshilfen über längere Zeit und ohne Bedenken bei Bedarf eingenommen werden. (kel)

Der Feigenkaktus wirkt als natürlicher Säureblocker.

22 GESUNDHEIT | MAGENBRENNEN

Über das Meditieren, mehr oder weniger

Wie ich hörte, gelingt das Meditieren am besten, wenn man eine bestimmte feste Position einnimmt. Ich ziehe es vor, unter einem Baum zu lungern. Warum also sollte es mir jemals gelingen?

An manchen Tagen schlafe ich ein – oder lande an einem besseren Ort, im Halbschlaf, wo die Welt mit Frühling, Sommer, Herbst, Winter –durch meinen Geist fliegt in ihrem kühnen Aufstieg und ihrem kompromisslosen Abstieg.

Ich liege bloss da, während Raum und Zeit ihre wahren Eigenschaften enthüllen: sie haben nie von mir gehört, sie werden es und brauchen es auch nicht.

Natürlich wache ich am Ende auf und denke, wie wunderbar ist es, ich zu sein, aus Erde und Wasser erschaffen, meine eigenen Gedanken, meine Fingerabdrücke –all dies herrliche, vergängliche Zeugs.

Quelle Sag mir, was hast du vor mit deinem wilden, kostbaren Leben. Gesammelte Gedichte – Mary Oliver. Diogenes, 2023. ISBN 978-3-257-07262-4

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Entgiftung, Energiefluss und Emotionen

Die Leber spielt nicht nur beim Entgiften eine wichtige Rolle. Sie wirkt auch auf das Immunsystem und hat somit einen Einfluss auf Allergien.

Die Traditionelle Chinesische Medizin wie auch das japanische Shiatsu behandeln die Leber aus ganzheitlicher Sicht.

Eine Stange am Feierabend, ein Gläschen Wein zum Essen, ein Cocktail in der Feierrunde, ein Schnäpschen zur Verdauung: Alkohol ist ein oft täglicher Genuss im Alltag. Häufig geht jedoch vergessen, dass sich ein übermässiger und häufiger Alkoholkonsum gesundheitsgefährdend auf den Körper auswirkt. Die Leber als Organ, das bei hohem Alkoholkonsum in Mitleidenschaft gezogen wird, steht dabei an vorderster Stelle. Die Leber baut über bestimmte Eiweisse den Alkohol ab.

Da sie jedoch auch andere Reinigungsprozesse vollziehen muss, sollte man ihr immer wieder eine Pause gönnen. Denn: Die Leber schafft nicht mehr als eine gewisse Menge Alkohol in einer bestimmten Zeit aus dem Blut zu reinigen. Das führt laut dem Schweizer Leberpatienten Verein swiss HePa dazu, dass die Restmenge, die noch nicht von der Leber abgebaut worden ist, auf Gehirn, Herz, Muskeln und andere Körpergewebe einwirkt. Alkohol, zusammen mit Medikamenten eingenommen, strengt die Leber zusätzlich an. Bei zu hohem Alkoholkonsum gerät die normale Leberfunktion aus dem Gleichgewicht. Das chemische Gleichgewicht der Leber ist dann nicht mehr gegeben, was zu Leberzellveränderungen führt oder gar Leberzellen zerstört. Zunächst kommt es zu Fetteinlagerungen (alkoholische Fettleber). Dieser Zustand der Leber ist noch reversibel, das heisst, dass sich die Leber wieder erholt, sofern kein Alkohol mehr getrunken wird.

Energiefluss und Immunsystem

Wenn die Leber in ihrer Funktion geschwächt wird, leiden darunter verschiedene Bereiche des Körpers, wie Thomas Feer von der Naturheilpraxis Nidwalden in Stans, informiert. Der Naturheilpraktiker sowie Therapeut für Shiatsu und Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) betrachtet die Leber aus ganzheitlicher Sicht: «In der TCM spricht man bei der Leber von einem Organsystem, zu dem neben körperlichen auch psychische und geistige Aspekte gehören.» Abgesehen von der Entgiftung als eine der Aufgaben der Leber hält das Organ, das sich im rechten Oberbauch direkt unter dem Zwerchfell

befindet, den Energie- bzw. Qi-Fluss im Körper in Bewegung. Dadurch beeinflusst die Leber auch alle anderen Organsysteme. Laut der TCM wirkt sich der Zustand der Leber-Energie auf die Flexibilität von Sehnen und Bändern aus, ebenso auf die Augen und das Blut. «Die Leber speichert Blut-Energie und gibt diese dem Körper ab, zum Beispiel im Sport oder auch im Menstruationszyklus der Frau. Diese Funktion wirkt sich ebenfalls auf das Immunsystem aus», erklärt Thomas Feer.

Zu viel Hitze führt zu Allergien

Verbindungen zwischen der Leber und dem Immunsystem bestehen beispielsweise über die Durchblutung der Haut. Eine gut durchblutete Haut verfügt über genügend Abwehrmechanismen gegen pathogene Faktoren von aussen. Im Frühling löst der Heuschnupfen bei Betroffenen oft rote Augen aus. Sie sind ebenfalls ein LeberThema, wie Thomas Feer erläutert. «Juckreiz in den Augen oder auf der Haut sind die Folgen von zu viel Hitze im Körper, was wiederum inneren Wind erzeugt und sich als Juckreiz zeigt. Die Hitze entsteht zum Beispiel, wenn der Energiefluss blockiert ist, was zu Druck und Reibung führen kann.» Wenn die Leber ihre Hauptaufgabe, das Entgiften, aufgrund einer Schwächung beispielsweise durch starken Alkoholkonsum nicht mehr ausreichend erfüllt, werden die Toxine bzw. Giftstoffe nicht ausgeschieden.

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Die Leber beeinflusst massgeblich den Energiefluss und das Immunsystem im Körper.
25 LEBER AKTIVIEREN | GESUNDHEIT
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Shiatsu gleicht den Energiefluss in Meridianen und Organen aus und fördert so das körperliche Gleichgewicht.

Eine hohe Belastung an Giftstoffen im Blut begünstigt allergische Symptome ebenfalls. Häufig werden die Leber und mit ihr auch das Immunsystem ferner durch psychische Faktoren wie Stress, Ärger oder Wut geschwächt. Diese Emotionen fördern die Hitze im Körper und verstärken dadurch laut Thomas Feer das Allergierisiko. «Aus der Sicht der TCM bedeutet zu viel Hitze ein Übermass an Yang-Energie im Körper bzw. ein Mangel an Kühle, Yin. Das kann sich als Blutmangel-Hitze zeigen.» Um noch weiter in der Bildsprache zu bleiben: Wind gehört zur Wandlungsphase Holz, der Leber-Energie. Er steht für Flexibilität – zum Beispiel im Umgang mit Emotionen. Zu viel emotionale Hitze im Körper, ausgelöst etwa durch unausgelebten oder übertriebenen Zorn, oder eine organisch geschwächte Leber lassen den Energiefluss stagnieren und können die körperliche oder auch mentale Flexibilität mindern. Auf der psychischen Ebene steht die Leber gemäss ihrer Zugehörigkeit zum Element Holz mit dem kreativen Sein, mit der Entwicklung neuer Ideen und der Lebenslust in Verbindung. «Eine Störung der Leber bzw. ein blockierter Energiefluss äussert sich unter anderem durch depressive Phasen wie durch mangelnde Ideen und Lebensfreude», erklärt Thomas Feer und weist darauf hin, dass Symptome wie Allergien meist durch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ausgelöst werden, die schlussendlich zu einer starken inneren Hitze führen.

Von Antriebsschwäche bis Depressionen

Im Gegensatz zu anderen Organen und Körperteilen reagiert die Leber nicht mit Schmerzen auf eine Schädigung. Leberschäden machen sich über andere Symptome bemerkbar, die nicht immer direkt mit der Leber in Verbindung gebracht werden. Mögliche Hinweise auf ein Leberproblem sind laut Thomas Feer zum Beispiel chronische Antriebsschwäche, mangelnde Lebenslust, starke Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Depressionen. Ein stagnierender Energiefluss als Folge einer geschwächten Leber löst Wut und Zorn aus. Körperlich werden Kopfschmerzen, Schulter- und Nackenverspannungen, Prämenstruelles Syndrom (PMS), Spannungsgefühle im Rippenbogen, Augenprobleme, Schmerzen an Sehnen und Bändern, brüchige Fingernägel sowie Haarausfall mit einem Leberthema in Verbindung gebracht.

Auf die Ernährung achten

Neben Alkohol, wie zu Beginn dieses Beitrages erwähnt, wird die Leber-Energie ebenso durch mangelnde Bewegung – körperlich und mental – geschwächt. «Wer sich physisch zu wenig bewegt, aber auch im Kopf stur, wenig flexibel und extrem strukturiert ist, bringt die Lebensenergie ins Stocken», sagt Thomas Feer. Lebensmittel aus gesättigten Fettsäuren, die zu viel Hitze beinhalten – zum Beispiel grilliertes Fleisch, Würste, frittierte Beilagen oder auch schlechte Öle – schaden der Leber. Als Alternative werden fetthaltige pflanzliche Lebensmittel wie zum Beispiel Oliven, Nüsse, Avocado, Oliven-, Rapsund Leinöl empfohlen. Vermeiden sollte man weiter Trauben- und Fruchtzucker, die in Säften und Süssigkeiten vorkommen, und stattdessen rotes und grünes Gemüse wie Randen oder Spinat, bitterstoffhaltige Pflanzen wie Rucola, Artischocken oder Chicorée, Obst, Beeren, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte bevorzugen. «Trotzdem sollte man beim Essen nicht dogmatisch sein, weil dies die Leber wiederum blockieren würde. Die Freude am Genuss soll im Zentrum stehen», betont Thomas Feer. Schwächend auf das Verdauungssystem und somit auch auf die Leber wirkt sich üppiges Essen zu später Stunde aus. Grund: Der Körper benötigt ausreichend Zeit, um die Nahrung zu verstoffwechseln. Im Schlaf fällt es dem Körper schwerer, gesunde Nährstoffe aus dem Abendessen zu gewinnen. Weil die Verdauung während des Schlafs nicht mehr auf Hochtouren läuft, muss die Leber diese Aufgabe übernehmen.

TCM und Shiatsu

Wie können die Leber und somit auch das Immunsystem mit TCM-Therapien und Shiatsu unterstützt und behandelt werden? «Mit Hilfe der Akupunktur stimulieren wir gezielt jene Punkte im Körper, die den Energiefluss an-

Fingerdruck, Dehnungen oder Rotationen werden bei Shiatsu angewandt, um Blockaden zu lösen.

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regen und das Blut aufbauen», antwortet Thomas Feer. Auch das Immunsystem lasse sich über das Aktivieren von bestimmten Akupunkturpunkten und Meridianen stärken. In der ganzheitlichen japanischen Therapiemethode Shiatsu nehmen die Therapeutinnen und Therapeuten den energetischen Zustand der Meridiane und der dazugehörenden Organe der Klientinnen und Klienten wahr, ertasten Blockaden oder energiearme Zonen und nutzen verschiedene Techniken wie Fingerdruck, Dehnungen und Rotationen, um den Energiefluss in den Meridianen und im ganzen Körper auszugleichen. «Wichtig sind auch Gespräche», betont der TCM- und Shiatsu-Therapeut, «denn sie helfen der Patientin oder dem Patienten, sich auszudrücken und die emotionale Last abzugeben.»

Selbstwahrnehmung und Genesung

Die Berührungen und Bewegungen im Shiatsu werden von den Klientinnen und Klienten auf verschiedenen Ebenen wahrgenommen. Sie spüren, wie ihr Körper auf die Behandlung reagiert und dabei zur Ruhe kommt. Fragen zum aktuellen Körperempfinden während der Behandlung unterstützen die behandelte Person darin, die Geschehnisse im Körper und damit Muster, Bedürfnisse und Gefühle zu erspüren und sich selbst bewusster wahrzunehmen. Denn: Selbstwahrnehmung gilt als ein wesentlicher Aspekt für die Genesung. Sie erlaubt der Klientin und dem Klienten in Kontakt mit Blockaden in Gefühls-, Denk-, Haltungs- oder Handlungsmustern zu kommen. «Wichtig dabei sind das Verstehen und Einordnen der Zusammenhänge der Beschwerden mit der Lebensführung. Damit verbunden ist eine Auseinandersetzung der Klientinnen und Klienten mit sich selbst. Sie erkennen, dass sie selbst wesentlich zu ihrer Genesung beitragen können und finden die Motivation,

für sich selbst einzustehen», sagt Thomas Feer. Der Naturheilpraktiker empfiehlt zudem, sich regelmässig zu bewegen – zum Beispiel mit Tai-Chi, Qigong, Yoga oder Spaziergängen. Auf zu intensives Krafttraining hingegen sollte man verzichten, weil dieses eher zu energetischen Verhärtungen führen kann. Empfehlenswert seien dagegen kreative Tätigkeiten wie Tanzen, Malen oder Musizieren.

Leber-Meridian

Wer will, kann die Leber mit einer Selbstheil-Massage in Form von Akupressur und Meridian-Massage unterstützen (siehe Info-Box). Meridiane sind Körper-Leitbahnen, die Organe, Körperfunktionen und Psyche miteinander verbinden. Die TCM unterscheidet zwischen zwölf verschiedenen Hauptmeridianen. Der Leber-Meridian verläuft vom äusseren Nagelfalzwinkel des grossen Zehs über den Fussrücken zwischen den Mittelfussknochen des ersten und zweiten Zehs, zieht vor dem Innenknöchel nach oben, kreuzt zum inneren, hinteren Rand des Schienbeins und setzt sich bis zum inneren Ende der Kniegelenksfalte fort. Von dort fliesst er weiter über die Mitte der Innenseite des Oberschenkels und um die äusseren Genitalien herum, weiter über die Leisten und den Seitenbereich des Bauches bis zur Spitze der elften Rippe, um in einem grossen Bogen weiterzuziehen bis auf Leberhöhe (6. Interkostalraum), senkrecht unterhalb der Brustwarze. Hier endet der äussere Verlauf des Leber-Meridians. Im Inneren des Körpers fliesst der Meridian weiter, unter anderem verbindet er sich mit der Leber und der Gallenblase oder auch den Augen.

www.swisshepa.org

www.naturheilpraxis-nidwalden.ch

Meridian-Massage

Als Akupressurpunkt empfiehlt sich zum Beispiel der äussere Nagelfalzwinkel des grossen Zehs – der Anfangspunkt des Lebermeridians. Empfohlen wird diese Massage bei niedrigem Blutdruck, Kreislaufkollaps, Regelkrämpfen, PMS, heftigen, plötzlichen Bauchschmerzen sowie Blähungen. Dieser Punkt sollte sanft mit dem Daumen massiert werden – dabei den Zeh mit dem Zeigefinger fixieren. Anschliessend abwechselnd links und rechts oder gleichzeitig massieren. Diese Massage wirkt entspannend, belebend und tonisierend, zudem verfeinert sie die Wahrnehmung. Die volle Wirkung entfalten solche Akupressurpunkte, wenn man vor der Massage den gesamten Leber-Meridian ausstreicht. Die beschriebene Wirkung der Übungen basiert auf den Erkenntnissen der TCM.

Quelle: www.qigong-akademie.at

27 LEBER AKTIVIEREN | GESUNDHEIT

Bei Prostatabeschwerden mit Harnentleerungsstörungen

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Pharma AG, Küssnacht am Rigi

Das Leiden der Männer

Häufiger Harndrang, nächtliche Gänge zur Toilette und das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer wird: Das sind typische Beschwerden bei einer gutartig vergrösserten Prostata. Sie treten meist nach dem 50. Lebensjahr auf und werden im Alter immer häufiger. Natürliche Mittel helfen die Beschwerden zu linden.

Eine gutartige Vergrösserung der Prostata kann sehr lästig sein, ist aber meist harmlos. Falls eine Behandlung nötig wird, besteht in der Regel kein Grund zur Eile.

Vor der Entscheidung für eine Behandlung kann man sich in Ruhe über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten informieren.

Das sind die Symptome

Wenn die Prostata deutlich vergrössert ist, drückt sie auf die Blase und die Harnröhre. Das kann zu verschiedenen Beschwerden führen:

• Der Harndrang ist häufiger, besonders in der Nacht.

• Es dauert eine Weile, bis der Urin kommt.

• Der Harnstrahl ist schwächer und das Wasserlassen dauert länger als früher.

• Nach dem Wasserlassen tropft Urin nach und die Blase fühlt sich nicht richtig leer an.

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Die vergrösserte Prostata, auch Benignes Prostatasyndrom genannt, tritt oft bei älteren Männern auf.

Der medizinische Fachausdruck für diese Beschwerden lautet «Benignes Prostatasyndrom» (BPS). Der Begriff «benigne» bedeutet gutartig; gemeint ist, dass es sich dabei nicht um Prostatakrebs handelt.

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Ein ganz normaler Vorgang

Die Prostata befindet sich direkt unterhalb der Blase und umschliesst einen Teil der Harnröhre. Wenn die Prostata wächst, kann sie auf die Blase, die Harnröhre und die Blasenmuskulatur drücken. Dann kann schon Harndrang spürbar sein, wenn die Blase noch längst nicht gefüllt ist. Der ständige Druck kann zudem die Blasenmuskeln schwächen und dazu führen, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleert. Der Druck der Prostata auf die Harnröhre kann gleichzeitig den Harnfluss behindern. Das langsame Wachstum der Prostata ist ein normaler Teil des Alterns. Im Alter von 50 bis 59 ist fast die Hälfte der Männer betroffen. Im höheren Lebensalter werden die typischen Beschwerden dann noch häufiger: Mehr als zwei Drittel aller Männer über 70 Jahre leiden daran.

Das sind die Behandlungsmethoden

Welche Behandlung bei einer gutartig vergrösserten Prostata infrage kommt, hängt vor allem davon ab, wie belastend die Beschwerden sind, ob es Komplikationen wie häufige Harnwegsentzündungen gibt – und nicht zuletzt davon, wie man nach der Konsultation einer Ärztin oder eines Arztes die Vor- und Nachteile der Behandlungen beurteilt.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:

• pflanzliche Arzneimittel: Es gibt verschiedene pflanzliche Mittel, die BPS-Symptome lindern sollen und rezeptfrei erhältlich sind. Dazu zählen Kürbiskerne sowie Produkte, die Kürbiskerne oder auch Extrakte aus der Sägepalme enthalten.

• Medikamente: Rund zwei Drittel der Männer, die wegen ihrer Beschwerden ärztlichen Rat suchen, entscheiden sich für eine medikamentöse Behandlung.

• Operationen zur Verkleinerung der Prostata: Mithilfe verschiedener Operationstechniken kann Prostatagewebe entfernt oder zerstört werden. Eine häufige Nebenwirkung der Eingriffe sind Störungen beim Samenerguss. Zu Inkontinenz oder Erektionsstörungen kommt es hier im Gegensatz zu einer krebsbedingten Prostataentfernung nur selten. (kel)

Kürbiskerne helfen BPS-Symptome zu lindern.

30 GESUNDHEIT | PROSTATA
Die Prostata befindet sich direkt unter der Harnblase.
«Der Kostenanteil der Homöopathie in der Grundversicherung ist sehr gering»

Die bisherige Kostenübernahme von homöopathischen Behandlungen durch die Grundversicherung steht auf dem Spiel. Seit letztem Herbst läuft beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) ein sogenanntes Umstrittenheitsverfahren. Dr. med. Gisela Etter-Kalberer, Ärztin und Vorstandsmitglied des Dachverbandes für Komplementärmedizin (Dakomed) nimmt Stellung dazu.

Interview: Samuel Krähenbühl

«natürlich»: Gemäss Medienberichten hat das BAG aufgrund der Klage einer Privatperson ein Verfahren eröffnet. Mit dem Verfahren soll geklärt werden, ob die Homöopathie weiterhin über die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) abgerechnet wird. Wie kommt es gerade jetzt dazu? Das Thema schien ja geklärt … Dr. med. Gisela Etter-Kalberer: Von offizieller Seite haben wir keine Kenntnis eines Verfahrens. Zudem wäre es ein absolutes Novum, dass erstens eine ganze medizinische Methode in Frage gestellt würde, und zweitens, dass der Antragsteller eine Einzelperson wäre. Gewisse politische Kreise versuchen neuerdings von den wirklichen Problemen im Gesundheitswesen abzulenken, indem sie z. B. die Homöopathie thematisieren. Und es scheint eher ein ideelles Ansinnen zu sein als ein echt wissenschaftliches.

Die Homöopathie ist wie vier andere alternative Heilmethoden fester Bestandteil des Leistungskatalogs der Krankenkassen. Dies als Folge eines Volksentscheids von 2009, als zwei Drittel der Stimmenden eine entsprechende Initiative annahmen. Ist es rechtlich überhaupt möglich, darauf zurückzukommen?

Umstrittenheitsabklärungen sind rechtlich möglich, ebenso Anträge von Einzelpersonen. Das BAG muss jedoch nur darauf eintreten, wenn die Begründungen wissenschaftlich fundiert sind.

Kommen wir zum Inhaltlichen: Konkret wird die Homöopathie in Frage gestellt. Angezweifelt wird die Erfüllung der Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW). Was sagen Sie dazu?

Fasst man den aktuellen Stand der Forschung zur Homöopathie zusammen, kann man schlussfolgern, dass homöopathische Präparate spezifische Wirkungen zeigen, die sich von Placebo unterscheiden. Weitergehende universitäre Forschung zur Homöopathie findet aktuell zum Beispiel an der medizinischen Fakultät der Universität Bern statt (Institut für Komplementäre und Integrative Medizin IKIM, Prof. Ursula Wolf). Zudem zeigen sozialwissenschaftliche Studien immer wieder, dass die Homöopathie bei den Patientinnen und Patienten sehr beliebt ist. Und auch bezüglich Wirtschaftlichkeit zeigen aktuelle Daten, dass die Homöopathie in geeigneten Anwendungsbereichen gegenüber rein konventionellen Therapien mindestens ebenso wirksam ist und weniger oder ähnliche Kosten verursacht, also eher eine bessere Wirtschaftlichkeit zeigt.

Sie sprechen die Kosten an. Im Gesundheitswesen sind ja die Kosten immer ein grosses Thema. Kann man sagen, wie viel die Kosten für die homöopathischen Behandlungen in der Grundversicherung ausmachen und wie stark sie gestiegen sind?

Der Kostenanteil der Homöopathie in der Grundversicherung ist sehr gering und entspricht konstant unge-

32 DEBATTE | STREITPUNKT HOMÖOPATHIE

der Homöopathie steht wieder einmal auf dem Prüfstand.

fähr acht bis zehn Millionen Franken pro Jahr. Würde die Homöopathie aus der Grundversicherung gestrichen, dann würde das die Prämien für die einzelnen Versicherten nicht reduzieren.

Wie schlimm wäre es, wenn die Homöopathie nicht mehr über die Grundversicherung abgerechnet werden könnte? Es gibt ja auch Zusatzversicherungen oder man könnte selbst etwas zahlen …

Das Nachsehen haben alle Menschen, die sich eine Zusatzversicherung nicht leisten können oder wegen ihrem Alter oder einer bereits diagnostizierten Krankheit keinen Zugang zu einer Zusatzversicherung erhalten. Die Therapiewahlfreiheit und Methodenvielfalt wären immer häufiger einer finanzstarken Elite vorbehalten.

Falls die homöopathischen Behandlungen tatsächlich nicht mehr über die Obligatorische Krankenversicherung abgerechnet werden könnten: Würde der Dachverband Komplementärmedizin (Dakomed), in dem Sie Vorstandsmitglied sind, aktiv werden?

Wir sähen uns gezwungen, uns zugunsten der Bevölkerung auf alle Fälle zu wehren, weil die Homöopathie keine Ausnahme bliebe und weitere komplementärmedizinische Methoden folgen würden. Mit komplementärmedizinischen Methoden können Krankheiten (z. B. während Schwangerschaft, bei Kindern) behandelt werden, für die konventionelle Medizin keine Behandlungen oder solche mit höheren oder gar unvertretbaren Risiken bietet.

Nicht nur in der Schweiz läuft eine Diskussion. Deutschland will die Homöopathie komplett aus der Krankengrundversicherung verbannen. Der deutsche Gesundheitsminister Lauterbach ist ein erbitterter Gegner der Homöopathie. Ist das ein internationaler Trend oder sind Deutschland und die Schweiz Ausnahmen?

Dass die Politik die Homöopathie in einzelnen Ländern aus der medizinischen Grundversorgung ausschliessen möchte, ist leider eine Realität. Die Schweiz hat ein soli-

darisches und fortschrittliches Gesundheitswesen mit der Möglichkeit alles Wissen in der Medizin für die Patientinnen und Patienten gemeinsam einzusetzen. Und dieses sehr moderne Konzept einer integrativen Medizin findet viele Befürworter in der Schweiz und international. Integrative Medizin hat mehr Behandlungsmöglichkeiten und damit mehr Erfolg. Wirksame Behandlungen aus ideologischen Gründen zu verhindern, ist unethisch. Es stimmt zuversichtlich, dass die WHO die traditionelle Medizin fördern möchte. Und Homöopathie gehört mit ihren über 200 Jahren Anwendung zur traditionellen Medizin Mitteleuropas.

« Wir sähen uns gezwungen, uns zugunsten der Bevölkerung auf alle Fälle zu wehren.

Dr. med. Gisela Etter-Kalberer ist Fachärztin Allgemeine Innere Medizin, Mitglied FMH, und hat einen Fähigkeitsausweis Homöopathie (SVHA). Sie übt seit 1997 eine selbstständige Praxistätigkeit in Richterswil, ZH, aus. Sie ist weiter Präsidentin UNION Schweizerischer komplementärmedizinischer Ärzteorganisationen, Präsidentin des Schweizerischen Vereins homöopathischer Ärztinnen und Ärzte und Mitglied im Vorstand Dachverband Komplementärmedizin (Dakomed). Schliesslich ist sie auch Weiterbildnerin Homöopathie (SVHA).

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Die Kassenpflicht

Kopf oder Körper, das ist hier die Frage

Einen ruhigen Moment finden, sich hinsetzen, den Atem fliessen lassen und entspannt eins sein mit dem Universum, das wäre doch so schön.

Meditieren ist im Trend und eigentlich ganz einfach – ausser man hat diese überdrehten Bilder aus der Werbung im Kopf.

Der Welt entrückt hocken sie in figurbetonter und farblich der aktuellen Wellnessmode angepasster Kleidung im Lotossitz an einsamen Stränden, unter uralten Bäumen, an den Ufern stiller Teiche, auf schwindelerregend in den Himmel wachsenden Felsvorsprüngen oder inmitten unglaublich cooler Architektur. Ihre Hände liegen locker entspannt im Schoss oder sind wie kurz vor dem Abflug seitwärts ausgestreckt, und das Licht der untergehenden Sonne hüllt sie in eine Aura, die nur die Vorstufe zum Nirwana sein kann … In Zeitschriften und auf digitalen Kanälen sind solche Bilder omnipräsent, wenn es um das Thema «Meditation» geht. Sie prägen damit ein Klischee, das viel mit unseren Sehnsüchten und unserem verinnerlichten Konsumverhalten zu tun hat, aber wenig mit echter Meditation. Denn für die braucht es keine solchen abgehobenen Settings mit diesem Hauch elitärer Spiritualität. Sich für einen stillen Moment hinsetzen, die Augen schliessen, bewusst ein- und ausatmen und zur Ruhe kommen, das geht auch in den Kleidern von gestern

und an fast jedem Ort. Denn genau das, und nicht mehr und nicht weniger, ist Meditation: zu sich kommen, in sich gehen, entspannen und loslassen mitten im Chaos des Alltags. Dass das für Körper und Geist gesund ist, versteht sich von selbst, und ob dieses «Zusichkommen» am Ende drei oder dreissig Minuten dauert, ist egal.Meditieren ist nicht schwer und jede, jeder und jedes kann das lernen. Die hohe Kunst ist nicht das Meditieren selbst, sondern es auch zu tun. Und viel wichtiger als das richtige Setting ist, die Methode zu finden, die zu einem passt, denn es gibt Kopf- und Körpermenschen und natürlich solche, die beides sind.

Meditationen über den Kopf

Bei den sogenannten passiven Meditationstechniken sitzt, kniet oder liegt man möglichst bewegungslos, und konzentriert sich bei geschlossenen Augen auf den Atem. Je nach Methode liegt die Aufmerksamkeit auf Gedanken, Gefühlen, Körpereindrücken oder solchen aus der Umgebung. Zu diesen Techniken gehören unter anderem:

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• die Stillemeditation: Du konzentrierst dich auf den Fluss deines Atems. Gedanken und Gefühle, die auftauchen, nimmst du wertfrei zur Kenntnis und lässt sie weiterziehen, ohne an ihnen festzuhalten. Deine Aufmerksamkeit kehrt immer wieder zum Atem zurück.

• die Achtsamkeitsmeditation: Auch hier konzentrierst du dich auf das Ein- und Ausatmen, nimmst aber neben den auftauchenden Gedanken auch deinen Körper und deine Umgebung war. Empfindungen, Schmerzen, Gedanken, Geräusche – alles darf sein. Du bist stiller Beobachter, ohne deine Eindrücke zu bewerten.

• die Zenmeditation: Sie ähnelt in ihrem Wahrnehmungsfokus ein bisschen der Achtsamkeitsmeditation, ist aber viel strenger und dogmatischer. Hier gilt es über lange Zeiträume hinweg bewegungslos im Lotos- oder Fersensitz zu verharren und bis über die Schmerzgrenze hinaus wert- und urteilsfrei wahrzunehmen, was ist. Das verlangt viel Disziplin.

Meditationen über den Körper

Die aktiven Meditationstechniken sind perfekt für Menschen, die sinnliche und spirituelle Erfahrungen gerne über den Körper machen. Neben Yoga sind dies zum Beispiel:

• die Gehmeditation: Du gehst in einem gleichmässigen Rhythmus, konzentrierst dich dabei auf jeden Schritt und synchronisierst deinen Atem dazu. So kommst du in einen Fluss, der körperliche und gedankliche Blockaden lösen kann.

• die Mantrameditation: Im Sitzen, Stehen oder Gehen sagst du synchron mit der Ausatmung ein Mantra vor dich hin. Das kann das berühmte «Om» sein, aber auch ein Satz wie «ich lebe». Gerade wenn

die Gedankenmühle im Kopf dreht, kann das rasch beruhigend wirken.

• die Trommelmeditation: Sie ist die älteste bekannte Form rhythmisch begleiteter Meditation. Der sogenannte «schamanische» Trommelrhythmus harmonisiert Körper und Seele und löst Blockaden. Neurologisch belegt, kannst du hier sogar in tranceähnliche Zustände gelangen.

Es lohnt sich auszuprobieren, welche Methode einem zusagt, sei das im Selbststudium oder noch besser bei einem kleinen Einführungskurs, denn ein bisschen Anleitung kann nie schaden. Und dann stellt sich natürlich sofort auch die Frage: Wie oft soll ich meditieren, täglich, wöchentlich? Nehmen Sie sich nicht zu viel vor, sondern tun Sie es einfach immer dann, wenn es Ihnen einfällt, wenn es für Sie stimmt – oder es nötig erscheint. Und denken Sie daran: Es muss nicht immer «die grosse Meditation» sein.

Ich selbst schwöre zum Beispiel auf die «kleine Einkehr», wie ich sie nenne. Sie hilft mir, wenn mich aktuell gerade etwas plagt oder aufwühlt und sie funktioniert im Tram, am Arbeitsplatz, ja sogar in der Waschküche. Für die «kleine Einkehr» setze ich mich hin, schliesse meine Augen und atme ein paar Mal tief durch. Dann stelle ich mir einen gemütlichen Küchentisch vor, und dort sitze ich mir wie ein guter Freund gegenüber. Wir begrüssen uns, und lassen ein paar Augenblicke des gegenseitigen Musterns verstreichen, bevor ich die immer gleiche und einzige Frage stelle, und zwar nicht, «Was denkst du?», denn das weiss ich, sondern ganz bewusst «Was fühlst du?», denn darum geht es. Tja, und dann beschreibe ich mir, was ich fühle – und höre mir, ohne zu bewerten, ohne zu urteilen oder zu belehren, einfach zu … und glauben Sie mir, das tut richtig gut.

Trommeln in der «schamanischen Schlagfrequenz» kann zu tiefen Meditationen führen.

Haben Sie Fragen?

Markus Kellenberger begleitet Menschen auf der Reise ins Innere und beantwortet Ihre Fragen aus den Bereichen Leben, Liebe, Glaube und Spiritualität persönlich und ganzheitlich.

m.kellenberger@weberverlag.ch

35 MEDITATION | GESUNDER GEIST

Immer im Takt

Alleine in der Küche einfach drauf loszutanzen, ist extrem befreiend. Abseits vom Druck des Alltags können wir unseren Gefühlen dabei freien Lauf lassen. Es ist die perfekte Art und Weise, die Freude an der Bewegung wieder zu entdecken.

Blanca Bürgisser

Viele Schweizer*innen lehnen eine Einladung zum Tanzen erst mal ab. «Ich kann nicht tanzen», lautet häufig die Antwort. Das ist schade, denn Tanzen macht nicht nur Spass, sondern ist auch äusserst gesund. Und tanzen können fast alle. Denn, wie die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Dr. Julia F. Christensen in ihrem Buch schreibt: «Tanzen ist uns in die Wiege gelegt.» Mehrere Studien zeigen, dass bereits Babys ihre Bewegungen zu Musik synchronisieren. Dabei haben die Forschenden noch eine andere Tatsache bemerkt: Die Babys lächeln, wenn sie tanzen. Auch die Freude am Tanzen haben wir also schon von klein auf.

Leider haben viele Menschen hierzulande Angst, sich beim Tanzen zu entblössen und probieren es deshalb erst gar nicht. Doch beim Tanzen gibt es kein Richtig oder Falsch. Es geht nur um den Spass an der Bewegung. Drehen Sie nächstes Mal zuhause einfach das Radio etwas lauter, lassen Sie die Musik auf sich wirken und

tanzen Sie einfach drauf los. Ohne Zuschauer*innen ist es einfacher die Hemmungen fallen zu lassen. Und falls Sie Ihre Freude am Tanzen entdecken, gibt es unzählige Tanzstile, die Sie, wenn Sie Lust haben, auch in einem Kurs ausprobieren können. Auch hier gilt: Konzentrieren Sie sich auf den Spass und machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, was die anderen von Ihnen denken. Und seien Sie geduldig mit sich selbst: Neues zu lernen, braucht immer Zeit.

« Beim Tanzen gibt es kein Richtig oder Falsch.
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»

Gut für Körper und Geist

Tanzen lohnt sich nicht nur für die Fitness, sondern hat auch zahlreiche weitere positive Auswirkungen auf Körper und Psyche:

• Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass regelmässiges Tanzen dabei hilft, Stress abzubauen. Weitere Untersuchungen belegen, Tanzen hebt unsere Stimmung, und wir sind glücklicher, wenn wir öfters das Tanzbein schwingen.

• Durch das Tanzen lernen wir, unseren Körper besser wahrzunehmen. Dies stärkt das Selbstwertgefühl und gibt Selbstvertrauen.

• Das Tanzen bietet uns eine Möglichkeit, unsere Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken.

• Der Besuch eines Tanzkurses fördert die soziale Verbundenheit, es lassen sich Kontakte knüpfen und man erlebt Zusammenhörigkeit.

Forschende führen die stimmungsaufhellende Wirkung des Tanzens auf die Ausschüttung von Glückshormonen wie Endorphine und Dopamin zurück. Dies wird verstärkt durch den Umstand, dass simultan der Spiegel des Stresshormons Kortisol gesenkt wird.

Perfekt für jedes Alter

Die enorme Vielfalt an Tanzstilen ermöglicht es jeder Person, den für sie passenden zu finden. In Tanzkursen lässt sich der Inhalt einfach variieren je nach Alter, Mobilität und psychischer Verfassung der Teilnehmenden. So kann der Fokus auf Beweglichkeit, Koordina-

tion, Ausdauer oder Kraft gelegt werden. Tanzen ist also der perfekte Sport für jedes Alter. Bei Kindern fördert Tanzen u. a. das räumliche Denken, die Beweglichkeit sowie die Geschicklichkeit. Und im Alter kann Tanzen helfen, die Gelenke geschmeidig zu halten, und den Gleichgewichtssinn zu stärken.

Tanzen als Therapie

Die Tanztherapie ist seit den 1940er-Jahren Teil der Methoden der Psycho- und Körperarbeit. Auch wenn bis heute noch nicht klar ist, wie und warum Tanzen wirkt, belegen zahlreiche Studien die Wirksamkeit der Tanztherapie bei den unterschiedlichsten Krankheiten. So wird die Tanztherapie u. a. bei chronischen Schmerzen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen oder Essstörungen eingesetzt. Die Tanztherapie ist dabei eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin.

Buchtipp

Tanzen ist die beste Medizin

Julia F. Christensen, Dong-Seon Chang Rowohlt Taschenbuch, 2018, ISBN 978-3-499-63353-9, ca. CHF 24.90

Quelle: www.qigong-akademie.at

Auch für Kinder hat tanzen viele Vorteile.

37 TANZEN | GESUNDER KÖRPER
«Ziel der Tanztherapie ist die Entfaltung des Menschen»

Wir haben mit Tanztherapeutin Katherina Victoria Reich, Schulleiterin des Berner Zentrums für Tanzund Kunsttherapie, gesprochen.

Interview: Blanca Bürgisser

Was ist das Ziel der Tanztherapie?

Ziel der Tanztherapie ist die Entfaltung des Menschen. Wir gehen bei der Arbeit immer von dem in jedem Menschen innewohnenden gesunden Kern aus und glauben, dass der Mensch es schaffen kann, sich von seinen negativen Erfahrungen zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In der Tanztherapie werden die Ressourcen des Menschen gefördert, um auch in schwierigen Lebenssituationen inneren Halt zu bewahren.

Wie funktioniert die Tanztherapie?

Begonnen wird mit einem Anfangsgespräch, um zu klären, wo die Person im Moment steht. Es wird geschaut, was für Themen im Vordergrund stehen und welche Wünsche vorhanden sind.

In der Tanztherapie steht der Körper im Vordergrund. Es geht nicht um das Tanzen, sondern um das Wahrnehmen des eigenen Körpers und um einen achtsamen Umgang mit dem Körper. Dabei wird auch die Beobachtungsgabe für die eigene Innenwelt geschärft: «Was nehme ich wahr, wenn meine Gedanken leiser werden?»

Mit welchen Methoden arbeitet die Tanztherapie? Es wird ein Raum geschaffen, in dem sich das Gegenüber neu erfahren kann. Die Tanztherapie ist sehr praktisch und gibt die Möglichkeit, aktiv Veränderungen im Alltag umzusetzen. Wir arbeiten mit Choreografien, Aufstellungen, Bilderreisen, Körper- und Achtsamkeitsübungen sowie mit dem Atem, der Körperhaltung und der Stimme. In unserer Ausbildung gehört neben der Tanztherapie auch der malerische und gestalterische Aspekt dazu. Die Kombination von

Bewegung und Malen gibt die Möglichkeit, Unaussprechbares zum Ausdruck zu bringen und die tiefen Sehnsüchte der Seele zu erkennen. So kommen wir in Kontakt mit unserem gesunden Kern. Es wird sichtbar, wo der Körper blockiert ist und die Energien nicht mehr fliessen. Sobald die Seele von dem alten Ballast befreit ist, fliessen die Energien in uns wieder. Dann kann sich der Körper von schmerzhaften Erinnerungen (auch von solchen, an die wir uns nicht mehr erinnern können, die jedoch in unserem Körper gespeichert sind) befreien.

Wie hilft die Tanztherapie bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzuständen? Durch das Gespräch und die Tanztherapie erkennt der Mensch, wo er im Leben steht. Sich einzugestehen, dass die aktuelle Lebenssituation einen krank macht, ist ein wichtiger Punkt, bei dem der Heilungsprozess bereits beginnt. In der Tanztherapie wird eine neue Sichtweise auf sich und die aktuelle Lebenssituation geschaffen. Dem Gegenüber wird dadurch bewusst, dass es dem Leben nicht ausgeliefert ist, sondern dass es Möglichkeiten gibt, aus der schwierigen Lebenssituation auszutreten und das Leben anders wahrzunehmen.

« Es wird ein Raum geschaffen, in dem sich das Gegenüber neu erfahren kann.
38
» GESUNDER KÖRPER | TANZEN

Durch die Tanztherapie kann der Mensch den Zugang zu seiner inneren Stärke wieder erlangen und erfahren, dass er nichts zu fürchten braucht, wenn er in Kontakt mit seiner inneren Stärke ist. Dadurch fällt das Suchen im Aussen weg. Man erkennt, dass alles, was man zur Heilung braucht, in einem selbst liegt. Wenn der Mensch sich selbst annimmt, werden seine Bewegungen klarer und die Wahrnehmung deutlicher.

Wie geht die Tanztherapie bei der Aufarbeitung von Traumata vor?

Das Aufarbeiten von Traumata ist ein Prozess, der Zeit braucht. Es wird ein vertrauensvoller Raum geschaffen, in dem sich das Gegenüber in Begleitung den Verletzungen aus der Vergangenheit widmen kann.

Das Zurückführen in die Vergangenheit kann unterschiedlich stattfinden, z. B. durch eine angeleitete Bilderreise. Auch während der Körperarbeit kann sich dem Gegenüber der Zugang zu Erinnerungen öffnen. Das Erinnern an die Situation ist der erste Schritt. Danach geht es darum, das Unausgesprochene auszusprechen, dem, was in der traumatisierenden Situation keinen Raum hatte, Raum zu schenken und angestaute Gefühle zu befreien.

Durch das Befreien von alten Gefühlen entsteht ein neuer Raum, in dem das Gegenüber in Kontakt mit seinen eigenen Wünschen kommt und sich dadurch in seinem Leben neu orientieren kann.

Wie hilft die Tanztherapie bei körperlichen Erkrankungen oder chronischen Schmerzen?

Wir gehen davon aus, dass viele körperliche Symptome in Zusammenhang mit einem psychischen Ungleichgewicht stehen: «Wenn die Seele leidet, schreit der Körper.» Tanztherapie kann bei körperlichen Erkrankungen und chronischen Schmerzen helfen, indem sie den Umgang damit erleichtert und zur Linderung ge-

« Es geht um das Wahrnehmen unserer Gedanken und unseres Körpers und um einen achtsamen Umgang damit. »

wisser Symptome führen kann. Dies hängt damit zusammen, dass Körper, Seele und Geist eine Einheit bilden und nicht voneinander getrennt sind. So haben wir die Möglichkeit durch die Tanztherapie und den damit verbundenen Zugang zum Körper zu diesem seelischen und geistigen Ungleichgewicht zu finden.

Es wurde durch Studien gezeigt, dass ein sorgenerfüllter Gedanken ein bestimmtes Gefühl im Körper auslöst, was dann wiederrum Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin ausschüttet, was dem Körper langfristig schadet. Wenn wir uns also unsere Gedanken und Gefühle durch die Tanztherapie bewusst machen, haben wir die Möglichkeit das Wohlbefinden unseres Körpers zu beeinflussen.

Katherina Victoria Reich ist Schulleiterin des Berner Zentrums für Tanz- und Kunsttherapie und Schülerin von Trudi Schoop. Sie hat das Gelernte in ihrer eigenen Methode (Methode n. Katherina Victoria Reich) weiterentwickelt.

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Kurz gefasst

TIER DES JAHRES

Jäger der Nacht

Der Iltis wurde zum Tier des Jahres 2024 gewählt. Die Wahl soll laut Pro Natura auf die Erhaltung von vernetzten Kulturlandschaften aufmerksam machen. Denn der Iltis kann Gebiete ausserhalb des Waldes nur durchqueren, wenn diese vielfältig gestaltet sind sowie ausreichende, natürliche Deckung bieten. Er braucht also strukturreiche Agrarlandschaften und Feuchtgebiete. Dies auch weil zu seinen Hauptnahrungsmittel Amphibien wie Frösche oder Kröten zählen.

Der Iltis gehört zur Familie der Marder und lässt sich an seiner weissen Zeichnung um die Nase sowie entlang der Ohrränder gut erkennen. Er ist abgesehen von der Paarungszeit allein unterwegs und bleibt jeweils so lange in einem Streifgebiet, bis ihm dort das Futter ausgeht. Der Iltis ist ein Jäger der Nacht, tagsüber schläft er in seinem Bau. Besonders im Winter benötigt er in höheren Lagen einen schützenden Unterschlupf wie die ruhigen Winkeln von Scheunen oder Ställen.

BUCHTIPP

Tiefe Verbundenheit

Am Rande unserer alltäglichen Wahrnehmung liegt eine verborgene Welt: ein Regenwald en miniature, ein Mikrobiom, bestehend aus Moosen. Obwohl sie weder Blüten noch Früchte oder Samen haben, sind sie seit ihrer Entstehung vor über hundert Millionen Jahren tief verbunden mit dem Leben unzähliger anderer Organismen. Anschaulich und kunstvoll bietet Robin Wall Kimmerer in ihren persönlichen, mit indigenen Wissensformen und wissenschaftlicher Erkenntnis angereicherten Reflexionen Einblick in die Vielfalt dieser allen Widrigkeiten trotzenden Organismen.

Das Sammeln von Moos.

Eine Geschichte von Natur und Kultur – Robin Wall Kimmerer Matthes & Seitz Berlin, 2023

ISBN 978-3-7518-4502-1

Ca. CHF 21.50

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GESUNDHEIT

Tipps und Tricks für einen guten Schlaf

Zellavie®

Bio-Kurkuma.

Ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir. Viele haben aber auch Probleme mit dem Schlaf. Fakt ist, dass jede dritte Person in der Schweiz gelegentlich unter Schlafstörungen leidet. Zehn Prozent leiden gar unter chronischen Schlafstörungen. Folgende Tipps können Abhilfe schaffen:

1. Schlafenszeit: Versuchen Sie immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und morgens zur gleichen Zeit aufzustehen.

2. Kein Koffein und Alkohol: Reduzieren Sie den Konsum auf ein Minimum, verzichten Sie auf Kaffee nach der Mittagszeit.

3. Abendroutine: Vor dem Schlafengehen ein Buch lesen, einen Tee trinken oder regelmässig meditieren.

4. Bewegung: Sport und Bewegung tragen dazu bei, den Körper zu ermüden. Sie können so rascher einschlafen.

5. Bildschirmpause: Schauen Sie mindestens 30 Minuten vor dem Schlafengehen nicht mehr auf Handy, Tablet oder Computer. ska

Einzigartig frisches und qualitativ hochwertiges Kurkumapulver

Durch die schonende Verarbeitung von frischem Bio-Kurkuma in der Schweiz bleibt das charakteristische Aroma und alle Inhaltsstoffe der Kurkumawurzel vollständig erhalten!

Zellavie Bio Kurkuma eignet sich hervorragend für alle Diäten und Therapien mit Kurkuma, da der Curcumin-Gehalt doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Pulvern ist.

Es entfaltet sich auch goldig froh in Ihren Getränken und Gerichten.

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KLIMAWANDEL

Reichtum mit Folgen

Ein Bericht von Oxfam zeigt: 125 Milliardär*innen verursachen zusammen so viele Treibhausgas-Emissionen wie ganz Frankreich. Oder anders gesagt, ist ein*e Milliardär*in für ebenso viele Emissionen verantwortlich wie eine Million Menschen aus den ärmeren neunzig Prozent der Bevölkerung.

Nicht nur der Überkonsum der Superreichen ist dafür verantwortlich, sondern auch ihre Investitionen in klimaschädliche Konzerne. Trotz diesen Tatsachen werden die reichsten ein Prozent der Bevölkerung nicht für ihre Rolle im Klimawandel zur Verantwortung gezogen. Dies muss sich ändern, betont Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam. Der Bericht von Oxfam zeigt, dass bereits strengere Umwelt- und Sozialstandards für die Fonds, in die investiert wird, die Emissionen stark senken würden.

Als weitere Massnahmen empfiehlt Oxfam u. a. eine Vermögenssteuer für die Reichsten sowie einen Aufschlag auf Vermögen aus klimaschädlichen Industrien. Weiter sollen Unternehmen zur Umsetzung von Strategien für den Klimaschutz sowie zur Umsetzung ihrer Gemeinwohlpflicht angehalten werden. Diese Massnahmen sollten dazu führen, dass sich klimaschädliche Investitionen nicht mehr lohnen. Weiter sollen Superreiche ebenso wie Konzerne finanziell für die Bewältigung von Klimakatastrophen aufkommen, für die sie mitverantwortlich sind.

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Ökologisch angebaut, 100 % fair gehandelt. Der neue „Atlantico“ reist klimafreundlich per Segelschiff übers Meer.

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BUCHTIPP

Verborgene Welten

«Die grossartige Welt der Insekten» nimmt die Lesenden mit auf eine Reise ins Reich der Insekten. Das wunderschön illustrierte Buch enthält allerlei spannende Fakten über die komplexe Lebensweise dieser faszinierenden Tiere. Die über 40 Kapitel erklären zahlreiche Mysterien der Insektenwelt, von der Organisation von Insektenstaaten über Täuschungstaktiken bis hin zu den Balzritualen. Dabei bietet das Buch immer wieder eindrucksvolle ganzseitige Illustrationen, deren Detailtreue die Insekten zum Leben erweckt. Das Buch richtet sich vor allem an junge Leser*innen, bietet jedoch für alle etwas und zeigt insbesondere, welche unersetzbare Rolle Insekten in unserem Leben einnehmen.

«Die grossartige Welt der Insekten»

Trötsch Verlag, 2023, ca. CHF 23.90

ISBN-13: 9783988020857

KRÄUTERKISSEN

Beruhigende Düfte

Ein wohlig duftendes Kräuterkissen kann angenehm beruhigend wirken. Und es lässt sich ganz einfach selbst herstellen. Dafür können Sie sich einfach einen Stoff aus Naturfasern aussuchen, daraus zwei Stücke ausschneiden und diese an drei Seiten zusammennähen. Danach füllen Sie die getrockneten Kräuter und Blüten Ihrer Wahl ein und nähen das Kissen zu. Für ein Kräuterkissen eignen sich insbesondere Heilpflanzen, die ätherisches Öl enthalten. Dies wären beispielsweise Lavendel, Melisse, Baldrian, Heublumen oder Hopfen, die allesamt eine beruhigende Wirkung haben. Wenn Sie möchten, können Sie die Pflanzen selbst sammeln und trocknen, ansonsten können die getrockneten Kräuter oder Tees in der Drogerie oder im Reformhaus bezogen werden. bbu

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Sabine Hurni über …

Alles, was ich hier in der Schweiz esse, schmeckt süss», sagte mir kürzlich ein Nigerianer, der erst seit wenigen Monaten in unserem Land lebt. Er war sich aus seiner Heimat mehr Bitterstoffe und herbere Speisen gewohnt. Seine Beobachtung stimmt. Die Bitterstoffe sind hierzulande nicht beliebt und lösen bei vielen Leuten einen Widerwillen aus. Dass bittere Nahrungsmittel eine gewisse Abwehrreaktion auslösen, hat wohl evolutionsbedingt eine lebenserhaltende Funktion: Viele giftige Pflanzen schmecken bitter. Aber eben nicht alle, weshalb man nicht davon ausgehen kann, dass jedes bittere Kraut giftig ist.

Während Kinder bittere Speisen gar nicht mögen und stattdessen ein starkes Bedürfnis nach dem süssen Geschmack haben, steigt mit zunehmendem Alter die Akzeptanz für Bitteres. Das ist gut so, denn auch der Bedarf an Bitterem steigt im Laufe der Jahre. Spätestens dann, wenn sich Verdauungsbeschwerden einstellen, wird den Leuten die hilfreiche Funktion der Bitterstoffe bewusst. Kräuterkundige aus dem Mittelalter wie Hildegard von Bingen und Paracelsus empfahlen bittere Kräuter zum Vorbeugen und Heilen von Beschwerden. Sie lehrten: «Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund.» Deshalb gehören die BitterstoffPflanzen zu den ältesten Heilkräutern überhaupt. Sie sorgen für eine gute Gesundheit und tragen zu einem robusten Immunsystem bei. Bitterstoffe sind den sekundären Pflanzenstoffen zugeordnet.

In der modernen Heilpflanzenkunde werden die bitterstoffhaltigen Heilpflanzen (Amara) zur Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Sie wirken krampflösend, entzündungshemmend, antimykotisch und antibakteriell. Ihr Nutzen kommt am besten zu-

… Bitterstoffe

stande, wenn man sie jeweils kurz vor der Mahlzeit zu sich nimmt, weil sie auf diese Weise die Verdauungstätigkeit in Schwung bringen und indirekt auch das Immunsystem stärken.

Fettverbrennung ankurbeln

Ihre Wirkung auf den Körper kommt reflektorisch zustande. Das heisst, sie üben über die Rezeptoren auf der Zunge eine Signalwirkung auf die Verdauungsdrüsen aus. Sobald die Geschmacksknospen auf der Zunge mit etwas Bitterem in Kontakt kommen, wird die Produktion von Speichel, Magensaft, Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensekret aktiviert.

Gleichzeitig erhöht sich die Durchblutung im Darm, die Darmbewegung und Fähigkeit der Darmschleimhaut, Nährstoffe vom Darm ins Blut zu schleusen. Bitterstoffe fördern zudem die Fettverbrennung, sie aktivieren die Muskulatur der inneren Organe und verstärken Stoffwechselprozesse in der Leber. Sind Bitterstoffe in der Nahrung enthalten, tritt das Sättigungsgefühl schneller ein und der Heisshunger auf Süsses wird reduziert.

Aus diesem Grund sind die Bitterstoffe ideale Begleiter in den Frühlingsmonaten. Kein anderer Pflanzenstoff beflügelt die Verdauungskraft stärker und bringt den Stoffwechsel effizienter in Schwung wie die Bitterstoffe. Im Frühling profitiert der Körper besonders intensiv von diesem Effekt, da sich im Winter meistens eine gemütliche, körperliche Trägheit einschleicht und die Ernährung in der kalten Jahreszeit eher üppig und energiereich ist. Werden die Tage länger, sollte man deshalb nicht nur an der Fasnacht, sondern auch auf Körperebene den Winter austreiben, indem man den Stoffwechsel wachrüttelt und den Körper auf diese Weise sanft entgiftet.

44 KOLUMNE | SABINE HURNI
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Bitter macht leicht

Den Stoffwechsel kann man auf viele verschiedene Arten in Schwung bringen. Wer Lust hat, eine Woche zu Fasten, und das auch gut verträgt, kann dies selbstverständlich machen. Doch auch im normalen Arbeitsalltag lässt sich eine Detox-Kur durchführen. Dabei gilt es folgendes zu beachten: Geniessen Sie in den Monaten März und April reichlich bitteres Gemüse wie Catalonia, Spinat, Chicorée, Artischocken, Rosenkohl, Pastinaken, Rucola und Endivien. Sobald in der Natur die ersten Kräuter spriessen, bietet der Bärlauch seine Dienste an, die Hopfensprossen, wie auch die jungen Birken- und Löwenzahnblättchen.

Fasten Sie zwischen den Mahlzeiten fünf Stunden lang und gönnen Sie dem Darm ein- bis zweimal die Woche eine längere Essenspause, indem Sie abends nichts mehr oder nur eine dünne Gemüsesuppe zu sich nehmen. Machen Sie sich einmal die Woche einen Entlastungstag mit Suppe oder Gemüsesäften oder bereiten Sie sich das Ayurvedische Detox-Gericht Kitchari (Reis-Mungbohnen-Gericht) als Suppe oder Eintopf zu. Trinken Sie täglich vor den Mahlzeiten einen bitteren Tee, der je nach Mischung alle Ausscheidungsorgane anregt. Dazu gehören Kräuter wie Brennnessel, Löwenzahn, Mariendistel, Birkenblätter, Artischockenblätter oder Schafgarbe. Im Fachhandel finden Sie fertig gemischte Entschlackungs- und Stoffwechsel-Teemischungen. Kommen Sie spielerisch in Bewegung, indem Sie sich zweimal täglich eine halbe Stunde oder mehr spazieren gehen, sich häufiger aufs Fahrrad schwingen, anstatt den Bus zu nehmen und den Tag mit 12 Sonnengrüssen starten, falls Sie Yoga-Kenntnisse haben.

Wichtig ist, dass Sie dabei die Energie, die Leichtigkeit und die Freude fühlen können, die sich im Körper breit macht. Alles, was wir essen und was wir tun, beeinflusst das Energiesystem. Wenn wir lernen, das wahrzunehmen, können wir bewusster im Einklang mit den Jahreszeiten und dem eigenen Körper leben.

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Beratung

BEINSCHMERZEN

Mein Sohn ist 30 Jahre alt und hat das Downsyndrom. Er hat immer wieder starke Spannungszustände und klagt seit einer Grippe im letzten Jahr über Schmerzen in den Beinen. Er schwitzt zudem auffällig stark. Haben Sie eine Idee was ihm helfen könnte?

S. E., Seon

Es kann gut sein, dass er seit der Grippe eine leichte Entzündung in den Muskeln hat. Haben Sie eine Trockenbürste zu Hause?

Es könnte ihm guttun, das Lymphsystem über die Bürstenmassage anzuregen. Hierzu von den Knöcheln, über die Knie bis hin zu den Hüften sanft «striegeln».

Danach ist es sehr wohltuend, die Muskeln mit Johanniskrautöl zu massieren. Wenn er das nicht machen mag, könnten Vollbäder oder Fussbäder die Blutzirkulation anregen und die Muskulatur entspannen. Zum Beispiel ein Basenbad. Sie bekommen entsprechende Badesalze in Apotheken und Drogerien.

Ein Lebensmittel, das sehr stark entzündungshemmend wirkt, ist übrigens der Brokkoli und auch die gesprossten Brokkolisamen. Falls Ihr Sohn Brokkoli isst, könnten Sie häufig dieses Gemüse zubereiten. Als Suppe oder gedämpft. Der Brokkoli gehört wie auch der Rosenkohl, der Wirz oder der Blumenkohl zur Familie der Kreuzblütler. Sie alle gelten als sehr gute Entzündungshemmer, weil sie das Senföl und Antioxidans Sulforaphan enthalten.

Was auch helfen könnte gegen die Schmerzen, ist Süssholztee. Süssholz bringt Entspannung in die Muskulatur und hemmt Entzündungen, Viren und Bakterien. Bereiten Sie ihm zwei bis drei Tassen Süssholztee zu. Falls er mag, kann er auch tagsüber ein Süssholzstengel kauen. Maximal 6 bis 8 Wochen lang in dieser Dosierung anwenden.

AUGENENTZÜNDUNG

Schon länger hat sich bei meinem linken Auge eine chronische Entzündung mit einem weissen, klebrigen Ausfluss gebildet. Ich war beim Augenarzt, doch die Spülungen und Augentropfen haben nicht geholfen. Was könnte ich tun? M. R., Basel

Ich würde Ihnen empfehlen, dass Sie der Leber in der nächsten Zeit viel Liebe widmen. Lassen Sie sich in der Drogerie eine Teemischung für die Leber zusammenstellen mit Löwenzahn, Mariendistel, Pfefferminze und allenfalls noch zwei weiteren passenden Kräutern. Trinken Sie täglich drei Tassen von diesem Tee. Nicht so nebenbei, sondern ganz bewusst. Essen Sie so wenig Zucker wie möglich, nehmen Sie vor 10 Uhr morgens keine Fette (z. B. Butter) zu sich und gehen Sie stiefmütterlich um mit Genussmitteln wie Kaffee, Wein und Zigaretten. Allenfalls könnten Sie auch mittels Akupunktur, Shiatsu oder Akupunktmassage die Meridiane in Ordnung bringen lassen und so den Energiefluss im ganzen Körper reaktivieren. Äusserlich hilft es, wenn Sie abends jeweils zwei Schwarzteebeutel auflegen und mit einer Wärmeflasche/ Augentraubenkernkissen warmhalten. Das ist sehr wohltuend. Die linke Körperseite lädt uns immer dazu ein, mehr in die Welt der Gefühle einzutauchen. Nehmen Sie sich beim Teetrinken oder beim Daliegen mit dem Wärmekissen ganz bewusst raus aus dem Geschehen und tauchen Sie ein in Ihre eigene innere Welt.

46 BERATUNG | SABINE HURNI

MORBUS DUPUYTREN

Ich habe zwei nach innen gekrümmte Finger, an der linken Hand der kleine und der Ringfinger. Ich glaube man nennt das in der Fachsprache Morbus Dupuytren. Eine Operation ist unumgänglich. Was kann ich nach der Operation zusätzlich auf natürliche Art tun, nebst Therapien?

L. B., Bern

Der Morbus Dupuytren lässt sich leider ab einem bestimmten Stadium tatsächlich nur mit dem Skalpell behandeln. Es handelt sich dabei um eine Verdickung des Bindegewebes der Handinnenfläche. Durch die knotigen Verwachsungen ziehen sich die Sehnen zusammen, was zu verkürzten Sehnen in den Fingern führt, die sich irgendwann nicht mehr strecken lassen. Oft sind der kleine Finger und der Ringfinger betroffen, wie es bei Ihnen der Fall ist. Es ist aber wichtig, dass Sie nach der Operation die Sehnen weich halten. Machen Sie immer mal wieder ein Handbad mit einem Schwefelbad, das sehr gut entzündungshemmend wirkt und die Sehnen weich macht. Danach die Finger mit Johanniskrautöl massieren. Halten Sie den Finger oft mit der anderen Hand umfasst. Das sorgt für Wärme und lässt die Energie gut fliessen. Etwas sehr Wohltuendes ist übrigens auch ein Linsenbad. Dazu füllt man eine kleine Schüssel mit Linsen (egal welche), wärmt sie im Ofen oder in der Mikrowelle auf und badet die Hände darin. Diese Linsen nur für die Handbäder benutzen. Und als Appell für alle Leserinnen und Leser: Halten Sie Ihre Hände und Finger beweglich und dehnbar. Lösen Sie die Faszien auf der Handinnenfläche immer mal wieder mit einer Faszienrolle oder mit der Faust der anderen Hand.

und mein STOFFWECHSEL schaukelt sich von SELBST
Simply Sto wechsel Tibetische Rezepturen aus der Schweiz. Natürlich! Zink trägt zu einem normalen Sto wechsel von Makronährsto en bei. Cholin trägt zur Erhaltung einer normalen Leberfunktion bei.
TAG & NACHT DUO

Lohnt sich eine zahnmedizinische Behandlung im Ausland?

Immer mehr Menschen erwägen die Möglichkeit, aus Kostengründen zahnmedizinische Behandlungen im Ausland durchführen zu lassen.

Potenzielle Probleme während oder nach der Behandlung sind nie ausgeschlossen, auch nicht bei einer Behandlung in der Schweiz. Es ist jedoch wichtig, die potenziell zusätzlichen Herausforderungen einer Auslandsbehandlung zu berücksichtigen. In unserem Beratungsalltag zeigt sich, dass bei Auslandsbehandlungen Abweichungen in den Ausbildungs- und Qualifikationsstandards wahrgenommen werden. Auch eine angemessene Nachsorge in der Schweiz bei auftretenden Problemen oder Schmerzen oder aber auch die rechtliche Grundlage, wenn die erbrachte Leistung nicht den Erwartungen entspricht, sind häufige Anliegen. Was ist somit Menschen zu raten, die eine zahnmedizinische Behandlung im Ausland erwägen?

Bevor Sie sich für eine zahnmedizinische Behandlung im Ausland entscheiden, ist eine gründliche Recherche unerlässlich. Überprüfen Sie den Ruf der Kliniken, lesen Sie Erfahrungsberichte von anderen Patient*innen. Berücksichtigen Sie die Nachsorge nach der zahnmedizinischen Behandlung. Klären Sie im Vorfeld, wie diese organisiert ist, und stellen Sie sicher, dass Sie bei Ihrer Rückkehr zu Hause entsprechend betreut werden. Erstellen Sie eine detaillierte Liste der Kosten für die zahnmedizinische Behandlung, inklusive aller Nebenkosten wie Unterkunft, Verpflegung und Reise. Klären Sie im Voraus die Zahlungsmodalitäten und prüfen Sie, ob Versicherungen eventuelle Kosten abdecken. Nur wenn Sie diese Abklärungen vorgenommen haben, empfehlen wir, eine Zahnbehandlung im Ausland zu erwägen.

Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO

Mehr zum Thema Patient*innenrecht:

Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.

Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

EINGESCHLAFENE FINGER

Fast jede Nacht erwache ich, weil Finger meiner linken Hand kräuseln und eingeschlafen sind. Ich weiss, dass das mit dem Karpaltunnel zu tun hat. Gibt es ausser der Operation eine andere Möglichkeit dieses Problem zu beheben? I. W., Bern

Es kann sehr gut sein, dass der Karpaltunnel im Handgelenk verengt ist. Bevor Sie sich operieren lassen, gibt es, meiner Meinung nach, noch viele Wege, die Muskulatur und den Blutfluss zwischen Kopf, Herz und Hand zu fördern. Es braucht etwas Zeit, etwas Liebe und viel Wärme. Fangen Sie an, sich die Handflächen täglich kräftig zu massieren, indem Sie diese mit Johanniskrautöl einölen und dann mit den Knöcheln des Zeigefingers kräftig vom Ansatz des Daumens nach oben in Richtung Finger streichen. Keine Angst, es geht nichts kaputt. Falls Sie eine kleine Faszienrolle haben, ansonsten geht zur Not auch ein Korkzapfen oder ein Golfball, können Sie die Hand auch vom Ballen nach vorne massieren. Das geht am besten, indem Sie die Rolle auf den Tisch legen und die Hand darauf abrollen. Zudem sollten Sie häufig die Handflächen aneinanderpressen und gleichzeitig die Ellenbogen seitlich hochheben. Wie der indische Namaste-Gruss. Das dehnt die Handgelenke gut. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass auch Verspannungen im Nacken und in der Halswirbelsäule ein dumpfes Gefühl in den Fingern auslösen können. Gehen Sie doch mal in eine Shiatsu-Behandlung, in eine Dorn-Breuss-Therapie oder ins TCM-Zentrum, um sich mit Hilfe von Akupunktur, Moxa oder einer Tuinamassage behandeln zu lassen. Hauptsache es ist etwas Ganzheitliches, damit nicht punktuell nur der Nacken durchgeknetet wird, sondern auch die Arme und die Schultern. Probieren Sie auch aus, das Kissen zu wechseln und eher flacher zu schlafen.

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BERATUNG | SABINE HURNI

POLYARTHRITIS

Ich bin daran, die Diagnose «Polyarthritis» zu verkraften. Ich nehme nun Kurkuma, Fischöl, Vitamin C und Leinöl, gegen die Entzündung. Was kann ich sonst noch tun?

D. N., Bern

Die Arthritis ist eine sehr komplexe Erkrankung, die sich von Person zu Person sehr unterschiedlich auswirken kann. Es ist wichtig, dass Sie sich in eine naturheilkundliche Behandlung begeben. Haben Sie schon an eine Ayurveda-Kur gedacht? Gerade jetzt, im Anfangsstadium, könnte das sehr viel bringen. Sie brauchen einfach einen Monat Zeit, vielleicht sogar etwas länger, und ein bisschen Budget. Es muss nicht unbedingt Indien sein. Hier in der Schweiz wie auch im nahen Ausland, gibt es gute Adressen für Ayurveda-Kuren.

Ihre ersten Schritte, die Sie in die Wege geleitet haben, sind gut. Die Kurkumakapseln kann ich Ihnen sehr ans Herz legen. Am besten kaufen Sie diese in der Drogerie. Es gibt sie speziell für rheumatische Entzündungen kombiniert mit MSM. MSM-Kurkuma-Kapseln heissen sie. Auch Weihrauch oder Teufelskralle haben sich bewährt. Entzündungsfördernd sind tierische Lebensmittel, allen voran das Schweinefleisch. Bevorzugen Sie Gemüse und Obst, pflanzliche Fette wie Olivenöl und eine möglichst zuckerfreie Kost und ein rauch- und alkoholfreies Leben. Fischöl und Leinöl finde ich sinnvoll. Hier hilft vor allem das Fischöl gegen die Entzündungen. Stress ist ein grosser Auslöser für Entzündungen. Ebenso Unverträglichkeiten und Allergien, die wie ein Trigger den Stress im Körper schüren. Versuchen Sie solchen Dingen auf den Grund zu gehen, um an den Ursprung der Arthritis zu gelangen.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

Fenchel – der süssliche Krampflöser

Die Samenfrüchte des Fenchels sind aromatische Helfer in vielen Alltagssituationen. Leichte, krampfartige Beschwerden im Bereich des Magens oder auch während der Menstruation können mit Hilfe des Fenchels gelindert werden. Zudem wirkt der Fenchel sanft schleimlösend, wärmend und besänftigend.

So hilft Fenchel: Fenchelfrüchte enthalten ätherisches Öl, Flavonoide und antioxidativ wirkende Verbindungen. Das ätherische Öl wird seit jeher in Hustenmitteln verwendet. Es unterstützt die Heilung von Husten, indem es Schleim löst und den Auswurf fördert. Auch die Verdauungsorgane profitieren von der Kraft des Fenchels. Die Samen werden in der Volksmedizin bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich eingesetzt. Ebenso bei Blähungen und Flatulenz sowie bei leichten Menstruationskrämpfen.

Wie anwenden: Die Fenchelsamen schmecken scharf und süsslich. Man kann sie als Tee verwenden, geröstet oder pur direkt im Mund zerkauen oder als Beigabe zum Kochen verwenden. Wer einen Tee aus frischen Fenchelsamen zubereitet, sollte die Früchte unmittelbar vor dem Gebrauch im Mörser zerstossen. Einen gehäuften Teelöffel zerkleinerte Fenchelfrüchte mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und langsam, bewusst trinken.

Tipps rund um den Fenchel: Jeden Morgen einige Fenchelsamen kauen. Das löst Schleim im Körper, erfrischt den Atem und hält den ganzen Körper gesund. Wer will, kann einen Esslöffel Fenchelfrüchte trocken anrösten in der Pfanne, abkühlen lassen, in ein gut verschliessbares Glas füllen und davon naschen. Gerösteter Fenchel schmeckt fantastisch.

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Freundschaften –eine kleine Gebrauchsanleitung

Ob Freundschaften ein Leben lang halten oder nur kurze Zeit dauern, ist egal – wichtig ist, dass es sie gibt, denn ohne sie wäre unser Leben öde und leer. Freundinnen und Freunde inspirieren uns, stehen uns in schwierigen Lebenslagen bei und machen uns glücklich. Doch wie findet man wahre Freunde – und wie trennt man sich von falschen?

Wir gehen diesen Fragen nach.

Markus Kellenberger Illustration: Sonja Berger

Mein ältester Freund und ich, wir lernten uns in der zweiten oder dritten Klasse kennen, aber so genau wissen wir das auch nicht mehr, denn das ist lange her, mehr als fünfzig Jahre sind es mittlerweile. Manchmal sahen wir uns häufig, manchmal jahrelang gar nicht und hin und wieder nur sporadisch. Aber das ist völlig egal, denn eines haben wir in dieser Zeit mehrmals erfahren: In tiefsten Lebenskrisen sind wir füreinander da. Weil wir Freunde sind.

Aber was heisst das, Freunde sein, wie definiert sich das, und gibt es überhaupt eine allgemeingültige Definition dafür? Grundsätzlich lässt sich dazu sagen: Freundschaften sind freiwillige Beziehungen zwischen zwei Menschen, die auf Vertrauen, Sympathie und gegenseitiger Wertschätzung basieren. Miteinan-

Die Sehnsucht nach Freundinnen und Freunden ist uns angeboren.

der befreundete Menschen können sich aufeinander verlassen, sie unterstützen sich gegenseitig und sie tun das sogar mit einer gewissen Selbstlosigkeit, die ihren Ursprung in den Anfängen der Menschheit hat. Denn: Die Sehnsucht nach Freundinnen und Freunden ist uns angeboren.

Das Erbe unserer Vorfahren

Seit Beginn der Menschwerdung vor rund zwei Millionen Jahren zogen wir als Stamm in kleinen, familiären Gruppen durch die Welt. Alle waren dabei aufeinander angewiesen, und so entwickelte sich die «Urnatur des Menschen», wie sie der Anthropologe Carel van Schaik nennt. Laut Schaik, der bis vor fünf Jahren noch als Professor an der Universität Zürich wirkte, ist die Urnatur genetisch in uns verankert und gewährleistet unter normalen Umständen ein fast reibungsloses Funktionieren des Menschen in seiner sozialen und ökologischen Umgebung. Sie stellt eine Art natürliche Moral dar, die wir heute noch spüren, zum Beispiel als untrüglichen Sinn für Fairness oder auch als das Ge-

Je älter desto tiefer

Studien der Aalto Universität in Finnland und solche der Oxford Universität in England zeigen auf, dass sich Freundschaften mit dem Alter verändern. Bis zum Alter von etwa 24 Jahren haben wir meist viele, dafür lockere Freundschaften. Danach aber und mit zunehmendem Alter werden die Freundschaften zwar weniger, dafür tiefer. Und diese tiefen Freundschaften halten oft ein Leben lang und somit länger als manche Ehe.

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FREUNDSCHAFT | FOKUSTHEMA

fühl, sich anderen nach Geschenken und erhaltener Hilfe verpflichtet zu fühlen. Um es aus der Sicht unserer Vorfahren zu sagen: Steht man als Jägerin oder Jäger einem griesgrämigen Mammut gegenüber, ist es gut zu wissen, dass einem die anderen Mitglieder des Stammes nicht im Stich lassen. Hier liegt der Anfang dessen, was wir heute Freundschaft nennen.

Bis ins 17. Jahrhundert hinein lebten die meisten Menschen ähnlich wie unsere Steinzeitvorfahren als Grossfamilie, Stamm oder Clan eng beieinander. Für sie bedeuteten die Begriffe «Freundschaft» und «Verwandtschaft» weitgehend dasselbe. Doch dann begann die Industrialisierung. Sie verlangte von den Menschen eine immer grössere Mobilität und zerstörte damit die althergebrachte Lebensform der Grossfamilie – und so wandelte sich auch der Begriff der Freundschaft. Mit Verwandtschaft hat er, und das ist unserem heutigen Lebensstil geschuldet, nicht mehr viel zu tun.

Gute Freunde brauchen Distanz Freundschaften bilden sich heute nicht mehr fast ausschliesslich innerhalb der Familie oder deren näheren Umfeld. Sie bilden sich zwar immer noch bereits im Kindesalter, aber eher beim Spielen im Sandkasten in der Kita oder im Kindergarten mit dem Lieblingsspielkameraden. Später ist es dann die Schule oder der Sportverein, in dem Freundschaften geschlossen werden, und noch später der Lehrbetrieb, die Uni oder das berufliche Umfeld.

Was sich über all die Zeit nicht geändert hat, ist: Freundschaften begleiten uns oft länger als die Beziehung zu unserem Lebens- oder Ehepartner dauert. Für Peter Oertle, der seit über zwanzig Jahren Männer und Paare als Therapeut im Berner Oberland und in Basel begleitet, ist klar warum: «Freundinnen und Freunde verbringen weniger Zeit miteinander als Paare.» Logisch, dass da weniger Raum für Konflikte und Streit vorhanden sei. Ausserdem seien die Erwartungen an Partnerinnen und Partner andere als an Freundinnen

Freunde verlängern das Leben

Eine gute Freundschaft macht nicht nur Freude, sie hat auch das Potenzial, das Leben zu verlängern. Verschiedene Studien belegen, dass Menschen mit guten sozialen Beziehungen zufriedener und gesünder sind als solche ohne. Mehr noch: Eine gute Freundschaft fördert die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems und verringert die Chance, an Depressionen zu erkranken.

Keine Freunde zu haben wirkt sich schlecht auf unsere Gesundheit aus. Das hat die Psychologin Julianne Holt-Lunstead von der Brigham Young Universität, USA, herausgefunden. Das Resultat ihrer Untersuchung fasste sie so zusammen: Fehlende soziale Kontakte sind in etwa so gesundheitsschädlich wie das Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag.

« Manchmal gehen Freunde ein Stück Weg gemeinsam, weil es gerade stimmt und richtig und wichtig ist. »

und Freunde, und selbstverständlich variiere das auch von Mensch zu Mensch. Treue Freundschaften, sagt Oertle aus eigener Erfahrung, zeichneten sich dadurch aus, dass sie eher einer Wegbegleitung als einer Partnerschaft ähneln. «Manchmal gehen Freunde ein Stück Weg gemeinsam, weil es gerade stimmt und richtig und wichtig ist.» Dann wieder trennen sich deren Wege, um irgendwann – vielleicht – wieder zusammenzufinden.

Nichts ist für immer und ewig Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass viele Freundschaften tatsächlich nur auf Zeit funktionieren. Alle sieben Jahre verlieren wir rund die Hälfte unserer engen Kontakte. Herausgefunden hat das der niederländische Soziologe Gerald Mollenhorst in einer Langzeitstudie mit über tausend Teilnehmenden im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Konkret stellte er dabei fest, dass zwar die Zahl wirklich enger Freunde und rund die Hälfte der weniger engen Freundschaftsverhältnisse in diesen sieben Jahren recht stabil bleibt –die andere Hälfte sich aber aus einem völlig neuen Freundeskreis zusammensetzt.

Wie weiter oben schon Peter Oertle festgehalten hat: Unter «Freundschaft» versteht jeder Mensch etwas anderes. Und tatsächlich gibt es die unterschiedlichsten Arten von Freundschaft. Ungefähr so könnte man sie einteilen:

• Lose Freundschaften: Das sind gute Bekannte, mit denen wir uns gerne hin und wieder treffen.

• Gute Freunde: Hier können sich alle aufeinander verlassen, sich alles anvertrauen und sie sind in der Regel füreinander da.

• Freundschaft Plus: Bei dieser Art von Freundschaft darf es auch zu Sex kommen.

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• Zweckfreundschaften: Das sind meistens Freundschaften auf Zeit, weil man gerade gemeinsame Interessen oder ein gemeinsames Projekt hat.

• Toxische Freundschaften: Oberflächlich sehen solche auf den ersten Blick nach Freundschaft aus. Tatsächlich schaden sie uns, weil sie zum Beispiel von Einseitigkeit und Egoismus geprägt sind (siehe Box «Schluss mit falschen Freunden»).

Gemeinsame Zeit schafft Freunde

Damit jemand zu einem Freund oder einer Freundin wird, braucht es einige Grundvoraussetzungen. Dazu gehört ein gemeinsamer Werte-Kodex, eine Art ungeschriebenes Gesetz, was zwei Menschen von einer gemeinsamen Freundschaft erwarten. Um diesen gemeinsamen Kodex überhaupt entwickeln zu können, braucht es am Anfang einer Freundschaft vor allem eins: gemeinsame Zeit. Wie viel davon nötig ist, hat der amerikanische Genetiker Jeffrey Hall untersucht und herausgefunden:

• Damit aus einem «Bekannten» ein «Freund» wird, braucht es mindestens 50 Stunden, die man gemeinsam verbracht hat.

• Weitere 90 gemeinsame Stunden sind nötig, damit aus einem «Freund» ein «guter Freund» wird.

• Nach weiteren 200 gemeinsam verbrachter Stunden dürfen sich gute Freunde durchaus «beste Freunde» nennen.

Das mit den Stunden mag ein bisschen sehr statistisch erscheinen und ist es sicher auch. Viel wichtiger aber als so und so viele Stunden ist die Erkenntnis, dass es beim Aufbau einer Freundschaft um tatsächlich miteinander verbrachte Zeit geht. In den sozialen Medien lernt man heute zwar schnell allerlei Leute kennen und man hat je nach Plattform innert kürzester Zeit auch

Wahre Freunde gibt es nur wenige Niemand hat unzählige Freunde, auch wenn uns das digitale Medien wie Facebook gerne suggerieren. In der Regel ist der wahre Kreis jener Menschen, die die Bezeichnung «Freund» oder «Freundin» wirklich verdienen, relativ klein und überschaubar – und oft sogar noch kleiner, als wir denken. Zu diesem Schluss kamen Forschende der Universität Tel Aviv und des Massachusetts Institute of Technology bei einem gemeinsamen Studienprojekt.

Das Ergebnis der Studie lässt sich mit einem kleinen Experiment verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, wie viele Menschen Sie als «wahre Freunde» bezeichnen würden – und teilen Sie diese Zahl durch zwei. Wenn Sie dieses kleine Experiment machen, werden Sie erstaunt feststellen, dass sich Ihre «wahren Freunde» an einer Hand abzählen lassen – seien Sie beruhigt, das ist normal. Anders sieht es bei «allgemeinen» Freundschaften aus. Deren Zahl kann mehrere Dutzend betragen, allerhöchstens aber 150.

Diese Obergrenze hat der britische Psychologe und Primatenforscher Robert Dunbar vor rund 30 Jahren errechnet. Dunbar untersuchte dazu den Zusammenhang zwischen der Grösse bestimmter Hirnregionen und der Gruppengrösse, in denen Säugetiere leben. Für den Menschen ergab sich dadurch eine sozial zu bewältigende maximale Gruppengrösse von 150 Individuen. Empirische Beobachtungen an tatsächlichen menschlichen Gemeinschaften bestätigen diese Zahl.

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Eine Freundschaft beginnt mit echtem Interesse am Gegenüber. »

Schluss mit falschen Freunden Manchmal gerät man im Leben an falsche Freunde oder eine bereits bestehende Freundschaft verwandelt sich aus tausenderlei Gründen in eine toxische, die niemandem mehr guttut. Und tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, wann es bei allem Schmerz an der Zeit ist, Schluss zu machen. Zum Beispiel dann, wenn …

... Sie ausgenutzt werden. Sie waren immer für ihre Freundin, ihren Freund da, wenn nötig sogar mitten in der Nacht. Wenn jedoch Sie Unterstützung bräuchten, heisst es «geht grad nicht», «keine Zeit» oder «passt nicht». Passiert das oft, sollten Sie sich überlegen, ob sich bei dieser Freundschaft Geben und Nehmen noch die Waage halten.

... Sie nicht unterstützt werden. Es gibt Situationen im Leben, die kann man nur mit Hilfe und Unterstützung von Freunden bewältigen. Um nur einige zu nennen: schwere Krankheiten, Todesfälle, Beziehungsbrüche oder plötzliche Arbeitslosigkeit. In solchen Zeiten brauchen wir Menschen, die zu uns stehen, uns zuhören, trösten und vielleicht sogar einen guten Rat wissen. Wer in Zeiten der grössten Not aber das Weite sucht, kann kein Freund sein. Auf «Schönwetterfreunde» können Sie verzichten.

... Sie hintergangen werden. Von einem Freund oder Freundin erwarten wir Loyalität und Ehrlichkeit. Wer sich Freund nennt, hinter unserem Rücken aber schlecht von uns redet oder sogar intrigiert, hat in unserem Leben nichts verloren. Von solchen «Freunden» sollten Sie sich trennen.

... Sie in ständiger Konkurrenz leben. Jedes Mal, wenn Sie von einem persönlichen Erfolgserlebnis berichten, erzählt Ihr Gegenüber eine Geschichte, die die Ihre in den Schatten stellt. Nie haben Sie das Gefühl, dass sich Ihre Freundin oder Ihr Freund mit Ihnen freut; es geht immer nur darum, besser als Sie zu sein. Dahinter stecken oft Missgunst und Eifersucht –und auf solche Freunde können Sie verzichten.

... Sie unwichtig werden. Freunde haben nicht immer Zeit und manchmal auch etwas ganz anderes vor als Sie selbst. Das ist völlig okay, sofern das nicht zur Normalität wird und sich die andere Person keinerlei Mühe gibt, den Kontakt zu Ihnen zu halten oder aktiv Alternativen anzubieten. In solchen Fällen haben sich offenbar die Prioritäten verschoben und die freundschaftliche Beziehung zu Ihnen steht nicht mehr weit oben auf der Liste. Auf solche Freundschaften dürfen Sie ruhig verzichten.

unzählige «Freunde» – aber sie sind alle nur digital. «Herzenswärme können solche Freunde nicht vermitteln», sagt der Schamane Wowitan Uta Mani vom Stamm der Lakota, der sich intensiv mit den Auswirkungen von Social Media auf die Gesellschaft befasst hat. Erst wenn Menschen Zeit in echt miteinander verbringen, sagt Wowitan, entsteht das, was eine tiefe und beglückende Freundschaft ausmacht: Seelenverwandtschaft.

Aufbruch zu neuen Freundschaften

So schön und erfüllend Freundschaften auch sein können – manche zerbrechen auch mit der Zeit. In einigen Fällen verändern sich einfach die Interessen oder man zieht an einen anderen Ort und es wird schwierig, den Kontakt aufrecht zu erhalten und die Beziehung zu pflegen. Solche Freundschaften schlafen dann in der Regel einfach ein und es wird Zeit, sich neue Freunde zu suchen. Allerdings: Nicht allen fällt das leicht, manche sind schüchtern, andere zurückhaltend. Für all diese Menschen – aber nicht nur die –hier drei simple Tipps, die es leichter machen, neue Freundschaften zu knüpfen:

• 1. Werden Sie aktiv: Wer nichts wagt, gewinnt auch keine Freunde. Nehmen Sie all Ihren Mut zusammen, riskieren Sie auch mal einen Korb und nehmen Sie solche Rückschläge nicht persönlich.

• 2. Zeigen Sie Interesse: Eine Freundschaft beginnt mit echtem Interesse am Gegenüber. Stellen Sie Fragen, seien Sie empathisch und erzählen Sie nicht nur von sich.

• 3. Bieten Sie Hilfe an: Freundschaften leben vom Geben und Nehmen – und zwar in dieser Reihenfolge. Bieten Sie Ihre Unterstützung dort an, wo gerade Not herrscht. Das steigert – erinnern Sie sich an unsere am Anfang dieses Artikels beschriebene Urnatur – die Chance, dass sich das Gegenüber irgendwann revanchiert.

Ja, manchmal muss man alte Freundschaften los- und sich auf neue einlassen. Aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass es immer bereichernd ist, Freundinnen und Freunden Zeit zu schenken und diese Beziehungen zu pflegen. Denn wer gute Freunde hat, kommt leichter durchs Leben. Und jetzt zum Schluss noch eine alte Weisheit, über die nachzudenken sich lohnt: Wahre Freunde erkennst du nicht daran, wie sie dich loben – sondern wie sie dich kritisieren.

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Kräuter bringen den Frischekick im Frühling

Frische Kräuter stärken den Körper im Frühling nach den grauen und trüben Wintertagen. Der Bärlauch ist der Frühlingskräuterklassiker schlechthin. Als Pesto schmeckt er besonders fein.

Therese Krähenbühl-Müller

Gott lässt die Kräuter aus der Erde wachsen, und ein Vernünftiger verachtet sie nicht», sagte einst der Schweizer NaturheilkundePionier Alfred Vogel. Wenn nach dem kalten Winter die Tage länger und wärmer werden, spriessen auch die Kräuter wieder. Der Zeitpunkt ist perfekt, denn gerade nach den grauen Wintertagen braucht der Körper die vielen guten Eigenschaften, welche die Frühlingskräuter in sich tragen.

Verwechslungen vermeiden

Das Frühlingskraut schlechthin ist der Bärlauch. Er ist ein interessantes Gewächs, das einen intensiven, knoblauchähnlichen Geruch hat und zeitgleich dem giftigen Maiglöckchen zum Verwechseln ähnlich sieht. Darum ist beim Sammeln des Bärlauchs immer etwas Vorsicht geboten. Der Geruchstest beugt üblen Verwechslungen vor. Riecht die Pflanze intensiv nach Knoblauch, ist es Bärlauch. Maiglöckchen bilden zusätzlich an einem Stängel mehrere Blätter aus, während der Bärlauch immer nur in einzelnen Blättern wächst. Wachsen tut er übrigens besonders gerne auf den feuchten Böden von schattigen Laubwäldern.

Reich an Vitamin C

Der Bärlauch ist aufgrund mehrerer Inhaltsstoffe so wertvoll. Einerseits ist er reich an Vitamin C. in 100 Gramm Bärlauch finden sich 150 Milligramm Vitamin C. Erwachsene sollten pro Tag 100 Milligramm Vitamin C zu sich nehmen. Im Vergleich dazu, müsste man etwa 300 Gramm Orangen essen, um auf die gleiche Menge Vitamin C zu kommen.

Allicin und Chlorophyll Bärlauch enthält auch Allicin. Dieses ist für den intensiven Geruch verantwortlich, der beim Schneiden und

Verarbeiten der Blätter entsteht. Allicin ist ein natürliches Antibiotikum, das nicht nur bei bakteriellen Erkrankungen helfen soll, sondern zusätzlich die Cholesterinwerte senkt und sogar Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen und gegen gewisse Krebsarten gut sein soll.

Zusätzlich ist in den grünen Pflanzenblättern des Bärlauchs viel Chlorophyll enthalten, welches sich gesundheitsfördernd auf den Körper auswirken und vor Giftstoffen schützen soll.

57 KOCHEN MIT FRÜHLINGSKRÄUTERN | GESUND ESSEN
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Bald beginnt die Bärlauchsaison. Daraus kann ein hervorragendes Pesto gemacht werden.

So entsteht der Kräuterkranz.

Kräuter kreativ trocknen

Sobald es im Garten grünt und blüht, ist es auch schon wieder Zeit, an die kälteren Monate und an das Konservieren der Schätze aus dem Garten zu denken. Gerade mit getrockneten Kräutern lassen sich im Winter die Aromen des Sommers auf den Teller zaubern. Besonders schön ist es, wenn das Trocknen von Kräutern zusätzlich kreativ umgesetzt werden kann, wie zum Beispiel in Form eines doppelten Kräuterkranzes. Dieser kann ganz einfach gebunden werden und sieht sehr dekorativ aus. Zusätzlich ist so ein Kranz ein schönes und nützliches Geschenk für Menschen, die das Handwerk und die Kräuter zu schätzen wissen.

Alles aus der Natur

Und so wird ein doppelter Kräuterkranz gewickelt. Material: zwei unterschiedlich grosse Kränze aus Naturmaterialien (im vorliegenden Beispiel wurde Peddigrohr verwendet), eine Schere, Naturschnur (hier ist es selbst gesponnene Flachsschnur) und verschiedene Kräuter (Majoran, Rosmarin, Lavendel, Salbei, Minze usw.).

Vorgehen: Wenn man nicht schon fertige Kränze verwendet, müssen zuerst aus dem Naturmaterial zwei unterschiedlich grosse Kränze gewickelt werden. Diese allenfalls zusätzlich mit Schnur umwickeln, damit sie ihre Form behalten. Die Schnur am grossen

Kranz fixieren und damit einzelne Kräutersträusschen am Kranz festbinden. Dabei arbeitet man wie bei einem Adventskranz und bindet Sträusschen um Sträusschen fest und legt das neue Sträusschen jeweils über das Ende des alten. Wenn der Kranz fertig gewickelt ist, wird das Ende der Schnur gut verknotet, damit sie sich nicht löst.

Der kleinere Kranz wird nicht mit Kräutern umwickelt, sondern dazu genutzt, die Kräuter daran aufzuhängen. Bevor die Kräuter am kleinen Kranz befestigt werden, sollte dieser am grossen Kranz fixiert und die beiden Kränze bereits an der Stelle, an der sie dann hängen sollen, aufgemacht werden. Die Kräuter für den kleinen Kranz werden entweder zu kleinen Sträusschen gebunden und so am Kranz fixiert, oder sie können allenfalls auch direkt über den Kranz gehängt werden.

Eine praktische Deko

Idealerweise lässt man Kräuter an trockenen Orten trocknen und sollte sie nicht dem direkten Sonnenlicht aussetzen, da sie sonst ausbleichen. Doch die Kräuter können auch vorzu verwendet werden, wenn man sie in der Küche oder im Wohnzimmer aufhängt. Zusätzlich ist der Kranz nicht nur eine hübsche Dekoration, sondern verströmt auch einen wunderbaren Kräuterduft.

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Material für Kräuterkranz: zwei grosse Kränze, eine Schere, Naturschnur und verschiedene Kräuter.

Traditionell wird Bärlauch-Pesto mit einem Mörser hergestellt, um schonend Aromen freizusetzen.

Pasta mit Pesto

Es gibt viele gute Gründe, den Frühling zu nutzen, um so viel Bärlauch wie möglich zu essen. In Form eines Pestos und in Kombination mit frischer Pasta schmeckt er besonders fein.

Für ein Pesto für vier Personen braucht es folgende Zutaten: Einen Bund Bärlauch, 50 g Walnüsse, 50 g rezenter Käse, 100 g Öl Zubereitung: Den Bärlauch zerkleinern (idealerweise schon etwas hacken) und im Mörser zerreiben, die Walnüsse und den Käse dazugeben und das Ganze weiter gut miteinander verarbeiten. Dabei hilft es, wenn man nach und nach das Öl dazu gibt, weil sich die Masse so besser verarbeiten lässt. Am besten schmeckt das Pesto, wenn es frisch serviert wird. Wenn es gut mit Öl bedeckt ist, kann es aber auch einige Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.

taten-statt-worte.ch

«Mami, gibt’s bald keine Fische mehr im Meer?»

Damit wir für unsere Kinder eine Antwort haben, setzen wir uns gemeinsam mit dem WWF für eine nachhaltige Fischerei ein.

Taten statt Worte Nr. 174: Wir engagieren uns für eine nachhaltige Wertschöpfungskette bei Fisch und Seafood.

KOCHEN MIT FRÜHLINGSKRÄUTERN | GESUND ESSEN

Aufgiessen, austrinken, aufblühen

Gerade in den kalten Monaten erfreuen sich heilsame Kräutertees grosser Beliebtheit und werden rege eingekauft. Wie zwei Läden in der Hauptstadt Bern zeigen, wird dabei das Erbe einer langen Kulturgeschichte weitergeführt.

Heilkräuter mit heissem Wasser übergiessen, einige Minuten ziehen lassen, fertig: Ein gesunder Aufguss lässt sich so einfach selbst zubereiten, dass er zu den häufigsten pflanzlichen Anwendungen zu Hause gehört. Ebenfalls zur Beliebtheit von Kräutertees trägt natürlich bei, dass es sie in vielen Varianten für die unterschiedlichsten Beschwerden gibt:

Kamille wirkt entzündungshemmend und hilft bei Magenproblemen, Pfefferminztee fördert die Fettverdauung, Baldrian beruhigt, Fenchel regt die Verdauung an, Zinnkraut spült den Körper durch und stärkt Knorpel und Nägel. Anis entfaltet eine krampflösende Wirkung und ist gut gegen Bronchitis, Johanniskraut lindert Winterdepressionen, Melisse hilft bei Schlafstörungen und Salbei bei übermässigem Schwitzen – diese Liste liesse sich beliebig erweitern.

Über 500 Pflanzen eingesetzt

In der Hauptstadt Bern wird das Wissen rund um die heilsamen Wirkungen der Kräutertees seit Langem gepflegt. So kann die Bollwerk Apotheke in der Nähe des Bahnhofs auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. In dieser Zeit wurde das Kräutersortiment immer weiter ausgebaut und das naturheilkundliche Know-how erweitert, sodass sich der Betrieb bald als «Berner Kräuterhaus» etablierte. Die Berner Spezialist*innen verfügen mittlerweile über eine Auswahl von etwa 500 westlichen Arzneipflanzen. «Diese Vielfalt an Heilkräutern ermöglicht uns, nebst unseren Hausmischungen auch individuelle Teemischungen für unsere Kundschaft herzustellen», sagt Corinne Schweizer von der Bollwerk Apotheke. Zu den altbewährten hauseigenen Rezepturen gehören etwa der Brust-Bronchial-Hustentee, der Diättee oder der Schlaftee. «Im Winter und Frühling benötigen wir aufgrund saisonaler Erkrankun-

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Um die 500 Arzneipflanzen kommen im Bollwerk zum Einsatz.

Längass-Tee hat sich auf Camellia sinensis spezialisiert.

gen wie Grippe und Erkältung entsprechende Heilkräuter. Mit dem Frühling steigt dann häufig auch das Bedürfnis der Entgiftung und Stoffwechselanregung – quasi ein Frühlingsputz von innen», erklärt Corinne Schweizer.

Jahrtausende altes Heilmittel

Kräutertee dürfte zu den ältesten Getränken der Menschheit zählen, denn die positiven Eigenschaften von Heilpflanzen wurden bereits früh entdeckt: Schon in steinzeitlichen Gräbern wurden sie als Beigabe gefunden. In der Antike setzte ein reger Handel mit Heilkräutern ein, und im Mittelalter etablierte sich schliesslich der Kräutertee als Naturmedizin in Klöstern. In Letzteren wurden umfangreiche Kräutergärten angelegt, und Heilkundige wie die Äbtissin Hildegard von Bingen sind bis heute bekannt. Später legten dann Apotheker*innen eigene Gärten an und stellten Tees her. Heute werden über 1000 verschiedene Pflanzenteile für Kräutertees genutzt, wo bei auch die Wellness-Welle zum Boom des Getränks beigetragen haben dürfte. Zu traditionellen heimischen Pflanzen gesellen sich bei Teemischungen mittlerweile auch exotische Ingredienzen wie Ingwer, Kurkuma oder Ginseng. «Der Trend tendiert seit einiger Zeit vermehrt Richtung ‹zurück zur Natur› und unverarbeitete Produkte. So erleben sicherlich auch die Heilkräuter und Genusstees eine Art Comeback», heisst es von Seiten der Bollwerk Apotheke.

Mit Teekultur und Wissenschaft

Was weniger bekannt ist: Auch der klassische Schwarzoder Grüntee (Camellia sinensis) verfügt nebst seiner belebenden Wirkung über positive Effekte auf die Gesundheit. Bereits vor 5000 Jahren wurde er in China als Medizin genutzt. So können die im Tee enthaltenen

Gerbstoffe das Immunsystem stärken und Viren bekämpfen. Bei Erkältungen pflegen sie zudem die Atemschleimhäute, und Mineralstoffe sowie Vitamine fungieren als zusätzliche «Gesundheits-Booster».

Auf diese eigentliche Teepflanze spezialisiert hat sich «Länggass-Tee» im Berner Quartier Länggasse. Seit über 40 Jahren führt die Familie Lange dort ihren Laden, in dem es das Kraut in allen Variationen und Kombinationen gibt. Katrin und Gerhard Lange hatten die Unternehmung 1983 gegründet, und über die Jahre hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt, wobei sowohl die uralte asiatische Teekultur als auch wissenschaftliche Aspekte berücksichtigt worden sind. Zahlreiche Reisen nach Asien sorgen für ein grosses Fachwissen –mittlerweile packt rund um die Länggassstrasse 45 bis 47 ein 45-köpfiges Team mit an.

www.madeinbern.com www.bollwerkapotheke.ch www.laenggasstee.ch

Tipps zum Kräutertee-Genuss

• Tee abgedeckt ziehen lassen, damit ätherische Stoffe erhalten bleiben.

• Bittere Aufgüsse mit Honig oder einem Schluck Apfelsaft süssen.

• Langsam und schluckweise trinken.

• Auf leeren Magen konsumieren –so werden Inhaltsstoffe besser aufgenommen.

• Produkte vor Licht geschützt, kühl und trocken lagern.

61 TEEKULTUR | GESUND ESSEN

GUET

Daniela Bieder; Monika Hansen; Claudia Link ca. 306 Seiten, 21,5 × 25,5 cm gebunden, Hardcover

ISBN 978-3-03818-413-3

Brönnti Creme

Obwohl sie im Grunde den gleichen Namen haben, unterscheiden sich die schweizerische Brönnti (gebrannte) Creme und die französische Crème brulée, übersetzt gebrannte Creme, in ihrer Rezeptur und Zubereitungsmethode.

Zutaten

100 g Zucker

½ dl Zitronensaft

½ dl Wasser

5 dl Milch

1½ EL Maizena

2 Eier

1 dl Rahm

Zubereitung

Brönnti Creme

Zucker und Zitronensaft köcheln, bis ein hellbrauner Karamell entsteht. Pfanne vom Herd nehmen, Karamell mit heissem Wasser ablöschen und sofort mit dem Deckel zudecken. Pfanne zurück auf den Herd stellen, unter Rühren den Karamell auflösen. Milch, Maizena und Eier mit dem Schwingbesen gut verrühren, unter Rühren zum Karamell giessen. Karamell unter ständigem Rühren zum Kochen bringen. Creme durch ein Sieb in eine Schüssel giessen, die Oberfläche direkt mit Klarsichtfolie abdecken. Creme ganz auskühlen lassen. Rahm steif schlagen, unter die Creme ziehen, mind. 1 Std. zugedeckt kühl stellen.

Tipp — Mit wenig Fleur de Sel oder gehackten Salzbrezeli bestreuen.

REZEPTE DES MONATS
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Flechtwerk vom Feinsten

Berner Wurzeln hat er, himmlisch schmeckt er, das Besondere bleibt er. Kaum ein Schweizer Brot ist so ein Star wie der Zopf. Sein Geheimnis? Ein unvergleichlich runder Geschmack, perfekter Bisswiderstand, das gewisse Etwas an Feuchtigkeit. Und das richtige Mehl! Die optimale Mischung aus Weizen mit Dinkel und ein wenig Kürbiskernmehl machen diesen aus. Der Rest ist liebevolles Hand- und Flechtwerk.

Zutaten

50 g Butter

3 dl Milch

20 g Frischhefe

500 g Biofarm-Zopfmehl

10 g Salz

50 g Biofarm-Kürbiskernmehl

1 Eigelb zum Bepinseln

Kürbiskernmehl

Zubereitung Zweifarbiger Zopf

1. Butter in einer Pfanne schmelzen, von der Herdplatte nehmen. Milch unterrühren. Hefe zugeben und in der lauwarmen Flüssigkeit auflösen.

2. Mehl und Salz mischen, Milch dazugeben, zu einem glatten, geschmeidigen Teig kneten. Teigschüssel mit einem feuchten Tuch zudecken und Hefeteig bei Zimmertemperatur auf das doppelte Volumen aufgehen lassen.

3. Zopfteig in zwei gleich grosse Portionen teilen. In eine Portion das Kürbiskernmehl einkneten. Danach 50 bis 60 cm lange Rollen drehen und zu einem Zopf flechten. Zopf auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Mit Eigelb bepinseln. 10 Minuten kühl stellen.

4. Butterzopf in der unteren Ofenhälfte bei 220 °C etwa 30 Minuten backen. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

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GUT GENUG

EINE ANLEITUNG ZUR SELBSTLIEBE

Aus Studien geht hervor, dass ein extrem hoher Anteil der westlichen Bevölkerung mit dem Glaubenssatz «Ich bin nicht gut genug» behaftet ist. Wer im Nicht-gut-genug-Sein lebt, fühlt sich ausgeliefert, nicht wichtig – und noch vieles mehr. In ihrem Buch «Gut genug» gibt Ursula Liechti eine Anleitung, wie man den inneren Kompass auf das Gut-genug-Sein ausrichten und einschränkende Muster durchbrechen kann.

Dieser Weg führt über den Null-Punkt in die ureigene Selbstkraft, die uns befähigt, uns wertzuschätzen und in der Selbstliebe anzunehmen. Die Selbstliebe ermöglicht es, selbstbestimmt den eigenen Weg zu beschreiten. «Gut genug» beschreibt eine innere Veränderung, die man als Selbstheilung bezeichnen kann.

Format 12,5 × 19,5 cm

Gebunden, Hardcover, 140 Seiten CHF 23.20 statt CHF 29.00

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Ursula Liechti ist ausgebildet in Führung und Management, arbeitete in Kaderpositionen mit Führungsverantwortung. Zusatzausbildungen in Psychologie, Mentaltraining, Sportmentaltraining, Life-Coaching, Traumaauflösung, SelbstheilungsCoaching (Diagnosen/Krankheiten/Schocks), Sportpsychologie. Für ein ganzheitliches Verständnis folgten Weiterbildungen in Epigenetik, Neurowissenschaften und Psychoneuroimmunologie. Für ihre Arbeit mit den Menschen schöpft sie aus dem Vollen. Und sie kennt den Weg, sie ist ihn gegangen und ist angekommen – im Gut-genug-Sein.

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Scham und Selbstliebe

Haben Sie sich schon einmal für Ihre Liebe geschämt? Ich habe mich kürzlich dabei erwischt. Ich habe gemerkt, dass ich immer noch Liebe für jemanden empfinde, der mich und mir nahestehende Menschen bewusst verletzt hat und meine Liebe offensichtlich nicht verdient. Ich möchte diesem Menschen nie mehr begegnen. Und trotzdem empfinde ich noch Liebe für ihn. Verrückt? Ein Zeichen von Selbstverachtung? Von Realitätsverlust? Oder krankhafter Inkonsequenz?

Um es direkt zu sagen: Nein. Ist es nicht. Liebe ist tatsächlich frei. Ich darf lieben, wen und wann ich will. Wir alle dürfen das. Und verdienen kann man Liebe sowieso nicht. Je mehr, tiefer und purer wir lieben, desto besser. Denn wirkliche Liebe richtet sich auf den gesunden, heilen, innersten Seelenkern. Und den hat jeder Mensch, auch ein Schwerverbrecher. Wenn ich jemanden liebe, der diese Liebe scheinbar nicht verdient, dann habe ich ein sehr wertvolles Geschenk für ihn: Ich sehe seinen Kern. Und er hat die Möglichkeit, sich an meiner Liebe zu orientieren. Vielleicht wird er das nie tun – aber ich halte ihm diese Möglichkeit offen. Ich halte zu ihm oder ihr – nicht zu seinen jetzigen Entscheidungen, sondern zu dem, was er oder sie eigentlich ist oder sein könnte.

Liebe bedeutet nicht, jemanden stur in dessen Verhalten zu bestätigen. Es bedeutet auch nicht, eine Beziehung mit jemand führen zu müssen. Und ganz sicher nicht, zu dulden, dass er mich oder andere verletzt. Das wäre dann tatsächlich all das: Selbstverachtung, Demütigung, Realitätsverlust.

Alle, die schon einmal in einer toxischen Beziehung waren, kennen diese Gratwanderung. Es braucht seelische Reife, in der Liebe zu differenzieren: zu lieben und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu wahren.

Manche geraten in eine Ko-Abhängigkeit. Sie geben sich die Schuld daran, dass der andere so abgestürzt ist: Habe ich mit meiner Liebe dazu beigetragen? War ich zu unkritisch?

Um die Antwort darauf zu finden, habe ich eine Verbündete entdeckt: Scham. Ja, dieses höchst unangenehme Gefühl, das uns dazu bringt, im Erdboden versinken zu wollen. Scham – und damit meine ich jetzt nicht die soziale Anpassungsscham, die uns auf Kurs mit unserem Kollektiv bringen soll, sondern gesunde Scham – ist eine Berührung mit unserem eigenen Seelenkern. Gesunde Scham wirft uns schmerzhaft auf uns selbst zurück. Wir fühlen dann pur, also ohne Beschönigung und Rechtfertigung, was wir getan haben. Und können, falls es nicht mit unseren Werten übereinstimmt, eine innere Kehrtwendung vollziehen.

Aber manchmal schämen wir uns auch für etwas Gutes, etwas sehr Intimes, etwas, das ganz zu uns gehört – aber das vielleicht von anderen abgelehnt wird. Gesunde Scham gibt uns die Chance, das zu unterscheiden und uns zu überprüfen.

Meine Selbstüberprüfung ergibt heute: Ich darf lieben. Ich liebe am meisten den Menschen, mit dem ich gewählt habe, mein Leben zu verbringen. Und ich will vor ihm nicht verbergen, dass meine Liebe auch noch andere Menschen umfasst. Nicht alle von ihnen verdienen diese Liebe. Aber ich verdiene, in Liebe zu sein. Das heisst: Ich liebe – und zwar so viel, wie meine Selbstliebe es zulässt.

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

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KOLUMNE | LIEBESSCHULE
Leila Dregger

Supergrün im Suppentopf

Der Giersch ist der Geächtete unter den Wildkräutern: Als Blattgemüse in Vergessenheit geraten, als Heilkraut vernachlässigt und in unseren fein säuberlich gepflegten Gärten ein ungebetener Gast. Dabei ist die Pflanze ein wahres Kraftpaket mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen.

Yves Scherer

Nach den dunklen Wintermonaten verspüre ich grossen Appetit auf frisches Grün. Jetzt spriessen die ersten Wildkräuter in den Hecken, an Waldrändern und Bachufern. Mit den frisch geernteten Knospen, Blättern und Blüten kehrt endlich der herb-wilde Geschmack der Natur in die Küche zurück: Haselkätzchen, junge Birkenblätter, Buchenschösslinge, Huflattichblüten, Bärlauch, Gundelrebe, Brennnessel und viele andere Wildkräuter können jetzt gesammelt werden. Manche von ihnen stehen sogar bis in den Herbst zur Verfügung. Zum Beispiel der Giersch, eine der nährstoffreichsten Pflanzen, die wir vor unserer Haustür finden.

Auch in unserem Garten ist der Giersch (Aegopodium podagraria) willkommen. Er besetzt hier unbenutzte Ecken. In den Kulturbeeten hat er aber nichts verloren. Erst kürzlich musste ich ein überwachsenes Beet vom Giersch befreien. Es war kein leichtes Unterfangen! Trotz all der Mühe – der Giersch darf bleiben. Er ist die zuverlässigste Vitaminquelle im Garten und bereichert unsere Küche bis in den nächsten Winter hinein. Der Geschmack der frischen, jungen Blätter erinnert an Petersilie. Sie aromatisieren Salate, Suppen, Eintöpfe,

Aufläufe und ergeben zusammen mit Gundelrebe oder Bärlauch einen schmackhaften Pesto. Das frische oder getrocknete Kraut eignet sich auch für die Zubereitung von Tee.

Der Giersch gehört zur grossen Familie der Doldenblütler (Apiaceae). In dieser Pflanzenfamilie finden sich wichtige Gewürz-, Gemüse- und Heilpflanzen wie Anis, Dill, Engelwurz, Fenchel, Karotte, Kümmel, Koriander, Liebstöckel, Pastinake, Petersilie, Sellerie und Wiesenbärenklau.

Die ausdauernde Pflanze bildet auf nährstoffreichen, feuchten Böden grosse Bestände. Zur Blütezeit, von Ende Mai bis August, wird der Stängel 30 bis 100 Zentimeter hoch und trägt weiss blühende Doppeldolden. Die kümmelähnliche Frucht ist 3 bis 4 Millimeter lang. Sie kann als Speisewürze verwendet werden und schmeckt recht scharf.

Verwechslungsgefahr der Doldenblütler

Die Doldenblütler erkennt man leicht an den tellerartigen weissen Blüten, die wie aufgespannte Sonnenschirme aussehen. Man nannte sie früher deswegen

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Doldenblüte des Giersch.
«
Der Giersch ist die zuverlässigste Vitaminquelle im Garten und bereichert unsere Küche bis in den nächsten Winter hinein.

auch Schirmblütler. Weil sich die meisten Doldenblütler sehr ähnlich sehen, besteht beim Pflücken die Gefahr, die Pflanzen zu verwechseln. Das ist heikel, denn in dieser Pflanzenfamilie gibt es sehr giftige Arten wie den gefleckten Schierling, den Wasserschierling und die Hundspetersilie. Beim Sammeln ist also allergrösste Vorsicht geboten!

Glücklicherweise ist die Bestimmung des Gierschs recht einfach. Das sicherste Indiz liefert das Blatt. Es ist doppelt dreizählig, 5 bis 10 Zentimeter lang und der Blattstiel ist im Querschnitt V-förmig wie ein Dreieck. Daraus leitet sich die 3-mal-3-Regel ab: Dreigeteiltes Blatt, dreiteilige Teilblätter, dreieckiger Blattstiel. Die seitlichen Teilblätter sind häufig nur ansatzweise dreigeteilt. Wer sich an diese Regel hält, kann sich sicher sein, dass die richtige Pflanze vor ihm steht.

Herkunft des Namens

Die Form der seitlichen Teilblätter hat der Pflanze den Namen Aegopodium (ziegenfüssig) eingebracht. Der Namenszusatz podagraria bezieht sich auf die Verwendung der Pflanze gegen die Gicht. Als Podagra bezeichnet man den schmerzhaften akuten Gichtanfall des Zehengrundgelenks. Die Bedeutung des wissenschaftlichen Namens ist also «ziegenfüssiges Gichtkraut». Andere bekannte Namen sind Geissfuss, Dreifuss, Erdholler, Gichtkraut, Heckenmus, Hirschtritt, kleine Angelika, Podagrakraut und Zipperleinskraut. Im Volksmund

wird die Pflanze auch Baumtropfe genannt, weil sie gerne im Schatten ausladender Bäume wächst, als sei sie heruntergetropft.

Historische Bedeutung

Wildkräuter waren immer ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Ernährung. Für unsere frühen Vorfahren muss der Giersch ein Segen gewesen sein, denn das vitale Kraut ist vollgepackt mit Mikronährstoffen. Im Mittelalter wurde es in Gärten angebaut und als Gemüse zubereitet. In entbehrungsreichen Zeiten, wenn durch Ernteausfälle, Seuchen und Krieg die Nahrung knapp wurde, lieferte der Giersch lebenswichtige Vitamine und Spurenelemente. Giersch ist Bestandteil der Gründonnerstagssuppe, in welche neun verschiedene, frische Kräuter gehören. Mit dieser Suppe aus frischem Grün wird am Gründonnerstag, dem Tag vor dem Karfreitag, die Rückkehr der Vegetation gefeiert. Wenige Tage vor Ostern beginnt mit der Tag-und-Nachtgleiche der Frühling. Der Genuss der Gründonnerstagssuppe ist ein sinnliches Erlebnis des Neubeginns.

Der Schweizer Kräuterpfarrer Johann Künzle (1857–1945), ein bekannter Zeitgenosse von Sebastian Kneipp und Förderer der Pflanzenheilkunde, lobte den Giersch als «herrliche Medizin gegen alle Arten Rheumatismus, Ischias, Gicht und Podagra».

Lesen Sie weiter auf Seite 70.

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Die Doldenblüte des Giersch kann als Tee und Speisewürze verwendet werden.
» HEILPFLANZE | GIERSCH

Gegen Liebeskummer ist ein Korn gewachsen

Kümmelsamen können in der Komplementärmedizin aber auch sinnvoller eingesetzt werden

Die 3 x 3-Regel zur sicheren Bestimmung des Gierschs.

Kümmel wurde traditionell Liebesgetränken beigemischt, um den Abschiedsschmerz lindern zu helfen. Deshalb nahm das Interesse an Kümmel stark zu, als Königin Victoria den deutschen Prinzen Albert von Sachsen und Coburg ehelichte. Viel wirkungsvoller sind Kümmelfrucht und -öl sicherlich bei Appetitlosigkeit (die ja durchaus auch ein Symptom von Liebeskummer sein kann). Die Samen können roh oder eingeweicht zerkaut werden und wirken so verdauungs- und appetitfördernd. Kümmelsamen sind wahre Verdauungskünstler bei fetten und blähenden Speisen und wirken zudem bei Magenkrämpfen und Koliken der Verdauungsorgane lindernd. Tröpfchenweise auf Zucker genommen, wirkt Kümmelöl bei Kopfschmerzen und Migräne. Eine Essenz von Kümmelsamen findet als Mundwasser Verwendung und hält zudem den Atem frisch.

Kümmel-Käsegebäck

Zutaten:

• Ca. 300 g Federkohl

• 2 dl Olivenöl

• 1 Knoblauchzehe

• 2 TL Zitronensaft

• 75 g Pinienkerne

• 30 g Parmesan

Hier geht es zur Zubereitung: www.egk.ch/ kuemmel#rezept

Der stark giftige gefleckte Schierling hat Flecken am Stängel.
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Gründonnerstagssuppe (Rezept für vier Personen)

Die Gründonnerstagssuppe besteht aus neunerlei frischen Kräutern, die nicht explizit festgelegt sind. Geeignet sind Bärlauch, Brennnessel, Brunnenkresse, Giersch, Gundelrebe, Löwenzahn, Sauerampfer, Taubnessel und Vogelmiere. Ebenso Breit- oder Spitzwegerich, Knoblauchsrauke, Labkraut, Petersilie und Schnittlauch.

Zutaten:

• 2 Zwiebeln

• 2 EL Mehl

• 2 Kartoffeln

• 2 EL Butter, Margarine oder Öl

• 40–50 g frische Kräuter

• 1 L Gemüsebrühe

• 200 ml Rahm oder Hafersahne

• Salz, Pfeffer, Muskat

Zubereitung:

• Zwiebeln fein würfeln, Kartoffeln schälen und würfeln.

• Zwiebeln in Butter oder Öl andünsten und mit dem Mehl bestäuben.

• Unter ständigem Umrühren die Zwiebeln anbräunen, Kartoffeln dazugeben.

• Mit Gemüsebrühe ablöschen und köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind.

• Die Suppe vom Herd nehmen.

• Die Kräuter waschen, grob hacken und in die Suppe geben.

• Rahm dazugeben und die Suppe pürieren.

• Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.

En Guete!

Zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen empfahl Künzle den Absud der getrockneten Wurzeln als Badezusatz. Die jungen Blätter seien als Salatbeigabe gut zur Ausleitung der Harnsäure, zur Reinigung von Magen und Darm und gegen Verstopfung. Künzle erwähnt auch die Anwendung des Pflanzenbreis als Wundauflage.

Giersch als Heilkraut für Mensch und Tier Giersch enthält reichlich Eiweiss, viel Vitamin C und Betacarotin (Provitamin A), Calcium, Kalium, Eisen, Bor, Mangan, Kupfer und Titan. Ausserdem ätherisches Öl, Flavonoide, die Flavonolglykoside Hyperosid und Isoquercitrin, Phenolsäuren, Phytosterole, Polyacetylene und Cumarine. Die wissenschaftlich nachgewiesene entzündungshemmende und entwässernde Eigenschaft des Giersch erinnert an seine historische Bedeutung als Arznei gegen Rheuma und macht ihn auch interessant für die naturheilkundliche Therapie von Harnwegsinfekten.

Giersch regt den Stoffwechsel an und stimuliert das Immunsystem. Die enthaltenen Flavonolglykoside wirken antiviral und antioxidativ. Betacarotin scheint sich günstig auf den Schutz der DNA auszuwirken und wirkt ebenfalls stark antioxidativ. Antioxidantien senken das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und wirken antikanzerogen. Ein schmackhafter Smoothie aus frischen Gierschblättern entspricht genau der Empfehlung des griechischen Arztes und «Vater der Heilkunde» Hippokrates von Kos, der meinte: «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.»

Der proteinreiche Giersch ist ausserdem ein wertvolles Tierfutter und wird gerne von Kaninchen, Meerschweinchen und Ziegen gefressen. Der auf Wildkräuter spezialisierte Sachbuchautor und Dozent für Phytotherapie Rudi Beiser erwähnt in seinem Buch «Vergessene Heilpflanzen» die tierheilkundliche Praxis, Schweinen vorbeugend gegen die Infektionskrankheit Rotlauf grosse Mengen Giersch zu verfüttern. Ob für Mensch oder Tier – der Giersch ist ein wertvolles Nahrungsmittel. Als Salat, Gemüse oder Tee reinigt er den Organismus und macht «gutes Blut».

Yves Scherer

Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet eine eigene Ausbildung in Pflanzenheilkunde und Kräuterwanderungen an: www.medizingarten.ch / www.medizinwald.ch

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HEILPFLANZE | GIERSCH

Wetterzeichen

Frühlingsanfang in den Bauernregeln

Dieses Jahr beginnt der Frühling am 20. März um 4.06 Uhr. Zu dieser Zeit erreicht die Erde auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne den Frühlingspunkt. In der Landwirtschaft ist diese Periode des Jahres wichtig. Es ist die Tag- und Nachtgleiche.

Das heisst, ab diesem Datum sind die Tage länger als die Nacht. Der Winter geht zu Ende und auf den Feldern wird gesät. Seit jeher wollten die Landwirt*innen wissen, wie das Wetter im Sommerhalbjahr wird, hängt doch der Ertrag ihrer Ernte direkt von den Wetterbedingungen ab. So entstanden zahlreiche Bauernregeln, die aus der langjährigen Beobachtung entstanden sind. Zu einer Zeit in der das Wetter noch nicht global beobachtet und aufgezeichnet wurde, waren die Bauernregeln die einzige Möglichkeit, eine vage Wettervorhersage für die nächsten Wochen und Monate zu machen.

So lautet eine Bauernregel: «Wie das Wetter zu Frühlingsanfang, ist es den ganzen Sommer lang.» Auswertungen von Wetterdaten haben gezeigt, dass wenn der Frühling mit angemessenem Frühlingswetter beginnt, in zwei von drei Fällen auch ein etwas zu warmer Sommer folgt. Wenn der Frühling mit kaltem Wetter beginnt, ist der Sommer mit 60 % Wahrscheinlichkeit eher zu kühl. Eine andere Bauernregel sagt: «Auf Märzenregen, dürre Sommer zu kommen pflegen.» Beobachtungen zeigen, dass nach einem regenreichen März mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % ein trockener Sommer folgt.

Merkur, Jupiter und Mond am Abendhimmel sichtbar

Merkur ist von den Planeten, die mit blossem Auge sichtbar sind, am schwierigsten zu beobachten. Merkur ist der innerste Planet unseres Sonnensystems und deshalb auch der Sonne am nächsten. Dies hat zur Folge, dass wir ihn oft nicht sehen können, weil er entweder an einem zu hellen Himmel oder unter dem Horizont verweilt.

Im März ist die beste Zeit des Jahres, um Merkur am Abendhimmel sehen zu können. Für diese Beobachtung ist ein niedriger Horizont im Westen eine wichtige Voraussetzung. Bereits ab dem 10. März beginnt der Merkur am Horizont aufzusteigen. Ein interessanter Anblick bietet sich am Abend des 11. März, dann befindet sich der Merkur relativ nahe bei der schmalen zunehmenden Mondsichel in der Abenddämmerung. In dieser Phase

ist auch das sogenannte Erdlicht sichtbar, d. h. die dunkle Seite des Mondes erscheint in einem fahlen aschgrauen Licht. Dieses Licht entsteht durch unseren Planeten, der zu dieser Zeit als Vollerde auf die dunkle Mondoberfläche scheint. Dadurch wird die Nachtseite des Mondes aufgehellt. Merkur steigt mit jedem Tag weiter über den Horizont und erreicht am 25. März den grössten Winkelabstand zur Sonne. In dieser Zeit hebt er sich sehr gut vom bereits dunklen Himmel ab. Ebenfalls sichtbar im März ist der Planet Jupiter, der jedoch mit jedem Tag tiefer gegen den Horizont sinkt. Am spannendsten sind die drei Tage vom 11. bis am 13. März. Dann erscheinen (von oben nach unten) Jupiter, Mond und Merkur als markantes Trio am Abendhimmel.

Sternengucker

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WETTERZEICHEN & STERNENGUCKER

Eine Freude für das ganze Jahr

Die Schneebälle wurden zur Pflanze des Jahres 2024 gewählt, und das aus gutem Grund. Mit ihren auffällig weissen Blütenständen stehen viele Schneeball-Arten den Hortensien in nichts nach. Auch zur Förderung der Biodiversität trägt die Gattung Viburnum bei und ihre Beeren sind im Herbst gleichermassen Zierde und Nahrung für Wildtiere. Ein ganz besonderes Schauspiel bieten die mitten im Winter blühenden Schneeball-Arten.

Irène Nager, JardinSuisse

Die weit über 100 verschiedenen Viburnum-Arten sind in den gemässigten Regionen der Nordhalbkugel zu Hause. Sie kommen mit den hiesigen Bedingungen sehr gut zurecht – das gilt auch für die rund 15 bis 20 Arten, die in Schweizer Baumschulen kultiviert werden. Die robusten Sträucher schätzen sonnige bis halbschattige Standorte mit frischen, durchlässigen und nährstoffreichen Böden. Schneebälle können vielseitig eingesetzt werden, als Solitärgehölze oder in Gruppen, in Gefässen auf der Terrasse, als Sichtschutz, in Hecken oder einige sogar als Unterpflanzung von Bäumen.

1 Die Beeren des Gemeinen Schneeballs sind leuchtend rot und bleiben oft länger an der Pflanze hängen als das Laub.

2 Die Beeren des Schneeballs sind eine willkommene Nahrungsquelle beispielsweise für das Rotkehlchen.

3 Mit seinen schneeweissen, tellerförmigen Blütenständen im Mai und Juni erinnert der Gemeine Schneeball stark an die beliebten Teller-Hortensien. Er schätzt sonnige bis halbschattige Standorte, wächst breit aufrecht und wird 2,5–3 m hoch.

4 Beim Wolligen Schneeball entwickeln sich ab Juli zuerst glänzend rote, später schwarze Früchte. Diese sind bei Vögeln und Kleinsäugern beliebt.

73 GARTEN | NATUR & FREIZEIT
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Ökologisch wertvoll

Schneeball-Pflanzen können einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität leisten. Allen voran die beiden einheimischen Arten, der Gemeine Schneeball ( Viburnum opulus) und der Wollige Schneeball (Viburnum lantana). Im Frühling bieten die Blüten Schmetterlingen, Käfern und anderen Tieren Nektar und Pollen. An den Blättern tun sich Raupen gütlich, die ihrerseits ein «gefundenes Fressen» für Vögel, Wespen usw. sind. Im Herbst sind die reifen Beeren eine begehrte Nahrungsquelle – nicht nur für überwinternde Vögel, sondern auch für Kleinsäuger. Wertvoll sind aber auch viele weitere Arten. So sind die sehr früh im Jahr blühenden Winter-Schneebälle eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln und andere frühe Insekten. Immergrüne Viburnum-Arten bieten Vögeln und weiteren Tieren Nistplätze und Schutz vor schlechter Witterung. Mit dem Pflanzen von Schneebällen kommen sowohl schöne Zierpflanzen in die Gärten und Siedlungsräume als auch mehr Natur und Biodiversität.

Das ganze Jahr attraktiv

Das Schneeball-Sortiment hat zu jeder Jahreszeit und für unterschiedlichste Verwendungszwecke etwas zu bieten. Schon zu Beginn des Jahres – also mitten im Winter – überraschen uns der Winter-Schneeball und der Lorbeer-Schneeball mit ihren duftenden Blüten. Ihnen können Schnee und Frost kaum etwas anhaben. Sie sind es wert, an einem Platz zu stehen, wo ihre Pracht im Winter gebührend zur Geltung kommt. Zwischen April und Juni haben dann die Arten mit impo-

santen Blütenbällen oder -tellern ihren grossen Auftritt, z. B. der Gefüllte Schneeball, der Duft-Schneeball, der seinem Namen alle Ehre macht, oder die verschiedenen Japanischen Schneebälle. Im Herbst wissen die Viburnum-Arten mit ihrem roten oder blauen bis fast schwarzen Beerenschmuck zu gefallen. Und während bei den laubabwerfenden Arten die schöne Herbstfärbung den krönenden Abschluss bildet, sind die immergrünen Viburnum-Arten den ganzen Winter über ein Blickfang.

Edles Schnittgehölz

Auch wer keine Möglichkeit hat, einen Schneeball zu pflanzen, muss nicht auf seine faszinierende Blütenpracht verzichten. Der Gefüllte Schneeball wird im Frühling gerne in der Floristik eingesetzt. Mit seinen voluminösen Blütenbällen spielt er in Sträussen und Arrangements eine Hauptrolle. Gleichzeitig verleiht er den floristischen Kreationen eine natürliche Ausstrahlung. Im Herbst verwenden Florist*innen sehr gerne Schneeball-Zweige mit Beeren, um den Blumenbouquets einen herbstlichen Touch zu verleihen.

Diese Viburnum-Arten eigenen sich besonders gut zum Schneiden:

• der Gefüllte Schneeball (Viburnum opulus Roseum)

• der Koreanische Duft-Schneeball (Viburnum carlesii )

• der Kleine Winter-Schneeball (Viburnum farreri Nanum)

74 NATUR & FREIZEIT | GARTEN
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Pflanzen mit Schweizer Wurzeln

Schweizer Gärtnereien haben den Anspruch, möglichst nachhaltig zu produzieren. Darum haben sie in den vergangenen Jahren viel investiert, um ihre Produktionsmethoden zu optimieren. Sie verzichten, wo immer möglich auf den Einsatz von Torf und haben ihren Verbrauch von CO2 in den letzten 20 Jahren um 35 % reduziert. Bis 2030 wollen sie ihre Gewächshäuser zu 80 % fossilfrei beheizen und den Torfverbrauch in der Produktion auf unter 5 % senken.

JardinSuisse

JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an. Er bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles anderes mehr. Der Verband betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Ausbildung zum Gärtnermeister.

1 Der wintergrüne Oster-Schneeball (Viburnum x burkwoodii) öffnet seine intensiv duftenden Blüten im März und April. Mit 1,5–2 m Höhe eignet er sich hervorragend für Gefässe.

2 Der etagenförmige, ausladende Wuchs ist das Markenzeichen des Japanischen Schneeballs (Viburnum plicatum). Die waagerechten Zweige sind von Mai bis Juni dicht mit weissen, tellerförmigen Blütendolden besetzt.

3 Die zuerst grünlichen, dann weissen Blütenbälle des Gefüllten Schneeballs (Viburnum opulus Roseum) machen seinem Namen alle Ehre. Das prächtige Ziergehölz wächst buschig aufrecht und wird 2.5–3 m hoch.

4 Der Lorbeer-Schneeball (Viburnum tinus 'Eve Price') überrascht uns im Winter mit zartrosa bis weissen, duftenden Blütendolden. Das glänzend dunkelgrüne Laub ist immergrün und sollte vor Wintersonne und Kahlfrösten geschützt werden.

5 Die Blüten des Gemeinen Schneeballs eignen sich bestens für die Vase und geben Blumensträussen einen natürlichen Look.

6 Für herbstliche Gestecke und Dekorationen bieten die Beeren des Wolligen Schneeballs (Viburnum lantana) ein sehr spannungsreiches Farbenspiel.

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Leserbild

Bild des Monats

Wir suchen für jeden Monat ein schönes Natur- oder Landschaftsbild. Senden Sie das Bild per E-Mail in hoher Auflösung (mindestens 3 Megabyte) per E-Mail an bild@natuerlich-online.ch unter Angabe Ihrer Adresse. (Querformat bevorzugt) Das aus Sicht der Redaktion schönste Bild wird jeweils abgedruckt und mit einem Gutschein des Weber Verlags im Wert von Fr. 50.– belohnt.

Weitere Bilder werden bei uns auf der Website natuerlich-online.ch aufgeschaltet.

Leserbriefe

SCHNELLE HILFE BEI HANDSCHMERZEN

Ich hatte jahrelang Schmerzen an der Handkante. Im August rieten Sie mir, ich soll mehrmals täglich Brennnesseltee trinken, um das Gewebe zu reinigen sowie Fleisch, Eier und Weissmehl zu reduzieren.

Ich habe mir diesen Rat zu Herzen genommen und war verblüfft, wie schnell es meiner Hand besser ging.

A. O., Bern

VITAMIN K2 BEI OSTEOPOROSE

In den Jahren 2008 und 2009 hat die Forschung in den USA und Kanada gezeigt, dass bei Osteoporose dem Vitamin K2 (Menachinon) eine Schlüsselrolle zukommt. Die drei Vitamine A, D3 und K2 werden immer gemeinsam eingenommen. Die Resultate wurden veröffentlicht.

Es ist für mich unverständlich, dass Sie Ihren Lesern diese wichtige Information unterschlagen.

A. S., Bern

Briefe an natürlich

Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik sind willkommen. Die Leserbriefe müssen mit der vollständigen Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. Schicken Sie Ihren Brief per E-Mail an leserbriefe@natuerlich-online.ch oder per Post an «natürlich», Leserbriefe, Gwattstrasse 144, 3645 Thun/Gwatt.

76 IHRE SEITE | LESERBRIEFE, LESERBILD
Bild: Kurt Knechtli, Sihlsee

Info-Abend:

3. Juni

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Info-Abend

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KOSMETIK

Schweizer Reisgericht (Riz ...)

blaue Farbe des Himmels

ohne Nutzen, Zweck

Städtchen im Rhonetal (VD)

kurz für: in das

weibl. Vorname

Zauberwort in «1001 Nacht»

Hafenstadt auf Korsika

unrichtig

ugs.: Vormittagsimbiss

Bewohner e. Kantons Abneigung ugs.: sehr viele

Zuchtwahl, Auslese

Ruhe-, Polstermöbel

früherer Minister in islam. Staaten

rechter AareZufluss

kleines Motorsportfahrzeug

Lebewesen

zweiteiliges Turngerät

frz.: Hand

Spielleitung b. Kinostücken

anbaufähig

Lösung des Rätsels

aus dem Heft 01-02/2024

Gesucht war: Haferflocken

auf abgewinkelten Beinen verharren

grosser Felsblock im Meer

grobe Wesensart

Koseform v. Katharina

eh. Kopfbedeckung (Orient, Balkan) Zweiggeschäft

feiner Spott

Körperteil Federstola

frz.: sein Stadt in Südfrankr.

Sonnenschutz seidiges Gewebe

stiller, zentraler Ort oder Mensch

Verminderung

Nordosteuropäer, Balte dicht dabei

elastischer Reitstock

Deckschicht südostasiat. Völkergruppe

Schweizer Industrieller (Julius) †

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Einsendeschluss ist der 25. März 2024. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden direkt benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Über diese Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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IMPRESSUM

44. Jahrgang 2024, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich

Druckauflage: 22 000 Exemplare

Verbreitete Auflage: 19 857Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2023)

Kontakt

mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

Redaktion, Herausgeber und Verlag

Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch

Verlegerin

Annette Weber-Hadorn a.weber@weberverlag.ch

Verlagsleiter Zeitschriften

Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch

Chefredaktor

Samuel Krähenbühl, s.kraehenbuehl@weberverlag.ch

Leser*innenberatung

Sabine Hurni, s.hurni@weberverlag.ch

Weitere Autor*innen

Barbara Zanetti, Fabrice Müller, Samuel Krähenbühl, Lioba Schneemann, Markus Kellenberger, Sabine Hurni, Susanne Gedamke, Therese KrähenbühlMüller, Benjamin Haltmeier, Leila Dregger, Yves Scherer, Andreas Walker, Irène Nager

Grafik/Layout

Shana Hirschi, Nina Ruosch

Copyright

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Anzeigenleitung

Thomas Kolbeck, Tel. +41 79 269 73 21 t.kolbeck@weberverlag.ch

Anzeigenadministration/Marketing

Blanca Bürgisser, Tel. +41 33 334 50 14 b.buergisser@weberverlag.ch

Mediadaten unter

www.natuerlich-online.ch/werbung

Aboverwaltung

abo@weberverlag.ch, Tel. +41 33 334 50 44

Druck

Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen

Bildnachweise

Andrea Abegglen: 3, 44

Wikimedia Commons: 8,9

Luca Däppen: 9

Samuel Krähenbühl: 14,15

Sonja Berger: 51-55

Therese Krähenbühl-Müller: 57-59

Riechsteiner: 61

BR, martinguggisberg.ch: 61

Yves Scherer: 69

Andreas Walker: 71

Irène Nager: 73-75

Kurt Knechtli: 76

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Abonnement 1 Jahr Fr. 96.–Abonnement 2 Jahre Fr. 176.–Preise inkl. MwSt.

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81 SERVICE

Das Lied der Amsel

Frei und wild. Genau so und erst noch mit geschwellter Brust, singt Herr Amsel kurz vor Sonnenaufgang sein Lied in den Morgen. Der Apfelbaum vor meinem Schlafzimmerfenster ist seine Bühne. Vor dort aus singt und spinnt er Ton für Ton einen feinen Silberfaden bis tief hinein in das Labyrinth meiner Träume. Er singt und spinnt so lange, bis er dort auf meine schlafwandelnde Seele trifft. «Hallo», tiriliert Herr Amsel, «es ist Zeit aufzuwachen».

Druid dhubh nannten die Kelten die Amsel, «schwarzer Druide». Er war der Hüter am Tor zur Anderswelt und der Tierbegleiter, der den Menschen eine sichere Reise in das Traumland hinein und auch wieder hinaus versprach. Singend geleitete er sie bei Sonnenuntergang in den Schlaf, und bei Sonnenaufgang weckte er sie mit einem neuen Lied. Das waren andere Zeiten, und die Rhythmen der Natur bestimmten damals den Alltag der Menschen, und nicht schrillende Wecker und immer gescheiter werdende Maschinen. «Modern Times» von Charlie Chaplin hätte eigentlich genug Warnung sein sollen.

«Komm», lockt Herr Amsel mit einer neuen Strophe, «ein junger Tag will mit dir zusammen älter werden.» Langsam führt mich sein ausgelegter Silberfaden vom Traum- ins Wachland. Es ist ein Wandern zwischen den Welten. Draussen vor dem Fenster schüttelt der Frühling gerade den Winter ganz ab, der Sommer lässt sich fern schon erahnen und der Herbst weiss, wann für ihn die Zeit gekommen ist. Das ist der Rhythmus der Jahreszeiten, und es gibt noch viele Rhythmen mehr, zum Beispiel den der Trommel, den Schamaninnen und Schamanen überall auf der Welt schlagen. Und irgendwie schafft es die Amsel, alle die grossen und kleinen Rhythmen dieser Erde in Musik zu verwandeln.

Musik ist Magie. Sie ist so stark, dass der Zauberer Väinämönen Hexen und Drachen mit seinem Gesang bannen konnte. So jedenfalls steht es in der finnischen Saga «Kalevala» geschrieben, die von mystischen Zei-

ten erzählt. Im Sumerischen Reich zwischen Euphrat und Tigris wiederum setzte die Trommlerin Lipuschau die Kraft der Musik ein, um Kranke zu heilen und Menschen ins Dies- und ins Jenseits zu begleiten. Das war vor mehr als vier Jahrtausenden. Und die Aborigines nutzen seit Anbeginn der Zeit die Kraft der Lieder, um sich auf ihren spirituellen Wanderungen zu orientieren. Ihre sogenannten «Songlines» sind Routen, die ganz Australien durchziehen. Es sind von Generation an Generation überlieferte Gesänge samt den dazu gehörenden Ritualen und Felsmalereien, die den Weg weisen und gleichzeitig die Geschichte der Ahnenwesen erzählen, die das Land erschufen. Ähnliche Geschichten verbreiteten bei uns früher die Barden und Skalden. Als wandernde und singende Erzähler zogen sie von Ort zu Ort und trugen an den Feuern ihrer Gastfamilien Gedichte über Göttinnen und Götter und die alles bestimmenden Rhythmen der Erde vor, so wie es die Amsel bis heute voller Inbrunst tut. Wir müssen nur zuhören, unser Herz versteht die Botschaft.

Das Ende des Silberfadens, der aus meinem Traum führt, ist erreicht, aber kurz vor dem endgültigen Erwachen frage ich Herrn Amsel: «Was wäre, wenn wir wieder ganz in den Rhythmen der Natur leben würden?» Und noch während ich meine Augen öffne , höre ich den schwarzen Druiden wie ein leiser werdendes Echo singen: «Dann wärt ihr Menschen wie die Amseln. Frei und wild.»

Markus Kellenberger ist Autor und Journalist. In der Kolumne «Anderswelt» betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht, und an seinen «Feuerabenden» im Tipi begleitet er Menschen auf der Reise ins Innere. markuskellenberger.ch

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