Natürlich März 2023

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Schleimhäute

Vorbeugen ist besser als Heilen

Heuschnupfen

So kommen Sie gut durch den Frühling

Naturheilkunde Heilkundige Frauen werden unterschätzt

Allergien
Gefährliche Stiche
Wie mit Insektenstichen umzugehen ist
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Der gute Umgang mit Allergien

Liebe Leserin, lieber Leser

«Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt. Er setzt seine Felder und Wiesen instand.» So beginnt ein bekanntes Volkslied, das sich mit dem Erwachen der Natur im Frühling beschäftigt. Und es stimmt: Der März ist der Monat, in dem unsere Natur wieder so richtig erwacht. Und mit der erwachenden Natur sorgen auch die ersten Pollen für tränende Augen. Doch es gibt Abhilfe, wie wir in unserem Artikel zum Thema Heuschnupfen aufzeigen.

Nicht nur die Pflanzen, auch die Tiere erwachen wieder. Viele Pflanzen benötigen die Insekten, um befruchtet zu werden. Insekten können stechen – und manche Menschen sind auf Insektenstiche allergisch. Wir zeigen auf, wie der Körper besser immunisiert werden kann.

Wer auf dem Land lebt, ist zwar potenziell mehr Pollen und Insektenstichen ausgesetzt als Stadtmenschen. Trotzdem stimmt der Mythos der gesunden Landkinder, wie wir im entsprechenden Beitrag aufzeigen. Insbesondere das Trinken von roher Milch hat verschiedentlich positive Auswirkungen. Aber auch das Essen von alten Getreidesorten tut uns gut. Dazu mehr im Beitrag zu Emmer, Dinkel und Co.

Einem spannenden Thema sind wir mit dem Beitrag über Frauen in der Naturheilkunde nachgegangen. Vielen sind Hildegard von Bingen oder Emma Kunz ein Begriff. Es gab und gibt aber viel mehr Frauen, welche sich um die Naturheilkunde verdient gemacht haben. Leider wurden ihre Erkenntnisse oft klein geredet oder von Männern gar als ihre eigenen ausgegeben. Hier wollen wir mit unserer Hauptgeschichte Gegensteuer geben.

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Inhalt Service 32 Heilmittel So stellen Sie Ihre Heilmittel selber her. 38 Huflatich der unsern Schleimhäuten Gutes tut. DRAUSSEN SEIN 48 Heuschnupfen So kommen Sie gut durch den Frühling. 54 Ferien Die etwas anderen Ferien im Nordosten Deutschlands. 56 Gartengestaltung Wie eine Wildhecke der Natur Raum gibt. GESUND SEIN 10 Landleben Der Mythos des gesunden Landlebens ist wahr. 14 Bedeutende Frauen Der Einfluss der Frauen in der Naturheilkunde. 22 Sabine Hurni über … die Organuhr. GESUND WERDEN 28 Insektenstiche Wenn Stiche für uns Menschen gefährlich werden. 03 Editorial / 06 Leben und Heilen / 20 Rezepte / 27 Liebesschule 42 Staunen und Wissen / 47 Neu und gut / 63 Hin und weg/ 64 Rätsel / 65 Vorschau / 66 Anderswelt Jentschuras BasenKur rlebe LebenDein neu! E
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Fasten

Leben & Heilen

HEILPFLANZE

Weinrebe ist Heilpflanze des Jahres 2023

Ein Glas Wein ist nicht nur eine Bereicherung für ein gutes Essen. Die verschiedenen Teile des Weinstocks, von den Beeren bis zu den Blättern, können auch sonst vielseitig eingesetzt werden und haben teils gesundheitlichen Nutzen. Der Naturheilverein (NHV) Theophrastus hat deshalb die Weinrebe zur Heilpflanze des Jahres 2023 gewählt, um sie aus einem neuen Blickwinkel zu zeigen: «Diese Sonnenpflanze fasziniert durch ihre Vielfalt: Verwendet werden können verschiedene Teile und das in der Küche, im Weinkeller und in der Hausapotheke.» «Der Wein ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien die Schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste» (Plutarch). Eine Ansicht, die durchaus immer noch ihre Berechtigung hat. Doch nicht nur der Wein selbst hat – mit Mass konsumiert – eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Bleibt Wein länger offenstehen oder wird er bewusst mit Essigsäurebakterien versetzt, erhält man Weinessig. Dieser wirkt beispielsweise desinfizierend und verdauungsfördernd. Der im Frühjahr an Schnittstellen austretende Pflanzensaft, das Rebwasser, ist als Rebtränen oder Rebenblut bekannt. Heilkundige wie Hildegard von Bingen verwendeten die Flüssigkeit zur Behandlung von Hautkrankheiten und bei Augenleiden. Heute erlebt Rebwasser eine Renaissance in der Bio-Kosmetik. Kurz nach der Weinlese werden die tiefroten Blätter bestimmter Rotweinsorten geerntet. Sie enthalten hohe Mengen an Polyphenolen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur erkennt Rotes Weinlaub als pflanzliches Arzneimittel bei Venenerkrankungen an. Liebhaber*innen mediterraner Küche kennen Weinblätter als zartes, leicht säuerliches Gemüse. Diese werden bereits im Frühsommer geerntet und zeichnen sich durch reichlich Ballaststoffe und Eiweiss, sowie Vitamin E und K, Folsäure und Mineralien aus. ska

BUNDESRAT

Weiterentwicklung des elektronischen Patientendossiers

Das elektronische Patientendossier (EPD) soll in zwei Schritten weiterentwickelt und seine Verbreitung vorangetrieben werden. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 25. Januar 2023 eine erste Änderung des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier sowie die Verordnung über die Finanzhilfen für das elektronische Patientendossier (EPDFV) bis am 2. Mai 2023 in die Vernehmlassung geschickt. Damit soll gemäss einer Mitteilung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) die Finanzierung des EPD bis zum Inkrafttreten einer umfassenden Revision sichergestellt werden. Mit dieser sollen unter anderem die ambulant tätigen Gesundheitsfachpersonen verpflichtet werden, ein EPD zu führen und das EPD als Instrument der obligatorischen Krankenpflegeversicherung gesetzlich verankert werden ska

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SCHULE

Graubünden setzt auf gesundheitsfördernde Schulen

Das Amt für Volksschule und Sport und das Gesundheitsamt haben den Beitritt zum «schulnetz21 – schweizerisches Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen» beschlossen. Das geht aus einer Medienmitteilung hervor. Damit werden Gesundheitsförderung und Prävention allen Kindern, Lehrpersonen, Schulleitungen und weiteren an der Schule beteiligten Personen zugänglich. Kinder und Jugendliche verbringen einen grossen Teil des Alltags in der Schule. Sie lernen Schulstoff, sie lernen vor allem auch fürs Leben. Gesundheitsförderung und Prävention sind in diesem Lebensabschnitt besonders wirksam. «Eine gesundheitsfördernde Schule unterstützt das Wohlbefinden aller Beteiligten, was sich nachhaltig positiv auf Gesundheit und Kosten auswirkt», so die Mitteilung. Gemeinsam mit dem Amt für Volksschule und Sport und basierend auf den Grundlagen des nationalen schulnetz21 baut das Gesundheitsamt die Beratung für Schulen im Kanton Graubünden auf. Das Gesundheitsamt hat hierfür eine Koordinationsstelle «schulnetz21 graubünden I grischun I grigioni» eingerichtet. ska

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Gewinnen Sie ein exklusives Testessen von «brewbee»

Die Brauerei Locher AG verwandelt das Brauerei-Nebenprodukt Gerstenmalztreber in köstliche vegetarische Lebensmittel. Werden Sie Testesser*in und gewinnen Sie ein exklusives, veganes 6-Gang-Menü am Montagabend, 27. März 2023 in der Eventküche Urnäsch und ein feines Säntis-Zmorge mit Bahnfahrt.

Wir – die Brauerei Locher AG – haben genug von Foodwaste. Unter der neu lancierten Food-Upcycling-Marke «brewbee plantbased» verwandeln wir unser BrauereiNebenprodukt Gerstenmalztreber in genussvolle, nachhaltige Lebensmittel wie Tschipps, Pizza, Müesli und Birrattone. Wir freuen uns, Ihnen unsere neueste Innovation persönlich vorzustellen. Als erste Brauerei in der Schweiz, haben wir «brewbee plant-based» entwickelt, Fleischalternativen auf der Basis von Biertreber. Die Produkte sind sehr vielseitig einsetzbar und sollen eine Erweiterung auf Ihrer Speisekarte im Bereich vegetarisch und vegan ermöglichen. Wir möchten Sie dazu einladen, sich selbst ein Bild über die Handhabung und die Möglichkeiten unserer Produkte zu bilden. Wir laden 12 Testesser*innen ein in das schönste Schweizer Dorf des Jahres 2022, nach Urnäsch im wunderbaren Appenzellerland. Dort, in der stilvollen Eventküche Urnäsch, geniessen Sie zusammen mit Vertreter*innen der Gastronomie und anderen Geniesser*innen ein exklusives, veganes 6-Gang-Menü.

Der Anlass ist in drei Höhepunkte aufgeteilt:

Im ersten Teil werden wir Ihnen die Brauerei Locher AG und unsere Mission gegen Foodwaste vorstellen. Hier erfahren Sie auch, was «brewbee plant-based» bedeutet. Wir stellen Ihnen unsere innovativen Produkte vor und erklären Ihnen den Herstellungsprozess.

Der zweite Teil wird sich direkt in der Küche abspielen, hier zeigen wir Ihnen die praktische Handhabung unserer Produkte. Wenn Sie die Lust packt, dürfen Sie auch selber mitkochen.

Im dritten Teil servieren wir Ihnen ein exklusives, veganes 6-Gang-Menü, welches unsere «brewbee» Fleischalternativen beinhaltet. Wir möchten Ihnen die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufzeigen, die sich zu Hause und in der Gastronomie anbieten und Ihnen einen genussvollen Nachmittag und einen kulinarischen Abend schenken.

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Wettbewerb wettbewerb@appenzellerbier.ch Stichwort «Testessen»

Machen Sie mit –werden Sie Testesser*in

Termin: Montag, 27. März 2023, von 16.00 – ca. 19.30 Uhr Location: Eventküche Urnäsch, Unterdorfstrasse 58, 9107 Urnäsch

• maximal 12 Teilnehmer*innen

• Bitte E-Mail senden mit vollständiger Adresse und Telefonnummer an: wettbewerb@appenzellerbier.ch, Stichwort «Testessen»

• Einsendeschluss: 16.03.2023

Sind Sie interessiert, an diesem aussergewöhnlichen Anlass teilzunehmen? Dann machen Sie mit und gewinnen Sie 6 x 2 Eintrittskarten.

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Wir freuen uns auf Sie! Brauerei Locher AG

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Wie das Landleben vor Allergien schützt

Immer mehr Menschen, darunter viele Kinder, leiden an Allergien. Studien zeigen jedoch, dass Kinder im ländlichen Raum weniger davon betroffen sind als Stadtkinder. Für die integrative Medizin ist diese Erkenntnis keine Überraschung.

Fabrice Müller

Die vier Kinder von Georg und Seraina Horisberger vom Rankhof in Füllinsdorf BL sind zwischen eins und sieben Jahre alt. Täglich trifft man die Kleinen im Kuhstall, bei den Schafen, Pferden oder den Hühnern. «Unsere Kinder bewegen sich viel draussen und lieben den Kontakt zu unseren Tieren», erzählt Seraina Horisberger. Der BioHof setzt auf Mutterkuhhaltung, deshalb gibt es bei der Familie Horisberger zuhause keine Kuhmilch aus eigener Produktion. «Wir trinken vor allem Hafermilch und haben gute Erfahrungen damit gemacht», erzählt die Bäuerin. In der Küche setzt sie auf eine ausgewogene Ernährung. Das Fleisch stammt von den eigenen Tieren. Keiner der vier Sprösslinge vom Rankhof leidet unter Allergien, wie Seraina Horisberger berichtet. Die vierfache Mutter ist sich bewusst, dass das Umfeld wie auch die Ernährung ihrer Kinder wohl einen positiven Einfluss auf Allergien und Krankheiten haben. Vor Erkältungen werden sie allerdings nicht verschont, aber erst, seit die ältesten der vier Kinder im Kindergarten sind. «Im Kindergarten wird grosser Wert auf das Händewaschen gelegt. Wir forcieren dies bei uns weniger stark, weil wir überzeugt sind, dass wir dadurch das Immunsystem unserer Kinder stärken.»

Mäuse im Kuhstall

Das Beispiel der Familie Horisberger mit ihren vier Kindern dürfte kein Einzelfall sein. Verschiedene Studien belegen, dass Kinder, die im ländlichen Raum oder gar auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger unter Allergien leiden als Stadtkinder. Neben dem Einfluss des ländlichen Umfelds scheint auch der Konsum von unbehandelter Kuhmilch eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Allergien im Kindesalter zu spielen. Forschende der Universität Genf haben den sogenannten Bauernhof-Effekt an Mäusen untersucht. Die Forschungsgruppe platzierte die Mäuse direkt im Kuhstall. Ergebnis: Jene Versuchsgruppe von Mäusen, die auf

dem Bauernhof zur Welt kam, reagierte weniger stark auf ein künstliches Allergen als Mäuse aus der Labortierhaltung. Auch die Darmflora der Tiere unterschied sich je nach Lebensbedingungen: Im Verdauungstrakt von Bauernhofmäusen war die Vielfalt an Bakterien grösser und eine bestimmte Art von Viren war zahlreicher vorhanden. Diese Mastadenoviren könnten die Moderatoren der Immunantwort sein, so die Forschenden. Georg Loss vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel berichtete davon, dass sich gemäss verschiedenen Studien in europäischen Ländern das Umfeld von schwangeren Frauen auf die Aktivität und Prägung des kindlichen Immunsystems auswirkt. So seien im Nabelschnurblut von Kindern, deren Mütter auf einem Bauernhof leben, bereits Anzeichen für eine stärkere Aktivierung der angeborenen Immunantwort des Kindes festgestellt worden.

Aktive Immunantwort dank Rohmilch

Die PASTURE-Studie (Protection against Allergy: Study in Rural Environments) soll ferner festgestellt haben, dass Kinder, die vor ihrem ersten Geburtstag

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Mäuse auf dem Bauernhof sind gesünder als ihre Artgenossinnen in Labors.

regelmässig ungekochte Rohmilch getrunken haben, über eine aktive Immunantwort verfügten. Ähnliche Hinweise lieferten auch die Auswertungen der GABRIELA-Studie an über 8000 Kindern in ländlichen Gebieten Süddeutschlands, der Schweiz, Österreichs und Polens vor zwei Jahren: Kinder, die Rohmilch tranken, waren in dieser Studie weit weniger von Allergien und Asthma betroffen als Kinder aus Familien, die ihre Milch im Supermarkt einkauften. Das Studienteam erkannte dabei: Ausschlaggebend für den schützenden Effekt ist nicht der Gesamtgehalt an Bakterien oder der Fettgehalt der Milch, sondern die Menge an unveränderten Molkeproteinen. Diese helfen offenbar mit, das Immunsystem vor einem Abdriften in Richtung Allergie zu bewahren. Durch das Erwärmen, etwa im Rahmen der Pasteurisierung, verlieren die Proteine der Milch ihre Struktur und damit auch ihre Funktion. Das Landleben hat aber noch mehr zu bieten, um vor Allergien geschützt zu sein: Wie schwedische Forschende der Universität Göteborg herausgefunden haben, können Tiere im Haushalt Kinder vor Allergien bewahren. Konkret bedeutet das: Je mehr Hunde, Katzen und andere Haustiere mit einem Kleinkind zusammenleben, desto grösser soll der Effekt sein.

Als Hygienehypothese ein Meilenstein

Die oben genannten Erkenntnisse und Studien sind für Dr. med. Stephan Sprute, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH sowie Fachbereichsleiter der ambulanten Praxis für Kinder- und Jugendmedizin und Gynäkologie an der Klinik Arlesheim, keine Überraschung. «In der integrativen Medizin hat das Lebensumfeld, die Umgebung des Kindes, der Kontakt zur Natur grundsätzlich eine zentrale Bedeutung für die Gesundheit des Kindes. Und das nicht nur in Bezug auf Allergien.» Laut Stephan Sprute ist dieses Phänomen unter anderem auf den frühen Kontakt mit Mikroorganismen, Keimen und Tieren zurückzuführen. «Die Hygienehypothese beim Thema Allergien ist ein Meilenstein», betont der Facharzt und plädiert dafür, dass Kinder möglichst viel Zeit in der Natur verbringen sollten. «Es geht dabei auch um eine gesunde Haltung gegenüber der Natur und ein SichErleben in und mit der Natur. Wenn man den Kindern den Raum dafür gibt, dann passiert genau das, und wir sehen, wie das anregend und harmonisierend auf die Lebensprozesse des Kindes wirkt.»

Weitere Einflussfaktoren

Neben dem Umfeld, in dem Kinder aufwachsen, beeinflussen allerdings laut Stephan Sprute noch weitere Faktoren das Risiko für Allergien und Asthma. Die Entstehung von Allergien sei multifaktoriell. Eine euro-

päische Studie mit über tausend Kindern hat 2019 gezeigt, dass antibiotische Behandlungen während der Schwangerschaft zu einem erhöhten Risiko beim Kind für Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien führen. Eine natürliche Geburt reduziert offenbar das Allergierisiko im Gegensatz zu einem Kaiserschnitt. Ausschliessliches Stillen in den ersten vier Lebensmonaten reduziert gemäss Studien das Allergierisiko ebenfalls. Eine vollwertige Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln und möglichst ohne Zusatzstoffe ist, so Stephan Sprute, grundsätzlich für eine gute Gesundheit essenziell. Das zeige auch, dass Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für Allergien einhergehe. Vitamin-DMangel, Rauchen während der Schwangerschaft, Passivrauchen, Schadstoffe in Innenräumen und Schimmel sind weitere Beispiele, die Allergien begünstigen.

Anthroposophischer Lebensstil

Eine schwedische Studie mit über 6000 Kindern aus fünf europäischen Ländern hat schon im Jahr 2006 ergeben, dass Kinder aus Familien mit anthroposophischem Lebensstil ein reduziertes Allergierisiko haben. Unter anderem wurde das auf den zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika und fiebersenkenden Medikamenten zurückgeführt. Eine weitere Auswertung von insgesamt 34 Studien mit mehr als 340 000 Patient*innen hat gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für Heuschnupfen, Kontaktekzeme und Lebensmittelallergien nach Antibiotikakontakt in den ersten zwei Lebensjahren erhöht ist. «Eine ganz neue Studie von 2022 zeigt in einer Analyse von 160 Studien ebenfalls einen klaren Zusammenhang zwischen Antibiotikabgabe im Kindesalter und allergischen Erkrankungen», ergänzt Stephan Sprute.

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Naturnahe, möglichst wenig verarbeitete Lebensmittel tragen auch zu einem niedrigeren Allergierisiko bei.

Individuelle Unterstützung des Kindes

Die integrative Medizin, wie sie zum Beispiel an der Klinik Arlesheim gepflegt wird, berücksichtigt laut Stephan Sprute bei der Allergiebehandlung das gesamte Umfeld von Kindern und ihren Familien. «In unserer Praxis für Kinder- und Jugendmedizin an der Klinik sehen wir Allergien auch in diesen angesprochenen Lebenszusammenhängen und der Reifung des Kindes und Jugendlichen. Damit eröffnen sich weitere Möglichkeiten, um das erkrankte Kind neben der konventionellen Therapie bei Bedarf individuell zu unterstützen.»

Allergische Reaktionen passierten an den Grenzflächen von Innenwelt und Aussenwelt im Zusammenhang mit der kindlichen körperlichen und seelischen Autonomieentwicklung. Die Behandlung und Begleitung sei daher immer sehr individuell. «Wir setzen natürliche Heilmittel zur Unterstützung ein, ebenso künstlerische Therapien und Massnahmen, welche die Konstitution stärken, achten auf die Ernährung und arbeiten selbstverständlich, wo erforderlich, auch mit konventionellen symptomatischen Therapien», erklärt Stephan Sprute und betont: «Wir zielen darauf ab, möglichst nicht nur einzelne Symptome zu behandeln, sondern immer auch die Gesundheit zu stärken, anregend und harmonisierend auf die Lebensprozesse des Kindes einzuwirken.»

Der salutogenetische Ansatz bezieht sich laut Stephan Sprute ebenso auf die Prävention während der Schwangerschaft. Gleiches gelte für die Entbindung mit dem Ziel, eine natürliche Geburt zu fördern.

www.klinik-arlesheim.ch

Fast ein Drittel davon betroffen

Allergien gehören zu den häufigsten nicht übertragbaren Erkrankungen und im Kindesalter zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Weltweit ist die Anzahl der Allergiker*innen seit dem Ende der 20er-Jahre von zwei auf zwölf Prozent gestiegen. In der Schweiz sind rund ein Viertel bis ein Drittel der Kinder betroffen.

Mehr als 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz leiden an Asthma. Hat ein Elternteil eine Allergie, beträgt das Risiko für das Kind laut dem Allergiezentrum Schweiz (aha) gut 30 Prozent, ebenfalls eine zu entwickeln. Sind beide Elternteile von Allergien betroffen, steigt das Risiko auf 60 Prozent.

www.aha.ch

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UMWELT UND ALLERGIEN | GESUND SEIN
FRAUEN UND NATURHEILKUNDE | GESUND SEIN

Im Tessin wirkte Ida Hofmann (1846–1924), eine bedeutende Figur der Lebensreform und Mitbegr ü nderin der ersten vegetarischen Kolonie, aus der sich später ein Naturheilsanatorium entwickelte. Hofmann war eine grosse Bef ü rworterin der individuellen Freiheit. Der Monte Verità wurde zu einem Anziehungspunkt f ü r Menschen aus der Philosophie, Theosophie, Wissenschaft und Politik. Die Choreograph*innen Rudolf Laban, Mary Wigman und Isodora Duncan begründeten in Monte Verità den modernen Ausdruckstanz.

Klara Muche und Anna Fischer-Dückelmann

Klara (Clara) Muche (1850–1926) ist eine der wenigen Frauen, die im Inneneinband des populären Ratgebers

«Das neue Heilverfahren. Lehrbuch der naturgemässen Heilweise und Gesundheitspflege» von Friedrich Eduard Bilz, der hier die «Pioniere der Naturheilkunde» abbildet, aufgeführt werden. Klara Muche machte sich vor allem als Referentin in der Naturheilbewegung einen Namen und ist weniger als Autorin bekannt. Muches «Hygienisches Kochbuch» gibt Anleitungen zu einer einfachen, sparsamen und gesunden Lebensweise. Ein Novum und für viele provozierend ist ihr «Appell zur Aufklärung» an die Frauen, sich auch mit ihren körperlichen Gegebenheiten zu befassen und sich darüber zu schulen. Muche argumentiert Anfeindungen gegenüber mit ihrer Überzeugung von der Verantwortung der Frau f ü r ihre Familie, «f ü r sie (die Frau als Gattin, Mutter, «Hüterin des Hauses») ist gute Leibespflege und stete Gesundheit der Ausgangspunkt aller Pflichterf ü llung», liest man bei Muche, und weiter «einmal h ä ngt von ihrer Körperlichkeit die physische Kraft ihrer Kinder ab, dann aber wird sie auch das Kraft-, Licht- und Wä rmezentrum des ganzen Hauses», denn, so Muche «wo die Mutter fr öhlich und guter Dinge ist, da herrscht Scherzen und Lachen bei alt und jung». (Muche 1907).

Klara Muche und Anna Fischer-Dückelmann (1856–1917) waren die beiden herausragenden weiblichen Vertreterinnen der Naturheilbewegung ihrer Zeit. Für die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Klara Muche lag ein Medizinstudium ausserhalb jeder Möglichkeit, worunter sie vermutlich gelitten hat.

Fischer-Dückelmann hatte eine weitaus bessere berufliche Perspektive, sie entstammte einer renommierten Ärztedynastie. Im Jahr ihrer Promotion 1896 als Gynäkologin in Zürich, erschien ihr Buch «Die Frau als Hausärztin» und galt noch in den 1960er-Jahren als populärmedizinisches Standardwerk. Als Förderin des Zentralverbandes für Parität der Heilmethoden war sie öffentlichen Anfeindungen der Ärzteschaft ausgesetzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Naturheilerinnen strebte Fischer-Dückelmann als Akademikerin eine umfassende Heilkunde an: wissenschaftlich-fundierte und gleichzeitig realitätsnah-verständliche Theorie verknüpft mit einer davon abgeleiteten individualisierten, ganzheitlichen Diagnostik und Therapie vor dem Hintergrund einer gesunden, naturgemässen Lebensweise.

Frauenspezifische Heil- und Gesundheitsthemen

Klara Muche hat der Nachwelt kein einprägsames umfassendes Werk hinterlassen. Ihre Arbeiten waren vielmehr Sammlungen kleinerer naturheilkundlicher Schriften, basierend auf einer nahezu unüberschaubaren Anzahl an populären Vorträgen. Muche stand in Opposition zur Schulmedizin und wurde daher von dieser als «Kurpfuscherin» verfolgt, wobei keine inhaltliche Auseinandersetzung seitens der Schulmedizin mit ihren Werken stattfand. Fischer-Dückelmann und Muche hatten in den Mittelpunkt ihrer Arbeit frauenspezifische Krankheits- und Gesundheitsthemen gestellt und wollten auch die Geschlechterrollen neu definieren: Betonung der Unterschiede bei gleichzeitiger Herausstellung der Gleichwertigkeit in allen Lebensbereichen.

Die Schweizerin Heilpraktikerin Ursula Kress (19202011) behandelte ihre Patienten*innen energetisch. Katharina Vanselow-Leisen (1914–1995) war Tochter des bekannten Rutengängers Matthias Leisen (1879–1940). Vater und Tochter entwickelten ein System, Elementspuren – unter anderem in Heilpflanzen – zu muten sowie ein Konzept, im Körper «verschlackte» Elemente durch Heiltees und Bäder zu lösen. Ihre Erkenntnisse und Ratschläge hat sie in «Die Leisenkur. Therapie schlackenbedingter Krankheiten» zusammengetragen.

Erfinderin des «Klosterfrau Melissengeists»

Die Lebensgeschichte der Schwester Maria Clementine Martin (1775–1843) ist bemerkenswert. Die Nonne ist die findige Begründerin des pflanzlichen Arzneimittels «Klosterfrau Melissengeist». Mit 17 Jahren trat die in Brüssel geborene Offizierstochter in das Annuntiatinnenkloster in Coesfeld ein, welches 1803 im Zuge der Französischen Revolution aufgehoben wurde. Ihre Suche nach einer neuen sinnvollen Aufgabe soll sie auch auf die Schlachtfelder von Waterloo geführt haben, wo sie kriegsversehrte Soldaten gepflegt haben soll. Nach eigenen Angaben folgten Jahre in einem Brüsseler Karmel sowie in einem Haus des Dom kapitels von Münster. Hier ermittelten die Behörden wegen Pfuscherei und Quacksalberei gegen sie. Zu ihrer Verteidigung führte die Ordensfrau an, sie habe im Kloster ein Heilverfahren gegen Fisteln und Krebsschäden erlernt. In Köln gelang ihr dann ein Coup: Sie erweiterte ihre Produktpalette, nutzte geschickt ihr Image als «Klosterfrau» und liess ihren Markennamen schützen.

«Gage-Effekt»:

Frauen werden an Rand gedrängt

Errungenschaften von Frauen in Wissenschaft und Forschung werden oft an den Rand gedrängt, heruntergespielt und manches Mal im Laufe der Zeit gar männlichen Kollegen zugeschrieben. Zu diesem nüchternen Fazit kam die US-amerikanische Frauenrechtlerin und Autorin Matilda Joslyn Gage in ihrem Essay «Die Frau als Erfinderin». Die Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter prägte 1993 den Begriff «Gage Effekt». Das wohl prominenteste Beispiel ist die britische Biochemikerin Rosalind Franklin, deren Forschung und Analysen massgeblich zur Aufklärung der Doppelhelixstruktur der DNA beitrugen und somit die Grundlage für die DNA-Entschlüsselung durch Watson und Crick legten. 1962 wurden ihre männlichen Kollegen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, Rosalind Franklin erhielt keine Würdigung.

« Errungenschaften von Frauen werden oft an den Rand gedrängt, heruntergespielt und gar männlichen Kollegen zugeschrieben. »
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Die Teigruhe macht den Unterschied

Alte Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel bereichern durch ihre Aromaspektren und Nährwerte. Für die Vermeidung von Verdauungsproblemen ist aber vor allem auch die Teigherstellung verantwortlich.

Seit ich Dinkelbrot oder eines mit Urgetreide anstelle von Weizenbrot esse, habe ich keine Verdauungsprobleme mehr.» Diese Aussage hört man immer wieder. Doch woran liegt es, dass Einkorn, Emmer, Dinkel oder Kohrasan als bekömmlicher wahrgenommen werden? Am Gluten, das bei Zöliakiepatient*innen Entzündungen in der Darmschleimhaut auslöst? So einfach ist es nicht. Die sogenannten «Urgetreide» enthalten genauso Gluten wie Weizen. Ohne dieses Klebereiweiss könnte kein Brot gebacken werden, höchstens ein Fladen. Wer an einer diagnostizierten Glutenintoleranz leidet, muss leider auch auf diese Getreidesorten verzichten. Dass Brote unterschiedlich bekömmlich wahrgenommen werden, liegt in erster Linie an der Teigherstellung und nicht am verwendeten Getreide.

Mit jeder Stunde mehr Teigruhe wird das Brot bekömmlicher

Was Bauchweh, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung auslösen kann, sind die sogenannten FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole). Es sind also Zuckerverbindungen, die Beschwerden auslösen können, nicht die Eiweisse.

Die Teigruhe wurde im harten Wettbewerb im Brotgeschäft in den letzten Jahrzehnten systematisch gekürzt. Eine Folge daraus: Die Ketten der Kohlenhydrate (in Form von Stärke) werden nicht mehr vollständig aufgespalten. Es bleiben kurze Ketten von verschiedenem Zucker übrig. Im Dickdarm vergären sie und verursachen Beschwerden. Lässt man dem Teig zwölf und mehr Stunden Teigruhe, bauen Enzyme die Ketten vollständig ab. Berücksichtigt man diese biologischen Prozesse, wird jedes Getreide verdaulicher. Eine Studie der Universität Hohenheim zeigt, dass Getreide wie Weizen, Dinkel, Emmer oder Einkorn ähnliche FODMAP-Gehalte aufweisen.

Die lange Teigführung kann auch zu Hause umgesetzt werden. Den Teig über Nacht in den Kühlschrank stellen und am nächsten Tag backen. Andere Rezepte reduzieren die Hefe und lassen ihn mind. 12 Stunden bei Zimmertemperatur stehen. Ideal ist auch Sauerteig. Ein Grundsauer kann mit frisch gepresstem Apfelsaft, Mehl und Wasser angesetzt werden. Bis er triebfähig ist, dauert es rund eine Woche. Mit einem Teil davon wird am Vorabend des Backtages ein Vorteig gemacht, am nächsten Tag der Hauptteig.

Knusprig feuchtes Brot dank Brühstück

Auch wenn alte Getreide nicht das Allerweltsmittel gegen Verdauungsbeschwerden sind, haben sie dennoch viele Vorzüge. Sie bringen neue Geschmackserfahrungen wie etwa das Einkorn mit seiner gelblich-orangen Krume mit nussig-lieblichem Aroma. Dazu weisen sie zum Teil höhere Gehalte an Proteinen, Mineralstoffen, Vitaminen und Nahrungsfasern auf. Das auch, weil das ganze Korn

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Monika Neidhart
« BACKEN MIT ALTEN GETREIDESORTEN | GESUND SEIN
Eine lange Teigruhe macht das Brot besser verdaulich.

Übersicht Getreide

Die ursprünglichen Getreidepflanzen waren Steppengräser. Durch Kreuzungen entstanden ackertaugliche Kulturpflanzen. Aus dem Urweizen oder Einkorn entwickelten sich zwei Linien: Auf der einen Seite Dinkel, auf der anderen Emmer und Weizen. Was heute unter «Urgetreide» verstanden wird, ist nicht klar definiert.

• Einkorn: Dank hohem Anteil an Betacarotin leicht gelbliche Färbung des Mehls und der Gebäckkrume. Nussiger Geschmack.

• Emmer (Zweikorn): dunkle Färbung, würziger Geschmack. Gute Quelle für Proteine, Mineralstoffe und Betacarotin. Geringerer Anteil an Gluten (evtl. mit Dinkelmehl mischen, damit das Backresultat gelingt).

• UrDinkel: nicht mit Weizen eingekreuzt, geschützte Marke. Enthält höheren Anteil an hochwertigen Aminosäuren, Mineralstoffen, Vitaminen und Kieselsäuren. Ideale Fettsäurezusammensetzung. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde Dinkel ganz einfach auch «Korn» genannt.

• Waldstaudenroggen: Erdiger, leicht würziger Geschmack, der sich beim Backen intensiviert. Reich an Nahrungsfasern, Proteinen, Spurenelementen und B-Vitaminen.

• Khorasan (geschützter Name: Kamut): mehr Proteine als Weizen, das grosse Korn hat einen nussigen Geschmack.

• Dazu regional unterschiedliche Sorten.

Rezept: Schoggi-Gugelhöpfli mit Khorasan (Kamut)

(Rezept von A. Dossenbach, Engelberg)

12 Stück à 60 g

160 g Vollei und 100 g Zucker zusammen leicht erwärmen (handwarm)

150 g Vollrahm erwärmen

300 g dunkle Schokolade (Kakaogehalt ca. 65 %) im Rahm, bei max. 40 °C schmelzen

50 g Khorasanmehl (Kamut) einmelieren

Fertigstellen:

Die Masse mithilfe eines Dressiersacks in gebutterte Gugelhopfförmchen einfüllen

Backen: Ofenmitte, 180 °C, ca. 20–25 Min.

Serviervorschlag: Noch warm mit etwas Schlagrahm servieren

vermahlen wird. Eine Ausbeute von 50–60 Prozent, wie beim Weissbrot, leistet sich kaum jemand. Ein Kilo Einkorn kann in Bioqualität bis zu 12 Franken kosten. Für alle, die gerne backen, bringen die weniger gängigen Getreide spannende Backvorgänge. Andreas Dossenbach, Bäckermeister in Engelberg, kennt sich mit alten Sorten aus: «Die Eiweissstränge sind oft zu wenig stabil. Es ist wie ein Luftballon mit Löchern, das CO2 kann entweichen. Es entsteht ein kompaktes Brot, das schnell austrocknet.» Der Fachmann erklärt es am Beispiel Dinkel. «Da diese Stärke mehr verkleistert als bei anderen Getreidearten, neigt der Teig zu Trockenheit; ein Dinkelzopf wird gar 'strohig'».

Damit dies nicht geschieht, bereitet er schon am Vortag ein sogenanntes Brühstück zu: «Ich nehme 1/3 des Mehles und verrühre es mit 1,5-facher, kochender Wassermenge. Dadurch findet eine Vorverkleisterung statt, das Wasser ist beim Backen frei.» Das ausgekühlte Brühstück wird 12 Stunden in den Kühlschrank gestellt, danach mit den restlichen Zutaten verarbeitet. Weil der Teig eher nass ist, braucht es Fingerspitzengefühl, wie der Fachmann erklärt: «Teige mit Mehl aus alten Getreidesorten dürfen nicht zu stark geknetet werden. Es ist mehr ein Mischen, damit das Eiweissgerüst nicht zu stark belastet wird». So entsteht ein knuspriges, aromatisches Brot, das dank der Feuchtigkeit lange haltbar ist. Zudem bleibt es besser in Form und geht weniger in die Breite.

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GESUND SEIN | BACKEN MIT ALTEN GETREIDESORTEN
Getreide ist nicht gleich Getreide. Emmer etwa bietet mehr Geschmack.

Suppenklassiker tipptopp

Hier steckt alles drin, was eine echte italienische Minestrone so herzhaft macht.

Nördlich der Alpen lässt sich der Klassiker unter den Gemüsesuppen mit Bio-Zutaten hiesiger Regionen toppen. Mit Sorghumhirse und Borlotti-Bohnen zum Beispiel. Sie lieben Sonne und Wärme und gedeihen gut auf Schweizer Boden. Das passt – questo va bene. Und schmecken tut’s tipptopp.

Zutaten

Zutaten für 4 Personen

100 g Borlotti-Bohnen

2 Stk. Lorbeerblätter

1 l Wasser

200 g Sorghumhirse

4 dl Wasser

½ TL Salz

1 Zwiebel, fein gehackt

2 Knoblauchzehen, fein gehackt

10 Salbeiblätter, fein geschnitten

150 g Wirz in ca. 1 cm breite Streifen geschnitten

150 g Rüebli in ca. 1 cm grosse Würfeli geschnitten

150 g Lauch, in ½ cm breite Ringli geschnitten

150 g Stangensellerie, in ca. 1 cm grosse Stücke geschnitten

2 EL Tomatenpüree

1,5 l Gemüsebouillon

Zubereitung

Suppenklassiker Minestrone

1. Borlotti-Bohnen über Nacht einweichen, spülen und mit 2 Lorbeerblättern in ca. 1 l frischem Wasser 30 Minuten köcheln lassen. Wasser abgiessen und Bohnen abkühlen lassen.

2. Sorghumhirse gut abspülen und in 4 dl Wasser 35 Minuten köcheln lassen, erst am Schluss salzen, auskühlen lassen.

3. Gemüse, Kräuter, Zwiebeln und Knoblauch schneiden und in 1,5 Liter Gemüsebouillon 5 Minuten leicht köcheln lassen.

4. Tomatenpüree, Bohnen und Sorghum dazugeben. 20 Minuten köcheln lassen.

5. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Anmerkung

zum Rezept

Gemüse kann je nach Jahreszeit variieren und nach Belieben ergänzt werden.

21 REZEPT

Sabine Hurni über …

… die Organuhr

Bestimmt haben Sie schon von der Organuhr gehört. Das Wissen um die einzelnen Energieflüsse, die im Körper zu unterschiedlichen Zeiten aktiv sind, stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin. Die Lehre befasst sich seit Jahrtausenden mit den natürlichen Zyklen, denen unser Körper unterworfen ist. Nach der Lehre der chinesischen Medizin fliesst unsere Lebensenergie (Qi) durch 12 Energiebahnen, die den ganzen Körper versorgen. Alle zwei Stunden wird dabei ein Organ besonders stark durchblutet, während ein anderes Organ zur selben Zeit den absoluten Tiefpunkt der Leistungsfähigkeit erreicht. Aus diesen Organzyklen leitet sich die Organuhr ab. Um alle Zusammenhänge genau zu verstehen, muss man sich intensiv mit der chinesischen Medizin (TCM) auseinandersetzen. Doch auch ein Basiswissen gibt uns wertvolle Inputs für ein ausgewogeneres Leben.

Der Abend und die Nacht

Die Erholungsphase des Körpers beginnt bereits zwischen 17 und 19 Uhr. Es ist die Zeit der Niere. In dieser Zeitspanne macht es Sinn, eine leichte warme Mahlzeit zu essen. Schlaffördernd wirken laut TCM sämtliche Hülsenfrüchte, Reis, Sonnenblumenkerne, warmer Kirschsaft, Walnüsse, Gemüsesuppe, Kartoffeln und Gemüse. Abzuraten ist von schwer verdaubaren, fettreichen Lebensmitteln wie Wurst und Käse. Später, zwischen 19 und 21 Uhr ist der Perikard, der Beschützer des Herzens, aktiv. Es ist eine Zeit der Geselligkeit, des Zusammenseins, des Meditierens und der Körperpflege. Von 21 bis 23 Uhr ist der Körper geprägt von der Energie des Dreifacherwärmers. Dieser Meridian hängt mit dem Blutkreislauf und den Blutgefässen zusammen und steuert einige Hormondrüsen wie zum Beispiel die Schilddrüse und die Nebenniere. Diese Phase eignet sich, um zur Ruhe zu kommen. Machen

Sie einen Spaziergang oder lesen Sie in einem Buch. Elektronische Geräte sollten in dieser Zeit offline sein. Von 23 bis 1 Uhr ist die Gallenblase aktiv. Das Organ sammelt den Gallensaft und produziert die Enzyme der Fettverdauung. Negative Emotionen wie Wut und Zorn lösen eine Blockade im Bereich der Gallenblase aus. Der Körper erholt sich im Schlaf in dieser Zeitspanne sehr gut. Zwischen 1 und 3 Uhr regeneriert sich die Leber. Zu dieser Zeit sollten wir im Tiefschlaf versinken, damit die Leber ihre wichtige Entgiftungsfunktion wahrnehmen kann. Liegen wir hingegen wach, deutet dies auf eine Überflutung des Körpers mit Stoffen hin, die ihm nicht guttun. Oft handelt es sich um Alkohol, Nikotin oder zu schwere Abendmahlzeiten. Die Zeit von 3 bis 5 Uhr ist geprägt durch gesteigerte Lungen-Aktivität. Viele Menschen wachen um 4 Uhr morgens auf und können nicht mehr einschlafen. Wer in diesen Stunden unruhig schläft, sollte auf eine Ernährung mit mehr Zink, B-Vitaminen und hochwertigen Eiweissen achten. Wenn nötig aufstehen, das Fenster öffnen und tief durchatmen.

Die frühen Morgenstunden

Von 5 bis 7 Uhr reinigt sich der Dickdarm. Zur Förderung der Verdauungsfunktion empfiehlt die TCM, gleich nach dem Aufstehen zwei grosse Gläser Wasser zu trinken, wenn möglich warm. Warten Sie mit Kaffeetrinken, gehen Sie lieber kurz um den Block um wach zu werden. Später, von 7 bis 9 Uhr, kommt die Energie des Magens zu tragen. Es ist die beste Zeit fürs Frühstück. Am besten warm gekochtes Getreide, das man entspannt zu sich nimmt. Drei warme Mahlzeiten schätzt der Magen mehr als ständiges Snacken.

In der Zeit zwischen 9 bis 11 Uhr sind die Milz und die Bauchspeicheldrüse sehr aktiv. Die Kraft ist in den Ver-

22 KOLUMNE | SABINE HURNI

dauungsorganen, um reichlich Energie aus dem Essen zu ziehen. Um die Mitte zu stärken, sollten wir spätestens jetzt etwas essen. Es ist eine gute Zeit für Denkarbeiten, weil der Körper die Nährstoffe in Energie umwandeln kann. Von 11 bis 13 Uhr befinden wir uns in der Kraft der Herzenergie. Das Herz ist die Wurzel des Lebens. Es prägt unsere Persönlichkeit. Ein starkes Herz hält den Körper gesund und ordnet die Gefühle. In der TCM heisst es auch, dass das Herz der Palast des Kaisers sei. Dort muss Ruhe herrschen, um weise und zum Wohle aller entscheiden und regieren zu können. Unruhe im Herzen verhindert Klarheit im Denken. Von 13 bis 15 Uhr ist der Dünndarm aktiv. Der Dünndarm unterscheidet zwischen wichtig und unwichtig. Er entscheidet, welche Bestandteile der Nahrung aufgenommen und welche ausgeschieden werden. Je besser die Nahrung durchgekaut sind, desto mehr Arbeit nehmen wir dem Dünndarm ab. Während der Dünndarmzeit sinkt in der Regel die Leistungskurve ab. In der Zeit von 15 Uhr bis 17 Uhr hat die Blase ihre höchste Aktivität. Die Energie kehrt zurück und die Leistungskurve steigt an. Die Blasenzeit eignet sich für kreative Arbeiten, Sitzungen, Gedankenaustausch und Schreibarbeiten. Als sehr langer Meridian verbindet der Blasenmeridian alle Organe des Körpers und prägt unsere Emotionen.

Im Rhythmus mit den Organzeiten

Wenn der Magen zwischen 7 und 9 Uhr seine aktive Phase hat, befindet er sich 12 Stunden später, zwischen 19 und 21 Uhr in seiner Ruhepause, in der wir ihn nicht mit zu viel Nahrung belasten sollten. Die Speisen werden schlecht verdaut und führen zu Blähungen oder Schlafstörungen. Wer kann, sollte zwischen 15 und 17 Uhr eine aktive Sportphase in den Tag einbauen, weil zu dieser Zeit der Kreislauf sehr aktiv ist. Und die beste Zeit für operative Eingriffe liegt gemäss TCM zwischen 9 und 11 Uhr, um die hohe Widerstandskraft des Körpers zu nutzen. Zahnarzttermine sind frühmorgens ideal, wenn die Schmerzempfindlichkeit gering ist. Sie steigt im Lauf des Tages an. Auch wenn der dichte Alltag oft diametral zu diesen tiefen Körperzyklen steht, ist es wertvoll sich mit diesen vertiefter auseinanderzusetzen. Gewisse Dinge lassen sich vielleicht nicht umsetzen, aber versuchen Sie zumindest das zu beherzigen, was Sie selbst steuern können. Essen Sie am Abend eine Suppe anstelle von Brot und Käse, gehen Sie eine Runde spazieren, statt dass Ihnen auf dem Sofa beim Konsum der sozialen Medien die Zeit zerrinnt. Und trinken Sie frühmorgens als erstes ein Glas heisses Wasser, bevor Sie den ersten Kaffee trinken. Es sind die kleinen Dinge, die Grosses bewirken

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

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1 3 5 7 9 11 13 Herz Milz Magen Dickdarm Lunge Leber Niere Blase Dünndarm ORGANUHR 15 17 19 21 22 Perikard Gallenblase Dreifach-
erwärmer

Beratung

MORGENROUTINE

Gleich nach dem Aufstehen nehme ich 2 Teelöffel Leinöl zu mir. Danach 1 Teelöffel Flohsamenschalen und viel Wasser. Anschliessend meditiere ich eine halbe Stunde, gefolgt vom Frühstück. Ich fühle mich sehr wohl damit. Nur frage ich mich, ob sich die Flohsamenschalen und das Leinöl im «gleichen Zug» irgendwie behindern?

Am wichtigsten ist es, dass Sie sich wohlfühlen, was ja offenbar auch der Fall ist. Es gibt in dem Sinn kein Richtig und Falsch. Höchstens ein Gut und Nochbesser. Ich habe mir beim Lesen Ihrer Anfrage überlegt, ob es nicht besser wäre, das Leinöl zum Frühstück zu nehmen, damit die Flohsamen, welche ja stark quellen, nicht das ganze Leinöl aufsaugen und zusammen mit den Ballaststoffen unverrichteter Dinge wieder ausgeschieden werden. Gleichzeitig höre ich oft, dass die Flohsamen den Darm etwas austrocknen können, je nach Konstitution.

Dann ist Ihre Kombination wiederum genau richtig. Vielleicht fühlen Sie sich so gut damit, WEIL Sie zuer st das Öl einnehmen.

Ich empfehle Öle jeweils abends einzunehmen, weil sie über Nacht den Verdauungstrakt befeuchten und auf diese Weise für einen regelmässigen Stuhlgang sorgen. Im Ayurveda wird am Morgen möglichst wenig Öl zu sich genommen, weil es schwer zu verdauen ist. Wenn, dann werden die Fette zusammen mit dem gewürzten, warmen Frühstück gegessen, das die Verdauungsenzyme aktiviert.

Wie gesagt. Es gibt hier kein Richtig und Falsch. Hören Sie gut in sich hinein. Was klingt an, was gibt eine Resonanz? Was möchte Ihr Körper, was tut ihm gut? Das ist schliesslich das Mass aller Dinge.

HEISSE FÜSSE NACH OPERATION

Mein Mann hat 2019 eine künstliche Hüfte bekommen. Die Operation (Rückenmarkanästhesie) und die Genesungszeit verliefen problemlos. Seitdem bekommt er aber jeden Abend vor dem Einschlafen heisse Füsse. Er steht auf, um sie zu kühlen, weil es enorm störend ist. So verzögert sich das Einschlafen oft um bis zu eine Stunde. Haben Sie einen Rat, was helfen könnte?

H at ihr Mann nach der Operation seinen Körper in irgendeiner Art entgiftet? Wenn nicht, wäre es sinnvoll, die Organe, welche die Medikamente und die Narkose verarbeiten mussten, mit einem Pflanzenpräparat sanft zu reinigen. Sie können in einer Drogerie, die spezialisiert ist auf Naturheilmittel, einen Spagyrikspray mischen lassen, der als Folge von Medikamenteneinnahmen und Narkosen den Körper entgiftet. Oft sind Mariendistel, Sulfur, Rhus Tox und Thuja drin.

Während der Einnahmezeit sollte er viel Wasser oder einen Entschlackungstee trinken und wenn möglich auch ab und zu eine warme Bettflasche auf die Leber legen. Zudem wäre es sicher gut, wenn Ihr Mann unmittelbar vor dem Zubettgehen in der Dusche die Beine kalt abspritzt, um die Venenaktivität anzuregen. Linkes Bein Aussenseite hoch, links innen runter und dann rechts aussen hoch und rechts Innenseite runter. Danach die Beine nicht abtrocknen, sondern das Wasser nur abstreifen mit den Händen und an der Luft trocknen lassen.

Eine nächste Variante, die er prüfen könnte, ist Heilerdepulver. Die Erde kühlt. Einfach etwas Aion A auf beide Fusssohlen auftragen und danach, – das muss er aber ausprobieren, ich weiss nicht, ob es angenehm ist – eine lockere Wollsocke drüber … Wolle gleicht die Temperatur aus. Als Alternative käme ein Fussbad mit handwarmem Wasser in Frage, mit einer Handvoll Heilerde drin.

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BERATUNG | SABINE HURNI
B. J., Zürich B. B., Luzern

NAHRUNGSUNVERTRÄGLICHKEITEN

Seit 18 Jahren lebe ich mit Zöliakie und einer Laktoseintoleranz. Nun ist eine Histaminunverträglichkeit dazu gekommen. Ich reagiere über die Haut mit Nesselausschlag und Juckreiz. Ich bin Vegetarierin, nun wurde auch noch ein drohender Diabetes festgestellt. Ich mache nun einen Darmaufbaukur mit Bakterienkulturen. Was können Sie mir noch raten?

Ihr Körper scheint nur noch erlesenste Nahrung zu tolerieren … Aber bei so vielen Einschränkungen vergeht tatsächlich die Lust am Essen. Vielleicht vorneweg: Machen Sie sich über die Vitamine und Nährstoffe keine Sorgen. Auch mit Reis, Gemüse, Früchten, gewissen Nüssen und der allgemein frisch zubereiteten Nahrung nehmen Sie viele Vitalstoffe zu sich. Wichtig für Ihren Darm ist, dass Sie die Speisen warm zubereiten, dass Sie schon zum Frühstück einen warmen Getreidebrei mit Zimt essen (oder ähnliches) und zum Mittagessen viel grünes, leicht bitteres Gemüse zubereiten mit Hülsenfrüchten (Mungbohnen wenn das geht) und Reis. Kochen Sie mit Ghee oder Kokosfett, das nährt den Darm. Essen Sie die Früchte immer nur separat zwischen den Mahlzeiten und nicht unmittelbar davor oder danach. Sie können sich am Nachmittag oder am Vormittag auch einen Grünsaft zubereiten mit grünem Salat, einer Frucht und grünen Gemüseblättern. Das ist eine wahre Vitaminbombe.

Essen Sie Eier? Die Eier können Entzündungssituationen im Darm fördern. Ich habe in meinem Umfeld schon die Erfahrung gemacht, dass durch den strikten Verzicht auf Eier, eine Laktoseintoleranz vollkommen verschwunden ist. Das ist jetzt nicht wissenschaftlich, und doch möchte ich Ihnen ans Herz legen, dies zu prüfen. Sie müssten drei Monate lang ganz auf Eier verzichten. Danach ist es egal, wenn mal ein Ei in einem Kuchen ist oder eine Salatsauce mit Mayonnaise zubereitet wurde. Prüfen Sie auch, ob das Fleisch Ihrem Körper ganz widerstrebt, oder ob Fleisch aus 100-prozentig vertretbarer Haltung vielleicht doch etwas ist, was Ihr Körper unterstützen könnte. Es gibt Leute, vor allem jene mit der Blutgruppe 0, welche tierische Eiweisse besser verstoffwechseln als Getreide. Wenn das bei Ihnen der Fall ist, gilt es zu prüfen, was ein vertretbarer Weg sein könnte. Es ist eine gute Idee, den Darm aufzubauen. Evtl. können Sie nach der Kur mit Heilerde weitermachen. Heilerde bindet Entzündungsstoffe, Keime und schädliche Bakterien im Darm.

Was die Haut betrifft, könnten Sie VOR dem Duschen jeweils ein pflanzliches Öl auf die empfindlichen Stellen auftragen. Was sich ebenfalls bewährt sind Salben oder Lotionen, die das homöopathische Heilmittel Cardiospermum enthalten. Sie helfen bei Nesselsucht, allergischen Reaktionen und Juckreiz.

Gesundheitstipp

Cardiospermum –Balsam für Ihre Haut

Sie kratzen sich pausenlos, weil es brennt und juckt?

Zur Linderung bei entzündlichen und juckenden Hauterkrankungen bietet sich Cardiospermum halicacabum (Ballonpflanze) an.

Eine pflanzliche Alternative Cardiospermum halicacabum ist eine Schlingpflanze aus der Familie der Seifenbaumgewächse. In Deutsch Ballonrebe genannt, stammt sie ursprünglich aus den wärmeren Gebieten Amerikas. In Europa wurde die Pflanze in den Fünfzigerjahren von Dr. Willmar Schwabe eingeführt, der sie aus dem damaligen Belgisch-Kongo nach Deutschland brachte. Nach 20 Jahren klinischer Erfahrung berichtete er 1971 – an der Tagung des homöopathischen Forschungsrates – über den erstaunlichen juckreizstillenden Effekt von Cardiospermum.

Homöopathie von innen Zubereitungen aus den blühenden, oberirdischen Teilen der tropischen Schlingpflanze Cardiospermum halicacabum werden in Form von Cremen und Salben für die Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt.

OMIDA® Cardiospermum-N homöopathische Salbe bei Hautausschlägen kann gemäss homöopathischem Arzneimittelbild bei folgenden Beschwerden angewendet werden:

• Bei trockenen, juckenden Hautausschlägen wie

Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. Omida AG

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Wieviel Selbstbestimmung

wünschen sich

Patient*innen bei ihrer Behandlung?

Bei jeder medizinischen Behandlung stellt sich die Frage: Wieviel Mitbestimmung wünsche ich als Patient oder Patientin? Was soll der Arzt oder die Ärztin entscheiden? Was traue ich mir selbst zu?

Nicht alle Patient*innen haben dasselbe Bedürfnis nach Mitsprache – auch wenn es um die eigene Gesundheit geht. Das zeigt eine kürzlich erschienene Studie des Universitätsspitals Basel.

Die Resultate zeigen: Mehr als zwei Drittel der Patient*innen möchten gemeinsam mit dem medizinischen Team über die nächsten Schritte der Behandlung entscheiden. Ungefähr 15 Prozent der Patient*innen wollen ihre Entscheidungen vorwiegend alleine treffen. Und rund 20 Prozent der Patient*innen sind eher zurückhaltend, sich an medizinischen Entscheidungen zu beteiligen und ziehen es vor, dass ihre Fachpersonen die Richtung bestimmen.

Unabhängig davon, zu welcher Gruppe man gehört – für Patientinnen und Patienten ist vor allem eins wichtig: Empathie. Der Umgang mit dem Thema Mitbestimmung ist nicht zu standardisieren. Die Kommunikation darüber verlangt von den Fachpersonen ein hohes Mass an Einfühlungsvermögen. Und genau das zählt bei einer Behandlung.

Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO

Mehr zum Thema Patient*innenrecht:

Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch

Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.

Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).

BEGINNENDE MAKULADEGENERATION

Mein Augenarzt stellte beim letzten Untersuch einen Schatten auf der Makula fest. Also eine Makuladegeneration. Er will den Test in 3 Jahren wiederholen, ansonsten hat er mir keine Behandlung verordnet. Wie könnte ich vorgehen, um meine Augen zu stärken?

Ich würde Ihnen empfehlen, mit Nährstoffen zu arbeiten. Es gibt von Burgerstein ein Präparat, Eyevital, das alles enthält, was das Auge benötigt. Der Vorteil ist, dass die Nährstoffe im richtigen Verhältnis zusammengestellt sind. Wenn Sie zusätzlich darauf achten, über die Nahrung reichlich Omega-3-Fettsäuren (Walnüsse, fetter Fisch, Meeresfrüchte, Alpkäse, frisch gemörserte bzw. gemahlene Leinsamen, Braunalgen) zu essen, sind die Augen sehr gut versorgt. Wenden Sie auch ab und zu Euphrasia-Augentropfen an. Der Augentrost (Euphrasia) beruhigt die Augen und sorgt für Harmonie.

Versuchen Sie abends kein tierisches Eiweiss mehr zu essen, oder nur sehr wenig. Es lohnt sich, im Alltag diese Lebensmittel auf das Mittagessen zu verlagern, damit dem Darm genügend Zeit bleibt, um sie zu verdauen. Ungenügend verstoffwechselte Eiweisse können sich in kleinsten Blutgefässen ablagern und dort die Nährstoffversorgung beeinträchtigen.

Gönnen Sie sich ab und zu eine Fussreflexzonenmassage. Durch diese sanften Impulse aktivieren Sie das Lymphsystem und die Augen, was die Durchblutung anregt und wiederum zu einem besseren Abtransport von Stoffwechselendprodukten führt.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

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I. B., Bern

Wenn Freunde zur

Liebes-Prüfstelle werden

Sind Sie frisch verliebt? Vielleicht neu liiert?

Dann machen Sie sich gefasst auf den ersten wirklichen Prüfstein: Der Besuch bei seiner/ ihrer Familie. Oder der erste Abend mit seinen/ ihren Freunden. Oder die mehr oder weniger zufällige Begegnung mit seiner/ihrem Ex. Stellen Sie sich vor, er nimmt Sie erstmals mit zu seinen besten Freunden. Sie sind aufgeregt, denn Sie wissen: Jetzt geht es um alles. Wie werden Sie warm mit Ihnen? Wie gehen Sie damit um, taxiert, beobachtet, verglichen zu werden? Wie schneiden Sie ab – bei den Menschen, die ihn viel länger kennen als Sie selbst? Jetzt wird das Urteil gefällt: Sind Sie gewandter, hübscher, leichter im Umgang als Ihre Vorgängerin? Entsprechen Sie seinem gängigen Beuteschema? Sind seine Kumpels beeindruckt, gar neidisch? Oder reserviert, höflich, heimlich verurteilend?

Tausend Gedanken, die aber niemand direkt ausspricht. Stattdessen geht es um irgendein beiläufiges Thema –vielleicht das Wetter. Oder die Austragungsstätte der nächsten Langlaufweltmeisterschaft.

Vielleicht fragt jemand auch: Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Sehr gute Frage. Jetzt können Sie ein wenig ausholen und die anderen daran teilhaben lassen, wie schicksalhaft, wunderbar und gleichzeitig lustig Ihre erste Begegnung war, wie schön es zwischen Ihnen ist und … Aber warum schauen auf einmal alle so finster?

Ist es Einbildung oder sind Sie in ein Fettnäpfchen getreten? Irgendeines, von dem Sie gar nichts wussten –vielleicht haben Sie versehentlich den «falschen» Musikgeschmack oder eine andere politische Meinung offenbart. Verstohlen schauen Sie Ihren Liebsten an –und erschrecken. Waren Sie sich vorhin nicht unendlich nah? Dachten Sie nicht, dass nichts Sie trennen könnte? Und jetzt? Jetzt beginnt er, Sie doch tatsächlich mit den Augen seiner Freunde zu betrachten. Und da ist er: der entscheidende Moment. Was sieht er mit deren Augen? Und was wird geschehen, wenn Sie diesen Augen nicht gefallen? Wird er zu Ihnen stehen und sich von seinen

Freunden distanzieren? Oder von Ihnen? An dieser Stelle empfehle ich, innezuhalten und tief durchzuatmen. Um was geht es eigentlich? Um Liebe? Dann versuchen Sie bitte, diese Situation mit Liebe zu beantworten. Und das heisst meistens: Zeit nehmen, sich einfühlen, reden, zuhören. Die eigenen Emotionen wahrnehmen, aber erstmal nicht ausagieren.

Mein Liebster und ich haben diese schwierige Stelle genutzt, um uns tiefer kennenzulernen. Ich fragte ihn: Wie wichtig sind dir deine Schwester / dein bester Freund / deine Ex? Was bedeutet es dir, ob sie mich mögen oder ablehnen? Und ich erfahre, dass es ja nicht nur mein Stress war. Sondern auch seiner. Denn ebenso bang fragte er sich: Wie gefallen mir wohl seine Freunde? Wie wohl fühle ich mich mit ihnen und was erfahre ich durch sie über ihn? Wir stellten gemeinsam fest: Wenn seine Freunde und ich uns niemals mögen sollten, so wäre das zwar nicht schön. Aber es würde uns nicht trennen. Denn darüber entscheiden nur wir. Und wir wollen zusammen sein.

Seitdem geht es leicht. Ich bin entspannter mit seinen Freunden, auch mit seiner Verwandtschaft. Ich muss keinen guten Eindruck mehr machen. Ich muss mich nicht verbiegen oder anstrengen. Ich muss sie noch nicht mal mögen. Aber ich will uns Zeit geben, uns gegenseitig kennenzulernen. Und ich stelle fest: Ein Paar, das sich aufrichtig liebt und das zeigt, berührt – jenseits von Erwartungen und Vergleichen. Und diese Berührung ist unser Geschenk an jede Runde. Seien es Freunde oder Verwandte.

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

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Leila Dregger
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Wenn Stiche gefährlich werden

Insektenstiche sind zwar lästig, oft aber harmlos. Für Menschen mit einer Insektenstichallergie können sie allerdings bedrohlich werden. Ein guter Schutz und eine angemessene Immuntherapie helfen. Machen Sie sich jetzt Gedanken dazu.

Während der warmen Jahreszeit werden sie wieder zuhauf unterwegs sein: Hautflügler wie Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen. Während ein Wespen- oder Bienenstich bei den meisten Menschen «lediglich» Schwellung, Schmerzen und lokales Jucken auslöst, reagieren einige heftig. Genauso wie Blütenpollen, Katzenhaare, Medikamente oder Lebensmittel kann ein Insektenstich eine allergische Reaktion auslösen. Bei 3,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung gerät das Immunsystem ausser Kontrolle. Sie leiden an einer Insektengiftallergie. Bei einigen kann die allergische Reaktion sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen: der Atem stockt, die Organe versagen und/oder das Herz bleibt stehen. Ein tödlicher Ausgang bleibt aber die Ausnahme. Hierzulande sterben jährlich 3 bis 4 Menschen an den Folgen eines Insektenstichs.

«In der Schweiz verursacht das Insektengift von Wespen und Bienen am häufigsten eine allergische Reaktion», sagt Roxane Guillod, Expertin beim aha! Allergiezentrum Schweiz. «Aber auch Hornissen- und Hummelstiche können diese auslösen.» Allerdings seien die zurückhaltenden Hummeln und die auch nachtaktiven Hornissen weniger gefährlich, da seltener unterwegs. «Grundsätzlich kann jeder Mensch eine Insektengiftallergie entwickeln», antwortet Guillod auf die Frage, wer allergiegefährdet ist. «Die Gefahr steigt mit der Häufigkeit der Stiche, also mit zunehmendem Alter.» Ein Allergierisiko bestehe überdies, wenn man innerhalb von wenigen Wochen mehrmals gestochen wird. «Imker*innen etwa werden oft von Bienen gestochen und entwickeln daher eher eine Bienengiftallergie.» Aber auch Menschen, die sich oft im Freien bewegen, wie Gärtner*innen oder Sportler*innen, sind gefährdet.

Allergie erkennen und handeln

Die meisten Menschen werden früher oder später von einer Wespe oder Biene gestochen. Doch woran erkennt man eine Insektenstichallergie? Eine Hautrötung mit einem Durchmesser von über zehn Zentimetern, die mindestens einen Tag lang anhält, kann auf eine Überempfindlichkeit hinweisen, besagt eine Faustregel. Verspürt man zusätzlich ein Frösteln oder fühlt sich krank, macht eine Abklärung Sinn. Allerdings ist auch Nichtallegiker*innen geraten, sich gut vor Wespenoder Bienenstichen zu schützen. Wird man in den Hals oder Mund gestochen, können die Atemwege zuschwellen, was gefährlich werden kann.

Wer an einer Insektengiftallergie leidet, sollte stets ein Notfallset bei sich tragen. Damit man dieses im Ernstfall ohne fremde Hilfe anwenden kann, – eine allergische Reaktion tritt etwa bei der Hälfte der Betroffenen

29 INSEKTENSTICHE | GESUND WERDEN
Hummel gelten allgemein als friedlich. Doch auch ihre Stiche können Allergien auslösen.

Schutz vor Insektenstichen

Der beste Weg einer Allergie vorzubeugen ist, sich nicht stechen zu lassen. Nachstehende Verhaltensregeln helfen, sich vor Insektenstichen zu schützen.

• Eine Wespe kommt selten allein. Die Nähe von Wespennestern – am Boden, in morschen Ästen und hohlen Baumstämmen, in Rollladenkästen oder im Estrich – meiden.

• Wespen und Hummeln nisten am Boden, Bienen lieben Klee, darum Naturwiesen und Waldränder nicht barfuss betreten.

• Keine hastigen Bewegungen in der Nähe von stechenden Insekten, sie können darin eine Gefahr sehen. Sich langsam entfernen.

• Keine Essensreste offen liegen lassen, Kindern nach dem Essen den Mund abwaschen.

• Bier und Süssgetränke locken Wespen an, nie direkt ab Flaschen oder Dosen trinken.

• Keine stark parfümierten Haarsprays, Shampoos und Sonnencremen verwenden, die Düfte ziehen Wespen an.

• Schweiss zieht stechende Insekten an: Vorsicht bei Sport und Arbeiten im Freien.

• Wespen nicht anpusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft macht sie aggressiv.

• Motorradfahren nur mit geschlossenem Helm und Handschuhen, Mund schliessen beim Velofahren.

• Bei Wespennestern in unmittelbarer Nähe des Wohn- oder Arbeitsortes: Mitteilung an die Polizei oder Feuerwehr.

• Keine weite, flatternde Kleidung tragen. Bei Gartenarbeiten sind langärmelige Hemden, lange Hosen und Handschuhe empfehlenswert.

• Um Orte mit Bienenhäusern einen Bogen machen.

… wenn man trotzdem gestochen wird

• Beim Bienenstich den Stachel in der Haut vorsichtig mit den Fingernägeln oder einer Pinzette herausziehen. Darauf achten, dass die dranhängende Giftdrüse nicht zerquetscht wird, damit nicht noch mehr Gift in die Blutbahn gelangt.

• Rasche Kühlung verlangsamt die Aufnahme des Insektengifts im Körper.

• Bei Schwindel, Übelkeit, Schwitzen, Schwarzwerden vor den Augen oder anderen, heftigen Beschwerden sofort den*die Notärzt*in verständigen.

Quelle: aha! Allergiezentrum Schweiz

nach fünf Minuten, bei weiteren vierzig Prozent nach einer halben Stunde ein, – macht es Sinn, sich vorab mit dem Inhalt und der Anwendung vertraut zu machen. Gut möglich, dass nicht sofort ein*e Ärzt*in bereitsteht, der*die Hilfe leisten kann. Ein Notfallset enthält für gewöhnlich drei Medikamente: Abschwellende Mittel wie schnell wirkende flüssige Antihistaminika und Kortison-Präparate, die nach einem Stich sofort eingenommen werden sollten, und eine Adrenalin-Fertigspritze, die bei ernsten Beschwerden wie Atemnot, Heiserkeit und Schluckstörungen oder ersten Schockanzeichen zur Anwendung kommt, um den Organismus sofort zu stabilisieren.

Wer angemessen vorbeugt und sich gut schützt (siehe Box), muss hoffentlich nie zum Notfallset greifen.

Immunisierung mit Hyposensibilisierung

Seit vielen Jahren werden Allergiker*innen mit einer Hyposensibilisierung gegen Insektengift erfolgreich behandelt (siehe Interview). Die ärztliche Fachperson spritzt den Betroffenen in Tages- bis Wochenabständen steigende Dosen gereinigten Insektengifts. Das Immunsystem soll sich so schrittweise an das Gift gewöhnen. Dieses Impfverfahren ist allerdings nicht billig und aufwändig – Allergiker*innen müssen regelmässig zur Behandlung.

«Bei einer Insektengiftallergie hilft ursächlich nur diese allergenspezifische Immuntherapie», antwortet Roxane Guillod auf die Frage nach Behandlungsalternativen. Und ergänzt: «Allergiker*innen sollten daher immer ein Notfallset bei sich tragen.»

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GESUND WERDEN | INSEKTENSTICHE
Auch bei Menschen, welche nicht überreagieren, kann ein Insektenstich durchaus schon zu einer Schwellung führen.

Sara Micaletto arbeitet als Oberärztin an der Klinik für Dermatologie des Universitätsspitals Zürich. Sie erklärt, wieso Menschen so stark auf Insektengifte reagieren, und wieso eine Allergie verschwinden kann.

«natürlich»: Sara Micaletto, wieso reagieren Menschen so stark auf Insektengifte?

Sara Micaletto: Einige Menschen entwickeln allergische Antikörper gegen Bestandteile von Insektengiften. Wenn sie gestochen werden, antwortet das Immunsystem mit einer allergischen Reaktion, die verschiedene Symptome haben kann.

Lässt sich eine Insektengiftallergie vorweg erkennen und somit vermeiden?

Eine allergische Reaktion auf Insektengift vorgängig zu diagnostizieren, ist schwierig. Vieler Menschen Blut ist auf Insektengift sensibilisiert, was aber nicht zwangsläufig zu einer allergischen Reaktion führen muss. Eine allergologische Diagnostik macht nach einer ersten, starken Reaktion auf einen Insektenstich Sinn. Häufig können dann weitere schwere Reaktionen vermieden werden.

Insektengiftallergiker*innen werden meist mit einer Hyposensibilisierung therapiert. Was beinhaltet diese Behandlung?

Eine Hyposensibilisierung gegen Insektengift ist eine Spritzentherapie, die den Körper schrittweise an das Insektengift gewöhnt. Die Patient*innen verbringen zu Beginn der Therapie einen ganzen Tag in der Allergiestation. Sie erhalten über den Tag verteilt 6 Injektionen des Insektengifts in unterschiedlichen Konzentrationen

in den Oberarm gespritzt. Im Wochenrhythmus folgen drei weitere, ambulante Behandlungen. Werden diese gut vertragen, kann man die Therapie bei dem*r Hausärzt*in fortsetzen.

Den Patient*innen wird in der Folge alle vier Wochen und im weiteren Verlauf alle fünf bis sechs Wochen eine Spritze über insgesamt fünf Jahre verabreicht.

Wie erfolgreich ist diese Behandlung?

Eine Hyposensibilisierung gegen Bienen- und Wespengift ist in der Mehrzahl der Fälle sehr erfolgreich. Sie schützt die Patient*innen in 95 bis 98 % der Fälle vor einer erneuten, schweren allergischen Reaktion.

Welches sind empfehlenswerte Behandlungsalternativen?

Eine ursächliche Behandlungsalternative zur Desensibilisierung gibt es nicht. Man kann die Patient*innen mit einem Notfallset ausrüsten (siehe Artikel). Die darin enthaltenen Medikamente können bei einer allergischen Reaktion verabreicht werden. Sie dienen der Symptombehandlung und sind keine ursächliche Therapie gegen die Allergie.

Kann eine Insektengiftallergie vollständig verschwinden?

Eine Insektengiftallergie kann nach einer Therapie durch Desensibilisierung und nach mehreren Jahren ohne Insektenstich tatsächlich verschwinden. Häufig lässt sich die Sensibilisierung auf Insektengift im Blut zwar immer noch nachweisen, aber eine allergische Reaktion bei erneuten Stichen bleibt bei den Patient*innen aus.

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«Eine Insektengiftallergie kann verschwinden»
Interview: Angela Bernetta Sara Micaletto arbeitet als Oberärztin an der Klinik für Dermatologie des Universitätsspitals Zürich.

Natürliche Heilmittel aus der eigenen Küche

Manche Heilmittel aus Pflanzen lassen sich auch zuhause herstellen. Die Nachfrage nach entsprechenden Seminaren ist gross. Für eine gute Heilwirkung gilt es jedoch einiges zu beachten.

In den Kräuterbüchern des Mittelalters erwähnen Leonhart Fuchs oder Hildegard von Bingen die Anwendung der Blutwurz (Tormentill) als Heilmittel bei Entzündungen, besonders im Mundund Rachenraum, bei Fieber, Durchfall, Ruhr und Pest. «Die Anwendungsbereiche Durchfall und Entzündungen im Mund- und Rachenraum sind für Blutwurz auch heute noch plausibel», sagt Martin Koradi aus Winterthur, diplomierter Drogist mit Spezialisierung auf Phytotherapie, Kräuterbuchautor und Dozent für Heilpflanzenkunde für Berufsleute wie auch für Laien. Auch als Blutstillmittel bei kleinen, oberflächlichen Schnitt- und Schürfwunden bewähre sich das Tormentillwurzelpulver. «Blutwurz wird vor allem als Tormentilltinktur und als Blutwurzpulver eingesetzt. Es lohnt sich sehr, sich mit dieser Heilpflanze intensiver auseinanderzusetzen», empfiehlt

Phytotherapie im Trend

In der Tat ist das Interesse an der Phytotherapie bzw. der Arbeit mit Heilkräutern in den letzten Jahren stark gestiegen. Nach einer Studie des Instituts für Demoskopie in Allensbach verwendeten 73 Prozent der Bevölkerung in Deutschland Naturheilmittel; 1950 waren es nur 50 Prozent. Das Vertrauen in pflanzliche Arzneimittel scheint gross zu sein: 92 Prozent der Befragten berichteten von Behandlungserfolgen. Unerwünschte Effekte befürchteten sie viel seltener als bei chemisch definier-

ten Arzneimitteln. Doch nicht nur das Interesse an Heilkräuterpräparaten an sich ist gestiegen: Immer mehr Menschen entdecken für sich die Faszination, aus Heilkräutern selber Tees, Tinkturen oder Salben herzustellen. Dies kann Martin Koradi, der sich seit mehr als 40 Jahren mit Heilkräutern und der Vermittlung von Fachwissen in Kursen und Lehrgängen beschäftigt, bestätigen: «Ich stelle in den letzten zehn Jahren eine steigende Nachfrage nach Heilkräuterseminaren fest, nicht nur bei Berufsleuten, sondern vor allem auch bei Laien.»

Mehr Transparenz

Woher kommt der Wunsch, bei sich zuhause in der Küche selbst Heilmittel herzustellen? Für Martin Koradi sind verschiedene Gründe mit im Spiel. Das zunehmende Misstrauen gegenüber Herstellern, Ärzten, Apothekern und der Wissenschaft an sich habe bei gewissen Personen zu diesem Trend geführt. «Wer zuhause Heilmittel herstellt, hat in der Regel die volle Transparenz bei der Zusammensetzung der Präparate.» Die Freude am Handwerk, am Sammeln von Kräutern in der Natur und am Herstellungsprozess sei ein weiterer Grund, weshalb die Eigenproduktion von Heilmitteln zuhause zugenommen habe. Doch Martin Koradi warnt: «Oftmals überschätzen sich die Leute und erkennen nicht, dass man differenzieren muss, wann ein gesundheitliches Problem mit eigenen oder professionell hergestellten Heilmitteln behandelt werden muss.»

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Fabrice Müller

Hintergründe kennen

Heilmittel aus Kräutern selbst herzustellen, bedeutet laut Martin Koradi, zu lernen, wo man fundiertes Wissen finden kann und wie man es beurteilt. Das Internet sei voll von Informationen über Heilkräuter, doch oftmals setzten sich die Menschen zu wenig mit den Hintergründen der Pflanzen auseinander. «Wer die zufällig im Internet gefundenen Informationen nicht differenzieren kann, läuft Gefahr, Heilmittel herzustellen, die nicht die gewünschte Wirkung haben oder mehr schaden als nützen», betont der Heilpflanzenspezialist. In seinen Kursen lernen die Teilnehmenden unter anderen, welche Arzneiformen für welche Kräuter und welche Beschwerden die passenden sind. Baldrian beispielsweise entfalte seine Wirkung als Tee anders als in Form einer Tinktur oder eines Extrakts. «Die Form ist essentiell für die Heilwirkung», sagt Martin Koradi, «denn je nach Arzneiform ist die Wirkstoffkonzentration unterschiedlich.»

Tee zu Unrecht unterschätzt

Der Heiltee sei für Laien am einfachsten herzustellen und für viele Beschwerden geeignet. Hinzu kommt: «Beim Tee spielt auch die Wirkung des Rituals eine Rolle. Wer sich bewusst Zeit nimmt für den Tee und diesen vielleicht am Abend bei Kerzenlicht geniesst, profitiert noch mehr davon», ist Martin Koradi überzeugt. Leider werde der Tee in seiner Heilwirkung oft unterschätzt, weil er gegenüber anderen Präparaten sehr günstig ist. Zu Unrecht: Die Wirkstoffkonzentration in der Tinktur ist zwar oft grösser, aber weil beim Tee grössere Mengen zugeführt werden, ist die Wirkstoffzufuhr in den Körper schlussendlich meist höher. Die Melisse beispielsweise ist für ihren frischen Zitronenduft bekannt. Als Tee zubereitet, entfaltet sie bei innerer Unruhe, Einschlafstörungen oder nervösem Magen ihre entspannende Wirkung. Andere Heilmittel pflanzen hingegen wie zum Beispiel Kümmel eignen sich laut Martin Koradi besser für Tinkturen, weil sich das ätherische Öl des Kümmels (siehe auch Info-Box) im Wasser nicht gut auflöst.

Salben herstellen

Neben Heiltees und Tinkturen bieten sich Salben aus Heilkräutern für die Selbstherstellung an. Als Basis empfiehlt Martin Koradi Olivenöl, Bienenwachs oder Wollfett. «Diese Zutaten sind stabile Träger und eignen sich gut als Grundlage für eine Salbe mit Kräutern.» Während das Öl bereits flüssig ist, muss das Bienenwachs im heissen Wasserbad verflüssigt werden. Im Gegensatz zu industriell produzierten Salben ist die Haltbarkeit von Eigenprodukten beschränkt, weil sie in der Regel über keine Konservierungsstoffe und Emulgatoren verfügen. Begrenzt ist – so Martin Koradi – auch das Anwendungsspektrum von Heilsalben: «Für die Wundheilung verwendet man heute keine Salben mehr. Sie kommen vor allem bei Entzündungen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen zum Einsatz.» Äusserlich schmerzstillend wirkt der Paprika-Wirkstoff Cap-

saicin. Da er in zu hoher Konzentration stark hautreizend wirken kann, muss er genau dosiert werden. Capsaicin-Salben eigen sich daher nicht für die Eigenproduktion. Sie müssen in der Apotheke hergestellt werden. Gegen Gelenkschmerzen und stumpfe Verletzungen werden auch Salben aus Beinwellwurzeln (Wallwurz) angewendet.

Erntezeit ist entscheidend

Wer eigene Heilmittel zuhause herstellen will, braucht die entsprechenden Kräuter dazu. Beim Sammeln von Kräutern auf Wiesen und im Wald appelliert Martin Koradi, sich an die Naturschutzregeln zu halten und an Orten, wo nur wenige der gesuchten Kräuter wachsen, nicht alle auszureissen. Auf diese Weise verhindere man ein Aussterben bestimmter Arten in einem Gebiet. Weiter hänge die Wirkung einer Heilpflanze auch vom Erntezeitpunkt ab. Die Weissdornblüten etwa, die eine vielfältige Wirkung auf das Herz und die Gefässe haben, pflückt man am besten im Frühjahr, während die

Heiltee ist für Laien am einfachsten herzustellen und hilft je nach Pflanze gegen diverse Beschwerden.

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Weissdornblätter im Spätsommer ihre volle Heilwirkung entfalten. «Gewisse Pflanzen benötigen mehr Zeit, um ihre Wirkstoffe anzureichern. Und bei manchen Pflanzenarten – zum Beispiel bei der Schafgarbe – gibt es genetische Unterarten, die im Wirkstoffgehalt stark unterschiedlich sind», sagt Martin Koradi. Auch die Frage, ob man einen Heiltee mit frischen oder getrockneten Kräutern ansetzen soll, ist für die Heilwirkung entscheidend. «Frische Pflanzen verfügen noch über dichte Zellwände. Sie lassen das heisse Wasser nur begrenzt ins Zellinnere, während bei welken Blättern die Zellwand löchrig ist», begründet Martin Koradi. Eine Ausnahme bilde der Melissentee: Ihn sollte man aus frischen Blättern anrichten, weil ansonsten nach ein paar Wochen das Aroma verloren gehe.

Dosierung und Zubereitung

Auch auf die richtige Dosierung kommt es an. Wie Martin Koradi informiert, besitzen gewisse Pflanzen wie etwa die Tollkirsche oder der Fingerhut Inhalts-

stoffe, die in zu grossen Mengen nicht heilsam, sondern giftig sind, und daher nicht in Eigenregie angewendet werden dürfen. Entscheidend für die Heilwirkung ist bei Tees die Dauer des Ziehens. «Je länger ein Tee gezogen wird, umso mehr Wirkstoffe werden den Kräutern entzogen.» Gewisse Heilpflanzen werden gerne mit Doppelgängern verwechselt, die ihnen ähnlich sind – zum Beispiel der Bärlauch mit den hochgiftigen Herbstzeitlosenblättern. «Deshalb ist es wichtig, bevor man mit der Eigenherstellung von Heilmitteln beginnt, zuerst die Heilpflanzen kennen zu lernen», betont Martin Koradi. Dann würde man unter anderem erfahren, dass die gerne unterschätzte Pfefferminze etwa ein Segen bei Verdauungsproblemen ist oder der Schwarztee dank seines hohen Gerbstoffanteils als Umschlag gegen nässende Wunden, Hautentzündungen und nässende Ekzeme hilft.

Link-Tipp: www.phytotherapie-seminare.ch

Tormentillwurzel (Blutwurz) bei Durchfall und Wunden

Blutwurz (Potentilla erecta) kommt in den Bergen ziemlich häufig vor. Die Tormentillwurzel enthält viel Gerbstoffe.

Das Blutwurzpulver eignet sich eingerührt in etwas Flüssigkeit zur Behandlung von akuten Durchfällen, zum Beispiel auf Reisen. Äusserlich kann es zur Blutstillung bei kleinen, oberflächlichen Schnittund Schürfwunden aufgestreut werden.

Tormentilltinktur eignet sich 1: 5 verdünnt mit Wasser gut zur lokalen Behandlung von Aphthen, Zahnfleischentzündungen und Mundschleimhautentzündungen (mit Wattestäbchen auftupfen).

(Quelle: Martin Koradi)

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2 10SerieNatur-heilkunde

Die vier Säfte im Zentrum der Gesundheit

Wer sich mit der europäischen Naturheilkunde auseinandersetzt, kommt an der Viersäftelehre der traditionellen europäischen Naturheilkunde nicht vorbei. Das Grundprinzip des Menschen hat bis heute seine Richtigkeit.

Die Bezeichnung Traditionelle europäische Naturheilkunde ist ein moderner Ausdruck, der in älteren Büchern über naturheilkundliche Verfahren noch nicht verwendet wurde. Die Naturheilkunde des Westens basiert auf den Anfängen der Heilkunde und deren Vertreter*innen aus der Antike. Erste schriftliche Zeugnisse der europäischen Naturheilkunde stammen aus der griechischen und römischen Antike, spätere Werke aus ganz Europa und Persien. Geprägt haben die Naturheilkunde bis heute Persönlichkeiten wie Aeskulap, Hippokrates, Dioskurides, Galen, Avicenna, Hildegard von Bingen und Paracelsus. In der moderneren Zeit kamen die Lehren von Sebastian Kneipp, Heinrich Schüssler, Rudolf Steiner, Maximilian Bircher-Benner und Pfarrer Künzle dazu. Hippokrates legte mit seiner Viersäftelehre den Grundstein der Medizin, weil er der Erste in Europa war, der versuchte, Krankheiten zu systemati-

sieren und Erklärungen für diese Krankheitsphänomene zu finden. Ausserdem beschäftigte sich Hippokrates mit therapeutischen Richtlinien, um Krankheiten zu behandeln. Mit der Entwicklung der konventionellen Medizin seit dem 19. Jahrhundert verlor die Traditionelle europäische Naturheilkunde an Bedeutung. In den letzten Jahren ändert sich das und sie etabliert sich als wertvolle Behandlungsmöglichkeit oder Begleittherapie zur konventionellen Medizin.

Die Methode TEN kurz erklärt –Den Mensch als Ganzes betrachten

Die Viersäftelehre besagt, dass der menschliche Körper aus vier Substanzen besteht. Sind die Säfte im Gleichgewicht, ist der Mensch gesund. Geraten sie aus der Balance, wird der Mensch, so Hippokrates, krank. Bei den vier Säften handelt es sich um Blut, Gelbe Galle,

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Sabine Hurni

Schwarze Galle und Schleim. Diese Qualitäten spiegeln sich in den vier Jahreszeiten, den Lebensabschnitten, in den Pflanzen und deren Heilwirkung sowie im Wesen von Krankheiten und deren Verlauf.

Blut: Kann verglichen werden mit dem Element Luft. Ist feucht und warm.

Gelbe Galle: Steht im Zusammenhang mit Feuer. Hat trockene und warme Eigenschaften

Schwarze Galle: Mit der Erde verwandt. Die Qualität ist kalt und trocken.

Schleim: Bezieht sich auf das Wasser. Die Eigenschaften sind feucht und kalt.

Jedes Element erfüllt in unserem Organismus bestimmte Funktionen. Sind diese gestört, entstehen Krankheiten, welche mit entsprechenden Therapien behandelt werden können. Um herauszufinden, welche Elemente und Funktionen aus dem Gleichgewicht geraten sind, werden traditionelle wie auch moderne Diagnosetechniken angewendet. Sie helfen, ein umfassendes Bild des Menschen zu erhalten und verlangen ein fundiertes Fachwissen sowie eine geschulte Wahrnehmung.

Zu den Diagnosemöglichkeiten in der traditionellen europäischen Naturheilkunde gehören die Antlitzdiagnose, die Irisdiagnose, die Pulsdiagnose, Zungendiagnose, die Reflexzonen- und Segmentdiagnostik bis hin zur neuzeitlichen Labordiagnostik. Zu dieser gehören die Haarmineralanalyse, die Speichel- und Stuhlanalyse wie auch Bioresonanzmessungen. Der Ansatz der Traditionellen europäischen Naturheilkunde ist ganzheitlich. Man betrachtet den Menschen als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist, der möglichst individuell behandelt werden muss.

Wirkungsweise der TEN – Heilen mit den Gesetzen der Natur

Für die Therapieansätze stehen den Naturheilpraktiker*innen TEN viele Methoden offen. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Konstitutionsdiagnose sowie den erkennbaren funktionellen Störungen des Klienten oder der Klientin erfolgt die Auswahl der geeigneten Methoden. Das kann, wenn nötig eine Ernährungsberatung sein, kombiniert mit der Kraft von Pflanzenpräparaten aus einheimischen Heilpflanzen in Form von Tee, Tinkturen, Wickeln, Bädern, Frischpflanzensäften oder Spagyrischen Essenzen. Viele Naturheilpraktiker*innen TEN bieten auch Körpertherapien wie Massagen aller Art, Fussreflexzonenbehandlungen oder Wirbeltherapien an. Abgerundet von Achtsamkeitsübungen, Hinweise zu mehr Körperbewusstsein und den Umgang mit Emotionen. Grundsätzlich hat alles Platz, das den Gesetzen der Natur entspricht.

Serie Naturheilkunde

Die Naturheilkunde hat eine lange Tradition und gilt über den ganzen Erdball hinweg als Medizin des Volkes. Nicht immer ist es einfach, sich in der Fülle an Methoden und Angeboten zurechtzufinden. In unserer neuen Serie werden wir Ihnen im Verlauf des Jahres verschiedene Methoden der Naturheilkunde vorstellen.

01-02/23: Ayurveda

03/23: TEN

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NATURHEILKUNDE 2/10 | GESUND WERDEN
Auch Massagen gehören zu den Methoden der traditionellen europäischen Naturheilkunde.

Huflattich – altbewährtes Hustenmittel

Die Jahreszeit bringt, was die Jahreszeit braucht, könnte man sagen, wenn gegen Ende des Winters der Huflattich seine goldgelben Blüten aus dem Schnee streckt. Wer an Husten und verschleimten Atemwegen leidet, dem bringt diese Pflanze Erleichterung.

Filibus ante patrem lautet ein alter Name es Huflattichs (Tussilago farfara). Übersetzt bedeutet er «Sohn vor dem Vater». Es ist ein Hinweis darauf, dass der Huflattich blüht, bevor er seine Blätter entwickelt. Leonhart Fuchs, ein Mediziner aus Tübingen, schreibt dazu in seinem «New Kreüterbuch» vom Jahr 1543: «… und werden bletter / stengel und blumen nimmer bey einander gefunden. Darumb seind auch vil gewesen die geglaubt haben / das dis kraut habe weder stengel noch blumen / das doch falsch und erlogen ist …».

Im Reich der Kräuter, wo meistens zuerst die Blätter und erst dann die Blüten hervorkommen, ist der Wuchs des Huflattichs, wie auch jener seiner engen Verwandten, der Pestwurz, ein Regelbruch. Allein die Natur kennt den wahren Grund für diese Eigenart – es mag mit dem frühzeitigen Erscheinen der beiden Korbblütler zusammenhängen, die ihre Blüten kurz nach der Schneeschmelze hervorbringen. Nach einer kurzen Blütezeit zeigt sich bei beiden Arten ein feiner weisser Haarschopf, ähnlich wie beim Löwenzahn. Wenn die Samen gegen Ende April ausgereift sind, werden sie vom Wind fortgetragen. In dieser Jahreszeit sind die Böden noch feucht. Das mag der Huflattich. Auf nassen Tonböden gedeiht er am besten. Über ein weit verzweigtes Wurzelsystem breitet er sich in alle Richtungen aus und kann grosse Bestände bilden.

Tussim ago! Der Name ist Programm

Der Huflattich ist seit über 2000 Jahren ein bewährtes Hustenmittel. «Tussilago» von «Tussim ago» bedeutet: Ich vertreibe den Husten! Der Namenszusatz «farfara» vom lateinischen «farina» (Mehl) und «ferere» (tragen) bezieht sich auf den weichen, weiss-filzigen Überzug auf der Blattunterseite. Der deutsche Name «Huflattich»

bezeichnet sehr genau Form und Grösse der Blätter, die dem Abdruck eines Pferdehufes ähneln. Man kann sie leicht mit den Blättern der jungen Pestwurzpflanzen verwechseln, nur werden sie nicht so gross wie diese. Eine ausgewachsene Pestwurz trägt nördlich der Alpen die grössten Blätter, welche oft einen Durchmesser von mehr als 60 cm erreichen.

Drei berühmte Ärzte des Römischen Reiches – Plinius der Ältere, Dioskurides und Galenus – empfahlen den Huflattich zur Behandlung von trockenem Husten und Schweratmigkeit. Man solle «tussilago» auf glühende Kohlen legen (Plinius nennt Zypressenholz) und den Rauch durch einen Trichter oder ein Schilfrohr inhalieren. Der Kräuterarzt Pietro Andrea Mattioli (Siena, 1501–1578) meinte, anstatt den Huflattich als Hustentee zuzubereiten, «seyend aber unsere Tabakpfeifen bequemer dazu». Auch in neuerer Zeit wurde der Rauch des Huflattichs therapeutisch inhaliert – als Asthmazigarette. Gemischt mit Waldmeister, Odermenning und den Blüten des Muskatellersalbeis, empfiehlt ihn die Heilpraktikerin Margret Madejsky (Esslingen am Neckar, 1966) als nikotinfreien Tabakersatz. Aus heutiger Sicht darf Mattiolis Aussage umgedreht und statt der Tabakpfeife der Tee empfohlen werden.

Ein Klassiker der Volksheilkunde Gegen Husten, Heiserkeit und entzündliche Erkrankungen der oberen Atemwege haben Huflattich-Anwendungen eine lange Tradition. Als klassische Schleimdroge (Mucilaginosum) wirkt Huflattich beruhigend auf gereizte Schleimhäute. Er erleichtert das Abhusten von zähem Schleim und schützt gleichzeitig die Bronchien mit einer dünnen Schicht reizlinderndem Pflanzenschleim. Die krampflösende Wirkung wird unter anderem dem enthaltenen Salpeter zugeschrieben. Auch

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Gerbstoffe finden sich in den Blättern. Sie wirken keimhemmend und regenerieren das Gewebe, Flavonoide lindern Entzündungen, Bitterstoffe regen den Stoffwechsel an und kräftigen den ganzen Organismus. Wie alle anderen Schleimdrogen sollte auch der Huflattich nicht mit kochend heissem Wasser überbrüht werden, da so ein Teil des Pflanzenschleims zerstört wird. Besser ist es, die Heilpflanze in kaltem Wasser über Nacht anzusetzen (siehe Anwendungen). Selbstverständlich lässt sich der Huflattich gut mit anderen Pflanzen kombinieren, die das gewünschte Wirkspektrum erweitern. Gute hustenreizmildernde Pflanzen sind Spitzwegerich und Thymian. Bewährte Schleimdrogen zum Schutz der Schleimhäute sind Eibischwurzel, Königskerzen- und Malvenblüten. Auswurffördernde Mittel sind Schlüsselblumenwurzel oder frisch gequetschte Anis-, Fenchel- und Kümmelsamen. Thymian und Kümmelsamen weisen zudem eine starke keimhemmende Wirkung auf.

Huflattichblätter zur Wundbehandlung

Der deutsche Botaniker Heinrich Marzell (München, 1885–1970) verweist auf die historische Anwendung der kühlenden Huflattichblätter als Auflage auf entzündete Geschwülste, offene Füsse und von Gicht befallenen Gelenken. Auch Kräuterpfarrer Künzle verwendete die frischen, gewalkten Blätter als Wundauflage. Es ist das komplexe Wirkstoffgemisch der Pflanze, welches entzündete Gewebestrukturen beruhigt und Schwellungen abklingen lässt. Mit den zusammenziehenden, desinfizierenden, wundheilenden Blättern können auch Krampfadern, Unterschenkelgeschwüre, rheumatische Gelenke, Sehnenscheidenentzündung und Unterleibsbeschwerden behandelt werden. Dioskurides empfahl, die Huflattichblätter zu zerstossen und mit Honig vermischt aufzulegen. Viele Pflanzen wirken wundheilend, besonders wenn man sie zu Brei zerstossen auflegt. Allen voran der Breit- und Spitzwegerich, zwei Heilpflanzen, die man auf jedem Spaziergang findet. Kieselsäurehaltige Arten wie Beinwell und Borretsch kann man gut im Garten ziehen. Sie wirken als Auflagen ebenfalls entzündungshemmend, wundheilend und geweberegenerierend.

Mit Mass anwenden – der Huflattich und seine Alkaloide

Huflattich sollte wegen der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide (PA) nicht über eine längere Zeit angewendet werden. Den Tee – kurmässig angewendet – während maximal drei Wochen trinken und nicht mehr als zweibis dreimal pro Jahr. Grund für diese Vorsichtsmassnahme sind die Alkaloide, welchen im Tierversuch leberschädigende Wirkung nachgewiesen wurde. Von der Verwendung der Droge aus Wildsammlung wird abgeraten. Die zeitgenössische Heilpflanzenkunde verwendet nur noch alkaloidfreie Zuchtsorten, die im Handel erhältlich sind. Für PA-freies Kraut aus dem Handel gibt es keine zeitlichen Einnahmebeschräkun-

gen. Wir kennen diese Argumentation bereits von der kontroversen Diskussion um den Beinwell (Symphytum officinale), ein Borretschgewächs das ebenfalls PA enthält. Die Volksheilkunde hält dieser sanktionierenden Praxis ein grosses Erfahrungswissen entgegen. Als Bestandteil einer lange erprobten Naturarznei zeigt ein Stoff nicht dasselbe Schadenspotenzial wie als isolierte (maximal-dosierte) Monosubstanz im Tierversuch. Im Gegenteil – unser Immunsystem wird vom leicht toxischen Potenzial der Wildkräuter trainiert und gestärkt. Aber Vorsicht ist trotzdem geboten: Obwohl keine tatsächlichen Schädigungen durch Huflattich beim Menschen bekannt sind, sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit auf innerliche Anwendungen verzichtet werden.

Mir schmecken die frischen Huflattich-Blütentriebe sehr gut. Der süsslich-nussige Geschmack der schuppenbesetzten Blütenstängel und der frische Pflanzenschleim sind eine Wohltat. Eine Hand voll davon im Salat liefert viele wertvolle Mineralien und Spurenelemente, Gerb- und Bitterstoffe, Kieselsäure und ätherische Öle. Die feingehackten jungen Blätter kann man in die Suppe oder aufs Brot streuen. Und wenn der Huflattich Anfang Mai verblüht ist, nimmt die Auswahl an anderen Wildkräutern rapide zu. Bon appetit!

Sie begrüsst als eine der Ersten den kommenden Frühling. Die Huflattichpflanze mit ihren sonnengelben Blütenkronen erfreut das Herz und vertreibt den Husten.

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Anwendungen

Kaltwasserauszug (Mazerat) gegen Husten:

Eine handvoll zerkleinerte Blätter (frisch oder getrocknet) in einen Topf geben, mit einem halben Liter lauwarmem Wasser übergiessen und über Nacht zugedeckt stehen lassen. Am nächsten Morgen erwärmen und abseihen. Mit etwas Honig süssen und schluckweise warm trinken.

Infus (Tee):

1–2 TL getrocknete Huflattichblätter pro Tasse mit heissem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen. 2–3 Tassen über den Tag verteilt trinken. Die geeignete Temperatur hat das gekochte Wasser, wenn man es vor dem Übergiessen fünf Minuten abkühlen lässt.

Wundauflage:

Einige frische Blätter mit dem Wallholz zerquetschen, direkt auf die wunde Stelle legen und mit einer Gazebinde oder einem dünnen Baumwolltuch verbinden. Die Kompresse mehrmals täglich erneuern.

Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter.

Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet Kräuterwanderungen in der Innerschweiz an. www.medizinwald.com

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Wenn die Samen reif sind, bildet sich ein weisser Haarschopf. Kleinen Fallschirmchen gleich schweben sie mit dem Wind an ihren neuen Standort.

Staunen &Wissen

MEDIZIN

Gefühltes Wissen beeinflusst Einstellung zur Wissenschaft

Themen wie Gentechnik und Impfungen rufen in der Gesellschaft starke, gegensätzliche Haltungen hervor. Doch was beeinflusst unsere Einstellung zu solchen wissenschaftlichen Themen? Sorgt mehr Aufklärung dafür, dass Menschen der Wissenschaft positiver gegenüberstehen? Eine neue Studie zeigt nun, dass es bei der Einstellung zur Wissenschaft weniger darauf ankommt, was ein Mensch weiss, sondern darauf, was er zu wissen glaubt. Demnach glauben Personen mit ausgeprägten Meinungen zu Themen wie Gentechnik oder Impfungen, dass sie sich in den entsprechenden Bereichen gut auskennen, schreibt «wissenschaft.de». Bei Personen mit stark negativen Einstellungen stimmt diese Selbsteinschätzung allerdings nicht mit ihrem objektiven Wissen überein. ska

TIERE

Warum Haushunde nicht mehr wie Wölfe heulen

Haushunde verlernen durch die Nähe zum Menschen das von Wölfen bekannte Heulen. Das haben Verhaltensforschende um die Erstautorin Fanni Lehoczki von der Eötvös-Lorand-Universität in Budapest anhand von 68 reinrassigen Hunden belegt. Bei dem Test wurden den Tieren Aufnahmen von Wolfsgeheul abgespielt und ihre Reaktionen beobachtet. Darüber hinaus wurde die genetische Ähnlichkeit der verschiedenen Rassen zu Wölfen bestimmt, wie das Team im Fachmagazin «Communications Biology» berichtet. Die Ergebnisse zeigten, dass Hunderassen, die dem Wolf genetisch sehr ähnlich sind, eher dazu neigen, auf die Aufnahmen des Wolfsgeheuls selbst mit eigenem Heulen zu antworten. Vom Wolf entfernter verwandte Rassen reagierten hingegen eher mit Bellen. Die Forschenden fanden diesen Zusammenhang jedoch nur bei älteren Hunden. Sie nehmen daher an, dass Hunde der meisten Rassen zwar heulen können, diese Fähigkeit aber wegen ihres veränderten sozialen Umfelds beim Menschen ihre Funktion verloren hat. Daher würden viele Hunde moderner Rassen das Heulen nicht mehr in den entsprechenden Situationen einsetzen. ska

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LICHTVERSCHMUTZUNG

Immer weniger Sterne am Himmel sichtbar

Wenn wir in den nächtlichen Himmel schauen, können wir immer weniger Sterne erkennen. Schuld daran ist die Lichtverschmutzung, durch die die nächtliche Himmelshelligkeit im letzten Jahrzehnt noch einmal rapide zugenommen hat, wie ein Citizen-Science-Projekt aufzeigt. Dafür haben Menschen von fast 20 000 Standorten aus die Sichtbarkeit von Sternen am Himmel bewertet und so Daten zur Himmelshelligkeit geliefert.

Die Auswertung dieser Daten ergab gemäss «wissenschaft.de», dass die Aufhellung des Nachthimmels in Europa und Nordamerika seit 2011 um rund 6,9 bis 10,4 Prozent pro Jahr zunimmt – dies ist deutlich mehr als zuvor aufgrund von Satellitendaten angenommen. Ein Grund dafür könnte die zunehmende Umstellung der Beleuchtung auf LEDs sein. ska

ZEIT

Physiker*innen lassen

Zeit rückwärts laufen

In unserer Alltagswelt läuft die Zeit immer vorwärts. Ein Glas, das zu Boden fällt und zerbricht, setzt sich nicht wieder zusammen und springt auf den Tisch. In der Quantenwelt ist es anders: Physiker*innen ist es nun gelungen, in einem Quantensystem die Zeit rückwärts laufen zu lassen und dessen Entwicklung wieder in den Anfangszustand zu versetzen. Wie sie im Fachjournal «Optica» berichten, ist es dazu nicht einmal notwendig, den Anfangszustand zu kennen. Der theoretische Physiker Miguel Navascues vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien ein sogenanntes «Rewinding-Protokoll» erdacht. Damit kann man mit Hilfe eines eleganten mathematischen Tricks Veränderungen in einem Quantensystem über die Zeit umkehren. Vereinfacht gesagt wird dabei die Entwicklung des Systems mit einer anderen Entwicklung gekoppelt. Dem Team um Philip Walther von der Universität Wien und dem IQOQI ist es nun gelungen, dieses theoretische Rezept experimentell zu realisieren. Bei dem Quantensystem handelt es sich um ein einzelnes Photon, dessen Polarisation mehrfach verändert wird. «Es war eines der schwierigsten Experimente, die wir je für ein einzelnes Photon aufgebaut haben», erklärte Walther gegenüber der APA. ska

BUCHTIPP

Kraft der Natur

Susana Garcia Ferreira bringt Ihnen in ihrem Buch die Rhythmen der Natur näher und zeigt, wie viel davon lernen können. Der bewusste Kontakt mit der Natur und ihren Rhythmen bringt dir Halt und Struktur und spendet dir Kraft und innere Ruhe.

Susana Garcia Ferreiras Buch überzeugt vor allem durch seine Praxisbezogenheit. Die Autorin begleitet Sie ein Jahr lang und erleichtert Ihnen so die Verbundenheit zur Natur. Jeden Monat bietet sie Ihnen passende Rituale, Impulse und Affirmationen. Dabei können Sie alles, was Sie anspricht in Ihren Alltag aufnehmen. Und keine Sorge, der Kreislauf der Natur ist fliessend. Sie können also jederzeit mit dem Buch starten.

Naturrituale im Rhythmus des Jahres. Die Kraft der Natur erleben – Susana Garcia Ferreira Franck-Kosmos Verlag, 2023 Ca. CHF 27.90, ISBN 978-3-96860-025-3

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Rückzugsort zwischen

Naturschutzgebieten

Die ersten Sonnenstrahlen klettern langsam über die Berggipfel. Leichter Dunst liegt auf dem spiegelglatten Thunersee. Die Morgenluft ist noch kühl und lässt frische Energie in die Lungen strömen – so könnte jeder Tag beginnen. Umgeben vom Naturschutzgebiet «Gwattlischenmoos» auf der einen und dem «Kanderdelta» auf der anderen Seite, bietet das Deltapark Vitalresort den idealen Ort für tiefe Entspannung und Erholung in einmaliger Natur. Die rund 70 000 m² grosse Parklandschaft des Resorts lässt die Gäste innehalten und für einen Moment alles rundherum vergessen.

Für wohltuende Bewegung sorgt der Uferweg Richtung Thun, welcher die Wandernden durch das «Gwattlischenmoos» führt. Das Moos beherbergt das letzte grosse Schilfgebiet am unteren Thunersee. Gerade in der Frühlingszeit gibt es hier den einen oder anderen Wasservogel zu beobachten. Den besten Blick auf das Geschehen hat man vom Beobachtungsturm aus. Der Schlüssel dafür kann an der Rezeption des Deltaparks ausgeliehen werden. Mit etwas Glück zeigt sich sogar der seltene Eisvogel.

Abschalten kann man auch am Rande des Naturschutzgebietes Kanderdelta. Der direkt angrenzende Wald lädt zu einer weiteren Aktivität ein: Waldbaden. Schritt für Schritt unter dem hellgrünen Blätterdach lässt sich der Wald mit allen Sinnen erleben. Das tut Körper und Seele gut. Ein Besuch im Deltaspa gegen Ende des Tages macht die Entspannung perfekt. Wie wäre es, die Seele im warmen Wasser des Indoor-Sole-Pools baumeln zu lassen oder in einer der zahlreichen Saunen

zu schwitzen? Die besonders Mutigen können nach dem Saunieren sogar direkt in den Thunersee springen und sich abkühlen.

Ankommen – ausatmen – abschalten. Das Resort sowie die einmalige Umgebung warten bereits darauf, von Ihnen entdeckt zu werden.

Zum Deltapark Vitalresort

Das 4 Sterne Superior Hotel Deltapark Vitalresort ist der perfekte Ort, um Kraft zu tanken und den Alltag hinter sich zu lassen. Wellness-, Ferien- und Seminargäste finden in den 106 Zimmern und den drei exklusiven Seevillen zeitgemässen Wohlfühl-Komfort. Der Deltaspa ist ganz auf Entspannung, Wohlbefinden und Vitalität ausgerichtet. Auf vier Etagen und über 2000 m² finden sich Verwöhnoasen für jeden Geschmack.

Deltapark Vitalresort, Gwatt bei Thun www.deltapark.ch

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Wetterzeichen

Saharastaub in der Schweiz

Immer wieder wird Saharastaub in unser Land transportiert. Dieser feine Staub wird von stürmischen Winden in der Wüste in grosse Höhen getragen. Wenn bei einer solchen Situation eine entsprechende Wetterlage vorherrscht, die eine starke Südströmung von Nordafrika bis zu unserem Land verursacht, treten diese feinen Staubteilchen eine weite Reise an, bis sie bei uns eintreffen.

Ein klar sichtbares Zeichen für die Ankunft von Saharastaub in der Luft ist ein deutliches Schwinden der Fernsicht. Dabei wird der Himmel braunrot gefärbt und sieht oft aus, als befände man sich auf dem Planeten Mars. Nach einem leichten Regen sind oft ockerfarbene Staubrückstände auf Gegenständen zu sehen, die durch den leichten Niederschlag aus der Luft gewaschen wurden und nach dem Trocknen des Wassers liegen bleiben.

Die Sahara schickt ihre staubigen Grüsse aber nicht nur nach Europa. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass rund eine Million Tonnen Wüstensand pro Jahr von der Sahara über den Atlantik zu Südamerikas Regenwäldern transportiert werden. Für den Regenwald ist dieser feine Wüstensand Dünger mit wertvollen Nährstoffen.

Saharastaub-Transporte in unsere Breiten verbreiteten im Mittelalter – wie so manches Naturereignis – Furcht und Schrecken. Der rötlich gefärbte Niederschlag wurde als «Blutregen» interpretiert und galt als Vorzeichen für Pestilenz und Tod.

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Verschiebung des Frühlingspunktes

Am 20. März um 22.24 Uhr beginnt bei uns der Frühling. Der Ort auf der Erdumlaufbahn, wo sich die Erde zum Frühlingsbeginn befindet, wird als Frühlingspunkt bezeichnet. Jedes Jahr verschiebt sich dieser Punkt ein wenig auf der Erdumlaufbahn. Die Erdachse beschreibt in rund 25 800 Jahren eine Kreiselbewegung. Diese wird verursacht durch die Gezeitenkräfte einiger Himmelskörper auf die sich drehende Erde. Durch diese Kreiselbewegung der Erdachse erreicht die Erde im nächsten Jahr am Frühlingsanfang den Frühlingspunkt leicht zurückversetzt.

Dadurch wandern die Tagundnachtgleichen und die Sonnenwenden einmal durch alle Sternbilder im Tierkreis und der Frühlingspunkt auf der Sonnenumlaufbahn verschiebt sich jedes Jahr um rund 20 Minuten. Dies bedeutet wiederum, dass die Zeitspanne von Frühlingsanfang zu Frühlingsanfang 20 Minuten kürzer dauert als eine vollständige Umkreisung der Erde um die Sonne. Deshalb schauen wir jedes Jahr am Frühlingsanfang von einem anderen Punkt aus auf die Sonne und die Sonne verschiebt sich gegenüber den Sternen scheinbar am Himmel. Die Sonne stand vor 2000 Jahren an der Grenze zwischen Fische und Widder. Heute steht sie am Frühlingsanfang klar im Sternbild Fische und wird danach im Sternbild Wassermann sein. Astronomisch gesehen beträgt die durchschnittliche Dauer der Wanderung des Frühlingspunktes durch ein Sternbild 2150 Jahre, wenn die Sternbilder auf der Ebene der Erdumlaufbahn mit einer Ausdehnung von jeweils 30° angenommen werden.

Sternengucker

neu & gut

FENG-SHUI

Wandbilder für ein harmonisches Fliessen der Lebensenergie

Die Wandbild-Gestaltungen von Anima Pura beruhen auf Feng-Shui-Grundsätzen. Sie bringen die Atmosphäre eines Raumes in ein gutes Gleichgewicht und erleichtern ein harmonisches Fliessen der Lebensenergie Qi. Mit ihren klaren Formen und Farben wirken sie unaufdringlich und fein. Anima-Pura-Wandbilder eignen sich für Therapieräume, Erholungsräume, Empfangsbereiche, Meditationsräume und Wohnräume. Lassen Sie sich inspirieren auf: www.anima-pura.ch

PFLANZE DES JAHRES

Anemonen –Rosen des Windes

JardinSuisse, der Unternehmerverband Gärtner Schweiz, kürt alljährlich die «Pflanze des Jahres».2023 ist es die vielseitige Anemone, welche sich bereits der Sonne entegegen reckt, wenn sich die Natur noch im Winterschlaf befindet. Die Windröschen zählen zu den ersten Pflanzen, die im Frühling den Insekten Nahrung bieten. Die anmutigen Erscheinungen verleihen Gärten und Terrassen, aber auch floristischem Blumenschmuck ein natürliches Flair.

www.jardinsuisse.ch

info@jardinsuisse.ch

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Andreas Walker

So geniessen Sie den Frühling trotz Heuschnupfen

Endlich! Die Tage werden länger und die ersten Frühlingsboten zeigen sich. Doch mit dem Erwachen der Natur startet der Pollenflug – ein Übel für zwei Millionen Schweizer*innen. Doch nicht verzagen: es gibt Hilfe aus der Natur-Apotheke und naturheilkundliche Therapien, die den Frühlingsalltag erleichtern.

Im Frühling liegt ein Knistern in der Luft. Während die Tierwelt aus dem Winterschlaf erwacht, verströmen Blumen und Blüten ihre betörenden Düfte. Mit dem Aufblühen der Erde erwacht auch unser Lebensgeist – es kribbelt im Bauch und bei vielen auch in der Nase: Um die 2,2 Millionen, oder 25 Prozent, der Schweizerinnen und Schweizer leiden an Heuschnupfen – Tendenz steigend.

Dafür verantwortlich machen Forschende negative Umwelteinflüsse sowie die übertriebenen Hygienestandards. So haben Studien gezeigt, dass Stadtkinder häufiger von Allergien betroffen sind als Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen. Der Grund: Letztere haben ein gut trainiertes Immunsystem, weil sie in Kontakt mit gewissen Bakterien und Pilzen kommen. Siehe dazu auch den Artikel «Wie das Landleben vor Allergien schützt» auf Seite 10.

Reaktion auf harmlose Stoffe

Muss das Immunsystem aufgrund einer sterilen Umgebung keine Erreger bekämpfen, wehrt es sich übermässig gegen eigentlich harmlose Stoffe. Und genau das ist beim Heuschnupfen der Fall! Unser Immunsystem reagiert auf die Eiweisse der Pollen und stuft sie beim Einatmen oder beim direkten Kontakt als gefährlich ein. Als Reaktion schüttet er Histamin und weitere Substanzen aus, was mitunter zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut und einer Entzündung der Bindehaut der Augen führt. Allergien sind also nicht die Folge eines geschwächten Immunsystems, sondern eine fehlgeleitete Reaktion dessen.

Die Symptome einer Pollenallergie

Heuschnupfen wird in der Fachsprache als saisonale allergische Rhinitis bezeichnet – eine allergische Erkrankung, die jeden Menschen treffen kann. Wie bei allen Allergien, spielt die Genetik eine entscheidende Rolle. Sind die Eltern bereits davon betroffen, steigt das Risiko der Kinder auf über 60 Prozent.

Meist zeigen sich deshalb auch die Symptome bereits im Vorschulalter. Diese können sich durch

• heftige Niesattacken,

• Fliessschnupften (Rhinitis),

• eine verstopfte Nase,

• eine erschwerte Nasenatmung,

• Juckreiz in Gaumen, Nase und Ohren,

• juckende und tränende Augen (Konjunktivitis),

• Müdigkeit und Erschöpfung,

• Hustenreiz und

• Asthmaanfälle bemerkbar machen.

Vorsicht vor dem «Etagenwechsel»

Wichtig: Es lohnt sich, bei den ersten Anzeichen gut hinzuschauen. Denn wer die Pollenallergie über längere Zeit unbehandelt lässt, kann allergisches Asthma entwickeln. Dabei spricht man von einem «Etagenwechsel». Nicht zu verwechseln ist die Pollenallergie mit einer Erkältung (grippaler Infekt).

Diese wird durch eine Vielzahl von Viren ausgelöst und äussert sich mit Fieber. Ist bei hartnäckigem Husten und Schnupfen kein Fieber dabei, handelt es sich vermutlich um Heuschnupfen. Ebenso ähnliche Symptome rufen Schimmelpilze, Tiere oder Hausstaubmilben hervor. Halten diese ganzjährlich an, sind kaum Pollen im Spiel –Heuschnupfen ist, wie erwähnt, eine saisonale Allergie.

Die Flugzeit der Pollen

Wann die Pollensaison beginnt und wie lange sie dauert, hängt vom Wetter ab. Bei milden Temperaturen kann die Pollenflugzeit Anfang Januar starten und bis in den September oder sogar länger anhalten (siehe Bild). Je nach Allergenen können Betroffene unter Frühjahres-, Sommer- und/oder unter Herbstheuschnupfen leiden. Die Auslöser einer Pollenallergie werden in die drei Hauptgruppen Bäume, Gräser und Kräuter eingeteilt. Im März, wenn der meteorologische Frühling beginnt, fliegen die Pollen des Hasels, der Erle, der Esche und je nach

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HEUSCHNUPFEN | DRAUSSEN SEIN

Temperaturen auch diejenigen der Birke. Wer weiss, wann welche Pollen fliegen, kann ihnen besser ausweichen. Das Allergiezentrum Schweiz hat dazu eine App mit Echtzeit entwickelt (s. Tipp).

Die Diagnose

Klarheit darüber, welche Allergene die Übeltäter sind, kann eine ärztliche Fachperson schaffen. Die Diagnose erfolgt mittels einer umfassenden Anamnese sowie mittels Haut- und Bluttests.

Diese Abklärung ist insofern wichtig, weil mit Heuschnupfen Kreuzallergien einhergehen können. Dabei verursachen dem Allergen ähnliche Eiweissstoffe –zum Beispiel in Nüssen, Rüebli, Sellerie, Fenchel, Äpfeln oder Aprikosen, Senf, Dill oder Peterli – allergische Symptome.

Tipps aus der Naturheilkunde

Um die Beschwerden zu reduzieren, gibt es zahlreiche einfache Massnahmen wie täglich staubsaugen, Stosslüften, draussen eine Sonnenbrille tragen oder abends die Haare waschen. Allergiker*innen hatten es während der Pandemie etwas leichter, als das Tragen von Masken obligatorisch war. Bei den naturheilkundlichen Methoden geht es aber nicht darum, den Pollen auszuweichen, sondern das Übel an der Wurzel zu packen: Die Heuschnupfen-Therapie zielt darauf, das Immunsystem so zu regulieren, dass die fehlgeleitete Reaktion auf Allergene normalisiert wird.

Mit diesem ganzheitlichen Ansatz, der dauerhafte Hilfe verspricht, wird die Ursache der Allergie bekämpft und nicht nur die Symptomatik. Dabei helfen

• Heilpflanzen wie Pestwurz (s. Box),

• Akupunktur,

• Klima- und Ordnungstherapie,

• Eigenbluttherapie (unspezifische Reiztherapie)

• oder eine Darmsanierung.

Die Darmsanierung kann unter Anleitung selbst durchgeführt werden. Sie macht Sinn, weil die Ursache einer Allergie im Immunsystem liegt, das aus den Fugen geraten ist. Dieses ist zu 80 Prozent in unserem Darm angesiedelt. Deshalb gilt: Wer einen gesunden Darm hat, verfügt über gute körpereigene Abwehrkräfte.

Besonders zu beachten sind ebenso der Säure-Basen-Haushalt und die Versorgung mit Mikronährstoffen: Bei Allergiepatient*innen sind laut Studien häufig die C- und E-Vitamin-Werte, aber auch Kupfer, Zink und Eisen im Keller. C-Vitamin und Kalzium verringern übrigens die Ausschüttung von Histamin.

Die spezifische Immuntherapie

Eine effektive Therapie im Kampf gegen Heuschnupfen ist die Hyposensibilisierung, auch Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie genannt. Dabei wird der Körper langsam und mit ansteigenden Dosen an bestimmte Allergene «gewöhnt», ohne dass es zu einer Überreaktion kommt. Die Betroffenen brauchen jedoch Geduld, denn die Injektions- oder Schluckimpfkur dauert drei Jahre.

Unter Fachleuten kontrovers diskutiert wird die Bioresonanztherapie und die Homöopathie. Letztere wird häufig bei Symptomen und vorbeugend einge-

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Allergiezentrum Schweiz

setzt, aber auch in Kombination mit der Schulmedizin, um den Verbrauch konventioneller Medikamente zu senken.

Schwarzkümmelöl und ätherische Öle

Heuschnupfen vorzubeugen ist schwierig, weil die Allergie meist in den Genen liegt. Ein Tipp aus der Volksheilkunde ist der Konsum von regionalem Honig. Dieser soll täglich über den ganzen Winter eingenommen werden – eine Art natürliche Hyposensibilisierung. Dafür muss man den Honig langsam im Mund zergehen lassen. Regulierend auf das Immunsystem wirkt Schwarzkümmelöl. Dieses sollte ebenso zwei Monate vor der Pollensaison regelmässig eingenommen werden. Die ätherischen Öle wirken beruhigend und entzündungshemmend.

Apropos ätherische Öle: Wie bei einer Erkältung lindern diese eine verstopfte Nase oder Husten. Dafür eigenen sich Inhalationen mit Eukalyptus, Fenchel oder Kamille.

Die geplagte Nase kann auch durch Nasenspülungen morgens und abends mit Meersalzlösungen beruhigt werden. Auch Nasensprays mit isotonischem Meerwasser und Kamillenblütenauszug verschaffen Linderung. Diese haben im Gegensatz zu chemischen Nasensprays den Vorteil, dass sie nicht abhängig machen.

Hinweis

Bei sehr stark ausgeprägten Symptomen sollte die Schulmedizin in Betracht gezogen werden. Ein «Etagenwechsel» und Kreuzreaktionen sollten unbedingt vermieden werden.

Pflanzen, die bei Heuschnupfen helfen können

Astragalus

Astragalus gehört zu den wichtigsten Pflanzen in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). In der TCM wird die Wurzel als Stärkungsmittel eingesetzt. Die Wirkung bei Heuschnupfen wird auf die immunmodulierende Wirkung zurückgeführt: Die Wurzel regt ein schwaches Immunsystem an und dämpft auch eine überschiessende Immunreaktion, wie es bei Heuschnupfen der Fall ist.

Pestwurz

Eine grosse Wirkung bei Heuschnupfen hat ein CO2-Extrakt aus Pestwurzblättern. Klinischen Studien zufolge ist der Pestwurz zur alleinigen Therapie geeignet und in der Wirkung mit chemischsynthetischen Antihistaminika vergleichbar. Wichtig: Nur standardisierte Präparate verwenden.

Ingwer

Bei einer Pollenallergie hilft die anti-entzündliche Wirkung des im Ingwer enthaltenen Pflanzenstoffs Gingerol. Ingwer-Extrakt kann als natürliches Antiallergikum eingesetzt werden. Wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben vor allem in Kombination mit dem japanischen Grüntee «Benifuuki». Diese Kombo soll einer geschwollenen Nase und juckenden Augen entgegen wirken.

Augentrost, Brennnessel und Sanddorn

Augentrost-Tropfen helfen bei tränenden Augen.

Brennnessel-Extrakt reduziert entzündliche Reaktionen und lindert die allgemeinen Symptome.

Sanddorn-Öl hilft bei einer wunden Nase.

Tipp: Die «Pollen-News»-App

Das Allergiezentrum Schweiz, «aha!», hat neu eine App mit Echtzeit-Pollendaten. Wer Heuschnupfen hat, kann mit der App live verfolgen, wie stark die Pollenbelastung an 14 Standorten in der Schweiz ist. Damit sind die Chancen erhöht, den Winzlingen besser ausweichen. Die App ist kostenlos.

Infos unter: www.pollenundallergie.ch

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HEUSCHNUPFEN | DRAUSSEN SEIN
Schwarzkümmelöl wirkt beruhigend.

Inseljuwel Rügen –Wanderreise für Naturmenschen

Kilometerlange Sandstrände, steil aus dem Meer ragende Kreidefelsen, dichte Buchenwälder, Moor- und Heidelandschaften, das Wellenspiel der Ostsee, das Blau der Bodden, reetgedeckte Fischerkaten – das fällt einem ein, wenn man an Rügen denkt. Rügen, die grösste Insel Deutschlands, von Wind und Wasser geschliffen und goldglänzend wie Bernstein, ist ein Naturjuwel.

• Herrliche Wanderung auf der autofreien Insel Hiddensee.

• Nostalgische Fahrt mit der Dampfeisenbahn «Rasender Roland».

• Kilometerlange Sandstrände und die weissen Kreidefelsen.

• Wanderungen leicht bis mittelleicht mit sanften Auf- und Abstiegen.

Ein Angebot von «natürlich» in Zusammenarbeit mit Baumeler Reisen AG

Baumeler Reisen und «natürlich» – zwei starke Partner arbeiten zusammen und bieten «natürlich»Leserinnen und -Lesern neu spannende Reisen zu vorteilhaften Preisen an.

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Beratung und Buchung Baumeler Reisen AG, Luzern Tel. 041 418 65 65 info@baumeler.ch Webcode 406
Der Ostseestrand Binz besticht durch feinsten Sand. Die historische Altstadt von Stralsund.

Reiseprogramm

1. Tag Zürich – Berlin – Insel Rügen

Linienflug von Zürich nach Berlin und Busfahrt nach Bergen auf der Insel Rügen zu unserem Hotel. (individuelles Mittagessen unterwegs)

2. Tag Kap Arkona – Leuchttürme | Wanderzeit ca. 2½ Std.

Der Küste entlang wandern wir von Schwarbe bis zur Nordspitze der Insel mit den Leuchttürmen vom Kap Arkona und geniessen den Blick über das Meer und die weiten Felder. Aufenthalt und Mittagspause im unter Denkmalschutz stehenden Fischerdorf Vitt mit seinen reetgedeckten Häusern.

3. Tag Insel Hiddensee | Wanderzeit ca. 3 Std.

Der Bus bringt uns zum Hafen von Schaprode. Schifffahrt zur autofreien Insel Hiddensee. Unsere Wanderung führt uns dem Strand entlang und durch den Wald rund um den Dornbusch und bis zum Leuchtturm. Am Nachmittag wandern wir durch die Dünenheide nach Neuendorf und fahren mit dem Schiff wieder zurück.

4. Tag Dampfbahn & Rügischer Bodden Wanderzeit ca. 2¼ Std.

Am Vormittag bringt uns der Bus nach Neu Reddevitz. Von da aus wandern wir entlang dem Rügischen Bodden im Biosphärenreservat Südost-Rügen bis nach Lauterbach. Nach der Mittagspause fahren wir mit der nostalgischen Dampfbahn «Rasender Roland» ins Ostseebad Binz.

5. Tag Halbinsel Mönchgut | Wanderzeit ca. 2½ Std.

Per Bus erreichen wir das Mönchgut und das malerische Dorf Gross Zicker mit seinem historischen Pfarrwitwenhaus. Die kurzweilige Rundwanderung führt uns über die sanften Hügel der «Zickerschen Alpen» und offeriert uns eine herrliche Aussicht auf den Greifswalder Bodden.

Juni Datum: Besuch von Sellin und der Seebrücke

Juli Datum: Möglichkeit, fakultativ die «Störtebeker-Festspiele» zu besuchen.

6. Tag Stralsund an der Ostseeküste

Wanderzeit ca. 1¼ Std. / Stadtführung 2 Std. Busfahrt in die ehemals mächtige Hansestadt Stralsund. Zu Fuss entdecken wir den alten und neuen Markt mit den vielen renovierten Backstein- und Giebelhäusern, das schöne Rathaus und die gotischen Kirchen. Zeit zur freien Verfügung. Am Nachmittag Rückfahrt nach Bergen und Rundwanderung um den Nonnensee.

7. Tag Weisse Kreidefelsen | Wanderzeit ca. 3½ Std.

Nach dem Besuch des Nationalpark-Zentrum Königstuhl starten wir mit der klassische Rügen-Wanderung. Die Wanderung führt uns im Jasmunder Nationalpark durch einen unversehrten, alten Buchenwald, und auf dem Hochuferweg bewundern wir die schneeweissen Kreidefelsen. Im Hafen von Sassnitz bleibt Zeit für Mittagessen und Bummel, sowie einer fakultativen Schifffahrt zu den Kreidefelsen.

8. Tag Insel Rügen–Berlin–Zürich

Busfahrt nach Berlin und Rückflug nach Zürich oder individuelle Verlängerung. (Mittagessen unterwegs)

Auf einen Blick

Reisetermine: 08. bis 15.06.2023 06. bis 13.07.2023

Reisedauer: je 8 Tage

Teilnehmer: Mindestens 10, maximal 18

Webcode: 406

Preis:

Abreise 08.06.2023 Reisepreis ab Fr. 2250.– pro Person im DZ, Zuschlag EZ Fr. 180.–

Abreise 06.07.2023: Reisepreis ab Fr. 2350.– pro Person im DZ, Zuschlag EZ Fr. 180.–

Im Preis inbegriffen:

• Linienflug Zürich–Berlin und zurück

• Flughafentaxen und Ticketgebühren

• Unterkunft inkl. Halbpension

• Trinkgelder im Hotel und in Restaurants

• Wanderungen, Gruppentransfers

• Nostalgische Dampfbahnfahrt mit dem «Rasenden Roland»

• Schifffahrt nach Hiddensee

• Stadtführung in Stralsund

• Eintritte und Besichtigungen

• Baumeler-Reiseleitung/-Wanderführung

• Ausführliche Reisedokumentation

Nicht inbegriffen:

• 8 Mahlzeiten (2 davon An- und Rückreise)

• Getränke

• Ausgaben persönlicher Natur

• Oblig. Annullierungskosten- und Extrarückreiseversicherung Fr. 85.–

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LESEREISE | DRAUSSEN SEIN
Die berühmten Kreidefelsen von Rügen strahlen in hellem Weiss.

Göhren auf Rügen ist nicht nur Ostseebad, sondern einziger Kneipp-Kurort an der Küste.

Gesundheit to go –Ferien mit Langzeit-Heileffekt

Die deutsche Ferienregion Mecklenburg-Vorpommern ist das Trendziel für Gesundheitsbewusste. Für Allergiker*innen bietet das milde Reizklima Ferien mit nachhaltigem Heileffekt.

Das abwechslungsreiche Bundesland Mecklenburg-Vorpommern ist eines der beliebtesten Reiseziele Deutschlands. Die facettenreiche Natur und die herzliche Gastfreundschaft sind nur zwei der Aspekte, die das Land zwischen Schwerin, Rostock und Stralsund so anziehend machen. Die ursprünglichen Landschaften verzaubern. Viele Plätze werden schnell zu Lieblingsorten. Der Nationalpark Müritz mit seinen verschlungenen Wasserwegen das grösste zusammenhängende Naturschutzgebiet Deutschlands, ist nur einer davon. Inseln wie Rügen, Usedom oder das beschauliche Hiddensee begeistern alle Besucher*innen.

In den letzten Jahren hat sich die Region immer mehr auf Gesundheitstourismus spezialisiert. Hier finden sich viele medizinisch fundierte Angebote. Das milde Reizklima der Ostseeheilbäder mit dem heilenden Mix aus Sole, Meerwasser, Moor und Kreide wirkt dabei auf natürliche Weise unterstützend. Und schafft beste Voraussetzungen, um selbst chronischen Krankheiten wie Allergien, Asthma oder Diabetes entgegenzuwir-

ken. Im Land der traditionsreichen Kur- und Seebäder gelingt es mit Leichtigkeit, wieder in Balance zu kommen. Allergiker*innen sind an der Ostseeküste bestens aufgehoben. Das salzhaltige Meeresklima sorgt für eine reine, besonders abgas- und pollenarme Luft. Haut und Atemwege können sich entspannen und zur Ruhe kommen. Spaziergänge in der ozonhaltigen Seeluft unterstützen dabei, dass die Schleimhäute der Nase abschwellen. Auch Neurodermitiker*innen spüren schon nach kurzer Zeit Linderung.

Allergikerfreundliche Kommune

Die Heilkraft der Natur wurde schon früh entdeckt und wird seit über 200 Jahren für medizinische Zwecke genutzt. So gilt der charmante Bade- und Kurort Heiligendamm seit seiner Entstehung im Jahre 1793 als erstes deutsches Seebad überhaupt. In Graal-Müritz inmitten des Nationalparks, wurde die Kinder- und Jugendrehabilitation in Deutschland aus der Taufe gehoben. Mit dem Ostseebad Baabe auf Rügen ist im Jahre 2008 die erste deutsche Kommune als «allergikerfreundlich» zertifiziert worden.

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Seit dem 20. Jahrhundert erleben die ehrwürdigen Seebäder an der Ostseeküste eine wahre Renaissance. Kurgäste aus der ganzen Welt geniessen die natürliche Heilkraft von Wind, Meerwasser, Algen, Schlick und Salz. Besonders geeignet ist das Meeresklima mit seiner feuchten, jodhaltigen Luft für Patient*innen mit Atemwegs- und Hauterkrankungen, aber auch für Diabetiker*innen. Im Seebad Warnemünde und der Rostocker Heide wird das Angebot an Thalassoanwendungen ständig erweitert, u. a. wurden zehn verschiedene Thalasso-Kurwege angelegt. Die gezielte Behandlung erfolgt bei den Wanderungen und Spaziergängen durch das perfekt abgestimmte Wechselspiel von Bewegung und Entspannung unter Nutzung der klimatischen Einflüsse. Dabei wird die Durchblutung angeregt und zudem das Immunsystem gestärkt.

Unter www.rostock.de hat die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde vor Kurzem den ersten Bewegungskalender für Sportfans veröffentlicht. Er enthält ein wöchentliches Kursangebot mit Yoga, Pilates u. a., das am Strand und im Kurpark in Warnemünde durchgeführt wird. Für die Koordination der Aktivitäten wurde 2021 sogar eigens eine Gesundheitslotsin eingestellt.

In der Binzer Bucht werden auch dieses Jahr wieder «Heilklimatische Wanderungen» angeboten, die zwischen April und Oktober (ausser Juni bis August) jeweils dienstags in Prora starten. Die etwa zweistündige Wanderung regt alle Sinne an und vitalisiert. Göhren, ebenfalls auf der Insel Rügen mit seiner einzigartigen Kombination aus staatlich anerkanntem Kneippkurort und Ostseebad, ist ein weiterer Platz, um seine Energiereserven wieder aufzuladen. Im September 2021 eröffnete im Ostseebad Heringsdorf

auf Usedom der erste Kinderheilwald Europas seine Pforten. Auf einer Fläche von rund 50 Hektar stehen insgesamt zwölf Stationen zur Verfügung, darunter auch ein Barfuss-Waldweg. Die Kids können die Übungen mithilfe von Informationstafeln auf eigene Faust ausprobieren oder an kostenfreien Führungen mit einem*r ausgebildeten Waldtherapeut*in teilnehmen. Der Kinderheilwald ist Teil des Heringsdorfer Küstenwaldes, der 2016 als erster Kur- und Heilwald Europas ausgewiesen wurde. Neben dem neuen Kinderheilwald gibt es mit dem Kurwald in Krakow am See, dem Kur- und Heilwald Heringsdorf, dem Kurwald Graal-Müritz sowie den Heilwäldern Klink und Plau am See in der mecklenburgischen Seenplatte insgesamt sechs prädikatisierte Heilwälder in Mecklenburg-Vorpommern. Heilung auf Schritt und Tritt.

Weitere Infos: www.auf-nach-mv.de/gesundheit

Das Wassertretbecken im Kneippgarten ist nur eine der Möglichkeiten, die Elemente der Kneippschen Lehre zu erleben.

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Thalasso an der Ostsee – schon die alten Griechen setzten auf die heilende Kraft des Meeres.
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Wie die Wildhecke Ihren Garten bereichert

Wie Formschnitthecken in der Gartengestaltung eingesetzt werden, das haben wir in der letzten «natürlich»-Ausgabe beschrieben. Nun geht es um die Wildhecke, die voll im Trend liegt.

Die Wildhecke ist kein neuer Gartentrend, sie fand schon mit der Naturgartenbewegung vor mehr als 50 Jahren Einzug in die Gartengestaltung. Heute, wo das Problem des Artenrückgangs und des Verlusts von Lebensräumen auf der Agenda stehen, hat die Verwendung einheimischer Wildgehölze wieder an Stellenwert gewonnen.

Wildhecke besteht aus heimischen Gehölzen

Grund genug also der Wildhecke auch ausserhalb des Gartens Raum zu geben. Im Vergleich zur Formschnitthecke («natürlich» 01-02/2023) besteht eine Wildhecke aus verschiedenen einheimischen Gehölzgattungen. Es gibt gewiss auch nicht-einheimische Gehölzarten welche sich dank früher Blüte, Früchten usw. ebenfalls gut für eine Wildhecke eignen würden. Ich habe diese aber bewusst ausgelassen. Damit eine Wildhecke sich voll entfalten kann, braucht sie Platz. Da wir eine Abstufung von kleineren und grösseren Sträuchern bis hin zu Bäumen wollen, sind fünf Meter bald einmal ausgefüllt. Möchten wir beidseitig noch einen Krautsaum anlegen, kommen wir schon fast gegen neun Meter. Der Platz-

bedarf ist also erheblich. Trotzdem ermutige ich, eine Wildhecke anstatt einen Betonsichtschutz zu wählen. Auch wenn etwa bezüglich Abstufung ein Kompromiss eingegangen werden muss.

Warum Wildgehölze in meinem Garten?

Was dafür spricht in meinem Garten Wildgehölze zu pflanzen? Erstens erweitern wir nicht nur den ohnehin schwindenden Lebensraum für unsere Wildtiere, nein wir erweitern auch ihr Nahrungsangebot. Hier sind vor allem Gehölze, die eine Nische abdecken wie die frühblühende Kornelkirsche (Cornus mas) wichtig. Auch Früchte an Gehölzen, die im Winter lange hängen bleiben, dienen vor allem den gefiederten Tieren. Als Beispiel nenne ich hier den wolligen (Viburnum lantana) und den gemeinen Schneeball (Viburnum opolus). Siehe dazu auch das Bild 1. Oder dann auch die Hagebutten der Wildrosen (Rosa). Rosen haben mit ihren Stacheln den Vorteil, dass sie den Vögeln Schutz bieten können, um ihre Jungen aufzuziehen. Zweitens können wir dank der Nahrung und des Lebensraumes auf viele interessante Bekanntschaften hoffen! Gerade mit Kindern ist das Beobachten von Tieren ein enorm schönes Erlebnis. Viel-

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leicht kommen in der Dämmerung Igel aus einem Astund Laubhaufen, um sich an den Schnecken des Gartens gütlich zu tun. Mit etwas Glück finden sich auch Spuren der Haselmaus rund um den namensgebenden Strauch (Corylus avellana). Das können angenagte Haselnüsse sein oder auch einmal ein kreisrundes Nest aus Laub, Halmen und Moos. Die Palette an möglichen Besuchern ist lang, zumal sich noch unzählige Insekten dazu gesellen. Wir bieten so also einer Vielzahl von Nützlingen eine Herberge und tragen an dritter Stelle noch zu einer besseren Vernetzung im Siedlungsraum bei. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Schon ein kleiner, naturnaher Garten hat ein hohes Potenzial für die Natur. Und viele kleine, naturnahe Gärten ein noch grösseres.

Wie lege ich eine Wildhecke an?

Beim Anlegen einer Wildhecke gilt es zuerst, den Standort und die Platzverhältnisse zu klären. Da die Pflege anders als bei der Formschnitthecke verläuft und es sich um freiwachsende Sträucher und Bäume handelt, muss ich mich über die Endgrössen der einzelnen Gattungen informieren. Bitte denken Sie hier auch an die Grenzabstände zu Ihren Nachbar*innen!

Grundsätzlich finden Sie für jeden Boden und jeden Standort die passenden Wildgehölze. Am besten informieren Sie sich vorgängig, welche Sträucher in Ihrer Region typischerweise vorkommen. Viele Gemeinden bieten auch Pflanzlisten als Hilfe an. Der Boden muss nicht mit Kompost oder Zuschlagstoffen verbessert werden. Einzig bei stark verdichteten Flächen wie etwa nach einer Bautätigkeit empfiehlt es sich, die natürliche Durchlässigkeit wieder herzustellen. Sollten Wurzelbeikräuter wie Winden oder Schnürgräser vorhanden sein, würde ich diese aufgrund von ihrer Konkurrenzfähigkeit entfernen. Die Gehölze können Sie in Töpfen in einer Baumschule beziehen und so ganzjährig pflanzen. Zu bevorzugen sind wenn möglich wurzelnackte Setzlinge, also solche ohne Erdballen um die Wurzeln, aus einer Forstbaumschule. Das bedingt zwar eine

Pflanzung von Oktober bis März. Dafür sind die Setzlinge günstiger. Dank dem günstigeren Preis kann ich auch mehr Pflanzen zum gleichen Preis kaufen.

Auf die richtige Reihenfolge kommt es an Als erstes verteile ich die Pflanzen in der richtigen Reihenfolge. Grössere wie Holunder (Sambucus nigra) oder Mispel (Mespilus germanica) kommen gegen die Mitte hin. Kleinere wie Gessblatt (Lonicera xylosteum) oder Alpenjohannisbeere (Ribes alpinum) eher am Rand. Gepflanzt wird in leicht feuchten, frostfreien Boden. Die vertrockneten Wurzelenden des Pflanzguts sollten leicht – etwa fünf Milimeter – angeschnitten werden. So können sich neue Faserwurzeln bilden. Geknickte und verletzte Wurzeln sind ebenfalls mit der Baumschere zu entfernen. Beim Pflanzen ist darauf zu achten, dass die Gehölze gerade stehen. Wenn sie in die Erde gepflanzt sind, sollten sie mit der Ferse leicht angedrückt werden. Danach sind die Pflanzen mit reichlich Wasser gut einzuschwemmen. Und zwar auch bei feuchter oder kalter Witterung. Denn das Wasser schliesst die entstandenen Hohlräume im Boden. Der restliche Boden kann entweder abgemulcht oder mit Stroh, Hanfhäcksel oder Rasenschnitt bedeckt werden. Falls Hackholz verwendet wird, sollte dieses nicht zu dick (maximal fünf Zentimeter) aufgetragen werden (Bild 2). Denn der Zersetzungsprozess entzieht dem Boden und somit den frisch gepflanzten Sträuchern Stickstoff.

Die weitere Pflege der Naturhecke

Dank der Pflanzung im Winterhalbjahr können die Wildgehölze schon feine Saugwurzeln bilden und gehen in gutem Zustand in den Frühling. Bei langanhaltender Trockenheit und generell im Sommer muss ich die ersten zwei Jahre regelmässig giessen. Ein Umkreis von 40 bis 50 Zentimeter um die Pflanzen sollte beikrautfrei gehalten werden. Auf der restlichen Fläche sind selektiv Wurzelbeikräuter zu jäten. Auch die Mulchschicht sollte ab und zu erneuert werden. Auf das Schneiden der Sträucher kann in den ersten sechs bis acht Jahren ver-

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zichtet werden. Mit Ausnahme von Beschädigungen, welche zu entfernen sind. Danach können stark wachsende Sträucher wie Haselnuss, Liguster und Weiden selektiv bodeneben bis auf den Stock geschnitten werden (Bild 3). Dabei sollte ich nie mehr als etwa einen Drittel der Heckengehölze gleichzeitig schneiden, sondern turnusgemäss etwa alle zwei Jahre. Geeignet hierfür sind Baumsägen, Astscheren und Motorsägen (Bild 4). Langsam wachsende Gehölze wie Rosen, Weissdorn oder Vogelbeeren sind nur leicht nach Bedarf zu schneiden. Einzelne ältere Triebe werden direkt an der Basis geschnitten (Bild 5). Bei dornen- und stacheltragenden Pflanzen kann ich auch den Quirlschnitt (Bild 6) anwenden. Die entsprechenden Gehölze werden auf einer Höhe von etwa 1,5 Meter «geköpft». Damit wird eine dichte Verzweigung auf dieser Höhe gefördert. Diese Nische nehmen Vögel dankbar an um ihre Nester gesichert aufzubauen. Sämtliches Schnittgut kann gehackt oder als Mulch verteilt werden. Noch besser ist es, das Schnittgut zusammen mit Laub zu Asthaufen zu schichten (Bild 7).

Altgrasstreifen für Insekten

Eine weitere Möglichkeit die Hecke aufzuwerten ist der bereits weiter oben genannte Krautsaum. Dieser bildet den natürlichen Übergang der offenen Landschaft zur Hecke. Wie der Name sagt, besteht dieser Krautsaum nicht aus Gehölzen, sondern aus krautigen Pflanzen wie Stauden und Gräsern (Bild 8). Ein Krautsaum kann zwei bis sechs Meter breit sein und bietet vor allem Insekten Lebensraum und dem Nachwuchs eine Kinderstube. Der erste Meter des Krautsaums wird als natürlicher Heckensaum bezeichnet. Diesen sollten wir abschnittsweise alle zwei Jahre mähen. So bleibt immer genügend Vegetation stehen, um den Kleintieren einen Rückzugsort zu bieten.

Gerade solche stehengelassenen Altgrasstreifen sind wichtige Überwinterungsorte für Insekten. Warum sonst noch der ganze Aufwand mit dem Krautsaum?

Ausläufertreibende Gehölze wie Schwarzdorn und Blutroter Hartriegel breiten sich gerne in den Krautsaum aus und würden über kurz oder lang die hohe Diversität an Stauden und Gräser bedrängen. Darum ist eine Pflege durch eine Mahd unerlässlich. Den restlichen Krautsaum sollten wir nicht zu früh mähen. Dies, damit sich auch spätentwickelnde Stauden wie Flockenblumen versamen können. Wer gar hofft, dass sich wilde Orchideen ansiedeln, darf keinesfalls vor Ende August zur Sense greifen. Am besten erfolgt die Mahd bei trockenem Wetter im September. Das Schnittgut wird abgeführt, um den Boden mager zu halten. Unter keinen Umständen sollte ich den Krautsaum mulchen. Denn zum einen würde ich sonst die Kleintiere gefährden. Und zum anderen würde der Boden unnötig mit Nährstoffen angereichert.

Frühlingsfest

Am 29. April findet in der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen das Frühlingsfest statt. Es gibt viel Interessantes zu sehen, geniessen und entdecken am Oeschberg. Unter anderem werden auch Gratisführungen zum Thema Biodiversität und Kleinstrukturen im Garten angeboten. Mehr Infos finden Sie auf der Website www.oeschberg.ch

Walter Bühler ist gelernter Landschaftsgärtner und Landwirt. Er arbeitet als Berufsbildner an der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen (BE). In seiner Freizeit interessiert er sich für Pflanzen, Permakultur und produziert unter dem Namen «Pommebastisch» leidenschaftlich gerne Cidre aus dem eigenen Obstgarten.

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ASCA – Das Qualitätslabel für Komplementärmedizin

Die Stiftung ASCA ist eine wichtige Institution im Bereich der Alternativ – und Komplementärmedizin in der Schweiz.

Das grosse Angebot an Komplementär- und Alternativmedizin wird von der Mehrheit der Bevölkerung genutzt und geschätzt. In diesem Gebiet gibt es eine Referenz: ASCA. Seit 30 Jahren vergibt die schweizerische Stiftung für Komplementärmedizin ASCA Qualitätslabel an Therapeutinnen und Therapeuten, welche die hohen Anforderungen der Aus- und Weiterbildung erfüllen und sich an strenge ethische und berufliche Regeln halten. Entdecken Sie hier die Kernaufgaben der Stiftung ASCA.

Kernaufgaben der Stiftung

Die Hauptaufgaben der Stiftung lassen sich stichwortartig folgendermassen zusammenfassen:

• Anerkennung von Therapeut*innen (schweizweit gibt es inzwischen etwa 18 000) und Vergabe eines Qualitätslabels

• Kontrolle der Aus- und Weiterbildung von Therapeut*innen

• Vermittlung der ASCA-anerkannten Therapeutenliste an die Partnerversicherer

• Akkreditierung von Schulen mit Kontrolle der Ausbildungsinhalten sowie der Ausbildung von Lehrpersonen

• Therapeut*innen-Suchmaschine: Auf der Homepage der ASCA kann jede*r ausgebildete Therapeut*innen für eine bestimmte Therapie in seiner Region finden.

• Zusammenarbeit mit Berufsverbänden, namentlich im Rahmen der Definition und Anpassungen von Ausbildungskriterien und der Weiterbildungskontrolle.

• Forschung und Weiterentwicklung im Bereich Komplementärmedizin

Forschung und Weiterentwicklung

Die Anzahl Therapiemethoden ist schwer präzis zu eruieren. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation existieren ca. 400 verschiedenen Methoden. Die Stiftung ASCA prüft ständig den Inhalt ihrer Methoden-

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liste: werden die Therapien noch genutzt, sind genug Therapeut*innen ausgebildet, gibt es noch Schulen, die eine Ausbildung anbieten, sind die Ausbildungsvoraussetzungen noch aktuell …?

Diese Arbeit ermöglicht, einen möglichst klaren Überblick über dem aktuellen Zustand der Komplementärmedizin zu gewährleisten. Mit ca. 150 Methoden bietet die Stiftung ASCA ein breites Spektrum von Methoden, die effektiv in der Schweiz genutzt werden. Für Therapeut*innen und Schulen werden die Anforderungen ständig angepasst und aktualisiert.

Die Anerkennung neuer Therapiemethoden ist auch einer der Hauptzwecke der Stiftung ASCA und unterliegt einem langen, anspruchsvollen und strengen Verfahren. Jedes Jahr bekommt die Stiftung ASCA zwischen 10 und 15 Anfragen zur Anerkennung einer neuen Methode. Die meisten Anfragen kommen von Berufsverbänden oder Ausbildungsstätten. Offiziell anerkannt werden jedoch im Durchschnitt lediglich 1 bis 2 neue Methoden.

Das ASCA-Qualitätslabel

Die Qualität der Therapien ist das eine, die Qualität der Menschen, welche solche Therapien anbieten, das andere. Eine weitere Hauptaufgabe der Stiftung ASCA besteht in der Kontrolle der Therapeut*innen.

Das ASCA-Qualitätslabel gewährleistet den Patient*innen, dass der*die Therapeut*in eine Ausbildung in Schulmedizin und in der Methode besitzt, dass er*sie jährlichen Weiterbildungskursen folgt und die ASCAReglemente respektiert (berufliche und ethische Richtlinien, Patientenrechte …).

Zahlreiche Versicherer stützen sich auf dem ASCAQualitätslabel, um Behandlungen zu rückerstatten.

Mehr als 350 Schulen

Aktuell sind landesweit mehr als 350 Schulen akkreditiert. Geprüft werden namentlich der Inhalt der Kurse, die Ausbildung der Lehrpersonen wie auch die Kursunterlagen.

Die Stiftung ASCA akkreditiert Ausbildungsschulen (genauer: Lehrgänge). Aktuell sind mehr als 350 Schulen akkreditiert. Geprüft werden der Inhalt der Kurse, die Ausbildung der Lehrkräfte und die Kursunterlagen. Bevor die Schule das ASCA-Qualitätslabel bekommt, wird sie von Fachpersonen besucht. Zuständig für die Entscheide ist die ASCA-Schulkommission.

Das Ziel ist, eine Homogenität der Ausbildungen in der ganzen Schweiz und eine ständige Qualitätssicherung und -erhöhung zu erreichen.

Mit ca. 150 Methoden bietet die Stiftung ASCA ein breites Spektrum von Methoden, die effektiv in der Schweiz genutzt werden.

61 KOMPLEMENTÄRMEDIZIN | PUBLIREPORTAGE
Auf der Homepage der ASCA kann jede*r ausgebildete Therapeut*innen für eine bestimmte Therapie in seiner Region finden.

Info-Abend: 27. März

3 Jahre, ASCA u. SGfB-anerk

Info-Abend 30. März

3 Jahre, ASCA u. SGfB-anerk

Aus- und

Mit Option zum eidg. Diplom

Neu: Finanzierung Ihrer Ausbildung durch Bundesbeiträge

Körperzentrierte/r Psychologische/r Berater/in IKP

Psychosoziale Beratungskompetenz kombiniert mit Körperarbeit (Erleben und Erfahren über den Körper), Entspannungsübungen, Sinnfindung und Ressourcenstärkung.

Ernährungs-Psychologische/r Berater/in IKP Angewandte Psychologie: Fundierte, praxisnahe Kompetenzen in Ernährung und Psychologie, mit welchen Sie Menschen mit Ernährungsproblemen ganzheitlich und lebensnah beraten.

Beide Weiterbildungen können mit einem eidg. Diplom abgeschlossen werden. IKP Institut, Zürich und Bern

Buchvertrieb Gralsbotschaft

041 468 03 80 buchvertrieb@gral.ch

www.gralsbotschaft.org

Sass da Grüm – Ort der Kraft

Seit 40 Jahren anerkannt

BEA-Verlag, 5200 Brugg 056 444 22 22, bea-verlag.ch

Es gibt Orte, von denen eine spürbare positive Kraft ausgeht. Solch ein Ort ist die Sass da Grüm. Baubiologisches Hotel, Bio-Knospen-Küche, Massagen, Meditationen, schönes Wandergebiet, autofrei, traumhafte Lage. Hier können Sie Energie tanken. Verlangen Sie kostenlos Unterlagen.

Hotel Sass da Grüm CH-6575 San Nazzaro Tel. 091 785 21 71 www.sassdagruem.ch

Findet mich das Glück?

Während Ihrer Fastenwochen im Kurhaus St. Otmar ganz bestimmt. Denn Glück beinhaltet Gesundheit, Auszeit, Lebenszeit. Hier ist Zeit zum Glücklich sein. Und sich finden... lassen. Fastenkuren in St. Otmar –Ihre persönliche Glückszeit

Kurhaus St. Otmar · 6353 Weggis · www.kurhaus-st-otmar.ch

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Fasten. Gesundheit. Auszeit.
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Weiterbildungsinstitut IKP: wissenschaftlich –praxisbezogen – anerkannt.»

hin & weg

WEITERBILDUNG

ErnährungsPsychologische Beratung IKP

Diese ganzheitliche Weiterbildung berücksichtigt sowohl die Aspekte einer Ernährungsberatung als auch die psychologischen Hintergründe des Essverhaltens. Sie erlangen fundiertes Ernährungsfachwissen, praxisnahe Kompetenzen in Ernährung und Psychologie und können mit einer ganzheitlichen Beratung Betroffene zu einem gesunden Essverhalten begleiten.

Mehr Infos: www.ikp-therapien.com (Rubrik Lehrgänge)

WANDERN, YOGA & FASTEN

Das «etwas andere» Albergo

Die Casa Santo Stefano besteht aus drei historischen und stilvoll renovierte Tessinerhäuser und liegt im Dorf Miglieglia.

05.3. – 11.3. Fasten & Klangwoche

11.3. – 17.3. Yoga & Wanderferien

19.3. – 25.3. Yoga & Intervallfasten

25.3. – 30.3. Yoga & Wanderferien

02.4. – 06.4. Yogatage im Tessin

23.4. – 28.4. Yoga & Wanderferien

01.5. – 06.5. Yogaretreat

06.5. – 11.5. Yoga & Pilates

21.5. – 25.5. Yoga Energize

25.5. – 29.5. Yoga & Hike an Pfingsten

Casa Santo Stefano – Miglieglia

091 609 19 35 | casa-santo-stefano.ch

KOMPLEMENTÄRMEDIZIN

ASCA – Das Qualitätslabel für Komplementärmedizin

Die Stiftung ASCA vergibt Qualitätslabel an 17 000 Therapeut*innen, welche hohe Anforderungen der Aus- und Weiterbildung erfüllen und sich an strenge ethische und berufliche Regeln halten. Mit ASCA treffen Sie die richtige Wahl für Ihre Behandlungen im Bereich der Komplementärmedizin.

www.asca.ch

KURS

Einfach (und) besser Kommunizieren

6. Mai mit Peter Michalik

Wünsche mitteilen, Grenzen setzen, Meinungsverschiedenheiten klären, – nichts geht, ohne miteinander zu reden. Wie gut eine Beziehung erlebt wird, hängt massgeblich von der Kommunikation ab. Mit den erlernten Tools werden Sie fähig sein, Meinungsverschiedenheiten aus dem Weg zu räumen und sich gegenseitig zu verstehen, anstatt Vorwürfe zu machen.

LIKA GmbH, Stilli b. Brugg, 056 441 87 38, lika.ch

PV-ANLAGEN

Klimaschutz konkret –mit Strom aus der Sonne

Solarspar ist ein Verein mit über 30 Jahren Erfahrung im Klimaschutz. Wir bauen PV-Anlagen – bis heute über 100. Unseren Namen nehmen wir ernst: Sparen heisst auch sorgsam mit Energie umzugehen. Machen Sie mit und sorgen Sie zusammen mit uns dafür, dass wir die dringend notwendigen Klimaziele erreichen. Beratung zum Thema Solarstrom inklusive!

Mehr Infos: solarspar.ch/mitglied oder 061 205 19 19

63 SERVICE

natürlich

IMPRESSUM

43. Jahrgang 2023, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich

Druckauflage: 22 000 Exemplare

Verbreitete Auflage: 20 182 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2022)

Kontakt mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

Redaktion, Herausgeber und Verlag

Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch

Verlegerin

Annette Weber-Hadorn a.weber@weberverlag.ch

Verlagsleiter Zeitschriften

Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch

Chefredaktor

Samuel Krähenbühl, s.kraehenbuehl@weberverlag.ch

Leser*innenberatung

Sabine Hurni, s.hurni@weberverlag.ch

Weitere Autor*innen

Samuel Krähenbühl, Fabrice Müller, Sabine Hurni, Gundula Madeleine Tegtmeyer, Monika Neidhart, Leila Dregger, Angela Bernetta, Yves Scherer, Andreas Walker, Erna Jonsdottir, Tina W. Engler, Walter Bühler, Markus Kellenberger

Grafik/Layout

Shana Hirschi, Nina Ruosch

Copyright

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Anzeigenleitung

Dino Coluccia, Tel. +41 76 324 64 45 d.coluccia@weberverlag.ch

Anzeigenadministration/Marketing

Blanca Bürgisser, Tel. +41 33 334 50 14 b.buergisser@weberverlag.ch

Mediadaten unter www.natuerlich-online.ch/werbung

Aboverwaltung abo@weberverlag.ch, Tel. +41 33 334 50 44

Druck

Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen

Bildnachweise

Andrea Abegglen: Seiten: 22, 66

Sonja Berger: Seiten: 14-17

Andreas Walker: Seiten: 46, 47

Walter Bühler: Seiten: 57-59

TMV Tielmann: Seite: 54

TMV H2F: Seite: 55

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Einzelverkaufspreis Fr. 9.80

Abonnement 1 Jahr Fr. 89.–

Abonnement 2 Jahre Fr. 159.–

Preise inkl. MwSt. www.natuerlich-online.ch/abo

Vorschau

Verdauung beim Säugetier. Zeig mir Deine Mägen, und ich sag Dir, was Du isst! Fermentierung. Lebensmittel haltbar und bekömmlich machen.

Divertikel. Wenn der Darm uns einen Streich spielt. Seelenhaus-Methode.

Ihre Seele wie ein Haus durchforschen. Wildkräuterküche. Wie Sie die besten Kräuter am Wegesrand finden.

«natürlich» 04/23 erscheint am 30. März 2023

Kontakt /Aboservice: Telefon 033 334 50 44 oder abo@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

65 SERVICE

Vom Winde verweht

Es war ein kurzer, aber heftiger Sturm, der in einer der letzten Novembernächte den Birnbaum vor meiner Haustüre kräftig durchschüttelte. Am Morgen danach war er nackt bis auf ein einzelnes, kleines Blatt. Es fiel mir sofort auf, denn es hing genau auf Augenhöhe an einem dünnen Ast. «Na», fragte ich das kleine Blatt, «kannst du nicht loslassen?» Als Antwort blieb es einfach noch einen weiteren Tag hängen, und noch einen und noch einen bis in den Januar hinein.

In dieser Zeit entwickelten wir ein kleines Ritual. Jeden Morgen schaute ich nach, ob das kleine Blatt noch da war und fragte es: «Wirst du heute loslassen?» Und auf seine eigene Art fragte es zurück: «Und wenn ja … was wirst du heute loslassen?» Das kleine Blatt forderte mich heraus. Es hatte schliesslich Recht. Es gibt so vieles, das ich loslassen könnte und auch sollte. Und ich spürte deutlich, dass das kleine Blatt bei seiner Gegenfrage nicht an meinen Kleiderschrank, den Keller oder den Estrich dachte, sondern an jene Dinge, die loszulassen wirklich schwerfallen. Dazu gehören alte Glaubensmuster, die einem in die immer gleichen Sackgassen führen; aber auch Erinnerungen an erlittenes oder durch sein eigenes Handeln verursachtes Unrecht, die einem jedes Mal, wenn sie aufpoppen, aufs Neue traurig stimmen oder beschämen.

Jeder, jede und jedes von uns schleppt im Seelentresor kleinere und grössere Schatten mit sich. Zum Beispiel die falsche Überzeugung, dass man im Leben sowieso immer den Kürzeren ziehe oder Erinnerungen an eine schlimme Kindheit, eine geheime Affäre oder eine nie überwundene private oder berufliche Demütigung. Manchmal ist es auch nur eine lebenslang zusammengetragene Summe von vielen kleinen Verletzungen, die sich mit der Zeit zu einem Gebirge auftürmen. Was der eine locker wegsteckt, wiegt für den anderen

schwer. Immer wieder treffe ich Menschen, die ihr Seelengepäck so unglaublich vollgeladen haben, dass sie es vor lauter Schuld und Scham über Geschehenes fast nicht mehr tragen mögen. Sie haben oft über Jahre hinweg alles in sich vergraben. Nur ja das Gesicht wahren, sich nichts und niemandem anvertrauen, nicht einmal einem kleinen Blatt, sondern lieber irgendwann unter der Last zusammenbrechen. Loslassen kann so verdammt schwer sein.

Sich solchen Schatten zu stellen ist ein schwieriger Prozess, denn Hinschauen tut weh – sich danach aber selbst und anderen zu verzeihen, sich mit Vergangenem versöhnen, um richtig loslassen zu können, macht die Seele leicht. Aber es braucht Zeit. Fragen Sie das kleine Blatt, falls es Ihnen begegnet. Der Wind hat es – zusammen mit ein paar von meinen eigenen Schatten – an einem frischen Januartag mitgenommen. Über einen Monat hat es gebraucht, um loslassen zu können.

Für ein kleines Blatt ist das schon fast eine halbe Ewigkeit. Aber für den ewigen Kreis der Natur hat es sich gelohnt. Dort, wo es sich so lange am Ast festgeklammert hatte, kann jetzt endlich eine neue Blattknospe wachsen.

Markus Kellenberger ist Autor, Journalist, Menschenbegleiter und naturverbundener Trommelreisender. In seiner Kolumne betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht.

66 KOLUMNE | ANDERSWELT
Kellenberger Markus

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Das Excellence-Inklusivpaket

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Frau Rebers

Sommergärten

mit Pflanzenspezialistin und Autorin Sabine Reber

Excellence Countess

9 Tage Rhein ab Fr. 2595

Flandern 04.06.–12.06.2023

Gesund

mit Rezeptentwicklerin & Yogalehrerin Dorrit Türck

Excellence Empress

9 Tage Donau ab Fr. 1795

Passau – Budapest – Passau 02.07.–10.07.2023

Die Farbpalette des Südens

mit Sven Spiegelberg

Excellence Rhône

9 Tage Rhône ab Fr. 2445

Grand Tour ins

Donaudelta

mit Osteuropa-Kenner

Jan Koneffke an Bord

Excellence Empress

15 Tage Donaudelta ab Fr. 3495

23.04.–07.05. / 07.05.–21.05. / 18.06.–02.07. / 02.09.–16.09. / 16.09.–30.09.

Wattenmeer und Ijsselmeer

Maritime Schönheiten zwischen

Amsterdam und Hannover

Excellence Pearl

9 Tage Ems, Weser ab Fr. 2455

Amsterdam – Hannover 05.06.–13.06. / 29.07.–06.08.

Die Jakobswege der Donau

Fünf Wanderetappen, drei Städte Highlights mit Rita Heinzle

Excellence Princess

8 Tage Donau ab Fr. 2125 Passau – Budapest – Passau 17.06.–24.06.

● Pure-Air-Ionisierung gegen virustragende Aerosole an Bord

● Excellence-Kreuzfahrtleitung

Weitere Leistungen excellence.ch/paket Buchen Sie online ohne Buchungsgebühr.

Neue Themenreisen ’23

● Musik – Pepe Lienhard & Band auf Donau und Rhein, Klassik am Flussufer

● Yoga, Vegiworkshop – die Donau mit Dorrit Türck

● Gartenkultur – zu neuen wilden & kunstvollen Gärten

● Natur – neue Routen zu geschützten Naturoasen & Tierreichen

● Kunst-Flussreisen – Impressionismus, Pop-Art, Avantgarde und viel mehr

● Mode, Foto, Film, Architektur – neue Insights und Begegnungen.

● Citytrips – neue Fluss-Städtereisen

● Comedy Cruises ʼ23

Themenreisen-Klassiker

● Gourmet-Flussreisen

● Golf, Velo & Wandern

● Schleusenkonzerte & Klassikabende

● Wo der Kranich rastet

mittelthurgau.ch/themenreisen

Buchen & informieren mittelthurgau.ch | 071 626 85 85 Reisebüro Mittelthurgau, CH-8570 Weinfelden
THEMEN FLUSSREISEN 2023 Sport · Gourmet · Kultur · Natur · Winterzauber mitUnterwegs undExperten gesinntenGleichJetzt neu IM23_021
Lyon & fit auf der Donau
Avignon – Lyon 09.07.–17.07.2023

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