Fachbericht
Podologie Schweiz 6 | 2016
Eine Schublade im Sprunggelenk Anja Braunwarth (Medical Tribune)
«Beim Sport, beim Einkaufen oder im Haushalt umgeknickt» heisst es oft in der Anamnese, wenn Patienten mit geschwollenem oder schmerzendem Fussgelenk zum Arzt kommen. Distorsionen des oberen Sprunggelenks (OSG) zählen zu den häufigsten Sportverletzungen. Bei Sprunggelenkverletzungen dominiert die laterale Verdrehung mit Beteiligung der Aussenbänder. Diese Traumata kommen sehr häufig vor, und man geht von einer hohen Dunkelziffer aus, da nur etwa die Hälfte der Betroffenen ärztliche Hilfe sucht. Schwächstes Glied in Kette Zu den Risikofaktoren für diese Distorsionen gehören bereits erlittene Aussenbandverletzungen, Verzicht auf prophylaktischen Gelenkschutz, mangelhaftes Aufwärmen vor dem Sport und abnorme Dorsalflexion.
Der klassische Pathomechanismus für das laterale Trauma ist die Vorfussadduktion bei Rückfussinversion, gepaart mit tibialer Aussenrotation, während sich das Gelenk in Plantarflexion befindet. Mit etwa 70 % führen dabei isolierte Risse des anterioren talofibularen Bandes (ATFL), das als schwächstes Glied in der Kette der Aussenbänder gilt. Das posteriore talofibulare Ligament dagegen hält das meiste aus, das calcaneofibulare liegt kräftemässig dazwischen. Differenzialdiagnostisch muss man bei Supinationstraumata an Frakturen, dis-
Chronische Instabilität Nicht immer heilt eine OSG-Distorsion mit lateraler Bandläsion folgenlos aus. Klagen Athleten über rezidivierendes Wegknicken im Gelenk oder ein Gefühl der Instabilität, kann es sich um ein chronisches Geschehen handeln. Dabei findet sich auch immer eine Funktionseinschränkung. Diese Patienten brauchen neben der klassischen manuellen Physiotherapie ein erweitertes Rehabilitationsprogramm, das z. B. auch Gleichgewichtsübungen beinhaltet.
tale Syndesmosenschäden, Cuboidsyndrom oder osteochondrale Läsionen denken. Für die Indikation zum Röntgen gibt es klar definierte Kriterien (s. Kasten). Quelle: wikimedia/Boldie
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Grund zum Röntgen Experten empfehlen ein Röntgenbild, wenn neben Schmerzen in der Knöchelregion einer der folgenden Befunde vorliegt: • Druckschmerz an der Spitze der hinteren Ecke des lateralen Malleolus • Druckschmerz über dem medialen Malleolus • Unfähigkeit der Patienten, wenigstens vier Schritte unter Vollbelastung zu gehen. Schmerzen im Mittelfuss erfordern eine Bildgebung, wenn • die Basis des 5. Mittelfussknochens druckdolent ist • Druck aus das Os naviculare wehtut • der Patient keine vier Schritte mit voller Belastung schafft. Es gilt auf Einblutungen zu achten..