Physiologie der Milchbildung mit Schwerpunkt zu wenig Milch
Was das Fachpersonal wissen sollte
Zufüttern beim gestillten Kind Es geht auch ohne Schoppen!
Empfehlung zum ausschließlichen Stillen Vermeidung von Unter- und Überernährung
LA LECHE LEAGUE
Schweiz . Suisse . Svizzera . Svizra
Inhaltsverzeichnis
Physiologie der Milchbildung mit Schwerpunkt zu wenig Milch Was das Fachpersonal wissen sollte
Zufüttern beim gestillten Kind Es geht auch ohne Schoppen!
Wichtiger Hinweis: Erkenntnisse und Wissen in der Medizin sind ständigen Veränderungen unterworfen. Die Autorinnen und Autoren der Artikel im „Fachjournal für Stillen und Laktation" sowie die Redaktion achten mit großer Sorgfalt darauf, dass die Angaben dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Dennoch kann keine Gewähr für Therapien, Dosierungsempfehlungen und Anwendungsformen übernommen werden.
Empfehlung zum ausschließlichen Stillen Vermeidung von Unter- und Überernährung
Impressum:
Fachjournal für Stillen und Laktation
Herausgeber:
BSS – Berufsverband Schweizerischer Still- und Laktationsberaterinnen
Abonnement für Nichtmitglieder: CHF 50,00 oder Euro 50,00
Das Jahresabonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn nicht bis spätestens 3 Monate vor Ablauf des Bestellzeitraums gekündigt worden ist.
Abovertrieb:
E-Mail: office@stillen.ch
Anzeigen:
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Erscheinungsweise: 2025: Februar, Juni, Oktober
Anzeigenschluss: für Heft 3/2025: 15. August 2025
Druckunterlagen: 31. August 2025
Auflage Heft 2-2025: 500 ISSN 2296-3626
Die Wiedergabe und der Nachdruck von Artikeln aus dem „Fachjournal für Stillen und Laktation" sind nur nach Rücksprache und mit Genehmigung der Redaktion erlaubt.
Die Beiträge geben die Meinung der AutorInnen wieder und stimmen nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion und des BSS überein.
Für unverlangt eingesandte Texte oder Unterlagen wird keine Haftung übernommen.
Stand: Januar 2019
Liebe Leserinnen und Leser,
Zu den häufigsten Gründen, eine Stillberatung in Anspruch zu nehmen, gehören Schmerzen beim Stillen und zu wenig Milch. Beides kann eine Vielzahl von Ursachen haben und führt auch oftmals zum ungewollt frühen Abstillen.
In dieser Ausgabe des Fachjournals für Stillen und Laktation beschäftigen wir uns mit der Physiologie der Milchbildung. Es gibt kein Wundermittel, das die Milch „einfach so“ zum Fließen bringt und die Milchmenge mühelos steigert. Doch das Verständnis der Physiologie der Milchbildung trägt dazu bei, die Ursachen für eine zu geringe Milchmenge zu erkennen, so dass wir – wenn auch nicht immer – Frauen helfen können, ihre Milchproduktion zu steigern.
Solange die Milchmenge der Mutter nicht ausreicht oder das Kind nicht oder nur teilweise in der Lage ist, direkt an der Brust zu trinken, müssen andere Wege gefunden werden, um es zu ernähren. Elke Schubert erklärt ab S. 14 welche Möglichkeiten es außer der Flasche gibt, ein gestilltes Kind zuzufüttern.
Oftmals empfehlen wir Frauen, abzupumpen um die Milchbildung in Gang zu bringen oder die Milchmenge zu erhöhen. Abpumpen ist jedoch mehr als „Pumpe dran und los“. Deshalb werden wir uns in der nächsten Ausgabe mit einem ausführlichen Artikel dem Thema „Erfolgreiches Abpumpen - Steigerung der Milchmenge“ widmen.
Seien Sie gespannt!
Liebe Leserinnen und Leser,
die Generalversammlung des Berufsverbands Schweizerischer Still- und Laktationsberaterinnen (BSS) Ende März war ein voller Erfolg. Der persönliche Austausch mit unseren Mitgliedern hat erneut gezeigt, wie wertvoll das gemeinsame Engagement für das Stillen ist. Wir danken allen Anwesenden für ihre aktive Teilnahme und die inspirierenden Gespräche. Mit grosser Vorfreude blicken wir nun auf den kommenden BSS-Stillkongress, der am 12. und 13. September 2025 im Hotel Arte in Olten stattfinden wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, und wir freuen uns, Ihnen ein vielfältiges und spannendes Programm präsentieren zu können.
Der Kongress bietet eine breite Palette an Themen aus den Bereichen Entwicklung und Ernährung, Pharmakologie und Toxikologie, Techniken, klinisches Fachwissen, Psychologie, Soziologie und Anthropologie, Pathologie, Physiologie, Endokrinologie und Ethik. Referentinnen und Referenten werden neueste Forschungsergebnisse und praxisrelevante Erkenntnisse vorstellen.
Die Anmeldung zum Stillkongress ist ab sofort möglich. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, Ihr Wissen zu erweitern und neue Impulse für Ihre Arbeit zu gewinnen. Alle Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie auf unserer Website: www.stillen.ch
Fort- und Weiterbildungen bis Ende 2025
Die Veranstaltungen sind sowohl für Mitglieder als auch für Interessierte offen und bieten die Möglichkeit, sich fachlich weiterzuentwickeln und CERPs sowie e-log-Punkte zu erwerben.
Die Termine finden Sie ab S. 33 sowie fortlaufend aktualisiert unter: https://www.stillen.ch/fur-fachepersonen/fortbildungen-bss.
Die Anmeldung läuft über das Tool "e-log". Sie ist auch für Nicht-Aktivmitglieder des BSS und Fachpersonen aus dem nahen Ausland kostenlos und benötigt nur wenige Schritte:
Auf der Website https://e-log.ch/ beim Registrieren „Keine Mitgliedschaft“ wählen und die „Lightversion“ nutzen.
Nun wünscht der Vorstand eine schöne Sommerzeit und freut sich Sie am Stillkongress oder an einer Fortbildung wieder zu sehen.
Wir freuen uns darauf, Sie zahlreich in Olten willkommen zu heißen! Herzliche Grüße
Sarah-Lisa Gisi
Vorstandsmitglied BSS
Sarah Lisa Gisi
Brennpunkt Weltstillwoche 2025
Stillen unterstützen – für eine nachhaltige Welt
Stillförderung Schweiz
Die diesjährige Weltstillwoche vom 15. bis 21. September setzt sich zum Ziel, das Stillen nachhaltig zu stärken. Dazu braucht es unterstützende Netzwerke, die auf Dauer wirksam bleiben.
Stillen bringt nicht nur gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind, es verkleinert auch den ökologischen Fußabdruck. Zahlreiche Studien belegen, dass die Produktion und Nutzung künstlich hergestellter Säuglingsnahrung die Umwelt stärker belasten als das Stillen. Die ausschließliche Ernährung mit Säuglingsnahrung verursacht – auf vier Monate gerechnet – einen um 38 Prozent höheren CO2-Ausstoss, wie eine norwegische Studie(1) zeigt. Muttermilch hingegen ist klimaneutral, kostenlos, sicher und hygienisch.
Eine Gesellschaft, in der Nachhaltigkeit gelebt wird, setzt sich mit Überzeugung für das Stillen ein. Eine Voraussetzung sind Rahmenbedingungen, welche die Familien unterstützen und das Stillen überall möglich machen.
Nebst Informationen und Beratung sollten das Still-Wissen rund um die Geburt gestärkt sowie alle involvierten Fachpersonen entsprechend geschult werden. Unabdingbar ist zudem die Finanzierung unterstützender Netzwerke. Alle Beteiligten tragen dazu bei, dass die Glieder der
Unterstützungskette («Warm Chain») nachhaltig miteinander verbunden bleiben. Unterstützung erfahren auch Mütter, die ihre Kinder nicht stillen können oder sich dagegen entscheiden.
Die Bedeutung von Muttermilch ist weltweit anerkannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, Säuglinge während der ersten sechs Lebensmonate ausschließlich zu stillen und das Stillen auch nach der Einführung von Beikost bis zum Alter von zwei Jahren oder länger weiterzuführen.
Die Weltstillwoche findet seit 1991 jedes Jahr in über 120 Ländern statt. In der Schweiz wird sie durchgeführt von Stillförderung Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Hebammenverband (SHV), dem Berufsverband Schweizerischer Still- und Laktationsberaterinnen (BSS), der La Leche League Schweiz (LLL CH), gynécologie suisse (SGGG), dem Schweizerischen Fachverband Mütter- und Väterberatung (SF MVB), Pädiatrie Schweiz (SGP) und Kinderärzte Schweiz (KIS, Berufsverband Kinder- und Jugendärzte in der Praxis).
Stillförderung Schweiz ist ein unabhängiges, nationales Kompetenzzentrum für alle im Bereich Schwangerschaft, Geburt und Kleinkinder tätigen Berufsgruppen und Organisationen, sowie eine Informationsplattform für Eltern. Die Stiftung engagiert sich für optimale rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen für das Stillen. Die individuelle Entscheidung der Eltern, das Kind nicht zu stillen, wird respektiert. Getragen wird Stillförderung Schweiz von Bund und Kantonen sowie Organisationen der Gesundheitsförderung.
Weitere Informationen: www.stillfoerderung.ch/weltstillwoche
Physiologie der Milchbildung mit Schwerpunkt zu wenig Milch
Was das Fachpersonal wissen sollte
Denise Both, IBCLC
Stillwunsch und -wirklichkeit klaffen oftmals weit auseinander.
So geben fast 90 Prozent der Mütter an, ihr Kind stillen zu wollen. Das ausschließliche Stillen für etwa sechs Monate wird dabei meist als Ziel genannt. Doch die tatsächlichen Zahlen zeigen, Stillen ist kein Selbstläufer, denn nur 68 Prozent der Mütter stillen ihr Kind nach der Geburt ausschließlich, nach zwei Monaten sind es noch etwas mehr als die Hälfte (57 Prozent) und nach vier Monaten sind es nur noch 40 Prozent.
Daraus lässt sich ablesen, dass Mütter mehr Unterstützung beim Stillen benötigen und Stillen ein Lernprozess ist – für die Mutter wie für das Kind.
Die häufigsten Gründe für ein frühes Abstillen sind wahrgenommener oder tatsächlicher Milchmangel und damit verbunden Bedenken bezüglich der ausreichenden Ernährung des Säuglings und der Gewichtszunahme sowie Schmerzen beim Stillen. In vielen Fällen könnte diesen Problemen vorgebeugt werden, wenn die werdenden Eltern bereits in der Schwangerschaft gut informiert und in der unmittelbaren Zeit nach der Geburt kompetent unterstützt werden. Es hat sich gezeigt, dass die pränatale Aufklärung über das Stillen und die ersten zwei Wochen nach der Geburt ein kritischer Zeitraum für den Aufbau der Milchmenge sind. Wenn Mütter mehr Wissen über das Stillen haben und in
der frühen Stillanfangsphase unterstützt werden, verbessert sich die Milchbildung.
Fachpersonal, das Mütter in der peripartalen Zeit betreut, ist in einer einzigartigen Position, Aufklärung leisten und stillende Eltern dabei unterstützen zu können, ihre Ziele in Bezug auf das Stillen zu erreichen.
Für eine optimale Stillbetreuung ist es wichtig, die Grundlagen der Milchbildung und der Laktation, Strategien zur Unterstützung einer optimalen Milchproduktion in der Zeit nach der Geburt, die Risikofaktoren für Probleme mit der Milchbildung und Strategien für den Umgang mit zu wenig Milch, kurz zusammengefasst die Physiologie der Milchbildung, zu kennen.
Anatomie und Entwicklung der menschlichen Brustdrüse
Die menschliche Brustdrüse ist eine modifizierte apokrine Schweißdrüse, die dazu dient, Milch für die Ernährung von Säuglingen und Kleinkinder zu produzieren.
Die Entwicklung der Brustdrüse beginnt bereits beim Fötus aus der sogenannten Milchleiste und setzt sich bis zur Pubertät fort.
Mit fortschreitender Embryonalentwicklung kommt es zu einer weitgehenden Rückbildung der Milchleiste, so dass schließlich nur zwei Brustknospen erhalten bleiben. Gelegentlich kann es allerdings dazu kommen, dass die Rückbildung nicht vollständig erfolgt und es so zu akzessorischem Brustgewebe (Polymastie) oder Brustwarzen (Polythelie) kommt. Durch das Einwachsen des Ektoderms der Brustknospe in das darunterliegende Mesenchym bilden sich rudimentäre Brustdrüsengänge aus. Unmittelbar nach der Geburt kann es durch den Einfluss der mütterlichen Hormone bei Neugeborenen beider Geschlechter zu einem Austritt von Milch aus der Brustdrüse kommen. Dies ist ein in der Regel harmloser, selbstlimitierender Prozess, weil die Brustdrüse für einen langen Zeitraum in einen Ruhezustand verfällt. Die weitere Ausreifung und Differenzierung der weiblichen Brust
beginnt erst mit der Pubertät. Dabei setzen sich Proliferation und Wachstum des Drüsengewebes mit jedem Menstruationszyklus fort. Die vollständige Entwicklung der Brustdrüse findet jedoch erst während der Schwangerschaft statt und wird als Mammogenese bezeichnet.
Zu Beginn des ersten Trimesters vermehren sich unter dem Einfluss von Östrogen und Progesteron die Epithelzellen der Brustdrüse, was zu einer starken Verzweigung des Milchgangsystems und zur Ausbildung der Alveolen führt. Zusätzlich unterstützt Prolaktin die sekretorische Differenzierung des Brustdrüsenepithels. Die das Alveolarlumen auskleidenden Zellen differenzieren sich zu sekretorischen Zellen, die Milch produzieren können, den Laktozyten.
Jede Alveole besteht aus einem Lumen, in dem sich die Milch sammelt, und das von einer einzelnen Schicht Laktozyten und einer Schicht Myoepithelzellen umgeben ist. Diese Myoepithelzellen sorgen dafür, dass sich die Alveolen komprimieren können und damit die Milch in das Gangsystem entleert werden kann. Gleichzeitig findet während der Schwangerschaft eine Angiogenese statt, bei der ein Kapillarnetz entsteht, das die Alveole umgibt und die Blutversorgung und venöse Drainage sicherstellt.
Die Alveolen bilden die traubenförmigen Alveolarknäuel, die jeweils in das Gangsystem münden, das den Transport der Milch von den Alveolen zur Brustwarze ermöglicht. Auf dem Weg zur Brustwarze erweitern sich die Milchgänge und verengen sich im weiteren Verlauf bei ihrem Durchgang durch die Brustwarze. Diese Verengung soll dazu beitragen, das Austreten von Milch zwischen den Stillmahlzeiten einzuschränken bzw. zu verhindern.
Schlussendlich münden zwischen vier und 18 Milchgänge aus der Brustwarze aus, die in den Pausen zwischen den Stillmahlzeiten eher klein sind und sich während des Milchspendereflexes erheblich erweitern.
Stadien der
Laktogenese 1
Milchbildung
Ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche sind die Laktozyten zur Milchproduktion fähig, womit die Laktogenese 1 beginnt. In diesem Stadium werden jedoch die Prolaktinrezeptoren der Brustdrüse noch von Progesteron und humanem Plazentalaktogen (HPL) besetzt, so dass die Wirkung des Prolaktins auf die Laktozyten gehemmt und die Milchbildung weitgehend unterdrückt wird. Dennoch wird in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft Kolostrum produziert.
Das in kleinen Mengen gebildete Kolostrum enthält eine Vielzahl von Immunfaktoren, einschließlich sekretorischem Immunglobulin A, Lactoferrin, Leukozyten und epidermalem Wachstumsfaktor. Es ist wesentlich für den Schutz des Säuglings vor bakteriellen und viralen Infektionen und trägt entscheidend zur Entwicklung des gastrointestinalen Mikrobioms und der gastrointestinalen Reifung bei.
Laktogenese 2
Durch die Geburt der Plazenta kommt es zu einer Abnahme der HPL-Konzentration und des Progesteronspiegels. Die Prolaktinre-
zeptoren werden nun nicht mehr blockiert, so dass das Prolaktin seine Wirkung auf die Laktozyten ausüben kann. Der basale Prolaktinspiegel ist nun erhöht und zusätzlich führt die Stimulation der Brust zu Prolaktinspitzen. Dies ist der Beginn der Laktogenese 2, der reichlichen Milchbildung.
Eine ausreichende Besetzung der Prolaktinrezeptoren bzw. die Verhinderung ihres Abbaus ist wesentlich für die Milchproduktion und damit für den Stillerfolg. Je stärker die Brustwarzen stimuliert werden, desto mehr Prolaktin wird freigesetzt. Um eine optimale Stimulation der Brust zu gewährleisten, spielt vor allem die Häufigkeit und nicht die Dauer des Saugens (bzw. gegebenenfalls der Handentleerung oder des Abpumpens) eine Rolle. Deshalb ist das Stillen nach Bedarf und nicht nach festem Zeitplan dringend zu empfehlen.
Auch wenn der exakte Mechanismus noch nicht erforscht ist, wird davon ausgegangen, dass die Milchproduktion letztlich durch die Anzahl der Prolaktinrezeptorstellen auf den Laktozyten und nicht durch die Prolaktinmenge im Blut bestimmt wird
Die ersten Stunden nach der Geburt sind ein kritischer Zeitraum für die langfristige Milchproduktion und es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Mutter in dieser Zeit von dem betreuenden Fachpersonal über die Wichtigkeit des häufigen und korrekten Anlegens informiert und bei der Umsetzung angeleitet und unterstützt wird.
Neben einer zu geringen Stimulation der Brust, sprich ein nicht optimales Stillmanagement nach der Geburt, können sich u.a. Adipositas und Zuckerstoffwechselstörungen und eine höheres Alter der Mutter negativ auf die Laktogenese 2 auswirken. Frauen mit entsprechenden Risikofaktoren sollten möglichst schon vor der Geburt gezielt beraten und betreut werden.
Nach den ersten Stunden nach der Geburt sind die folgenden 14 Tage die wichtigsten für den Aufbau der Milchproduktion. In dieser Zeit ist die Milchproduktion vor allem ein hormongesteuerter Prozess.
Das zweite wichtige Hormon hierbei ist das Oxytocin. Während das Prolaktin die Milchbildung in den Laktozyten steuert, sorgt Oxytocin dafür, dass sich die Myoepithelzellen der Alveolen kontrahieren. Diese Kontraktion führt zum Milchspendereflex, der dazu führt, dass die Milch aus den Laktozyten in die Milchgänge transportiert wird und somit ein Milchtransfer zum Kind stattfindet. Ohne funktionierenden Milchspendreflex ist ein erfolgreiches Stillen (bzw. Gewinnen von Muttermilch) nicht möglich. Das Signal für die Oxytocinausschüttung gibt zum einen die Stimulation der Brustwarze, zum anderen wird sie aber auch durch den Anblick und dem Kontakt (Haut-zu-Haut-Kontakt und das Halten/Tragen) zum Kind, sein Weinen oder das Denken an das Kind, ausgelöst.
In der Regel dauert es etwa 60 bis 90 Sekunden, bis die Stimulation der Brustwarze den Milchspendereflex auslöst. Der dadurch ausgelöste Milchfluss hält etwa 45 Sekunden bis 3,5 Minuten an. Danach verlangsamt er sich wieder, bis ein neuer Milchspendereflex ausgelöst wird. Während einer Stillmahlzeit (bzw. der Entleerung per Hand oder Pumpe) werden mehrere
Milchspendereflexe ausgelöst. Ein höherer Oxytocinspiegel führt zu einer höheren Milchproduktion und damit auch zu einem geringeren Gewichtsverlust des Kindes in den ersten Lebenstagen.
Prolaktin und Oxytocin können nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Beide werden durch Stress beeinflusst. Stress kann die Milchbildung beeinträchtigen und die Milchproduktion hemmen. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass eine kurzfristige Stresssituation zum vollständigen Versiegen der Milchproduktion führt.
Laktogenese 3
Etwa 14 Tage nach der Geburt ist die Milchmenge etabliert und die weitere Milchproduktion richtet sich nach dem Bedarf des Säuglings bzw. der abgepumpten Milchmenge. Die Produktion erfolgt zudem zum Teil während des Stillens. Im Laufe der Wochen kommt es zu einem Abfall des basalen Prolaktinspiegels, allerdings treten weiterhin Prolaktinspitzen beim Stillen auf. Die Regulierung der Milchmenge folgt nun einem autokrinen Mechanismus. Dafür ist der Feedback Inhibitor of Lactation (FIL) verantwortlich. Dieses Protein wird von Brustdrüsenepithel gebildet und wirkt als lokaler Inhibitor auf die Milchbildung. Bei einer starken Entleerung der Brust ist die Konzentration von FIL in den Alveolen gering. Bei geringerer Entleerung steigt die FILKonzentration an und die Form der Laktozyten verändert sich. Dieser Anstieg führt dazu, dass FIL an spezifische Rezeptoren der Epithelzellen der Alveolen andockt und gleichzeitig verändert die Formveränderung der Laktozyten die Rezeptorbindefähigkeit
des Prolaktins. Beides zusammen führt zu einem Rückgang der Milchmenge und beugt einer Überfüllung der Brust vor.
Ende der Stillzeit
Wird die Brust über einen längeren Zeitraum nicht mehr stimuliert, sorgt zunächst der FIL dafür, dass die Milchproduktion stetig reduziert wird. Anschließend kommt es zu einer Apoptose der Laktozyten und einer Involution der Brust und damit zu einem vollständigen Versiegen der Milchproduktion, so dass die Milchbildung bis zu einer erneuten Schwangerschaft eingestellt ist.
Dieser Rückbildungsprozess dauert etwa 40 Tage und scheint ein Faktor dafür zu sein, dass das Stillen einen Schutz vor Brustkrebs bietet.
Falls eine Frau jemals erfolgreich gestillt hat, ist eine Relaktation, d.h. eine Wiederanregung der Milchproduktion und Rückführung bzw. Hinführung des Kindes an die Brust nach dem Abstillen zumindest zu einem gewissen Grad möglich.
Milchmengen im Verlauf der Stillperiode
In den ersten 24 Stunden nach der Geburt ist das Kolostrumvolumen gering und liegt zwischen 2 und 10 ml pro Mahlzeit. Durchschnittlich trinkt ein ausschließlich gestilltes Neugeborenes in den ersten 24 Stunden etwa 22 ml. Der Stoffwechsel von gesunden Neugeborenen ist auf diese geringe Menge eingestellt,
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In den ersten beiden Lebenswochen nimmt die Milchmenge deutlich zu, wobei sich die Gesamtmilchproduktion wie auch die Geschwindigkeit der Milchbildung zwischen einzelnen Frauen stark unterscheiden kann. Auch Mütter von Zwillingen oder höhergradigen Mehrlingen können ausreichend Milch für den Bedarf ihrer Kinder bilden.
Die Größe der Brust sagt nichts darüber aus, wieviel Milch eine Frau bilden kann. Die Größe der Brust hängt hauptsächlich vom Fettgewebsanteil ab, während die Milchbildung von der Anzahl der Laktozyten und der Besetzung der Prolaktinrezeptoren bestimmt wird. Lediglich die Milchspeicherkapazität kann eine Rolle spielen, jedoch nicht in Bezug auf die Gesamtmilchmenge, sondern auf die Stillhäufigkeit. Frauen mit kleineren Brüsten können eine geringere Milchspeicherkapazität haben und werden deshalb öfter stillen müssen, aber kleine Brüste können über einen Zeitraum von 24 Stunden genauso viel Milch produzieren wie Frauen mit großen Brüsten.
Interessanterweise bleibt die Menge der aufgenommenen Muttermilch nach dem ersten Lebensmonat bis zum Zeitpunkt der Beikosteinführung mit etwa sechs Monaten im Wesentlichen unverändert. Die meisten Kinder trinken im Verlauf der Zeit effizienter, so dass die Zahl der Stillmahlzeiten pro Tag und die Stilldauer pro Mahlzeit abnehmen, gleichzeitig jedoch die Milchmenge pro Mahlzeit zunimmt, die tägliche Gesamtmenge also gleich bleibt
Optimale Unterstützung des Stillbeginns
Die wichtigste Strategie zur Unterstützung des Stillbeginns sind eine möglichst unkompliziert verlaufene Geburt und ein ungestörtes Kennenlernen von Eltern und Kind. Knapp zusammengefasst lässt sich der Beginn einer erfolgreichen Stillbeziehung so darstellen: Bald stillen - oft stillen - uneingeschränkt stillen - keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer in medizinisch begründeten Fällen.
Haut-zu-Haut-Kontakt
Die erste Zeit nach der Geburt wird auch die „goldene Stunde“ genannt. Sie ist eine besonders kritische Zeit für das Stillpaar, die die Weichen nicht nur für das erfolgreiche Stillen stellen kann. Besondere Wichtigkeit kommt hier dem ungestörten Haut-zuHaut-Kontakt von Mutter und Kind zu. Soweit es keinen medizinischen Grund für ein sofortiges Abnabeln gibt, ist eine verzögerte Abnabelung, die sich positiv auf den Eisenspeicher des Kindes auswirkt, vorzuziehen. Untersuchungen des Kindes können im Körperkontakt mit der Mutter durchgeführt werden. Nicht dringende Maßnahmen (z.B. das Baden des Neugeborenen) lassen sich gut verschieben. Die „Goldene Stunde“ trägt zur Wärmeregulierung des Neugeborenen, zur Verringerung des Stressniveaus der Frau und des Neugeborenen sowie zur Verbesserung der Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem und damit zu einem sensibleren Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes bei.
Haut-zu-Haut-Kontakt erhöht den Oxytocinspiegel und stimuliert auch Prolaktin für die Milchproduktion sowie alle kindli-
chen Reflexe, die für das Stillen notwendig sind. Der Effekt von frühem Haut-zu-Haut-Kontakt setzt sich auch nach der Geburt fort. Anhaltender und wiederholter Haut-zu-Haut-Kontakt erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit des erfolgreichen Stillens, sondern trägt auch dazu bei, dass der initiale Gewichtsverlust nach der Geburt verringert wird.
Neugeborene, die die Gelegenheit erhalten im ungestörten Haut-zu-Haut-Kontakt ihren Reflexen zu folgen, finden selbständig zur Brust der Mutter und damit zum ersten Stillen. Dieses Verhalten wird auch als „breast crawl“ oder „self attachment“ bezeichnet, wurde von Widström mit den folgenden neun Stadien beschrieben:
1. Das erste Schreien nach der Geburt – erleichtert die Ausdehnung und Belüftung der Lunge.
2. Entspannungsphase – das Baby liegt ruhig auf der Mutter, es macht keine Mundbewegungen, Hände bleiben ruhig und entspannt.
3. Erwachen – nach ca. drei Minuten, das Baby macht erste kleine Bewegungen mit Kopf und Schultern.
4. Aktivität – erste Mund- und Saugbewegungen sind zu beobachten, das Baby öffnet seine Augen, schaut die Mutter an, macht erste Suchbewegungen, der Rooting-Reflex wird deutlicher.
5. Ruhephasen – sind zwischen den aktiven Phasen immer wieder zu beobachten.
6. Krabbeln und Robben – nach ca. 35 Minuten beginnt es, mit Krabbelbewegungen die Mamille und Areola zu suchen, es gibt dabei auch kleine Laute von sich.
7. Kennenlernen, Gewöhnen – es berührt und massiert vermehrt die Brust, führt die Hand zur Mamille und wieder zum Mund, macht Suchlaute, streckt die Zunge heraus und schleckt an Areola und Mamille. Es reagiert mit Blickkontakt auf Stimme und Aktivitäten von Mutter und Vater.
8. Saugen – durchschnittlich nach 1 Stunde pp erreicht das Baby die Brust, dockt selbständig an und beginnt zu saugen. Wenn die Mutter während der Geburt Medikamente erhalten hat, dauert dies oft länger.
9. Schlafen – 1,5 - 2 Stunden nach der Geburt schläft das Baby meist entspannt ein, oft auch die Mutter.
Frühe Stimulation der Brust
Kann – aus welchem Grund auch immer – das Neugeborene nach der Geburt nicht direkt an die Brust angelegt werden bzw. nicht effektiv an der Brust trinken, ist es unerlässlich, in der ersten bis vierten (spätestens bis zur sechsten) Lebensstunde auf andere Weise mit der Stimulation der Brust zu beginnen. Auf diese Weise wird der Prolaktinspiegel erhöht und die Besetzung der Prolaktinrezeptorstellen auf den Laktozyten gefördert.
Als Goldstandard gilt in diesem Fall die Kombination der manuellen Brustentleerung und dem doppelseitigen Abpumpen mit Brustkompression. Primär steht die Häufigkeit der Brustentleerung im Vordergrund, d.h. 8- bis 10-mal innerhalb 24 Stunden, davon sollte zwei Mal nachts entleert werden.
Das betreuende Fachpersonal kann die Familie in dieser Situation unterstützen, indem es für die Bereitstellung der für das Abpumpen notwendigen Ausrüstung und eine gute Anleitung für das
Pumpmanagement sorgt. Nähere Informationen dazu im Artikel „Abpumpen von Muttermilch“ in der nächsten Ausgabe.
Häufiges Anlegen/Abpumpen in den ersten 14 Tagen. Die ersten 14 Tage sind eine besonders sensible Zeit, in der die für die langfristig ausreichende Milchmenge wichtigen Prolaktinrezeptoren aktiviert werden. Eine Trennung von Mutter und Kind sollte in dieser Zeit möglichst vermieden werden.
Der Säugling wird gestillt, sobald er frühe Hungerzeichen (saugende Bewegungen, Sauggeräusche, Lecken an den Lippen, Herausstrecken der Zunge, schnelle Augenbewegungen, Suchbewegungen, Ruhelosigkeit) zeigt. Weinen ist ein sehr spätes Hungerzeichen. In den ersten Wochen ist eine durchschnittliche Stillfrequenz von 8–12 Stillmahlzeiten in 24 Stunden zu erwarten. Insbesondere am späten Nachmittag/frühen Abend kommt es oftmals zu Phasen mit gehäuften kurzen Stillmahlzeiten (Clusterfeeding). Dieses Phänomen ist ein physiologisches Verhalten und kein Anzeichen für zu wenig Milch. Stillen nach
• Brustoperation, Verletzungen oder Bestrahlung der Brust und im Thoraxbereich
• Brusthypoplasie
• Rückenmarksverletzungen, insbesondere an oder oberhalb von TH6
• Schilddrüsenfehlfunktionen
• Erkrankungen der Hypophyse
• Prolaktinresistenz
• Übergewicht/Metabolisches Syndrom
• Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
• Diabetes
• Bluthochdruck
• Thekaluteinzysten
• Systemischer Lupus erythematodes
Geburtsverlauf
• intravenöse Flüssigkeitszufuhr >1.500 ml
• vorzeitige Wehen und/oder Geburt
• Geburt durch Kaiserschnitt
• nachgeburtliche Blutungen oder exzessiver Blutverlust
• Plazentaretention
• Einleitung und/oder Verstärkung der Wehen durch synthetisches Oxytocin
kindliche Faktoren
• Beeinträchtigung des Neugeborenen durch während der Schwangerschaft oder der Geburt eingenommene Medikamente oder Substanzmissbrauch
• Frühgeburt oder medizinische Komplikationen beim Kind
• Lippen-/Kiefer- und/oder Gaumenspalte oder andere Fehlbildungen
Bedarf, auch in der Nacht, ist von Vorteil: die Ausschüttung des Milchbildungshormons Prolaktin ist dann besonders hoch.
Künstliche Sauger, insbesondere Beruhigungssauger, führen dazu, dass das Kind weniger an der Brust saugt und diese somit weniger stimuliert wird. Eine verringere Stimulation der Brust wirkt sich negativ auf die Milchbildung und das Stillen aus.
Gutes Stillmanagement und Ermutigung der Mutter
Sehr viele Stillprobleme lassen sich vermeiden, wenn die Frau über die richtigen Informationen verfügt und zusätzlich eine kompetente Unterstützung erfährt. Gute Information ist die beste Vorbeugung gegen wunde Brustwarzen, zu wenig Milch und andere Stillprobleme. Deshalb ist es entscheidend, dass sich die Eltern (nicht nur die Mutter!) bereits vor der Geburt möglichst gut über das Stillen informieren. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur, der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe gibt es einen regen Erfahrungsaustausch und die werdende Mutter lernt eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, auf deren Wissen und Erfahrung sie vor und nach der Geburt zurückgreifen kann.
Leider steht die Stillvorbereitung bei vielen werdenden Eltern nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste und für viele Frauen ist das erste eigene Kind das erste Neugeborene, das sie jemals sehen oder gar im Arm halten. Somit besteht eine der wesentlichen Aufgaben des Personals auf der Wochenstation und in der Nachsorge darin, die Mütter über korrektes Anlegen, Stillpositionen und das normale Verhalten eines Neugeborenen zu informieren. Dazu gehört, die Mütter zu einem guten Stillmanagement anzuleiten, ihnen aktiv zuzuhören und sie zum (Nach-)Fragen zu ermutigen, ihnen zu versichern, dass Stillen ein Lernprozess für Mutter und Kind ist und sich Stillschwierigkeiten fast immer überwinden lassen
Zu wenig Milch
Immer wieder kursiert die Angabe, dass zwischen 95 und 98 Prozent aller Frauen in der Lage sind, ihre Kinder zu stillen. Doch Studien, die wirklich exakte Zahlen liefern, gibt es nicht. Es ist zwar davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrzahl aller Frauen anatomisch und physiologisch gesehen Milch bilden und stillen können. Auch lassen sich manche Faktoren, die den Stillstart und das Stillen erschweren können, mehr oder minder gut beeinflussen. Doch es gibt Situationen, in denen die Frau möglicherweise körperlich in der Lage ist Milch zu bilden, aber aus anderen Gründen nicht stillen kann oder das Kind nicht fähig ist, gestillt zu werden. Als betreuende Fachpersonen müssen wir uns immer bewusst sein, dass nicht nur reine Sachfaktoren dazu führen, dass die Milchbildung nicht in Gang kommt. Es muss unser Anspruch sein, dass jede Frau eine kompetente, einfühlsame und nicht überfordernde Betreuung und Unterstützung erhält, die ihrer Situation angepasst ist.
Eine verzögerte Laktogenese 2, die mit einem verzögerten Einsetzen der reichlichen Milchbildung und daraus resultierend zu zu wenig Milch führt, kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. (s. Kasten). Beim Vorliegen von entsprechenden Risikofaktoren ist es sinnvoll, so früh wie möglich eine entsprechend ausgebildete Fachperson hinzuzuziehen.
Der erste Schritt zur Beurteilung, ob die Milchmenge ausreichend ist, besteht darin, den Gewichtsverlauf sowie das Ausscheidungsverhalten und das Allgemeinbefinden des Neugeborenen in den ersten Lebenstagen und -wochen regelmäßig zu beobachten. Steht fest, dass die Milchmenge zu gering ist, muss als nächster Schritt abgewogen werden, ob es ausreicht, das Stillmanagement zu optimieren, oder ob weitergehende Maßnahmen erforderlich sind.
Neben den üblichen Maßnahmen der Stimulation der Brust zur Steigerung der Milchmenge ist es sinnvoll, häufigen Hautkontakt und/oder engen Körperkontakt von Mutter und Kind zu unterstützen sowie darauf zu achten, dass die Mutter bei Bedarf eine angemessene Schmerzbehandlung erhält, genügend Schlaf und Ruhe bekommt, sich ausreichend ernährt und Stress so weit wie möglich von ihr ferngehalten wird.
Milchbildungsfördernde
Mittel
Einer ganzen Reihe von Nahrungsmitteln, Kräutern und Arzneimitteln wird eine milchbildungssteigernde Wirkung zugeschrieben. Leider gibt es nur für wenige dieser Produkte Belege für ihre Wirksamkeit, es dürfte sich häufig nur um einen Placebo-Effekt handeln. Aufgrund fehlender Untersuchungen bestehen oftmals auch Bedenken hinsichtlich ihrer Sicherheit. Ein Beispiel hierfür ist der Fenchelsamen, der in fast allen immer wieder empfohlenen Teemischungen zur Unterstützung der Milchbildung enthalten ist. Fenchel enthält Estragol, das leberschädigend, erbgutverändernd und krebserregend wirken kann. Daher wird vom Konsum von Fencheltee durch Schwangere, Stillende, Babys und Kleinkinder abgeraten.
Auch für den oft eingesetzten Bockshornklee gibt es bislang nur unzureichende Belege für seine Wirksamkeit (wohl aber praktische Erfahrung). Bockshornklee sollte bei bekanntem Asthma und Diabetes nicht eingesetzt werden. Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) spricht sich in Protokoll Nr. 9 dafür aus, dass bei gesunden Frauen, wenn andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, nach ausführlicher Anamnese der ärztlich verord-
Bestellen
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nete Einsatz von prolaktinsteigernden Substanzen wie Domperidon in Betracht gezogen werden kann.
Stillunterstützende Zufütterung
Die oberste Regel lautet stets „Füttere das Kind“. Kann dies nicht oder nur teilweise direkt an der Brust erfolgen, muss eine alternative Methode gefunden werden, die für die jeweilige Situation und Familie passt und das (spätere) Stillen unterstützt. Im Optimalfall erhält das Kind abgepumpte Milch der eigenen Mutter. Steht diese nicht zur Verfügung, kommen Spendermilch oder künstliche Säuglingsnahrung in Betracht, die in altersgemäßen Mengen angeboten werden.
Ausführliche Informationen zur stillunterstützenden Zufütterung s.S. 14 „Zufüttern beim gestillten Kind“
Fazit
• Entscheidend für einen guten Stillbeginn und die Etablierung einer anhaltend guten Milchbildung sind die ersten Stunden nach der Geburt.
• Möglichst ungestörter Haut-zu-Haut-Kontakt von Mutter und Kind und frühes Anlegen bereits innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt unterstützt den Stillbeginn, das langfristige Weiterstillen und die Mutter-Kind-Beziehung.
• Die folgenden 14 Tage sind eine besonders sensible Zeit, in der die für die langfristig ausreichende Milchmenge wichtigen Prolaktinrezeptoren aktiviert werden.
• Fachpersonal kann durch kompetente, einfühlsame und situationsgerechte Betreuung und Unterstützung wesentlich dazu beitragen, dass das Stillen gelingt.
Zufüttern in den ersten Lebenstagen ist ein immer wieder heiß diskutiertes Thema − bei langjährig in der Stillberatung Arbeitenden − aber auch in der Ausbildung von Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC.
Klar formulierte Indikationsstellungen und geeignete Methoden für ein Zufüttern in dieser frühen Phase sind die Grundlage für eine fachlich kompetente Arbeit auf den Wochenbettabteilungen.
Es braucht aber auch personelle Ressourcen für die empathische Anleitung junger Eltern, die sich unsicher sind, ob ihr Neugeborenes an der Brust der Mutter ausreichend ernährt wird.
und die nicht zu beeinflussenden starken Schmerzen während des Anlegens als Gründe für ein Zufüttern in dieser frühen Phase genannt. Zustand nach Brust-Operationen und auffällige Befunde der Brustform als möglicher Ausdruck von Hypophyseninsuffzienz sind mütterliche Indikationen, die auch über die Neugeborenenzeit hinaus ein Zufüttern verlangen können.
Unterschiede in den Leitlinien bestehen bei Hinweisen zur Wichtigkeit der präpartalen Aufklärung und den genannten Kriterien, die das schnelle Etablieren des ausschließlichen Stillens fördern und damit überhaupt die Notwendigkeit der Zufütterung reduzieren.
Erste Wahl ist die Milch der eigenen Mutter!
Ob es um das medizinisch indizierte Zufüttern in den ersten Lebenstagen geht oder um die Notwendigkeit, einen mütterlichen Milchmangel bzw. kindliche Saugschwäche zu überbrücken und damit das Gedeihen des jungen Säuglings zu sichern: immer ist das Wie und Was zufüttern eine Überlegung wert.
Ziel bleibt es, den Stillwunsch der Mutter zu unterstützen und das Stillpaar in seinem Lernprozess durch das Zufüttern nicht zu stören oder gar zu gefährden.
Die Leitlinien der deutschsprachigen Länder Schweiz, Österreich und Deutschland sowie auch das ABM Protokoll Nr.3 sind in ihren Empfehlungen vergleichbar, was die Indikationen zum Zufüttern in den ersten Tagen nach der Geburt angeht. Im Vordergrund stehen die Vermeidung und Behandlung von Hypoglykämien bei potenziell gefährdeten Neugeborenen bzw. late preterm babys. Als weitere häufig genannte Indikation für die Zufütterung steht der postnatale Gewichtsverlust >10 (12)% sowie die damit verbundenen möglichen Probleme, wie verzögerte Ausscheidung von Mekonium, Hyperbilirubinämie und Lethargie als Zeichen einer Dehydration.
Seitens der Stillenden werden ein verzögerter Milcheinschuss
Die AMWF-Leitlinie der Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin e.V. beschäftigt sich sehr umfassend mit der Betreuung und Pflege, so dass der Abschnitt zum Stillen und der Ernährung des Neugeborenen im Vergleich zu den österreichischen und schweizerischen Empfehlungen eher kurz ausfällt.
Für die Ausarbeitung klinikeigener Richtlinien zu diesem Thema in Deutschland empfiehlt sich deshalb ergänzend das ABM Protokoll Nr. 3 und ein Blick in die o.g. Dokumente der Nachbarländer bzw. der WHO und UNICEF Initiative Babyfriendly Hospital.(1)
In jeder Leitlinie wird auf die verschiedenen Möglichkeiten des Zufütterns hingewiesen und betont, dass es bisher keine zuverlässigen Daten dazu gibt, inwiefern die einzelnen Methoden als sicher, effektiv und das Stillen beeinflussend zu werten sind.
Die frühe Prägung auf das Saugen an der Mutterbrust möglichst nicht zu unterbrechen oder durch starke Saugreize und schnellen Milchfluss zu beeinflussen, sollte im Rahmen der Stillförderung selbstverständlich sein. Der Ausbildungsstand der auf den Wochenbett-Abteilungen tätigen Hebammen und Pflegenden spielt dabei eine bedeutende Rolle. Auch die ausreichende Anzahl solch ausgebildeter Personen spiegelt sich in der Häufigkeit des Zufütterns wieder.(2)
Das
WAS zufüttern ist schnell geklärt:
Erste Wahl ist die Milch der eigenen Mutter!
Schwangere mit einem Diabetes oder in Erwartung eines Babys mit einer Spaltfehlbildung erhalten die Informationen zur präpartalen Kolostrumgewinnung. Als potenziell gefährdet für Hypoglykämien bzw. Saugschwäche profitieren diese Neugeborenen von einem zusätzlichen Kolostrumangebot.
Die Einweisung in die Handgewinnung von Kolostrum gehört zu den in den BHFI-Richtlinien empfohlenen postpartalen Maßnahmen für alle Stillenden. Bei entsprechender Zufütter-Indikation stellt die Kolostrumgewinnung die beste Möglichkeit dar, Zufütterung von Formula in dieser frühen Zeit zu vermeiden.
Bei einem voraussichtlich über die ersten 24 h hinausgehenden Bedarf an Zufütterung oder auch bei einer räumlichen Trennung von Mutter und Kind, ist der frühzeitige Einsatz einer elektrischen Intervallmilchpumpe angezeigt.
In den internationalen Empfehlungen steht an zweiter Stelle die gespendete und professionell verarbeitete Spendermilch als Möglichkeit zum Zufüttern. Selbst wenn Frauenmilch-Sammelstellen in Perinatalzentren bestehen oder sich in der Nähe der Geburtenklinik befinden, ist es aus Kapazitätsgründen nicht immer möglich, dass reife Neugeborene mit Spendermilch zugefüttert werden können. Diese bleibt vor allem den extrem kleinen Frühgeborenen und kranken Neugeborenen vorbehalten.
Falls das Kolostrum bzw. die Muttermilch (noch) nicht in der notwendigen Menge zur Verfügung steht, kommt als Ergänzung eine Pre-Nahrung in Frage. Die Pre-Nahrungen werden je nach Hersteller mit einem Eiweißgehalt von ca.1,3 g/100ml angeboten und enthalten außer Laktose kein anderes Kohlehydrat.
Auf der Wochenbettabteilung wäre es wichtig, den Eltern nur die vom kinderärztlichen Team verordnete Zufüttermenge in kleinen Spritzen zur Verfügung zu stellen. Die in den Kliniken verwendeten Fertignahrungen werden in 90 ml Flaschen geliefert und können Eltern irritieren, was realistische Milchmengen in den ersten Tagen nach der Geburt sind.
Das WIE
Bei der Reihenfolge der hier vorgestellten Zufüttermethoden orientiere ich mich an den Indikationen und der voraussichtlichen Dauer der Anwendung.
Träufeln aus einer Spritze
Das Verfüttern von präpartal gewonnenem Kolostrum geschieht praktischerweise aus den kleinen 1 oder 2 ml Spritzen, in denen es nach der Handentleerung aufgezogen, (tief-)gekühlt gelagert und unmittelbar vor der Gabe ans Kind erwärmt wird.
Lagerung und Erwärmung entfällt, wenn es sich um Einzelgaben von frisch gewonnenem Kolostrum handelt. Wenn das Neugeborene dieses frische Kolostrum tatsächlich nicht vollständig auf einmal trinkt, kann es bis zur nächsten Zufütterung bei Raumtemperatur (19-21°C) aufbewahrt werden.(3)
Zum Verabreichen des Kolostrums kann dem Neugeborenen in der Wiegeposition (der Mutter seitlich zugewandt, leicht aufrecht im Arm der Mutter) im Anschluss ans Stillen tropfenweise die Milch auf das Innere der Unterlippe des Kindes geträufelt werden. Bei müden Neugeborenen hat es sich auch bewährt, sie in einer aufrechteren Position direkt vor die Mutter zu legen. Damit hat sie einen besseren Überblick und kann das Schlucken ihres Kindes beobachten.
Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, Nachteil ist die Passivität des Babys in Bezug auf das Saugen bei der Nahrungszufuhr. Damit limitiert sich der Einsatz auf wenige Gaben mit dieser Methode.
Löffel- und Becherfütterung Ergänzend zum häufigen Anlegen kann bei entsprechender Indikation auch über einen Löffel oder kleinen Becher (Bild 1) Milch zugefüttert werden.
Beide Varianten geben die Möglichkeit zusätzlicher Milchgabe, ohne das Saugbedürfnis des Neugeborenen zu befriedigen, so dass eine hohe Stillfrequenz trotz Zufütterung erhofft werden kann.
Wenn Mütter eher wenig hervortretende Mamillen und/oder festes Areolengewebe haben und sich zusätzlich Indikationen zum Zufüttern ergeben, kann diese Methode hilfreich sein, dem Neugeborenen keine stärkeren Saugreize anzubieten als sie die mütterliche Brust zu bieten hat.
Während sich der Löffel zum Zufüttern von kleinsten Mengen eignet, können mit den dafür hergestellten Bechern Mengen bis zu 30 (50) ml angeboten werden.
Ein aufrechtes, körpernahes Halten im Arm der fütternden Person sorgt für eine gute Übersicht über den Mund des Babys und seine Zungenaktivität beim Bechern. Vor allem, wenn die Milch direkt auf die Zunge verabreicht wird, gilt es wieder, nicht zu große Schlucke zu füttern. Beim aktiven Schlecken der Milch aus dem Becher bestimmen die Kinder die aufgenommene Menge selbst, allerdings muss mit Verlusten über die Mundwinkel gerechnet werden.
Fingerfütterung
Für das Fingerfüttern sind eine dünne Ernährungssonde mit dazu passender 5-10 ml Spritze und hautfreundliches Pflaster vorzubereiten.
Die Firma Medela bietet einen kleinen, flexiblen Silikonaufsatz für Spritzen an, der ebenfalls zur Fingerfütterung eingesetzt werden kann. Bequemer im Handling sind Spritzen mit Sonde. Sie bieten der fütternden Person mehr Bewegungsfreiheit und Gelegenheit, das Neugeborene während des Fütterns in Wiegepostion zu halten. Fingerfütterung setzt ein gründliches Händewaschen und kurze Fingernägel voraus. Die Durchführung geschieht durch die Eltern oder im Rahmen eines Saugtrainings durch Therapeuten- siehe auch Ende des Absatzes.
Dem Neugeborenen wird ein zum kindlichen Mund passender Finger- häufig der Zeigefinger- zum Einsaugen angeboten. Dabei
liegt die Fingerbeere in Richtung des kindlichen Gaumens. Entlang des Fingers wird eine dünne Ernährungssonde befestigt und über diese aus einer Spritze während des Saugens Milch verabreicht. (Bild 2)
Es werden Mengen von 0,3 bis 0,5 ml pro Schluck angegeben, die als Reaktion auf korrektes Saugen des Kindes gefüttert werden sollen.
Korrektes Saugen bedeutet hier, die Zunge des Babys liegt über seiner Unterkieferleiste und das Saugen ist als aktive Bewegung der Zunge am Finger spürbar.
Mir erscheint das „Füttern nach Gehör“ wichtiger als konkrete ml-Angaben. Ein koordinierter Rhythmus von Saugen, Schlucken und Atmen ist Zeichen dafür, dass das Neugeborene mit dem Milchangebot nicht überfordert wird. Saugpausen sind normal.
Es ist wichtig, den Eltern die Wichtigkeit dieser Pausen zu erklären, um verhindern, dass diese ihr Baby durch stetige Stimulation am Gaumen überfordern.
Im Gegensatz zu der o.g. Löffel- und Becherfütterung stellt diese Methode allein durch die Festigkeit des Fingers einen starken Saugreiz im Mund des Neugeborenen dar.
Bei nicht korrekter Anleitung und Durchführung können sich schnell Fehler einschleichen. Dazu gehören das Strohhalmsaugen seitens des Kindes oder auch zu schnelle Verabreichung von Milch durch die fütternde Person.
Beim Strohhalmsaugen verkleinern die Neugeborenen ihren Mundraum durch Einziehen der Wangen und können so mit hoher Geschwindigkeit die Milch aus der Spritze ziehen. Diese Art zu Saugen funktioniert nicht an der Brust der Mutter. Dort ist eine weite Mundöffnung und eine wellenförmige Zungenbewegung nötig, um an die Muttermilch zu gelangen.
Diese Variante der Zufütterung sollte Ausnahmesituationen vorbehalten bleiben. Im Rahmen der Betreuung von Neugeborenen mit Saugschwäche muskulärer Art (Hypotonie z.B. bei Down Syndrom) oder anatomisch bedingt (z.B. Spaltfehlbildungen des Gaumens) hat die Fingerfütterung neben dem Ernährungsaspekt auch therapeutische Bedeutung. Dementsprechend ausführlich sollte die Einweisung der Eltern durch Physiotherapeutinnen, Logopädinnen oder Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC erfolgen und im Verlauf beobachtet werden.(4,5)
Zufüttern direkt an der Brust der Mutter Allein dadurch, dass das Neugeborene die notwendige Zufütterung während seines Saugens an der Brust erhält, ist es sinnvoll, diese Methode in der Lernphase des Stillpaares zu präferieren.
Als Materialien zum Zufüttern an der Brust eignen sich dünne Ernährungssonden (CH 4 bzw. 4 Fr) mit angesetzter 5 bis 10 ml Spritze. (Bild 3)
Auch der Fingerfeeder (Fa.Medela) kann vorsichtig eingesetzt werden. Durch die konische Form des Feeders kann es beim Einführen jedoch leichter zum Lösen des Mundschlusses beim Neugeborenen kommen.
Im Alltag einer Neugeborenenstation gehe ich davon aus, dass eine medizinische Fachkraft oder auch der Partner nach entsprechender Einweisung das Zufüttern begleitet. Nach Finden einer geeigneten Position für das Stillpaar ist es für die helfende Person einfacher, die Sonde während des Stillens seitlich im Mundwinkel des Kindes zu platzieren.
Dabei wird die Sonde vorsichtig über den Mundwinkel soweit in den Mund geschoben (1,7 bis 2cm), dass sich beide Löcher der Ernährungssonde im kindlichen Mund befinden. Damit wird sicher gestellt, dass die Zufüttermenge beim Kind auch ohne Verluste ankommen kann.
Als Antwort auf das kindliche Saugen werden 0,3 bis 0,5 ml Milch aus der Spritze über die Sonde gegeben. Ein regelmäßiger Rhythmus von Atmen, Saugen und deutlichen Schluckgeräuschen sind Hinweis für eine gute Koordination des Kindes während des Trinkens. In Saugpausen wird auch die Zufütterung unterbrochen. Oft sind dann mehrere kurze Atemzüge zu hören, bevor es wieder zu saugen beginnt.
Ist die Mutter eingewiesen und möchte selbständig auf diese Weise zufüttern, empfiehlt sich der Übersicht wegen der Rückengriff. Sie kann sich auf das Stillen vorbereiten, in dem sie die Sonde mit hautfreundlichem Pflaster so auf ihrer Brust befestigt, dass die Sonde etwa 2 mm über ihre Mamille bei ca. 12 Uhr übersteht. Die Sonde kommt dann unter der Oberlippe des Kindes zum Liegen. Es verlangt eine weite Mundöffnung des Babys, damit bei dem Erfassen der Brust auch beide Sondenöffnungen im kindlichen Mundraum liegen.
Zufüttern an der Brust mit einem Brusternährungsset (BES) Indikationen zum Zufüttern aus mütterlichen Gründen jenseits der ersten Lebenstage wurden eingangs schon erwähnt.
Eine verzögerte Gewichtsentwicklung des jungen Säuglings mit sehr unterschiedlichen Ursachen kann zu jeder Zeit der Stillbeziehung ein Zufüttern nötig machen.
Hilfreich ist bei dieser Problemstellung die Verwendung einer Stilldokumentation, wie sie uns als STILLDOK von Frau M.GuothGumberger vorliegt.(6)
Vor allem bei deutlich ausgesprochenem Wunsch der Mutter nach Aufrechterhalten des Stillens unter Vermeidung von Flaschenfütterung ist der Einsatz eines Brusternährungssets zu empfehlen.
Anders als in der Neugeborenenphase kann es nötig werden, größere Mengen über eine Zeit von mehreren Tagen oder Wochen anzubieten. Die den Brusternährungssets beigefügten Milchbehältnisse fassen deutlich größere Volumina (Firma Medela 150 ml, HAAKAA 170 ml). Aus den Milchbehältnissen gelangt die Milch über einen dünnen Silikonschlauch in den Mund des Kindes. Auch hier wäre es empfehlenswert, wenn eine Fachperson die Mutter beim Umgang bzw. dem ersten Einsatz des BES begleiten könnte.
Wie schon oben beim Zufüttern an der Brust beschrieben, ist die Fixierung des zur Brust führenden Schlauches wichtig. Da die Mamille während des Stillens gedehnt wird, sollte der Schlauch
des BES die Mamillenspitze etwas überragen. Auch wenn dieser dünne Schlauch vorn nur eine Öffnung hat, muss er weit genug im Mund des Babys liegen, um über den beim Saugen entstehenden Unterdruck zusätzlich Milch aus dem Vorratsbehälter zu entleeren. (Bild 4)
Eine kleine Klemme für den Schlauch ermöglicht, den Milchfluss erst im Laufe des Stillens dem Säugling freizugeben.
Der Einsatz des Brusternährungssets schafft beste Voraussetzungen für Stillpaare, ihre Stillbeziehung aufrecht zu erhalten. Durch die Gleichzeitigkeit von Stillen und Zufüttern gibt es eine optimale Stimulation der Milchbildung und eine mögliche Irritation des kindlichen Saugverhaltens durch künstliche Sauger kann vermieden werden. Der notwendigen Übung im Umgang mit dem BES und dem materiellen Aufwand der Anschaffung stehen die positiven Erfahrungsberichte von Müttern gegenüber.
Literatur
• ABM Klinisches Protokoll Nr.3 Zufütterung von gesunden, reif geborenen Neugeborenen im Krankenhaus 2009
• Babyfreundlich-Initiative von WHO und UNICEF: Medizinische Gründe zum Zufüttern 2017
• Ernährungskommission der ÖGKJ: Zufüttern von reifen Neugeborenen und späten Frühgeborenen update 2017
• AAP Policy Statement: Breastfeeding and Use of Human Milk; Pediatrics (2022) 150 (1): e2022057988.
• GNPI AMWF-Leitlinie zu Betreuung von NG in der Geburtsklinik 2022
• Pädiatrie Schweiz, Schweizer Hebammenverband und Stillförderung Schweiz: Ernährung eines gesunden Neugeborenen 2023
Quellen:
1) Sukie – Studie zum Stillverhalten und zur Kinderernährung in Österreich
Mag.a Bernadette Bürger, Mag.a Tanja Tripolt, Dr.in Alexandra Wolf-Spitzer, Adelheid Weber MSc, Priv.-Doz.in Dr.in Karin Schindler. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Wien, 6/2021. Endbericht: https://www.sozialministerium.at/dam/ jcr:91fb031c-f08f-4b3e-b637-e78d61024b7f/Sukie_Endbericht_barrierefrei.pdf
2) Formula Milk Supplementation on the Postnatal Ward: A Cross-Sectional Analytical Study
K.V. Bigg, K. Hurrell, E. Matthews, E. Khaleva, D. Munblit and R.J. Boyle. Nutrients 2018, 10(5), 608. https://doi.org/10.3390/nu10050608)
3) Handling expressed milk & drinking from a bottle La Leche League 2023
4) Karabayir N, Mertturk Potak E, Karaman S, Sebirli MF, Istanbullu MB, Potak M, Teber BG. The Finger Feeding Method and Relactation. Cureus. 2022 Apr 11;14(4):e24044. doi: 10.7759/ cureus.24044. PMID: 35573516; PMCID: PMC9094691
5) Breastfeeding Protocols for Health Care Providers, Toronto Public Health, Protocol #18 Alternative Feeding Methods
6) Guoth-Gumberger, M., Gewichtsverlauf und Stillen, ISBN 978-3-940529-89-3
Empfehlung zum ausschließlichen Stillen
Vermeidung von Unter- und Überernährung (Oktober 2024)
ABM Klinisches Protokoll Nr. 2
Lori Feldman-Winter, Julie Ware, Paula Schreck, Ann Kellams, Casey Rosen-Carole, Elien Rouw
Präambel
Die Mission der Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) besteht darin, „Ärztinnen und Ärzte fortzubilden und zu befähigen, das Stillen, die Laktation und die Ernährung mit Muttermilch zu unterstützen und zu begleiten“, mit der Vision, dass es „weltweit gesündere Lebensumstände durch bestmögliche medizinische Betreuung des Stillens und der Laktation“ geben wird. In diesem Sinne tragen die Stellungnahmen dazu bei, die Philosophie der Organisation zu wichtigen Themen im Zusammenhang mit Stillen und Laktation zu verbreiten. Diese Stellungnahmen basieren auf der besten verfügbaren Evidenz und deren Interpretation durch die Expertise unserer Mitglieder.
Die Academy of Breastfeeding Medicine erkennt an, dass sich nicht alle Stillenden als Frauen identifizieren. Die Verwendung einer geschlechtsneutralen Sprache ist jedoch nicht in al-
len Sprachen und Ländern und für alle Leser möglich. Die der Academy of Breastfeeding Medicine (https://doi.org/10.1089/ bfm.2021.29188.abm) vertritt die Position, klinische Protokolle und Stellungnahmen im Rahmen der Inklusivität aller stillenden, stillenden und mit Muttermilch ernährten Personen zu interpretieren.
Die Academy of Breastfeeding Medicine (ABM) empfiehlt ausschließliches Stillen als optimale Ernährungsform für die ersten sechs Monate nach der Geburt und zusätzlich zur Beikost für zwei Jahre oder so lange, wie es die Familie wünscht. Die ABM empfiehlt auch die Beurteilung und Prävention von Unter- und Überernährung von Säuglingen im Rahmen eines qualifizierten Stillmanagements.
Schlüsselworte: exclusive breastfeeding, newborn, human milk, breast milk, supplementation
Einführung
Stillen bzw. Muttermilch ist die optimale Ernährung für Säuglinge und hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile sowohl für den Säugling als auch für die stillende Mutter.(1) Die gesundheitlichen Vorteile des Stillens für den Säugling sind sogar so bedeutsam, dass Stillen die Überlebensrate von Säuglingen weltweit signifikant erhöht.(2,3) Da zwei von drei Säuglingen in Ländern leben, die von Konflikten und/oder Naturkatastrophen betroffen sind, ist Stillen auch ein Notfallplan, der die Überlebensrate selbst unter diesen extremen Bedingungen erhöht.(4-6)
Für die ersten sechs Monate nach der Geburt wird ausschließliches Stillen empfohlen.(7) Ausschließliches Stillen führt in der überwiegenden Mehrheit der Fälle zu gesunden Säuglingen. Es gibt jedoch Situationen, in denen sowohl direktes Stillen als auch die Milch der eigenen Mutter (MOM) nicht ausreichend ist. Die meisten kommerziellen Milchnahrungen sind jedoch medizinisch nicht notwendig und setzen den Säugling einem erhöhten Risiko für Erkrankungen und Überernährung aus. Außerdem stört die Zufütterung häufig die normale symbiotische Beziehung, die für die Regulierung der Milchproduktion notwendig ist.
Stattdessen sind die Sicherstellung des Zugangs zu professioneller Stillunterstützung und -begleitung, insbesondere wenn ein Rückgang der Milchproduktion zu befürchten ist, und die Verwendung von Spenderinnenmilch als Überbrückung Optionen zur Aufrechterhaltung einer ausschließlichen Ernährung mit Muttermilch.
In dieser Stellungnahme werden sowohl Unter- als auch Überernährung behandelt und die Risikofaktoren für Unterernährung erörtert. Überfütterung und medizinisch unnötige Zufütterung sind häufige Reaktionen auf normales elterliches und kindliches Verhalten und weisen oft auf die Notwendigkeit der zusätzlichen Überprüfung und der Unterstützung des Stillmanagements hin. Alle Gesundheitsfachkräfte, die Familien nach der Geburt betreuen, sollten über das Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um sicherzustellen, dass unzureichendes Stillen der Säuglinge erkannt und weitgehend vermieden wird und dass ausschließliches Stillen mit Muttermilch sicher unterstützt wird, wann immer dies medizinisch möglich ist, um eine optimale Gesundheit des Säuglings zu gewährleisten.
Ausschließliches Stillen
Überfütterung sollte vermieden werden. Eine Überfütterung kann vermieden werden, indem auf Hungerzeichen reagiert, geeignete Fütterungstechniken angewendet und die benötigte Menge unter Berücksichtigung des Alters, des Gestationsalters und der Entbindungsart berechnet wird.(14) In allen Fällen der Zufütterung sollten die Milchproduktion und die gewonnene Milchmenge evaluiert, optimiert und unterstützt werden, um zu einer ausschließlichen Ernährung mit Muttermilch zurückzukehren.
Unterernährung vorbeugen
Ausschließliches Stillen führt zu optimalen gesundheitlichen
Outcomes für das Kind
Unter ausschließlichem Stillen wird die Ernährung des Kindes mit Muttermilch verstanden, vorzugsweise direkt an der Brust und ohne zusätzliche Verabreichung anderer Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten, ausgenommen Medikamente, Vitamine oder Mineralstoffe.(1,810) Ausschließliches Stillen führt zu optimalen gesundheitlichen Outcomes für das gestillte Kind und die stillende oder laktierende Person. Direktes Stillen führt zu optimalen Gesundheitsergebnissen, einschließlich einer längeren Stilldauer im Vergleich zur Ernährung mit abgepumpter Milch. Ausschließliches Stillen wird für die ersten sechs Monate nach der Geburt empfohlen. Danach sollte das Stillen unter zusätzlicher Gabe von ergänzender Beikost für mindestens zwei Jahre und darüber hinaus so lange fortgesetzt werden, wie es von beiden Seiten gewünscht wird.(11,12) In den ersten sechs Monaten ist eine Ergänzung mit Beikost oder anderen Zusätzen zur Allergieprävention oder zur Verbesserung des Eisenstatus im Allgemeinen nicht gerechtfertigt.(1)
Die Rolle der Zufütterung
Die meisten gesunden Neugeborenen sind in den ersten Tagen nach der Geburt durch das ausschließliche Stillen gut versorgt und benötigen keine Nahrungsergänzung.(13) Dennoch kann es vorkommen, dass aufgrund einer suboptimalen Aufnahme oder Unterernährung eine Zufütterung erforderlich ist. Während der Etablierung des Stillens, die in der Regel zwischen der zweiten und vierten Lebenswoche erfolgt, ist eine genaue Beobachtung aller Neugeborenen wichtig. Wird eine Unterversorgung festgestellt, sollte zunächst die Milchproduktion überprüft werden, denn manchmal ist diese zwar ausreichend, die Milch wird aber nicht effektiv vom Baby aufgenommen oder nicht effizient abgepumpt. Falls eine Zufütterung empfohlen wird, empfehlen wir folgende Reihenfolge: abgepumpte Muttermilch, Spendermilch, kommerzielle Milchnahrung. Die Menge der Nahrungsergänzung sollte dem ungefähren Bedarf des Säuglings entsprechen und eine
Die ABM weiß um die Vulnerabilität des ausschließlichen Stillens in den ersten Tagen nach der Geburt. Ohne unterstützende Geburtsbegleitung – einschließlich der Umsetzung der „Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen”(15) – und ohne eine sorgfältige Beurteilung und Betreuung der Stillbeziehung besteht das Risiko einer suboptimalen Nahrungsaufnahme durch den Säugling. Um dies zu vermeiden, sollten alle Säuglinge im Hinblick auf Trinkverhalten, Stuhlgang und Gewichtsveränderungen überwacht werden. Darüber hinaus sollten alle Mutter-Kind-Dyaden beim Stillbeginn und der Fortsetzung des Stillens unterstützt werden. Hierzu gehört auch die Beurteilung des Anlegens, der Positionierung, der Stillhaltung und des Wohlbefindens mithilfe validierter Hilfsmittel.(16) Die frühe Verwendung von Milchpumpen kann auf elterliche Bedenken hinsichtlich der Milchproduktion oder der Trinkmenge des Kindes oder auf Schwierigkeiten beim Anlegen hindeuten. Bedenken hinsichtlich eines Gewichtsverlusts des Neugeborenen sollten frühzeitig angesprochen werden und Stillprobleme sollten angegangen werden, während die Notwendigkeit einer Zufütterung geprüft wird. Darüber hinaus empfiehlt die ABM eine engmaschige Überwachung von Müttern bzw. stillenden Eltern mit Risikofaktoren für eine geringe Milchproduktion sowie von Säuglingen, die besonders anfällig für eine suboptimale Nahrungsaufnahme oder Gedeihprobleme sind. Zu den möglichen Ursachen für eine zu geringe Milchproduktion und/oder suboptimale Aufnahme gehören mütterliche Risikofaktoren wie frühere Brustoperationen, Unfruchtbarkeit, Stoffwechselerkrankungen (Insulinresistenz, PCOS, Hypothyreose, Diabetes, Bluthochdruck) und fortgeschrittenes mütterliches Alter sowie kindliche Risikofaktoren wie späte Frühgeburt oder Frühgeburt und Ankyloglossie (s. ergänzende Tabelle 1).(14-17) Bei der Überwachung von Hochrisikofällen sollte neben der Beurteilung von Brustwarzenschmerzen und schlechtem Milchtransfer auch das Gedeihen des Säuglings berücksichtigt werden. Es gibt viele mögliche Gründe für eine suboptimale Milchaufnahme und ein schlechtes Gedeihen bei ausschließlich gestillten Säuglingen. Das Gesundheitspersonal, das Mütter oder stillende Eltern und Säuglinge nach der Geburt betreut, muss in der Beurteilung, der direkten Beobachtung und dem Management des Stillens geschult sein. Alternativ muss es in der Lage sein, an einen Experten für Stillunterstützung zu verweisen, beispielsweise an eine/n entsprechend weitergebildete Ärztin/Arzt oder eine international zertifizierte Stillberaterin (IBCLC). Warnzeichen für eine suboptimale Nahrungsaufnahme müssen in den ersten Tagen nach der Geburt und alle 24 bis 48 Stunden, bis das Stillen gut etabliert ist, identifiziert und behandelt werden.
Tabelle 1: Risikofaktoren für eine suboptimale Nahrungszufuhr und möglichen Supplementierungsbedarf
Vorübergehende Ursachen mit möglicher Lösung (siehe entsprechende ABM-Protokolle) Dauerhafte Ursachen
Mütterliche Risikofaktoren für eine geringe Milchmenge oder ausbleibende Laktogenese:
Anatomische Faktoren:
• Brustpathologien wie Mastitis
• fortgeschrittenes Alter der Mutter
• Form und Größe der Brustwarzen: Breitere und längere Brustwarzen können das Risiko für Anlegeprobleme an die Brust erhöhen (was zu einem geringeren Milchtransfer und einer Abnahme der Milchproduktion führen kann)
Physiologische Faktoren:
• Alkohol-, Tabak- oder THC-Konsum und/oder -Exposition
• Essstörungen (möglicherweise über die Prolaktinproduktion vermittelt)
• Schwierigkeiten bei der Milchgewinnung, die zu einer herunterregulierten Milchproduktion und einer Rückkopplungshemmung der Laktation führen (z. B. Brustdrüsenschwellung/Milchstau, Stress, schlechte Pumpenmechanik, falsche Absaughaubengröße)
• Einnahme bestimmter Medikamente durch die Mutter
Intrapartale Komplikationen/iatrogene Faktoren:
• Nachgeburtsblutung (Schädigung der Hypophyse oder eine Anämie)
• Kaiserschnittentbindung (bedingt verzögerte Laktogenese Typ 2 und Schwierigkeiten beim frühen Stillen)
• Plazentaretention und/oder andere Gründe für einen anhaltend erhöhten Progesteronspiegel
• unterlassenes Stillen aufgrund einer Trennung oder eines Säuglings mit vermindertem Appetit (oft durch Zufütterung bedingt)
• Refraktäre oder unerträgliche Schmerzen während des Stillens, die nicht gelindert werden können
Mütterliche Risikofaktoren für Schwierigkeiten mit dem Milchspendereflex:
• DMER
• psychische Probleme der Mutter (einschließlich Stress und übermäßige Schmerzen).
• Stressreaktion aufgrund elterlicher Erwartungen bezüglich der Fütterungshäufigkeit/ des Schlafs oder übermäßige Sorgen.
• Mütterlicher Prolaktinmangel (z. B. hervorgerufen durch Viren, posthämorrhagischen Infarkt, Hypophysenapoplexie, Hypophysitis, Adenom oder vorherige Strahlentherapie des Gehirns).
• Metabolische Gesundheit einschließlich Bluthochdruck, Insulinresistenz und Adipositas Grad 2 (BMI 35–39,9 kg/m²)
Mütterliche Risikofaktoren für ein verzögertes Einsetzen der Sekretionsphase der Laktogenese (> 72 Stunden):
• Mutter (Alter über 30 Jahre, Erstgebärende, erste Stillerfahrung, BMI über 25 kg/m² vor der Schwangerschaft, übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, Schwangerschaftsdiabetes mellitus, PCOS)
• Besonderheiten unter der Geburt (Wehenphase II > 1 Stunde, belastende Geburtserfahrung, Kaiserschnitt, Retention von Plazentaresten)
• Stilldyade (verzögertes erstes Stillen, seltenes Stillen, Schwierigkeiten beim Anlegen)
Mögliche Risikofaktoren bei Säuglingen, die zu einer suboptimalen Nahrungsaufnahme oder einem möglichen Zufütterungsbedarf führen können:
• Schwierigkeiten beim Anlegen und Stillen
• Hypoglykämie(1)
• Hyperbilirubinämie, die eine intensivere Betreuung erfordert(2,3)
• Übermäßiger Gewichtsverlust gemäß den NEWT-Kurven(4,5)
• Neonatales Opioid-Entzugssyndrom (NOWS)(6)
Überernährung vermeiden
Im Gegensatz zur Unterfütterung ist eine unnötige Zufütterung, die zu einer Überfütterung führt, häufiger anzutreffen.(3,18-20) Die Zufütterung ist oft ein Zeichen für Stillschwierigkeiten wie z. B. ein schlechtes Anlegen, das zu Schmerzen führt, oder einen unzureichenden Milchtransfer. Diese Probleme können durch Stillunterstützung und fachkundiges Management behoben werden. Wenn die Betreuung unter der Geburt förderlich ist und das Stillen optimal unterstützt wird, besteht in der Regel kein Bedarf an Zufütterung. Bei jeder Mahlzeit wird dem Säugling die Brust angeboten, wodurch die Nahrungsaufnahme maximiert und ein Signal zur Anregung der Milchproduktion gegeben wird, um den Bedarf des Säuglings zu decken. Die Zufütterung eines gut ernährten, ausschließlich gestillten Neugeborenen stört dieses elegante, physiologische System von Angebot und Nachfrage. Viele Säuglinge werden überfüttert, indem sie mit kommerzieller Milchnahrung gefüttert werden. Unnötige Zufütterung stört die Milchproduktion und das normale Stillverhalten und birgt somit ein hohes Risiko für ein vorzeitiges Abstillen. Es ist erwiesen, dass die Zufütterung von kommerzieller Milchnahrung ohne medizinische Indikation der häufigste Grund dafür ist, dass Eltern ihre eigenen Stillziele nicht erreichen.(21-24)
Muttermilchernährung maximieren und unterstützen
Die Empfehlung zum ausschließlichen Stillen basiert auf der Erkenntnis, dass die weitreichenden Vorteile der Ernährung mit Muttermilch dosisabhängig sind. Ausschließliches Stillen bietet mehr gesundheitliche Vorteile als teilweises Stillen oder vorzeitiges Abstillen. Wenn es nicht möglich ist, ausreichend Milch für das ausschließliche Stillen zur Verfügung zu stellen, oder wenn das ausschließliche Stillen nicht gewünscht wird, sollten Familien weiterhin dabei unterstützt werden, so viel Muttermilch zu geben, wie sie können und wünschen. Mangelnde vorgeburtliche Aufklärung, sozioökonomische Herausforderungen und kulturelle Normen beeinflussen die Stillabsichten und die Stillpraxis. Stillberaterinnen müssen die Autonomie jeder Familie im Zusammenhang mit ihren Erfahrungen, Fähigkeiten und ihrem Zugang zu Unterstützung berücksichtigen. Die Unterstützung von Familien, die Zwiemilch ernähren, kann den Anteil der Säuglinge, die überhaupt Muttermilch erhalten, erhöhen und somit die Gesundheit dieser Familien verbessern.
Die Rolle von Krankenhäusern und der kommerziellen Vermarktung von Säuglingsanfangsnahrung
Die ABM setzt sich für Geburtspraktiken und Wochenbettbetreuung ein, die das ausschließliche Stillen unterstützen, und unterstützt die Positionen und Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).(7,8,15) Darüber hinaus ist es wichtig, dass alle Familien Zugang zu professioneller Still- und Laktationsberatung haben.
Außerdem ermutigt die ABM Länder, Gesundheitseinrichtungen und medizinische Fachgesellschaften, den WHO-Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten umzusetzen.(25)
Die Umsetzung des Kodex befreit Patienten und medizinisches Fachpersonal von allgegenwärtigen und aggressiven Marketingpraktiken, die die Fähigkeit zum Stillen untergraben, und schafft unterstützende Strukturen, um unnötige Zufütterung zu vermeiden.(3,25-27)
Korrespondenzadresse: abm@bfmed.org
Übersetzung: Denise Both, IBCLC
Lektorat: Dr. Kathrin Gorlitt
Originaltext und Quellenangaben unter: https://www.bfmed.org/assets/DOCUMENTS/PositionStatements/ SupplmentationStatement.pdf
Übersetzung und Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Academy of Breastfeeding Medicine
Die ABM engagiert sich sehr für die Unterstützung der in der Stillmedizin Tätigen.
Unser Ziel ist es, unsere Protokolle, Stellungnahmen und Handreichungen für Patientinnen kostenlos anzubieten, um allen einen Zugang zu gewährleisten. Wir sind sehr dankbar für finanzielle Spenden, um unsere Bemühungen für die Bereitstellung hochwertiger Informationsmaterialien zu unterstützen und auszubauen. Ihre Unterstützung hilft uns, unsere Mission fortzusetzen und der Stillmedizin die Qualität zu bieten, die sie verdient.
Zusätzliche Referenzen für die ergänzende Tabelle
1. Wight NE, Academy of Breastfeeding Medicine. ABM Clinical Protocol #1: Guidelines for Glucose Monitoring and Treatment of Hypoglycemia in Term and Late Preterm Neonates, Revised 2021. Breastfeed Med Off J Acad Breastfeed Med 2021;16(5):353–365; doi: 10.1089/bfm.2021.29178.new
2. Kemper AR, Newman TB, Slaughter JL, et al. Clinical Practice Guideline Revision: Management of Hyperbilirubinemia in the Newborn Infant 35 or More Weeks of Gestation. Pediatrics 2022;150(3):e2022058859; doi: 10.1542/peds.2022-058859
3. Flaherman VJ, Maisels MJ, Academy of Breastfeeding Medicine. ABM Clinical Protocol #22: Guidelines for Management of Jaundice in the Breastfeeding Infant 35 Weeks or More of Gestation-Revised 2017. Breastfeed Med Off J Acad Breastfeed Med 2017;12(5):250–257; doi: 10.1089/bfm.2017.29042.vjf
4. Flaherman VJ, Schaefer EW, Kuzniewicz MW, et al. Early weight loss nomograms for exclusively breastfed newborns. Pediatrics 2015;135(1): e16-23; doi: 10.1542/peds.2014-1532
5. Flaherman VJ, Schaefer EW, Kuzniewicz MK, et al. Newborn Weight Loss During Birth Hospitalization and Breastfeeding Outcomes Through Age 1 Month. J Hum Lact Off J Int Lact Consult Assoc 2017;33(1):225–230; doi: 10.1177/0890334416680181
6. Grossman MR, Lipshaw MJ, Osborn RR, et al. A Novel Approach to Assessing Infants With Neonatal Abstinence Syndrome. Hosp Pediatr 2018;8(1):1–6; doi: 10.1542/hpeds.2017-0128
NEWT = Tool zur Einschätzung der Gewichtsabnahme bei Neugeborenen (Newborn Weight Loss Tool)
PCOS = Polyzystisches Ovarial Syndrom
THC = Tetrahydrocannabinol
Ulrich Fegeler, Klaus Rodens, Christoph Weiß-Becker (Hrsg.)
Praxishandbuch der pädiatrischen Grundversorgung
3. Auflage 2025 Elsevier
ISBN-10: 3437211544
ISBN-13: 978-3437211546
CHF 106,80 CH]
€ 90,00 [D] | € 93,50 [A]
Die neue Auflage des Buches umfasst ganze 784 Seiten, was zunächst recht viel wirkt, bezogen aber auf das umfangreiche Fach der Kinder- und Jugendmedizin absolut adäquat ist.
In 11 Kapiteln werden unterschiedliche und wichtige Aspekte der Pädiatrie erläutert und behandelt. Über das Registerverzeichnis lassen sich bestimmte Themen leicht nachschlagen.
Das größte und zentrale Kapitel bildet dabei das Kapitel „Akute Vorstellungsanlässe“. Hier werden die häufigsten und wichtigsten Symptome, die zur ärztlichen Vorstellung von Kindern und Jugendlichen führen, aufgeführt. In der Regel startet jedes Unterkapitel mit einem Fallbeispiel. So können Leserin und Leser sich zunächst in die Situation hineindenken und sich schon einmal die Frage stellen, was man selbst tun würde. Es folgen dann Definitionen und notwendige Hintergrundinformationen, klinisches Erscheinungsbild, mögliche Diagnostik und – ganz wichtig – mögliche Diagno-
sen und Differentialdiagnosen. Anschließend gibt es Informationen zur Beratung und Behandlung und schließlich die Auflösung des Falls. Dieses zentrale Kapitel eignet sich besonders als Wegweiser in der Ambulanz oder Praxis, für Assistenzärztinnen und -ärzte mit Eigenverantwortung in Nachtdiensten, aber auch für Allgemeinmediziner:innen mit häufigen pädiatrischen Konsultationen. Besonders an diesem Buch sind ausführliche Informationen zu gefühlten „Randthemen“, wie z.B. der ärztliche Rahmen des Handelns, Kommunikation, Qualitätsmanagement oder der Umgang mit Fehlern. Eigentlich selbstverständliche Aspekte der ärztlichen Tätigkeit werden hier noch einmal aufgeführt und zeigen einem auf, wie verantwortungsvoll der ärztliche Beruf doch ist, insbesondere bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Ausführungen zum kulturellen Rahmen einiger Probleme wirken dabei fast schon etwas philosophisch. Eigene Kapitel werden auch dem Thema Prävention, sowie Wachstum und Entwicklung gewidmet. Da diese zentrale Aspekte der kinderärztlichen Tätigkeit darstellen, ist es nur folgerichtig, dass sich viele Seiten des Buches damit beschäftigen.
Ein eigenes Kapitel zum Säugling unterstreicht die Bedeutung dieser wichtigen Phase des Lebens. Hierbei werden auch Themen wie Stillen und Pflege abgehandelt sowie häufige Probleme und Erkrankungen in dieser sensiblen Lebensphase aufgezeigt. Das Kapitel zum Thema Frühgeburtlichkeit erscheint dabei viel zu kurz und oberflächlich, ist aber natürlich nicht so relevant für die alltägliche Praxis.
Ähnlich verhält es sich mit dem Kapitel zur Notfallmedizin. Auch hier wird der Fokus (natürlich) auf akute Notfälle in der Praxis gelegt.
Die Themen chronische Erkrankungen, Teilhabe am Leben, Adoleszenz und Transition in die Welt der Erwachsenen werden in diesem Buch mit bedacht, genauso wie Kapitel zum Thema Sucht und Gewalt. Neue Themen die in dieses Buch aufgenommen wurden sind Ano-
rexie, Transgender, Cybergrooming und Bildschirmmediengebrauch. Diese führen dazu, dass das Buch absolut aktuell ist und zeitgemäße Vorstellungsanlässe realistisch abgebildet werden.
Auch das eher trockene Kapitel zu Entwicklungs- und Verhaltensstörungen ist integriert und mit Tabellen und Beispielbildern anschaulich gestaltet. Wenige Praxisbücher der Pädiatrie nehmen so viel Fokus auf dieses Thema.
Insgesamt sind alle Kapitel mit anschaulichen Bildern, Tabellen sowie Flussdiagrammen gespickt. Wichtige Hinweise sind noch einmal gesondert hervorgehoben. So werden die Informationen anschaulich vermittelt und der Leser verliert sich nicht.
Der Anhang führt nochmal einige Einteilungen, Tabellen, Perzentilenkurven und Checklisten auf, die gut 1:1 in den Alltag übertragen werden können. Zusammengefasst eignet sich das Buch sehr gut für alle, die in der Kinder- und Jugendmedizin tätig sind, Ärztinnen und Ärzte in der Akutversorgung (besonders Assistenzärztinnen und -ärzte) aber auch zum strukturierten Lernen für Prüfungen (z.B. Facharztprüfung Pädiatrie). Gut gelungen ist, das umfassende und zum Teil sehr unterschiedliche Aufgabenspektrum in der Pädiatrie darzustellen. So finden sich Themen der Akutund Notfallmedizin genauso wie die Begleitung chronisch Kranker, wichtige Entwicklungsaspekte zu jedem Alter, Prävention und Sozialmedizin. Nicht so gut geeignet ist das Buch für die, die in einem speziellen Fall in die Tiefe gehen und Wissen vertiefen wollen. Hier muss auf die großen Nachschlagewerke verwiesen werden. Das Buch ersetzt kein Lehrbuch, diesen Anspruch hat es aber auch nicht. Es fokussiert auf das, was in der Praxis leistbar ist. Insgesamt gibt das Buch aber einen guten Überblick für den Alltag in der Kinder- und Jugendmedizin.
Dr. med. Katharina Schmitz Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Schwerpunkt Neonatologie, IBCLC Mainz
Lena Merz, Annina Schäflein, Elien Rouw
Gesund Essen von Anfang an von der Stillzeit bis zum Familientisch
Gräfe und Unzer Verlag GmbH 1. Auflage (2024)
ISBN-10: 3833894733
ISBN-13: 978-3833894732
CHF 35,90 [CH]
€ 29,99 [D] | € 31,50 [A]
„Gesund Essen von Anfang an“ ist ein äußerst gelungenes und informatives Buch, das jungen Familien einen einfühlsamen und fundierten Leitfaden rund um die Ernährung in den ersten Lebensjahren ihres Kindes an die Hand gibt. Es schafft den Spagat zwischen wissenschaftlich fundierten Informationen und alltagstauglicher Umsetzung – und das auf eine wunderbar verständliche und motivierende Weise. Besonders positiv hervorzuheben ist der ganzheitliche Blick auf das Thema Ernährung. Das Buch beginnt mit der Bedeutung der Muttermilch und beleuchtet, warum sie die beste Nahrung für Neugeborene ist – nicht nur wegen ihrer optimalen Zusammensetzung, sondern auch wegen ihrer Rolle
für Bindung und Immunsystem. Dabei wird auch auf Alternativen wie industriell hergestellte Säuglingsnahrung eingegangen, ohne zu werten, sondern immer mit Blick auf die Realität verschiedener Lebenssituationen.
Ein weiteres großes Plus ist das ausführliche Kapitel zur Beikosteinführung. Hier werden Eltern Schritt für Schritt begleitet – von den ersten Löffelversuchen bis zur abwechslungsreichen Familienkost. Die verschiedenen Phasen und Entwicklungsschritte des Babys werden ebenso berücksichtigt wie die individuellen Bedürfnisse und Ernährungsstile jeder Familie. Dabei gibt es viele praktische Tipps zur Auswahl geeigneter Lebensmittel, zur Zubereitung von Breien und zu einem entspannten Essalltag. Besonders hilfreich sind die zahlreichen Rezepte für selbstgemachte Babybreie. Diese sind nicht nur gesund und ausgewogen, sondern lassen sich auch problemlos in den Familienalltag integrieren. Ob klassischer Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei oder kreative Kombinationen mit Getreide und Obst – hier findet jede Familie Inspiration. Was das Buch auszeichnet, ist seine positive, wertschätzende Grundhaltung. Es vermittelt keine starren Regeln, sondern ermutigt Eltern, auf ihr Bauchge-
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fühl zu hören und dabei das Wohl ihres Kindes immer im Blick zu behalten. Die fundierten Informationen geben Sicherheit und die liebevolle Gestaltung macht das Lesen zu einer Freude. Fazit: „Gesund Essen von Anfang an“ ist ein wertvoller Begleiter für alle Eltern, die ihr Kind von Anfang an gesund und bewusst ernähren möchten. Es ist informativ, alltagsnah und mit viel Herz geschrieben – ein tolles Buch für einen gelungenen Start ins gemeinsame Familienessen.
Christina Weiß Pflegefachkraft, Füssen
Ein Jahr
Bücher
Désirée Ratay
Kindergesundheit beginnt zu Hause:
Wie Eltern das Fundament für eine glückliche und gesunde Kindheit legen
Gräfe und Unzer Verlag GmbH 2024
ISBN-10: 3833882085
ISBN-13: 978-3833882081
CHF 19,99 [CH]
€ 19,99 [D] | € 21,50 [A]
Das Buch „Kindergesundheit beginnt zu Hause" von der Kinderärztin, Mutter und Blogautorin Désirée Ratay handelt von der Wichtigkeit der Eltern-KindBindung. Die meisten körperlichen und psychischen Gebrechen bei Kindern resultieren demnach aus einem Mangel an Verbundenheit zu ihren Bezugspersonen. Dieser werde von Kindern als so existentiell bedrohlich empfunden, dass Verhaltensauffälligkeiten, chronischer Stress und dadurch auch chronische Entzündungen entstehen - eine Abwärtsspirale. Gestresste Eltern haben durch ihre Geistesabwesenheit eine defizitäre Verbindung zu ihren Kindern, die dadurch ebenfalls gestresst werden. Das Kind zu lieben reiche dabei nicht, das Kind muss sich auch geliebt fühlen, bedingungslos angenommen und gesehen werden. Befriedigung der körperlichen, geistigen, aber auch spirituellen Bedürfnisses der Kinder. Diese Verbundenheit sei heilsam und die ab-
solute Grundlage für Gesundheit, finde jedoch in der schulmedizinischen Kinderheilkunde keine Berücksichtigung. Die Autorin unterscheidet richtigerweise zwischen falscher (emotional abhängiger, führungsloser Bedürfnisorientierung auf elterlicher Seite) und echter Bedürfnisorientierung, was sehr wichtig ist und ein heißes Eisen im aktuellen öffentlichen Diskurs. Eine weitere Vertiefung hier wäre sicherlich interessant.
Zu denken geben Passagen wie die über die Studie, dass Kommunikationsunterbrechungen wie etwa durch elterliche Handynutzung zu einem statistisch bedeutenden Anstieg der Herzrate bei Kindern führt, welches als Stressreaktion zu werten ist.
Den Eltern wird vermittelt, dass sie durch die Qualität der Bindung zu ihren Kindern sehr viel, wenn nicht fast die ganze Gesundheit ihrer Kinder in der Hand haben.
Sollte bei einigen Eltern ein schlechtes Gewissen aufkommen, sei dies laut Ratay der erste Schritt zur Besserung. Der etwas kurz gehaltene Praxisteil im letzten Abschnitt verspricht Heilung durch Wiederherstellung der Verbundenheit. Ich würde mir hier mehr verbindungsstärkende Tipps für den Alltag wünschen, etwa beim Umgang mit Trotz, Wut, Schulstress oder Geschwisterstreit.
Frau Ratay schreibt laienorientiert, in einfachen Bildern, was für fachkundige Leser etwas redundant sein kann - zudem häufig in der ersten Person.
Dadurch verschwimmt die Grenze von einem Sachbuch hin zur Selbstpräsentation. Wer über diesen Stil hinwegsehen kann, entdeckt eine liebevolle Aussage dieses Buches: Verbindet euch wieder mit euren Kindern, ohne digitale Ablenkungen, aber mit viel Achtsamkeit, im Hier und Jetzt. Das Handy häufiger weglegen und den Kindern wieder bewusster in die Augen schauen. Verbundenheit durch Präsenz im Moment. Wenn dies das Lektürenresultat bei den meisten Lesern ist, ist es tatsächlich ein Gewinn für unsere Kinder.
Dr. med. Antoanela Kreuzpointner Babenhausen
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Neue Version der S3-Leitlinie „Therapie der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten“ wurde veröffentlicht.
Die neue Version der Leitlinie „Therapie der Lippen-Kiefer-Gaumenspalten“ wurde als Upgrade der 1997 erstellten S2k-Leitlinie mit dem Titel „Einseitige Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten“ angemeldet. Diese zuletzt im Juli 2010 überprüfte Leitlinie umfasst sechs Textseiten und stellt stichpunktartig wichtige Aspekte in Bezug auf Symptome, Diagnostik und Therapie der Fehlbildung dar. Sie wurde konsensbasiert im Delphi-Verfahren erstellt und enthält keine Empfehlungen, wie sie aktuell für Leitlinien üblich sind.
Die nun erstellte S3-Leitlinie schließt sowohl ein- als auch beidseitige Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen jeder Ausprägung mit ein und basiert auf einer systematischen Literaturrecherche. Inhaltlich und methodisch muss sie daher als eigenständiges Manuskript betrachtet werden.
Die Leitlinie wurde federführend von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) erstellt.
Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen (LKGF) gehören zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen weltweit. Die Therapie ist komplex und der mehrschrittige interdisziplinäre Behandlungsansatz essenziell für die vollständige Rehabilitation der Patienten.
Ziel dieser Leitlinie ist es, objektive, evidenz- und konsensbasierte Informationen für die Behandlung von Patienten mit LKGF zur Verfügung zu stellen. Durch Standardisierung der Behandlungskonzepte auf Basis des aktuellen Stands der Forschung sollen das Langzeit-Outcome und die Lebensqualität von Patienten mit LKGF verbessert werden.
Eine Zusammenfassung der Empfehlungen und Erkenntnisse in Form einer Patientenleitlinie https://register.awmf.org/assets/ guidelines/007-038p1_S3_Therapie-Lippen-Kiefer-Gaumenspalten_2025-01.pdf ist separat veröffentlicht und richtet sich insbesondere an Patienten, Familien und Eltern.
Die vollständige Leitlinie steht unter https://register.awmf.org/ de/leitlinien/detail/007-038 zum Download bereit.
Der Internationaler Stillberichtsbogen (Global Breastfeeding Scorecard) für 2024 ist da! Der von UNICEF und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte Berichtsbogen für 2024 zeigt sowohl weltweit ermutigende Entwicklungen als auch die Notwendigkeit für weitere Verbesserungen, um die Stillziele zu erreichen. Ein paar Punkte sind besonders hervorzuheben:
• Allein die Stillquoten bei Säuglingen unter sechs Monaten sind in den vergangenen zwölf Jahren weltweit um mehr als 10 Prozentpunkte gestiegen.
• In den Ländern Afrikas, Asiens, Europas und Ozeaniens wurden deutliche Fortschritte erzielt.
• Es gibt neue Gesetze und Länderprogramme in Osttimor, China, Nigeria, Somalia und Uganda, die für mehr Schutz und mehr Unterstützung des Stillens sorgen.
Beim Global Breastfeeding Collective, auf dessen Webseite der Berichtsbogen veröffentlicht wird, handelt es sich um eine Gruppe führender internationaler Einrichtungen, zu denen auch IBLCE® gehört, die sich für Investitionen in das Stillen einsetzen, politischen Entscheidungstragenden und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bei der Umsetzung von Lösungen helfen und staatliche Unterstützung ermöglichen, um höhere Quoten bei gestillten Kindern, stillenden Familien und stillfreundlichen Ländern zu erzielen.
Den Internationalen Stillberichtsbogen können Sie über folgenden Link aufrufen: https://knowledge.unicef.org/child-nutrition-and-development/ resource/global-breastfeeding-scorecard-2024
Wichtige Neuerungen: Beschlüsse der IBCLC-Kommission
Die Aktualisierte vorläufige Richtlinie über den Einsatz von Technik zur Erfüllung der Anforderungen des klinischen Praktikums für Qualifikationspfad 1, 2 und 3 wurde bis zum 30. September 2026 verlängert
Die IBCLC-Kommission verlängerte kürzlich die Aktualisierte vorläufige Richtlinie über den Einsatz von Technik zur Erfüllung der Anforderungen des klinischen Praktikums für Qualifikationspfad 1, 2 und 3 bis zum 30. September 2026.
Mit Wirkung vom 1. Januar 2026 hat die IBCLC-Kommission eine Änderung des Leitfadens für individuelle CERPs aufgrund der Empfehlungen der IBCLC-Zertifizierungskommission bewilligt. Die Kommission gab diese Empfehlungen nach Prüfung der Anfragen von IBCLCs heraus, die ihr medizinisches Fachwissen stillenden Familien in leider allzu häufig auftretenden Naturkatastrophen ehrenamtlich zur Verfügung stellen.
Diese Aktualisierung ermöglicht die Vergabe von CERPs an IBCLCs, die ihr medizinisches Fachwissen stillenden Familien in örtlichen, regionalen, nationalen oder internationalen Notsituationen ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Diese Entscheidung spiegelt die Anerkennung wider, welche die Kommission der lebenswichtigen Rolle von IBCLCs bei der Förderung der weltweiten öffentlichen Gesundheit auch in Notfall-Szenarios zollt.
Weitere Informationen über diese Neuerungen finden Sie auf der IBLCE-Webseite.
Gestationsdiabetes, das Metabolom in der Muttermilch und Wachstum sowie Adipositas
des Säuglings
(Gestational Diabetes, the Human Milk Metabolome, and Infant Growth and Adiposity)
Nagel EM, Peña A, Dreyfuss JM, Lock EF, Johnson KE, Lu C, Fields DA, Demerath EW, Isganaitis E.
Bedeutung: Ein Gestationsdiabetes (GD) ist für die Schwangere und das Kind mit Gesundheitsrisiken verbunden. Die Auswirkungen von GD auf die Zusammensetzung der Muttermilch sind weitgehend unbekannt.
Zielsetzung: Es sollten Zusammenhänge zwischen Schwangerschaftsdiabetes, dem Metabolom der Muttermilch und dem Wachstum sowie der Körperzusammensetzung des Säuglings ermittelt werden.
Design, Setting und Teilnehmer: Es handelt sich um eine Kohortenstudie unter Verwendung von Daten aus den Studien „Mothers and Infants Linked for Healthy Growth“ und „Maternal Milk, Metabolism, and the Microbiome“ der University of Oklahoma und der University of Minnesota, Zwei große prospektive US-Kohorten mit einem hohen Anteil an ausschließlichem Stillen. Die Teilnehmer waren Mutter-Kind-Dyaden, die zwischen Oktober 2014 und August 2019 rekrutiert wurden und planten, drei oder mehr Monate lang ausschließlich zu stillen. Die Daten wurden von Juli 2022 bis August 2024 ausgewertet.
Exposition: GD wurde durch einen oralen Glukosetoleranztest diagnostiziert.
Hauptergebnisse und -vorgehensweisen: Das Metabolom der Milch wurde mittels ungezielter Flüssigchromatographie-Gaschromatographie-Massenspektrometrie einen Monat nach der Geburt untersucht. Das Wachstum des Säuglings (Gewicht für Länge Z-Score, Länge für Alter Z-Score und schnelle Gewichtszunahme) sowie die Körperzusammensetzung (prozentualer Körperfettanteil und fettfreier Massenindex) wurden im Zeitraum von 0 bis 6 Monaten bewertet. Mittels linearer Regressionsanalysen wurden Zusammenhänge zwischen GD und Milchmetaboliten untersucht, wobei Kovariaten und mögliche Störfaktoren berücksichtigt wurden.
Ergebnisse: Von den 348 Dyaden (53 mit GD) waren 27 (51 %) der GD-exponierten Säuglinge weiblich und 157 (53 %) der nicht exponierten Säuglinge männlich. 10 (19 %) waren Asiaten, 2 (4 %) waren schwarz oder Afroamerikaner und 37 (70 %) waren weiß. Das Durchschnittsalter (SD) war in der GD-Gruppe höher (mit GD: 34,0 [4,3] Jahre; ohne GD: 30,7 [4,1] Jahre). In angepassten Modellen war GD mit unterschiedlichen Spiegeln von neun der 458 getesteten Metaboliten verbunden (FDR < 0,05): Drei waren bei Frauen mit GD höher (2-Hydroxybuttersäure, 3-Methylphenylessigsäure und Pregnanolonsulfat) und sechs niedriger (4-Kresylsulfat, Kresol, Glycin, P-Kresolsulfat, Phenylessigsäure und Stearoylcarnitin). Phenylessigsäure war mit dem Alters-ZScore assoziiert (ß = 0,27; SE = 0,13; 95 % CI = 0,02 bis 0,16).
2-Hydroxybutrysäure war mit dem prozentualen Körperfettanteil assoziiert (ß = -1,50; SE = 0,66; 95 % CI = -2,79 bis -4,82) und Stearoylcarnitin mit einer größeren Wahrscheinlichkeit einer schnellen Gewichtszunahme (Odds Ratio = 1,66; 95 % CI = 1,23 bis 2,25). GD war mit größeren Z-Scores für altersbezogene Parameter verbunden (ß = 0,48; SE = 0,22; 95 % CI = 0,04 bis 0,91).
Schlussfolgerungen und Relevanz: In dieser Kohortenbeobachtungsstudie wurde GD mit veränderten Konzentrationen mehrerer Humanmilch-Metaboliten in Verbindung gebracht. Die Zusammenhänge zwischen diesen Metaboliten und dem Wachstum der Säuglinge lassen vermuten, dass Unterschiede in der Zusammensetzung der Milch von Müttern mit GD das Wachstum und die Körperzusammensetzung ihrer Säuglinge positiv beeinflussen könnten.
JAMA Netw Open. 2024 Dec 2;7(12):e2450467. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.50467.
PMID: 39666338; PMCID: PMC11638796.
Elternzeit für Väter und Stillen von Säuglingen in einer repräsentativen Stichprobe von Vätern in Georgia, USA
(Fathers' work leave and infant breastfeeding in a state-representative sample of fathers in Georgia, United States)
Parker JJ, Simon CD, Garfield CF.
Hintergrund: Stillen bietet zahlreiche Vorteile für Mutter und Kind, allerdings sind die Stillraten suboptimal. Zwar wurde die Inanspruchnahme von Elternzeit mit höheren Stillraten in Verbindung gebracht, jedoch gab es bisher nur wenige Studien, die sich mit der Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter befassten. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen dem Arbeitsurlaub von Vätern und dem Stillen von Säuglingen bei einer repräsentativen Stichprobe von Vätern aus Georgia (USA) zu untersuchen.
Methoden: In dieser Querschnittsstudie wurden Daten aus einer neuen Pilotstudie zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit, dem Pregnancy Risk Assessment Monitoring System (PRAMS) für Väter, verwendet. Wir untersuchten den Zusammenhang zwischen Urlaub (bezahlter Urlaub [ja/nein] und Urlaubsdauer [≥ 2 Wochen oder < 2 Wochen]) und 1) Stillbeginn sowie 2) Stillen nach acht Wochen unter Anwendung einer multivariablen logistischen Regression, die für väterliche, mütterliche und kindliche Merkmale angepasst wurde.
Ergebnisse: Von den 240 erwerbstätigen Vätern (92,3 %) gaben 172 (73,4 %) an, nach der Geburt ihres Kindes bezahlten oder unbezahlten Urlaub genommen zu haben. Von den Vätern, die Urlaub nahmen, betrug die durchschnittliche Urlaubsdauer zwei Wochen. Weiße Väter nahmen zu einem höheren Prozentsatz bezahlten Urlaub in Anspruch als Angehörige anderer ethnischer Gruppen (p < 0,001). Väter, die bezahlten Urlaub nahmen, gaben mit größerer Wahrscheinlichkeit an, mindestens zwei Wochen Urlaub zu nehmen (p < 0,001). In den bereinigten Modellen berichteten Väter, die mindestens zwei Wochen Urlaub genommen
hatten, über eine höhere Stillrate nach acht Wochen (79,3 % vs. 60,5 %; aPR = 1,31; 95 % CI = 1,09–1,57) als diejenigen, die weniger als zwei Wochen Urlaub genommen hatten. Ein Zusammenhang zwischen dem Stillen nach acht Wochen und bezahlten Urlaub konnte nicht festgestellt werden (aPR = 1,06; 95 % CI, 0,85–1,33).
Schlussfolgerungen: Diese Studie ergänzt die zunehmende Evidenz, die einen Zusammenhang zwischen der Beurlaubung von Vätern und Vorteilen für die Familie, insbesondere einer längeren Stilldauer, herstellt. Dies hat wichtige arbeitsplatz- und gesundheitspolitische Implikationen für die Nutzung und Verfügbarkeit von Elternurlaub für Väter.
BMC Public Health. 2025 Feb 24;25(1):767. doi: 10.1186/s12889-025-22013-x. PMID: 39994605; PMCID: PMC11854318.
Erfahrungen stillender Mütter von Säuglingen mit Ankyloglossie:
Eine qualitative Studie
(Experiences of Breastfeeding Mothers of Infants With Ankyloglossia: A Qualitative Study)
López-Segura G, Alarcón-Rodríguez R, Romero-del Rey R, Murillo-de las Heras M del M, Requena-Mullor M, García-González J.
Hintergrund: Eine Ankyloglossie (eingeschränkte Zungenbeweglichkeit) aufgrund eines restriktiven sublingualen Frenulums kann das Stillen erschweren. In der Regel wird zur Behandlung eine Frenotomie durchgeführt, bei der das einschränkende Gewebe parallel zur Zunge durchtrennt wird.
Forschungsziel: Beschreibung der Erfahrungen stillender Mütter mit von Ankyloglossie betroffenen Kindern vor einer Behandlung der Auffälligkeit.
Methode: Es handelte sich um eine qualitative, beschreibende Studie. Die 20 Teilnehmerinnen wurden durch gezielte Stichproben rekrutiert. Die Daten wurden durch individualisierte, halbstrukturierte Interviews erhoben. Die Interviews wurden aufgezeichnet und wortwörtlich transkribiert. Anschließend wurden die Daten mithilfe der ATLAS.ti-Computersoftware thematisch analysiert.
Ergebnisse: Es wurden vier Schwerpunktthemen herausgearbeitet: (1) Stillen: Ein idyllischer und intuitiver Prozess, (2) Wenn die Idylle problematisch wird, (3) Suche nach einer Lösung und (4) Empfehlungen auf der Grundlage von Erfahrungen. Während der Schwangerschaft empfanden die Teilnehmerinnen das Stillen als idealisierten Prozess. Nach der Entbindung beschrieben sie jedoch körperliche und emotionale Schwierigkeiten, die sie auf eine Ankyloglossie zurückführten. Obwohl die Betreuung durch die Hebammen im Krankenhaus als zufriedenstellend empfunden wurde, wurden Mängel beschrieben, darunter die fehlende
Stillschulung des medizinischen Personals und das Fehlen von spezialisierten Physiotherapeuten.
Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt die Schwierigkeiten, mit denen stillende Mütter von Kindern mit Ankyloglossie vor der Behandlung konfrontiert sind, und unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes. Trotz der Zufriedenheit mit der Hebammenbetreuung wurden Mängel im Krankenhausbetrieb beschrieben.
Journal of Human Lactation. 2025;41(2):196-206. doi:10.1177/08903344251319299
Evaluierung der Stillförderung in Entbindungskliniken basierend auf spezifizierten internationalen Empfehlungen – Erfahrungen aus Deutschland
(Assessment of Breastfeeding Promotion in Maternity Hospitals Based on Specified International Recommendations—Experiences From Germany)
Blendermann M, Hockamp N, Sievers E, Lücke T, Kersting M.
Hintergrund: Das Personal von Entbindungskliniken spielt eine wesentliche Rolle für den Stillbeginn. In dieser Studie wurden spezifische Aspekte der Stillförderung in deutschen Krankenhäusern anhand der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) untersucht.
Ziel: Identifizierung von Strukturen und Maßnehmen in Kliniken, die mit den Empfehlungen übereinstimmen, sowie von solchen, die noch verbessert werden müssen.
Methode: Es wurde eine Querschnittserhebung in 109 deutschen Krankenhäusern durchgeführt und deskriptiv analysiert. Mithilfe eines webbasierten Fragebogens wurden die strukturellen Bedingungen und der übliche Umgang mit der Stillunterstützung untersucht. Empfehlungen wurden anhand von Unterkriterien ausgearbeitet.
Ergebnisse: Die Umsetzung der Unterkriterien reichte von weniger als 25 % bis zu mehr als 90 %. Die Krankenhäuser verfügten eher über eine Stillstrategie (85,3 %, n = 93) als über eine Stillkoordinatorin (73,4 %, n = 80). Unmittelbarer Haut-zu-Haut-Kontakt nach der Geburt und ein früher Stillbeginn wurden häufiger nach einer vaginalen Entbindung (89,9 %, n = 98 bzw. 71,6 %, n = 78) als nach einem Kaiserschnitt (45,9 %, n = 50 bzw. 54,1 %, n = 59) umgesetzt. Die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr war in der Regel auf eine medizinische Indikation beschränkt (70,6 %, n = 77). Die Entscheidung für die Gabe von Säuglingsnahrung wurde jedoch selten allein vom Krankenhauspersonal getroffen (27,5 %, n = 30). Große Krankenhäuser (> 1.000 Geburten pro Jahr) verfügten häufiger über eine schriftliche Stillrichtlinie und eine Stillkoordinatorin als kleinere Krankenhäuser (p < 0,01, exakter Test nach Fisher).
Schlussfolgerung: Die Verwendung der Unterkriterien der WHOEmpfehlungen half dabei, kritische Bereiche der Stillförderung in Krankenhäusern zu identifizieren, und lieferte konkrete Ansatzpunkte für gezielte Interventionen. Dieser differenzierte Ansatz könnte sich für zukünftige Analysen der Stillförderung als vielversprechend erweisen.
Journal of Human Lactation. 2025;41(2):220-230. doi:10.1177/08903344251318275
Stilldauer und kindliche Entwicklung
(Breastfeeding Duration and Child Development)
Goldshtein I, Sadaka Y, Amit G, Kasir N, Bourgeron T, Warrier V, Akiva P, Avgil Tsadok M, Zimmerman DR.
Bedeutung: Potenziell veränderbarer Faktoren zu erkennen und korrigieren, die mit einer gesunden Entwicklung verbunden sind, ist der Schlüssel zur Optimierung des Potenzials eines Kindes. Bei der Untersuchung der Daten zur kindlichen Entwicklung ist es wichtig, Ungleichheiten in der Ernährungsweise zu berücksichtigen und Verzerrungen zu vermeiden.
Ziel: Einschätzung des unabhängigen Zusammenhangs zwischen Stillen und dem Erreichen von Entwicklungsmeilensteinen oder dem Auftreten von neurologischen Entwicklungsstörungen.
Design, Setting und Teilnehmer: Für diese retrospektive Kohortenstudie wurden Daten aus einem nationalen Netzwerk zur routinemäßigen Überwachung der kindlichen Entwicklung in Israel verwendet. Dieses Netzwerk ist mit den finanziellen Ansprüchen der nationalen Sozialversicherung für neurologische Entwicklungsstörungen verknüpft. Die Teilnehmer waren Kinder, die zwischen Januar 2014 und Dezember 2020 nach einer Schwangerschaftsdauer von mindestens 35 Wochen ohne schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen geboren wurden und bei denen mindestens eine Nachuntersuchung im Alter von zwei bis drei Jahren durchgeführt wurde. Die Ergebnisdaten wurden im März 2023 erhoben.
Expositionen: Dauer und Ausschließlichkeit des Stillens im Säuglingsalter.
Hauptergebnisse und Vorgehensweise: Die primären Ergebnisse waren Verzögerungen bei der Erreichung von Entwicklungsmeilensteinen sowie die Diagnose vordefinierter neurologischer Entwicklungsstörungen. Mithilfe multivariabler Regressions-, Matching- und familieninterner Analysen wurden bereinigte Odds Ratios (AORs) geschätzt, wobei potenzielle Störfaktoren in Bezug auf das Kind (Schwangerschaftsalter, Geburtsgewicht, Mehrfachschwangerschaft und Reihenfolge der Kinder in der Familie) sowie auf die Mutter (Alter, sozioökonomischer Status, Bildungsniveau, Familienstand, Beschäftigung, Nationalität und postpartale Depression) berücksichtigt wurden.
Ergebnisse: Von den 570.532 Kindern (291.953 [51,2 %] davon männlich) waren 20.642 (3,6 %) Frühgeburten und 38.499 (6,7 %) klein für das Gestationsalter. 297.571 (52,1 %) wurden mindestens sechs Monate lang gestillt, davon 123.984 (41,7 %)
ausschließlich. Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt wurden, wiesen im Vergleich zu Kindern, die weniger als sechs Monate lang gestillt wurden, weniger Verzögerungen beim Erreichen sprachlicher, sozialer oder motorischer Entwicklungsmeilensteine auf (AOR 0,73 [95 % CI 0,71–0,76] für ausschließliches Stillen bzw. AOR 0,86 [95 % CI 0,83–0,88] für nicht ausschließliches Stillen). Unter 37.704 Geschwisterpaaren hatten Kinder, die mindestens sechs Monate lang gestillt wurden, eine geringere Wahrscheinlichkeit, Verzögerungen bei der Erreichung von Meilensteinen aufzuweisen (OR 0,91 [95 % CI 0,86–0,97]) oder mit neurologischen Entwicklungsstörungen diagnostiziert zu werden (OR 0,73 [95 % CI 0,66–0,82]), als ihre Geschwister, die weniger als sechs Monate gestillt wurden oder gar nicht gestillt wurden.
Schlussfolgerungen und Bedeutung: In dieser Kohortenstudie war ausschließliches oder längeres Stillen mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Entwicklungsverzögerungen sowie von sprachlichen, sozialen und neurologischen Entwicklungsstörungen verbunden. Diese Ergebnisse können Eltern, Betreuungspersonen sowie Initiativen des öffentlichen Gesundheitswesens dabei unterstützen, die frühkindliche Entwicklung zu fördern.
JAMA Netw Open. 2025 Mar 3;8(3):e251540. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.1540.
PMID: 40126480; PMCID: PMC11933992.
Die
Rolle von Silberhütchen bei der
Behandlung
von verletzten Brustwarzen: Eine nicht randomisierte, vergleichende Studie
(Role of Silver Nipple Protectors in Treating Nipple Trauma: A Non-Randomized Comparative Trial)
Nakamura M, Sugimori H, Asaka Y, Ebina Y.
Hintergrund: Stillen ist für die Gesundheit des Säuglings von entscheidender Bedeutung. Verletzungen der Brustwarzen sind jedoch nach wie vor ein häufiges Problem. Insbesondere können Brustwarzenverletzungen zu Mastitis und psychischen Problemen bei den Müttern führen. Es wurden Silberhütchen vorgeschlagen, um dieses Problem zu lindern, aber es sind noch detaillierte Untersuchungen erforderlich.
Forschungsziel: Diese Studie zielt darauf ab, die Wirksamkeit von Silberhütchen bei der Behandlung von verletzten Brustwarzen bei japanischen Frauen zu klären.
Methoden: In einer nicht randomisierten Vergleichsstudie wurden 47 Teilnehmerinnen (94 Brustwarzen), die Silberhütchen verwendeten, mit einer Kontrollgruppe von 50 Teilnehmerinnen (100 Brustwarzen) aus anamnetisch erhobenen Daten verglichen. Bewertet wurden unter anderem chronologische Veränderungen des Zustands der Brustwarzen, das Ausmaß der Brustwarzenschmerzen und die Sicherheit der Behandlungsmethode. Die Datenerhebung erstreckte sich von 2023 bis 2024.
Ergebnisse: In der Gruppe, die Silberhütchen verwendete, traten weniger schwere Brustwarzenverletzungen auf und es zeigten
sich größere Fortschritte im Heilungsmuster. Viele dieser Muster beinhalteten einen Übergang von einem leichten Erythem oder einer Schwellung zu einem heilenden Zustand. Insbesondere war das Ausmaß der Schmerzen an der Brustwarze am vierten postpartalen Tag deutlich geringer. Es wurden keine Sicherheitsprobleme bei der Verwendung von Silberhütchen festgestellt.
Schlussfolgerung: Diese Studie legt nahe, dass Silberhütchen das Auftreten schwerer Brustwarzentraumata verhindern können und für japanische Frauen sicher in der Anwendung und wohltuend sind. Zukünftige Forschungen sollten sich auf den Mechanismus der Silberhütchen, ihre langfristigen Auswirkungen, regionale Unterschiede, praktische Herausforderungen bei der Anwendung sowie Vergleiche mit anderen gängigen Behandlungen konzentrieren.
Journal of Human Lactation. 2025;0(0). doi:10.1177/08903344251342564
Vergleich von pränatalem und postnatalem Kolostrum bei Frauen mit und ohne Typ-1-Diabetes
(Comparison Between Antenatal and Postnatal Colostrum From Women With and Without Type 1 Diabetes)
Goldberg A, Pettersson H, Ekéus C, Ursing C, Wiberg-Itzel E, Tingström J.
Hintergrund: Zur Vorbeugung einer neonatalen Hypoglykämie wird Neugeborenen von Frauen mit Typ-1-Diabetes Zusatznahrung, Kolostrum oder in einigen Ländern auch kommerzielle Milchnahrung verabreicht. Bislang haben sich nur wenige Studien mit der Zusammensetzung des Kolostrums von Frauen mit Typ-1-Diabetes befasst.
Forschungsziele: In dieser Studie wurde der Gehalt an Makronährstoffen im während der Schwangerschaft und in der frühen postpartalen Phase gesammelten Kolostrum untersucht, um die Zusammensetzung des Kolostrums bei Frauen mit und ohne Typ1-Diabetes zu vergleichen.
Methode: In dieser Kohortenstudie sammelten wir das Kolostrum von 20 Frauen – 10 mit und 10 ohne Typ-1-Diabetes – zu zehn verschiedenen Zeitpunkten in den Schwangerschaftswochen 36–40 sowie an den Tagen 1–5 nach der Geburt. Wir haben die Gehalte an Kohlenhydraten, Eiweißen, Fetten und Kilokalorien im Kolostrum mit einem Humanmilch-Analysegerät bestimmt und die Daten mithilfe linearer gemischter Modelle analysiert. In einer Folgeanalyse verglichen wir den Gehalt des Kolostrums ab dem ersten Tag mit den auf handelsüblicher Milchnahrung angegebenen Nährwerten unter Verwendung eines Einstichproben-t-Tests.
Ergebnisse: Es gab keine signifikanten Unterschiede bei den Kohlenhydraten (6,6 g/100 ml; 95 % CI [6,3; 6,9] vs. 6,7 g/100 ml; 95 % CI [6,4; 7,0], p = 0,29) oder den Kilokalorien (71,1 kcal/100 ml; 95 % CI [62,9; 79,3] vs. 85). 3 kcal/100 ml; 95 % CI [77,2–93,3], p = 0,21) und Fett (2,7 g/100 ml; 95 % CI [1,8–3,6]
vs. 2,3 g/100 ml; 95 % CI [1,4–3,2], p = 0,55) im Kolostrum von Frauen mit und ohne Typ-1-Diabetes. Das vorgeburtliche Protein unterschied sich jedoch zu allen untersuchten Zeitpunkten (p = 0,01). Die Makronährstoffe des Kolostrums am ersten Tag unterschieden sich von denen der handelsüblichen Milchnahrung sowie von allem an anderen Zeitpunkten gewonnenen Kolostrum mit Ausnahme der 38. Schwangerschaftswoche.
Schlussfolgerung: Unsere Studie gibt Aufschluss über die Makronährstoffe des pränatalen und postnatalen Kolostrums bei Frauen mit und ohne Typ-1-Diabetes. Um die Auswirkungen einer zusätzlichen Fütterung mit pränatalem oder postnatalem Kolostrum oder kommerzieller Milchnahrung auf neonatale Hypoglykämien zu verstehen, sind weitere Studien erforderlich.
Journal of Human Lactation. 2025;41(2):254-262. doi:10.1177/08903344251318285
Stillen und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit von Säuglingen und Kindern
(Breastfeeding and Health Outcomes for Infants and Children)
Patnode CD, Henrikson NB, Webber EM, et al.
Ziele: Es soll die Evidenz über den Zusammenhang zwischen Stillen und den gesundheitlichen Folgen für Säuglinge und Kinder überprüft werden, einschließlich des Ausmaßes, in dem diese Zusammenhänge je nach Intensität, Dauer, Art und Art des Muttermilchkonsums variieren. In dieser Übersicht bezieht sich „Stillen” auf das Füttern von Muttermilch, sei es direkt von der Brust oder auf andere Weise, und schließt pasteurisierte Spendermilch mit ein.
Datenquellen: Es wurde eine systematische Literatursuche in MEDLINE, Embase und CINAHL nach englischsprachigen Artikeln durchgeführt, die zwischen 2006 und dem 14. August 2024 veröffentlicht wurden. Zusätzlich haben wir Studien aus Referenzlisten und von Fachleuten identifiziert.
Überprüfungsmethoden: Um die für diesen Review relevanten Ergebnisse zu ermitteln, haben wir mit unserem Sponsor und einem Gremium von Fachexperten zusammengearbeitet. Die Evidenz für mehr als 20 dieser Ergebnisse wurden zusammengefasst, darunter Ergebnisse in Bezug auf Infektionskrankheiten, Asthma und allergische Erkrankungen, Mundgesundheit, autoimmunologische Magen-Darm-Erkrankungen, endokrine Erkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs im Kindesalter, kognitive Entwicklung und Säuglingssterblichkeit. Bei allen Ergebnissen stützten wir uns auf bestehende systematische Übersichten (ESRs) und suchten zusätzlich nach neueren Primärstudien seit dem Suchdatum der jüngsten und relevantesten ESR. Die Studien wurden auf ihre Eignung und Qualität geprüft und die Daten zu Studiendesign, Demografie, Stillexposition und Bezugspersonen sowie zu den Ergebnissen zusammengefasst. Die Evidenz wurde nach Ergebnis zusammengefasst, indem die Ergebnisse der ESRs neben denen der neueren Primärstudien zusammengefasst wurden. Aufgrund der Kombination von ESR- und Primärstudien sowie der Heterogenität der Expositionen und Ergebnisse wurden
Wissenschaft
keine Meta-Analysen durchgeführt. Stattdessen wurden Abbildungen erstellt, um die Punktschätzungen zwischen den Studien visuell darzustellen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 29 ESRs und 145 Primärstudien eingeschlossen. Die Anzahl der Studien, die für jedes Ergebnis eingeschlossen wurden, variierte von vier Studien, die den Zusammenhang zwischen Stillen und Typ-2-Diabetes untersuchten, bis zu mehr als 180 Studien, die über den Zusammenhang zwischen Stillen und Adipositas berichteten. Aufgrund der begrenzten Evidenzbasis und bestehender Bedenken hinsichtlich der Heterogenität der Studiendesigns sowie der Konsistenz und Präzision der Ergebnisse stuften wir die Stärke der Evidenz für die meisten Ergebnisse als „gering“ oder „mäßig“ ein. Ein Zusammenhang, der auf ein reduziertes Risiko durch „mehr“ gegenüber „weniger“ Stillen hindeutet, war am deutlichsten bei Otitis media, Asthma, Adipositas im Kindesalter und Leukämie im Kindesalter erkennbar. Eine schützende Assoziation des Stillens wurde auch bei schweren Atemwegs- und Magen-Darm-Infektionen bei jüngeren Kindern, allergischer Rhinitis, Zahnfehlstellungen, entzündlichen Darmerkrankungen, Typ-1-Diabetes, schneller Gewichtszunahme und schnellem Wachstum, systolischem Blutdruck und Säuglingssterblichkeit, einschließlich des plötzlichen unerwarteten Säuglingstods, festgestellt, wenngleich wir den Ergebnissen in diesen Fällen weniger Vertrauen entgegenbringen. In Bezug auf atopischer Dermatitis, Zöliakie und kognitive Fähigkeiten konnte kein offensichtlicher Zusammenhang festgestellt werden. Ein Zusammenhang, der auf ein erhöhtes Risiko für Zahnkaries hinweist, wurde hingegen beim Stillen von 12 Monaten oder länger festgestellt. Es gab keine ausreichenden Belege für einen Zusammenhang mit Nahrungsmittelallergien oder Typ-2-Diabetes. Ebenso lagen keine Daten zur CoronavirusErkrankung 2019 (Covid-19) oder zu kardiovaskulären Erkrankungen (CVD) vor. Zwar gab es für fast alle Endpunkte Belege für jegliches Stillen (im Vergleich zu nie gestillt), ausschließliches Stillen (im Vergleich zu nicht ausschließlich oder gar nicht gestillt) und eine längere Stilldauer (im Vergleich zu einer kürzeren Stilldauer oder gar keinem Stillen), aber die in den ESRs und der primären Evidenz berichteten Expositionsvergleiche und Kategorisierungen machten es äußerst schwierig, die Nuancen dieser Beziehungen zu untersuchen. Es gab keinen eindeutigen „Schwellenwert“ für das Stillen, der sich als besonders vorteilhaft für ein Ergebnis erwies. Darüber hinaus gab es nur wenige Daten darüber, wie sich die Zusammenhänge je nach Art des Stillens oder der Herkunft der Muttermilch unterscheiden.
Schlussfolgerung: Obwohl die Datenlage Einschränkungen aufweist, die eine hohe Sicherheit der Ergebnisse ausschließen, wird Stillen mit positiven Effekten für verschiedene gesundheitliche Aspekte bei Säuglingen- und Kindern in Verbindung gebracht. Um die nationalen Leitlinien und Initiativen weiter zu unterstützen, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, die sich mit den Beschränkungen der vorhandenen Studien befassen.
Breastfeeding and Health Outcomes for Infants and Children [Internet]. Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2025 Mar. Available from:
Intranasales Oxytocin erhöht die Oxytocin-Konzentration in der Muttermilch, bei depressiven Müttern ist die Wirkung jedoch geringer: Eine randomisierte, kontrollierte Studie.
(Intranasal oxytocin increases breast milk oxytocin, but has a reduced effect in depressed mothers: A randomized controlled trial)
Lindley Baron-Cohen K, Fearon P, Feldman R, Hardiman P, Zagoory-Sharon O, Meins E, Fonagy P.
Hintergrund: Oxytocin (OT) spielt eine zentrale Rolle bei der Stressregulierung, der Mutter-Kind-Bindung und dem Stillen – allesamt Bereiche, die durch postnatale Depressionen (PND) beeinträchtigt werden können. In einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie haben wir die endogenen OT-Konzentrationen in der Muttermilch von frischgebackenen Müttern vor und nach der Verabreichung von exogenem OT im Vergleich zu einem Placebo-Nasenspray untersucht.
Methode: An der Studie nahmen 62 Mütter im Alter von 23 bis 42 Jahren und ihre Säuglinge im Alter von drei bis neun Monaten teil. Jede Mutter unterzog sich einem Screening auf PND-Symptome mithilfe der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS). 26 Mütter erreichten einen Wert oberhalb des Cut-off-Punktes (≥ 9) auf der EPDS, 36 Mütter einen Wert darunter. Die während des Stillens entnommenen Muttermilchproben wurden auf ihren OT-Gehalt untersucht.
Ergebnisse: Der Ausgangswert der endogenen OT-Konzentration in der Muttermilch stand nicht im Zusammenhang mit der Stimmung der Mutter. Die Verabreichung von exogenem OT führte zu einem signifikanten Anstieg der OT-Konzentration in der Muttermilch, die Wirkung war jedoch bei Müttern mit PND-Symptomen geringer als bei Kontrollmüttern.
Schlussfolgerungen: Zukünftige Studien sollten untersuchen, ob die OT der Muttermilch einen schützenden Effekt gegen die Entwicklungsnachteile durch die mütterliche PND bei Kindern hat. Die aktuellen Ergebnisse deuten auf eine mögliche Störung der Interaktion zwischen den zentralen und peripheren OT-Leitbahnen während des Stillens bei Müttern mit PND-Symptomen hin. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die potenziellen biologischen Mechanismen, die an der Übertragung psychischer Schwachstellen von der Mutter auf das Kind beteiligt sind.
Schlüsselwörter: Breast milk; Mood; Oxytocin; Postnatal depression
Spannende Vorträge - in Deutsch und Französischmit Simultanübersetzung
• Erhalten der Oralität bei hospitalisierten Neugeborenen mit Julie Champenois
• Sucht und Mutterschaft mit Michaela Canevascini
• Stillen und Smartphone, Entwicklung des Kindes mit Prof. Dr. Agnes von Wyl
• Substanzen und Medikamente, Übergang in die Muttermilch mit Andrea Burch
• Und viele mehr...
Informationen und Anmeldung:
Termine
BSS Fortbildungen
12. und 13. September 2025
BSS Stillkongress
Olten | Hotel Arte
Spannende Vorträge - in Deutsch und Französisch - mit Simultanübersetzung zu folgenden Themen
• Kindliches Immunsystem - Maternelle Mikrobiome und das Stillen
• Psychopharmaka & Cannabis –klinisches Wissen für die Beratung im Alltag
• Analgesie peri- und postpartal –neues Wissen, neue Standards
• Bindungsaufbau und Stillen postpartum
• Smartphone-Nutzung durch die Eltern und die Auswirkung auf die Entwicklung des Säuglings
• WHO-Kodex, Social Media und Ich
• Neugeborene im Spital: Prävention von oralen Störungen und Schutz des Stillens
• Wie wirken sich Störungen des Hormonsystems auf das Stillen aus?
• Stimmen von Müttern mit Suchterkrankung: Stigmatisierung, Herausforderungen und Empfehlungen
• Wie das Tragen das Stillen unterstützen kann
• Von der Theorie zur Praxis - Neues aus der Forschung
• Wachstumsverzögerung: Wenn die Stillberaterin nicht mehr weiterkommt
• Primary Results einer umfassenden Stillstudie
Gelegenheit zum fachlichen Austausch und Networking bis zu 12,25 CERPs
Weitere Informationen: www.stillen.ch/stillkongress/stillkongress Änderungen vorbehalten
03. Oktober 2025 Nährende Nähe –wenn das Stillen nicht reicht
Barbara Walcher
• Einführung in die Emotionelle Erste Hilfe
• Mythen, Ideologien und Erwartungen rund um das Stillen
• Stillschwierigkeiten - mögliche Ursachen und Auswirkungen auf das mütterliche Erleben
• Differenzierung zwischen kindlichen Hungerzeichen und kompensatorischen Verhaltensmustern
• Erarbeiten und erstes Kennenlernen von einzelnen EEH-Tools im Kontext Stillen: insbesondere Auseinandersetzung mit wertschätzender, emphatischer Gesprächsführung, bindungsfördernde Körperwahrnehmung und Babybeobachtung
• Erarbeiten von Fallbeispielen aus der Praxis
Webinar
Vormittagseinheit: 09.00 - 12.30 Uhr mit einer Pause von 10.45 - 11.15 Uhr
Nachmittagseinheit: 14.00 - 17.00 Uhr, mit einer Pause von 15.30 - 16.00 Uhr
04. November 2025
Stillen und Begleitung von Regenbogenfamilien
Liesel Burisch
• Wheel of Power/Privelige – Rad der Macht / Privilegien
• Die Grenzen von LGTBIQAS + als Beschreibung: Unterschiede bei Geschlecht, Identität, Sexueller Orientierung. Romantische Orientierung (Grenzen von und wie man Vorlieben anspricht und darüber spricht)
• Körperdysmorphie, Einwilligungstraining und Check-in
• Vorbereitung wie auch best practice während und nach dem Stillen für alle Beteiligten
• Überlegungen: Erhöhte Kosten, Fort pflanzungswege, Körperbilder, Familienstrukturen, rechtliche Elemente der Familie
• Pronomen – Formalisieren des Durcheinanders
Webinar von 14:00 – 16.00 Uhr
Info und Anmeldung:
Die Anmeldung läuft über das Tool "e-log". Sie ist auch für Nicht-Aktivmitglieder des BSS und Fachpersonen aus
Die Webinare werden über das Tool „zoom“ durchgeführt. Sie benötigen keinen eigenen Zoom-Account. Für die Teilnahme wird der Einladungslink in der Woche des Webinars via Mail zugestellt (immer Spamordner prüfen).
Sie benötigen eine stabile Internetverbindung, einen PC, Laptop, Tablet oder Mobiltelefon mit integrierter Kamera, Mikrofon und Lautsprecher.
dem nahen Ausland kostenlos und benötigt nur wenige Schritte: Auf der Website https://e-log.ch/ beim Registrieren „Keine Mitgliedschaft“ wählen und die „Lightversion“ nutzen.
Das Fortbildungsprogramm wird auf der Homepage des BSS laufend aktualisiert: www.stillen.ch
Daten von regionalen Veranstaltungen nehmen wir gerne in den Terminkalender auf!
Bitte senden Sie die Angaben an redaktion@stillen.ch
Weitere Fortbildungen
Fachtagungen der Stillförderung Schweiz
05. September2024
Zürich - Stillen unterstützenfür eine nachhaltige Welt
Universitätsspital Zürich USZ, Hörsaal Nord 1
Stillen bringt nicht nur gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind, es verkleinert auch den ökologischen Fußabdruck. Wie kann Stillen gesellschaftlich gestärkt und sichtbar gemacht werden? Was sind ökonomische Argumente dafür? Und welche Rolle spielen digitale Technologien wie Apps?
Ospedale Regionale di Bellinzona e Valli / Auditorium (stabile F - primo piano)
Allattare è molto più che nutrire, è un dialogo profondo tra madre e bambino, un
gesto antico che intreccia biologia, relazione e cultura.
Questo simposio nasce per offrire agli operatori sanitari strumenti per riconoscere, affrontare e superare gli ostacoli rafforzando il sostegno informato e rispettoso alle famiglie.
Parleremo di pratica clinica, interpretazione delle curve di crescita, patologie materne, dipendenze in corso di allattamento e di autosvezzamento come scelta consapevole per accompagnare il bambino nei sui primi passi verso l’alimentazione. Perché sostenere l’allattamento significa prima di tutto ascoltare e comprendere.
Ingresso da 12.30
Inizio del simposio 13:15 (in presenza e in webinar)
Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) Lausanne, Auditoire Auguste
Tissot
Accueil 13:30 h
Présentiel et Webinaire 14 h - 18 h
Toute personne qui désire participer est priée de s’inscrire.
L’inscription est valable avec le paiement de CHF 60 (gratuit pour le personnel du CHUV mais inscription obligatoire).
Délai d'inscription: 11 septembre 2025
Info und Anmeldung: https://www.stillfoerderung.ch/logicio/ pmws/stillen__fachtagungfr__fr.html
18. -20. September 2025
Still- und Laktationskongress und Frühgeborenen-Symposium „Gesundheit von Anfang an“ Berlin
Unter dem Motto „Gesundheit von Anfang an“ bieten wir Ihnen ein abwechslungsreiches Programm, welches sich mit vielen Aspekten zum Thema Muttermilch, Stillen und Laktationsmedizin beschäftigt. Vielfältige Beiträge und interdisziplinäre Diskussionen werden dazu beitragen, dass alle Berufsgruppen – seien es Hebammen, Ärzt:innen, Pflegefachkräfte oder Thera-
peut:innen – ihre Beratungskompetenzen weiterentwickeln und perfektionieren können.
Info und Anmeldung: Ausbildungsakademie Stillen & Laktation www.aak-stillen.de/kongress
8. Oktober 2025
Basiskurs: Professionelle Familienbegleitung beim perinatalen Tod ihres Kindes
St. Gallen
Stirbt ein Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz danach, sind betroffene Eltern auf Schutz, Orientierung und stabilisierenden Beistand angewiesen. Involvierte Fachpersonen sind gefordert, in solch komplexen Betreuungssituationen einfühlsam und kompetent zu begleiten und der Heftigkeit des Geschehens Stand zu halten. Dieser Kurs bietet auch Fachleuten, die Familien im weiteren Lebensverlauf begleiten, einen fundierten Einblick in das Akutgeschehen. Dozentin: Franziska Maurer, Hebamme MSc & Dozentin
Info und Anmeldung: Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit Belpstrasse 24 3007 Bern
Freuen Sie sich auf ein vielseitiges Programm mit spannenden Vorträgen und praxisnahen Einblicken. Eine gute Basis beginnt mit Verständnis für Anatomie und gute Vorbereitung, weitere Themen sind u.a. adäquates Wundmanagement, das Stillen von Zwillingen, psychologische Unterstützung und Psychopharmaka in der Stillzeit, sowie ein kodexbezogener Vortrag zu Marketingstrategien. Ein besonderes Highlight ist erstmals ein interdisziplinärer Round Table, der eine spannende Diskussion rund um Sectio Bonding ermöglicht. Gerade in herausfordernden Zeiten ist
es entscheidend, Familien nicht nur mit fundiertem Fachwissen, sondern auch mit Achtsamkeit und Einfühlungsvermögen zu begleiten. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Basis mit evidenzbasiertem Wissen zu vertiefen, wertvolle Impulse zu erhalten und Ihr interdisziplinäres Netzwerk weiter auszubauen.
Hybridveranstaltung
Veranstaltungsort Hotel *** Stadtoase Kolping Gesellenhausstraße 5, A-4020 Linz
Info und Anmeldung: https://www.stillen.at/veranstaltungen/ fortbildungen/online-anmeldung-stillkongress-linz/ fortbildung@stillen.at
18. Oktober 2025 Stillfortbildungstag Füssen 2025 Füssen
Haus der Begegnung ¬ Gemeindesaal Evang.-luth. Kirchengemeinde Kirchstraße 8 87629 Füssen
Themen:
• Warum Stillen und wie lange?
• Von speed to vape – Muttermilch bei Konsum von Cannabis, Amphetaminen, E-Zigaretten und weiteren Substanzen
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Stillberatung – Kompetenzen vernetzen und gegenseitig anerkennen
• Stillen und Mikrobiom: Stand der Forschung
• Was brauchen Mütter von Frühgeborenen?
• Taping in der Stillzeit – Grundtechnik des Kinesiologischen Tapens
Info und Anmeldung: Denise Both Johann-Heel-Str. 15 87629 Füssen
Im Jahresbericht 2024 lassen wir das Geschäftsjahr Revue passieren – blicken Sie mit uns zurück auf eine intensive Zeit – schön gestaltet von Judith Zaugg. Wir danken allen, die mit Ideen, ihrem Netzwerk und ihrem Wissen dazu beitragen haben, Eltern und ihre Kinder zu unterstützen. Jetzt lesen
Präsidiumswechsel 2025
Wir informieren Sie über den Präsidiumswechsel der Stiftung Stillförderung Schweiz. Yvonne Feri, ehemalige Nationalrätin, hat ihr Amt als Stiftungsratspräsidentin abgegeben. Sechs Jahre lang hat sie die Stiftung versiert und mit viel Engagement geleitet. An dieser Stelle möchten wir Yvonne Feri für ihren großen Einsatz zur Stärkung des Stillens danken und ihr alles Gute für die Zukunft wünschen.
Neu übernommen hat das Präsidium per 21. März 2025 Nationalrätin Manuela Weichelt. Sie verfügt über einen Master of Public Health und engagiert sich seit vielen Jahren für die gesundheitliche Chancengerechtigkeit, unter anderem im Bereich Ernährung. Im Nationalrat ist Manuela Weichelt Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit und hat 2023 bereits zwei Motionen zum Schutz und zur Förderung des Stillens eingereicht. Wir begrüßen Manuela Weichelt herzlich bei Stillförderung Schweiz und freuen uns über eine so erfahrene und engagierte neue Präsidentin.
Für weitere Informationen steht Ihnen unsere Geschäftsstelle unter contact@stillfoerderung.ch zur Verfügung.
Freundliche Grüße
Maria Furrer
Leiterin Geschäftsstelle
Stillförderung Schweiz
Schwarztorstrasse 87 | 3007 Bern
Tel. 031 381 49 66 | contact@stillfoerderung.ch
Congrès sur l‘allaitement 12 et 13 septembre 2025 À l’hôtel Arte, Olten
Exposés passionnants en français et allemandavec traduction simultanée
• Préservation de l‘oralité chez les nouveau-nés hospitalisés avec Julie Champenois
• Voix des mères en situation d’addiction avec Michaela Canevascini
• Usage des écrans par les parents, attachement et allaitement avec Prof. Dr. Agnes von Wyl
• Passage de substances et de médicaments dans le lait maternel avec Andrea Burch