MoMent
Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer im 29. Jahr, Heft Nr. 201
warum wir in diesen Zeiten die Soziale Dreigliederung als Thema unserer Schulzeitung gewählt haben?
Weil wir das Gefühl haben, sie könnte bei der Bearbeitung aktueller Themen eine Hilfestellung sein.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – diese drei Begriffe bleiben leere, hohle Worte, wenn sie nicht mit Leben erfüllt werden, wenn nicht mit der Bereitschaft zu Leidenschaft versucht wird, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Wir Europäer haben es uns bequem gemacht, als Erben der mutigen Menschen, die ihr Leben für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit riskiert haben und sind nun hauptsächlich damit beschäftigt, dieses mittlerweile fast nur noch aus materiellen Gütern bestehende Erbe angsterfüllt zu verteidigen und noch weiter anzuhäufen, auf Kosten der Ärmsten. Da wird politisch von der Verteidigung unserer Werte gesprochen und so getan, als wären ideelle Werte gemeint, wo es doch nur um materielle geht. Und trotz der sichtbaren, deutlichen Zeichen dafür, dass wir in den letzten paar hundert Jahren in die falsche Richtung gezogen sind und in den letzten fünfzig Jahren mehr als genug deutlich belegbare Hinweise, Expertisen und Beweise dafür präsentiert bekamen, sind wir immer noch nicht davon überzeugt worden, dass wir kräftiger auf die Bremse steigen müssen, um die Kurve noch kratzen zu können, ohne dass uns der verfahrene Karren um die Ohren fliegt. Ja, ich meine damit auch die Klimakrise. Die „andere“ Klimakrise lässt sich von niemandem so deutlich in Worte fassen wie von Philipp Blom in seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2018: „… Das macht es so gefährlich, dass wir in ängstlichen Gesellschaften leben. Ängstliche Menschen denken anders, nehmen die Welt anders wahr als zuversichtliche. Jene, deren Beruf und Strategie es ist, Wählerinnen und Konsumenten zu manipulieren, wissen: Wer die Ängste kontrolliert, kontrolliert auch die Menschen. So verschiebt sich das Meinungsklima fast unversehens weg von Ideen wie Menschenrechten und Freiheit hin zu Identität und Sicherheit in einer feindlichen Welt und damit von der Diskussion zur Konfrontation…“
In diesem Sinne wünschen wir uns, im Jahr 2021 über Diskussionen in einen Dialog zu kommen, der unserer Gemeinschaft würdig ist, und der, anstatt Konfrontationen heraufzubeschwören, Wege aufzeigt, die wir alle gemeinsam in Freiheit, Gleichheit und Solidarität beschreiten können!
Nadja Berke für die MoMentredaktioniMpressuM:
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liebe Freundinnen und Freunde unserer schulzeitung MoMent,
Der soziale organismus auf dem Kopf stehend
rudolf steiner über den Vergleich des sozialen mit dem menschlichen organismus
ausgewählt von Roman David-Freihsl Nehmen Sie die eigentliche Grundkraft, die eigentliche Grundeigenschaft aus der menschlichen Geistigkeit hinweg, nämlich die Freiheit, die individuelle Freiheit, so ist das genau so, wie wenn Sie den Menschen heranwachsen lassen wollten, ohne ihm zu essen zu geben. Die freien, individuellen Menschen, die sich in eine soziale Zwangsstruktur hineinstellen und ihre freie Geistigkeit steril machen, lassen ebenso die soziale Struktur absterben, wie ein Mensch absterben muss, dem Sie keine Nahrungsmittel geben. Das, was die menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel für den sozialen Organismus.
So, dass man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre ist die Nahrung für den sozialen Organismus. - Das, was beim Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen werden soll, wie ich schon gestern sagte: alles, was sich auf Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit bezieht. Und was ist nun im Staat das Produktive? Dasjenige, was aus der Naturgrundlage im weiteren Sinne herauskommt, das Wirtschaftsleben. Das ist gewissermaßen der Kopf des Staates. Das Wirtschaftsleben, die Naturgrundlage, alles das, was produziert wird, das ist gewissermaßen der Kopf. Es ist umgekehrt wie beim individuellen Menschen. So, dass wir ebenso gut sagen können: Wie der Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus.
Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen. Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn schon mit dem Menschen verglei-
chen will, unten und steht auf dem Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem einzelnen individuellen Menschen. So muss man innerlich das, was sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus; aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität, das ist es, worauf es ankommt.
Aus: Rudolf Steiner, „Der Goetheanismus - ein Umwandlungsimpuls und Auferstehungsgedanke. Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft“. Zwölf Vorträge, gehalten in Dornach zwischen dem 3. Januar und 2. Februar 1919, GA 188
soziale Dreigliederung: zur geschichte und Weiterentwicklung eines
Eigentlich ist es geradezu verblüffend, dass Rudolf Steiner zunächst versuchte, sein Konzept der sozialen Dreigliederung über staatliche Institutionen umzusetzen. So führte er unter anderem im Jahr 1917 Gespräche mit Arthur Polzer-Hoditz, dem ehemaligen Kabinettschef des österreichischen Kaisers Karl, der dann auch den Herrscher mit der Idee der Dreigliederung bekannt machte. Im Februar 1918 wurde Kaiser Karl gar eine Denkschrift überreicht, und am selben Tag wurde auch der damalige Ministerpräsident Ernst Seidler über diese Initiative informiert. Antwort gab es jedoch keine mehr – die letzten Monate des Ersten Weltkrieges und die darauffolgenden politischen Umbrüche ließen diesen und weitere Versuche Steiners im Sande verlaufen.
Das Erstaunliche daran ist, dass Rudolf Steiner selbst darauf hingewiesen hatte, dass die Idee der sozialen Dreigliederung nicht national, sondern global verstanden werden müsse. Vor allem aber: dass Die Dreigliederung im Grunde das glatte Gegenteil eines politisch verordneten Systems ist. Denn das dahinterstehende Motiv ist – wie fast immer bei Steiner – das der Freiheit des Individuums und hier: der gesellschaftlichen Bereiche. Soziale Dreigliederung steht demnach für die Unabhängigkeit der drei sozialen Glieder einer Gesellschaft: des Rechtslebens, des Wirtschaftslebens sowie des Geisteslebens. Dem Rechtsleben sind demnach alle Gesetze, Regeln und Vereinbarungen in der Gesellschaft zugeordnet. Das Wirtschaftsleben beinhaltet wiederum alle Bereiche der Produktion, des Handels und Konsums von Waren und Dienstleistungen. Und das Geistesleben umfasst die Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur, aber auch generell das Zusammenarbeiten der Menschen.
Diese drei Bereiche des sozialen Organismus sah Rudolf Steiner überdies mit den Idealen der französischen Revolution verbunden:
die Freiheit im Geistesleben, die Gleichheit im Rechtsleben und die Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben.
Im Zuge der weiteren Bemühungen Steiners, soziale Dreigliederung zu verwirklichen, entstanden ganz konkrete Initiativen
und Einrichtungen – nicht zuletzt auch die erste Waldorfschule für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik. So wurde zunächst versucht, die Dreigliederung in anthroposophisch inspirierten Einrichtungen zu leben – aber auch hier war sie trotzdem zunächst kaum ein zentrales Thema.
Wie revolutionär die Idee der Dreigliederung im Grunde ist, zeigte sich schließlich, als im Zuge der 68er Bewegung dieser gesellschaftliche Ansatz eine erstaunliche Renaissance erlebte und in mehreren außerparlamentarischen Gruppierungen und Gesprächskreisen als mögliche Alternative zum vorherrschenden System diskutiert wurde. Auch Rudi Dutschke stand dem Impuls der Dreigliederung durchaus positiv gegenüber – seine Ermordung machte jedoch auch in diesem Umfeld diverse entsprechende Bemühungen zunichte.
In den 70er Jahren war die Dreigliederung dennoch weiterhin Thema, vor allem in den Diskussionen um einen „Dritten Weg“ zwischen westlichem Kapitalismus und östlichem Staatssozialismus. Immer wieder wurde die Idee der sozialen Dreigliederung in Republikanischen Clubs und in Kulturinitiativen aufgegriffen; es gab auch Verbindungen bis hin zu Vertretern des Prager Frühlings.
Die wohl bekannteste Persönlichkeit, die den Impuls der sozialen Dreigliederung schließlich explizit in ihr Schaffen einbezog, war wohl Joseph Beuys: Er integrierte den Grundgedanken der Dreigliederung im Rahmen eines erweiterten Kunstbegriffs in sein Konzept der „Sozialen Plastik“.
In der Gegenwart angekommen, ist das Konzept der sozialen Dreigliederung angesichts der Ausformungen eines ungebremsten Kapitalismus und des Neoliberalismus aktueller denn je. Doch erweist sich das Bemühen, sich im täglichen Leben und in einzelnen Einrichtungen an dieser alternativen Sozialgestalt zu orientieren, als durchaus komplexes Unterfangen. Vor allem deshalb, da es ja keine reinen Institutionen des Rechts-, Wirtschafts- oder Geisteslebens gibt und jeweils klar bewusst gemacht werden muss, in welchem der Bereiche man gerade tätig ist.
So muss beispielsweise selbst in einem Gericht – also einer klassischen Einrichtung des Rechtslebens – für eine finanzielle Basis (Wirtschaftsleben) gesorgt werden, und es sind auch
revolutionären Konzeptes
hier viele Menschen gemeinsam tätig (Geistesleben). Und so gilt es auch an unserer Schule, einer eindeutigen Einrichtung des Geisteslebens, sich jeweils klar vor Augen zu führen: Was in ihr gehört dem Bereich des Rechtslebens an? Das sind etwa die gemeinsamen Vereinbarungen und Regeln wie z. B. die Schulordnung oder auch die Medienvereinbarungen. Und was in ihr ist dem Wirtschaftsleben zuzuordnen? Davon kann unter anderem unsere Beitragsgruppe ein langes Lied singen. Als Orientierungs- und Entwicklungshilfe gibt es hier bereits ausgesprochen hilfreiche Instrumente wie das Qualitätsverfahren „Wege zur Qualität“, mit dem unsere Schule bereits seit Jahren arbeitet. Auch dieses Verfahren wurde auf Basis der sozialen Dreigliederung entwickelt und unterstützt dabei, die
einzelnen sozialen Felder einer Einrichtung systematisch zu durchleuchten, analysieren und zu verbessern. Auf diese Weise wird die soziale Dreigliederung nun auch in immer mehr Institutionen und Initiativen wirksam, wo sie immer wieder neu und durchaus auch unterschiedlich aufgegriffen und umgesetzt wird. Und so kann die Dreigliederung nun doch noch zu dem werden, was Rudolf Steiner als Ideal formuliert hatte: zu einem global wirksamen Prinzip.
Roman David-Freihsl ist Schülerinnenvater in der 12. KlasseEine „wirkliche Kulturtat“ nannte Rudolf Steiner die Waldorfschulgründung im Jahr 1919 1) – und war überzeugt davon, dass seine Visionen eines neuen Gesellschaftsmodells, einer „Sozialen Dreigliederung“, erst im vollen Umfang realisiert werden könnten, wenn dem eine Erneuerung des Bildungswesens vorangehe – und nicht umgekehrt. Die Erneuerung verlange unter anderem eine echte Begegnung der Pädagoginnen und Pädagogen mit dem Kind und seinen Bedürfnissen: zunächst Welt durch Nachahmung zu erkunden, später Autoritäten zu entdecken und sich daran orientieren zu können und schließlich die erwachte Liebesfähigkeit auch in der Hinwendung zur Welt und Menschheit leben zu können. Werde dies zur Grundlage eines Curriculums, so könnten sich daraus die für das neue Gesellschaftsmodell notwendigen Fähigkeiten der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit) entwickeln. Wenn nicht, würden, so Steiner, „die sozialen Forderungen immer chaotisch bleiben“ 2)
in fünf Monaten zur neuen schule
Zu den bemerkenswertesten Aspekten der Entstehungsgeschichte der ersten Waldorfschule gehört paradoxerweise die Kürze dieser Geschichte: Am 23. April 1919 äußert der Mitbegründer und Geschäftsführer der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart, Emil Molt, im Rahmen einer Betriebsratssitzung des Unternehmens die Idee, eine Schule für die Kinder der Arbeiterinnen und Arbeiter der Fabrik zu gründen und bittet den als Gast bei der Sitzung anwesenden Rudolf Steiner, die Leitung dieser zukünftigen Schule zu übernehmen. Am 7. September des gleichen Jahres erfolgt die feierliche Eröffnung der Schule. Insgesamt 256 Schülerinnen und Schüler werden daran anschließend in acht Klassen von insgesamt zwölf Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Was war es, was damals anscheinend so viele Menschen so stark motiviert hatte, sich erfolgreich für das Projekt einer neuen Schule einzusetzen, sodass dieses tatsächlich in nicht einmal fünf Monaten realisiert werden konnte? Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, sollte sich wohl damit beschäftigen, was sich eigentlich an diesem 23. April und an den Tagen davor ereignet hatte.
Bildung als Brücke über den sozialen „abgrund“
Im Frühjahr 1919 hatten Steiner und einige Unterstützer seines politischen Konzepts einer „Sozialen Dreigliederung“ ihr öffentliches Engagement deutlich verstärkt, und am 23. April hatte Steiner erstmals die Einladung der Belegschaft einer Stuttgarter Fabrik angenommen, um seine sozialen und politischen Ideen vor Arbeiterinnen und Arbeitern darzustellen: Im sogenannten Tabakauslesesaal der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik trafen einander nun zahlreiche Arbeiterinnen und Arbeiter zu einer Betriebsversammlung. Eng gedrängt saß man auf Sesseln und auf den Tabaksäcken der Fabrik und hörte Steiner zu. Nach seiner Rede äußerten einige Arbeiter den Wunsch nach einem neuen Bildungssystem für ihre Kinder, und Molt stellte, wie bereits erwähnt, die Anfrage an Steiner, ob er bereit wäre, die pädagogische Leitung einer Schule für die Arbeiterkinder zu übernehmen.
Doch worüber sprach Steiner damals eigentlich? Nun – er sprach natürlich über seine Idee einer Sozialen Dreigliederung, also über die Bedeutung von „Gleichheit“ für das „Rechtsleben“, von „Brüderlichkeit“ für das „Wirtschaftsleben“ und „Freiheit“ für das „Geistesleben“. Vor allem aber sprach er über die in seinen Augen so problematische soziale Spaltung innerhalb der damaligen Gesellschaft und wie sich diese Spaltung gerade im Bildungsbereich realisierte. Sehr direkt wandte sich Steiner dabei an seine Zuhörerschaft:
„Sehr verehrte Anwesende, Sie arbeiten heute von morgens an, so weit Ihre Arbeit reicht, in der Fabrik. Sie gehen aus der Fabrik heraus und gehen höchstens vorbei an den Bildungsanstalten, die für gewisse Menschen errichtet sind. In diesen Bildungsanstalten werden die fabriziert, die bisher die herrschende Klasse waren, die die Regierung geführt haben und so weiter. Ich frage Sie: Hand aufs Herz, haben Sie eine Ahnung davon, was da drinnen getrieben wird? Wissen Sie, was da drinnen vorgeht? Nichts wissen Sie! Da zeigt sich unmittelbar anschaulich die Scheidung der Klassen. Da ist der Abgrund.“ 3)
Gegen den angesprochenen „Abgrund“ trat Steiner im Weiteren für ein geistiges Leben ein, das „alle angeht“ (ebd.). Es war wohl das damit implizit gegebene Versprechen einer die Trennung von Arbeiterschaft und Bürgertum überwindenden Bildung, das viele Arbeiterinnen und Arbeiter an diesem
gedanken zu einem ursprungsimpuls unserer pädagogik
23. April ansprach und begeisterte. Für Steiner folgte die Forderung nach einer solchen Überwindung der sozialen Spaltung übrigens auch direkt aus seinem Ansatz einer Sozialen Dreigliederung. Denn wenn individuelle Freiheit die Grundidee des „Geisteslebens“ darstellt, und wenn die Teilnahme an diesem ein wesentliches Moment eines gelingenden menschlichen Lebens ist, da – so ein Grundgedanke des Konzeptes „Soziale Dreigliederung“ – jeder Mensch an jedem der drei Bereiche des Sozialen (Wirtschafts-, Rechts- und Geistesleben) partizipieren sollte, dann ist unbedingt ein Bildungssystem notwendig, das jedem, unabhängig von seiner sozialen, familiären oder ethnischen Herkunft, die ihm individuell entsprechenden Bildungsmöglichkeiten eröffnet.
„einheitsschulen“ als Träger eines freien geistesleben
Als „Kinder der Dreigliederungsbewegung“ sind Waldorfschulen daher immer, wie es schon Emil Molt in seiner Eröffnungsansprache am 7. September 1919 formuliert hatte, „Einheitsschulen“ 4) , also Schulen, die für alle Kinder offenstehen und die daher Kinder weder aufgrund ihrer sozialen Herkunft noch durch eine Form der „Leistungsselektion“ ausschließen sollten. Als „Gesamtschulen“ werden Waldorfschulen daher bekanntlich auch bezeichnet. Und auch wenn diese für die erste Schulgründung so wesentliche Intention, durch eine gezielte Integration von Kindern auch aus sozial schwächeren bzw., wie wir heute vielleicht sagen würden, „bildungsfernen“ Familien einen Beitrag zur Überwindung sozialer Spaltungen zu leisten, bedauerlicherweise im Laufe der inzwischen hundertjährigen Geschichte der Waldorfschulen – teilweise natürlich auch aufgrund rechtlicher und finanzieller Einschränkungen – etwas in den Hintergrund getreten ist bzw. mancherorts vielleicht fast ganz aus den Augen verloren wurde, so bleibt der Anspruch, „Einheitsschule“ zu sein, doch ein „Erbe“ der ersten Schulgründung, an dem jede Waldorfschule immer wieder aufs Neue zu messen ist. Waldorfpädagoginnen und -pädagogen sind daher immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie es am besten gelingen kann, wirklich jeder Schülerin, jedem Schüler die Chance zu geben, eigene, ganz individuelle Lern- und Entwicklungsprozesse zu erleben. Keine leichte Herausforderung, aber eine, die die Waldorfpädagogik trägt. Schließlich kann ja auch das
schulische Lernen und Arbeiten als Beitrag zu einem „freien Geistesleben“ verstanden werden, das doch möglichst wenig durch standardisierte und damit die immer bestehenden individuellen Unterschiede (der Ausgangspositionen wie auch der Potentiale und Stärken) vernachlässigende Leistungserwartungen eingeschränkt werden sollte. Nicht um ein mittels für alle gleicher „Leistungsüberprüfungen“ feststellbares Wissen kann es einer solchen „Einheitsschule“ letztlich gehen, sondern darum, dass junge Menschen ihre ganz individuellen Interessen und Fähigkeiten finden und entwickeln können – und diese sind es, die laut Steiner die Grundlage eines wirklich freien Geisteslebens darstellen.
Tobias Richter & Leonhard Weiss
Zentrum für Kultur und Pädagogik
An-Institut der Alanus Hochschule
1) R. Steiner: Allgemeine Menschenkunde. Methodisch-Didaktisches. Seminar, Dornach 2019, S. 31
2) R. Steiner: Die Erziehungsfrage als soziale Frage, Dornach, 1960 S. 17
3) Rudolf Steiner: Neugestaltung des sozialen Organismus, GA 330. Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 1983, S. 62.
4) Vgl. Volker Frielingsdorf: Geschichte der Waldorfpädagogik. Von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart. Weinheim/Basel: Beltz Juventa, 2019, S. 63.
Die Entstehung und Entwicklung der österreichischen Waldorfbewegung ist ohne das Wirken von Frau Dr. Elisabeth Gergely nicht zu denken. Zur Erinnerung an ihren einhundertsten Geburtstag scheint es uns mehr als angebracht, diesem außergewöhnlichen Menschen einige Zeilen des Gedenkens zu widmen.
Ein all ihrem Denken und Wirken übergeordnetes Leitmotiv war dasjenige der menschlichen Solidarität. Sie verband dieses Motiv vor allem mit dem Gedanken des Dialogs, denn für sie schuf erst der Dialog die Voraussetzungen zur Verwirklichung von Solidarität. Für sie galt: Nur in Kenntnis voneinander und in gegenseitigem Respekt voreinander lassen sich diejenigen verbindenden Elemente identifizieren, die ein solidarisches Handeln erst ermöglichen und dann festigen können. Dies schien der promovierten Chemikerin schon aus ihrer naturwissenschaftlichen Denkweise heraus evident.1) In Folge ortete sie Solidarität nicht im Koordinatensystem von unten und oben, sondern in der Begegnung auf Augenhöhe. Solidarität war für Elisabeth Gergely niemals eine einseitige Handlung, sondern das Ergebnis von Austausch und beiderseitiger Annäherung, wo es keinen vermeintlich Stärkeren und keinen vermeintlich Schwächeren mehr gibt. Wesentlich war für sie schließlich der Blick auf das Ganze, das ja nur aus unterschiedlichen Perspektiven als solches erkannt werden kann. Daher war es ihr ein großes Anliegen, ihre in der Anthroposophie Rudolf Steiners verwurzelten Überzeugungen stets von anderen befragen zu lassen und so neue Horizonte zu gewinnen – für alle Seiten. Dass sie darin eine Art Pionierin war, lag schlichtweg daran, dass Widerstände, egal woher, ihr ein Auftrag waren. Ihr unermüdlicher Einsatz für eine humanere Gesellschaft, insbesondere auf dem Gebiet von Erziehung, Bildung und Wirtschaft, speiste sich wie selbstverständlich aus dieser sich gegen Ignoranz, Routine und Konvention strebenden Kraft. Vielleicht lässt es sich so sagen: Ihrer kompromisslosen Offenheit war eine genauso offene Kompromisslosigkeit mitgegeben.
Diese Stärken lassen sich durchaus aus ihrer besonderen Biographie erklären: Aus einem Architektenhaus stammend, wur-
elisabeth gergely
de sie gleichsam selbst Architektin eines Lebensweges, der an hohen menschlichen Idealen gemessen werden wollte und der mit einer schier unerschöpflichen Energie für deren Realisierung ausgestattet schien. Schon die Tatsache, dass sie als eine der ersten Frauen in Österreich, genaugenommen als achte, das Studium der Chemie mit Promotion abschloss, zeugt von ihrer Eigenständigkeit und Willensstärke, die sie sicher auch aufbringen musste, als sie sich einem Eurythmie-Studium an der Wiener Eurythmieschule und zur Auseinandersetzung mit der Erkenntniswissenschaft Rudolf Steiners entschloss. Die für sie damit auftretende Frage, wodurch Anthroposophie ihren Beitrag zur Kulturerneuerung leisten könne, beantwortete sie durch die in allen Belangen tatkräftige Unterstützung der Wiedergründung der Waldorfschule nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien. Ihrem langjährigen Engagement war es auch zu verdanken, dass die Waldorfschule Wien-Mauer aktiv an Zeitfragen teilnahm und so im politischen und gesellschaftlichen Leben ankommen und sich verorten konnte. Immer reichte Gergelys Blick über das Persönliche und Lokale hinaus. Denn für sie bedeutete die Realisierung von Waldorfpädagogik tatsächlich eine Kulturtat, wie dies Rudolf Steiner 1919 mit der ersten Waldorfschulgründung intendiert hatte. Was Wunder, dass ihr Einsatz und ihre Weitsicht im Vorstand des Österreichischen Bundes der Waldorfschulen viele Jahre gebraucht wurden. Sie trug aber auch ein stilles Herzensanliegen für die Schule mit sich: neben Wissenschaft und Kunst die Religion als dritte Säule der Pädagogik Rudolf Steiners an der Maurer Schule zu verankern und zu pflegen. Über etliche Jahre war sie daher selbst Lehrerin des freien Religionsunterrichts.
Wissenschaft, Kunst und Religion sind in Elisabeth Gergelys Biografie lebendig geworden und ihre Lebensleistung ein erkennbar Ausdruck davon.
Doch sei ein besonderes Verdienst von Elisabeth Gergely unter den vielen noch näher erwähnt: die von ihr initiierten und durchgeführten Veranstaltungen im Rahmen der auch von ihr begründeten „Wiener Dialoge“. In ihnen ging es immer um Wesentliches, die Themen waren von hoher Aktualität, die ausgewählten Gesprächspartner von Rang und Namen: vom
renommierten amerikanischen Medienwissenschaftler Neil Postman über den kontrovers diskutierten englischen Biologen Rupert Sheldrake bis hin zu dem mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten ägyptischen Unternehmer Ibrahim Abouleish, dessen Projekte sie vielseitig unterstützte. Das letzte von ihr verantwortete Symposium zum Dialog der Weltreligionen schien uns und vielen anderen eine Sternstunde des interreligiösen Dialogs.
Der Dialog-Gedanke stand auch Pate bei der Gründung des Zentrums für Kultur und Pädagogik als Institut der LehrerInnenbildung, das sie mit aller Kraft unterstützte. Die Entwicklung eines freien Bildungswesens schien ihr eine unverzichtbare Kulturtat zu sein und Waldorfpädagogik dessen stärkste Botschafterin.
Was von Elisabeth Gergely also maßgeblich zu lernen war und ist: Wer sich als Mensch heute recht verstehen will, muss an einer Erneuerung unserer Kultur arbeiten. Von einer Kultur des Konsums zu einer Kultur der Kreativität, von einer der Gleichgültigkeit zu einer der Verantwortung, von einer des kleinen und großen Egoismus zu einer der wahrhaften Schwesterlichkeit und Brüderlichkeit allem Leben gegenüber.
1) Zur Biographie von Dr. Elisabeth Gergely
Irmtraud Moravansky: Die Dirigentin Elisabeth Gergely
In: Wiener Dialoge. Der österreichische Weg der Waldorfpädagogik.
Elisabeth Gergely/Tobias Richter (2011)
Wien: Böhlau, S. 233-243.
Freiheit, gleichheit, solidarität
lesetipp aus der redaktion: die Beilage der Tageszeitung
Die presse vom 28.11.2020.
Da deren Inhalte uns mehr als nur lesenswert erscheinen, gibt es die Möglichkeit, diese auf unserer Website www.waldorfmauer.at unter AKTUELLES nachzulesen!
Form einer Beilage in der österreichischen Tageszeitung DIE PRESSE am 28.11.2020. Herausgeber dieser Beilage ist SEKEMÖsterreich, denn auch hier war Elisabeth Gergely eine unermüdliche Wegbereiterin!
Lassen Sie sich in diesen Zeiten inspirieren – hier ein Zitat aus dem Editorial:
„Die vorliegende Publikation mag ‚akademisch‘ anmuten. Aber ein solcher Eindruck wäre verfehlt: Der Impuls dazu ist aus der drängenden Einsicht geboren, dass wir ein neues, ein erweitertes Verständnis von Solidarität brauchen, das die Grenzen von Gruppen, Nationen und von Generationen überschreitet. Damit das gelingen kann, ist freilich die Besinnung auf das Wesentliche, auf die Wurzeln unserer Lebenswelt hilfreich und notwendig. Die Herausgeber hoffen, mit diesem Heft einen Impuls für eine ‚neue Solidarität mit der Zukunft‘ zu vermitteln.“
Eckart Voland
Krise und Solidarität
Eine anthropologische Betrachtung
Leonhard Weiss
Solidarität braucht Anerkennung
Pädagogische Perspektiven
Raoul Kneucker
Weltmut!
Ein Appell
Anton Pelinka
Europäische Solidarität
Die Einflüsse von Neo-Nationalismus und Pandemie
Vor 100 Jahren wurde Dr. Elisabeth Gergely geboren, vor 10 Jahren verstarb sie in Sekem/Ägypten. In Gedenken an die Doyenne der österreichischen Waldorfschulbewegung, die viele von uns noch kennenlernen durften, sollte heuer im September – ganz in ihrem Sinne – ein großes Symposium stattfinden, unter dem Motto „Solidarität jetzt – für welche Welt?“. Elisabeth Gergely hatte ja die sog. „Wiener Dialoge“ ins Leben gerufen, die stets hoch aktuelle Themen auf hohem Niveau behandelten. In diesem Jahr konnte eine solche Veranstaltung aus bekannten Gründen nicht abgehalten werden, aber das Organisationskomitee fand einen Weg der Veröffentlichung der Beiträge in
Martin Schenk
Der Normsturz
Armut, Corona und die Blume der Gerechtigkeit
Lisa Muhr
Gemeinwohl-Ökonomie post Corona
Das Ende der strukturellen Verantwortungslosigkeit
Helmy Abouleish mit Christine Arlt
Wirtschaft der Liebe
Das SEKEM-Modell als Vorbild der ganzheitlichen Entwicklung für die Zukunft
„Das Kind wird nicht erst ein
So hat der jüdische Arzt und Pädagoge Janusz Korczak vor mehr als fünfzig Jahren seine Sicht auf das Kind zusammengefasst. Kinder als Träger eigener Rechte anzusehen, ist historisch neu und auch heute im Bewusstsein vieler Erwachsener nicht fest verankert. Das hängt mit dem überlieferten Bild vom Kind zusammen. Über Jahrtausende hinweg galten Kinder als noch nicht vollwertige Menschen, den Erwachsenen in jeder Hinsicht unterlegen und daher rechtlich nicht gleichgestellt. Im Verhältnis der Generationen waren die jüngsten und schwächsten Mitglieder der Gesellschaft zugleich diejenigen mit den geringsten Rechten.
Unter dem Eindruck der beiden Weltkriege mit ihrem massenhaften Kinderelend forderten zunächst der Völkerbund 1924 und später dann die daraus hervorgegangenen Vereinten Nationen 1959 alle Staaten auf, den besonderen Schutz von Kindern und die Fürsorge für sie zu gewährleisten. Im Rahmen des Internationalen Jahres des Kindes 1979 wurde der Plan geboren, die bis dahin bestehenden Deklarationen in eine völkerrechtlich verbindliche Form zu bringen. Nach zehnjähriger Beratungszeit wurde schließlich am 20.11.1989 die UN-Kinderrechtskonvention einstimmig verabschiedet.
Bis heute haben sich 196 Länder weltweit (teilweise unter Vorbehalten) dazu verpflichtet, die Rechte von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren einzuhalten. Damit ist es der erfolgreichste Völkerrechtsvertrag aller Zeiten. Auch Österreich hat die Kinderrechtskonvention unterzeichnet und auf nationaler Ebene verabschiedet (ratifiziert).
Die Konvention erkennt Kinder und Jugendliche grundsätzlich als gleichwertige Menschen mit demselben Anspruch auf Beachtung ihrer Menschenwürde an und definiert sie als eigenständige Träger von Rechten und Pflichten. Die Kinderrechte sollen dazu beitragen, dass sich die Situation für alle Kinder weltweit verbessert. Mittlerweile hat es sich weitgehend durchgesetzt, Kinder von Geburt an als Träger eigener Rechte zu betrachten, die ihre spezifischen Fähigkeiten in die Gemeinschaft einbringen.
Kinder sind Menschen in einer sensiblen Entwicklungsphase, die des besonderen Schutzes, der Förderung und der Beteiligung bedürfen.
Mensch, es ist schon einer“
Kinderrechte und schule
Der Grundgedanke der Kinderrechtskonvention ist so zu verstehen, dass sie einen ganzheitlichen Ansatz hat. Es geht dem Sinn nach bei allen Bestimmungen darum, adäquat zwischen Selbstbestimmung und Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen abzuwägen. Obwohl grundsätzlich alle Rechte der Konvention gleich viel wert sind, gibt es Leitgedanken, in deren Lichte die einzelnen Bestimmungen der Kinderrechtskonvention zu sehen sind:
Existenzsicherung
das grundlegende Recht jedes Kindes auf Leben, Überleben und Entwicklung.
Nicht-Diskriminierung
Diese Rechte gelten für jedes Kind, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler und sozialer Herkunft, Vermögen oder sonstigem Status des Kindes oder seiner Eltern.
Wohl des Kindes
Das Wohl des Kindes ist bei allen Gesetzgebungs-, Verwaltungs- und sonstigen Maßnahmen öffentlicher oder privater Einrichtungen vorrangig zu berücksichtigen.
Wer auch immer für die Entwicklung des Kindes Verantwortung trägt, ist verpflichtet, das Kind entsprechend seinem Entwicklungsstand bei der Wahrnehmung seiner Rechte zu unterstützen.
Beteiligung (Partizipation)
Jedes Kind hat das Recht, in allen Angelegenheiten, die es betreffen, unmittelbar oder durch eine/n VertreterIn gehört zu werden. Die Meinung des Kindes muss angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife berücksichtigt werden.
In Zusammenhang mit der Schule spielen – bis auf die Existenzsicherung – die Leitgedanken eine große Rolle:
• SchülerInnen haben das Recht, nicht diskriminiert zu werden.
• Grundstein des Lernens von Demokratie in der Klassengemeinschaft ist die kindgerechte Partizipation, also die Möglichkeit, altersgemäße Formen der Entscheidungsfindung und der Mitbestimmung zu finden.
• Über all dem steht im Sinne der Kinderrechtskonvention immer das Wohl des Kindes, das es zu berücksichtigen gilt.
Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen in Liebe erziehen in Freiheit entlassen
(Rudolf Steiner)Zitat aus dem Handbuch Wege zur Qualität :
„Zum Leitbild unserer Schule gehört der Respekt vor dem geistigen Wesenskern des Kindes, der seine Individualität und Würde ausmacht. Gleichzeitig sind menschliche und kulturelle Vielfalt ein Anliegen, denn unsere Schule ist für alle Kinder und Jugendlichen zugänglich, ohne Unterschied ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Muttersprache und Religion.“
Weiters versteht sich unsere Schule als eine Gemeinschaft von SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern, die durch Begegnung und Dialog den Lebensraum Schule gestalten. Nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten in einer vertrauensvollen und wertschätzenden Atmosphäre können Erziehung und Bildung im Dienste junger Menschen gelingen.
Durch die Erarbeitung eines Kinderschutzkonzeptes an unserer Schule können wir einen Rahmen schaffen, in dem den SchülerInnen nicht nur auf kognitiver Ebene Wissen vermittelt wird, sondern in welchem die Kinder im Unterricht durch demokratische Umgangsweisen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen sowie den SchülerInnen untereinander im Alltag der Klassengemeinschaft die Umsetzung der Menschen- und Kinderrechte in der Praxis erfahren und dadurch auch sich selbst aneignen und erlernen können.
Welmoed Kollewijn, Monika Kossdorff, Laetitia Lernpeiss, Ingeborg Mühlegger
lichtspuren der
Zweiundzwanzig verschiedene Milchpackungen stehen im Kühlregal bei Coop in Basel – mit einer Preisspanne von 1,25 bis 2,10 Schweizer Franken. Qualität, Regionalität und Preis gilt es zu vergleichen und optimieren. Für welches Angebot soll ich mich entscheiden? Billiger Import aus konventioneller Landwirtschaft oder hochwertige Demetermilch aus der Region? Was entspricht meinen Bedürfnissen, meinen finanziellen Möglichkeiten? Welche Milch eignet sich am besten für Cappuccino – wegen des Milchschaumes? Ich wäge ab und entscheide.
Dieser Optimierungsprozess findet täglich millionen- oder sogar milliardenfach statt. Jeder kennt das. Jeder hat bei den verschiedensten Produkten seine Präferenzen hinsichtlich Qualität, Sozialverträglichkeit, CO2-Bilanz, Design, Preis, usw. Was passiert hier? Wir haben verschiedene Ergebnisse eines Arbeitsprozesses vorliegen und versuchen, das für uns Passende zu wählen. Dabei befragen wir ständig unsere individuellen Bedürfnisse und lernen diese dadurch immer besser kennen. Es hat nie eine Zeit gegeben, in der wir so intensiv auf unsere Bedürfnisse hin befragt wurden. Es wäre interessant, einmal die Zeit zu messen, die wir täglich mit diesem Abgleich verfügbarer Waren mit unseren Bedürfnissen zubringen.
Das war vor nicht allzu langer Zeit anders. Da gab es den Schneider, der Maß nahm und den Rock im Wesentlichen nach traditionellen Mustern fertigte. Wir sind in den Fokus gerückt – lernen uns selbst kennen und wissen dadurch immer besser, wer wir mit unseren Bedürfnissen sind. Parallel dazu hat sich noch etwas entwickelt. Zu Zeiten Peter Roseggers fanden sich in einem einfachen Haushalt kaum Gegenstände, deren Ursprung für die Besitzer unbekannt war. Alltagsgegenstände wurden selbst oder von lokalen und bekannten Handwerkern angefertigt –mit Materialien, deren natürlicher Ursprung nachvollziehbar war. Der Besenstiel etwa, den der Großvater mit dem Enkel angefertigt hatte und dessen Holz aus dem eigenen Wald kam. Ebenso beim Schneider, der oft für eine Zeit im Haushalt mitlebte und dabei seine Näharbeiten für die dort lebenden Menschen verrichtete.
In einem Haushalt gab es wahrscheinlich wenige Gegen-
Wertschöpfung gedanken zur Dreigliederung im aktuellen Wirtschaftsleben
stände, die aus der Ferne kamen und deren sozialer und materieller Ursprung nicht bekannt war. Und selbst die Gegenstände aus der Ferne kamen von reisenden Händlern, die man kannte, weil sie immer wieder kamen. Dadurch hatte man einen Bezug zum Entstehungsprozess der Gegenstände.
Sehen Sie sich um: Wie viele Gegenstände in Ihrer aktuellen Umgebung können Sie auf ihren Ursprung hin zurückverfolgen? Wer hat sie gemacht? Wo wurden sie gemacht? Aus was für einem Naturmaterial stammen sie? Natur und Menschen als Ursprung der Produkte sind in Vergessenheit geraten – wir haben den Bezug verloren und wissen immer weniger, wer oder was sie sind.
Hinsichtlich unserer materiellen Bedürfnisse lernen wir uns selbst in einem nie dagewesenen Ausmaß kennen – und verlieren in ebendieser Hinsicht das Bewusstsein für unsere Umgebung bzw. die Herkunft der Dinge. ICH bin der Brennpunkt. Ich optimiere für mich. Ich möchte möglichst wenig für die bestmögliche Befriedigung meiner Bedürfnisse bezahlen. Auf dieser Grundlage funktioniert unsere Wirtschaft, und sie ist eine wesentliche Annahme der Wirtschaftswissenschaften. Was hat das mit Dreigliederung zu tun? Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen Dreigliederung, wie sie als politische Kampagne nach dem ersten Weltkrieg von Rudolf Steiner im Jahr 1919 angestoßen wurde 1) – zu einer Zeit, als Europa in einer grundlegenden Neuordnung begriffen war – und den Qualitäten, die dieser Dreigliederungsidee zugrunde liegen. Es hat wenig Sinn, heute über Systemänderungen nachzudenken, da keine Instanz der Welt so einfach ein System ändern kann, während unzählige Ideen zur Systemänderung diskutiert und propagiert werden. Vielmehr kommt es darauf an, was sich aus unseren Lebensweisen und Handlungen konkret entwickelt. Aus diesem Konkreten heraus kann sich Gesellschaft ändern.
Machen wir ein kleines Gedankenexperiment: Lassen wir die zweiundzwanzig verschiedenen Milchangebote im Coop und unser Optimierungsproblem einmal beiseite und besuchen wir eine Landwirtschaft in der Umgebung. Vielleicht kennen wir die Landwirte, sehen sie bei der Arbeit – sehen die Kühe, die Wiesen, den Stall, die Geräte, die Mitarbeitenden und was alles mit dieser Landwirtschaft verbunden ist. Aber nicht nur
dieses, sondern auch die Gestaltung des Hofes, die Kultur, die gepflegt wird, den Umgang mit den Tieren. Im Wohnhaus ist auch ein kleiner Hofladen, in dem eigene Produkte verkauft werden. Auch Milch – eine Sorte.
Zu unserem Erstaunen werden wir aufgefordert, selbst zu sagen, welchen Preis wir bezahlen wollen. Wie wählen wir? Einen minimalen Preis? Eher nicht. Dadurch, dass wir gefragt werden und die Menschen mit ihrer Arbeit und ihrer Bemühung sehen, erweitert sich unser Blickfeld. Wir sehen unsere eigenen Bedürfnisse und die der ProduzentInnen. Wir wählen den Preis nun nicht mehr ausschließlich auf Basis unserer eigenen Bedürfnisse, sondern im Lichte der Bedürfnisse der ProduzentInnen.
Was passiert hier? Während wir im Supermarkt kein Gegenüber haben und dadurch auch die Bedürfnisse der Produzierenden nicht wahrnehmen können, sehen wir plötzlich Menschen mit ihren Bedürfnissen, Motiven und Fähigkeiten – können uns mehr oder weniger dafür begeistern. Sehen wir sie nicht – wie im Supermarkt –, tendieren wir dazu, durch Preisoptimierung den Produzierenden zu wenig zu bezahlen und Tiere und Natur entlang der Wertschöpfungskette zu missachten.
Haben wir sie im Bewusstsein, fließen ihre Bedürfnisse in unsere Preisüberlegungen ein. Der reine Wertschöpfungsprozess wird ergänzt durch eine soziale Beziehung und Bewusstsein für die Produktionsbedingungen. Durch diese Beziehung werden die Bedürfnisse und Impulse der ProduzentInnen sichtbar.
Die Wertschöpfung wird dadurch vollständiger: Wertschöpfung, soziale Beziehung und dadurch Bedürfnisse, Motive und Fähigkeiten treten gemeinsam in Erscheinung und verändern damit unsere Preisüberlegungen. Würden die Landwirte ihre Tiere schlagen und sich nicht um das Land und die Gebäude kümmern, oder würden sie selbst nur auf die Maximierung ihres Gewinnes aus sein, hätten wir vermutlich wenig Begeisterung für sie übrig, und der Preis würde sinken. Setzen sie ihre Fähigkeiten ein, um positiv zu gestalten und gute Qualität herzustellen, ist zu erwarten, dass wir mehr bezahlen wollen. Damit wird deutlich, dass fehlende Wahrnehmbarkeit entlang der Wertschöpfungskette zwar möglicherweise ver-
lichtspuren der Wertschöpfung
billigt, aber gleichzeitig zu sozialer und ökologischer Ausbeutung und schlechterer Qualität beiträgt, während Transparenz in der Wertschöpfungskette tendenziell zu angemesseneren Preisen, aber auch höherer Qualität und weniger Ausbeutung beiträgt.
Rudolf Steiner nennt als Ort des Rechtslebens – als eine der drei Instanzen der Dreigliederung – all jenes, wo es um die Beziehung von Mensch zu Mensch geht. Dieser Bereich, der durch den politischen Staat auf gesellschaftlicher Ebene zu organisieren ist, müsste im Wirtschaftsleben neu zur Geltung kommen. Die Erscheinung der sozialen Beziehung in der Wertschöpfung führt zur Defragmentierung der Ökonomie. Der einzelne Mensch mit seinen Impulsen und Fähigkeiten –die ganz aus dem Bereich des Geisteslebens (dem dritten Bereich der Dreigliederungsidee) kommen – wird sichtbar.
Letztlich sind es das Interesse und die Begeisterung für diese Ideen, Impulse und Fähigkeiten der Produzierenden, die bei den KonsumentInnen die Zahlungsbereitschaft erhöhen. Umgekehrt ebenfalls: Zu sehen, für wen man produziert, kann zum Motiv werden, an der Qualitätsverbesserung zu arbeiten. Kennt man die AbnehmerInnen nicht und sieht man nur die eigenen Bedürfnisse als ProduzentIn, ist es naheliegend, zu optimieren und Effizienz zulasten der Qualität zu forcieren. Es geht also nicht nur darum, die drei Glieder des sozialen Organismus – Rechtsleben, Wirtschaftsleben und Geistesleben – unabhängig voneinander zu entwickeln. Für eine Wirtschaft ohne Ausbeutung, in der hohe Qualität für Menschen produziert wird, geht es vor allem auch darum, dass die reine Wertschöpfung durch soziale Beziehungen, in denen die Fähigkeiten und Impulse der Menschen sichtbar werden, ergänzt wird. So findet die Beziehung von Mensch zu Mensch und damit die Sichtbarkeit von Fähigkeiten und Gestaltungsimpulsen Einzug in die Wirtschaft.
Während die politische Kampagne am Anfang des 20. Jahrhunderts durch die politische Situation nach dem ersten Weltkrieg die Organisation der drei Lebensfelder aus gesamtgesellschaftlicher Sicht im Fokus hatte, können wir das Thema aus wirtschaftlicher Sicht heute in unseren tagtäglichen Handlungen am besten gestalten: durch das Interesse an der Herkunft der Produkte, die wir kaufen und durch das Interes-
se an den KonsumentInnen, die wir beliefern. Dadurch stärken wir das gesellschaftliche Beziehungsgefüge und das auch in der Wirtschaft sichtbare Geistesleben. Wenn auch politisch nicht unbedingt forciert, kann durch die Stärkung der Glieder immer mehr Unabhängigkeit derselben entstehen. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die uns bereits die Möglichkeit geben, Menschen und Natur auch im internationalen Wertschöpfungsprozess kennenzulernen. Verfolgen Sie einige davon und lassen Sie sich vom Ideenreichtum und der Initiativkraft begeistern. Früchte von Gebana, Bettwäsche von Storyfabrics, Schokolade von Choba Choba und Kaffee von Teikei sind nur einige Beispiele aus der Schweiz – die Liste lässt sich lange fortsetzen. Jedes dieser Unternehmen macht die internationale Wertschöpfungskette sichtbar und erlebbar und zeichnet Lichtspuren in den Wertschöpfungsprozess.
Wer möchte sich das entgehen lassen? Oder einfach gesagt: Immer ehrlich und aufmerksam der Freude nach, dann entwickelt der soziale Organismus aus sich heraus die Kraft, um seine Glieder in der bestmöglichen Weise zu differenzieren und entwickeln.
Max Ruhri ist ehemaliger Schülervater an unserer Schule, Mitglied der Geschäftsleitung der Freien Gemeinschaftsbank Basel und ehemaliger Geschäftsführer der FAS-Research Sozialwissenschaftliche Forschungsgesellschaft mbH.
1) siehe zur Dreigliederungsbewegung den Band 332b der Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Rudolf Steiner: Zu sozialen und wirtschaftlichen Fragen der Gegenwart. Rudolf Steiner Verlag, Dornach, 2020
Das ist:
Bewegung und Sport, Bildung, Design, Ernährung, Event, Foto und Video, Gastronomie, Gestaltung, Gesundheit, Handel, Handwerk, Kommunikation, Kultur, Kunst, Musik, Möbel, Natur und Garten, Sonstiges, Soziales, Technik, Tiere, Urlaub & Freizeit...
...und bald auch dein Angebot auf unserer Vermittlungsplattform: www.waldorf-mauer.network
Die Corona-Krise als Wirtschaftskrise
Wir alle erleben die Corona-Krise der letzten Monate auch als eine heftige Wirtschaftskrise. Ziemlich unvermittelt trifft sie viele Menschen hart und sogar existenzbedrohend. Andere sind wiederum kaum betroffen. Bei aller Ungerechtigkeit und Tragik, denen wir als Gesellschaft noch recht unbeholfen begegnen, ermöglicht uns diese Krise vielleicht immerhin, klarer zu erkennen, was Wirtschaft im 21. Jahrhundert ihrem Wesen nach ist und wie wir sie gestalten können, damit sie harmonisierend statt verheerend wirkt.
Was will Wirtschaft eigentlich?
Kann es in der Wirtschaft um etwas anderes gehen als um die Versorgung aller Menschen mit Waren und Dienstleistungen, die wir zur Befriedigung unserer leiblichen, seelischen, sozialen und geistigen Bedürfnisse brauchen, die Natur und folgende Generationen mit eingeschlossen? Diese einfache Beschreibung mag vielen einleuchten, doch die gängige Wirtschaftslogik stellt Profitmaximierung und Wachstum, Eigennutz und Investoreninteressen, jedenfalls den Nutzen einzelner Gruppen und Personen in den Vordergrund. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?
Quantensprung industrielle revolution
In gewisser Weise hinken wir in unserem Denken und in unserer Handhabung von Wirtschaft unserer Zeit hinterher. Schon in der Industriellen Revolution haben wir quasi einen „Quantensprung“ in der ökonomischen Entwicklung vollzogen, den wir bis heute nicht adäquat verarbeitet haben. Bis vor zweihundert Jahren war die Wirtschaft hauptsächlich geprägt von Selbstversorgung und Tauschwirtschaft, in der die einzelnen Wirtschaftseinheiten (Familienbetriebe, Hofgemeinschaften) am Markt ihre fertigen Produkte tauschten, freilich schon durch Geld und Handel vermittelt. Das fertige Produkt, nicht aber die Arbeitskraft des Menschen trat in den Wirtschaftskreislauf ein. Erst durch den Einsatz moderner Maschinen wurde die Massenproduktion möglich, die mit zunehmender Spezialisierung und Arbeitsteilung einherging und enorme Gewinnspannen ermöglichte. Fortschreitende Globalisierung und Fremdversorgung waren die Folge und prägen heute fundamental das Wesen unserer Wirtschaft.
eine Wirtschaft mit
Die Wirtschaft ist ein ganzes geworden
„Die ganze Erde, als Wirtschaftsorganismus gedacht, ist der soziale Organismus“, beschreibt Rudolf Steiner (am 24.7.1922, GA 340) den Entwicklungsstand der Wirtschaft vor bald hundert Jahren. Besinnt man die beschriebenen Phänomene, spricht sich im Wesen dieses hochgradig arbeitsteiligen und global gewordenen Wirtschaftsorganismus die Forderung nach demjenigen aus, was Rudolf Steiner mit dem „Ideal der Brüderlichkeit“ im Blick hatte: Solidarität als Gestaltungsprinzip der modernen Wirtschaft. Denn eine solche Ausdifferenzierung des Systems erfordert vermehrt Anstrengungen zur Integration der einzelnen Teile, um die Funktion des Ganzen aufrechtzuerhalten. Doch bis heute begreifen wir unsere Wirtschaft nicht als ein integrales Ganzes, das im Sinne des Gemeinwohls zusammenwirken muss, sondern handhaben sie in vielerlei Hinsicht noch im vorindustriellen „Selbstversorger-Modus“: Die einzelnen „Player“ werden isoliert betrachtet, als für ihr eigenes Fortkommen oder Scheitern verantwortlich, anstatt aus dem Ganzen und für das Ganze zu wirtschaften.
umgang mit profit als gesellschaftliche gestaltungsaufgabe
Ein ausdifferenziertes Wirtschaftssystem bringt es mit sich, dass sich Gewinne nicht gleichmäßig in allen Bereichen niederschlagen. Wir sehen, dass sich Profite vor allem dort manifestieren, wo Massenproduktion möglich ist. Kein bedeutender finanzieller Mehrwert entsteht hingegen in Bereichen, wo es etwa um Beziehungsarbeit von Mensch zu Mensch geht, obwohl sich in allen Arbeitsbereichen Menschen nach besten Kräften und Fähigkeiten einbringen und für das Gesamtgefüge unverzichtbar sind. Unsere Schule mag hier als Beispiel für den gesamten sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich stehen.
Wie aber gehen wir als Gesellschaft mit Gewinnen um, die sich etwa in großen Konzernen in enormem Ausmaß niederschlagen, während sich andernorts ein ebenso großes Minus als Gegenstück dazu bildet? Was sich quasi naturwüchsig so bizarr gebärden muss, braucht jetzt einen bewussten menschlichen Gestaltungsschritt: den sozialen Ausgleich im Ganzen. Hier müssen wir als Gesellschaft dafür Sorge tragen, dass diese Gewinne die Defizite ausgleichen, anstatt ins Private oder in Finanzblasen ab-
menschlichem antlitz?
zufließen – handelt es sich doch um Profit aus dem Ganzen, der unserer Mitwelt, unserer Umwelt und unserer Nachwelt dient.
arbeit und einkommen in der pandemie
Unter der Pandemie treten jetzt einige ökonomische Zusammenhänge deutlicher zutage – zwingt uns doch das eine oder andere Dilemma, in dem wir uns plötzlich wiederfinden, neue Perspektiven einzunehmen. Allein die Entscheidung, welche Bereiche „offen bleiben dürfen“ und welche „schließen müssen“, hat unseren bisherigen Begriff von „Systemrelevanz“ umgestülpt von „too big to fail“ hin zum „not-wendigen Bedarf“ und so bisher unterbelichtete Tätigkeitsfelder in den Fokus gerückt. Im Hinblick auf die Arbeit erleben wir derzeit das ganze Spektrum vom gänzlichen Arbeitsverbot bis zur totalen Überarbeitung, letztere nicht zuletzt durch viel unentgeltliche Tätigkeit wie z.B. Homeschooling. Die Einkommenssituation, die an die Arbeit gekoppelt ist, gebärdet sich dementsprechend grotesk. Plötzlich wird klar, dass Arbeit und Einkommen entkoppelt werden müssen, um den Ruin in breiten Teilen der Bevölkerung zu verhindern. In gewisser Weise wird jetzt aus der Gemeinschaft ein Grundeinkommen ausbezahlt, unabhängig vom Arbeitseinsatz. Hier offenbart sich der „Selbstversorger-Irrtum“, in den wir noch verstrickt sind, wenn wir glauben, durch unsere Arbeit uns selbst zu erhalten. Denn in der heutigen Fremdversorgung arbeiten wir schon längst solidarisch, nämlich stets für andere und werden durch die Arbeit der anderen versorgt. Unnachgiebig fordert die Krise gerade diesen Fokus von uns: Einsatz dort, wo er jetzt in der Gemeinschaft gebraucht wird und Vertrauen darauf, aus der Gemeinschaft erhalten zu werden.
schuldenlöcher, Vermögensberge und die assoziation Unsere Gesellschaft zeigt erfreulicherweise in der jetzigen Krise den Willen zum Ausgleich von individuellen Härten, und der Staat schnürt Hilfspakete. Nur fragt sich, wie die Schuldenlöcher, die dadurch entstehen, wieder gefüllt werden. Es bilden sich jedenfalls im selben Ausmaß an anderen Stellen im System Vermögensberge – sei es durch nicht ausgegebenes Einkommen oder durch die Unternehmensprofite der Krisengewinner, die es ja in manchen Branchen durchaus gibt.
Rudolf Steiner spricht davon, dass sich die einzelnen Unterneh-
men und Einrichtungen assoziieren, also verbinden sollen. Ein solches Netzwerk hätte dann diesen notwendigen finanziellen Ausgleich untereinander selbstverwaltet zu gestalten, also weder staatlich noch privat.
Wir stehen jedenfalls heute mehr denn je vor dieser gesamtgesellschaftlichen Gestaltungsaufgabe: Wie nehmen wir der Wirtschaft ihre schroffe Erscheinung und geben ihr ein menschliches Antlitz?
abschließende Betrachtung
Wenn in der Waldorfschule das Martinsfest gefeiert wird, dann erleben die Kinder in den beiden Schicksalen von St. Martin und dem Bettler bildhaft die Qualität des Teilens, der Brüderlichkeit. Die Erwachsenen können dieses Bild in seinen vielfältigen tieferen Schichten ergründen. So können uns Martin und Bettler auch ein Sinnbild für die Solidarität in der Wirtschaft sein: zwei unterschiedliche Menschenschicksale, die sich verbinden und trotz ihrer Eigenständigkeit beide in EINEN Mantel gehüllt sind. Das ist das Bild der EINS gewordenen Wirtschaft, in der jede/r Einzelne seinen bzw. ihren ganz individuellen Beitrag leistet, die persönliche Berufung auslebt und durch die Menschengemeinschaft solidarisch versorgt wird.
Ines Kanka arbeitet in Projektzusammenhängen zur Erforschung der „Dreigliederungsidee“ und daraus inspirierten Initiativen im Zeitgeschehen und ist Schülermutter in der 2. und 4. Klasse.
Auswahl an Initiativen im Sinne der oben beschriebenen Gestaltungsaufgabe: purpose-economy.org | fuereinander.jetzt | creditinitiative.eu | ecogood.org | cusanus-hochschule.de
Der Kindergarten –ein
Im Herbst durften wir einen schönen und reichhaltigen Elternabend genießen. Wer weiß, wann ein nächster gemeinsamer und „richtiger“ wieder stattfinden darf...
Unsere Pädagoginnen haben uns an jenem Abend in Form einer Gruppenarbeit über den Kindergarten als sozialen Raum nachdenken und beraten lassen. Das Kollegium beschäftigt sich bereits geraume Zeit mit folgender Fragestellung: Wie wird man den Herausforderungen, die Gegenwart und Zukunft stellen, gerecht und wohin muss sich der Kindergarten diesbezüglich entwickeln? Hierzu ist es ihnen auch wichtig, im Zuge der Qualitätssicherung das Leitbild zu überarbeiten. Was ist eigentlich das Ausschlaggebende bei der Wahl des Kindergartens? Hilft mir das Leitbild bei der Entscheidung? Bietet ein Waldorfkindergarten den optimalen, gesellschaftlichen Raum für mein Kind und seine Entwicklung? Im Zuge einer kleinen Recherche zum Thema „Sozialraum“ (in: Handbuch für pädagogische Anthropologie, 2013) habe ich Ideen aus frühen reformpädagogischen Ansätzen zusammengefasst: Die Natur in ihrer räumlichen Anordnung ist eine Lehrmeisterin, sagt Jean-Jacques Rousseau (18. Jhdt.). Die Natur des Menschen und die Natur des Ländlichen agieren in ihrer „Unbefangenheit“, und darüber entwickelt sich der Zögling mit indirekter Anleitung des Erziehers zu einem mündigen Bürger. Der ideale Ort kindlicher Bildung ist dann für Friedrich Fröbel (19. Jhdt.) das umzäunte Haus mit einem Garten unter professioneller pädagogischer Anleitung. Die Reformpädagogen sind ebenso überzeugt davon, dass die räumliche Gestaltung sich auf Erziehung, Lern- sowie
soziales nest
Bildungsprozesse der Heranwachsenden auswirkt. Räumlich noch eingegrenzter argumentiert Ellen Key (an der Wende zum 20. Jhdt.): Nur das familiale Haus kann einen paradiesischen Raum kreieren, in dem die Mutter eine ruhige Ordnung für das Kind bereitstellt.
Ich bin seit meinem ersten Betreten der Überzeugung, dass unser Kindergarten all diesen Ansichten mehr als gerecht wird. Die schlichte Raumgestaltung, die Stimmung im ganzen Haus, das Wertlegen auf Rhythmus und Ruhe, ins Freie gehen bei jedem Wetter sowie die liebevolle Hinwendung zum Kind suchen ihresgleichen und vermitteln Geborgenheit. Und der in unserem Kindergarten in besonderer Weise geschaffene soziale Raum wird zum Wohnraum – oder noch schöner beschrieben, zum Wohnzimmer, zum Nest.
Im kommenden Sommer verlasse ich mit meinem zweiten Kind nach neun Jahren den Kindergarten in der Marktgemeindegasse. So vielem Liebgewonnenen werde ich nachtrauern, allem voran den Personen vor Ort, die mir eng ans Herz gewachsen sind. An die stimmungsvollen Feste, den Duft nach frischen Weckerln oder an die vielen wunderschönen Bastelarbeiten und Lieder wird die ganze Familie ein Lebtag mit Freude und Dankbarkeit denken.
Nina Juritsch ist Mutter eines Schülers der 4. Klasse.
raum für soziale entwicklung
ein Blick auf die sozialgestalt des Kindergartens
Der allgemein menschliche geist als leitgedanke
Wie schaffen wir nun als Waldorfkindergarten den sozialen Raum für Kinder, Eltern und PädagogInnen, und was tragen im Besonderen die waldorfpädagogischen Grundlagen Rudolf Steiners dazu bei? Die von Eltern immer wieder geäußerte Empfindung, sich mit ihren Kindern im Waldorfkindergarten unmittelbar heimisch zu fühlen, geht mit einem großen Vertrauensvorschuss einher. Was vermittelt dieser Raum, und was öffnet ihn in so freier Weise im Sozialen? Waldorfpädagogik auf Grundlage der Anthroposophie macht sich die Entwicklung des allgemein Menschlichen zur Aufgabe. Sie fußt auf einem Menschenbild, das einen geistigen Ursprung und dessen physischen, seelischen und geisterkennenden Ausdruck in jedem individuellen Menschen anerkennt. Die unbefangene Auseinandersetzung mit diesem Gedanken leitet die Pädagogik, und er kann für den Einzelnen in unterschiedlicher Weise in jeder Begegnung erlebbar werden: Hier bin ich ICH, hier kann ich sein und mich entwickeln, wie es mir entspricht und mit anderen und an den gemeinschaftlich gestalteten und erfahrenen Prozessen teilhaben.
Ohne dieses Menschenbild ist das Ideal der Gemeinschaftsbildung nicht zu begründen und im Sinne des Zusammenwirkens in der Selbstverwaltung nicht umzusetzen.
gelebte Dreigliederung
Aus der von Rudolf Steiner angeregten sozialen Dreigliederung, die in ihren Gestaltungsprinzipien an Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit anknüpft, ist in der Kindergartenpädagogik die Freiheit in der selbstverantwortlichen Gestaltung der Erziehung angekommen. Der Mut zur stetigen Entwicklung einer kindgemäßen und altersgerechten Qualität, das Bemühen um eine Kultur des Vertrauens und um das anhaltende Gespräch hält dabei den Kindern den Raum zur Entfaltung ihrer Impulse auf allen Ebenen offen.
Im gesamten Organismus kommen das Gleichheitsprinzip im partnerschaftlichen Zusammenwirken von Eltern, PädagogInnen und Schulverein sowie das Solidaritätsprinzip im Ausloten und Teilen der vorhandenen Möglichkeiten des Kindergartens nach dem individuellen familiären Bedarf zum Tragen, wobei bei letzterem die jeweils reale Dringlichkeit als Kriterium herangezogen wird.
Mit der zunehmenden Bildungsverwaltung und -evaluation
wächst von außen der Einfluss des Staates auf den Verwaltungsrahmen, und durch die staatliche Förderung der Elternbeiträge ist auch eine wirtschaftliche Abhängigkeit gegeben.
Begegnung von individualität und gemeinschaft
Derzeit gehen wir im Kollegium dem Stand unserer Selbstverwaltung neu auf den Grund. Ausgehend von einer Neuerarbeitung des Leitbildes arbeiten wir an der Transparenz unserer Strukturen und Prozesse und nehmen dabei auch die reale Teilhabe von Eltern und PädagogInnen in den Blick.
Mit der Klärung unserer Wege zur Qualität (unter Begleitung von Irene Bulasikis) haben wir uns wieder auf den Weg gemacht, um aus den durch die Rechenschaft innerhalb des Organismus gewonnenen Erkenntnissen unserer Aufgabe neu gerecht zu werden. Dies ist auch ein eigenverantwortlicher Ausgleich zu der verwaltungsmäßig laufend nach Vorgaben zu leistenden Datendarstellung, in deren Rahmen wir leben.
Fragen wie Warum sind wir hier, was ist die Aufgabe und wohin führt sie uns, was unterstützt uns dabei? vermitteln das Gefühl, unterwegs zu sein und fördern das Interesse an dem, was werden will. Sie stellen sich sowohl individuell als auch für die ganze Gemeinschaft, und ein gemeinsames Bewusstsein kann daran wachsen.
Die Kinder spüren gerade JETZT, ob wir den Blick für wirklich Lebenswertes frei haben – auf eine soziale Entwicklung, die alle mitnimmt.
Der soziale Raum ist hier weit über die natürlichen und familiären Bindungen hinaus ein Begegnungs- und Bewusstseinsort, in dem in den gemeinsamen Prozessen sowohl das Geistvertrauen als auch das Weltvertrauen gestärkt werden und für die Kinder jene heilsame Stimmung schaffen, an der sie sich seelisch nachhaltig orientieren können.
Ein Blick auf das „Sozialmanagement“ im Freispiel der Kinder lässt uns dabei immer wieder erstaunt innehalten: in völliger Unvoreingenommenheit und Beweglichkeit wird täglich der Raum neu ergriffen, gestaltet und „geregelt“ – unbefangen und mit Freude am Erreichten, am Aufräumen und erneuten Beginnen. Klingt eigentlich einfach, oder?
Ursula Dotzlerrudolf steinergrundtexte und Vorträge zur sozialen Dreigliederung
Eine Auswahl:
Taschenbuch 606
Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft
weitere literatur
Karl König: Mensch unter Menschen werden Über die soziale Dreigliederung Verlag Freies Geistesleben, 184 Seiten, Euro 24,70
Karl König (* 1902 in Wien; † 1966 in Überlingen) war Kinderarzt, Heilpädagoge und Begründer der internationalen Camphill-Bewegung.
Unmittelbar unter dem Eindruck seiner Reise zum „Herzen Mitteleuropas“ (Prag) macht Karl König auf die Notwendigkeiten der sozialen Erneuerung aufmerksam. Das soziale Bauwerk muss heute im Inneren des Menschen aktiv entwickelt werden. Nur „aus dem Geiste heraus“ kann eine dem heutigen Menschen gemäße soziale Gestaltung entstehen. Doch kann König plastisch-bildhaft und in eindringlicher Weise aufzeigen, wie die Ansätze dazu im Menschen selbst veranlagt sind und im gewöhnlichen Alltagsleben durch ein konsequentes Üben wirksam werden können.
Peter Selg / Marc Desaules: Ökonomie der Brüderlichkeit
Zur Aktualität der sozialen Dreigliederung
Verlag des Ita Wegman Instituts, 112 Seiten, Euro 10,30
Marc Desaules, Physiker und Unternehmer. Seit 1994 im Vorstand der anthroposophischen Gesellschaft Schweiz
Peter Selg, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Professor für medizinische Anthropologie und Ethik an der Alanus-Hochschule und Leiter des Ita Wegman-Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung.
Taschenbuch 731
Nationalökonomischer Kurs
Nationalökonomischer Seminar
Walter Kugler: Dreigliederung
Die Kunst der Zusammenarbeit Verlag am Goetheanum, 350 Seiten, Euro 20,60
Walter Kugler (* 1948 in Landshut) studierte Musik, Erziehungswissenschaften und Politologie, promovierte und lehrte an der Universität Köln. Von 2003 bis 2011 war er Leiter des Rudolf-Steiner-Archivs in Dornach. Seit 2008 ist er Professor of Fine Art an der Brookes University in Oxford.
Bei Steiners Dreigliederung des sozialen Organismus geht es nicht um eine utopische Schwärmerei eines Einzelgängers, sondern um ein genaues Hinsehen auf das, was die Wirklichkeit fordert. Sein Hauptaugenmerk galt dem sozialen Ganzen, das aber nur so gut funktioniert wie seine einzelnen Teile. Der Schlüssel dazu ist die Entwicklung nachhaltiger Formen der Zusammenarbeit.
Und die brauchen wir dringender denn je.
Seit 2012 im Vorstand der anthroposophischen Gesellschaft Schweiz.
Zwei Vorträge über die Zivilisationsbedeutung der sozialen Dreigliederung - 1917, 1919 und in der Gegenwart. Die Vorträge wurden 2015 auf der Goetheanum-Tagung „Ökonomie der Brüderlichkeit aus einem wesensgemässen Umgang mit Einkommen,Haus und Boden“ gehalten.
BÜCHERSTUBE
der Goetheanistischen Studienstätte
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sankt Martin 2020
ein gemeinsames Fest des Kindergartens und der 2. Klasse
von Jessica Melchinger und natascha HermannLicht ins Dunkle tragen: Wie sehr haben wir uns das gerade in dieser herausfordernden Zeit gewünscht!
Dass wir im Kindergarten dieses Jahr unser Laternenfest aus bekannten Gründen absagen mussten, hat uns sehr getroffen! Aber dieses Fest hat ja auch durch Sankt Martin eine andere und nicht minder wichtige
Symbolkraft: das Teilen!
Umso schöner war es, als in unsere Enttäuschung über die Absage unseres Laternenumzugs eine Einladung ins Haus flatterte: Die 2. Klasse lud uns zu einem gemeinsamen Sankt-Martins-Fest ein!
So durften wir draußen (die „Corona-Verordnungen“
einhaltend) ein wunderschönes Fest erleben mit einem Gedicht, einem Martinsspiel von den großen SchülerInnen, gemeinsamem Singen, einem Laternenumzug (!) und einem von Zweitklasseltern dankenswerterweise
gebackenen Sankt-Martins-Wecken, den jedes Schulkind mit den Kindergartenkindern teilen durfte!
Ein gelungenes Fest, das ganz im Zeichen des Teilens statt! Vielen Dank!
Jessica Melchinger
ist Kindergärtnerin und Schülermutter in der 3. Klasse.
Michaeli, Sankt Martin und Sankt Nikolaus gehören zu den Festen, die bildhaft dazu beitragen, die Kinder auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Da die Heiligenlegenden Teil des Erzählstoffs des zweiten Schuljahres sind, haben wir uns über mehrere Tage hinweg mit der Legende des heiligen Martin beschäftigt, ein Gedicht gelernt, Martinslieder gesungen, Laternen vorbereitet, und die Religionsgruppe von Frau Dostal hat ein Spiel einstudiert. Sehr gerne haben wir uns daran erinnert, als wir vor einem Jahr vom Kindergarten eingeladen worden waren, mit ihnen das Laternenfest zu feiern. Es war damals eine wunderschöne gemeinsame Feier, als wir in der Dämmerung loszogen durch den Wald und über die Wiesen, und in der Dunkelheit begleitet vom Schein des Mondes, der Sterne und der Laternen zurückkehrten.
So konnte es heuer nicht mehr sein, nicht nur der äußeren Umstände wegen, sondern auch, weil wir als Klasse einen neuen Fokus brauchten und dieses Jahr die Person des heiligen Martin in den Vordergrund stellen wollten. Als kleines Dankeschön für das letzte schöne gemeinsame Laternenfest luden dieses Mal wir den Kindergarten zu einer kleinen gemeinsamen Martinsfeier im Schulhof ein. Die Begeisterung unter den Kindern der zweiten Klasse war groß, nicht zuletzt, weil es einige Geschwisterkinder im Kindergarten gibt und die Kinder einander gut wahrnehmen, da sie nun wieder im gleichen Gebäude untergebracht sind.
Natascha Hermann ist Klassenlehrerin der 2. Klasse.st. Michael und
Die Tage werden kürzer, das geliebte Sonnenlicht weniger.
In dieser Zeit ist es unsere Aufgabe, das Licht in unserem Inneren zu suchen und die Dunkelheit zu vertreiben.
Das Dunkle, das Böse ist es, wofür der Drache in unseren Kulturkreisen steht. Diesen Drachen gilt es zu bezwingen, wie es auch der heilige Michael tat. Michael steht für Mut und Stärke, welche unsere Erstklasskinder beim Michaeli-Fest aufbringen und damit ihr inneres Vertrauen stärken.
Die Vorbereitung auf den großen Tag, an dem die Begegnung mit dem Drachen stattfinden soll, ist eine schöne Zeit für die Kinder. Die Schwerter werden geschnitzt, Mutproben bestanden und das Michaels-Lied fleißig gesungen.
Dann ist er da, der Freitag, auf den die Kinder schon so lange warten. Die Aufregung ist groß, als wir den Weg zum Maurer Wald beginnen. Die kleinen Füße schreiten entschlossen der bevorstehenden Begegnung mit dem Drachen entgegen. „Da riecht es verbrannt.“ „Der Drache hat die Kürbisse gefressen, die da am Gartenzaun hingen.“ „Ich habe keine Angst.“ „Gibt es denn wirklich Drachen?“ „Nein, das ist doch nur die vierte Klasse.“
Alle Gedanken werden laut gesagt, und es sind viele – und sehr unterschiedliche.
Wir sind beim Wald angekommen, und Frau Trierenberg ersucht um Ruhe. Als die Schwerter ausgeteilt werden und sich die Kinder in eine Reihe begeben, wird es für einen Augenblick mucksmäuschenstill. Der große Moment ist gekommen, als die Kleinen losmarschieren und mit kräftigen Stimmen das Michaels-Lied singen. Der Drache kommt langsam aus dem Wald, das Sonnenlicht scheint durch die Bäume, und die Augen der Kinder werden größer. Der Ausdruck in ihren Gesichtern ist ein mutiger, entschlossener, aber auch ein fragender und voller Neugierde. Die Schwerter werden hochgestreckt, und der Drache wird besiegt. Unsere mutigen Erstklässlerinnen und Erstklässler haben es geschafft und ziehen mit fröhlichen und schon auch stolzen Gesichtern in den Wald. Sie essen ihre wohlverdiente Jause und sind sichtlich glücklich und zufrieden.
Es war ein wunderschönes Erlebnis, die Kinder bei einer so wichtigen Mutprobe zu begleiten.
die Drachenbegegnung
von sandra Krajco-riemer und paul gruderWie wird sie sein, die Drachenbegegnung? Ist es ein echter Drache?
Wie groß ist er? Spuckt er Feuer? Wie wird es sein, wenn wir gegen den Drachen kämpfen? Ist er dann tot?
Viele, viele Gedanken, die sich unsere lieben Kinder der 1. Klasse im Vorfeld der Drachenbegegnung gemacht haben. Von Spannung kaum zu überbieten. Was für ein Ereignis!
Gut vorbereitet muss man sein; im Wald; als kleines Kind mit den SchulfreundInnen und der Lehrerin. Wie gefährlich es genau sein wird, wissen wir nicht. Aber klar ist trotzdem: Es wird gut ausgehen. Ansonsten würden wir ja nicht mit der Schule dieses Abenteuer bestreiten! Also; was können wir tun? Zusammen sind wir am stärksten. Wir bleiben immer in der Gruppe! Und wenn er dann kommt, der Drache, wie bekämpfen wir ihn? Wir werden singen. Gemeinsam! Wir werden dem Drachen mit unseren Liedern begegnen:
„Wenn ich groß bin, wenn ich groß bin, so groß wie die Welt, dann werd‘ ich ein Ritter und Held.
Wenn ich stark bin, wenn ich stark bin, so stark wie ein Stier, dann erschlag‘ ich im Walde das Drachengetier.
Und die Erde und der Mond und die Sterne sind dann mein, und die Sonne soll auch für den Rittersmann sein, und die Sonne wird auch mit der Rittersfrau sein.“
Das wird ihn ganz bestimmt umhauen! Und – nur um unserer Stärke nochmals Nachdruck zu verleihen – wir werden Schwerter basteln. Jedes Kind eines! Aus Holz. Mit Symbolen drauf, damit wir sie nicht untereinander verwechseln. Schließlich ist jede Hand doch ein wenig anders und jedes Schwert ein Einzelstück. So ziehen wir los. Wir sind bestens vorbereitet. Respekt, ja, den haben wir. Aber keine Angst! Und der Tag ist gekommen. Ein Freitag. Unser Waldtag. Ein ganz ein besonderer Waldtag. Auf geht´s, den Maurer Berg hinauf. Alle sind da; alle Kinder, unsere Lehrerin Frau Trierenberg, Eltern, die uns begleiten und sogar Herr Trierenberg mit seinem Hund. Es wird viel fotografiert. Alle sind aufgeregt; die Spannung liegt in der Luft! Leise sollen wir sein. Psssssssssssssst! Vielleicht, damit uns der Drache nicht hört und wir ihn überraschen können. Und das Lied, das Lied vom Drachen sollen wir singen! Wir sind groß und stark! Er fürchtet sich bestimmt jetzt schon. Wir gehen weiter. Wir bleiben zusammen. Viele Kinder sind wir. Und da; was ist das hier auf der Lichtung? Es bewegt sich etwas! Etwas Langes, Großes. Was ist das? Ein Maul! Große Augen! Scharfe Zähne!
DER DRACHE!!!! Er ist riiiiiiiiiieeeeeeesig! Wir müssen ihn umzingeln. Wir machen einen Kreis um ihn! Weitersingen! Hebt die Schwerter! Wir sind die 1. Klasse – wir besiegen dich, du großer Drache! „… so stark wie ein Stier, dann erschlag’ ich im Walde das Drachengetier…“. Und tatsächlich; seine Bewegungen werden langsamer. Er geht zu Boden. Der Kopf bewegt sich nicht mehr. Sein ganzer Körper bewegt sich nicht mehr. Er liegt am Boden, ganz still, ganz ruhig. Ist er tot? Oder stellt er sich nur tot, weil er so viel Angst hat und hofft, dass wir bald von ihm ablassen? Wir wissen es nicht genau. Aber eines wissen wir ganz genau: Wir haben ihn besiegt! Den Drachen! Mit all unserem Mut, unserer Entschlossenheit und unserer Stärke! Was für ein Abenteuer. Jetzt haben wir uns eine Jause verdient. Eine Mama hat einen Drachenkuchen gebacken. Der spuckt Feuer. Aber kein echtes. Jedes Kind bekommt ein Stück. Lecker! Dann entspannen wir uns, wir spielen im Wald. Und wir unterhalten uns; was mit dem Drachen nun ist. Beim Nachhausegehen führt uns der Weg wieder bei der Lichtung vorbei. Wir schauen hin. Er ist nicht mehr da! Lebt er noch? Ganz verschüchtert tief im Wald? Werden ihn Menschen jemals wiedersehen? Niemand hat eine klare Antwort auf diese Fragen… das macht aber nichts.
Wir sind die 1. Klasse – und wir haben den Drachen besiegt!
Das apfelfest der zweiten Klasse
von sandra Krajco-riemerIm September werden viele Feste gefeiert, wobei das Erntedankfest schon in der Kindergartenzeit eines der schönsten war. Natascha Hermann dachte sich für dieses Jahr ein ganz besonderes Fest aus: das Apfelfest. Es war gleichzeitig der feierliche Abschluss der Schreibepoche.
Zur Vorbereitung für das Fest wurden fleißig Blätter und Moos gesammelt, woraus die Kinder ein Apfelmännchen und eine Apfelkerze machen sollten. Es entstanden die unterschiedlichsten Männchen und Kerzen, die mit sehr viel Liebe vorbereitet wurden. An diesem Vormittag gab es alles zum Thema Apfel. Es wurden das Gedicht vom „schlafenden Apfel“ liebevoll von den Kindern aufgesagt, Apfellieder gesungen und Laufdiktate gespielt. Ein
Blick in die zweite Klasse lohnt sich, um den wunderschönen Baum zu bewundern, den die Kinder mit Frau Hermann gemacht haben. Dafür wurden Apfelhälften als Stempel verwendet und ergaben einen bunten Apfelbaum.
Zum feierlichen Abschluss wurden alle Apfelmännchen und Kerzen in einen Kreis gestellt, und die Kinder konnten die mitgebrachten Köstlichkeiten genießen: Apfelsaft, Apfelkuchen, getrocknete Apfelspalten.
Ein wunderschöner, stimmiger Ausklang für ein lustiges Apfelfest.
advent, advent, ein lichtlein brennt…
von Christina Bauer und Kathi schaller
Das Jahr 2020 und damit auch der heurige Advent werden uns allen sicher in Erinnerung bleiben: erstmals kein Adventbasar – das Herzstück unserer Jahresveranstaltungen. Das ist dieser Moment, in dem sich das Maurer Schlössl in einen verzauberten und nach Weihnachten duftenden, wurligen Ort voll Leben von Jung bis Alt verwandelt.
Unsere Klassenlehrerin und wir Eltern wollten ein klein wenig dieses Zaubers trotz allem auch dieses Jahr den Kindern schenken und versuchten, solch zauberhafte Basarmomente in den Advent und in die Klasse zu bringen. Es gab ein erstes Teelichthalterbasteln mit Silberfolie zu Beginn des Advents, gefolgt vom Lebkuchenverzieren als Nikoloüberraschung für ihre Patenklasse, die 11. Klasse. In Anlehnung an die Zwergenstube wurde als nächstes mit Naturmaterialien schon der Hausbauepoche vorgegriffen, und es entstanden Häuschen, Schiffe und Krippen. Eifrig falteten die Kinder dann Fenstersterne, um sie einem nahegelegenen Pflegeheim als Weihnachtsfreude zu überbringen. Die in den letzten Wo-
chen fleißig zu Hause hergestellten kleinen Werkstücke der Familien konnten schließlich an die KlassenkameradInnen im Rahmen einer kleinen Kinderstube der 3. Klasse „verkauft“ werden. Ein ungeplantes, spontanes Highlight war dann noch der Besuch der Clowns vom Zirkus Candy im Schulhof – die vom ebenso spontanen Instrumentalensemble der 3. Klasse und einer ganzen Menge freudiger „Unterstufler“ mit einem Ständchen empfangen wurden.
Die Clowns bedankten die sich mit viel Humor für die übergebene Spende, die ihrem Zirkus und dessen Tieren helfen soll, über die momentane Notlage zu kommen.
Die Hausbauepoche der
von Theresa zinielEigentlich sollte die Hausbauepoche ja schon im Frühling der 3. Klasse stattfinden; zu dieser Zeit befanden wir uns aber alle zuhause. Als nach dem Lockdown die Schule wieder aufsperrte, war alles zu chaotisch und ein Arbeiten mit der ganzen Klasse ja ohnehin nicht möglich, also wurde das Projekt verschoben... Wichtig war, dass im Herbst unser Projekt einfach und auch zeitlich überschaubar sein sollte und von den Kindern selbst in der Unterrichtszeit zu bewerkstelligen war – unter Aufsicht und Anleitung der Eltern.
Die Idee, die Terrasse vor der vierten Klasse mit Möbeln und Pflanztrögen zu bespielen und sie so zu einer Erweiterung des Klassenzimmers und zu einem angenehmen und individuellen Freiraum zu machen, wurde geboren. Die Möbel, Tröge und Schattenspender sollten mit verschiedenen Techniken und Materialien hergestellt werden. Die einzelnen Elemente sollten handlich und transportierbar sein, um sie auch durch die Baustelle des Neubaus zu bringen. Die Kinder sollten etwas bauen, das sie selbst jeden Tag nützen können – für ihre Klassengemeinschaft und direkt vor ihrem Klassenzimmer.
Wir haben betoniert, gemauert, mit Holz gearbeitet, Pflanzen gesetzt und ein Fliesenmosaik geklebt. 16 Kinder als freiwillige BauleiterInnen trugen besondere Verantwortung für die Arbeiten: Sie wurden von uns genauer in die Planung eingewiesen. Die Klasse werkte in vier Kleingruppen, um ein konzentriertes Arbeiten möglich zu machen. Außerdem gab es zwei Einkaufsteams, die nach Absprache und Bedarf zum Bauhaus fuhren und Materialien besorgten. Jeder Bautag wurde von zwei bis vier Eltern begleitet. So ging es drei Wochen dahin.
Es war eine tolle Erfahrung, gemeinsam mit den Kindern der vierten Klasse bauen zu dürfen! Zu sehen, wie die Kinder anpackten, sich trotz Regen und Kälte (die letzte der drei Arbeitswochen war sehr unfreundlich) auf die Arbeiten stürzten – mit leuchtenden Augen, großem Selbstbewusstsein und Neugierde. Die Mädchen und Buben haben völlig gleich ihre Aufgaben verteilt und übernommen. Es gibt ganz starke HandwerkerInnen und AnpackerInnen unter beiden Geschlechtern genauso wie große Tratschgänse oder BeobachterInnen vom Rande. Hier ist mir in keiner Situation ein Unterschied aufgefallen. Immer wieder wichtig zu betonen, finde ich!
Die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt der Eltern unserer Klasse hat wie so oft schon auch auf dieser Baustelle bestens funktioniert; viele helfende Hände haben das Projekt unterstützt und möglich gemacht.
Ich sehe das als großes Geschenk an unsere Kinder!
DI Theresa Ziniel ist Architektin und Schülerinnenmutter in der 4. Klasse.
4. Klasse im oktober 2020
und andrea Kalser
…ja, unsere Hausbauepoche ist nun abgeschlossen.
Mir war es ein großes Vergnügen, unseren Kindern mit diesem inzwischen sichtbaren, greifbaren Ergebnis … UNSEREM GEMEINSAMEN WERK … ein bewusstes Verhältnis zu ihrer gebauten Umwelt zu vermitteln und ihre natürliche Freude am Bauen und am Erkunden zu unterstützen.
Ich habe in den Kindern findige Entwerfer, neugierige Forscher, Entdecker und begeisterte Baumeister gesehen … durch die tägliche Motivation der Kinder auf der Baustelle und den themenbezogenen Unterricht von Frau Svoboda wurden Umgebungswahrnehmung, genaues Hinsehen, Bezug zur Umwelt und sich selbst, räumliches Denken und Vorstellungsvermögen, Konzentration, Feinmotorik und Harmonieempfinden, Mut zur Umsetzung von eigenen Ideen, soziale Kompetenz durch die Gruppenarbeit an einem gemeinsamen Projekt … gegenseitige Hilfestellung und Ergänzen der Fähigkeiten … gezieltes, präzises Einsetzen von Werkzeugen und Material, Wortschatzerweiterung durch neue Begriffe und sicher noch vieles mehr gestärkt, geübt und erweitert. Es gab Schnittstellen zu Mathematik und Geometrie – Zahlen, Maß-
stab, Proportion, Handwerk, Technik, Baukonstruktion und auch Kunst.
Im Nachhinein bin ich sehr erstaunt und begeistert darüber, wie sehr unsere Kinder „Feuer und Flamme“ waren und wie toll sie diese vielfältigen Anforderungen in so kurzer Zeit und vor allem auch im gesetzten Zeitrahmen gemeistert haben.
Ich finde es sehr schön, dass die Schule mit diesem Projekt den Kindern gemeinsam mit uns Eltern die Möglichkeit gegeben hat, Architektur zu erleben … und vielen Dank an Frau Svoboda, die den Raum dafür gehalten hat und sich unermüdlich für das Wohl unserer Kinder einsetzt.
Nun bin ich schon sehr gespannt, wie die Klasse das selbst Geschaffene durch den täglichen Gebrauch „zu ihrem“ machen wird… ich freue mich, dabei sein zu dürfen.
Hurra, Hurra, der Kasperl Kasperltheater der 5. Klasse mit
Das Kasperltheater der ehemaligen 4. Klasse konnte wegen der Einschränkungen auf Grund der Pandemie erst zum Anfang der 5. Klasse stattfinden. Die Handpuppen waren bereits alle fertig genäht worden und warteten auf ihren Einsatz, als dann im Frühjahr alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Umso größer war die Freude, dass es Frau Rumetshofer gelang, die Kasperln und Kasperlinen, den Schattenkasperl, die Hexen, Gespenster, Prinzessinnen, den Fischer und den Seppl, den Geist, den Zwerg, die Mädchen und die Feen, die Räuber und die Polizisten, die Maus, den Zauberer und die Erzählerin zum Anfang des neuen Schuljahres doch noch auf die Bühne zu bringen.
Weil das Stück ja nun nicht mehr in der 4. Klasse aufgeführt werden konnte, war es eine große Herausforderung, so laut und deutlich zu sprechen, dass die ZuschauerInnen im kleinen Festsaal auch alles verstehen konnten.
Die im Stück vorkommenden Zungenbrecher dienten zugleich als Sprechübungen und wurden von der ganzen Klasse freudig geprobt, nicht nur von den Betreffenden „in der Rolle“. Das Sprechen im Chor ermutigt und bestärkt und fokussiert die Aufmerksamkeit auf die Sprache.
Ideen zur gegenseitigen Hilfestellung und Verbesserung waren während der Proben bereits entwickelt worden. Nun konnte man manchmal ein eifriges Tun und Tuscheln hinter der Bühne erahnen.
Frau Rumetshofer hat mit dem „Gestohlenen Ring“ ein richtiges Kasperlstück erfunden, Wünsche und Ideen der Kinder sowie Hausübungen zu den Handpuppen in die Handlung eingebaut und auch ein damals tatsächliches Thema in der Klasse verarbeitet: es war Geld abhanden gekommen.
war (doch noch) da!
Frau rumetshofer
von Bettina schwenkAuf Grund der eingeschränkten Vorschriften für Musikdarbietungen (man durfte nicht gemeinsam Flöte spielen) übernahm Frau Bijkerk die musikalische Begleitung mit ihrer Geige; am Tag darauf, als Frau Bijkerk krank war, sprang Frau Rumetshofer mit der Flöte ein.
Wie eindrucksvoll die Kinder das Kasperltheater zum Besten gaben und wie sehr das Publikum vom Spiel gefesselt war, zeigte sich z. B. am Freitag, als außer den Eltern auch der Kindergarten und die 1. Klasse zuschauten: Es wurde im Saal gemeinsam krawuzikapuzt, dass es eine Freude war; und als der „gestohlene Ring“ versehentlich von der Kasperlbühne fiel, sprangen mit einem Satz alle jüngeren ZuschauerInnen erschrocken auf und warteten gebannt darauf, was nun passieren würde…
Auszug aus dem Stück (gedichtet von Elinka): „Wenn jemand jammert oder weint, muss man ihn unbedingt umarmen, ins Wasser werfen dann den Armen und hinterher drei Kübel Eis mit Ketchup, Pfeffer und mit Reis.
Dann wird er lachen ein paar Stund‘ –aus einem wirklich guten Grund!“
Bettina Schwenk ist Schülermutter in der 5. Klasse.eine verschobene projektwoche
Wie aufregend es ist, einer Projektwoche, die jederzeit auch wieder abgesagt werden könnte, entgegenzufiebern, hat heuer die 7. Klasse miterlebt. Doch das „Daumen-Drücken“ hat sich gelohnt, und so stiegen an einem Montagmorgen lauter strahlende und überglückliche Jugendliche in den Bus mit dem Ziel, eine erlebnisreiche Woche im Schloss Wetzlas (Waldviertel) zu verbringen. Fünf Tage später blickten den Eltern abermals strahlende, jedoch um viele gemeinsame Erfahrungen reichere Gesichter entgegen.
Zutiefst dankbar dürfen wir drei Begleitpersonen (Turnlehrer Manuel Saurer, Schülervater Seweryn Habdank-Wojewodzki und ich) auf diese Woche zurückblicken, in welcher es den Jugendlichen auf eindrückliche Art gelungen ist, ihre Klassengemeinschaft weiter zu stärken und zu festigen.
Christine Bolleter ist Klassenlehrerin der 7. Klasse.
Zu einigen Projekten schreiben die Schülerinnen und Schüler selbst:
„Am 12. Oktober ist die 7. Klasse ohne mich um 7.45 Uhr zum Schloss Wetzlas gefahren. Ich war leider an diesem Morgen krank, aber bin dann noch am Abend nachgekommen. Dadurch habe ich jedoch den ‚Zwischenstopp‘ bei der Amethystwelt verpasst. Als ich ankam, haben wir eine Nachtwanderung zu einer Ruine gemacht, wir sind auf den „Bergfried“ raufgegangen und hatten (trotz Dunkelheit) eine schöne Aussicht. Am nächsten Tag bekamen wir eine waldpädagogische Führung, aber mir hat sie nicht so sehr Spaß gemacht, da es geregnet hat und kalt war. Am Abend saßen wir dann alle um das Lagerfeuer, und das war sehr schön! An einem weiteren Tag haben wir einen Ausflug in die Ausstellung „Sonnenwelt“ gemacht. Dort haben wir über unsere Umwelt und über die Menschen von früher und heute gehört. Am letzten Tag besuchten wir eine Schlossführung mit einer Greifvogelschau, welche mir sehr gut gefallen hat. Danach sind wir wieder mit dem Bus nach Hause gefahren. Ich konnte leider nicht alles, was wir gemacht haben, aufzählen. Ich kann nur sagen, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat und ich meine Freunde ein bisschen besser kennengelernt habe.“
wurde doch noch wahr...
„Am Mittwoch sind wir zur Glasbläserei gefahren. Als wir ankamen, wurden wir von den Mitarbeitern begrüßt. Sie erklärten uns, dass sie jeden Monat 6.000 Euro für den Glas-Brennofen ausgeben und dass das Glas aus Quarz, Sand, Pottasche und Soda besteht. Danach durften alle einen Wasserspender blasen. Der Busfahrer kam als erster dran. Es war sehr interessant. Ich frage mich jedoch, wie viel diese Menschen produzieren müssen, um zum einen das Geld für den Brennofen reinzubekommen und zum anderen noch etwas dazu zu verdienen, um auch davon leben zu können.“
„Der Mittwoch hat mir am besten gefallen, weil wir Glas blasen durften und in der Wasserburg waren. Danach gab es noch eine Moorführung. Zuerst ging eine Gruppe in das Moormuseum, und die andere Gruppe hat mit dem Busfahrer Manfred ein wenig Monk am Handy geschaut. Es war spannend!! Nach einer Stunde Moor-Führung fuhren wir mit dem Bus wieder ins Schloss. Da sind wir auch beim Truppenübungsplatz vorbeigefahren. Ich habe mit dem Busfahrer sehr viel gequatscht, er war sehr nett! Wir sind auch bei Döllersheim vorbeigefahren, wo ich vor acht Wochen schon war. Ja, dieser Tag war am schönsten! Der Busfahrer war ausgesprochen nett!“
„Am Donnerstag sind wir, die 7. Klasse, mit dem Bus vom Schloss Wetzlas zur Sonnenwelt in Großschönau gefahren. Dort teilten wir uns in drei Gruppen auf. Als erstes durften wir uns einen kurzen Film über die Natur anschauen. Danach gingen wir durch zwölf verschiedene (Zeit-)Abschnitte der Ausstellung, die alle sehr spannend waren. Mir wurde noch einmal bewusst, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen und darauf zu achten, nicht so viel Plastik und umweltschädliche Stoffe zu verwenden. Ich fand die Ausstellung sehr spannend und habe mich gefreut, dort sein zu dürfen!“
„Wir haben eine ganze Schulwoche auf Schloss Wetzlas gewohnt. Es war sehr schön dort. Am letzten Tag besuchten wir die Rosenburg und bekamen eine Führung durch die Burg. Danach sind wir in den Park der Rosenburg gegangen: Dort hat eine Greifvogelshow stattgefunden. Die Greifvögel waren toll. Zuerst hatte ich mir die Vorstellung langweilig vorgestellt, als dann aber die Vögel ca. 10 cm über meinen Kopf geflogen sind, war es doch ziemlich cool. Wir durften ein Foto mit einem Uhu und einem Turmfalken machen. Am Ende mussten wir uns von Herrn Saurer verabschieden, weil er mit dem Auto und wir mit dem Bus nach Hause gefahren sind. Diese Woche ohne Eltern war so cool, dass ich gerne noch eine weitere Woche geblieben wäre.“
Herausforderungen?
180 Schüler und Schülerinnen der 2. bis 7. Klasse, die in gemischten Gruppen und in Begleitung der Lehrerinnen und Lehrer in einer langen Schlange bis zum Maurer Wald wandern, die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse, die dort warten und für diese Gruppen Mutproben vorbereitet haben. Gemeinsame Jause, gemeinsames Singen, einen Vormittag gemeinsam verbringen – das sind unsere jährlichen Michaeli-Spiele.
Für die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse sind es in diesem Schuljahr die letzten. Die, die sie viele Jahre miterleben und nun selber gestalten können. Die, die sie den anderen Klassen schenken dürfen und auf die sie sich auch schon freuen.
Im Vorfeld sammeln wir gemeinsam Ideen, worum es bei diesen Spielen geht:
Es geht um Mut. Selber zu gestalten, sich zu überwinden, Neues auszuprobieren und zuzulassen, sich selbst und andere neu kennenzulernen, auf sich selbst zu hören, sich und anderen zu vertrauen, Grenzen neu zu stecken, über sich selbst hinauszuwachsen, einander zu helfen.
Die 8. Klasse nimmt sie an!
von Marion giannelosUnd dann kommen die Maßnahmen und wir haben zwei Möglichkeiten:
1) Die Michaeli-Spiele müssen in diesem Schuljahr ausfallen.
2) Wir sehen es als Herausforderung.
Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse nehmen diese Herausforderung an.
Mit unglaublichem Eifer, vielen Ideen und ungebrochener Motivation werden die Spiele den Maßnahmen angepasst, für alle Schülerinnen und Schüler der 1. bis zur 7. Klasse unterschiedlich abgestimmt und so trotzdem möglich gemacht.
All das, worum es in den Michaeli-Spielen geht, wird von den Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse gelebt. Sie gestalten gemeinsam einen ganz neuen Vormittag, sie helfen und unterstützen einander, sie stellen Großartiges auf die Beine, sie überwinden so manche Grenze und wachsen über sich selbst hinaus.
Vielen Dank, meine liebe 8. Klasse, dass ihr uns allen einen so fröhlichen, abwechslungsreichen und wunderbaren Vormittag geschenkt habt und vielen Dank, dass ihr die Herausforderung angenommen und uns gezeigt habt, was Mut bedeuten, wie Mut gelebt werden kann.
Corona-Virus hier, Sars CoV2 da, Covid-19 dort. Überall nur mehr ein Thema, dieser Virus, wie auch immer man ihn nennen möchte. Vor noch ungefähr zwei Wochen hatte ich eine Phase, in der, hätte mich da jemand gefragt, ob ich einen Artikel zum Thema Corona schreiben möchte, ich ihn vermutlich in die Wüste geschickt hätte. Ich hatte es sowas von satt, über dieses Thema zu reden, geschweige denn darüber zu schreiben. Ich konnte es nicht mehr hören, ich wollte es nicht mehr hören.
Jetzt sehe ich das anders. Jetzt bin ich der Meinung, dass es extrem wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzten, dass es extrem wichtig ist, dass sich meine Generation damit auseinandersetzt. Gerne wird hier nämlich so getan, als würde uns das alles nicht betreffen. Aber es geht hier auch um unsere Zukunft, um unsere Gesundheit und unsere Bedürfnisse. Wir sind jung, aber alt genug, um uns damit auseinanderzusetzten, alt genug, um zu beginnen, die Dinge zu hinterfragen, um uns eine eigene Meinung zu bilden und nicht immer einfach alles hinzunehmen nach dem Motto: Wird schon stimmen, wenn die das sagen. Allerdings ist dieses Hinterfragen in Zeiten wie diesen nicht unbedingt gefragt. Die Politik setzt sich in Szene und spielt gegenseitiges Schuldzuweisen – vermittelt wird ein Denken von Richtig oder Falsch. Dadurch wächst in der Bevölkerung die Verunsicherung, und es kommt zu teils extremen Standpunkten in allen Richtungen, was zu einer massiven Spaltung führt – quer durch Familien und Freundeskreise. So kann es passieren, dass man auf Grund geäußerter Zweifel an einer der Maßnahmen mit Glück nur kurz und klein gestaucht wird, mit weniger Glück aber im rechten Eck landet, ohne dass man muh oder mäh sagen kann.
Ich glaube, dass sich viele Erwachsene nicht vorstellen können, wie es uns jungen Menschen mit dieser Situation geht. Vorher hat man uns immer gesagt, wir sollen uns starkmachen für unsere Meinung, unsere Rechte, wir sollen die Dinge hinterfragen, denn wir sind die Zukunft… Und was ist jetzt – wir haben eine Krise, und plötzlich gelten all diese Ideale nicht mehr? Wenn wir unsere Freunde treffen wollen, sind wir Todesengel, die Menschen nach dem Leben trachten. Wenn wir sagen, wir wollen in die Schule, lässt man uns nicht, und es scheint da oben kaum jemanden zu interessieren, wie es uns damit geht.
Man fühlt sich verunsichert, man weiß nicht, was man tun soll, was
Corona Was sonst?
man denken soll, was man glauben soll. Soll man sich dem jugendlichen Trotz hingeben und gegen die Regeln verstoßen, oder soll man einen kühlen Kopf bewahren, die Dinge hinterfragen und sich seine eigene Meinung bilden? Oder soll man den einfachsten Weg gehen und alles glauben und alles tun, was einem gesagt wird, ohne zu überlegen, ob es richtig oder falsch ist?
Jetzt darf ein Teil der jungen Menschen wieder in die Schule, und alle dürfen wieder shoppen – aber die OberstufenschülerInnen sitzen immer noch zu Hause. Die Wirtschaft ist wichtig – aber wichtiger als unser Wohl? Ich möchte damit keine Hasskampagne starten; ich versuche nur, Einblick in die Gefühlswelt eines jungen Menschen zu geben.
Und dann… hört man doch tatsächlich Sätze wie „Ich will wieder in die Schule“ oder „Ich vermisse die Schule“… oder überhaupt „Schule ist schon echt cool“. Ich meine, schon allein daran kann man irgendwie erkennen, dass hier etwas nicht stimmt, oder? Tageweise, ja manchmal sogar stundenweise, schlägt die Stimmung um von „Das Leben ist super, man muss nur all die Vorteile sehen, es wird schon wieder vorbeigehen, alles halb so wild“ zu „Alles ist sinnlos mit maßloser Überforderung und purer Verzweiflung“. Es reicht dann meistens, mit jemandem, den man gern hat, zu reden, eine vertraute Stimme zu hören oder mal kurz rauszugehen und durchzuatmen, um sich wieder zu beruhigen. Aber manchmal reicht das nicht aus, und ich frage mich, was ein junger Mensch, der keine Eltern oder keine guten Freun-
Das reich der azteken im Weltmuseum Wien
ausflug der spanisch-gruppe der 11. Klasse
Ich habe mich sehr über das echte Interesse der SchülerInnen und deren intelligente Fragen gefreut. Es war eine sehr spannende „Zeitreise in Zeiten von Corona“. Hat uns allen gut getan, denke ich.
Ulrike Borovnyakde hat, bei denen er sich anlehnen kann, wo er sagen kann, wie es ihm geht… was so ein junger Mensch dann macht?
Dieser Virus fordert uns alle heraus, jeden von uns persönlich, als einzelne Person, aber auch uns alle als Gruppe, als Gemeinschaft. Es gibt diesen Virus nun mal, und es gibt Maßnahmen, und auch wenn man die Maßnahmen teilweise nicht für gerechtfertigt hält, ist es wichtig, achtsam miteinander umzugehen, Rücksicht zu nehmen, aufeinander zu schauen und auch mal einen Schritt zurück zu machen. Denn eines steht außer Frage: Es gibt Menschen mit erhöhtem Risiko; sie können schwer erkranken, vielleicht sogar daran sterben, und diese Menschen müssen wir schützen; diesen Respekt und dieses Gefühl für das Wohl der anderen müssen wir einfach haben. Es sind schwere Zeiten, aber ich glaube, dass es jetzt besonders wichtig ist, trotz verschiedener Meinungen und Befindlichkeiten Toleranz walten zu lassen und an einem Strang zu ziehen, um unsere Gesellschaft vor einer Spaltung zu bewahren. Zusammenhalt schafft Sicherheit und Vertrauen und hilft, die Zuversicht nicht zu verlieren. Und eines steht fest: Es werden wieder andere, bessere Zeiten kommen! Bis dahin müssen wir füreinander da sein.
IT’S GONNA BE OKAY!
Oder frei nach unserem Bundespräsidenten: „Wir kriegen das hin!“
Hier sind wir wieder. Im zweiten Lockdown der Covid-Pandemie, die unser größtenteils strukturiertes Leben aus der Bahn wirft. Der erste Lockdown mit Homeschooling kam mir persönlich wie Ferien mit ein bisschen Hausaufgaben vor. Da es für LehrerInnen wie SchülerInnen eine komplett neue Situation war, funktionierte auch nicht alles auf Anhieb.
Im ersten Lockdown konnte ich länger schlafen, da ZoomStunden erst am Nachmittag stattfanden. Allgemein war es für mich einfacher, mir den Stoff einzuteilen, da es nicht so viel davon gab. Jetzt – im 2.Lockdown – gibt es in fast jedem Fach jeden Tag ein Zoom-Meeting. Der Stoff ist mehr geworden, und es fühlt sich definitiv nicht mehr wie Ferien an. Die Freude am „Schulfrei haben“ ist vorbei, und ich vermisse langsam meine Freundinnen und Freunde in der Schule. Ich sehe die anderen nur, wenn wir in einem Zoom-Meeting die Kamera einschalten oder wir wegen Hausaufgaben facetimen.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sagen würde, dass ich die Schule vermisse, aber im Moment wünsche ich mir sehr, meine Freunde bald wieder zu sehen, und dass wir unseren gewohnten Alltag bald wieder bekommen.
Sina Leser ist Schülerin der 11. Klasse.
not scholae, sed vitae discimus -
so sollte es doch sein, oder?! Wie schön, wenn aus der Beschäftigung mit Journalismus, dem Studium der österreichischen Printmedienlandschaft und dem Kennenlernen der unterschiedlichen Textformate und ihren Möglichkeiten ein Leserbrief eines Schülers tatsächlich abgedruckt wird! Chapeau!
Ursula Kaufmannsingabend der 25. & 26. 09. 2020
Der Sonne liebes Licht erhelle mir den Tag, Was das wohl bedeuten mag?
Morgenspruch, Zeugnisspruch, bevor die Epoche beginnt, Damit der Tag gelingt.
Sonnenblume von der Zwölften, Werd’ ich auch einmal so groß sein?
Singen und Theaterspielen
Von der Ersten bis zur Zwölften, das ist fein.
Kleine Kinder, grün bekittelt, Mit Kupferstäben in der Hand –Was immer er vermittelt, Er passt super zu dem grünen Gewand.
Refrain: Ich schaue in die Welt, Erlebe Wund-er-wachsen werden, Fühle, begreife, Staune und zweifle Und tanze mein Leben, Ohne wirklich zu versteh’n.
Wir tanzen Breakdance im Eurythmieunterricht, Von manchen hier nicht gerne geseh’n, Doch bei der Schulfeier wird’s mit Livemusik Und sicher nicht mit Spotify gescheh’n.
Unser Rudi hat nichts über Instagram geschrieben, Darum können es die Anthros auch nicht lieben: Zu viel Medien bedrohen die Fantasie.
Kapier’s, du Depp, Ich schreib’s dir auf WhatsApp.
Klasse
Doch uns’re Schule macht auch Fortschritte: Trau mich mit Sidecut in die Schule schon. Es wird sogar geduldet
Eine Powerpoint-Präsentation
Ref.
Sie ist ’ne Göttin, er ist ein Engel, Die Klassenlehrer in den ersten Jahr’n. Doch in der Achten wissen wir: Es gibt keine Götter, Und das müssen sie dann leider erfahr’n.
Im Garten und bei Waldtagen
Lernen wir viel von der Natur. In Gartenbau haben wir schnell begriffen, Dass sich Pflanzen super eignen zum… Essen.
Ref.
Ihr sagt, wir lernen nichts, aber das stimmt doch nicht. Habt ihr schon mal uns’ren Lehrplan geseh’n?
Wir lernen Kupfertreiben, Korbflechten und Plastizieren, Tischlern, Spinnen, Weben bitteschön.
Gestresste Lehrer, erschöpfte Eltern, Das Chaos blüht wie jedes Jahr.
Gebrannte Mandeln, Kerzen ziehen, Kränze binden –Das duftet nach Basar.
Wir werden behütet vor’m Internet und Medien, Vor rechten Winkeln, der grausamen Welt, Denn die mag sicher keine Waldorfschulen, Sonst hätten wir doch sicher mehr Geld.
Ref.
Zwölf Strophen Waldorf, da gäb’s noch viel: Formenzeichnen und Flötenspiel, Jahresarbeit, Klassenreise, Wachsmalblöckchen, Rat und Kreise, Forstpraktikum, Hauptunterricht, einen Direktor gibt es nicht, Olympiade, PKE, Puppenspiel…
Ich hör jetzt auf, sonst wird’s zu viel.
Ich schaue in die Welt, Erlebe Wund-er-wachsen werden, Fühle, begreife, Staune und zweifle
Und tanze mein Leben
Und beginne zu versteh’n…
Ich schaue in die Welt, Erlebe Wund-er-wachsen werden, Fühle, begreife, Staune und zweifle
Und tanze mein Leben…
Ich schaue in die Welt.
Livia Machowetz-Müllnerein gewaltiger singabend –und Wettersturz
von roman David-FreihslEs war eine der wenigen Veranstaltungen in diesem Herbst – jedenfalls und mit Gewissheit aber die einzige große Veranstaltung, die trotzdem über die Bühne unserer Schule gehen konnte. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – trotz der geltenden Corona-Bestimmungen, trotz der höchst unwirtlichen Wetterprognose. Einmal war er schon abgesagt worden: Zum Ausklang der 11. Klasse, an dem traditionellerweise fast alle SchülerInnen einen Solo-Auftritt vorbereiten und darbringen, war in diesem Frühjahr 2020 – inmitten des Lockdown – gar nichts möglich. Doch auch im Herbst sah es zunächst schlecht aus: ein Gesangsabend im Festsaal? Angesichts der Pandemie-Bestimmungen einfach undenkbar. Doch der Wille war da: Diesmal muss es gelingen! Die SchülerInnen und LehrerInnen legten sich ins Zeug und demonstrierten dabei vor allem auch, was es heißt, in der Schule für das Leben zu lernen. Denn neben dem Erlebnis, alleine vor einer großen Gemeinschaft zu singen und dabei über sich selbst hinauszuwachsen, erwarben sie bei den Vorbereitungen eine ganze Reihe an Fähigkeiten: Wie führe ich eine große Open-Air-Veranstaltung durch? Welche Auflagen (wie Personenregistrierung, fixe Sitzplatz-Zuordnung) gibt es – und wie können sie umgesetzt werden?
Das Ergebnis war ein in jeder Hinsicht gewaltiger Abend – bis hin zum gewaltigen Wettersturz, während dem unter den vorsorglich aufgestellten Zelten und aufgespannten Planen das Programm durchgezogen werden konnte. Der Singabend ist immer ein ganz besonderes und berührendes Ereignis. Aber wer bei diesem Ereignis dabei war, wird es ganz gewiss nicht so schnell vergessen!
aus der arbeit am zentrum für
Das Zentrum für Kultur und Pädagogik ist bekannt als Ausbildungsinstitut für Waldorfpädagogik wie auch als Anbieter von waldorfpädagogisch orientierten Fort- und Weiterbildungen. Wohl weniger bekannt ist, dass das Zentrum auch ein Forschungsinstitut zu Themen und Fragen der Waldorfpädagogik im Kontext allgemeiner Pädagogik und Erziehungswissenschaft darstellt und infolge auch als Publikationsort fungiert. Dies steht zunächst damit im Zusammenhang, dass das Zentrum seine Ausbildung seit 2007 in Kooperation mit der Donau-Universität als Masterstudium anbietet und seit 2009 ein An-Institut der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn ist. Schon rein formal ist damit die Erwartung verbunden, die Studiengänge auch durch eigene wissenschaftliche Forschungsarbeit zu ergänzen.
Über diesen äußeren Rahmen hinaus ist dem Zentrum aus seinem Selbstverständnis heraus wissenschaftliche Forschung auch ein Kernanliegen, das schließlich einen guten Teil seiner Arbeit und damit auch seiner Identität ausmacht. So ist das Forschungskolloquium Wiener Dialoge vom Zentrum initiiert und seit vielen Jahren als regelmäßige Forschungseinrichtung dort angesiedelt und etabliert. Das Kolloquium dient dem kontinuierlichen Austausch unter WissenschaftlerInnen und Lehrenden an verschiedenen universitären und anderen Bildungseinrichtungen wie auch an Schulen. Aufgabe des Kolloquiums ist es, relevante, aber noch wenig erforschte oder besprochene Bereiche der Waldorfschulpädagogik ins Bewusstsein zu heben und kritisch zu untersuchen. Schwerpunkte dieser Forschungstätigkeiten waren in den letzten Jahren wichtigen Themenfeldern gewidmet wie etwa der Bedeutung von Leistung oder dem Verständnis von Entwicklung in der Waldorfpädagogik.
Die Ergebnisse dieser interdisziplinären Forschungstätigkeiten finden denn auch ihren Ausdruck in den Publikationen des Zentrums. Diese erfolgen in der vom Zentrum verantworteten Reihe „Waldorfpädagogik. Positionen_Praxis_Perspektiven“. Noch im Jänner wird der neueste Band der Reihe zum Thema Entwicklungsverständnis der Waldorfpädagogik, „Sein und Werden“, erschienen, an dem sich 19 Autoren beteiligt und die Thematik aus vielseitigen und vielschichtigen Perspektiven aufschlussreich behandelt haben.
Besondere Aufmerksamkeit in der Publikationstätigkeit dieser
Reihe verdient das Buch „Individualität und Anerkennung. Bildungsphilosophische Perspektiven der Waldorfpädagogik. Eine Grundlegung“ von Leonhard Weiss. Mit dieser Arbeit, die Ergebnis von Forschungen im Rahmen der damit erfolgreich abgeschlossenen Junior-Professur ist, schafft Leonhard Weiss eine bildungsphilosophische Verortung der Waldorfpädagogik als eine Pädagogik der Zukunft.
Denn das in meiner Lesart bedeutende Anliegen dieser Arbeit ist getrieben von der Frage nach einer Schule und einer Erziehung, die den jungen Menschen so auf seine Aufgaben in der Welt vorbereiten kann, dass er aus sich heraus und doch in Gemeinschaft mit anderen Menschen ein individuell sinnreiches wie auch gesellschaftlich und sozial fruchtbares Leben zu gestalten vermag. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen eines solchen gleichermaßen von Freiheit und Verantwortung bestimmten Lebensentwurfes ist für den Autor die menschliche Erfahrung von gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung auch und gerade in den Bildungsprozessen, die Heranwachsende durchlaufen und durch die sie wesentlich geprägt werden. Gerade in einer zunehmend durch Pluralität und Globalität wie auch durch Widersprüche und immer weniger auflösbar scheinende Polarisierungen sowie einer ungemein verstärkten Digitalisierung und Virtualisierung sich entwickelnden Welt stellt eine offene und wertschätzende, am Menschen selbst orientierte Bildung eine ernste Aufgabe in Gegenwart und Zukunft dar.
Genau daraufhin unterzieht Leonhard Weiss die Waldorfpädagogik in Konzept und Praxis einer scharfsinnigen Durchsicht. Methodisch dient ihm dabei das in der gegenwärtigen Philosophie gewichtige Instrumentarium einer „Theorie der Anerkennung“, wie sie etwa der amerikanische Politikwissenschaftler Charles Taylor oder wohl mehr noch der deutsche Sozialphilosoph Axel Honneth (durchaus in Anlehnung an Hegel und Fichte, wie Weiss dazustellen versteht) formuliert haben. Diese Durchsicht ergibt schließlich den evident gemachten Nachweis für das, worauf es dem Autor deutlich ankommt: Waldorfpädagogik als eine Pädagogik der Anerkennung zu verstehen, in deren Mittelpunkt die persönliche, beziehungsorientierte und wertschätzende Begegnung aller am Bildungsprozess Beteiligten steht. Dies belegt der Autor ebenso in der Auseinandersetzung mit den philosophischen wie sozialtheoretischen Grundideen Rudolf Steiners, wie er
Kultur und pädagogik
es auch konkret an zahlreichen didaktischen, organisatorischen und sozialen Aspekten der Waldorfpädagogik festmachen kann: von der entwicklungspsychologisch orientierten Aufgabe altersadäquater Erziehung über exemplarisch ausgewählte Bildungsinhalte bis hin zu ethischen Kategorien des Erziehungsverständnisses und den damit ausgeprägten Sozialformen an Waldorfschulen. Damit ist auch eine überzeugende Verbindung von theoretischer Grundlegung und konkreter Bildungspraxis an Waldorfschulen gelungen, so dass man dem Buch nicht nur viele, sondern auch engagierte Leser wünscht. Zuletzt sei noch erwähnt, dass das Zentrum die Leitung des International Network for Academic Steiner Teacher Education (INASTE) innehat, das ja auch aus einer Initiative des Zentrums hervorgegangen ist. Im Rahmen von INASTE hat das Zentrum auch mehrere internationale wissenschaftliche Kongresse ausgerichtet. Der nächste Kongress zum Thema „Realizing Humanity“ wird vom 17. bis 19. November 2021 an der Diplomatischen Akademie in Wien stattfinden. Über 40 Vortragende aus über 15 Ländern sind bereits angemeldet. Auch diese Kongresse müssen als ein prägnanter Teil der Forschungstätigkeiten des Zentrums gesehen werden. Seien Sie herzlich dazu eingeladen!
Prof. Dr. Carlo Willmann
Lehrgangsleitung und Dozent am Zentrum für Kultur und Pädagogik Wien. Professor für Religionspädagogik und Ethik.
Individualität und Anerkennung
Bildungsphilosophische Perspektiven der Waldorfpädagogik
Leonhard Weiss
Wien: LIT-Verlag, 2020
Resonanz und Lebensqualität
Weltbeziehungen in Zeiten der Digitalisierung
Pädagogische Perspektiven
Edwin Hübner, Leonhard Weiss (Hg)
Verlag Barbara Budrich
Sein und Werden
Beiträge zum Entwicklungsverständnis der Waldorfpädagogik
Leonhard Weiss, Carlo Willmann (Hg)
Wien: LIT-Verlag, 2020
Das Buch „Individualität und Anerkennung“ wird über unser Schulbüro (office@waldorf-mauer.at) zu einem Sonderpreis von € 25,- (regulärer Preis € 34,90) verkauft. Siehe auch die Information dazu auf der Website des waldorf-mauer.network. Die Einnahmen kommen zur Gänze der Schule zugute.
ich bin Begleitlehrerin
von Julia röhslerSeit einigen Jahren beobachte ich an unserer Schule, dass gerade in den unteren Schulstufen die Klassengröße zu einem Thema wird. Soziale Herausforderungen und Umstände bieten den KlassenlehrerInnen große Aufgaben, manchmal bis zur Überforderung. Neben der Mentorenschaft, die zur Unterstützung der Lehrerin bzw. des Lehrers dient, konnte ich mir gut vorstellen, dass es in Klassen hilfreich wäre, wenn jemand weiterer da sein könnte, der auf soziale Prozesse schaut und unterstützend mithelfen kann.
So ähnlich lautete eine Passage in meiner Bewerbung an unsere Schule vergangenes Frühjahr. Durch meine Aufgabe im Konfliktbearbeitungskreis stellte ich immer wieder fest: Da würde es jetzt guttun, wenn es eine Unterstützung gäbe. Natürlich konnten das nur vage Vermutungen sein, denn jede Situation ist ganz unterschiedlich, und auch jede/r LehrerIn empfindet die Begebenheiten in den jeweiligen Klassen anders.
Was ich nach den ersten vier Monaten als Begleitlehrerin an unserer Schule mit großer Sicherheit sagen kann, ist: Wenn meine Unterstützung angefragt wird, geht es nicht um pädagogische Defizite oder ein Nichtkönnen der/des Lehrenden, sondern immer um einen Weitblick und um eine Reflexion, die jede/r für sich machen kann. Um es konkreter werden zu lassen: Zu Beginn war mein Aufgabengebiet noch sehr offen – denn wer konnte schon erahnen, was es brauchen könnte, vor allem in einer Pädagogik, die Begleitlehrerinnen und -lehrer nicht so sehr vorgesehen hat?!
Als Begleitlehrerin bin ich Teil des Förderkreises. Ich bin sehr dankbar, all meine Beobachtungen wöchentlich dort besprechen zu können. Mein Weg in die Klassen läuft über die Klassen- und FachlehrerInnen. Wenn es gewünscht ist, kontaktieren mich diese. Wenn ich eine Klasse begleite, sehe ich sehr viel. Oft bekomme ich Inhalte wie etwa Geschichten, die erzählt werden oder Ähnliches gar nicht mit, weil ich die Möglichkeit habe, mit meiner Aufmerksamkeit ganz bei den Kindern zu sein. Toll ist es dann, wenn ich am Ende einer Epoche diese Beobachtungen mit den LehrerInnen teilen kann. Im Gespräch und im Austausch entsteht sehr viel Schönes. Und manchmal ist es ein einzelnes Kind, dem es besonders gut tut, wenn ich im Unterricht neben ihm sitze und assistieren kann – das gibt Sicherheit… Anderen tut es gut, in kleinen Gruppen in einem ExtraRaum die Schreibschrift zu üben, das 1x1 zu wiederholen oder ähnliches. Aber auch praktische Unterstützung wie zum Beispiel das Begleiten des wöchentlichen Wasserfarbenmalens inklusive Vorbereitung gehören zu meinen Aufgaben.
Manchen Klassen reicht es, wenn eine zweite Person anwesend ist; in anderen Klassen wachse ich mit der Gemeinschaft zusammen und bin ein Teil davon. So unterschiedlich die Klassen und ihre LehrerInnen sind, so unterschiedlich sind meine Aufgaben in diesen Klassen.
Es geschieht so unglaublich viel Schönes in den Klassen und unserer Schule. Ich erlebe sehr engagierte und motivierte PädagogInnen. Das alles war mir eigentlich klar; trotzdem überrollt mich immer wieder eine unendliche Dankbarkeit. Blind bin ich nicht – ich sehe auch, wo überall noch Handlungsbedarf ist, aber das muss man halt angehen…
Ich bin bisher in fast allen Klassen von der 1. bis zur 7. gewesen. Auch wenn es für mich anfangs eine große Umstellung war, nun mit meinen Kindern gemeinsam in die Schule zu gehen, kann ich mit Sicherheit sagen: Meine Aufgabe in der Schule ist die Schönste, die man sich wünschen kann.
Vielen bin ich bekannt als ehemalige Schülerin dieser Schule oder vielleicht als Mutter von Valentin aus der 6. Klasse und Magdalena aus der 4. Klasse. Das stimmt natürlich; trotzdem gibt es eine Vergangenheit, die es mir ermöglicht, all diese Aufgaben in unseren Klassen zu begleiten. Deshalb zum Abschluss ein paar Eckdaten zu meiner Biographie:
Ich war zwölf Jahre Schülerin hier in unserer Waldorfschule. Eine Externistenmatura war damals noch in der Steiner-Schule in Pötzleinsdorf möglich. Ich probierte zuerst einmal ein Lehramtsstudium – da bemerkte ich schnell, dass mir das zu theoretisch war und startete auf der pädagogischen Akademie ein Studium zur integrativen Volkschullehrerin. Nach vier Jahren als Heimlehrerin für den „Fonds Soziales Wien“ absolvierte ich die Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin. Bis zur Geburt meines Sohnes arbeitete ich an verschiedenen Projekten, immer mit einem Bezug zur Pädagogik und Beratung, mit KlientInnen in einem Verein gegen Kindesmissbrauch wie auch mit Kindern in der Prävention. Nach meinem Sohn kam meine Tochter zur Welt. Anfang 2017 eröffnete ich meine Praxis für Lebens- und Sozialberatung und Supervision.
In der Schule konnte ich meinen Traum – die Kombination aus Pädagogik und Beratung – verwirklichen. Es ist ein Zusammenspiel, das ich sehr gerne mag und das ich bei uns in der Schule gut nutzen kann. Ich freue mich auf viele Zusammentreffen in vielen unterschiedlichen Klassen.
natascha Kennedy
Die Klassenlehrerin der 6. Klasse stellt sich vor.
Es ist für mich spannend, mich hier in der Zeitschrift MoMent vorzustellen, denn beim Nachspüren, wie ich das am besten tun könnte und wie ich eigentlich überhaupt nun hier gelandet bin, kamen mir Momente meines bisherigen Lebens wie auch aus der Zukunft entgegen. Einige stark wirkende Momente sind aus meiner Kindheit in Bosnien und haben mit meinem unbeschwerten, freien Spielen zu tun: in der Obhut der Wärme meiner Großeltern – meiner kochenden Großmutter, der ich helfen durfte und meines Großvaters, der eine emotionale und menschliche Säule meines kindlichen Lebens war.
Dann Momente, in denen ich mich nach einer unfreiwilligen Nachtund-Nebel-Aktion – von einem Moment auf den anderen – in einer unbekannten, harten und kalten Umgebung, in einer fremden Gemeinschaft in den Tiroler Bergen zurechtfinden muss: eine neue Sprache für alles finden muss, was in meiner Heimat und im Hause meiner Familie als Samen vorher in mir angelegt wurde, ein anderes Miteinander erlernen muss.
Viele Momente des Reisens, der Suche, des Probierens, in Schulen in der neuen „Heimat“ wie auch dann wieder zurück in meiner alten Heimat, danach in Firmen und unterschiedlichsten Arbeitssituationen sind dann wie eine Steinbrücke hin zu einem neuen Ufer und wieder einer neuen Heimat, die ich in Wien finde.
Der Moment, in dem klar fühlbar wird, mein Mann und ich sind jetzt eine Familie, und dann noch eine unendliche Perlenkette an Momenten, in denen unsere kleine Familie größer und größer wird, in Zahlen ausgedrückt, aber noch mehr in immer neue Liebes- und Lebens-
erfahrungen geformt. Der Moment, in dem ich tief in mir ahne: Mein Lebensprojekt des Schaffens einer Heimat geht jetzt auf. Ich bin Mutter. Ich bin Ehefrau. Ich habe eine eigene Familie. Zu Hause sind wir da, wo wir zusammen sind. Mein Mann und ich wollen alles gut machen, vor allem wollen wir eine Heimat für die drei wundervollen, kleinen Menschen sein, die den Weg zu uns fanden. Wir wollen Liebe leben. An erster Stelle durch Lernen.
Und dann sind da Momente neuer Lernwelten, neuer Galaxien des Menschseins und des Spiels mit dem Mensch-Sein, die sich Waldorfpädagogik nennen. Neu sind sie nicht wirklich. Es sind wieder diese Momente mit meinen Großeltern, nur auf einer neuen Ebene. Ich darf Kind sein, Kind bleiben. Schülerin bleiben, während meine Kinder auch Schülerinnen sind. Wie schön diese Verbindung ist. Lehrerin werde ich eher nicht, sag’ ich mir, immer wieder, darf aber immer wieder auch in einer Schule schnuppern und sogar mich ausprobieren… und da ist dann dieser Moment, in dieser Schule, in dem mich die 5te – jetzt 6te – Klasse zur Lehrerin macht. Ich frage mich, warum ich, was kann ich und wie und wohin führt das die mir anvertrauten jungen Menschen und wohin mich? Und während ich beginne, reihen sich Momente aneinander, des Suchens und der Heimat des Miteinanders und des Spiels, egal wo es hingeht, aber da, wo wir gerade sind. Und ich spüre Wärme.
kurse und workshops vorschau frühjahr 2021
ton ist magie - kinderatelier
10 donnerstag-nachmittage ab 4.3. - gruppe 1 (ab 6 J.) 14:30-15:30gruppe 2 (ab 10 J.) 14:45-17:00, 120 € inklusive material und brand
wiener jugendstil - wochenende-workshop schiefer
freitag,26.2. 18-21 samstag,27.2. 10-18 120€
gartenkeramik - drei mittwoch-abende und ein glasurtermin
ab 14.4. 18.00 bis 21.00 und ein glasurtermin nach vereinbarung, 110€
frecher frühling wochenendworkshop aquarell
freitag 19.3. 18-21 und samstag 20.3. 10-18, 110€
kunsttherapie für kinder, jugendliche und erwachsene
Malerin Keramikerin Kunsttherapeutin
Lebens- und Sozialberaterin
Arbeit am Tonfeld®
platz@inode.at www.beatemariaplatz.de
1230 Wien, Maurer Lange Gasse 52/1/1
Nach dem virusgeplagten Jahr 2020 blicken wir optimistisch auf das kommende Jahr 2021 und wollen es gesund und beschwingt beginnen. Ein gut funktionierendes Immunsystem hilft uns dabei. Neben ausgewogener Ernährung und Bewegung im Freien können dabei auch Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvolle Unterstützung sein. In der Metatron Apotheke beraten wir Sie gerne persönlich. Hier einige allgemeine Tipps und Empfehlungen aus unserem Sortiment.
Fit und vital ins Jahr 2021
Synergie für die Immunabwehr
ein Komplex von Terra Nova bestehend u.a. aus Astragaluswurzel, Holunderbeeren, Mahonienwurzel, Olivenblatt und Maitake. Dieser wird zur Stimulierung des Immunsystems verwendet und fördert die Genesung bei Infektionen. Maitake enthält Beta-Glucane, die eine immunmodulatorische Wirkung aufweisen. Die Bestandteile unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung und helfen Ihnen dabei, gesund zu bleiben.
Immunogem
der Abwehrkomplex aus der Gemmotherapie von Herbalgem beinhaltet Schwarze Johannisbeere, Heckenrose und Edeltanne. Diese Mischung kommt bei entzündlichen Erkrankungen, viralen Erkältungen, sowie bei Hals-, Nasen-, und Rachen- Schmerzen zum Einsatz. Der Komplex mit der Kraft aus den Knospen gibt ihrem Immunsystem einen neuen Energieschub.
AV-19
eine Mischung aus Houttuynia, Süßholz und Kelpalgen ist die Antwort von Viteras auf eine virale Belastung. Houtuynia eine Pflanze aus der TCM wird wegen ihrer immunstimulierenden und antiviralen Wirkung verwendet. Süßholzwurzel wirkt entzündungshemmend und antiviral. Die Tropfen können vorbeugend und im Falle einer Erkrankung angewendet werden.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen Ihnen ein glückliches und gesundes Jahr 2021!
Besuchen Sie unseren Webshop www.metatron-apo.at und nutzen Sie unseren Versandservice.
Absender: R. Steiner-Schule Wien-Mauer, 1230 Wien, Endresstr. 100
Verlagspostamt, 1230 Wien, Zulassungsnummer: 13Z039641 M
Impressum Seite 2
TerMine
aktuelle Termine der Freien Musikschule Wien: https://www.freiemusikschule.at/aktuelles
KunsT-CaMp 2020
Im Sommer 2020 fand im Schulgarten unserer Schule das erste Kunst Camp für 9- bis 12-Jährige statt. Das Initiatorenpaar – Kuros Zahedi und Sandra Löffelmann – blickt im nachfolgenden Text auf diese spannende Zeit zurück.
Es war eine Freude, diesen Sommer das KUNST CAMP im Schulgarten der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer zu veranstalten. Wir hatten eine wundervolle, gemischte Gruppe von vier Buben und sechs Mädchen im Alter von neun bis zwölf Jahren. Wir waren sehr von der Motivation, der Qualität der Kunstwerke und der Kreativität eines jeden Kindes beeindruckt. Obwohl wir zu Beginn zwei kalte, regnerische Tage hatten (von insgesamt fünf Tagen!), genossen wir alle eine tolle Zeit und wollten oft nicht nach Hause! Unsere Schwerpunkte waren: Herstellung von Tinte, Kohle und Pinseln und Kreation von Werken mit diesen Kunstmaterialien, „altered books“. Damit wurde alten Büchern ein neues Leben eingehaucht. Naturbasierte Kunstwerke aus Erde, Zweigen, Blättern, usw., Keramik- und Filz-Projekte und Rucksäcke aus Shibori und Indigo haben wir gestaltet. Es wurde auch in zwei Sprachen unterrichtet; somit wurden während des Camps auch Englischkenntnisse vertieft!
Den Tag starteten wir mit Improvisationsspielen, und es wurde
Termine der schule:
https://www.waldorf-mauer.at/termine
dabei sehr viel gelacht und gescherzt. Zwischendurch genossen wir Spaziergänge in der Nachbarschaft (um uns eine Tüte Eis zu holen) und hatten Zeit, im Garten zu entspannen und Kräuter oder Obst zu naschen.
Derzeit sind wir auf der Suche nach einem Atelier von ungefähr 100 m2, in dem wir an unseren kreativen Projekten arbeiten und unsere Kurse, Workshops, Camps und Events abhalten können –bitte lasst uns wissen, wenn Ihr Hinweise / Tipps habt.
Wir freuen uns darauf, im kommenden Sommer (Juli) weitere KUNST CAMPS abzuhalten. Da werden wir dann sicher eine Woche den „fortgeschrittenen“ SchülerInnen widmen, die unser Camp bereits besucht haben oder ältere / erfahrene KünstlerInnen sind. Weitere Informationen findet Ihr unter https://kunstcamps.weebly. com/. Wenn Ihr einen Platz für den Sommer 2021 reservieren möchtet, schreibt bitte eine E-Mail an s.loeffelmann@gmail.com. Wir würden uns freuen, zahlreich von Euch zu hören!
Kuros & Sandra
Kuros Zahedi unterrichtet Englisch und Werken an unserer Schule. Seine Frau Sandra Löffelmann arbeitet als freischaffende Künstlerin vor allem mit Textilien und natürlicher Farbe.