MoMent Sommer 2020

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16 7 0000 02 Tage Stunden Minuten Sekunden COUNTING SINCE FRIDAY, MARCH 13, 2020 start Zeitschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Sommer 2020 / € 4,00 MoMent Ein E Mo M E n taufnah M E

MoMent ...

EditoriaL

diese Jubiläumsausgabe [1] ist eine MoMentaufnahme in vielerlei Hinsicht.

Aus möglichst vielen Blickwinkeln unserer Schulgemeinschaft haben wir Eindrücke, Erlebnisse und Empfindungen zusammengetragen. Manche Beiträge sind – um bei einer der zwei Interpretationsmöglichkeiten des Wortes „Momentaufnahme“ [2] zu bleiben – Schnappschüsse. Andere sind gut ausgeleuchtete, ge“finke“lte und kunstvoll ge“schuster“te Werke. Wieder andere sind sehr persönliche Einsichten in Erlebtes, Vollbrachtes, Erarbeitetes.

Dem Moment entsprechend, haben wir diesmal – auch als Ausdruck unserer Anerkennung – das vorliegende Layout für das MoMent gewählt: Diese Form ist unser Dankeschön an die SchafferInnen von WooDLE: Alexander Stadelmann, Rebecca Langfelder, Matthias Freiberger-Geistberger und Gerhard Rumetshofer sowie an alle, die die Seite mit Inhalten befüllten. Ebenso muss hier einmal mehr erwähnt werden, wie wunderbar es ist, dass sich von Ausgabe zu Ausgabe Menschen aus unserer Gemeinschaft finden – dieses Mal sogar ungewöhnlich viele, da ja das gemeinsame Erleben nur in sehr kleinen „Einheiten“ möglich war – die unser MoMent befüllen, die Beiträge schreiben und dadurch Perspektiven eröffnen, über die es sich lohnt nachzudenken. So finden wir hier Fixsterne, Sternschnuppen und Glanzlichter.

Gerade jetzt – nach bzw. in – dieser ungewöhnlichen Zeit ist es gut zu sehen, wie jedeR Einzelne mit den Herausforderungen umging und -geht!

impressum:

Medieninhaber, Verleger, Herausgeber: Verein zur Förderung der Waldorf-Gemeinschaft (VFWG), Obmann Josef Prüller / DVR NR.: 7864 9742

Diese Momentaufnahmen mögen Diskussionen anstoßen [3], uns nachdenken und schmunzeln lassen und uns Kraft und Sicherheit darin geben, dass es sich lohnt, an unserer Schulgemeinschaft stetig zu arbeiten und für die Kinder und Jugendlichen, die PädagogInnen und Eltern dieses Umfeld aktiv zu gestalten.

Einen schönen Sommer und erholsame Ferien wünscht im Namen der ganzen Redaktion

Postskript zur Jubiläumsausgabe

Da wir dieses Mal neben den vielen Textbeiträgen auch so unglaublich viele wunderbare Bilder, Fotos, Hefteinträge und Zeichnungen bekommen haben, konnten wir trotz dieser besonders umfangreichen Ausgabe des MoMents nicht alle abdrucken. Weiters ist es nicht möglich, alle FotografInnen hier zu nennen. Wir haben uns sehr bemüht, eine möglichst bunte und vielfältige Auswahl zu treffen und hoffen diesbezüglich auf Ihr Verständnis.

[1] Sie halten die 200. Ausgabe in Händen!

[2] Als Momentaufnahme bezeichnet man allgemein das Festhalten einer kurzen Zeitspanne, eines Augenblicks oder eines (besonderen) Moments...

In der Fotografie ist die Momentaufnahme ein historischer Begriff für kurze Belichtungszeiten.

[3] Diskussionen beleben Gemeinschaften, auch die der MoMent-Redaktionsmitglieder, die sich nicht immer einig – und natürlich auch nicht immer derselben Meinungen wie ihre AutorInnen – sind.

termine und Kleinanzeigen: Seite 68

M. Goss E: moment@waldorf-mauer.at / K. Hruza E: karl.hruza@ waldorf-mauer.at / U. Dotzler, B. Schwenk, S. Trierenberg

Kontoverbindung lautend auf: Redaktion Schulzeitung

Absender: moment@waldorf-mauer.at; 1230 Wien, Endresstraße 100 Verlagspostamt: 1230 Wien Zulassungsnummer: 13Z039641 M

MitarbeiterInnen: N. Berke E: schreib@nadjaberke.at / R. David-Freihsl E: roman.freihsl@gmx.at / B. Födinger E: moment@waldorf-mauer.at /

IBAN: AT44 2011 1822 2175 1000 / BIC: GIBAATWWXXX

Druck: Donau-Forum-Druck, 1230 Wien, aus umweltfreundlicher Druckproduktion

W OODLE m O m E n taufnahm E > unt E RS t uf E >
Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer im 29. Jahr, Heft Nr. 200 Liebe freundinnen und freunde unserer Schulzeitung MoMent,

EpidEMiSchES: ÜbEr diE angSt und gEgEn fanatiSMuS

In unserer Zeit gibt es bekanntlich eine Furcht, die sich ganz sinngemäß vergleichen lässt mit der mittelalterlichen Furcht vor Gespenstern. Das ist die heutige Furcht vor Bazillen. Die beiden Furchtzustände sind sachlich ganz dasselbe. Sie sind auch insofern ganz dasselbe, als ein jedes der beiden Zeitalter, das Mittelalter und die Neuzeit, sich so verhalten, wie es sich für sie schickt. Das Mittelalter hat einen gewissen Glauben an die geistige Welt; es fürchtet sich selbstverständlich dann vor geistigen Wesenheiten. Die neuere Zeit hat diesen Glauben an die geistige Welt verloren, sie glaubt an das Materielle, sie fürchtet sich also vor materiellen Wesenheiten, wenn diese auch noch so klein sind.

Wenn die Verhältnisse so liegen, wie zum Beispiel in unserer Gegend, wo die Einwirkung durch die Erziehung und so weiter sehr schwierig ist, wie soll man sich da verhalten?

Da muss man eben impfen. Es bleibt nichts anderes übrig. Denn das fanatische Sichstellen gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein anthroposophischen Gründen, ganz und gar nicht empfehlen würde. Die fanatische Stellungnahme gegen diese Dinge ist nicht das, was wir anstreben, sondern wir wollen durch Einsicht die Dinge im Großen anders machen. Ich habe das immer, wenn ich mit Ärzten befreundet war, als etwas zu Bekämpfendes angesehen, zum Beispiel auch bei Dr. Asch, der absolut nicht geimpft hat. Ich habe das immer bekämpft. Denn wenn er nicht impft, so impft eben ein anderer. Es ist ein völliges Unding, so im Einzelnen fanatisch vorzugehen.

Rudolf Steiner, Vortrag Dornach, 22. April 1924, GA 314

Hat man die Empfänglichkeit für die Blattern herausgeschafft, so hat man nur die äußere Seite der karmischen Wirksamkeit ins Auge gefasst. Wenn man auf der einen Seite Hygiene übt, muss man andererseits die Verpflichtung fühlen, den Menschen, deren organisation man umgewandelt hat, auch etwas für die Seele zu geben. Impfung wird keinem Menschen schaden, welcher nach der Impfung im späteren Leben eine spirituelle Erziehung erhält.

Rudolf Steiner, Vortrag Hamburg, 25. Mai 1910, GA 120

Ausgewählt von Roman David-Freihsl

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Rudolf Steiner, Vortrag Basel, 5. Mai 1914, GA 154

Warum wir WoodLE gebraucht haben

Wir erinnern uns: Alles kam sehr plötzlich. Dass ab Montag, den 16. März 2020, alle Schulen geschlossen würden, erfuhren wir am Freitag, den 13. März, um 14 Uhr. Was nun? Was tun?

„Den Unterricht digitalisieren!“, hieß es. Aber wie? Waldorfpädagogik, die ja auf Echtheit, Natürlichkeit und vor allem: direkter menschlicher Begegnung basiert, nun plötzlich via Bildschirm?

Wenn das nun für kurze Zeit so sein müsse, dann aber wenigstens zu unseren Bedingungen, lautete der spontane Beschluss einer Notkonferenz mit Eltern. Also: Nicht über kommerzielle Plattformen sollte der Unterricht laufen, und auch nicht über nicht-kommerzielle Plattformen, die jeden Klick überwachen und jede Bewegung auswerten. Aus „moodle“, das in vielen anderen Schulen eingesetzt wird, wurde also „WooDLE“: unsere ganz eigene, schulinterne Waldorf-Plattform. Nur für unsere Schulgemeinschaft! Als leere Leinwand, als leere Tafel, als leerer Raum für jede Klasse und jede/n PädagogIn.

Ins Leben gerufen haben unseren WooDLE-Lernraum: Rebecca Langfelder, Matthias Freiberger-Geistberger, Gerhard Rumetshofer und Alexander Stadelmann. Genutzt wurde dafür die frei verfügbare Software WordPress, installiert auf dem Serverplatz der Schule. Die Seite sollte optisch klar und insgesamt leicht bedienbar sein. Dass uns das gleich gelungen war, bewies der Umstand, dass der angebotene Einführungs-Workshop kaum in Anspruch genommen wurde –es lief auch so. Schnell waren alle PädagogInnen eingearbeitet. Wer Fragen hatte, wurde vom WooDLE-Team in den ersten Tagen betreut und gecoacht. Aber schon bald lief alles von ganz allein. Auch wurde schnell deutlich, dass nicht nur die Mitglieder des Kollegiums Zugang zu WooDLE haben sollten, sondern auch die SchülerInnen und natürlich alle Eltern.

Und das alles genau in jener Zeit, die wir eigentlich zur „digitalen Fastenzeit“ in unserer Schule erklärt hatten … Welch Ironie des Schicksals! (Der Versuch, für den Austausch von Unterrichtsmaterialien auch eine „analoge“ Möglichkeit zur Verfügung zu stellen, scheiterte übrigens – an mangelnder Nachfrage…)

WooDLE erwies sich schon bald als kleines Wunder der Kreativität. Texte, Bilder und Videos füllten die leeren Seiten, alles wohlgeordnet

nach Klasse und Unterrichtsfach. Diesbezüglich gebührt unser Dank auch den „guten Geistern“ im Hintergrund: Neben Rebecca und Matthias war das allen voran Gerhard Rumetshofer, der durch seinen täglichen Einsatz alles bereinigte, was versehentlich an der falschen Stelle gelandet oder gar keiner Kategorie zugeordnet worden war.

Das ganze Geschehen war sehr erstaunlich und sorgte gleich zu Beginn für eine positive Stimmung über die eingesetzte Vermittlungsplattform. Der Unterricht konnte so binnen kürzester Zeit vom Kollegium unterbrechungsfrei zur Verfügung gestellt werden.

Dazu ergaben sich schöne Nebeneffekte:

• eine selten dagewesene, natürliche Offenheit und Transparenz. Alle konnten sehen und mitverfolgen, wie der Unterricht in der Schule insgesamt gestaltet wurde und womit sich welche Klasse gerade beschäftigte. Eine digitale Schulfeier quasi, aber in Echtzeit!

• eine neue Wertschätzung für die Arbeit der PädagogInnen an unserer Schule. Zuhause schlüpften ja viele Eltern notgedrungen in die Rolle der LehrerInnen und merkten alsbald, welch große Aufgabe das ist.

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Gesamt: 10.915 441.080

Quelle: WOODLE (Statistik ab 16.3.2020 mit Stand vom 8.6.2020)

WooDLE war also ein Erfolg. Das hat uns alle gefreut, wir haben dank der eigenen online-Plattform die Zwangspause gut gemeistert. Und nun ist es an der Zeit, sich von WooDLE wieder zu verabschieden. Denn der digitale Unterricht darf nicht zur Gewohnheit werden.

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von alexander Stadelmann

und es jetzt wieder lassen sollten

Schon vor Corona haben die meisten von uns zu viel Zeit vor Bildschirmen verbracht. Während der Zwangspause sind diese Zeiten noch weiter gestiegen. Das ist nicht gesund. Vielleicht hat Corona auch diesen Umstand deutlich gemacht.

Nachgebessert musste von Seiten der Schule auch dort werden, wo einzelne SchülerInnen im Elternhaus nicht die digitale Ausstattung zur Verfügung hatten, die gebraucht wurde, um dem Unterricht zu folgen. Zum Glück gab es in der Schule durch den Informatikunterricht einige Schullaptops, die umgehend zur Verfügung gestellt werden konnten. Auch dies ist nicht selbstverständlich und ein Punkt, der reflektiert werden sollte.

„Der ‚Shutdown‘ stellt für Bildung und soziales Lernen eine prekäre Situation dar: den Verlust der Bildungsgerechtigkeit. Gerade diejenigen, die sowieso bereits sozial benachteiligt sind, Kinder und Jugendliche aus sozialen Randgruppen und mit Migrationshintergrund, sind die Leidtragenden. Trotz aller Bemühungen besteht die Gefahr, dass deutschlandweit bis zu etwa einem Drittel der Schülerschaft während des ‚Shutdowns‘ ‚verloren‘ ging.“ [1]

Es konnte leider auch nicht jedes Bedürfnis durch WooDLE erfüllt werden, etwa jenes, sich direkt auszutauschen. Es musste auf Software für online-Treffen zurückgegriffen werden, die eigentlich nicht den oben genannten Ansprüchen genügten (Datensicherheit, Datenautonomie etc.). Wenn Software beginnt, die Freiheiten der Menschen zu bestimmen oder sogar konkret einzuschränken, ist dies problematisch. Diesbezüglich werden wir für ähnlich gelagerte Fälle Vorsorge für die Zukunft treffen. Viele Fragen, die schon vor Corona drängend waren, sind es nun umso mehr. Wie sehr sollen digitale Systemvorgaben unser Leben bestimmen? Wie sehr sollen im Namen der Bequemlichkeit die Möglichkeiten digitaler Überwachung in Kauf genommen werden? Wie stark wollen wir uns in unserer Schule für Alternativen einsetzen und damit auch auf der anderen Seite der Schultore einen Beitrag leisten?

Der Notfallpädagoge und Waldorflehrer Bernd Ruf dazu: „Wir werden von unserer Verbindung zum Mitmenschen und zur Welt getrennt, ohne die wir aber in Wirklichkeit nicht existieren können.

Die Logik des Virus lässt scheinbar nur einen Weg offen: den Weg in eine virtuelle Welt von Home-o ffice, Video-Besprechungen und virtuellen Versammlungen. Hinter diesen Scheinbegegnungen droht der kollektive Weg in eine ‚autistische Gesellschaft‘. Ist das die ‚neue Normalität‘, die uns nach dem Abklingen des pandemischen Schocks erwarten wird?“ [2]

„Besonders scheinen Kinder unter den Maßnahmen zur sozialen Distanz zu leiden. Eltern, Ärzte und Psychologen vermelden Verhaltensauffälligkeiten: erhöhte Konzentrationsprobleme, größere Zappeligkeit und eine besorgniserregende Zunahme von Angstzuständen, Zwängen und Depressionen. Eltern berichten, dass ihre Kinder ‚nervöser, streitlustiger, unselbständiger – und sorgenvoller‘ seien.“ [3]

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass sich WooDLE wieder von ganz allein überflüssig macht. Durch gute Waldorfpädagogik. Durch persönliche Begegnung und Fürsorge. Durch echte Gemeinschaft und den Mut zur Wahrheit.

Auch wenn vieles gelungen ist in dieser schwierigen Zeit, so wurden auch die großen Herausforderungen sichtbar. So stand zum Beispiel die Arbeit an einem umfassenden Medienkonzept für alle Altersstufen in Kindergarten und Schule gerade am Start. Nun sollte diese Arbeit keineswegs als überflüssig, sondern als noch dringlicher angesehen werden. Auch eine Auswertung des (digitalen) Geschehens der letzten Monate wäre in dieser Hinsicht sehr wichtig – und dazu lade ich herzlich ein. Mit vereinten Kräften der Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen werden wir eine waldorfgemäße Antwort auf die digitalen Herausforderungen finden. Im Vertrauen auf das gemeinsame Ziel, freie Menschen auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten, sehe ich dieser entscheidenden Zeit in der Menschheitsentwicklung zuversichtlich entgegen.

Bitte melden Sie sich also, wenn Sie bei der Gestaltung des Medienkonzepts mitmachen möchten! Wie facettenreich und all-umfassend dieses Thema ist, haben die letzten Wochen gezeigt. Beginnen wir es mutig! Alexander Stadelmann ist Informatiklehrer. [1], [2], [3]: Zitate von Bernd Ruf aus: «Denn wenn ihr nicht Nein sagt …», Das Goetheanum, 29.5.2020

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gEdanKEn zu (pädagogiSchEn) bEgEgnungSMög

lles Wirkliche wird phantomhaft, alles Fiktive wirklich.“ [1] So beurteilte der österreichische Philosoph Günther Anders vor über 60 Jahren die Konsequenzen der Entwicklung des Fernsehens. Das Medium Fernsehen veränderte, so könnte man im Anschluss an Anders sagen, das Verständnis der Menschen davon, was „Sein“ und was „Schein“ ist. Im TV kann eine fiktive Geschichte derartig „real“ wirken, dass sie für uns als Zuseher zumindest temporär den Charakter des Fiktiven verliert und damit „wirklich“ wird. Doch das Fernsehen kann, so war Anders überzeugt, auch ein reales Ereignis durch die Übertragung in unsere Wohnzimmer zum „Phantom“ machen; zu etwas, das für uns zwar „wirklich“ ist, auf das wir als Zuschauer aber doch entscheidend anders reagieren, als wir es täten, wenn wir an dem Ereignis in Echt teilnähmen. Jedes Mal, wenn wir etwa Berichte aus Kriegsgebieten in den Nachrichten sehen, kann – und sollte – uns dieser Aspekt des „Phantomhaften“ deutlich werden. Die „Wirklichkeit“ des TV-Ereignisses wirkt auf uns immer anders als jene des realen Ereignisses. Nun kann man natürlich sagen, dass dies jedes Medium tut. Jedes Medium vermittelt etwas, dass doch nicht real anwesend ist. Die Möglichkeit zur Verbindung bewegter optischer Abbildungen mit entsprechender akustischer Unterstützung gab dem Fernsehen nach Ansicht von Günther Anders diesbezüglich aber eine Sonderrolle.

Was hätte Anders wohl angesichts der derzeit so präsenten „Videokonferenzen“ gesagt? Kreieren diese nicht möglicherweise eine besondere neue Form von „Wirklichkeit“? Was geschieht denn, wenn in der Arbeitsbesprechung oder im Unterrichtsgespräch mittels Zoom, Skype o. Ä. plötzlich jeder im eigenen Wohnzimmer sitzt? Wenn wir uns nicht am Besprechungstisch in der Firma oder im Klassenzimmer „begegnen“, sondern auf unseren Sofas, über unsere Küchentische hinweg, vor unseren Betten oder auf unseren Balkonen? Wenn wir uns gegenseitig Einblick in unser Privatleben geben, dieses „öffentlich“ machen, ist das nicht die Chance, uns gegenseitig auch neu und authentisch zu begegnen? So ist es wohl – und darin liegt vielleicht das Spannende eines solchen Unterrichts, gerade für Waldorfpäda-

gogInnen, die sich doch besonders um eine authentische Beziehung zu ihren SchülerInnen bemühen… und darin liegt vielleicht auch begründet, warum Jugendliche für einen solchen Unterricht meist offen sind. Gerade Jugendliche wünschen sich authentische Begegnungen.

Allerdings können wir uns natürlich auch die Frage stellen, wie „wirklich“ die per Zoom und Co. vermittelte Authentizität tatsächlich ist. Ja, wir zeigen etwas aus unserem Privaten öffentlich, doch ist nicht auch diese „Wirklichkeit“, mit Günther Anders gesprochen, letztlich stark „phantomhaft“? Was befindet sich eigentlich neben dem Bücherregal, vor das wir uns für die Videokonferenz gesetzt haben, und stehen Bügelbrett und Wäschekorb tatsächlich zufällig neben unserem Schreibtisch? Egal, wie wir uns dabei präsentieren, ob „seriös“ mit Krawatte und Sakko oder „relaxed“ mit Schlabberpulli, die „Wirklichkeit“, die wir den anderen zeigen, ist immer auch eine inszenierte – und sie muss nicht einmal sehr umfangreich inszeniert sein. Hemd und Krawatte lassen sich bekanntlich auch zu einer – für die anderen unsichtbaren – Jogginghose tragen… Kurz gesagt, Zoom und Co. eröffnen ein neues Feld für ein Spiel mit Rollen, mit Erscheinungsbildern, letztlich mit Identitäten – und auch das macht diese Form der Kommunikation vielleicht gerade für Jugendliche reizvoll, die vielfältige Begegnungsmöglichkeiten suchen.

Nach Ansicht Rudolf Steiners leben menschliche Beziehungen von der Begegnung zwischen „Ichen“, und deswegen weist er die künftigen Waldorflehrerinnen und Waldorflehrer in deren Vorbereitungskurs [2] nachdrücklich auf diese Tatsache hin. Einen besonderen Stellenwert hat hierbei der 8. Vortrag dieses Kurses, in dem die Bedeutung der Sinne zu einer umfassenden und gesunden Welt-, Selbst- und Sozialbegegnung ausgeführt wird. Damit wird auch deutlich, dass Steiner diese neue Pädagogik als eine zutiefst sinnliche anlegt und so verstanden wissen will. Jegliche Begegnung findet über die Sinne statt. Steiner beginnt dann seine SinnesDarstellung mit einem Sinn, der ganz sicher für die künftigen Pädagoginnen und Pädagogen von enormer Bedeutung ist: mit dem

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ögLichKEitEn in „virtuELLEn zEitEn“

Sinn für die Wahrnehmung des anderen Ich, dem Ich-Sinn. Dessen organ dafür sei „in feiner Substantialität über den ganzen Menschen ausgebreitet“, was auch an eine Verbindung mit dem Tastsinn denken lässt. Den Vorgang dieses „Ichens“, wenn man einem Menschen leibhaftig gegenübersteht, schildert Steiner eindrücklich als sinnliches Ereignis: Für einen Augenblick nehmen wir den anderen in seiner Erscheinung und seinen Äußerungen mit einer Vielzahl unserer Sinne und wohl auch unter Mitwirkung unserer Erfahrungen in uns auf. Kaum sind wir jedoch dieser Hingabe innegeworden, fühlen wir sie als Attacke gegenüber unserer eigenen Individualität; wir wehren uns, werden innerlich aggressiv und nehmen eine Haltung der Abwehr ein. Dieser Vorgang wiederhole sich in rascher, oszillierender Folge und wird im weiteren Verlauf der Darstellung des Ich-Sinnes mit Schlafen und Wachen verglichen: In der Hingabe schlafen wir quasi in den anderen Menschen hinein, im Sich-Distanzieren wachen wir auf und kommen zur Erkenntnis: „Das ist ein sehr kurz dauerndes Abwechseln zwischen Wachen und Schlafen in den Vibrationen, wenn wir dem anderen Menschen gegenüberstehen.“ [3]

Was sich in dieser Dunkelzone ereignet bzw. sich daraus als Erkenntnis gebiert, ist vielleicht auch als Frucht der Inspiration zu sehen, insofern diese einen schöpferischen Einfall, einen entscheidenden Gedanken, eine erhellende Idee oder eben Erkenntnis meint. Der Musiker und einstige Klassenlehrer Marcus Schneider formuliert es so: „Ich halte das Gewinnen von Tagesfrüchten aus dem Schlaf heraus für eine der größten Gaben, die der gegenwärtige Mensch hat. Die Zeit ist vorbei, wo Sie alles, was Sie beschäftigt, aus Büchern ziehen müssen. Sie ziehen es aus dem Schlaf. ... Die eine Hälfte des Kernsatzes heißt: der Tag ernährt die Nacht. Die andere Hälfte heißt: die Nacht ernährt den Tag“ [4].

Zurück zum Begegnungsfeld der Iche. Damit dieses „bespielbar“ wird, braucht es, das sollte gezeigt werden, die volle und uneingeschränkte wirkliche Anwesenheit des anderen Menschen, seine „Tagesseite“. Nur so scheint das Ich-Wahrnehmungsorgan in seiner Vibration zwischen Schlafen und Wachen uns dann eine

Erkenntnis des anderen Menschen aus „der Nacht“ zu schenken. Von dort kommen uns seine Intentionen zu, wissen wir um seine Potenziale, erahnen wir seine latenten Fragen – und genau darum bemühen sich Waldorf-Pädagoginnen und -Pädagogen.

Die Autoren sind Mitarbeiter am Zentrum für Kultur und Pädagogik in Wien und Dozenten des Masterstudiums Waldorfpädagogik an der Donau-Universität Krems.

[1] Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen Bd. 1. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. München: C.H. Beck, 2002, S. 142.

[2] Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, Methodisch-Didaktisches und Seminare vom 20. August - 6. September 1919 in Stuttgart

[3] Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, Dornach

[4] Marcus Schneider, Leben in der Wendezeit, Das Goetheanum, Heft 18, 1. Mai 2020, Dornach S. 11

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von tobias richter und Leonhard Weiss

corona Short cut

Ja, Haare lassen mussten wir ab nun zuhause – buchstäblich… und auch metaphorisch. Schritt für Schritt – Countdown in Slow Motion… und dann waren die Schulen – schließlich auch unsere Wirkungsstätte – geschlossen.

Zuerst nur angezählt, bangten wir um unsere Zuschauerzahlen für Poetry and Performances der 10. Klasse; dann verließen wir die Kulisse, gingen komplett k.o.! Gleichsam im Dornröschenschlaf blieben die vorbereiteten Utensilien verlassen stehen.

Hastig galt es, den Rückzug zu ordnen, Materialien analog und digital neu zu konzipieren, um nahtlos in das sogenannte Distance Learning zu wechseln. Mit großer Euphorie und dank fachkundiger Unterstützung von Alexander Stadelmann, Rebecca Langfelder und Matthias Freiberger-Geistberger stürzten wir uns bereitwillig in das Abenteuer WooDLE, die Lernplattform abseits gefilzter und getanzter Klischees. Dieser Anfall von kreativer Courage holte uns realiter alsbald auf den Boden interessanter, aber auch überaus aufwändiger Tatsachen, indem unser bewährter Unterricht natürlich komplett neu konzipiert und vorbereitet werden musste. Aus Spaß wurde Ernst: Die Kamera wurde ausgepackt, das Stativ platziert, die Rede geschwungen. Gesagt getan: Video tutorials, Lehrmittelvideos mussten her… Zwanzig Minuten als Ergebnis on air bedeuteten schließlich jeweils etwa drei Stunden Arbeit… Manchmal dauerte es wohl durchaus länger (darüber schweigt die Chronik), wenn uns die Technik gelegentlich einen Streich spielte: Aufnahme, Überspielen auf den Computer, Schnitt respektive Cut und Hochladen auf WooDLE

Unterrichten war plötzlich in modifizierter Form möglich und üblich, ohne von Fragen der Schüler und Schülerinnen unterbrochen zu werden. Zwar fordert keineR mehr per Zwischenruf die kalkulierte Flucht aufs Klo ein, aber es mangelt auch an konstruktiv weiterführenden Fragen, um die Epoche damit zu befeuern, zu inspirieren… Alles läuft one way und ohne unmittelbare Resonanz!

Ich zeige mich, was zunächst neben regem Zuspruch und vielen Aufrufen der Unterrichtseinheit – so viele Jugendliche sitzen doch gar nicht in den besagten Klassen – auch einige, Gott sei Dank ganz wenige, leider als sexistisch zu bezeichnende Kommentare auf den Plan ruft. Mutige und direkte Unterstützung seitens einiger Schüler, einiger Burschen, und unter technischer Assistenz ist

dieser distanzlosen Überschreitung alsbald Einhalt geboten. Doch das Erlebnis trifft hart; den Schwung wiederzufinden, bedarf eines seelischen Kraftaktes!

Entlang und auf der emotionalen Achterbahn geht es weiter… Die weiteren Reaktionen sind überwältigend positiv, die Schüler und Schülerinnen mailen ihre Hausübungen, und ein weiterer sehr lohnender, doch allenthalben unglaublich intensiver Schritt, zeitlich wie pädagogisch-didaktisch, beginnt. Die Mails mit den Hausübungen langen Tag und Nacht – je nach jeweiligem Arbeitsrhythmus – bei mir ein, und ich beantworte umgehend individuell, korrigiere, merke an, ermutige und forsche nach. Diese Art der direkten elektronischen Kommunikation eröffnet (mir) die Möglichkeit, jeden und jede nach Fähigkeiten und persönlichen Möglichkeiten zu betreuen, die Lehr- und Lernsituation jeweils entsprechend zu adaptieren und auf alle – fast alle, jedenfalls die meisten – via Binnendifferenzierung einzugehen. Der familiäre Rückhalt, die Unterstützung zuhause, nicht zuletzt bezüglich des technischen Equipments, waren schließlich ausschlaggebend; das Konzept unserer Gesamtschule von Klasse 1 bis 12 wurde plausibel evident. Die Jugendlichen ließen sich auf das Experiment dankbar und motiviert ein und brachten dies auch im Fragebogen nach der Epoche wertschätzend zum Ausdruck. Hier und dort konnte die Schule unterstützend technische Tools bereitstellen; aber auch handgeschriebene, mit dem Smartphone fotografierte Hausübungen fanden ihren Weg zu mir. Ich hatte nicht immer einen Scanner zu Verfügung, musste auch kreative Umwege gehen, doch immer waren Wille und Werk in eins zu bringen… Und die Fernlehre gelang, nahm ihren Lauf und wir erfüllten alle mit Freude und Verantwortung unseren Lehrauftrag. Dazwischen noch die eine oder andere Konferenz – Teilnahme per MS Teams –und es ging damit weiter, fleißig zu korrigieren, Kontakt zu halten und Textzeugnisse zu konzipieren.

Auf der Couch saßen und sitzen wir im Kollegium wohl kaum, sodass die Anmutung sogenannter Corona-Ferien als absolut kontraindiziert gelten darf. Freilich sparen wir Benzin, das jetzt so günstig gehandelt würde, und vermeiden öffentliche Wege, frühstücken sonnig am Balkon und wünschen uns insgeheim mehr Muße, uns dieser surreal anmutenden Situation bewusster, wacher zu stellen.

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von Micha Schuster-Szabo

[…] Ja, mach nur einen plan! Sei nur ein großes Licht! und mach’ dann noch ’nen zweiten plan geh’n tun sie beide nicht. […]

bert brecht

Die Dreigroschenoper ballade von der unzulänglichkeit menschlichen planens

Arbeit hilft immer und lenkt ab, doch die Grenzen der psychischen Belastbarkeit gestehen wir uns nur selten ein. Die mentale Herausforderung, die diese Krise mit sich bringt, trifft uns alle, trifft uns mit voller Wucht: Kinder, Jugendliche, Eltern, Kollegium! Die soziale Isolation, vor allem der jungen Menschen, ökonomische Ungewissheit in den Haushalten, im Schulverein, für jeden und jede: Die Folgen insgesamt lassen sich noch nicht in voller Tragweite realistisch abschätzen. Konsequenzen gibt es auf vielen, auf allen Ebenen.

Was bisher im Kontext Climate Change noch undenkbar schien, wurde im Lockdown zur erzwungenen Gewissheit – mit allen Lichtund Schattenseiten. Eigene konstitutionelle Grenzen wurden uns vielleicht bewusst; die Kapitulation, den Atem der Zeit und die eigene Puste in Deckung zu bringen, manifestierte sich ein wenig markanter als üblich. Rückzug, Hygienevorschriften und dann wieder genuine Begegnung im Wechsel zu aktivieren, erfordert Flexibilität, die emotional und mental sowie gesundheitlich achtsam nur schwer zu integrieren ist.

Unsere Schule, die Waldorfpädagogik und unser Konzept verstehen sich als ganzheitlich; es liegt in unserer Verantwortung, nicht in jedem Kontext – quasi trotzdem – nur business as usual zu suggerieren. Wir dürfen und müssen uns mit Fragen, auch in meditativer Praxis sowie mit kritischer Vernunft all dem stellen, was in Politik und Wirtschaft, in der Gesellschaft und im Leben jedes und jeder Einzelnen gerade PASSIERT. Was uns da geschieht und wie wir damit umgehen, wird für künftige Weichenstellungen von essentieller Bedeutung sein; die conditio humana sehe ich dringend auf dem Prüfstand!

Fünfundsiebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs finden die Gedenkfeiern unter den CoVID-19 geschuldeten Hygiene- und Abstandsregeln statt. So wird auch an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausens am 5. Mai 1945 bloß mit Aktionen im virtuellen Raum erinnert. Der Vergleich unserer aktuellen Situation mit dem Zweiten Weltkrieg, mit Krieg generell scheint mir indes unzulässig. obwohl wir mit einer absolut neuen und existenziell in vielen Facetten kritischen Situation konfrontiert werden, sind wir hinsichtlich unserer Grundbedürfnisse (wie Wohnen, Ernährung, medizinische und sanitäre Versorgung) glückli-

cherweise weit von jeglichem Kriegsmodus entfernt. Die Situation geflüchteter Menschen an der griechisch-türkischen Grenze etwa ist wesentlich brisanter; am Fluss Evros ist jegliche Menschlichkeit ans Ende gekommen; dem tatsächlichen Krieg entronnen, geht an dieser Stelle der Kampf, diesmal gegen das Virus Corona, unerbittlich weiter. Auch für Kinder!

Kriegerische Metaphorik verkommt – nicht nur in Europa, an den Grenzen und in Übersee – mittlerweile zu geläufiger politischer Rhetorik. Wenn zudem eine Beschädigung unserer Demokratie als sogenannter „Kollateralschaden“ vermeintlich billigend in Kauf zu nehmen sein sollte, verweise ich auf den Corona Short Cut als harten Schnitt, den ich als Motto und Titel für meine Ausführungen gewählt habe. Vermeintlich präventive Maßnahmen im Dienste der Gesundheit verkommen allzu willfährig zu Sabotage unserer demokratischen Gesellschaftsordnung; ein Alibi für Apps, die tief in unsere Persönlichkeitsrechte einschneiden, erscheint mir durchaus als zweifelhaft. Die alarmierenden Affinitäten und Kontinuitäten sehe ich in Ankündigungen und Intentionen „am Rande des demokratischen Modells“, wie sie dieser Tage zitiert werden.

An dieser Stelle wird die Koinzidenz von CoVID-19 Krise und Kriegsgedenken insofern markant, dass in der jüngeren Zeitgeschichte, derer wir heuer gedenken, ein absolut verbrecherisches und menschenverachtendes System demokratische Errungenschaften systematisch unter Auslotung demokratischer Mittel abwählte, abschaffte und für obsolet befand. Gefährliche Tendenzen brechen sich wiederum Bahn, etablieren sich sukzessive, indem Menschen-, Kinder- und Flüchtlingskonventionen sowie persönliche Grund- und Freiheitsrechte – mehr oder weniger schleichend –unterlaufen und missachtet werden.

#wirschaffendas als Parole verkommt zur bloßen Worthülse, wenn wir uns nicht auf Werte wie Humanität und Spiritualität besinnen und vermeintliche Gewissheiten aktuell kritisch überprüfen. Den Idealen der sozialen Dreigliederung Raum zu geben und Errungenschaften der Aufklärung – in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit respektive Solidarität mündig mündend – dienen uns seit jeher als Wegmarke und Leitstern. Bleiben wir dabei, wir Pioniere der gelebten Utopien!

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parzivaL upLoadEd

Alles ist gerade anders, ich fühle mich in einem völlig surrealen Film gefangen, wer hat bitte die Fernbedienung und kann jemand umschalten? Ich gehöre auch zu den Maskennähverweigerern, weil ich mich in diesen Zustand nicht fügen will. Und so etwas Absurdes wie eine Parzivalepoche online ist mir ja überhaupt noch nie untergekommen! Mach’ ich SICHER NICHT! oder halt dann doch. Weil ich die 11. Klasse schlecht hängen lassen kann. Weil ich als Lehrerin Vorbildfunktion habe, auch oder gerade in Krisensituationen. Weil es bestimmt auch nicht schadet, all diese digitalen Werkzeuge zu beherrschen, zumindest die Grundausstattung.

Videos erstellen, in haarstäubender Bildqualität, der natürliche Weichzeichner macht es für die Schülerinnen und Schüler vielleicht erträglicher, als sie sähen jedes Detail, das Ganze hochladen auf YouTube – natürlich nicht gelistet, so öffentlich unterrichte ich dann doch nicht. Am Anfang dauert das für zwanzig Minuten Material dreieinhalb Stunden, mit ein wenig Routine dann nicht länger als eine normale Unterrichtsvorbereitung. Ganz anders ist es mit den schriftlich formulierten Aufgaben – die bleiben zeitaufwendig. Denn überall da, wo in der Klasse das einfache Wahrnehmen der Reaktionen genügt, um etwas noch nachzubessern, klarzustellen, bedeutet digital Mailverkehr mit Zeitaufwand. Und es wird evident: Es fällt gar nicht so leicht, eine Angabe sich so zu erschließen, dass

man sie auch versteht. Da habe ich viel dazugelernt – Eigenständigkeit im Denken fördere ich im Unterricht vor der Klasse durch mein oft schnelles Eingreifen oder Antworten weniger als über distance learning (eines meiner persönlichen Unworte!). Eine Erkenntnis, die ich mitnehmen werde.

Auch die Schülerinnen und Schüler haben den Austausch sichtlich vermisst – es ist so viel leichter, durch Anmerkungen, Fragen, kleine Beiträge von anderen zu einem Thema inspiriert zu werden, als alleine vor dem Bildschirm. Unfassbar, dass mir die kleinen Unterbrechungen und „Dummheiten“ tatsächlich gefehlt haben! Lehrerin sein heißt auch Schauspielerin sein, und mir ist die Interaktion mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Unterrichtsgeschehen (oder manchmal einfach auch nur Publikum) wahnsinnig abgegangen.

Umso erfüllter war ich beim Lesen der Texte. Zu sehen, wie sich die meisten hineinfinden, in wirklich toller, weil immer höherer Qualität schreiben, sich innerlich sichtlich einlassen, das war eine unglaubliche Freude. Das stundenlange Sitzen vor dem Laptop, weil die Verbesserungen ja auch nur so erfolgen konnten, wurde durch die Inhalte und die überaus persönlichen, obwohl nur schriftlichen Kontakte wettgemacht. Besonders war es außerdem, wenn Eltern reagiert haben, dass sie mithören – so wird der Unterricht einmal auch für sie wahrnehmbar. o der die mir nicht bewusste Teilnahme von einem ehemaligen Schüler, die zur ebenfalls ungeahnten Zusammenarbeit seiner jetzigen Deutschlehrerin, seiner Freundin in der Klasse und mir führte. Wäre ohne digitalen Unterrichtens so nie passiert!

Es war die bestimmt besonderste Parzivalepoche, die ich je gegeben habe, und ich möchte sie nie wieder auf diese Weise halten müssen. Ich liebe den Kontakt zu den jungen Menschen, ich weiß genau, warum ich es für unerlässlich halte, dass wir einander echt begegnen. Dennoch bin ich zutiefst dankbar, dass wir gemeinsam das so gut geschafft haben, bin wahnsinnig stolz auf die Klasse und freue mich, sie sehr sehr bald wieder direkt vor mir haben zu können!

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SofoniSba und diE KunSt dES

abStand-nEhMEnS von holger finke

In einem der letzten Jahre des vorigen Jahrtausends lernte ich

Sofonisba auf Capodimonte [1] in Neapel kennen. Sie war eine außergewöhnliche Frau, Malerin, geboren in Cremona, das später für seine Geigen berühmt wurde, gestorben in Palermo, wo van Dyck sie kurz vor ihrem Tod besuchte. Auch Rubens besuchte sie, nachdem er mehrere ihrer Werke kopiert hatte. Zwischendurch war sie in Spanien, wo sie Philipp II. porträtierte.

Sofonisba war geschätzt für ihr Einfühlungsvermögen, welches in ihre Porträts floss, und für ihre originellen Bilderfindungen.

Ebenso wie Dürer vor und Rembrandt nach ihr porträtierte sie sich oft selbst. Das Selbstporträt ist ein ganz spezielles Sujet, weil es voraussetzt, Abstand zu sich selbst nehmen zu können. Links ein frühes Selbstporträt, das sie als Dreiundzwanzigjährige zeigt.

In der Mitte sehen wir sie im Alter von 26 Jahren, malend vor der Staffelei. Für dieses Bild wählte sie einen größeren Abstand zu sich selbst. Jetzt erst bemerkt man, wie nah sie sich beim ersten Bild war. Der größere Abstand führt zu einem größeren Bildausschnitt, es treten mehr Dinge in das Blickfeld.

[1] Museo Nazionale di Capodimonte

[2] Sofonisba wurde von der Kunstgeschichte totgeschwiegen, offenbar weil eine Frau, noch dazu eine so begabte, nicht in eine von Männern beherrschte Domäne passte. Nur der Begründer der Kunstge-

Eines der vermutlich ungewöhnlichsten Selbstbildnisse überhaupt ist das Bild rechts. Sofonisba, inzwischen 28 Jahre alt, vergrößerte noch einmal den Abstand und malte sich, als würde sie von ihrem ehemaligen Lehrer Bernardino Campi gemalt. Das heißt, sie schob in dieser Vision zu dem üblichen Abstand, den jedes Selbstbildnis erfordert, noch eine Ebene zwischen sich und die Wahrnehmung ihrer selbst. Mir scheint dieses doppelte Abstand-Nehmen eine brillante Idee und eine Kunst an sich. Die letzten Monate verbrachten wir unter uns völlig fremden Bedingungen. Wir waren doch immer wieder so damit beschäftigt, uns neu einzustellen, dass wir oft wenig Abstand zu uns selber fanden. In einigen Jahren – vielleicht sogar schon deutlich früher – sehen wir vielleicht Aspekte, die wir jetzt noch nicht erkennen. Aus der Distanz werden wir die momentane Situation umfassender, auch in ihren Potentialen, erfassen können.

Noch eine weitere Brechung erfährt unser Beobachten, wenn wir uns vorstellen, uns nicht nur selbst zu betrachten, sondern mit den Augen eines anderen, so wie Sofonisba Anguissola (1531 – 1625) [2] es in ihrem dritten Selbstbildnis getan hat.

schichte, Giorgio Vasari, erwähnt sie in seinen Le Vite (Mitte des 16. Jahrhunderts). Erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, also gerade einmal vor knapp 50 Jahren, wurde sie wieder- bzw. erstmalig entdeckt.

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corona -

EinE Übung in SoLidarität von rita Welte

Am Freitag, den 14. März wollten wir uns im Kollegium eigentlich mit Fragen der Qualitätssicherung in der Selbstverwaltung beschäftigen. Stattdessen mussten wir diesen Nachmittag zur Planung des häuslichen Lernens beziehungsweise zum Erstellen eines Journaldienstes zur Betreuung von SchülerInnen, deren Eltern in systemerhaltenden Berufen arbeiten, verwenden. Das neue Coronavirus hatte sich endgültig zur Pandemie entwickelt und die bisher gelebte Normalität auf den Kopf gestellt. Hatten wir uns vor os tern noch eine „online-Fastenzeit“ verordnet, so wurden nun innerhalb von nur drei Tagen unsere online-Plattform WooDLE geschaffen, Einführungstutorials gehalten, und die Zeit vor den Bildschirmen vervielfachte sich für SchülerInnen, Lehrkräfte und Eltern. Die Qualitäten des e-learnings gilt es nun, zehn Wochen später, in der schrittweisen Schulöffnung genau zu betrachten und zu evaluieren. Aber das soll hier nicht Thema sein. Meine erste Erfahrung in meiner Funktion als Direktorin nach außen war, dass die kollektive Angst, welche viele Menschen in ganz Österreich an diesem Freitag zu irrationalen Hamsterkäufen veranlasste, auch nicht ganz an mir vorübergegangen war, als ich kurz vor sechs Uhr abends im Geschäft vor leergefegten Regalen stand. War den Nachrichten nicht zu trauen, dass die Grundversorgung gesichert war? Natürlich war sie es, aber die innere Ruhe musste auch ich mir in den folgenden Wochen immer wieder von neuem erarbeiten: durch vielseitige Information über das Virus aus überprüfbaren Quellen, in Gesprächen mit FreundInnen und KollegInnen und im Sich-Finden in einer neuen Lebensrealität.

Ich hatte den Vorteil, als Direktorin oft in der Schule und in direktem Austausch mit einigen SchulleitungskollegInnen und insbesondere auch mit Susanne Genswein sein zu können. In den ersten vier Wochen fanden mehrmals wöchentlich ein telefonischer und täglich ein Mail-Austausch mit der Bildungsdirektion Wien statt, in denen die Covid-Bestimmungen für die Schulen ausgegeben und kontrolliert wurden – die direkten Gespräche erfreulicherweise alle in einem sehr amikalen Rahmen. Das leidige Ausfüllen vieler Statistiken – herzlichsten Dank nochmals an Susanne – blieb auch uns nicht erspart, und klare Aussagen zu unseren pädagogischen Fragen zu erhalten, war oft mühsam. Das ruhige, bedachte Auslo-

ten der vielen Verordnungen und Empfehlungen der Schulbehörde war und ist in höherem Maße gefordert – welche davon müssen wir auch als Waldorfschule erfüllen, und was können wir autonom als Statutenschule entscheiden? (Wir verwendeten zum Beispiel von Anfang an keine Masken im Unterstufenbereich auf 113, aber in den Gängen auf 98/100.)

Die unbestreitbar sinnvollen Präventionsmaßnahmen des Händewaschens, häufigen Lüftens und des Maskentragens für gefährdete Menschen werden uns in der Schule sicher auch im Herbst begleiten, bis ein Impfstoff und wirksame Medikamente auf dem Markt sind. Des Weiteren brauchen wir natürlich auch einen überarbeiteten Aktionsplan für den Fall einer Covid-19-Erkrankung an unserer Schule. Nach Durchsicht der neuesten Fachartikel kann ich mir vorstellen, dass es in Zukunft beim Eintreten eines Falles in der Schule möglich sein wird, nur die betreffende Klasse in eine einwöchige Quarantäne zu schicken. Wir werden sehen… Was mir neben allen Merkwürdigkeiten, Sorgen und pädagogischen Herausforderungen aus den vergangenen Wochen bleibt, ist der Aufruf, auf unsere Mitmenschen zu schauen wie auf uns selbst. Das Virus fordert ein solidarisches Handeln. Im Gesundheitsbereich ist das gelungen. Dass es im Wirtschafts- und Kulturbereich gelingt, ist zu hoffen. An unserer Schule ist es dank der Anstrengungen von Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen bisher gut gelungen!

Rita Welte ist Lehrerin für Englisch und fungiert als „Direktorin nach außen“.

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LiEbE aLLE!

Eure E-Mails les‘ ich gerne, wenn auch leider nur von Ferne... Deshalb kriegt Ihr hier auch eine von mir!

Zwei Drittel hätten wir geschafft, und das sogar ganz fabelhaft! Seit zwei Wochen, auf einmal lernen alle digital! Denn eigentlich fast über Nacht hat Mauer eine Website gemacht. Aus diesem Grunde möchte ich aus allertiefstem Herzen mich mit einem RIESENDANKE melden für Rebecca, Matthias, Alexander – unsere Helden!

Gut, die Arbeit – ihr wisst, was ich meine –macht sich jetzt trotzdem nicht von alleine. Den ganzen Tag wild am Computer klicken, Aufgaben schreiben, verbessern, verschicken, die Kinder alle bei Laune halten, Eltern beruhigen, Listen verwalten, die eigenen Kinder beim Tun begleiten, einkaufen, kochen, wieder vorbereiten, dazwischen auch mal die Wohnung pflegen, saugen, putzen, Pflanzen hegen, Wäsche machen, damit man dann wieder von vorne beginnen kann.

Die oft gehörten ruhigen Stunden haben die Lehrer wohl noch nicht gefunden.

Ihr kennt mich ja und wisst so eh, wie sehr ich auf Gesellschaft steh’. Ich bin ja gerne mal allein, dann aber doch in Gesellschaft sein. Das Witzeln, das Plaudern im Lehrerzimmer, das Plauschen in Pausen, das mag ich ja immer. Manchmal sitz’ ich am Balkon und träume einfach nur davon, wie schön es wär’, in die Schule zu gehen und alle im Alltag wieder zu sehen. Und ich denk’ mir: das wird heiter, geht das lange noch so weiter!

Der langen Rede kurzer Sinn: Wir kriegen das trotzdem fantastisch hin! Und wenn‘s vorbei ist (gebt ihr mir Recht?), haben wir uns richtig was verdient – aber echt! So, meine Pause ist jetzt aus, es grüßt Euch Marion von Zuhaus’!

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vorStand und vErWaLtung iM auSnahMEzuStand

Nach dem Sondertreffen am Freitag, den 13.03.2020 mit Kollegium und Vorstand ist auch für unsere Schule nichts mehr so, wie wir es gewohnt waren. Die Stimmung ist gedrückt, und die Sorgen und Fragen in den Gesichtern der meisten erscheinen größer als die Antworten.

Zum Glück haben einige LehrerInnen aber schon in den Tagen davor Pläne geschmiedet und Konzepte entwickelt, und so kann doch schnell zu einer lösungsorientierten Arbeit gefunden werden, was die Stimmung wieder etwas aufhellt. o nlineschooling wird besprochen, Listen für die Journaldienste eingeteilt, die Kommunikation zu den Eltern besprochen und festgelegt, wer in der Schule anwesend sein muss.

Für den Vorstand – insbesondere für unseren obmann und Geschäftsführer Engelbert Sperl und unseren Kassier Martin Kaufmann – kämen herausfordernde Zeiten, das wurde sofort klar. Die Schulführung und Verwaltung musste auch in der Zeit des Lockdown in der Schule anwesend sein, und es gab auch genug zu tun. Nachdem der online-Unterricht durch LehrerInnen-Hand so schnell und professionell organisiert worden war – Stichwort WooDLE, an dieser Stelle ein riesen Dankeschön an Alexander Stadelmann und das WooDLE-Team! – galt es für die Verwaltung alle anderen Themen abseits von Unterricht und Betreuung in dieser Krise gut zu managen.

Jeden Tag kamen neue Richtlinien und „Weisungen“ aus dem Bildungsministerium (Bund/ÖVP) und der Bildungsdirektion (Stadt Wien/SPÖ) mit zum Teil unterschiedlichen Angaben. Zudem mussten wir als privat geführte Bildungseinrichtung schnell klären, ob wir als Betrieb in irgendeiner Form Förderungen und/oder Unterstützungen bekommen könnten. Staatliche Schulen hatten nicht die Möglichkeit, ihre MitarbeiterInnen in Kurzarbeit zu schicken, da diese ja sowieso vom Staat bezahlt werden, aber wie wäre das im Bereich jener Schulen, die zum Großteil durch Eltern finanziert werden? Natürlich arbeiteten hier auch die Dachorganisationen –allen voran der Waldorfbund – intensiv daran mit, eine rasche Klärung dieser Frage zu finden, so mussten auch diese Informationen mit in die Überlegungen einbezogen werden. Und dann stand fest: Wir können, sofern es die Umstände rechtfertigen, auch Kurzarbeit in Anspruch nehmen! So weit so gut,

aber wer arbeitet angesichts der Herausforderungen im onlineBetrieb denn kürzer? Zudem ist bekannt, dass ein Betrieb nur maximal so viel Unterstützung erhält, wie er auch Umsatzeinbußen hat. Die Schulbeiträge sollten ja weiterbezahlt werden, das Unterrichtsangebot ist in allen irgendwie möglichen Bereichen sichergestellt. Aber gibt es sonstige Ausfälle – oder müssen Eltern trotzdem ihren Beitrag reduzieren oder stunden?

Klar war, dass die Küche keine Erträge erwirtschaften würde, die Beiträge vom Hort reduziert wurden, keine Veranstaltungen stattfinden konnten (Sommerfest) etc. Klar war auch bald, dass nicht alle Fächer im selben Ausmaß von zu Hause unterrichtet werden könnten (Sport, Musik, Eurythmie, u. ä.)… Also erschien eine Reduktion der Arbeitszeit durchaus sinnvoll.

So fand zum ersten Mal eine Vorstandssitzung online statt, um diese Fragen zu entscheiden. Trotz einiger technischer bzw. übertragungstechnischer Probleme konnte gemeinsam mit dem SLK ein Konsens gefunden und die weitere Umsetzung an eine kleinere Gruppe übertragen werden, die sich trotz aller Maßnahmen auch persönlich treffen durfte.

So wurden in den folgenden Tagen die Richtlinien für die Kurzarbeit studiert, um die Anträge auch korrekt einreichen zu können. Dies gelang schlussendlich auch dank der hervoragenden Arbeit von Frau Nedved, die diese Aufgabe wie immer souverän löste, obwohl bekannt ist, dass auch manche Steuerberater an den Formularen scheiterten. Unser Antrag wurde auch akzeptiert, und so werden wir später wie vorgesehen im Nachhinein die tatsächlich entgangenen Einnahmen sowie die tatsächlich weniger geleisteten Stunden korrekt abrechnen können.

Wichtig war in diesem Zusammenhang auch die große und solidarische Zustimmung zu einer möglichen Kurzarbeit aller KollegInnen. Weiters wurde ein Solitaritätsfond eingerichtet, der vor allem für jene MitarbeiterInnen gedacht ist, die mit einem reduzierten Gehalt nicht durchkommen, sowie für die noch zu erwartenden wirtschaftlichen Spätfolgen für die Schule, die vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt – nach Auslaufen aller Hilfsgelder – eintreten könnten.

In dieser Zeit erreichte uns dann auch noch die schlechte Nachricht zu unserem Neubauvorhaben: Der Verwaltungsgerichtshof hat die

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Was

ist sonst noch zu tun, wenn die Schule nur mehr virtuell stattfindet?

Entscheidung des Wiener Verwaltungsgerichts bestätigt und den Baubescheid nun in letzter Instanz aufgehoben (!) – eine schwere Nachricht in schwierigen Zeiten. Damit wurde auch beschlossen, den Kindergarten wieder in seine alten Räume auf 113 zu übersiedeln, was Wolfgang Seyringer, der auch immer anwesend war, sofort umsetzte.

Bei einer Begehung des Hauses auf 113 mit dem Architekten und Karl Hruza wurden die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten festgelegt, die voraussichtlich in den Sommerferien umgesetzt werden, damit der Betrieb bis zum Neubau noch gut weitergehen kann.

Auch die anderen Sommerarbeiten wurden festgelegt. Neben den üblichen Verbesserungsarbeiten an Wänden und Fenstern werden das Eingangstor und die Glastüren im Foyer beim Eingang 100 renoviert und in Stand gesetzt.

Die Arbeit an der Aufteilung der Unterrichtsstunden für das kommende Schuljahr lief trotz Corona-Sperre ebenfalls im Hintergrund weiter. Einstellungsgespräche fanden bereits statt, und so können wir davon ausgehen, dass im Herbst – hoffentlich unter mehr oder weniger normalen Bedingungen – die Schule weiterhin gut funktioniert.

Danke soll hier von Seiten des Vorstandes noch einmal gesagt werden an alle Menschen, die in dieser Zeit am Steuerruder der Schule standen und den Betrieb sicher weiterführten:

Engelbert Sperl als Geschäftsführer, Martin Kaufmann als Kassier, Rita Welte als Direktorin nach außen, Stefan Albrecht als Vertreter der Schulleitung, Eva Sindelek für die gesamte Verwaltung im Kindergarten, Ulrike Nedved für die Buchhaltung und Lohnverrechnung, Susanne Genswein im Sekretariat, Wolfgang Seyringer für das ganze Haus und Karl Hruza für das neue Licht im Eingangsbereich.

nicht nur abstand halten, sondern auch zusammenhalten

Um die finanziellen Folgen der Corona-Krise innerhalb unserer Gemeinschaft möglichst gering zu halten, hat der Vorstand beschlossen, einen Solidaritätsfonds einzurichten. Damit soll eine Möglichkeit geschaffen werden, sowohl MitarbeiterInnen als auch Eltern, die durch die Covid-19-Krise in finanzielle Bedrängnis geraten sind, zu unterstützen – zum Beispiel durch die Ermöglichung einer Beitragsreduktion. Es werden daher alle Eltern aufgerufen, ihre heurige Jahresausgleichszahlung in Höhe von einem Monatsbeitrag unter dem Titel „Solidarbeitrag 19/20“ auf das Konto des Solidaritätsfonds einzuzahlen. Da sich schon oft gezeigt hat, dass Solidarität besonders in unserer Gemeinschaft sehr intensiv gelebt wird, hoffen wir auch auf zusätzliche Spenden, um krisenbedingte finanzielle Probleme lindern zu können!

Das Konto des Solidaritätsfonds hat die Nummer AT25 1500 0041 1105 7735 (BIC oBKLAT2L), lautend auf „Rudolf Steiner-Schulverein Wien-Mauer“.

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für den vorstand Lothar trierenberg und Martin Kaufmann

ELtErnrEaKtionEn

LiEbES LEhrErKoLLEgiuM!

Es ist nun der Beginn der zweiten Woche, „lernen am Esstisch“ im Kreis der Familie und – wie bei uns – mit beiden Eltern. Eigentlich hatten wir schon die Intention, uns letzte Woche an Sie alle zu wenden, aber es nimmt ja recht viel Zeit in Anspruch, das „homeschooling“, und dieses in eine gute Form zu bringen. Wir waren sehr, sehr beeindruckt von der Schnelligkeit, der Effektivität und auch der Qualität, in der Sie alle diese Plattform geschaffen haben. Sie ist übersichtlich, leicht zu bedienen (für uns Eltern) und zeigt auf, was die Qualität unserer Schule ist. Zusammenarbeit, Austausch und besonders viel Engagement der Menschen, denen wir unsere Kinder anvertraut haben.

Wie können in diesem Fall nur für unsere Klasse sprechen und wie liebevoll sich unsere Lehrerin Frau Bolleter und auch Frau van Gijzen und Frau Sobol an unsere Kinder wenden. Mit Briefen, Geburtstagswünschen und aufmunternden Worten. Wir Eltern freuen uns mindestens so sehr wie die Kinder über diese Verbindung und Nachrichten am Tages- oder Wochenbeginn.

Nachdem wir in unserer erweiterten Familie doch einige Lehrer haben, erzählen wir wirklich stolz, wie unsere Schule mit dieser besonderen Zeit und Herausforderung zurechtkommt.

Lächeln macht uns natürlich auch, dass das Thema Internet, Handys und Kommunikationsplattformen doch in der 6. Klasse ein zentrales ist und wir aktuell auch an die positiven Seiten dieser erinnert werden. Es wird nun für uns alle spürbar, wie wir selber damit umgehen, wofür wir die Vorteile nützen, Zeit zu haben und womit wir uns auch ablenken wollen.

Es ist ja nicht so, dass wir unsere Kinder nicht kennen, aber es ist doch eine besondere Herausforderung, nebst all dem Witz und Charme, den Kinder versprühen, auch die anderen Seiten so hautnah spüren zu dürfen. Wie lange die Konzentrationsfähigkeit anhält, welche Ablenkungen gekonnt eingesetzt werden, um ein Nichtbeherrschen des Stoffes ins Lustige zu lenken.

Wir danken also den Lehrern, die diese Aufgaben an unseren Nerven im Allgemeinen vorbei lenken.

Wir hoffen es geht Ihnen zu Hause gut und sie können wie wir auch die schönen Seiten etwas genießen, länger schlafen, lesen, spielen und in die Natur gehen.

In diesem Sinne herzlichst Familie Langfelder-Decleva

Wer hätte das gedacht? Mitten in den intensiven Überlegungen, ein Medienkonzept für die Schule zu erstellen, bringt dieses Virus alles zum Erliegen. Erliegen? Nein, stimmt nicht! Innerhalb von zwei Tagen wird von euch WooDLE ins Leben gerufen! Das Design ansprechend, man fühlt sich zu Hause – die Gliederung für jeden durchschaubar, man findet ausreichend Herausforderungen für die eigenen Kinder und hat auch die Möglichkeit, in andere Klassen hinein zu schnuppern. Arbeitsblätter runterladen, ausfüllen, wieder hochladen – alles ist möglich.

Haben alle Lehrer mitgemacht? Naja, ausreichend viele haben hervorragend mitgemacht. Diese haben es geschafft, auf humorvolle und ideenreiche Art ihre Unterrichtsinhalte sogar für die Jüngsten an der Schule auf beeindruckende Art und Weise zu übermitteln. Wir sind begeistert, beeindruckt, stolz und zuversichtlich, dass es gemeinsam klappt – wie lange es auch noch dauern wird. Vielen herzlichen Dank!

Liebe Grüße und bleibt gesund!

Ursula Khol-Haidenthaler mit Familie

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LiEbEr aLE x andEr, LiEbES WoodLE tE a M, LiEbE LEhrEr!

LiEbES LEhrEr-KoLLEgiuM

Ich möchte mich auf diesem Wege einfach einmal kurz bei Ihnen bedanken. Ich war völlig überrascht, wie zügig Sie den Unterricht nach Hause verlegen konnten. Dass unsere Schule technisch so versiert ist, finde ich großartig. Da steckt viel persönliches Engagement und technisches Wissen dahinter. Soweit ich es überblicke, ist auch das Ausmaß der Aufgaben gut bemessen. Julian hat doch immer etwas zu tun, ist aber anscheinend nicht überfordert. Ich stelle mir vor, dass Sie alle viel mehr Aufwand haben, da unsere lieben Jugendlichen ja sehr nachtaktiv sind und sich bei der Kommu-

nikation mit Ihnen bestimmt nicht an die üblichen Schulzeiten halten...

Vielen herzlichen Dank, dass Sie trotz der schwierigen Umstände für unsere Kinder da sind!!!

Bitte bleiben Sie zuversichtlich und vor allem gesund!

Ganz liebe Grüße Gabi Tesch

hErzLichEn danK, LiEbE frau WELtE und LiEbE frau SchuStEr!

Die regelmäßige klare Information durch Sie und das Schulleitungsteam wie den Vorstand ist Balsam! (Sie steht in krassem Gegensatz zur Handhabung an der öffentlichen Schule, die unser Sohn besucht.) Sie ist wohltuend menschlich, positiv und auch höchst professionell!

Ich bin dafür sehr dankbar!

WooDLE ist großartig, funktionell und wunderschön! – und was an Mia durch ihre LehrerInnen herangetragen wurde an Aufgabenstellungen wie an Rückmeldungen, war wunderbar: klar, strukturiert, zeitnah, persönlich. Vor allem das zeitnahe persönliche Feedback ist sehr, sehr motivierend!! (Dieses fehlt meinem Sohn von Lehrerseite komplett!)

Dankbar kann ich auch nur für unsere persönliche Situation sein:

Wir genießen die „verordnete“ Familienzeit sehr! Rückzug ins Private, Entschleunigung, Konzentration auf Weniges, Wichtiges. Für mich ein Traum!

B ei Mia beobachte ich, dass es ihr sehr guttut, ihr Tempo und ihren Tagesrhythmus leben zu können. Mit der Zurückgezogenheit kommt sie auch gut zurecht. Jetzt wo die Ferien begonnen haben, tut sie ganz selbstverständlich Dinge, die sie gern tut: malen, schreiben, backen…

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Ihnen die Ferien Erholung bringen und auch Sie diese Ausnahmezeit mit optimismus und Humor (in der Tat essentielle Zutaten!) glückvoll erleben können!

Herzlichst,

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EfE – ELtErn-für-ELtErn*

Kurz zur Vorgeschichte: Schon in den ersten Tagen des Lockdown bemerkte ich auf diversen Social Media-Kanälen eine Welle der Solidarität mit Einzelunternehmen, die völlig unerwartet ihre Ware nicht mehr ausliefern konnten. Sie suchten nach Mitteln und Wegen, den Schaden möglichst begrenzt zu halten. So ließen wir uns Frühlingsblumen direkt an die Haustüre liefern, bekamen ein großes osterhasenpaket, denn das Schokoladengeschäft hatte die Ware so kurz vor ostern natürlich schon längst vorrätig, und aßen drei Tage hintereinander die köstlichen Empanadas einer befreundeten Familie. Doch ich wusste nicht, welche Eltern unserer Schule von diesen Schließungen betroffen waren.

Eltern können sich an der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer unterschiedlich betätigen und zusammenfinden. So gibt es Klassenaufgaben, wo Eltern zusammenarbeiten, Chorprojekte, diverse Gremien wie z. B. den Elternrat, die Elternbeitragsgruppe und andere. Es gibt auch die Food-Cooperative „Dynamo Bio“, von Eltern organisiert und durchgeführt, und „WAM – Waldorf Alumni Mauer“, eine Ehemaligen-Initiative. Doch die Krise der jüngsten Zeit hat gezeigt, dass Eltern unserer Schulgemeinschaft keine Möglichkeit haben, einander klassenübergreifend zu unterstützen, da die Expertise und Ressourcen anderer Eltern zumeist unbekannt sind. Wer kann was anbieten? Wer steht wofür?

Was tun, wenn für manche Elternteile die Einnahmequelle von einem Moment auf den anderen versiegt? – Menschen, die mit anderen Menschen z. B. therapeutisch arbeiten oder eine besondere Dienstleistung und Service anbieten: Restaurantbesitzer, Floristinnen, Künstler u. v. a.

Meine Idee ist es, über diese Pandemie-Krise hinweg – für gute und schlechte Zeiten – ein digitales Waldorf-Eltern-„Netzwerk“ zu schaffen, welches Interessierten die Möglichkeit bietet, ihre Dienste, Kenntnisse oder auch Waren allen Eltern der Schulgemeinschaft anzubieten. Der Eintrag auf der Netzwerk-Plattform ist freiwillig,

aber nach Möglichkeit sollen sich ALLE eintragen, die einen Service oder Produkt jedwelcher Art anbieten können. Eingetragen sollen auch jene sein, die sich vorstellen können, über solch eine Plattform nach Lösungen im näheren Umfeld zu suchen. Gleichzeitig können hier auch Jobs gesucht werden, beispielsweise Ferialpraktika, Kinderbetreuung, Nachhilfe und vieles mehr. Auf diese Weise können nicht nur berufliche gemeinsame Interessen gefunden werden, sondern auch unsere Kinder und SchülerInnen von diesem Netzwerk profitieren. Schlussendlich wird hier der soziale Aspekt der Waldorfpädagogik gelebt und weitergetragen.

Die IT-Experten Alexander Stadelmann und Seweryn HabdankWojewódzki, die ich wegen technischer Umsetzung kontaktierte,bestärkten mich von Beginn an, dieses Projekt an die Schulgemeinschaft weiterzutragen, ebenso wie die Schülermutter Tina Schwab, die von der Idee für unsere Schule begeistert war und mich anspornte, hier tätig zu werden.

In einer ersten Umfrage zeigten rund 60 Eltern Interesse an dieser Idee. Nun soll im Rahmen einer kleinen Projektgruppe im Juni an der konkreten Umsetzung einer digitalen Plattform gearbeitet werden. Ziel ist es, das offensichtliche Angebot an Dienstleistungen, Services und Produkten im Waldorf-Umfeld mit einer ebenfalls im WaldorfUmfeld vorhandenen Nachfrage zu verknüpfen. Denn: warum in der Ferne suchen, wenn das Gute liegt so nah’?

Rückmeldungen und Kommentare gerne an Brigitte Födinger. Email: brigitte.foedinger@aon.at.

*(Der Name der Plattform ist frei gewählt und kann sich noch ändern. Stand: 7.6.2020)

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Eine digitale Plattform für Eltern im und aus dem Waldorf-Umfeld von Brigitte Födinger

corona-zEit

8.

Klasse, 12. Klasse – zwei Schuljahre am Übergang. Zäsuren auf dem Lebensweg. Einmal auf dem Weg in die oberstufe, einmal auf dem Weg aus dem 12jährigen Schulnest heraus in die o ffenheit eines guten Abschlusses. Und dann Corona. Alles anders. Plötzlich sind die beiden ohne direkten Kontakt mit den Ihrigen. Zuerst aufregend und wie eine geschenkte Zeit. Lang ausschlafen können, Dinge machen, die man schon lange vor sich hergeschoben hat. Digitale Entdeckungsreise, wie man virenfrei in Kontakt bleiben kann. Spannend, was alles doch möglich ist. Das Handy als Medium zur Welt. Langsam kommt die Trauer, dass so viel wegfällt, was diese Übergänge feiert und spürbar macht. Eines der besonderen Geschenke der Waldorf-Schule, das berührende Feiern von Übergängen, fällt aus. Zum Glück hat es den Abschlussball schon gegeben, zum Glück den Tanzkurs. Einmal sitzen die Amanns am Tisch und uns kommen die Tränen, dass die beiden – und wir mit – über ihre Schwellen größtenteils alleine gehen müssen. Einsamkeit, manchmal Zorn, dass man gegen die unsichtbare Bedrohung so machtlos ist. Und dass der einzige Weg heraus der Rückzug ist. Lange digitale Housepartys, Skype- und Microsoft Teams-Sitzungen helfen etwas. Und TikTok-orgien voll komplexer moves – selbst die Alten werden eingebaut, aber eher als lächerliche Belege, dass sie wirklich nicht tanzen können.

Wir sind schwer stolz auf unsere beiden, wie diszipliniert sie ihr Lerngeschäft durchziehen, wie ehrlich sie ihre Prüfungen machen. Man bescheißt nicht, wen wollte man betrügen? Und wir sind be-

eindruckt, wie engagiert die Lehrenden sie in allem unterstützen, und wie steil deren digitale Lernkurve ist. Leider sind wir an der vierstimmigen Albrecht’schen Challenge gescheitert. Wer kommt schon als musikalisch Spätberufene/r wirklich an das Niveau und die Erwartungen seiner orchestertrainierten Kids heran?

Viel Zeit für die VWA und die 8.-Klassarbeit. Minimalismus und Ärzte ohne Grenzen. Schreiben und Erleben kommen zusammen. Corona als globales „minimalistisches Experiment“.

Wer hätte vor Corona gedacht, dass der Kapitalismus nicht alternativlos ist?

Wie es aussieht, wird es bald wieder so etwas wie Normalität geben. Und doch waren die letzten Wochen ein intellektueller Crashkurs in systemischem Denken. Warum war es in Italien schlimmer als in Österreich? War der schwedische Weg besser als der deutsche? Wie konnte es in Amerika so weit kommen? Wie bändigt man exponentielle Prozesse? Wieviel Lockdown verkraftet die Wirtschaft? Was hat das alles mit den staatlichen Ausgaben für den Gesundheitsbereich zu tun?

Wenn unsere Kids an der Schule lernen, wie vernetzt unsere Welt ist und dass sie nur versteht, wer in Wechselwirkungen zu denken lernt, dann haben wir wirklich mit Corona gelernt… denn frei nach Churchill: Never let a crisis go to waste.

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Andreas Amann ist Schülerinnenvater in der 8. und 12. Klasse.

KEnnSt du daS Land, Wo diE nEuroSEn bLÜhn?

Ganz klar und deutlich muss festgestellt werden, dass wir Österreicher es – trotz aller Raunzereien, die nun mal auch zu unserem Selbstverständnis gehören – im Vergleich zu anderen Ländern dieser Erde gut haben… und wir leben – noch – in einem Sozialstaat. Trotzdem muss man wach bleiben und kritisieren dürfen, was nicht ganz so toll läuft in diesem Land:

Kennst du das Land, wo die Neurosen blühn?

Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen.

Dort bleibt zuhause jeder „stolz und kühn“ und fürchtet sich – verordnet – vor Externen.

Durch Fenster sieht man dort nicht nur auf Straßen, vom Schreibtisch aus sieht man die ganze Welt. Statistische Realität in Maßen, wie manch einer sie kaum für möglich hält.

Angst schürend statt vernunftbegabt regiert, wird angeordnet, was sonst niemals möglich. Manch Grundrechten enthoben ungeniert, ein jeder Bürger blickt besorgt auf sich.

Ja, jeder ist sich wieder selbst der Nächste. Nach Griechenland zu reisen wäre schön! Doch Lesbos hilfreich eine Hand zu reichen? In ohren der Regierung klingt’s obszön.

Verhältnismäßigkeiten lassen wundern, was Steuergeld nun möglich machen kann. In der „neuen Normalität“ verwundert „Koste es, was es wolle“ Frau und Mann.

Trotz dieser lauten Töne und Versprechen bleiben die Schwächsten wieder auf der Strecke. Versprechen sind ja da, um sie zu brechen. Wahrhaftigkeit hockt hungernd in der Ecke.

Ein Schelm muss sein, wer denkt: „Warum war nie auch nur ein kleiner Teil des Füllhorns möglich, wenn doch – vergleichbar einer Pandemie –es ging um uns’rer Erde Klima täglich?“

Die Weltverschwörungstheorien boomen – Freud hätte wahrlich seine Freude nun! Wir sprechen miteinander nicht, wir zoomen –in diesem Land, wo die Neurosen blühn.

Im Land der Künste steht nun still die Kunst, und in der Schule wird nicht mehr gesungen. Abhängig von der öffentlichen Gunst erfinderisch wird man jetzt notgedrungen.

Auch Geist und Güte gibt’s in diesem Land! Und wahres Heldentum! Doch! Immer wieder! Manch einer reicht – trotz des Verbots – die Hand: Dank an Kollegiumsmitglieder!

Frei nach Erich Kästner „Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?“

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JEtzt iSt Schon WiEdEr WaS paSSiErt...

Jetzt sei schon wieder etwas passiert, erfuhr ich Mitte Juni und kurz vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Dabei ist ja schon so viel passiert. Wie dem auch sei, darüber schreiben andere hier und dort. Bleibe ich beim MoMent. In Zahlen liest es sich hier flott und gerundet wie folgt: 28; 200; 7,143; 8000 und 3. oder mit einem Wort: JUBILÄUM! Wir können schon wieder ein solches feiern. Und das können wir ja gut – zuletzt sogar ein Jahr lang. Konkret geht es um ganz besondere MoMente. Und wie ich aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, sind es deren 200. Nicht alle heuer, sondern gut dosiert über fast drei Dekaden. Von wegen Moment. Klingt für mich eher nach Kontinuum – oder Dauerbrenner. Wie dem auch sei: Überschlage ich Zahlen, dann komme ich auf mehr oder weniger 7,143 Ausgaben pro Jahr, und ziehe ich die Ferienwochen ab, so erschien das MoMent in Hochzeiten als Monatsmag azin. (Kein Kopfrechnungsfehler eines Waldorfschülers!) Inzwischen und in die Jahre gekommen, sprengt das MoMent mit 48 (Ausnahme), 56 (Standard) oder gar 64 Seiten dreimal im Jahr das Fassungsvermögen der Heftklammern und das der Versandtaschen in viele Städte und Länder (und Ranzen natürlich auch).

Also bitte: Holt die Gläser aus dem Kasten, lasst die Korken knallen und gratuliert! Es geht in die Verlängerung. Und wie ich auch erfuhr, werden die MoMente bereits gesammelt und ganze Jahrgänge gesucht!!

Und ja, da wäre ja noch der „Herr MoMent“, besser bekannt als Karl, Karli oder „der Hruza“. Dir, Karl, ein großes Kompliment für das Formen, Umbauen, Setzen und Kreieren von wahrscheinlich viel mehr als 8000 Seiten. In Zentimetern entspricht dies einem Papierstapel von rund 60 cm Höhe!! ! Das macht dir so schnell keiner nach!

PS: Die bescheidene Zahl 3 entspricht der Anzahl der Veröffentlichungen dieser meiner kleinen, unregelmäßigen Kolumne.

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von Matthias berke

bLicK auS MEinEM fEnStEr!

„blick aus meinem fenster!“Kunstprojekt von frida fanninger

Was kommt zu kurz, wenn dein Tag nur aus online-schooling oder Computerarbeit besteht?

Die Kunst. Nicht nur das Malen und Zeichnen, sondern auch das künstlerische Schreiben.

Deshalb dachte ich mir nach einem Monat Quarantäne, dass ich ein Kunstprojekt ins Leben rufen könnte. Ich denke, dass etwas, was uns alle verbindet, der Blick aus dem eigenen Fenster ist, weil wir alle – unfreiwilligerweise – viel Zeit zuhause verbracht haben. Diese strengen Maßnahmen sind jetzt vorbei – was bleibt, sind die tollen Arbeiten, die im Rahmen des Projekts entstanden sind! Ein paar werden hier zu sehen sein.

Alle Bilder, Zeichnungen, Collagen und Basteleien sind auf der Seite blickausmeinemfenster.wordpress.com gesammelt – und es kommen immer noch jeden Tag drei weitere Beiträge hinzu!

Ich bin überrascht, wie viele wunderschöne und kreative Einsendungen ich bekommen habe. Dank aller TeilnehmerInnen wurde das Projekt zu dem, was es ist!

Link: https://blickausmeinemfenster.wordpress.com/ Instagram: @blickausmeinemfenster

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oder WaS Man von hiEr auS SiEht

„Was man von hier aus sieht“ –Schreibprojekt von angela Szivatz

Als Frida mich fragte, ob ich ein Bild für ihr Kunstprojekt machen will, wollte ich mich drücken. Zeichnen und malen, da bin ich einfach unbegabt. „Darf ich auch einen kleinen Text beitragen?“, fragte ich sie also. „Nein, Angela, es geht um die Geste“, antwortete meine liebe Freundin streng :-)

Dann fragte sie, ob ich nicht ein Parallelprojekt mit Schreiben anbieten wollte. Der Gedanke gefiel mir sehr gut. Also flugs eine Einladung geschrieben und über diverse Kanäle verbreitet:

Viele von uns sind immer noch viel zu Hause, schauen von ihren Fenstern oder ihren Balkonen nach draußen, bleiben meist daheim in dieser ungewöhnlichen Zeit. Welche Gedanken, Gefühle, Wünsche, Kummer, was bewegt uns beim Blick hinaus?

Schreib einen kurzen Text, ein Essay, ein Gedicht, ein Haiku, einen Rap, was auch immer du magst, worauf du Lust hast.

Jede/r konnte mitmachen – gerade wenn man nicht oft oder nie künstlerisch etwas gemacht hat, war das doch der richtige Zeitpunkt, um es mal auszuprobieren!

Am Anfang – große Freude! – kam fast jeden Tag ein Text, der in einer eigenen Galerie auf meiner Website veröffentlicht wurde. SUPER Texte, SchreiberInnen zwischen 7 und 79 Jahren – vielen Dank an alle fürs Mitmachen! Besonders gefreut habe ich mich über Rückmeldungen wie: „Hat mir richtig Spaß gemacht, mein erstes Mal!“

Leider war es Mitte Mai dann vorbei. Man merkte, dass die Maßnahmen deutlich gelockert worden waren, die Geschäfte wieder öffneten und offenbar nicht mehr genug Zeit fürs Schreiben übrigblieb.

Danke, Frida und Beate-Maria, dass ihr mich ermutigt habt.

PS: Frida hat schließlich doch ein Bildchen von mir bekommen ;-)

https://www.angelaszivatz.at/was-man-von-hier-aus-sieht/ Frida Fanninger und Angela Szivatz sind Schülerinnen der 12. Klasse.

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diE frEiE MuSiKSchuLE zu coronaEin rÜcKbLicK in zitatEn

13. März 2020. Die Musikschule muss geschlossen werden. Eine Umstellung vom analogen zum Onlineunterricht muss rasch ermöglicht werden. Nicht jede/r LehrerIn ist dafür bereits gerüstet. Schnell noch vor Schließung der Geschäfte das IT-System aufrüsten, Programme herunterladen, neue Termine vereinbaren. Rasch hat sich aber alles gut eingependelt, und fast alle SchülerInnen nehmen Skype-, FaceTime-, WhatsApp-, Zoom-, oder Microsoft Teams-Instrumentalstunden. Die übrigen schicken Videos und werden mit Feedback, Noten, Aufnahmen und Videos per Mail versorgt. Es folgen zunächst ein paar gekürzte

rückmeldungen unserer Musikschul-Lehrerinnen aus dieser zeit.

Ich hätte nie gedacht, wie klein eine 100 m 2-Wohnung ist... zwei Musiker, zwei Kinder, 4 Musikschulen… Unser Wald und die ‚Corona-Wiese‘ sind leider 20 Auto-Minuten entfernt, aber zumindest jeden zweiten Tag geht’s raus.

Die Übertragungen haben auch bei mir unterschiedliche Qualität, ich habe schon unterrichtet ohne Bild oder ohne, dass das Kind mich sah, aber man wird ja flexibel... Bei den Großen geht es sehr gut; je kleiner sie sind, umso schwieriger wird es... „Links! Die linke Hand! Nein die andere linke Hand! Auf dem C... das ist das A, zwei Töne hinauf! Nach rechts!“ Aber alle sind auch sehr dankbar. Ich finde es sehr spannend und aufschlussreich, die Instrumente zu erleben und die Sitzpositionen zu sehen. Die meisten sitzen zu tief, eine hat dann gewechselt auf eine Kinderrutsche... schaut lustig aus, hat aber genau die richtige Höhe! Und sehr nett ist, dass man so nebenbei auch die kleinen Geschwister, die oma und die Katzen kennenlernt.

Einige Schülerinnen hatten ziemlich verstimmte Instrumente. Um es den Eltern einfacher zu machen, habe ich YouTube-Links verschickt, wo das Stimmen mit den Wirbeln erklärt wird, nur leider haben sie sich das vor der Skypestunde nicht angeschaut. Wir hatten deshalb recht turbulente Situationen.

Ich bin erstaunt und sehr erfreut, dass alle mitmachen und auch sehr fleißig sind! Ich habe ihnen auch gesagt, dass sie mir jederzeit Aufnahmen/Videos schicken können. Hab’ da schon einiges bekommen (Wohnzimmerkonzerte, 18:00-Fensterkonzerte, Aufnahmen von Stücken, die sie gerade üben, Tonleitern usw.). Ich schau’ auch, dass ich meinen Sprösslingen jede Woche ein Mail mit den neuen Aufgaben (Notenrätsel, Aufnahmen von 2. Stimmen von Duetten, zu denen sie dazu spielen können, play-alongs usw.) zukommen lasse. Mit dem Bläserquintett versuche ich gerade ein Video zu erstellen. Jeder spielt seine Stimme zu einer bestimmten Aufnahme, die er dazu über Kopfhörer hört... filmt sich dabei und schickt mir dann das Video. Wir versuchen dann die einzelnen Videos übereinander zu legen und eine Ensemble-Aufnahme zu basteln. Mal schauen, ob das klappt.

Mir selbst geht die Situation sehr nahe; ich merke, dass der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen ist. Am Anfang bin ich automatisch sehr nah zum Bildschirm gerückt, um „näher am Kind zu sein“, bis ich gemerkt habe, dass dieser Reflex gar nix bringt, da sie von mir dann nur noch das Gesicht riesengroß sehen, die Armen ...

Auch habe ich mir angewöhnt, die Position immer wieder zu ändern, manchmal Stehen und Sitzen abzuwechseln, da ich nach 3 Stunden vor dem Computer körperliche Beschwerden bekomme, die ich vom Normalunterricht nicht kenne!

Bei mir hat sich der Unterricht auch erstaunlich gut in den Cyberspace verlagert. Die Schüler (und vor allem auch Eltern) sind sehr gut organisiert und freuen sich über unser wöchentliches Musizieren über Skype und Facetime. Eine Mutter hat mir heute gesagt, wie wichtig es für sie ist, dass es ein paar Fixpunkte pro Woche gibt, damit man nicht vollkommen die orientierung (welcher Tag ist heute?) verliert.

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orona-zEitEn -

Der Unterricht ging wider Erwarten bei allen Schülerinnen und Schülern mit Skype und Co sehr gut. o ft waren die Eltern dabei, was besonders für die Jüngeren eine große Hilfe war. Auch war es für die Eltern – so glaube ich – interessant, wie so ein Unterricht abläuft, und sie begleiteten die Kinder dann auch beim Üben. Das zeigte sich an den Fortschritten. Überhaupt haben alle sehr viel geübt – da dafür mehr Zeit war. Das war eine große Freude. Aber das Unterrichten war extrem anstrengend. Ich habe immer viel zu laut gesprochen, und die Zeitverzögerung und die häufig schlechte Bild- und Tonqualität waren weitere Minuspunkte.

Ich finde auch, dass der Aufwand für den Fernunterricht erheblich größer ist und ich habe das Gefühl, noch mehr zu arbeiten als sonst. Aber die SchülerInnen und Eltern sind sehr dankbar dafür, und ich habe den Eindruck, dass die neue Unterrichtssituation für die meisten als sehr spannend und positiv aufregend erlebt wird und nicht als schwierig oder gar belastend. Als Lehrerin bin ich eigentlich auch ganz dankbar dafür, dass ich neue Dinge ausprobieren muss, die ich vielleicht unter „normalen“ Umständen so nicht gemacht hätte. Also ich denke fast, dass ich bei dem ganzen Prozess mehr lerne als die SchülerInnen.

Wie ging es den Eltern mit dem onlineunterricht?

Liebes Musikschul-Team, Adam lernt bei Thomas List Blockflöte. Wir sind sehr glücklich darüber und Adam liebt seine Stunden. Der online Unterricht mit Thomas bedeutet ihm in dieser Zeit besonders viel, Adam freut sich auf jede Stunde!

Wir sind sehr dankbar, dass die Stunden in diese Form weitergeführt werden!

Mit musikalischen Grüßen, S. H.

Liebe Freie Musikschule Wien, in einer für alle schweren Zeit ist Kunst Balsam für die Seele. Eine Medizin, die von der Politik zu wenig erkannt und geschätzt wird. Welche Lebewesen sind wir ohne Musik, ohne Bildnerischem Gestalten, ohne Theater?

Wie arm wird unser Leben. ... Darum danke ich der Freien Musikschule, dass meine Tochter weiter vom Unterricht profitieren kann, dass ihre Seele gestärkt wird mit lieben Worten, mit Fachwissen, und natürlich mit der von ihr geliebten Musik.

Liebes Musikschulteam!

Bei allen drei Kindern hat regelmäßig Skypeunterricht stattgefunden, sogar einmal in den Ferien. Vor allem für Livia und Miriam funktioniert das eigentlich sehr gut, oskar bräuchte vor allem aufgrund seines Alters bald wieder physischen Unterricht, je jünger, desto mehr brauchen die Kinder offenbar physischen Kontakt.

Es war schön das wir geskypet haben deine Lini

Liebes Musikschul-Team!

Lina, 8 Jahre

Ich lerne seit eineinhalb Jahren Klavier bei Ryan Langer und hatte nun schon mehrere Skype-Stunden mit ihm. Es funktioniert super und macht mir viel Spaß – danke dafür!

Benjamin, 10 Jahre

Liebes Team von der Musikschule!

Ich hätte mir nie gedacht, dass das mit dem onlineunterricht so gut funktioniert. Wir sind wirklich begeistert. Auch habe ich den Eindruck, dass diese Musikstunde, die immer zur gleichen Zeit stattfindet, der ganzen Woche mehr Struktur gibt. Der Schulunterricht folgt ja keinem fixen Stundenplan (zumindest bei uns nicht) und so ist diese wöchentliche Klavierstunde der Fixstern der Woche. Ganz herzlichen Dank dem Team und natürlich olga, die Elsas Klavierlehrerin ist.

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zusammengetragen von christine trattner V. T. C. M. F. F.

KindEr, covid-19 und...

Wir haben – gut? – geschlafen und sind nun aufgeschreckt durch eine Krise.

Eine unserer Sorgen ist: Welche Auswirkungen hat sie für unsere Kinder? Sie sind die Zukunft. Die gute Nachricht: SARS-CoV-2 ist keine Bedrohung für Kinder, keine gesundheitliche, keine körperliche, keine unmittelbar für den Körper bedrohliche. Anders als bei älteren Erwachsenen reagiert das Immunsystem bei Kindern und Jugendlichen angemessener auf das Eindringen des Virus in die Zelle. Und sie scheinen auch eine geringe Rolle bei der Ausbreitung des Virus zu haben. [1] [2]

Die Staaten reagieren auf die Pandemie mit „Social Distancing“. Das betrifft auch die Kinder. Am 12. März erklärt die WHo die Corona-Viruserkrankung CoVID-19 zur Pandemie. [3] Am 18. März sind laut UNESCo bereits in 107 Ländern die Schulen geschlossen und geschätzte 862 Millionen SchülerInnen von diesen Schließungen betroffen. Der Kontakt zu den Großeltern wird unterbrochen, ebenso zu Verwandten und Freunden, Spielen mit Freunden und Freundinnen untersagt, Spielplätze werden geschlossen. In unserer Gesellschaft ist die Kleinfamilie auf sich selbst zurückgeworfen. Für manche Kinder ist das erst einmal Grund zur Freude. Der Vater ist zu Hause, hat neben dem Homeoffice Zeit. Man kann in den Wald gehen, zusammen Rad fahren – auch während der Woche. Für andere Familien ist es von Beginn an eine große Herausforderung – kleine, enge Wohnung, kein Garten, kein Wald in der Nähe, Homeoffice ohne Rückzugsmöglichkeit, Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes, Sorgen, Konflikte in der Familie...

Allmählich wird es eng – auch für die privilegierten Kinder. Für die anderen erst recht. Auch für die Eltern wird es eng. Das spüren die Kinder.

Für die Kinder gibt es keinen Auslauf. Der Computer soll die Schule ersetzen – so man einen hat. Die Größeren tun sich leichter, aber nicht alle. Es fehlt die Begegnung mit dem Lehrer, der Lehrerin; das gilt noch mehr für die Kleineren. Viele Kinder haben überhaupt keinen Kontakt zu ihrer Schule. Die Lehrerin kann sie nicht erreichen. Kinder und Jugendliche, die es vorher schon schwer hatten, werden es nachher noch schwerer haben – seelisch, sozial, mit dem

Lernen. Die Gleichaltrigen, Freunde und Freundinnen fehlen. Welche Auswirkungen Schulschließungen auf die Eindämmung der CoVID-19-Pandemie haben, ist noch nicht geklärt, wird aber in Studien erhoben. [4] Gleichzeitig werden wir auch erforschen, wie sich die „Social Distancing“-Maßnahmen auf unsere Kinder auswirken. Sind – ähnlich wie bei Erwachsenen – wichtige andere gesundheitliche Probleme übersehen worden? [5] Und was macht die Isolierung mit unseren Kindern? Es gibt Kinder, die wegen der Angst ihrer Eltern auch nach Wiedereröffnung noch nicht in die Schule gehen, die ihre Freunde und Freundinnen noch nicht getroffen, ihre Großeltern noch nicht umarmt haben.

Die „Corona-Krise“ ist eine Krise! Wie auch immer sie zu einer Krise wurde.

Wir haben gut geschlafen und sind nun aufgeschreckt durch sie. Aber sind wir auch wach? Sind wir uns unserer Verletzlichkeit – als Individuum und als Gesellschaft – vielleicht jetzt mehr bewusst? Weil es uns selbst betrifft?

Laut der Welternährungsorganisation FAo hungern 820 Millionen Menschen auf der Welt. Nach Jahren mit langsamem Rückgang stagniert die Zahl jetzt oder steigt sogar wieder an. [6] Betroffen sind besonders Kinder. Pro Jahr sterben weltweit mehr als 3 Millionen Kinder an Hunger, nicht mitgerechnet die 200 Millionen, die durch Unterernährung krank oder entwicklungsgehemmt sind. Auch die aktuelle Krise wird wieder die Ärmsten treffen. Die UNICEF macht darauf aufmerksam, dass überall – sowohl in den Industrie- und Schwellenländern, noch mehr aber in den von Armut und Krieg betroffenen Ländern – die Lebenssituation der ärmsten Familien durch CoVID-19 und seine Folgen noch stärker bedroht sein wird. [7] [8] In ihrem Jahresbericht 2019 berichtet die WHo von 272.000 Kindern unter fünf Jahren, die 2018 an Malaria verstorben sind. [9] Man könnte noch die Folgen von Kriegen, Naturkatastrophen, ökologischen Zerstörungen... dazu aufzählen, unter denen Kinder zu leiden haben.

Und doch hat ob all dieser bekannten Tatsachen bisher keine Regierung den Notstand erklärt oder uns aufgefordert, unsere Lebensgewohnheiten radikal zu verändern, um diese Kinder zu retten.

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Wir schlafen gerne. Jetzt sind wir aufgeschreckt. Werden wir wach bleiben?

Wir sind wach, um unsere Kinder zu schützen. Wir versuchen, ihre Resilienz zu stärken, die Kompetenz, mit Belastungen angemessen umzugehen und gestärkt aus diesen hervorzugehen. Resilienz ist nicht angeboren, sondern wird in einem lebenslangen Lernprozess erübt. Für die Kinder sind die Erwachsenen, besonders die Eltern, das Vorbild. An ihnen erfahren sie, wie man mit Fähigkeiten und Stärken auftretenden Belastungen begegnen kann.

Was sind Möglichkeiten für einen solchen Lernprozess?

Angst überwinden, auch wenn sie von außen zugetragen wird, selbst denken, kreativ handeln, Verantwortung übernehmen; heilende Impulse setzen für uns selbst, unsere Mitmenschen und auch für die Welt; teilen, uns mitteilen, uns vernetzen, Freunde haben, uns engagieren... Das erzeugt Vertrauen und stärkt uns und unsere Kinder.

Wie schnell können Entscheidungen getroffen werden, wenn eine Bedrohung als solche wahrgenommen wird und die Gesellschaft am gleichen Strang zieht. Vor wenigen Monaten noch wäre eine weltweite Unterbrechung des Flugverkehrs undenkbar gewesen. Keine ökologische Bedrohung – bereits sichtbar oder auf uns zukommend – hat bisher eine ähnlich schnelle Einigung und Bereitschaft zum Handeln gebracht. Wie würden wohl die Ergebnisse der Weltklimakonferenzen aussehen, würde die Klimakrise so ernst genommen werden wie die CoVID-19-Krise?

Wir erleben, dass Probleme lösbar sind, wenn sie uns wichtig genug sind, wenn wir wollen. Was könnte so ein gemeinsamer Wille nicht alles erreichen in unserer Welt?!

Es lohnt sich, dafür wach zu bleiben.

Elisabeth Frank ist Kinderärztin und ehemalige Schulärztin

[1] P. Brodin, “Why is CoVID-19 so mild in children?,” Acta Paediatr. Int. J. Paediatr., vol. 2019, pp. 1082–1083, 2020.

[2] N. I. for P. Health, and the Environment, and W. and S. Ministry of Health, “Children and CoVID-19 | RIVM,” 2020. [online]. Available: https://www.rivm.nl/en/novel-coronavirus-covid-19/children-andcovid-19. [Accessed: 02-Jun-2020].

[3] T. Adhanom Ghebreyesus, “WHo Director-General’s opening remarks at the media briefing on CoVID-19,” World Health organization, 2020. [online]. Available: https://www.who.int/dg/speeches/ detail/who-director-general-s-opening-remarks-at-the-missionbriefing-on-covid-19. [Accessed: 02-Jun-2020].

[4] R. M. Viner et al., “School closure and management practices during coronavirus outbreaks including CoVID-19: a rapid systematic review,” Lancet Child Adolesc. Heal., vol. 4, no. 5, pp. 397–404, 2020.

[5] T. Roberton et al., “Early estimates of the indirect effects of the CoVID-19 pandemic on maternal and child mortality in low-income and middle-income countries: a modelling study,” Lancet Glob. Heal., no. 20, pp. 1–8, 2020.

[6] “ The State of Food Security and Nutrition in the World 2019. Safeguarding against economic slowdowns and downturns,” 2019. [online]. Available: www.fao.org/3/ca5162en/ca5162en.pdf.

[7] “Children in monetary poor households and CoVID-19 - UNICEF DATA.” [online]. Available: https://data.unicef.org/resources/children-in-monetary-poor-households-and-covid-19/. [Accessed: 02-Jun-2020].

[8] “UNICEF Österreich: CoVID-19 treibt Kinder in die Armut: Bis zu 86 Millionen zusätzliche Kinder könnten Ende 2020 in Armut leben.” [online]. Available: https://unicef.at/news/einzelansicht/covid19-treibt-kinder-in-die-armut-bis-zu-86-millionen-zusaetzlichekinder-koennten-ende-2020-in-arm/. [Accessed: 02-Jun-2020].

[9] World Health organisation, World malaria report 2019. Geneva, 2019.

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von dr. Elisabeth frank, Kinderärztin

WEnn pLötzLich aLLES andErS iSt

corona-iMprESSionEn auS dEM KindErgartEn

Was es ist

Ich habe Mona in den ersten Wochen des Lockdown öfter mal gefragt, ob sie den Kindergarten schon vermissen würde. Sie antwortete stets mit einem gelassenen „Nein, eigentlich nicht!“ Das hat mich anfangs überrascht, aber dann wurde mir bewusst, dass ihr Virusferien-Ersatzprogramm ja auch nicht so übel war – mit vielen Stunden AcroYoga, Bastel- und Nähstube, Brot backen und Tierforschungen im Wald. Ich habe sie in gewisser Weise dafür bewundert, wie sie einfach annehmen konnte, was ist. Als Sonnenkind meinte sie sogar einmal: „Am liebsten würde ich nach den Virusferien gleich in die Schule gehen und gar nicht mehr in den Kindergarten!“ Stillheimlich hat sie eines Nachmittags alle ihre Filzelfen und Wichtel um sich versammelt und sie alle mit selbstgebastelten und selbstgenähten Schultaschen ausgestattet. Das hat mich sehr berührt! Als sie dann nach wochenlanger Pause wieder in den Kindergarten gehen durfte, war sie damit wieder genauso zufrieden wie davor. Sie hat einfach wieder angenommen, was ist!

Petra Pfann, Mutter von Mona, Gruppe Nina

Alleinerziehend – eine andere Perspektive

Mitte März sitze ich bei einem Arbeitstreffen in der Werkstatt meiner Schwester, die als Visual Artist in der Veranstaltungsbranche arbeitet. Wir besprechen Details zur bevorstehenden Performance unseres zeitgenössischen Zirkuskollektivs, als sie am Handy ihren Mail-Eingang öffnet und es lautstark aus ihr herausbricht: „Ich habe keine Arbeit mehr!“ Den Ernst der Lage begreife ich erst ein paar Tage später, als auch bei mir sämtliche Theaterproduktionen und pädagogischen Programme in Schulen abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Ich realisiere, dass auch ich als freischaffende Künstlerin, Theater- und Tanzpädagogin plötzlich keine Arbeit mehr und somit keinen Verdienst habe. Null. Dabei wären März, April und Mai meine einkommensstärksten Monate gewesen. Eine weitere Maßnahme, die mich trifft: kein Kindergarten mehr. Alleinerzieherin mit einem Kind – sollte doch gehen, jetzt, da ich sowieso viel Zeit habe. Anfangs genießen wir die Entschleunigung sehr, das In-den-Tag-hinein-Leben, das lange Schlafen, die ausgiebigen Vorlesestunden nach dem Aufwachen und die Ruhe am Morgen. Gesperrte Spielplätze – was für ein Segen! Endlich lässt sich meine

Tochter für alternative Nachmittagsbeschäftigungen begeistern. Wir gehen in den Wald, sammeln Müll an der Liesing oder gehen Rad fahren. Nach circa eineinhalb Wochen ist der Wurm drin. Der fehlende Kontakt mit anderen Erwachsenen, die größer werdenden Zukunftssorgen und Existenzängste, das absolut Keine-Zeit-für-michHaben, das ständige Spielen mit meiner Tochter – dazu Hausarbeit und Kochen. Ich kann nicht mehr konsequent „Nein“ sagen, sondern lasse mich nach langen Diskussionen zu Dingen überreden, die ich nicht gut finde. Wir pendeln uns ein in ein ungemütliches, frustriertes Miteinander und streiten mehrmals täglich. Ich bin genervt, und meine Tochter wird immer anhänglicher.

Dann: Flucht ins Waldviertel, wo wir bei Verwandten und ihren Kindern die nächsten zwei Wochen verbringen dürfen. Erstaunlicherweise überwindet meine Tochter nach einigen Tagen ihre panische Angst vor Hunden, geht mit ihnen an der Leine spazieren und gibt ihnen – statt mir – Kommandos. Am Nachbarhof gibt es Pferde, die wir striegeln und ausführen dürfen, und sie hat SpielgefährtInnen! Zurück in Wien erreicht uns die Empfehlung, wieder in den Kindergarten zu kommen (da letztes Kindergartenjahr), recht plötzlich und überraschend. Wir haben mittlerweile einen komplett anderen Rhythmus! Der Satz „Wir lassen niemanden zurück!“ macht mich wütend. Arbeit und Einkommen habe ich voraussichtlich erst wieder ab Herbst. ohne Unterstützung meiner Familie würden wir es nicht schaffen.

Bindung in Zeiten der Krise

Elternabend wenige Tage vor dem Lockdown – sollen wir uns noch die Hände schütteln? Dann ein echter Freitag der 13. (März): Der rhythmisierte Alltag bricht abrupt ab. Am Montag bleibt die Gruppe leer, die vorbereitete Jause essen wir Erwachsene in der Sonderkonferenz.

Wechselnde Phasen und Gefühle in der folgenden Zeit: Schock, Akzeptanz, Entspannung, Reflexion, Dankbarkeit für den Beruf und die wunderschöne Frühlingsnatur, neuer Tätigkeitsdrang – die Seele braucht Zeit, um das Leben in einer Parallelwelt zu ergreifen, denn die Lebenskräfte verlangen nach dem Jahresrhythmus – was wäre heute dran? – und werden täglich davon abgeschnitten und

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Johanna König, Gruppe Eva

WaS nEhMEn Wir darauS Mit?

auf sich selbst verwiesen. Meine tiefe Verbundenheit mit den Kindern und Eltern tritt dann besonders beim Versenden der os tergrüße mit jedem einzelnen Namen wieder hervor.

Zum Neubeginn im Mai kommen alle Kinder sehr freudig und saugen geradezu alles auf, besonders Sprüche und Lieder. Im Freispiel müssen sie sich erst wieder neu finden, eine „Leere“ an Spielideen ist spürbar, sie schließen sich deutlich mehr an uns Erwachsene an, so wie eben davor zu Hause. Nur durch viel grobmotorische Bewegung wie Herumbalgen und Nachlaufen kommen sie wieder miteinander ins Spiel, das erst nach vielen Tagen wieder nährend, lebendig freilassend, wärmend und bildhaft auslebend im Bauen und Gestalten wird. Mir wurde so wieder sehr deutlich, was im Kindergarten an Rahmen und Umgebung für das Spiel laufend aufgebaut wird, damit die Wohlfühl-Wohnzimmeratmosphäre entstehen kann – es passiert nicht von alleine! Jetzt zu Pfingsten lebt wieder Gemeinsamkeit, Vertrautheit und frohe Stimmung, Elisabeth und ich können nun auch den Eltern – in Gartengesprächen – wieder begegnen.

Nina Chab, Pädagogin in der Marktgemeindegasse

Drehscheibe Büro

Im Haus nur eine Handvoll Kinder und doch mit allen Eltern und KollegInnen in Verbindung bleiben war nicht einfach, zumal ja auch

Verunsicherung und Sorgen auftraten. An Planung war eigentlich nicht zu denken, da kein Tag wie der andere lief und neue Regeln spät am Tag und unangekündigt eingingen oder auch kurzfristig wieder geändert wurden. Die Medien waren teilweise der direkten Information an uns voraus, Nachfragen bezüglich der Umsetzung konnten mangels eingeführter Praxis von den Behörden oft nicht beantwortet werden. Die überschaubar vorbereitete Weitergabe an die Eltern wurde von neuen Informationen überholt. Schön war es hingegen, die Zeichen von Solidarität unter KollegInnen – wie z.B. gegenseitige Arbeitsunterstützung – und Eltern – wie z.B. das Angebot zu persönlicher Hilfe beim Kindergartenbeitrag – zu erleben!

Claudia Tiedge, Kindergartenbüro

Kurzarbeit schafft Mehrarbeit

Für die Verwaltung von Kindergarten und Schule bedeutete die Zeit des Lockdown und danach einen erheblichen Mehraufwand und „Bereitschaft“ rund um die Uhr. Haben die Kurzarbeitsregelungen uns auch einen finanziellen Ausgleich ermöglicht, so erforderten sie doch eine akribische Datenverarbeitung, die nur durch laufendes Hand-in-Hand-Arbeiten mit der Schulverwaltung zu bewältigen war, was letztendlich aber den Teamgeist in der übergreifenden Verwaltung sehr gestärkt hat. Überdies konnten wir den Informationsfluss an die Eltern zeitnah am Laufen halten und ihnen pädagogische Anregungen und Ermutigung für den Alltag übermitteln. Für allen persönlichen Einsatz ein ganz herzliches Dankeschön an Ulrike Nedved in der Buchhaltung, Susanne Genswein im Schulbüro, Claudia Tiedge und Ursula Dotzler im Kindergartenbüro und an Engelbert Sperl für seine stete Präsenz!

An dieser Stelle möchten wir als Kindergartenkollegium allen unseren Eltern noch einmal herzlich für das deutlich gewordene Vertrauen und die Kooperationsbereitschaft danken! Es hat sich gezeigt, wie viel Gemeinschaftsgeist im Kindergarten lebt, der dann durch Zeiten wie diese auch tragfähig ist und uns wacher für wirklich Wesentliches werden lässt.

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zusammengetragen von ursula dotzler

hanS iM gLÜcK

Der Erzählstoff der ersten Klasse sind die Märchen aus dem jeweiligen Kulturkreis einer jeden einzelnen Waldorfschule. In unserem Fall sind dies überwiegend die Märchen der Gebrüder Grimm. Viele bekannte wie weniger bekannte Grimm-Märchen habe ich im Laufe des ersten Schuljahres zum Ende des Hauptunterrichts erzählt. Von meiner Mentorin Christine Bolleter durfte ich die schöne Idee übernehmen, dass wir in der Schreibepoche ein Buch zu einem Märchen gestalten, mit Text und Zeichnungen. Im Mai waren wir soweit: unsere dritte Schreibepoche, in der noch die allerletzten Buchstaben des Alphabets gelernt wurden.

Bei der Auswahl war es mir wichtig, ein Märchen mit einer optimistischen Grundhaltung zu finden, das in seiner Bescheidenheit ein Stück weit unsere Ressourcen und die Resilienz stärkt – jetzt in dieser besonderen Zeit, aber ebenso, wenn man es später im Leben durchblättert. Für mich hat „Hans im Glück“ das verkörpert. Hans kehrt von seinen Lehrjahren heim zur Mutter und verliert auf diesem Weg in einer Verkettung von Tauschgeschäften den Lohn, den er für sieben Jahre erhalten hat, nämlich einen Klumpen Gold, so groß wie sein Kopf. Das Wunderbare an dieser Geschichte ist allerdings, dass Hans am Ende zwar alles Materielle verloren hat, sich allerdings in keinster Weise darüber ärgert. Ganz im Gegenteil: Er zeigt mit seiner Haltung, dass Glück auch Einstellungssache ist und Zufriedenheit wahre Freiheit bedeutet. Denn als auch noch der letzte Stein in den Brunnen fällt, ruft Hans aus: „So glücklich wie ich gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“

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von natascha hermann, Klassenlehrerin der 1. Klasse 1. KLaSSE 2. KL aSSE 3. KLaSSE 4. KLaSSE

onLinEuntErrichtSErfahrungEn EinEr KLaSSEnLEhrErin: diE biEnEnEpochE

Klassenlehrerin zu sein bedeutet für mich, in Beziehung zu sein, wahrzunehmen, aufzugreifen und weiterzuspinnen, Neues anzuregen und auch anzunehmen, was da ist. Der Unterricht lebt vom Unterrichtsgespräch, von den Erfahrungen, die die Kinder mitbringen, von den Stimmungen in der Klasse, der Motivation Einzelner und unserer Freude am Zusammensein. Jedes Familiensystem ist jedoch anders, und jedes Kind kommt mit seinen individuellen Bedürfnissen in die Klasse. Und hier kann Reibung stattfinden und Konfliktfähigkeit geübt werden für ein wachsendes soziales Miteinander der Klasse.

Als die Nachricht kam, dass die Schulen für eine Weile nur im Notbetrieb offen sein würden, war das für mich erst einmal ein Schock. Was würde das mit unserer Klassengemeinschaft machen? Dann kam Neugierde, wie wir den Herausforderungen begegnen könnten. Denn: Eine Klasse zu führen heißt für mich auch, „spirits high“ zu halten, also mit optimismus in die Zukunft zu schauen. Und als dann meine Erkenntnis da war, dass es doch länger dauern würde als erwartet, ließ ich mich auf das Experiment ein, eine Epoche mit allem Drum und Dran „online zu liefern“ – die Bienenepoche: Die Bienen mit ihrem ganz außergewöhnlichen organismus waren, wie sich herausstellte, besonders passend für eine Zeit, in der wir trotz großer räumlicher Distanz als Klasse Zusammenhalt spüren wollten. Alle Kinder waren nun auch während der Unterrichtszeit in ihren individuellen Familiensystemen. Sich in Zeiten der Unsicherheit tragen lassen zu können von der Gemeinschaft, war sicher ein großes Bedürfnis, und die Bienen halfen uns dabei!

Unsere Bienensprache war „WooDLE“, unser neues onlineportal, dank dessen die Kinder täglich Geschichten von Konrad und den Bienen hören konnten, eifrig in ihren Epochenheften arbeiteten, fleißig die Bienenlieder flöteten und sangen und dank des großen Einsatzes der neuen Waldorflehrer, nämlich ihrer Eltern, ganz in die honigsüßen Inhalte eintauchten. Die vielen entzückenden Rückmeldungen, die ich bekam, zeigten mir, dass trotz der räumlichen Distanz unsere gemeinsame Epoche Früchte trug, denn es wurde geforscht, weitergesponnen und kreativ entwickelt.

Als Lehrerin sehe ich, wie schön es für die Kinder ist, beim Lernen Gemeinschaft zu erleben und in der Vielfalt der Persönlichkeiten und Fähigkeiten einer Klassengemeinschaft genährt zu werden.

von christina bauer, Klassenlehrerin der 2. Klasse

Wie konnte ich die „Bienenkinder“ aber nun in dieser Zeit unterstützen, untereinander in sozialen Austausch zu treten? Trotz, aber auch dank unserer technischen Möglichkeiten. So konnten Rückmeldungen geteilt werden: mithilfe von Foto-Galerien, kleinen Erwähnungen von individuellen Erlebnissen auf unserer onlineplattform oder von Eltern initiierten Klassen-Videokonferenzen. Und wir blieben ganz gut verbunden.

Wie die Bienen mit ihren unterschiedlichen Aufgaben gab es auch bei uns eine große Bandbreite an Ideen, die zuhause umgesetzt wurden: Da wurden Bienenerzählungen als Einschlafgeschichten gehört, Bienenlieder in der Familie gesungen, Wildbienenwohnungen gebaut, Imkerbesuche trotz Masken gewagt, Honig geschleckt, Bilder gemalt, Bienen gebastelt, Blumen erforscht und obst & Gemüse mit neuen Augen gesehen.

Jetzt hat die Schule wieder begonnen. Anders als vorher, in verkleinerten Klassen. Und ich bin froh, das Klassengeschehen wieder real stattfinden zu sehen. Das Gemeinschaftsgefühl konnte überdauern, doch das soziale Miteinander muss nun wieder wachsen. Dies ist nun unsere Aufgabenstellung.

Die neue Generation von Kindern wird in dieser sich ständig verändernden Welt mit ihren ständig neuen Herausforderungen leben und gestalten. Daher: Nehmen wir die Herausforderung an und lernen wir, gerade in einer digitalisierten Welt physisch in Beziehung zu bleiben.

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biEnEnSuMMEn iM WohnziMMEr

Die 2. Klasse war gerade gut an- und dank Frau Bauer endlich zur Ruhe gekommen – und mitten in den Vorbereitungen zum Franziskusspiel, als die Coronazeit hereinbrach. Über WooDLE wurde noch die laufende Epoche abgeschlossen, und dann ging es – Franziskus hätte seine Freude gehabt – mitten hinein in die Welt der Bienen (in der Schreibepoche).

Frau Bauer hat WooDLE nicht nur mit liebevoll aufbereitetem Material gefüllt, sie war auch über Rätsel, Bilder, Audios, vorgelesene Geschichten & Zoomflötenspiel mit Wärme und Humor den Kindern präsent. Und so kam es, dass sich nicht nur den Kindern, sondern auch uns Eltern die Welt der Bienen auf wundersame Weise eröffnet hat.

Es wurden Bienen gemalt, es wurde über sie geschrieben, es wurde über sie gelesen, gesungen & geflötet, es wurden Bienenschwarm-

summbienen gebastelt (und durch die Luft geschwungen). Ein paar Kinder konnten in dieser Zeit sogar zu Imkern gehen, und sicher wurden auch viele Honigbrote gegessen: aber mit einer neuen Achtsamkeit, Dankbarkeit und Hochachtung davor, wieviel Arbeit es von so vielen, kleinen, fleißigen Bienenwesen dafür braucht. Und dieselbe Dankbarkeit und Hochachtung empfinden wir nicht nur gegenüber den vielen Haupt- und FachlehrerInnen, die unsere Kinder über diese Zeit so fein begleitet haben, sondern auch gegenüber den vielen „guten Geistern“ der Schule (Sekretariat, SLK, Vorstand, Haustechnik, Förderkreis usw.) die ALLES am Laufen gehalten haben. Sie mussten sich mit sich täglich ändernden Verordnungen und deren Realisierungen herumschlagen und haben die Kommunikation an alle Eltern aufrechterhalten. DANKE!

W OODLE S ta R t S EI t E > unt E RS t uf E
1. KLaSSE 2. KL aSSE 3. KLaSSE 4. KLaSSE
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von Katharina Schaller, Schülerinmutter in der 2. Klasse.

„hoMESchooLing“ Mit WoW-EffEKt

von Eltern der 3. Klasse

Homeschooling in der dritten Klasse zeigte sich als Staunen, Erkennen und Freude am eigenen Kind. Von wow, die können das ja schon bis ojemine, wir haben Bedarf war alles dabei. Pünktlich Sonntagabend vor 20 Uhr kamen die Unterlagen für die ganze Woche von Brigitta Svoboda. Handschriftliche Briefe an die Kinder, liebevoll aufbereitete Arbeitsunterlagen, Rätsel, Witze und ausreichend Lesestoff für die ganze Familie – immer berücksichtigend, dass die Kinder freie Zeit haben sollen. Manche begannen zu handwerken, backen, kochen, zeichnen, basteln, und Bücherwürmer schlüpften. Es fand kein Kontrollieren der Arbeiten der Kinder statt; die Eltern übernahmen diese Rolle in eigenem Ermessen. Für Fragen und Hilfe war Brigitta Svoboda immer erreichbar.

Am Ende hatten die Kinder eine prall gefüllte Mappe mit ihren Werken. Keine vergleichbar, alle einzigartig – jede ein leicht bis schwer erarbeiteter Schatz. Aber alle unglaublich stolz…

Homeschooling hat uns sehr gut gefallen! Dank der gut vorbereiteten Materialien, die uns Frau Svoboda wöchentlich zugeschickt hat, konnten wir ohne den gewohnten täglichen Stress ganz nach unserem eigenen Biorhythmus den Tag gestalten.

Ich als voll berufstätige Mama konnte viel tieferen Einblick in Sophies Wissensstand gewinnen und habe die Zeit sehr genossen.

Sophies Kater hat ihre täglichen Schulstunden immer sehr interessiert verfolgt.

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1. KLaSSE 2. KL aSSE 3. KLaSSE 4. KLaSSE

ErzähL Mir WaS

Das Foto zeigt eine alte Audiokassette mit Erzählungen und einem Heft dazu. Diese haben mein Bruder und ich Ende der 80er-Jahre gesammelt und heiß geliebt. Vielleicht kennt sie ja auch jemand von den großen LeserInnen...

Jedenfalls habe ich mich in der Coronazeit wieder daran erinnert, sie vom Dachboden geholt und sorgsam geordnet und entstaubt. Immerhin gibt es davon an die 50 Stück! Die Kinder bekamen jede Woche nach erfolgreicher Lernepoche zwei bis drei davon ausgehändigt als „Belohnung“. Und wenn ich ehrlich bin, lausche ich selbst mit Begeisterung den unzähligen Geschichten und vertrauten Stimmen, welche meine Kindheit prägten. Die Kassetten sind damit kleine, unvergessliche Highlights einer ganz speziellen Zeit geworden...

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von nina Juritsch, Schülermutter 3. Klasse
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1. KLaSSE 2. KL aSSE 3. KLaSSE 4. KLaSSE
#tooLtiME #hoMESchooLing

Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss in die Dritte geh’n! Holz auf Holz, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein!

Auch die Hausbauepoche hatte das Virus erwischt; dafür wurde mit umso größerer Begeisterung die os teraufgabe erfüllt und zu Hause und in der Natur kleine Eigenheime gebaut! Da wurde gesägt, bemalt, geklebt, die Finger verbrannt, Möbel geschnitzt, Holz auf Holz oder Stein auf Stein oder einfach zuckersüß – unzählige Varianten entstanden, viele Ideen waren geboren! – Und wenn alles gut geht, können die Kinder im Herbst gemeinsam ihre „richtige“ Hausbauepoche s tarten.

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handWErKSKöniginnEn in dEr 3. KLaSSE von Eltern der 3. Klasse

hEiMatKundE von dahEiM

Unserer Lehrerin Frau Rumetshofer ist es trotz der ganzen Widrigkeiten gelungen, eine sehr schöne und informative Heimatkundeepoche für ihre 4. Klasse zu gestalten. Auch für uns Eltern eine schöne Zeit des gemeinsamen Lernens der Stadtgeschichte – viel spannender und unterhaltsamer, als hätten wir mit unserem Kind „nur“ Rechnen oder Deutsch machen „müssen“.

Außerdem hatten wir gute Gründe, das Haus zu verlassen und mal den Bezirk Liesing, die Aulandschaft, die Stadtberge und den ersten Bezirk mit all seinen spannenden, geschichtsund sagenträchtigen Namen zu erkunden: Marc-Aurel-Straße, Jasomirgottstraße, den Tiefen Graben uvm…

Und von den Ausflügen dann auch ein paar Fotos und kleine Sprachnachrichten verschicken zu können – was für ein Glück, auch in solch einer Zeit mit der Lehrerin Kontakt halten zu dürfen! Natürlich hoffen wir alle, dass die 4. Klasse diese schönen Stadtbesuche noch gemeinsam nachholen kann.

Zur „Heimat“ gehört auch unsere Schule. Dürfen wir allerdings plötzlich nicht mehr hinein, so holen wir sie uns einfach nach Hause oder – noch besser – malen sie gleich ab. Eine der durchaus sinnvollen „homeschooling“-Aufgaben lautete daher: „Male bitte die Schule (das mitgeschickte Foto) ab“. Um auch das Soziale nicht zu kurz kommen zu lassen, regte Frau Rumetshofer nebenbei auch eine Art Brieffreundschaft innerhalb der Klasse an. Die Kinder erhielten also Aufträge wie „Erzählt von eurer Zeit zu Hause: Wie habt ihr in dieser ungewöhnlichen Zeit os tern gefeiert? Was habt ihr Schönes erlebt, was habt ihr vermisst? Auf was freut ihr euch, wenn die Schule wieder beginnen darf…?“

Daraufhin entstand ein reger Briefwechsel, der die Kinder täglich neugierig in den Postkasten schauen ließ: Einer nahen Freundin, aber auch einem Schulkameraden, mit dem man vielleicht nicht so viel Kontakt hat, einen Brief zu schreiben, war ebenso eine kontakthaltende, schöne „homeschooling“Aufgabe, wie das Lesen derartiger Botschaften auf jeden Fall die Herzen erwärmen konnte.

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1. KLaSSE 2. KL aSSE 3. KLaSSE 4. KLaSSE mit bildern von Kindern der 4. Klasse. text von Sabine trierenberg

„Wir brauchen nicht so fortzuleben, wie wir gestern gelebt haben. Machen wir uns von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.“

63 tagE hoME-SchooLing

16.

Home-Schooling, Home-Kindergardening und Social Distancing definieren den neuen Alltag. Weder wir Eltern noch unsere Kinder hatten eine Vorstellung davon, was uns erwartete und vor allem nicht, wie lange.

Als die ersten Unterlagen auf „WooDLE“ zur Verfügung gestellt wurden, war die Überraschung groß – unsere Schule hat die digitale Transformation der Lehrinhalte erfolgreich über Nacht durchgeführt. An dieser Stelle mein Dank an alle Beteiligten für diese bemerkenswerte Arbeit. In der 7. Klasse hat die Klassenlehrerin Frau Giannelos auch eine eigene, sehr persönliche „Signal“-Gruppe für die direkte Ansprache und Unterstützung der Klassengemeinschaft eingerichtet – eine wundervolle Idee, um das „Social Distancing“ aufzubrechen und es auf ein „Spatial Distancing“ (Danke an Bardia Monshi für diese Begrifflichkeit) zu reduzieren. Das erste Raunzen über die Menge der Inhalte wurde rasch von unverhohlener Neugier, gesundem Ehrgeiz und geschwisterlichem Sportsgeist abgelöst. In der Früh wurden die Anweisungen heruntergeladen, gemeinsam besprochen, und dann ging es mit großem Eifer, viel Eigeninitiative und unerwarteter Selbständigkeit an die Arbeit. Und am Abend wurden die Lösungen an die Klassenlehrer zurückgeschickt. Selbst die wöchentliche Geigenstunde wurde via Skype abgehalten, und die Teilnahme am Flashmob war ein Muss.

Nach den ersten Wochen haben wir das Home-Schooling dann auch in den Garten verlegt, einfach um die Anspannung und die Strapazen durch den selbstauferlegten, strengen Tagesrhythmus herauszunehmen. Gemeinsame „Forschungsausflüge“ und Radtouren in die Wälder Wiens lockerten den Tagesablauf positiv auf. Die anfängliche Begeisterung, alles von zu Hause machen zu können, wich immer mehr dem Wunsch und dem Bedürfnis, das „normale“ Leben wieder aufzunehmen. Auch wenn uns Eltern die 63 Tage digitalen Fernunterrichts tiefere Einblicke in die Lerninhalte gegeben, neue Perspektiven zur Mediennutzung aufgezeigt und den Umgang in derartigen Ausnahmesituationen gelehrt haben, so vermissen vor allem unsere Kinder den Kontakt zu ihren Freunden, den persönlichen Unterricht, das Zusammenspiel der Fächer und die sozialen Aktivitäten, die unsere Schule so auszeichnen. Nichtsdestotrotz werde ich die Zeit vermissen, in der ich meine Kinder so bewusst 24 Stunden durchgehend erleben durfte.

Christoph Schmid ist Schülervater in der 4. und 7. Klasse.

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März 2020. Lockdown! Home-o ffice, von christoph Schmid

it’S corona tiME

„It’s Corona time“ war täglich im Kindermund. Anfangs waren wir verunsichert, wie es weitergehen soll. Das Lernen via WooDLE war zunächst eine Herausforderung; bald hatten sich die Kinder arrangiert. Schnell hatten sie Vorteile „heraußen“ wie etwa, spät schlafen zu gehen und spät aufzustehen oder bis spätabends Aufgaben zu erledigen – mit allerlei vermeintlich unauffällig Hineingeschummeltem nebenher (Handy).

Vor allem Zugang zu Medien war notwendig!

Als Elternteil war das schwierig, einen Rhythmus und auch das richtige Maß hineinzubringen. Lernen mit den Medien haben die Kinder rasch begriffen. Ablenkungsgelegenheiten waren zahlreich, und Spaß hat es obendrein nicht gemacht. Fad war es sowieso, ohne die anderen Schulkollegen alleine zu büffeln. Lehrerin und Kollegen weit, weit weg und mühsam zu erreichen; keine Möglichkeit, um ein kleines auflockerndes Späßchen mit dem Nachbarn zu treiben. Die lange Isolation brachte eine Entfremdung, und als die Schule wieder anfing, war es dann doch auch noch enttäuschend, dass nicht alle da sind… doch genoss der eine oder die andere die ungewohnte Ruhe im Klassenzimmer. obendrein gab es traurige Nachrichten zu erfahren und dann zu verkraften: „Herr Hofer geht“.

Adieu!

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Alexa und Justin Hikade sind SchülerInneneltern in der 5. und 7. Klasse. von alexa und Justin hikade

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rEiSE in daS MittELaLtEr quEr ÜbEr dEn SchrEibtiSch

von ursula Khol-haidenthaler

Die sechste Klasse wurde kurz vor dem Mittelalter während einer aktiven Mediendiskussion vom Virus erwischt. Frau Bolleter stellte daher – um die Bildschirmzeit der Kinder kurz zu halten – mit viel Mühe eine tolle Textsammlung rund um das Mittelalter zusammen. Diese wurde per Post oder direkt vor die Haustüre geliefert!

Die detaillierten Arbeitsaufträge umfassten täglich etwas zu hören, zu lesen, zu schreiben und zu zeichnen. So konnten die Kinder gleich zu Beginn wieder in einen gewohnten Rhythmus finden. Der Arbeitsaufwand umfasste täglich zwei Stunden Hauptunterricht, eine halbe Stunde Englisch und eine halbe Stunde Russisch. Dass Frau Bolleter immer im Austausch mit den Fachlehrern stand, zeigte sich im abgestimmten Arbeitsaufwand, sodass es nicht zu viel – aber auch nie zu wenig war. Die sechste Klasse ging auf Völkerwanderung, erlebte die Krönung Karl des Großen, reiste zur Hagia Sophia, lebte auf einer Burg und segelte mit einer Hansekogge – und das alles von zu Hause aus!

Zudem konnten die Kinder ein Projekt selbst wählen, das sie auf eigene Faust umsetzen durften. So gibt es nun tolle Rezeptsammlungen, Bücherbeschreibungen, Diabolo Challenges und eine Galerie von Backkunstwerken!

Erledigte Arbeiten wurden geschickt, telefonisch besprochen oder von den Eltern begutachtet – am Ende wurde eine gesammelte Mappe abgegeben. Wahre Kunstwerke entstanden! Ein Highlight war der Geburtstag von Frau Bolleter! Ein paar Eltern und Kinder brachten ihr als Überraschung im gehörigen Abstand über den Zaun ein Ständchen dar und überreichten

Geschenk, Blumen und Torte! Fast alle Kinder der Klasse filmten sich selbst bei einem Ständchen oder einem Geburtstagsgruß. Diese Filme wurden von Michi Miksche dankenswerterweise zusammengeschnitten und so ein tolles Glückwunschvideo von allen Kindern der Klasse überreicht!

Nach sechs Jahren gemeinsam wissen wir sehr wohl, wie sehr Frau Bolleter den Unterricht mit ihren Kindern liebt. Den täglichen Austausch, die Diskussionen, die Nachbesprechungen, die gesamte Bandbreite der waldorfpädagogischen Schatzkiste der Unterrichtsvermittlung. Sie hat diese Herausforderung wunderbar gemeistert. Vielen Dank!

PS: Ein großes Dankeschön sagen wir auch Veronika Konas, die unsere Samira in dieser Zeit so gut begleitet hat!

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Wir SchrEibEn gESchichtE...

von christine bolleter

...und das im doppelten, ja sogar dreifachen Sinn.

Aber wie sollte ich Geschichte unterrichten, ohne den Schülerinnen und Schülern lebendig davon erzählen zu können? ohne mit ihnen ins persönliche Gespräch zu kommen? ohne ihre Fragen, ohne das gemeinsame Nachsinnen über unsere Vergangenheit und ohne ihnen übermäßige Bildschirmzeit zu verordnen?

Vor solche, ganz neue Herausforderungen hat auch mich CoVID-19 gestellt! Mein Versuch war es, durch einen möglichst rhythmischen Ablauf von Schreiben, Hören, Lesen und Zeichnen den Schülerinnen und Schülern Mut und Vertrauen in ihr eigenes Handeln und Lernen zu geben, auf welches sie so plötzlich verwiesen waren. Denn auf Rhythmus, das Urelement der Waldorfpädagogik, wollte ich auch in Zeiten wie diesen nicht verzichten. Wie sagt der Volksmund? „Rhythmus ersetzt Kraft!“ Und diese brauchen die Jugendlichen (und wir!) jetzt mehr denn je. So hoffe ich, dass es trotz Fernunterricht gelungen ist, den Jugendlichen

der 6. Klasse einen Einblick in die Zeit des Mittelalters zu geben bzw. die Bedeutung kulturgeschichtlicher Entwicklungen und Ereignisse für Europa herauszuarbeiten.

Jedenfalls bin ich noch immer ganz beglückt, wie zuverlässig und energievoll alle Schülerinnen und Schüler auf diese neue Arbeitsweise eingestiegen sind und was sie – jede und jeder für sich – daraus gemacht bzw. gewonnen haben. Da wurde doch wahrlich „Geschichte“ geschrieben... alte Geschichte, aber auch ganz aktuelle, gemeinsam-gesellschaftliche als auch ganz individuell-persönliche.

Lassen Sie sich selbst davon überzeugen.

Christine Bolleter ist Klassenlehrerin in der 6. Klasse.

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SKiSpaSS aM hochKEiL

als von „homeschooling“ noch keine rede war

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Am 6. März kamen wir, eine Schar lustiger, munterer, erholter Kinder und BegleiterInnen, vom Skikurs am Hochkeil zurück!

Es scheint wie eine Reise in einer anderen Zeit gewesen zu sein. Zwar gab es bei unserer Abfahrt die ersten Corona-Fälle in Österreich, und doch dachte keiner daran, dass wenige Tage nach unserer Rückkehr schon eine Schulschließung beschlossen würde. Keiner war beunruhigt, verunsichert oder hatte auch nur im Geringsten mit so schnellen und drastischen Maßnahmen gerechnet. Gerade weil sich danach unser aller Leben so massiv verändert hat, scheint diese Woche rückblickend noch idyllischer, fröhlicher und freier gewesen zu sein, und ich freue mich sehr für unsere 7. Klasse, dass sie das so unbeschwert erleben konnten.

Am Anreisetag erreichten wir etwas verspätet die Mitterbergalm (in Wien musste der Bus noch einmal ausgetauscht werden, da der erste viel zu klein war – welch Erstaunen, dass für eine Fahrt zu einer Selbstversorgerhütte mit 35 Leuten zum Skikurs doch einiges an Gepäck zusammenkommt – sogar Ski und Stöcke!) und erst gegen 16 Uhr unsere Hütte. Sofort wurde sie gestürmt, und ein „Hey Leute“ erschallte aus allen Zimmern und Winkeln. Schnell waren die Zimmer bezogen, und die erste Aufregung legte sich. Nach einem kleinen Spaziergang in die Umgebung genossen wir das erste Abendessen (ein herzliches Dankeschön für das herrliche Sugo!), und dann durfte die erste Abwaschgruppe ihren Dienst antreten.

Die Skitage begannen mit einem herrlichen Frühstück, und schon um 9 Uhr waren alle draußen auf der Piste. Je nach Lust und Laune war eine mehr oder weniger große Gruppe im „großen“ Skigebiet (Hochkönig) unterwegs; die anderen blieben im Gebiet um unsere Hütte (Hochkeil, Arthurhaus) und genossen dort den herrlichen Schnee.

Gegen vier oder halb fünf kehrten auch die letzten wieder in die Hütte zurück, und dann begann der gemütliche Abend: spielen,

plaudern, ausruhen… Immer begleitet von „Hey Leute!“

Es war eine wunderschöne Woche, und ich habe es sehr genossen, alle Eure Kinder etwas näher kennen zu lernen, zu beobachten und ab und zu zu unterstützen.

Ganz herzlich möchte ich mich bei Marion Giannelos bedanken, die immer ein offenes ohr und Verständnis für alle Kinder hatte, jeglichen Streit, sollte einer aufgetreten sein, ausdiskutieren ließ und so für eine sehr entspannte und fröhliche Stimmung sorgte.

Ebenfalls ein großes Danke an alle anderen LehrerInnen, die mit ihrer unkomplizierten und offenen Art so eine freie Woche ermöglicht und damit auch zum Gelingen dieses Skikurses beigetragen haben!

SCHÖN WARS!

Elisabeth Fleischmann ist Schülerinnenmutter in der 7., 9. und 12. Klasse und sorgte beim Schikurs für das leibliche Wohl der „Leute“.

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von Elisabeth fleischmann

bESt of frau gianni

,,Ping“! Jeden Morgen, wenn das E-Mail eintraf, machte sich ein erwartungsvolles Gefühl in mir breit. Jeden Tag wurden wir mit einem „Guten Morgen, liebste 7. Klasse“ begrüßt, das war ein Teil von der normalen Schulzeit, der einen Platz in unserem Homeschooling gefunden hatte. Es gab uns ein gutes Gefühl, und mit lauter netten Worten ging es auch weiter. Die E-Mails und Signal-Nachrichten in unserer Klassengruppe mit Frau Gianni machten stets gute Laune. Jeden Tag war eine Aufgabe zu bewältigen, mit oder ohne Familie, bevor es ans Lernen ging. Von Jonglieren über Stifttürme bis Rhythmusklatschen war alles dabei. Wir hatten Aufgaben in Deutsch, Mathematik und Kunst von Frau Gianni. Mathematik war stets ausführlich erklärt, und es gab immer Beispiele; in Kunst gab es täglich ein Thema, zu dem wir uns etwas einfallen lassen konnten – zeichnen, basteln oder kochen, alles war erlaubt. Auch die Kunst, mit Fluchtpunkten zu zeichnen, hat uns Frau Gianni über WooDLE nähergebracht. Jedoch stand Frau Gianni auch rund um die Uhr in einer Signal-Gruppe zur Hilfe bereit und beantwortete Fragen zu allen möglichen Fächern und Themen.

Das gab uns ein Gefühl von Sicherheit und Positivität.

Wenn wir mal einen schlechten Tag hatten, hellten uns Frau Giannis nette Nachrichten immer auf, die zuletzt auch täglich einen Witz für uns angehängt hatten.

Hier drei Witze als Beispiel:

1. „Frau Gianni, ich finde meine Mathematiksachen nicht mehr!“, ruft ein Kind, darauf Frau Gianni: „Wie lange vermisst du sie denn schon?“ Antwortet das Kind: „Sehe ich aus, als würde ich sie vermissen?“

2. Auf einem Garderobenhaken steht: „für Frau Gianni“, darunter klebt ein Schild: „aber Mäntel kann man darauf auch aufhängen!“

3. Frau Gianni hustet. Ihr Mann fragt: „Hast du dich verschluckt?“ „Nein, ich bin noch da!“

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Einmal haben wir sogar Bingo gespielt, und eines von Frau Giannis Projekten war, dass jedes Kind sich ein Wort aussuchen durfte und sie dann alle Wörter in ihre nächsten E-Mails eingebaut hat. Natürlich haben wir uns darauf bemüht, uns möglichst schwierige Wörter einfallen zu lassen. Aber für Frau Gianni war selbst das kein Problem, und wir haben unsere Wörter in den EMails wiedergefunden.

Wir haben es uns auch nicht nehmen lassen, unserer Lehrerin einen Aprilscherz zu spielen. Wir haben so getan, als würde WooDLE nicht funktionieren und wir die Aufgaben nicht machen können; heimlich haben wir sie natürlich trotzdem gemacht. Unser kleiner Scherz hat zu viel Gelächter geführt, wenn auch an 31 verschiedenen or ten, aber uns hat etwas verbunden. Abschließend kann ich nur schreiben, dass die HomeschoolingZeit dank unserer wunderbaren Frau Gianni super funktioniert hat und wir alle Aufgaben mit einem Lächeln im Gesicht gut erledigen konnten. An ihrem Geburtstag erhielt sie dann auch viele Briefe und andere Überraschungen von uns, über die sie sich riesig freute.

Als Anhang hab’ ich noch ein Suchbild angehängt: Jenes haben wir zu o s tern von Frau Gianni bekommen. Na, wer findet das o s terei?

Magdalena Khol ist Schülerin der 7. Klasse.

PS: Ein herzliches Dankeschön wollen wir auch Welmoed

Kollewijn aussprechen: Trotz „Homeschooling“ hat auch sie uns einen Beitrag aus ihrem Unterrichtsfach geschickt und damit gezeigt, dass auch etwas wie Eurythmie(unterricht) durchaus online gelingen kann.

LiEbE ELtErn, MEinE LiEbStE 7. KLaSSE!

Tausend und noch mehr Dank für diese Geburtstagsüberraschung!

Ich habe mich so unglaublich über Eure Karten gefreut und bin immer noch tief berührt von diesen vielen lieben, schönen, einfach nur wunderbaren Worten, Bildern und Ideen, die Ihr alle mir geschenkt habt!

Das ist für mich eine wirkliche Geburtstagsüberraschung gewesen und gerade jetzt eine so unglaublich besondere noch dazu. In so einer Nachricht kann ich meinen Dank und meine Freude gar nicht richtig zum Ausdruck bringen...

Trotzdem noch einmal: VIELEN, VIELEN, DANK, EIN RIESENGR o ßES DANKESCHÖN!!!

Ich freue mich schon so sehr, Euch alle endlich wieder sehen zu können :) Und ich freue mich auch sehr, liebe Eltern, mit meinen Lieben eine wunderbare Zeit im Gasthaus Stafler verbringen zu dürfen!!!

Viele, viele liebe Grüße, Frau Gianni/Giannelos

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LichtbLicKE nach WochEn dEr abSchottung

nach dem corona-Modus kann die 8. Klasse doch noch gemeinsam abschied feiern – und christiane dostal danken!

Beginn des Lockdowns. Alle daheim, draußen menschenleere Straßen, Schule nur noch via Internet – und keine Perspektive. Eine Absage nach der anderen: Die Klassenreise nach Holland mit Segelturn – wird nichts. Klassenspiel – keine Chance. 8.-Klass-Referate – wie soll das gehen?

Nein, so einen Abschluss hat sich diese Klassengemeinschaft nicht verdient, hatten wir bereits verbittert festgestellt. Diese so besondere Gruppe junger Menschen und Christiane Dostal, diese wunderbare Klassenlehrerin, die mit so viel Kraft und stets liebevoller Hingabe acht Jahre lang begleitet, geführt, reflektiert und gefördert hat. Und jetzt das? Das soll’s schon gewesen sein?

Dann, nach den Wochen der Abschottung, doch wieder Lichtblicke: Erst ist zumindest Gruppenunterricht möglich. „Das war am Anfang für beide Gruppen schon sonderbar – aber es ist wichtig, dass sie sich wiederhaben und gemeinsam arbeiten können“, berichtet Christiane Dostal. „Sie sind freudig und fröhlich, wieder da sein zu dürfen.“

Dann zeigte sich in der ersten Juni-Woche, dass die Klasse die Abschluss-Referate doch noch gemeinsam hören kann. „Das war ihnen sehr wichtig“, betont Christane Dostal, „denn einige waren extrem unglücklich und hatten großen Kummer, dass sie einander vielleicht nicht mehr sehen werden.“

Vor allem aber: „Am letzten Tag werden alle gemeinsam die Zeugnisse entgegen und Abschied nehmen können. Auch das war ihnen ganz besonders wichtig.“ So ist es möglich, diese acht besonderen Jahre doch noch in der Gemeinschaft abrunden zu können.

Und Christiane Dostal kämpft über ihre Tutorenschaft sogar noch über den eigentlichen Abschluss hinaus, fädelt ein und organisiert, dass das Klassenspiel „Momo“ im Herbst doch noch aufgeführt werden kann.

Die strengste Corona-Zeit war zweifelsohne für alle eine Belastung und hat viele an ihre Grenzen und darüber hinaus geführt. Alleinerziehende, die gleichzeitig den Haushalt, Homeoffice und dann auch noch „home-schooling“ schupfen mussten. Jene, die einen Garten haben, wussten es besonders zu schätzen, dass sie nicht in einer Wohnung sitzen mussten, wo ihnen von Woche zu Woche die Decke ein wenig mehr „entgegen“ käme.

Trotzdem haben die Kinder zum größten Teil sehr gut mitgearbeitet – die Sachen seien gut zurückgekommen, berichtet Christiane Dostal. Jetzt, wo sie wieder in die Schule kommen dürfen, beobachtet die Lehrerin, wie liebevoll sie in der Klasse miteinander umgehen, wie sie sich wahrnehmen, Anteil nehmen, wie es den anderen ergangen ist.

So hat diese triste Zeit im Nachhinein doch noch einen positiven Effekt: dass die Klassen- und Elterngemeinschaft nach den acht Jahren der Unter- und Mittelstufe das Beisammen-sein noch einmal ganz besonders schätzt und das Abschied-Nehmen zu einem sehr intensiven, viel bewussteren Erlebnis wird.

Und ein riesengroßes Dankeschön an Christiane Dostal auch an dieser Stelle, dass sie die Kinder, aber auch die Elternschaft acht Jahre lang und vor allem auch noch in dieser völlig unerwarteten, belastenden und bizarren Schlussphase so treu, empathisch und umsichtig begleitet hat!

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von roman david-freihsl

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corona break

Zu Beginn der Corona-Pause war ich mir teilweise schon recht unsicher, wie es mit uns weitergehen solle. Für mich war das online-Lernen aber nicht schwierig, und ich fand es toll, mir die Tage selbst einzuteilen und mir einen Lernplan zu erarbeiten. Meine Eltern sind auch Lehrer und konnten mir so gut helfen. Mein kleiner Bruder freute sich zunächst nicht so über das Lernen mit den Eltern, aber zum Ende der Zeit war er dann richtig traurig über die Schul-Wieder-Öffnung!

Meine Eltern erfanden unseren Garten neu, und mein Vater arbeitete viel für sein Reisebüro. Während der Quarantäne kam mein großer Bruder zu uns, was ich sehr schön fand.

Wir genossen die Zeit sehr, doch natürlich gab es auch hin und wieder Streitereien. Da wir sehr nahe am Wald leben, machten wir täglich kleine Spaziergänge. Jeder von uns musste einmal pro Woche kochen, manchmal auch zweimal. Wir haben eigentlich nie so richtig über die Situation geredet. Natürlich fanden wir alle die Regelungen etwas übertrieben, doch ich fand sie eher spannend. Und die Schul-Wieder-Öffnung, die fand meine Mutter gar nicht praktisch – 14 Tage später würde sie ja für die Ferien sowieso wieder geschlossen! Insgesamt genossen wir die Zeit als einmaliges Familienerlebnis, und ich finde, es hätte ruhig noch ein paar Wochen so weitergehen können. Ich hatte Zeit, Dinge zu tun, für die ich vorher keine Zeit hatte. Ich denke, nur die Normalität war das Problem, denn sonst wäre das alles nie passiert! Also müssen wir unseren normalen Alltag ändern, um uns und unseren Planeten zu schützen!

unsere corona-zeit

Am Anfang war die Quarantäne schwer, irgendwann wollten wir gar nicht mehr. Niemanden durften wir sehen, nicht einmal nach draußen gehen! Das hat uns sehr gestört –wir waren sehr empört!

Zwischendurch war es auch ganz nett, da lagen wir einfach nur im Bett, haben Serien und andere Filme geschaut, manchmal auch unsere Geschwister gehaut. Wir haben auch sehr viel gegessen und öfter unsere Aufgaben vergessen.

Trotzdem haben wir viele Übungen gemacht, dabei sehr viel nachgedacht und auch zwischendurch gelacht. Wir haben gebacken und gekocht –das haben unsere Familien sehr gemocht! Mit den Eltern haben wir zeitweise auch gestritten, wodurch wir alle manchmal litten.

Unsere Freunde sahen wir nur über Skype, das war wirklich der volle Hype. Und dann endlich durften wir alle wiedersehen, freudig zu ihnen hinübergehen, und sie fest in die Arme schließen, um die Tage mit ihnen aufs Neue zu genießen!

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Mia Langthaler und Larissa Giannelos sind Schülerinnen der 8. Klasse. Emma Bohun ist Schülerin der 8. Klasse.
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KunStgESchichtE-gaLEriE

von der höhlenmalerei bis zur römischen antike

bilder von:

Alida Hartmann

Emilio Schallmayer

Rafael Weingartner

Theo Berke

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EindrÜcKE auS dEr 10. KLaSSE

poetry and per formances von Anna Vogt

In der ersten Stunde unserer Metrik- und Poetikepoche bekamen wir unsere von Frau Kaufmann und Frau Schuster gekürzten Texte und waren in den ersten Tagen vorwiegend damit beschäftigt, diese auf unpassende Zusammenhänge zu prüfen. Fast gleichzeitig stellte uns Frau Schuster in einer Fachstunde Emanuel Fellmer vor, der mit uns im weiteren Verlauf übte, wie wir unsere selbstgeschriebenen Texte gut performen und das, was wir mit unserem Text erzählen/sagen wollen, zum Ausdruck bringen könnten. Nach und nach nahmen wir dann die Besetzungen vor und begannen zu proben. Alles kam ab diesem Zeitpunkt erst so richtig ins Rollen. Die meisten lernten ihre Texte, einige Jungs begannen die Kulisse zu gestalten, die Requisiten wurden gesucht, und ein paar Schülerinnen nahmen sich der Aufgabe an, die Kostüme zu verwalten und auszusuchen. Alle waren dabei, ihren Anteil an dem Stück zu übernehmen. Nach nicht allzu langer Zeit waren auch die Gedichte, die von uns Schülern und Schülerinnen geschrieben worden waren, alle in den Gesamtzusammenhang gebracht. Es hatte jeder immer etwas zu tun, jeder half überall mit, wo es ging. Nach und nach formte sich alles zu einem Ganzen, und nach und nach bildeten sich auch die Übergänge von Besetzung zu Besetzung. Alle waren motiviert und bei der Arbeit, doch dann kamen schon die ersten Gerüchte auf, dass die Schulen geschlossen werden sollten. Zuerst hieß es, dass nur Veranstaltungen ab hundert Personen nicht stattfinden dürften, und wir hatten dafür bereits mehr oder weniger eine Lösung.

Als schließlich wirklich bekannt gegeben wurde, dass die Schulen geschlossen würden, überraschte uns das alle doch ein wenig. Nach dieser Information merkte man bei allen, dass die Motivation gesunken war. Es machte sich eine gewisse Enttäuschung bei allen breit, dass eine Woche vor der Aufführung die Schulen behördlich geschlossen wurden und somit unsere Aufführung nicht stattfinden konnte. An unserem letzten Schultag spielten wir dann unser ganzes Stück zum ersten Mal durch und besprachen, dass wir weitermachen würden, sobald ein Schulbetrieb wieder zugelassen wäre. Derzeit sitzen jetzt alle von uns brav zuhause und üben brav ihre Texte und hoffen, dass wir die Proben bald wieder aufnehmen können und unser Stück trotz dieser unliebsamen Unterbrechung gut wird.

Woodle hat es auf mich abgesehen oder Wahnsinnig wichtig… Woodle works von Carolyn Caemmerer

In der ersten Coronaferien-Woche war ich sehr motiviert, alle Aufgaben zu erledigen, und obwohl ich das noch immer bin, gäbe es schon Momente zu nennen, als ich daran gezweifelt habe. Erst setzte ich mich mit der Lernplattform Woodle auseinander und als ich dachte, ich würde mich bei dieser Webseite auskennen, nutzte Woodle meine Naivität sofort aus!

Mittlerweile war unsere Deutsch-Epoche vorüber, und ich wollte sicherheitshalber nachschauen, ob es noch Deutschaufgaben zu erledigen gäbe. Ich bemerkte eine Leiste auf der rechten Seite, wo drei verschiedene Abgabetermine standen, doch was ich nicht merkte, war, dass diese Links nicht nur Aufgaben für meine Klasse waren: Englisch und Russisch schon, aber Deutsch nicht.

Das fiel mir natürlich erst auf, nachdem ich alles erledigt hatte. Ich wollte allerdings die restlichen Hausübungen noch machen, also ging ich nochmal auf Woodle, doch die Webseite hatte schon auf mich gewartet, sie wollte mich – oups – vera****en!

Anschließend begann ich mehrere Deutsch-Übungsblätter auszufüllen, die im Endeffekt genauso nicht für die 10. Klasse bestimmt waren. Ich wunderte mich, weswegen wir erneut alte Übungsblätter aufbekamen und wieso die Sachen nichts mit unserem Unterrichtsstoff zu tun hatten, doch ich dachte nicht weiter darüber nach.

Ich übernehme natürlich nicht die Verantwortung dafür, da Woodle es auf mich abgesehen hat! Jetzt kenne ich jedoch Woodles Tricks und kann ihnen gekonnt ausweichen.

Nachts höre ich aber noch immer Woodles zynisches Gelächter, und ich plane einen Cyberangriff, wenn die Coronaferien nicht bald ein Ende nehmen. Woodle kann mich mal, was soll ich mit dem verschwendetem Papier machen? Wenigstens konnte ich die meisten Hausübungen trotz Woodles offensichtlichem Mangel an Teamarbeit erledigen.

corona statt Schule von Xaver Fürth

[...] Natürlich vermisse ich auch meine Freunde und finde es auch sehr schade, dass ich sie nicht treffen kann. Zuerst meinte ich, froh zu sein, dass die Schule ausfällt. Doch jetzt vermisse ich sie schon sehr und möchte eigentlich, dass wieder Alltag wie früher einkehrt,

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ausgewählt von Micha Schuster-Szabo

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damit ich meine Freunde wieder regelmäßig treffe. Ich finde aber, dass die Lehrer und Lehrerinnen eine sehr gute Arbeit machen und sich so viel Zeit nehmen für uns und unseren Unterricht, damit wir etwas lernen. Letzte Woche war ich noch sehr emotional bei der Sache. Mir ist es sehr schwer gefallen, nicht mit anderen Freunden oder Familienmitgliedern in Kontakt zu kommen. Doch Gott sei Dank ist die Technik so fortgeschritten, dass es ein paar Apps gibt, mit denen man FaceTime nutzen kann. Eins ist mir nur aufgefallen, dass wesentlich mehr Menschen sportlich unterwegs sind. Manchmal bin ich auch sehr traurig..., da wir in der Familie mehrere Probleme zu dem Vorfall haben und uns damit sehr schwer tun. […]

corona von Mia Scholz

[...] Meine Familie kommt auch mit der neuen Situation zurecht, und das Familienleben tritt stärker zu Tage. Nur mein Bruder leidet sehr darunter, dass er seine Freunde nicht treffen darf. Meine Familie und ich, wir genießen die gemeinsamen Aktivitäten sehr: mal ein Tischtennismatch oder ein Gesellschaftsspiel.

Für die Schule gibt es halt doch etwas zu tun, deswegen ist es nicht wirklich wie Ferien. Aber trotzdem ist die Zeit entspannter, man kann länger schlafen und ist somit fit und zufrieden. Auch längere Fahrwege zur Schule fallen weg. Außerdem kann man sich die Zeit für die Schulaufgaben selber einteilen, was aber nicht jedem so leicht fällt. Somit lernt man das auch und das führt zur Selbstständigkeit. Trotzdem ist es schwer ohne Kontakt zu Freunden, Verwandten oder Mitschülern. Auch wenn man nicht mit allen befreundet ist, ist es ein vertrautes Gefühl, mit ihnen die Schulzeit zu verbringen.

Es stimmt zwar, dass der Corona-Virus auch sein Gutes hat, wie zum Beispiel geringere Luftverschmutzung. Man wird sich einfach mancher Dinge bewusst, die man vorher nicht in Augenschein genommen hat.

Ich hoffe, dass viele Menschen aus diesen ungewöhnlichen Situationen, mit denen sie jetzt umzugehen lernen müssen, neue, wichtige und tolle Erfahrungen sammeln können und sich nach dieser schwierigen, ereignisreichen Phase noch immer Zeit für wirklich wichtige Sachen nehmen.

Das Leben ist ein Geschenk, und wir sollten es mit offenen Armen entgegennehmen.

die erzwungene isolation von Valerie Födinger

Hätte man uns SchülerInnen vor einem Jahr gesagt, dass ein gefährliches Virus uns zur Isolation zwingen würde, ich glaube, niemand hätte es ernst genommen. Auch jetzt, wo wir schon über zwei Wochen in Quarantäne verbringen, fühlt es sich unwirklich an. Ich frage mich, ob man sich irgendwann daran gewöhnen könnte, in Isolation zu leben.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir zum ersten Mal von dem Coronavirus gehört haben. Keiner hat es wirklich ernst genommen, ganz im Gegenteil: Wir haben Witze darüber gemacht und uns über diejenigen lustig gemacht, die Hamstereinkäufe machten. Doch es dauerte gar nicht zu lange, da erfuhr ich, dass meine Mama auch welche gemacht hatte. Auf einmal ging es von null auf hundert: alle Schulen geschlossen, Quarantäne, Ausgangsperre, Isolation. Das Einzige, worüber ich in diesem Moment nachgedacht habe, war, dass wir nun unser hart erprobtes Stück nicht aufführen konnten.

Ich habe mich von meinen meisten FreundInnen nur flüchtig verabschiedet, wie man es über ein Wochenende tut. Jetzt bereue ich das, da ich, so wie es jetzt aussieht, sie für Monate nicht sehen werde.

Ich glaube, ich verdränge auch durchgehend den Grund, warum ich den ganzen Tag zuhause verbringe. In solchen Zeiten bin ich froh, dass ich jetzt meine Schwestern habe, die eigentlich wie Freundinnen für mich sind. Ich habe das Gefühl, dass solche Situationen Familien mehr zusammenbringen.

Anfangs habe ich diese Ausgangssperre noch als eine Art von Ferien gesehen, da ich ein Mensch bin, der immer sehr viel zu tun hat und sich deswegen immer auf ein bisschen ruhige Zeit zuhause freut. Aber durch den Berg Hausaufgaben, den wir sofort bekamen, wurde daraus eher nichts. Trotzdem bin ich froh, dass wir etwas zu tun haben und fürchte mich deshalb vor den os terferien. Irgendwie kann ich nicht fassen, dass wir jetzt gerade erleben, was später wahrscheinlich im Geschichtsunterricht vorgetragen wird. Doch wie heißt es so schön: „Die Zeit heilt alle Wunden“.

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SchÜLErauStauSch diESErzEit

Meine Ankunft war recht angenehm. Ich kam an einem Samstagmorgen an, während meine innere Uhr noch zwölf Stunden hinterher war. Auf dem Weg vom Flughafen wurde mir gesagt, dass das Wetter binnen fünf Minuten komplett umschlagen kann und es Tage gibt, wo es sechsundreißig Stunden am Stück regnet. Als ob das Wetter mir beweisen wollte, dass man damit falsch lag, regnete es für die ersten drei Wochen überhaupt nicht. Zusammen mit den 30 vorhergegangenen regenlosen Tagen war das die längste Zeit ohne Regen seit Anfang der Aufzeichnungen. Die Familie ist wundervoll trotz der beiden frechen Söhne (7 und 10 Jahre alt). Wir hatten eigentlich geplant, uns Neuseeland in den os terferien anzuschauen, aber „entschieden“ uns, zu Hause zu bleiben.

In Neuseeland ist die Schule sehr viel angenehmer, nicht nur wegen des Fehlens von Fremdsprachen, sondern auch wegen des

späteren Starts am Morgen und der längeren Pausen. Allerdings ist die Schule recht abgelegen, was bedeutet, dass wir jeden Tag zwanzig Minuten zur Schule fahren. Die Schule ist relativ klein. Zwar sind die unteren Klassen gut gefüllt, aber die oberstufe ist spärlich besetzt: Die neunte Klasse hat fünfzehn Schüler, die zehnte ist die größte mit zwanzig Schülern, die elfte Klasse gibt es gar nicht, und die Zwölftklässler sind zu siebt.

Als Neuseeland die Schulen schloss, dachte ich, wir wären gut im Schnitt mit dem Timing. Ich las später, dass es ungewöhnlich war, das Land zu schließen, bevor überhaupt jemand an CoVID-19 gestorben war. Der „Lockdown“ dauerte sieben Wochen. Am Ende gab es von den 1400 Fällen nur noch 60, und die täglichen neuen Fälle gab es kaum noch.

Jetzt beim Verfassen dieses Textes (16. Mai) habe ich nur noch heute und morgen frei, bevor ich zurück in die Schule muss.

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Samuel Wetter (10. Klasse) berichtet aus neuseeland

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EinE nEuE WELt

Die Menschenmassen, sie treiben dahin. Ein Husten - alle sind fort.

Plötzlich ein Gesetz, eng fühlt sich noch enger an: Die Armen zuhaus.

Keine Schule mehr, neue Situationen, zuhause lernen.

Delfine springen. Venedig liegt so still da. Ruh’- allseits leise.

Bäume die blühen, die Bienen summen herum, Natur atmet auf.

Seht dort am Himmel: Vögel statt Flugmaschinen. Gedanken fliegen.

Sehnsucht nach Menschen, allein oder nicht allein, gemeinsam einsam.

Eine haiku-reihe von paul berke

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fLuch und SEgEn dES onLinE-untErrichtS

Als alleinerziehende Mutter von vier schulpflichtigen Kindern und als Pädagogin habe ich die Auswirkungen des „Shut down“ seit Tag Eins in voller Wucht miterlebt. Heute kann ich gut reflektiert über die Chancen und Herausforderungen dieser neuen Unterrichtsart berichten.

Beruflich gesehen war das Fordernde, eine Homepage zu erstellen und sich zu überlegen, welche Inhalte überhaupt Sinn machen, den Schülerinnen und Schülern über dieses Medium näher zu bringen. Wie erreiche ich meine Schüler? Wie schaffe ich Stabilität und Zuversicht als Tutorin in dieser Zeit? Wieviel Kommunikation ist notwendig, um auch Eltern Sicherheit und Motivation zukommen zu lassen?

Als Mutter musste ich erkennen, dass Homeoffice und Kinderbetreuung einen fast nicht machbaren Spagat darstellen. Dennoch ist alles machbar, mit der Zeit spielt sich alles ein. Struktur und positive Gedanken, Humor und Geduld helfen.

Selbst eine ganze Hauptunterrichtsepoche – die vorgezogene Wirtschaftsgeografie in der 11. Klasse – mit Videokonferenzen zu unterrichten, ist machbar, sicherlich für SchülerInnen und Lehrende eine ganz neue Erfahrung. Anfangs mussten sich auch die SchülerInnen an das neue Arbeitssystem gewöhnen; bis os tern lief alles sehr gut. Danach merkte ich, dass einige mehr Unterstützung benötigten und vor allem Motivation. Jetzt ist es an der Zeit, sich wieder in der Schule persönlich zu begegnen: Die SchülerInnen sind müde, und es fehlt ihnen die Motivation ob der fehlenden sozialen Kontakte. Gut, dass die Schultüren wieder – wenn auch anders – offen sind.

Die Chancen dieser Zeit? Schülerinnen und Schüler können sehr wohl auch digital gut unterrichtet werden, werden selbständiger und lernen, sich Informationen abzuholen. Die Herausforderung für Eltern? Alles unter einen Hut zu bringen und die Nacht nicht zum Tag werden zu lassen. Aber ist es nicht ohnedies die Aufgabe, sich selbst treu zu bleiben und das vorzuleben, was man von anderen erwartet? Soziale Kontakte fehlen uns allen. Vieles wird nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt, Wertschätzung und Dankbarkeit dürfen wieder einen höheren Stellenwert einnehmen. Das Glas ist immer halb voll – mit dieser Einstellung schaffen wir so viel… behalten wir uns das doch bei!

Schülerinnensicht

Zwei Monate sind jetzt schon vergangen, seitdem ich zuletzt in der Schule gesessen bin. Zwei Monate sitzen wir jetzt schon zu Hause und haben online Unterricht. Die Zeit ist viel schneller vergangen, als ich es mir gedacht habe, und ich komme inzwischen schon viel besser mit allem zurecht.

Die ersten paar Wochen waren am schwierigsten. In der Zeit konnte man ja wirklich niemanden sehen, und es war alles noch sehr unsicher und unklar.

Wir, die elfte Klasse, hatten in den ersten drei Wochen Parzival-Epoche mit Frau Kaufmann. Sie hat uns jeden Tag ein Video geschickt, in dem sie uns zu dem Buch erzählt hat. Zu dem Inhalt haben wir dann Aufgaben bekommen, die bis zu dem nächsten Tag zu erfüllen waren.

Mir persönlich hat die Epoche sehr gut gefallen. Es tat gut, jeden Tag mal in eine ganz andere Welt zu tauchen, und es hat mir geholfen, die Quarantäne für eine Zeit zu vergessen. Wir sind inzwischen schon am Ende der Wirtschaftsgeographie-Epoche mit Frau Kellner. Die Hälfte der Klasse hatte jeden Tag eine Videokonferenz, in der wir Neues über die Wirtschaft gelernt haben, und der Unterricht hat immer sehr gut geklappt. Ich habe in dieser Epoche sehr viel Interessantes aus ganz neuen Welten gelernt, mit denen ich mich davor noch nie beschäftigt hatte.

Das online teaching und die Quarantäne nähern sich ja nun dem Ende. Wenn ich jetzt so darauf zurückschaue, kann ich definitiv sagen, dass ich aus der ganzen Situation etwas lernen konnte, und ich habe auch schöne Erinnerungen an diese Zeit. Mir hat glaube ich am meisten geholfen, die Lage einfach so anzunehmen, wie sie ist und zu akzeptieren, dass ich nichts daran ändern kann. Ich habe mir gesagt, dass ich das Beste aus der Situation machen werde und dass es eine gute Chance für mich ist, Flexibilität zu üben. Man weiß im Leben ja schließlich nie, was auf einen zukommt.

Ich habe erkannt, dass ich außerdem nicht zu streng zu mir sein muss. Anfangs bin ich noch jeden Tag um 7 Uhr aufgestanden, aber ich habe gemerkt, dass das nichts bringt. Inzwi-

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von angelika Kellner

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schen genieße ich es sehr, einen gemütlichen Start in den Tag zu haben. Außerdem hatte ich Zeit für Tätigkeiten, für die ich sonst keine Zeit habe; dazu gehörte auch, einfach mal auf dem Sofa zu liegen und nichts zu tun.

Ich habe probiert, mich dem zu widmen, was man gut machen konnte, anstatt darüber zu jammern, was man alles verpasst (das ist mir definitiv nicht immer gelungen).

Der Gedanke, dass wir alle in derselben Situation stecken, war auch sehr tröstend für mich.

Diese Zeit hatte auf jeden Fall ihre Höhen und Tiefen für mich, aber ich konnte auch viel daraus lernen.

Wirtschaftsgeographie-Epoche

Die schon während des Englischunterrichts von Frau Kellner angekündigte Wirtschaftsgeographie-Epoche startete gleich an einem Montag mit einem Zoom Videocall. Die Klasse wurde in zwei Gruppen geteilt, um die Zoom-Kapazitäten nicht zu überlasten. Der Unterricht fand unter der Woche täglich um 10 und um 11 Uhr jeweils eine Stunde statt: eine Gruppe um 10, die andere um 11. In diesen Unterrichtseinheiten wurden uns dann verschiedene wirtschaftliche Themen nahegebracht. Von der Begriffserklärung von Wirtschaft und der Definition über die verschiedenen Wirtschaftssektoren bis hin zur Börse und dem Aktienhandel/-markt war alles, was das wirtschaftliche Herz begehrt, dabei. Es wurde von Frau Kellner ein Thema angeschnitten beziehungsweise vorgestellt – dies geschah manchmal mit einer eigenen Definition oder einem kurzen Diktat. Dann resultierte daraus meistens eine freie Diskussion oder ein Gespräch, bei dem noch einmal mehr ins Detail gegangen wurde. Zum Abschluss der Stunden gab es dann meistens die Aufgabe, bis zum nächsten Tag zu einigen Begriffen zu recherchieren. Diese wurden dann in der nächsten Stunde noch einmal besprochen.

Es wurden auch einige interessante Themen mit Bezug zur Gegenwart besprochen, wie zum Beispiel die Weltfinanzkrise 2008 und wie es dazu kam. Ich bin der Meinung, dass die Epoche sehr gut über die online-Videocalls funktioniert hat. Es gab zwar zwischendurch immer wieder kleinere Problemchen wie etwa, dass bei einzelnen ab und zu die Verbindung oder das Internet nicht mitspielten, allerdings konnten diese meistens schnell behoben werden.

Diese Art des Unterrichts ist für uns alle neu und eine Herausforderung. Ich bin der Meinung, dass es in manchen Fächern sicher eine gute Lösung ist: Wirtschaftsgeographie ist dafür ein gutes Beispiel. Allerdings gibt es auch Fächer wie Mathe, wo diese Art des Unterrichts nicht funktioniert. Hier sieht man ganz klar die Nachteile gegenüber dem Frontalunterricht in der Schule. Erklärungen und das Verständnis sind online manchmal schwer möglich oder gar nicht aufbringbar.

Unsere Privatleben sind durch diese Ausnahmesituation sicherlich sehr eingeschränkt und oft auch schwierig. Das Umgewöhnen an diese Situation war sicherlich nicht einfach, aber möglich. Ich bin sicher, wir freuen uns alle schon wieder sehr auf ein Stückchen mehr Normalität. Diese rückt auch – langsam aber doch – näher und näher. Jetzt heißt es für uns alle weiterhin durchhalten. Ich finde, dass die Kommunikation in diesem Moment eines der wichtigsten Dinge ist. Ich bin froh, dass wir mit unserer Tutorin Frau Kellner in einem guten Kommunikationsverhältnis stehen und blicke mit Zuversicht nach vorne.

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Andreas Koch, 11. Klasse

MoMEntaufnahME auS dEr 12. KL

Ursula Kaufmann, Tutorin der 12. Klasse und Emilia Wess, Schülerin der 12. Klasse haben uns einen Einblick in einen Mailwechsel zu Verfügung gestellt. Ein Zeitzeugnis, zu dem die Redaktion den Gebrauch von Taschentüchern empfiehlt!

Die drei Punkte zeigen Auslassungen an, die praktische Punkte enthielten, wie es mit dem Unterricht, den nicht stattfindenden Höhepunkten und den Jahresarbeiten während der “Coronazeit” weitergehen sollte.

Meine Lieben!

Das ist ungewöhnlich bei mir, aber es ist so – es fällt mir enorm schwer, Euch so zu schreiben… …Ihr fehlt mir unsäglich, und obwohl ich Euch immer ein Vorbild in positiver Einstellung und ein Halt sein will, bin ich selber so enttäuscht, dass ich Euch nicht so begleiten kann, wie ich mir das so unbedingt gewünscht habe. Ich sage mir, dass ich ja sowieso leichten Herzens losgelassen hätte am Ende des Jahres, weil ich weiß, dass Ihr als wunderbare, starke und hoffnungstragende Menschen in die Welt geht. Davor aber wollte ich mit Euch noch all das erleben, worauf wir uns alle gefreut, hingearbeitet haben.

Und fiele mir nicht diese furchtbare Isolation so schwer, weil ich mich in Kontakt mit anderen Menschen erst ganz fühle, dann gelänge mir das viel besser, Euch von zu Hause aus zu begleiten, aufzufangen, wo nötig, gute Ideen zu entwickeln. Aber: Jammern hat noch nie genützt, also los! …

Seid also von Herzen gegrüßt, ich freu mich, Euch alle am Freitag zu sehen, wie immer, Eure UK

Liebe Frau Kaufmann, das Ende der zwölften Klasse ist für mich so viel mehr als ein gewöhnlicher Schulabschluss, als eine Maturaprüfung. Ich habe mich mindestens seit Anfang dieses Schuljahres auf diese letzten beiden Schulmonate gefreut. All das, was wir eigentlich jetzt vorgehabt hätten, ist wie die Krönung all dessen, was man in zwölf Jahren Waldorfschule aufbaut. Die großen Referate, die zwar viel Stress und Nervosität bedeuten und vielen wahrscheinlich Angst und Albträume bescheren, gehören für mich doch fix dazu. Das 12.-Klass-Spiel ist das finale Theaterereignis in der Laufbahn einer Klasse, das, wozu ich jahrelang aufgeschaut habe, woran ich oft gedacht habe, auch wenn ich für frühere Klassenspiele auf der Bühne stand. Und die Reise sollte unsere Möglichkeit sein, mit einem großartigen, letzten gemeinsamen Abenteuer Abschied von einander und diesem Abschnitt unseres Lebens zu nehmen.

Aber ich trauere nicht einmal nur um diese großen Projekte und Erlebnisse. Ich vermisse jede normale Unterrichtsstunde, die ich jetzt nicht mit diesem verrückten Haufen von einer Klasse verbringen kann. Zeit, die wir so nie wieder gemeinsam haben werden. All die letzten Male, die uns noch bevorgestanden hätten.

Das ganze Jahr war mir bewusst, dass das unser letztes Jahr ist, und manchmal war ich traurig darüber, manchmal auch einigermaßen froh und erleichtert, dass das alles zu Ende geht. Aber ich war jedenfalls noch nicht bereit. Ich wusste, es geht zu Ende, aber ich wusste immer, wie viele Monate mir noch bleiben, welche Dinge mir noch bevorstehen. Und jetzt, plötzlich, steht all das auf der Kippe. Von

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einem Tag auf den anderen wird manches ganz abgesagt und über allem anderen hängt eine quälende Ungewissheit. Wir hatten nicht die Chance, uns von allem zu verabschieden und uns wirklich abschließend mit dem Gedanken anzufreunden, dass sich ab nächstem Jahr alles für uns ändert und wir von nun an nicht mehr jeden Tag in diese Schule gehen werden, in der wir so viel Zeit verbracht und so viele Dinge erlebt haben.

Ich weiß von meinen Geschwistern, wie schön, lustig und aufregend diese letzten Wochen der zwölften Klasse sein sollten. Meine Mutter hat mir schon vor Jahren, wenn ich in schwierigen Zeiten an der Schule und unserer Klasse gezweifelt habe, immer gesagt, dass es nur besser werden wird und die zwölfte Klasse die allerbeste ist, dass sich dafür alles vorher lohnt. Ich habe mitbekommen, wie das letzte Semester in unserer Schule zwar auch anstrengend und stressig sein kann, aber dass es einen würdigen Abschluss darstellt und einen irgendwie darauf vorbereitet, hinaus in die Welt zu gehen. Im Großen und Ganzen sollte es eine glückliche Zeit sein. Aber für mich (wahrscheinlich für uns alle) fühlt es sich gerade nicht wirklich so an. All das scheint uns innerhalb weniger Wochen weggenommen zu werden. Von heute auf morgen heißt es, dass wir vielleicht nie wieder als Schülerinnen und Schüler Unterricht in diesem Schulhaus haben werden. Ich habe das Gefühl (auch wenn das übertrieben und falsch sein mag), nicht auf eine vollwertige Schulzeit zurückblicken zu können, wenn es das jetzt für uns war. Ich fühle mich wie ein Musikstück, dass vor dem letzten, auflösenden Akkord abgewürgt wird. Ich fühle mich so bestohlen. Ich glaube, wir alle fühlen uns gerade so. Ich weiß, niemand kann etwas dafür, das macht es ja umso härter.

Ich kann eigentlich auf niemanden persönlich sauer sein. Ich kann nur ein für mich unsichtbares Virus verfluchen und mich verzweifelt und selbstbezogen fragen, warum das alles ausgerechnet jetzt passieren muss, warum ausgerechnet, wenn ich vor dem Ende meiner zwölften Klasse stehe.

Ich weiß auch, dass wir das beste daraus machen werden. Ich weiß, dass vieles noch nicht endgültig beschlossen ist und noch die Hoffnung besteht, dass wir uns ganz normal zum Unterricht wiedersehen. Und selbst wenn nicht, das hier bedeutet nicht das Ende der Welt, auch nicht unserer eigenen kleinen Welt. Ich weiß, dass ich irgendwann in der Lage sein werde, auf diese Zeit zurückzublicken und nicht nur traurig zu sein und nur Verluste zu sehen. Wir werden unsere eigene Version einer zwölften Klasse hieraus machen. Aber im Moment fühle ich eben hauptsächlich diese Traurigkeit und Wut...

Ich weiß, dass das alles sehr dramatisch klingt und vielleicht übertrieben ist im Vergleich zu all dem Leid und den größeren, fataleren Katastrophen, die dieses Virus für viele Menschen bringt. Aber so fühlt es sich gerade für mich an, und irgendwo muss ich das jetzt loswerden. Also danke, dass Sie das hier lesen, auch wenn es vielleicht nicht die Meldung ist, die Sie von uns hören wollen… Also ich schätze mal, jetzt heißt es Kopf hoch und auf die Zeit danach freuen und hinarbeiten. Auch wenn es schwer ist...

Danke für alles und ich freu mich darauf, wenn wir uns wiedersehen!

Ganz liebe Grüße, Mimi

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METATRON APOTHEKE

Nach einem Schulsemester, welches Lehrer/innen und Schüler/innen in besonderer Weise gefordert hat, stehen die Ferien endlich vor der Tür. Welch Glück, dass auch die Anticoronavirusmaßnahmen soweit gelockert werden konnten, dass wir – wenn auch eingeschränkt – unsere Reisetätigkeit wieder aufnehmen können. Gerne beraten wir Sie in der Apotheke in Bezug auf Ihre Reiseapotheke, damit Sie für Ihren Urlaub bestens gerüstet sind. Hier noch ein paar „Helferchen“, die in Ihrem Koffer nicht fehlen sollten:

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Ein MaiLintErviEW Mit Karin pEtErSEiL

Liebe Karin, kannst Du unseren LeserInnen beschreiben, wie Du dazu gekommen bist, Teil des Konfliktbearbeitungskreises an unserer Schule zu werden und Dich kurz vorstellen?

Mit dem ehemaligen KBK war ich bereits im Austausch, als er noch aktiv war. Als sich dieser verabschiedete, wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, beim neuen Team dabei zu sein. Da der Aufgabenbereich des Konfliktbearbeitungskreises einen Teil meines beruflichen Repertoires umfasst, war es naheliegend, mich auf diese Weise in die Schule einzubringen. Ich arbeite seit vielen Jahren mit und am Menschen und seit 2012 in eigener Praxis.

Zum Teil noch während meines Jusstudiums absolvierte ich aufgrund meines Interesses für Komplementärmedizin diverse Ausbildungen in östlicher und westlicher Körper- und Energiearbeit. Dabei ist die cranio-sacrale Biodynamik verbunden mit Traumaarbeit neben der psychosomatischen Kinesiologie mit Bezug zur TCM mein Steckenpferd.

Mein Interesse an übergreifenden sozialen Systemen führte mich weiter zu den Ausbildungen für Konfliktmanagement und Gewaltprävention, Mentaltraining, Coaching und einem zweijährigen Unilehrgang für Mediation und Konfliktregelung. Mein jüngstes Spezialgebiet ist die gerichtsnahe Mediation, die den Bogen zu meinem ursprünglichen Studium spannt und meiner Vorstellung einer zukunftsweisenden Konfliktlösung gänzlich entspricht.

Die vergangenen Monate waren sehr fordernde, ungewöhnliche und für viele, egal ob PädagogInnen, Eltern oder SchülerInnen, vor allem eine anstrengende Zeit. Auch wenn der eine oder andere von Entschleunigung sprach, konnten das wohl die wenigsten „genießen“. Gab es in dieser Zeit Anfragen an Euch? Konntet Ihr helfen?

In den letzten drei brisanten Monaten hatten wir verhältnismäßig wenig Anfragen. Virusunabhängig sind noch einige Agenden am Laufen gewesen, deren Dringlichkeit sich aber angesichts der drastischen politischen Maßnahmen relativierten und ähnlich dem schlafenden Dornröschenschloss fürs erste „einschliefen“. Ich führe die Zurückhaltung an Anfragen vor allem darauf zurück, dass all die emsigen Bienen unserer Schule, sprich LehrerInnen und Schulleitung sehr kompetent mit dieser völlig neuen Situation als auch mit unseren SchülerInnen umgegangen sind. An dieser Stelle ein großes Danke!

Wenn es dazu kommen sollte, dass es noch einmal notwendig wird, eine Zeit lang Schule nur über die Distanz leben zu können, hast Du Tipps an die Eltern, wie es gelingen kann, dass die Kinder und vor allem die Jugendlichen nicht „in ein Loch fallen“?

Nicht nur noch vor dem Computer hocken – egal, ob Lernen oder Freizeit angesagt ist? Wie man frühzeitig Signale erkennen kann, die sich zu Depressionen auswachsen könnten?

Nach beinahe dreimonatiger Erprobtheit in Homeoffice und Homeschooling ist es sinnvoll, unsere eigene Haltung zur gegenwärtigen Zeit zu reflektieren, denn diese hat unmittelbar Einfluss auf unser System Familie. Resilienz zu entwickeln für etwaige Krisenfälle kann nur von Nutzen sein. Für viele bedeutet das Schließen der Schule eine dramatische Krise. Andere hingegen entdecken für sich gerade die ideale Form im Homeschooling und online-Learning. In unserer Schule, wo soziales Lernen und künstlerisch-handwerkliches Schaffen eine große Rolle spielen, entsteht durch derart lange Absenzen ein beträchtliches Defizit. Dennoch kann Lernen auch anders stattfinden und ist aufgrund der alternativlosen Gegebenheit eine Notwendigkeit, die auch Kreativitätspotential birgt.

Achtsames Wahrnehmen des Verlusts bisher (vor)gegebener Strukturen kann bereits ein allererster Schritt aus Halt und orientierungslosigkeit sein, der uns befähigt, in unsere eigene „Melodie“ einzuschwingen. Welcher Rahmen sonst würde uns das derart erleichtern?... auch wenn das vielleicht vordergründig etwas provokant klingt. Den Kontakt mit den eigenen Seelenimpulsen zuzulassen und zu stärken sowie eine beflissentliche Gedankenhygiene können für uns Erwachsene verlässliche Wegweiser sein in dieser krisengebeutelten Zeit, wodurch wir unseren Kindern und Jugendlichen trotz Krise Halt sein können. Ich glaube, dass wir, wenn wir uns auf diesen Prozess einlassen, dem Lebensquell – einer feinsinnigen Lebensfreude – weit näher sind als der entgegengesetzten Stoßrichtung, der Depression. Letztlich wird es auch diese Kraft sein, die unseren individuellen Thinktank speist, wenn es darum geht, aus der für viele von uns wirtschaftlichen oder anderen Bedrohung herauszufinden und unseren eigenen Standpunkt zu entwickeln inmitten des Coronawahnsinns.

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dEr KonfLiKtbEarbEitungSKrEiS StELLt Sich vor ( tEiL 3)

Natürlich brauchen Kinder und vor allem Jugendliche ihresgleichen. Aber zum Glück sind sie nicht gezwungen, als Eremiten zu leben. obwohl sie deren Peergroup im Makrokosmos Schule und außerhalb uns Erwachsenen bei weitem vorziehen, kann der Mikrokosmos Familie interimistisch ähnliche Strukturen übernehmen. Kinderreiche Familien haben es da leichter.

Als Eltern sind wir gefordert, durch Rituale jedweder Art den Tag zu strukturieren. Das beginnt schon bei Kleinigkeiten wie Alltagskleidung statt Pyjamaparty im häuslichen Coronaalltag vor allem für Jugendliche, bei denen sich ohnehin schnell ein verschobener Tag-Nachtrhythmus einschleicht. Jugendliche brauchen ebenso elterliche Präsenz und Klarheit. Zugegeben bedarf dies bei Jugendlichen oft eines beinahe undurchführbaren Balanceaktes zwischen elterlicher Präsenz und Sich-gleichzeitig-in-Luft-Auflösen. Also jene Drahtseilakte, die uns auch in pandemiefreien Zeiten fordern. Eine tüchtige Portion Humor kann da oft erste Hilfe leisten.

So gemütlich es für Jugendliche scheint, vorm Computer kauernd im eigenen Zimmer irgendetwas Essbares hineinzuschlingen, so erdend und nährend wirkt das gemeinsame Essen im Kreis der Familie. Das ist altbekannt, dennoch gebührt diesem Ritual ein erhöhter Stellenwert in diesen Zeiten, um das seelische Gleichgewicht zu wahren. So gibt es gesicherte, gemeinsam erlebte Zeit und Raum für gegenseitigen Austausch und Spaß. Coronabedingtes Zuhausesein wäre auch eine wunderbare Gelegenheit, Slowfood zu entdecken für diejenigen, die es noch nicht haben. Wenn wir als Erwachsene konsequent vorausgehen, färbt das selbst auf unsere Jugendlichen noch ab. Und nachdem diese experimentierfreudig sind, stünde einem gemeinsamen oder abwechselnden Kochen nichts mehr im Weg. Dabei werden alle fünf Sinne angesprochen, wodurch unsere Kinder wieder stärker mit ihrer eigenen Körperlichkeit verbunden werden. Für eine balancierte Gehirn- und Hormonsteuerung braucht es Bewegung im Freien, insbesondere für Jugendliche. Nebstbei wird dabei das Immunsystem trainiert. Das propagierte Drinnenbleiben, das in den Monaten März und April den Ton angab, kann nicht ernsthaft eine Antwort auf ein wie immer geartetes Virus sein. oder soll die Hoffnung in einem heruntergefahrenen Immunsystem versus (Zwangs)Impfung liegen?!

Der PC hat die letzten Monate wirklich gute Dienste geleistet; das,

denke ich, sehen auch die letzten Kritiker so. Kontakt mit Freunden und Unterricht konnten so stattfinden, wenngleich in stark reduzierter Form. Letztlich ist nicht vordergründig, wieviel Stunden genau ein Teenager vor dem PC verbringt, oder besser gesagt hängenbleibt, denn die richtige Dosierung bedarf eines längeren Reifungsprozesses, nicht nur im Jugendalter. Stattdessen den Blick darauf zu richten, wo es den jungen Menschen hinzieht und sich dessen innere Impulse entfalten, spart unnötigen Ärger und führt diesen zu sich selbst, also zum zentralen Thema dieses Alters. Sei es, dass „omas“ alte Nähmaschine vom Staub befreit und nun losgeschneidert wird oder der Duft einer Kuchenbackorgie das ganze Haus durchströmt oder den eigenen vier Wänden ein neues Gesicht verliehen wird usw. Entscheidend ist, dass die oftmals nach innen gerichteten Kräfte bei Jugendlichen einen äußeren Raum bekommen, sich auszudrücken. Dabei geht es um den Prozess des Tuns, um mit sich selbst in Verbindung zu kommen und nicht so sehr um das Ergebnis. Ganz im Vorbeigehen eignen sie sich dabei Kompetenzen wie Selbständigkeit und Zeiteinteilung an.

Selbst wenn manch Jugendliche/r vorwiegend in die berüchtigte Weltschmerzphase abtaucht, mag es für Eltern durchaus tröstlich sein, diese/n nicht komplett aus den Augen zu verlieren, wie das vielleicht ansonsten der Fall wäre. o ftmals reicht die Änderung des Blickwinkels, um neue Wege zu finden.

Ich will keineswegs die Herausforderungen schmälern, mit denen wir uns in ungewohnter Weise konfrontiert sehen. Aber es erscheint mir wichtig, auf das vorhandene Potential dieser Zeit hinzuweisen.

Bei länger anhaltendem, auffallenden Rückzug auch aus der Familie, bei totalem Desinteresse an bisher nachgegangenen Hobbies oder Gefühlsschwankungen, die auffallend über das Ausmaß der hinlänglich bekannten Gefühlsschere bei Teenagern hinausgehen, bedarf es erhöhter Wachsamkeit. Unaufdringliche Gesprächsangebote vonseiten der Eltern, Telefonate mit FreundInnen und Verwandten, mit denen die/der Jugendliche guten Kontakt hat, können wieder Halt und orientierung geben. Wenn das nicht fruchtet bzw verweigert wird, ist externe Hilfe ratsam, die nunmehr auch online angeboten wird.

Wie bei allen Theorien ist auch bei diesem heiklen Thema die Theorie nur die Landkarte der abzubildenden Landschaft.

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geführt von nadja berke

Wird Julia Röhsler wegen ihres Wechsels ins Kollegium als Begleitlehrerin aus Eurem Dreiergespann ausscheiden, oder bleibt sie dem KBK erhalten?

Es wird sich erst herauskristallisieren, wieviel Kapazität Julia als Begleitlehrerin noch zur Verfügung stehen wird, und ob eine Kombination möglich ist.

ob unser gut eingespieltes Team ab Herbst 2020 in dieser Konstellation von Bestand bleiben wird, hängt noch von einigen Faktoren ab, nicht zuletzt auch vom Ausnahmemodus Corona. Sinnvoll wäre es, den KBK um weitere Mitglieder aus Lehrerschaft und Elternschaft mit einschlägigem beruflichen Hintergrund zu erweitern, um aus einem größeren Pool schöpfen zu können. Bei Interesse bitte gerne melden!

Möchtest Du unseren LeserInnen noch etwas zum KBK erzählen, das durch die Antworten auf die gestellten Fragen nicht abgedeckt ist?

Ja, ich möchte mich gerne für das uns bis dato entgegengebrachte Vertrauen bedanken, dass wir bisher im lebendigen Prozess Schule mitwirken konnten. Schön ist, dass unsere etablierte wöchentliche Sprechstunde am Montag kontinuierlich mehr Anklang gefunden hat und sowohl von SchülerInnen und Eltern als auch von PädagogInnen in Anspruch genommen worden ist. Damit ist das Konzept aufgegangen, ein niederschwelliges Angebot zur Verfügung zu stellen, das einen schnellen direkten Draht ermöglicht und tunlichst hemmschwellenbefreit ist. Sie sollte daher selbstverständlicher Teil unserer Schulkultur werden. Ich möchte auch auf die Schulpsychologinnen-Sprechstunde hinweisen; gegebenenfalls gibt es hier eine Zusammenarbeit zwischen beiden Anlaufstellen.

Gerne sind wir auch via E-Mail und Telefon für Euch erreichbar.

Kontakt KBK:

Mail: konflikt@waldorf-mauer.at

Karin Peterseil +43 699 11 36 74 69

Julia Röhsler +43 664 99 00 220

Birgit Scheiner +43 699 151 831 37

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auS dEr arbEit dES fördErKrEiSES

Auch der Förderkreis stand in der Corona-Zeit unterstützend, individuell zur Seite.

Dieser Brief hat die Eltern der 3. Klasse seitens der Heileurythmistin Momo Kossdorff vor wenigen Wochen erreicht; das darin Beschriebene wurde noch vor Schulschluss umgesetzt. Ersten Rückmeldungen zufolge waren die Einheiten sehr nährend, die Kinder tauchten in ein Wechselbad zwischen kraftvoll-mutigen bis zart-zaubernden Bewegungen ein. Der Zeitpunkt war perfekt, die Stimmung ebenso.

Liebe Eltern der 3. Klasse!

Ich hoffe, Sie haben diese besonderen Wochen so gut wie möglich verbracht!

Das Turnen und Singen ist uns ja noch untersagt; wie schön, dass die Eurythmie ja gerne auch als seelisches Turnen bezeichnet wird, und das dürfen wir ja und tut jetzt auch besonders gut. Daher beginnen wir morgen in der 3. Klasse mit der heileurythmischen Begleitung im Sinne des Rubikons.

Unsere Seelenstimmung drückt sich unter anderem durch die Sprache und hier insbesondere in den Vokalen aus.

So werden die Laute A/E’ im musikalischen Gefüge mit den MollKlängen verbunden. Diese können sich wohlig mollig anfühlen, aber auch bis hin zur tiefen Traurigkeit, Schwermut führen.

Im Sprechen bilden wir den Klang dieser Vokale am hinteren Gaumen; in der Gestalt wird er der Ferse, dem Schulterblatt, dem Hinterhaupt zugeordnet. Das Bewusstsein wird durch geführte Bewegungen in die rückseitige Gestalt gelenkt, in den Raum, der nur unbewusst am Tag wahrgenommen wird. Verbinden wir uns tagsüber mit diesem hinteren Bereich, entspannt sich unser Nervensystem und erfrischt.

Die o/U’-Laute entsprechen musikalisch der Dur-Stimmung. Dies kann sich in Heiterkeit, im Lachen, bis hin zur Hysterie äußern. Völlig außer sich sein. o,U-Dur-Laute bilden wir im vorderen Gaumenraum; man benötigt Lippenspannung, ebenso Körperspannung, Aufrichten; der gesamte Muskeltonus wird erhöht. Wir baden in der Eurythmie nun in beidem durch geführte Bewegungen der Vokalgebärden und modulieren durch diese Stimmungen, um die Seele geschmeidig zu machen und auch körperlich fein bewegbar zu reagieren.

Weiters versuchen wir mit Hilfe einer Rhythmus-Übung, die Rudolf Steiner entwickelt hat, „mein Ich und mein Du“ zu stärken, um so zu einem „leuchtenden Wir“ zu werden.

Rudolf Steiner beschreibt die Seelensituation des Kindes in der 3. Klasse als im Umbruch. Das Kind blickt sein Gegenüber durch neue Augen an. Was zuvor Einheit war, wird jetzt Zweiheit. Es lernt, sich richtig zu unterscheiden von der Umgebung. Es kann sein, dass es sich leichter überfordert fühlt; gegebenenfalls kommt es vermehrt zu Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Passivität bis hin zu apathischem, abwesendem Verhalten. Mutlosigkeit, Unentschlossenheit kann das mit sich bringen. Zweifel und Kritik an der Erwachsenenwelt tauchen auf, Autoritäten werden in Frage gestellt. Es bekommt größere Distanz zu Mitmenschen, wird kritischer und hinterfragt vermehrt. Es kann sein, dass es sich missverstanden und alleine fühlt. Viele Kinder sind öfter wütend und revoltieren.

Der ganz individuelle Atemrhythmus zwischen Atem und Puls

1:4 stellt sich ein, und der Gang bekommt mehr Schwere. Dies alles können Anzeichen dafür sein, dass Ihr Kind sich in dem nächsten spannenden Entwicklungsschritt befindet und ihn auch richtig auskosten mag! Denn selbstverständlich stärkt unser gemeinsames Tun auch die harmonisch zufriedenen und unbekümmerten Kinder.

Wir starten in den jeweiligen Gruppen gemeinsam in der Klasse oder im Garten, und Fr. Svoboda und ich werden im Tun entscheiden, in welcher Intensität und Rhythmus wir es weiterführen. Es hat sich bisher in allen Klassen gezeigt, dass je nach Klasse und Situation individuell abgestimmte Abläufe am wirksamsten waren. Bei Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung.

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Absender: R. Steiner-Schule Wien-Mauer, 1230 Wien, Endresstr. 100 Verlagspostamt, 1230 Wien, Zulassungsnummer: 13Z039641 M

Impressum Seite 2

KLEINANZEIGE und TERMINE

23. Bezirk – Mauer

Wohnung (ca. 104 m2), verteilt auf 1. Stock und Dachmansarde in Einfamilienhaus.

Große Südwest-Terrasse plus os tbalkon, sehr sonnige Grünund Ruhelage, ab Juni 2020 zu vermieten.

Bei Interesse melden Sie sich bitte telefonisch bei: 0699/884 63 042 oder vormittags: 0676/537 05 42

Die nächste Ausgabe von MoMent erscheint voraussichtlich um den 27.11.2020, Redaktionsschluss 28.10.2020

Termine der Schule unter https://www.waldorf-mauer.at/termine

Termine der Musikschule unter https://www.freiemusikschule.at/unsere-konzerte

Mal dich gesund!

Kurse, Workshops im Sinne der Salutogenese im Bereich Malerei und Keramik sowie Kunsttherapien finden ab September 2020 wieder im Atelier – 5 Minuten Fußweg von der Schule entfernt – statt.

Kursprogramm anfordern unter platz@inode.at, www.beatemariaplatz.de

www.waldorflehrerwerden.at Zeit für neue Perspektiven. Info-Abend am 23. Sept. 2020, 19 Uhr Studienstart im Oktober 2020 zkp_az_moment_2020.qxp_Layout 1 17.02.20 17:39 Seite 3 BÜCHERSTUBE der Goetheanistischen Studienstätte Buch & Spiel 1230 Wien, Speisinger Straße 258 Tel u. Fax: 01/ 889 26 93 email: buecherstube1230@gmx.at
jederzeit entgegengenommen
Postversand Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9:00 -­ 18:00 06 84 00 02 Tage Stunden Minuten Sekunden COUNTING SINCE FRIDAY, MARCH 13, 2020 FIN?, FrIday, JuNI 5, 2020, 14:02, 2020
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