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Projekt Dornach und die Vorbereitung

von Klara Herzfeld

Vor ungefähr einem Jahr hörten wir zum ersten Mal von der Idee des Dornach-Projektes. Nach den Sommerferien war es dann so weit: Die Proben begannen. Wir probten fast jeden Montag in den ersten beiden Stunden. Zusätzlich hatten wir insgesamt acht Wochen Musik als Zweitepoche, und in dieser Zeit übten wir konzentriert und engagiert die beiden Stücke für den großen Tag.

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Es fühlte sich so an, als wäre dieser Tag noch Ewigkeiten entfernt, doch auf einmal standen wir vor dem überwältigenden Goetheanum. Wir wurden durch den Bühneneingang in unsere Aufenthaltsräume geführt und legten dort erst mal unsere Jacken und Taschen ab. Danach gingen wir in den Eingangsbereich, wo eine Jause für uns bereitstand. Nachdem wir uns gestärkt hatten, wurden wir in den Saal gebracht, in dem wir in wenigen Stunden unser Konzert darbieten sollten. Um ein Gefühl für die Akustik des Raumes zu bekommen, sangen wir unsere Stücke kurz an. Anschließend erhielten wir eine Führung durch einige Teile des Goetheanums, welche sehr interessant und informativ war. Nach der Führung aßen wir ein leckeres

Curry und bekamen etwas Freizeit. Nachdem wir uns alle ausgeruht hatten, gingen wir wieder in den Saal und probten nochmals beide Stücke mit dem Orchester.

Als auch die Generalprobe geschafft war, begannen wir uns langsam herzurichten und bereit zu machen. Eine halbe Stunde vor dem Beginn des Konzertes kam Herr Albrecht zu uns in den Aufenthaltsraum, und wir sangen uns ein. Man spürte richtig die Anspannung und Vorfreude, als wir uns in Richtung Bühne begaben. Das Orchester spielte vor uns noch einen Walzer, und wir SchülerInnen hinter der Bühne wurden immer aufgeregter.

Erst in diesem Moment wurde uns allen klar: In wenigen Minuten stehen wir auf der Bühne vor 1000 Menschen und singen die Stücke, welche uns das ganze Jahr begleitet haben. Dieses Gefühl war überwältigend. Doch als wir auf der Bühne standen und den ersten Ton gesungen hatten, war eindeutig, dass das Konzert ein großer Erfolg werden würde. ¶

Das Konzert im MuTh am 16. April

Mir fehlen die Worte…

Trotzdem versuche ich jetzt Worte zu finden, um eine Hymne auf dieses außergewöhnliche Konzert zu schreiben.

Zu Beginn Franz Lehars Gold und Silber, op. 79! Ein Walzer mit dem gewissen Etwas, der einem die Beine vom Boden lupft, so richtig zum Tanzen! Ich musste unwillkürlich an Hans Knappertsbusch denken, der bei einer Probe zu den Berliner Philharmonikern gesagt haben soll, sie sollten es spielen wie die Wiener Kollegen, „mit der gewissen schlamperten Präzision“… und genau diese präzise Nichtpräzision hat Stefan Albrecht einem Schülerorchester entlockt. Unglaublich! Und zudem natürlich hoch geeignet, um sich auf der Konzertreise in Dornach (Schweiz) als Wiener optimal vorzustellen.

Chor und Orchester haben hochkonzentriert, professionell gearbeitet und musiziert, jeder und jede stark für sich und gleichzeitig völlig selbstverständlich in Gemeinsamkeit verbunden im Realisieren dieser höchst anspruchsvollen, sehr unterschiedlichen, wunderbaren musikalischen Werke… von Josef Haydns Te Deum in C-Dur bis zu Our World Is On Fire, einem zeitgenössischen Oratorium von Rainer Bartesch.

Selten hat mich ein Konzert derart berührt (und das ganz unabhängig von der impliziten zeitgeschichtlichen Mahnung des Oratoriums, die einer eigenen Betrachtung wert ist).

Dem Dirigenten zuzuschauen, war allein schon ein Vergnügen – wie er mit jeder Faser seines Körpers „singt“. Und in diesem seinem „Gesang“ wirkte es wie selbstverständlich, dass alle SängerInnen, SolistInnen und InstrumentalistInnen inkludiert, mitgenommen waren. Sie „sangen“ miteinander. Es ist ein großes Geschenk, lieber Stefan Albrecht, dass Sie – gemeinsam mit Ihren engagierten KollegInnen der Freien Musikschule – dieses hoch künstlerische Miteinander ermöglichen und dass wir ZuhörerInnen, Eltern, Großeltern... an diesem Glück teilhaben dürfen. Wen wundert es da noch, dass ihr in Dornach standing ovations geerntet habt! Die habt ihr verdient!!!

PS: Dass auch der Auftritt und Abgang von der Bühne hervorragend geklappt haben, ist für Schülerinnen und Schüler nicht unbedingt selbstverständlich. Einfach professionell! ¶

Auszug aus der Rede des Marquis Posa an den König Don Karlos

Sie wollen pflanzen für die Ewigkeit, Und säen Tod? Ein so erzwungnes Werk Wird seines Schöpfers Geist nicht überdauern.

Dem Undank haben Sie gebaut – umsonst Den harten Kampf mit der Natur gerungen, Umsonst ein großes königliches Leben

Zerstörenden Entwürfen hingeopfert.

Der Mensch ist mehr, als Sie von ihm gehalten. Des langen Schlummers Bande wird er brechen Und wiederfordern sein geheiligt Recht.

Zu einem Nero und Busiris wirft

Er Ihren Namen, und – das schmerzt mich; denn Sie waren gut.