
2 minute read
Mon échAnGE En FRAncE
Livia Machowetz
Nach langer Suche nach einer Austauschmöglichkeit in diversen Ländern fand ich schlussendlich eine Partnerin aus einer Rudolf-SteinerSchule in einem Ort nahe Paris und verbrachte die ersten drei Monate dieses Jahres dort. Bevor ich nach Frankreich kam, hatte ich gerade einmal eineinhalb Jahre Französischunterricht in der Schule und konnte wirklich nur die einfachsten Sätze sagen – aber ich hätte diese nicht einmal in eine andere Zeit setzen können. Meistens nickte und lächelte ich nur und brachte höchstens noch ein „Je ne comprends pas“ heraus.
Advertisement
Die ersten Wochen sprach ich deshalb fast gar nicht und war trotzdem immer sehr erschöpft und müde vom vielen Zuhören. Diese Zeit war sehr schwer für mich, da man ohne zu reden sehr viel schwerer neue Freundschaften und Kontakte knüpfen kann, woran ich davor gar nicht gedacht hatte, und ich musste auch mit Heimweh kämpfen.
Aber ich merkte sofort, dass ich mir viel leichter und schneller neue Vokabeln merken konnte, da es nicht die „Vokabeln“ aus der Schule für den Test waren, sondern lebensnotwenige Wörter, die ich ständig brauchte oder hörte. Freundschaften sowie Sprachkenntnisse und die Liebe zu dieser wunderschönen Sprache wurden bis zum Ende so stark, dass ich auch sehr traurig war zu gehen, wenngleich ich meine Familie, Freunde und alten Gewohnheiten in Wien schon sehr vermisste.
Als mich meine Gastfamilie vom Bahnhof abholte, sprach ich fast kein Wort, aber als sie mich am Ende wieder hinbrachten, lachten sie darüber, dass ich jetzt sogar mehr sprach als die anderen. An diesen und anderen Punkten meines Austausches wurde mir bewusst, wie viel ich gelernt und wie viele neue und tolle Menschen ich kennengerlernt hatte, mit denen ich so viel Wundervolles erleben durfte.
Ich rate jeder Schülerin und jedem Schüler, bei der Suche nach einem Austausch nicht gleich aufzugeben, denn es erwarten einen viele und unvergessliche Momente. Und auch eventuelle schwere Zeiten und Erlebnisse wandeln sich zu Guten, da man aus ihnen lernt und später lächelnd an sie zurückdenkt.
Am Ende der Sommerferien 2017 war mir klar, dass ich einen Austausch machen möchte. In der 8. Klasse besuchte unseren Russischunterricht eine Deutschlehrerin aus St. Petersburg. Ein paar Monate später bekam ich ihre E-Mail-Adresse heraus und schrieb ihr. Es fanden sich zwei Jungen, die beide nacheinander für zweieinhalb Monate nach Wien kommen würden. (Olga Jurivna, die Deutschlehrerin und zur Zeit meine Klassenlehrerin, hatte wegen meines Namens gedacht, dass ich ein Junge sei und ausschließlich den männlichen Teil der Klasse gefragt.)
Mitte August 2018 kam Vladislav. Ein etwas eigensinniger und freundlicher Mensch. Er sprach sehr gut Englisch und konnte deshalb leider nicht viel von der deutschen Sprache mitnehmen. Ihn löste ein ebenfalls freundlicher und schüchterner Junge namens Pavel ab. Er lernte viel, und als er sich in der Adventzeit wieder verabschieden musste, konnte man sich schon ein wenig mit ihm unterhalten.
Ich denke, dass die Zeit für beide zu kurz war, um wirklich in die Sprache einzutauchen. Die ersten zwei schwierigen Monate eines Austauschs waren ihre ganze Zeit in Österreich. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es für die beiden eine schöne Zeit und eine gute Erfahrung gewesen ist.
Am letzten Tag der Weihnachtsferien flog ich das erste Mal über Schneewolken und kam im kalten St. Petersburg am russischen Silvestertag an. Die ersten zwei Wochen hatte ich nun russische Weihnachtsferien und gewöhnte mich an meine neue Situation. In der Schule lebte ich mich langsam ein. Auch wenn sich manche Tage in die Länge zogen, ging es mir gut. Anfang Februar wurde ich krank und konnte für zwei Wochen nicht in die Schule gehen. In dieser Zeit fühlte ich mich sehr einsam und war immer wieder überfordert. Die Telefonate mit meinen Leuten in Österreich halfen mir sehr, positiv zu bleiben! Als ich wieder in die Schule gehen konnte, wurde alles einfacher. Ich fand langsam Menschen, mit denen ich Zeit verbringen und die Stadt besser kennenlernen konnte.
Ein Visum bei der Botschaft bekommt man als SchülerIn ohne Austausch-Agentur nur für drei Monate; deshalb dachten wir, dass ich es in Petersburg verlängern könnte. Die Rudolf-Steiner Schule St. Petersburg hatte bisher nie eine/n SchülerIn aus dem Ausland länger als drei Monate gehabt, und aus diesem Grund