Schallistik | Schreckschuss
Typische Knallpatronen-Kaliber: 2 mm Stiftfeuer, 6 mm Flobert, .22 long Knall, .315 Knall, 8 mm Knall, 9 mm Rand Knall. Rechts zwei Knallpatronen, die gleichzeitig einen Lichtblitz erzeugen: 9 mm Rand Flash Defence und 9 mm PA Flash Defence — erkennbar an den gelben Kunststoffkappen. Grüne Plastikkappen kennzeichnen reine Knallpatronen.
wenigstens die Polizei rufen können. Natürlich soll der Schuss nicht nur andere alarmieren, sondern meist zusammen mit Reizgas oder einem hellen Blitz (Flash Defence-Patronen) die Sinnesorgane des Angreifers beeinträchtigen oder wenigstens irritieren. Wie unangenehm ein Schreckschuss auf das Ohr wirkt, hängt vor allem vom Schalldruck ab. Denn der Knall ist ein impulsartiges Ereignis, dass sich in einem Zeitfenster von wenigen Millisekunden abspielt. Bei Faustfeuerwaffen dauert VISIER | 5-2012
es etwa bis 10 Millisekunden, bei schwerer Artillerie kann es 100 Millisekunden und mehr betragen. Den idealtypischen Verlauf zeigt das Diagramm auf Seite 55: Der beim Schuss entstehende Druck steigt zunächst schnell an, fällt dann etwas langsamer bis in einen Unterdruckbereich ab und normalisiert sich schließlich beim normalen Luftdruck. Die Wirkung unterscheidet sich von länger dauernden Ereignissen wie dem nervenden Lärm eines startenden Flugzeuges, eines Presslufthammers oder einer dröhnenden Technomusik. Maßstab
für die Wirkung des kurzen und heftigen Druckstoßes, der das Hörorgan trifft, ist logischerweise vor allem der Spitzenwert des Schalldrucks. Führt dies zu Schädigungen des Innenohrs, sprechen Mediziner von einem „Knalltrauma“ (bei längerem Einwirken des schädigenden Schalls dagegen von einem Explosionstrauma). Aber auch das sogenannte Amplitudendichtespektrum spielt eine wichtige Rolle: Jedes Geräusch lässt sich in mehrere, frequenzabhängige Anteile zerlegen, die jeweils ihren eigenen Spitzenwert haben. Je mehr Frequenzen sich finden, 53