VISIER 09/2025 Leseprobe

Page 1


Anti-GarottePistole

Made in USA: Daniel Defense H9

P.E.A.C.E. ORS-1: Jagdrepetierer mit Laufwechseloption

Webley: Britische MilitärRevolver in .455

Haenel StG 45: Einzigartiger Prototyp eines Sturmgewehrs

Radar-Messgeräte: Garmin und LabRadar im Praxis-Check

S & W M 610

PDP Black Ribbon

PDP Black Ribbon. Nachtschwarz. Vollstahl. Der neue Walther-Supersportler unter den Steelframes. DPT Trigger und Mikrometervisierung für höchste Ansprüche. Jedes Detail – ein Statement.

Zum Digitalabo:

Die wirkliche Gefahr ...

Beim Bundesjägertag in Bonn kam NRWs Innenminister Herbert Reul mit neuen Zahlen um die Ecke – man hatte einmal ausrechnen lassen, wie das so ist mit dem Verhältnis von illegalen und legalen Waffen, die zu Straftaten eingesetzt werden. Reul bei seiner Rede: „Es gibt 150 000 Legalwaffenbesitzer in Nordrhein-Westfalen, von denen lediglich 0,013 Prozent Straftaten begangen haben. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit einer Scheindebatte, wenn es um die Verschärfung des Waffenrechts geht.“ Diese Rede fand sogar Eingang in die „Bild“-Zeitung. Am 31. Juli stand in dem Blatt (nachzulesen ist das hier: https://tinyurl.com/3mm43msn): „Die Fakten: Von 2421 Tötungsdelikten zwischen 2019 und 2024 wurden nur 25 mit einer legal besessenen Waffe begangen. Gerade mal 1 Prozent! NRW-Innenminister Herbert Reul (72, CDU) sagte: ‚Eine Verschärfung des Waffengesetzes juckt Kriminelle nicht.‘“ Und weiter zitierte die Zeitung auch aus dem 2024er Bundeslagebild des Bundeskriminalamts (BKA): „Nach polizeilicher Einschätzung handelt es sich überwiegend um Fälle illegalen Erwerbs, Besitzes, Führens oder Schmuggels.“ Auch gab „Bild“ einen Überblick zur entsprechenden Einschätzung aus anderen Bundesländern. Eindeutiges Fazit: Die wirkliche Gefahr geht klar von illegalen Schusswaffen aus.

Geschehen nun Zeichen und Wunder, was die Einschätzung von und den Umgang mit Legalwaffenbesitz angeht? Oder sollte man laut tönen, man habe das schon immer gesagt und die Politik habe diese Fakten tunlichst links liegen lassen? Nein, da für eine fruchtbare und faire Diskussion kontraproduktiv. Das freut nur denjenigen, der unter allen Umständen darauf pochen will, recht gehabt zu haben. Was nun aber allen nützt: Die öffentlich beim Bundesjägertag gegebene Feststellung Herbert Reuls muss mit in die Diskussion, muss also auch in Gespräche mit anderen Politikern ein ießen. Spätestens dann sollte klar werden: Das dauernde Basteln am Waffengesetz taugt nicht dazu, um Kriminelle, Terroristen und anderes Gelichter von Verbrechen abzuhalten. Wie oben zitiert, sagt Reul, das jucke Kriminelle nicht – richtig. Hinzu kommt: Oft genug dürften die Verbrecher, da von woanders stammend, von der Existenz entsprechender Verbote gar nichts wissen. Wie auch immer: Ordnungsrecht mag regulieren, zur Verbrechensprophylaxe eignet es sich allenfalls bedingt. Hier müssen andere Lösungen gefunden werden. Wie war das mit der WaffG-Evaluierung? Wir warten!

Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis.

Grand Power Stribog RSR:

Der slowakische 9-mm-Halbautomat im Test, hier in der „German Edition“

30

P.E.A.C.E. ORS-1 Forest:

Mit 700er Footprint und einfachem Lauf-/Kaliberwechsel.

Anti-Garotte-Pistole:

Sie sollte vor dem Würgeangriff von hinten schützen – wie genau, erfahren Sie hier.

8

16

Daniel Defense H9:

Die Ganzmetallpistole Daniel H9 geht designtechnisch eigene Wege.

Smith & Wesson Model 610:

455er Webley-Dienstrevolver:

Die Familie der britischen KipplaufOrdonnanzrevolver im Überblick.

Ursprünglich für Selbstladepistolen entwickelt, schlägt sich die 10 mm Auto auch in Revolvern mehr als wacker. 36

Radar-Geschwindigkeitsmessgeräte:

Zwei kompakte v 0 -Messgeräte im direkten Vergleich – so schlagen sich die Messgeräte von Garmin und Labradar hinsichtlich Messgenauigkeit und Bedienbarkeit.

Test & Technik

Smith & Wesson M 610, 10 mm Auto: 8

Zwei S & W-Revolver mit dem wuchtigen N-Rahmen im Ballistikvergleich.

Daniel Defense H9, 9 mm Luger: 16

Die Daniel H9 zeichnen einige ungewöhnliche Eigenheiten aus.

Grand Power Stribog, 9 mm Luger: 22

Der halbautomatische Karabiner im Praxistest auf 25 und 50 Meter.

P.E.A.C.E ORS-1 Forest, .308 Winchester: 30

Das „Optimized Ri e System“ mit 700er Footprint, Laufwechsel-Option und mehr...

Extrakompakte

Radar-v0-Messgeräte: 36

Die Radar-Geschwindigkeitsmesser von Labradar und Garmin im Test.

Hightech-Tarnung

für Mensch und Gerät: 42

So funktioniert moderne Tarnung, hier mittels Ausrüstung der Firma Saro GmbH.

Vor Ort

Zoli Cup 2025: 46

Frankonia und Zoli zelebrierten die 50-jährige Kooperation im Wettbewerb.

Oberland Arms Convention: 50

Die 4. Hausmesse von OA zog erneut viele Besucher nach Hugl ng.

Recht & Ordnung

Rechtsterrorismus: 52

Das Niveau von Training und Bewaffnung Rechtsradikaler wird unterschätzt.

Künstliche Intelligenz: 56

Bei Waffenbehörden unre ektiert und undokumentiert benutzt hat das Risiken.

Sammeln & Selbermachen

Anti Garotte-Pistole: 78

Wie man sich einst gegen den Würger von London schützte – Blick auf eine Rarität.

455er Webley-Dienstrevolver: 84

Die britischen Kipplauf-Dienstrevolver des großen Kalibers im Überblick.

Geschichte & Geschichten

Eine Rarität aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges.

Kompakte taktische EDC Lampe mit 1300 Lumen Weißlicht

Zwei S & W-Revolver Kaliber 10 mm Auto im Test:

Pistolenpatronen aus Revolvern zu schießen, ist seit gut 100 Jahren gängige Praxis. Im Ersten Weltkrieg als Notbehelf begonnen, etablierte sich diese Idee für zivile Nutzer und findet im potenten Kaliber 10 mm Auto eine Fortsetzung. Die Testergebnisse stehen hier:

Dual UsE!

Daniel H9 Kaliber 9 mm Luger im Test:

Plastikfrei

Die Daniel H9 von Daniel Defense kann als Ganzmetallpistole bezeichnet werden. Sie hat ein Aluminium-Griffstück. Damit sticht sie aus der Masse der meist mit PolymerGriffstück gefertigten SchlagbolzenschlossPistolen heraus. Was sonst noch beim Test herauskam, steht hier:

Hin und wieder entscheidet sich ein Hersteller, „ seine “ Schlagbolzenschloss-Pistole nicht ausschließlich mit einem Polymer-Griffstück zu fertigen. Seit einiger Zeit finden sich Varianten mit Stahl-Griffstück, wie die Canik Rival, die Walther PDP Steel Frame oder Black Ribbon. Mancher Hersteller setzt aber statt auf Stahl auf Aluminium. So die weltweit bekannte Firma Smith & Wesson mit den Ablegern ihrer Polymer-Modellreihe M & P9 M2.0. Auch weniger bekannte Firmen waren dabei, wie Arsenal Firearms, die ihre Strike One schon vor über zehn Jahren mit einem AluminiumGriffstück auslieferte. Um 2017 kam auf dem US-Markt eine Hudson H9 zum Vorschein, welche mit dem kaum bekannten Hersteller aber bald wieder vom Markt verschwand. Daniel Defense übernahm das Geschäft und stellt nun eine stark überarbeitete Version, die Daniel H9, eine mit Alu-Griffstück konfigurierte Pistole vor. So mancher wird sich fragen „ Warum “? Die Antwort lautet schlicht Zielgruppen-Orientierung. Denn der berufl iche Waffenträger setzt seine Pistole kaum ein. Er schleppt sie aber den ganzen Tag, beziehungsweise die ganze Schicht, mit sich herum. Dazu

Fotos: Marcus Heilscher
Daniel H9 von Daniel Defense |

Halbautomatischer Karabiner in 9 mm Luger:

Von der Rolle

Benannt nach dem Windgott der slawischen Mythologie, bietet der slowakische Hersteller Grand Power mit der Stribog eine eigenständige Alternative zu bekannteren Selbstladekarabinern in Pistolenkalibern.

Inspiriert durch einen guten Freund, galt es zunächst, sich auf die Suche nach einem Grand Power-Händler zu machen. Der slowakische Hersteller von Feuerwaffen soll einen Pistol Caliber Carbine (PCC) mit Rollenverschluss anbieten. Die Erfahrungen mit ähnlichen Verschlusssystemen, wie zum Beispiel in der SP5 von Heckler und Koch verbaut, waren sehr positiv und damit der ausschlaggebende Punkt, diesem Thema entsprechenden Raum zu geben. Kleiner Spoiler: Die Zeit hat sich mehr als gelohnt!

Grand Power:

auch den zivilen Markt. Nachfolgend soll der Fokus auf dem Modell Stribog RSR German Edition liegen, welches auch eine Freigabe des BKA zum sportlichen Schießen erhalten hat. Damit wird das Modell für viele Schützen auch in Deutschland eine interessante Alternative.

Bedienelemente und Schäftung:

Das slowakische Unternehmen Grand Power befindet sich etwa zwischen Krakau (Polen) und Bratislava in der Slowakei und beschäftigt heute rund 80 Angestellte. Der Fertigungsgrad der hergestellten Waffen ist sehr hoch und nur wenige Teile kommen von Subunternehmen oder Zulieferern. Das garantiert eine präzise Produktion mit nur geringen Toleranzen, wie sich später herausstellen sollte. Mit einem durchschnittlichen Ausstoß von 2000 Waffen im Monat ein etabliertes Unternehmen, insbesondere durch den Export in die USA. Grand Power offeriert ein umfangreiches Portfolio von Kurz- und Langwaffen für den militärischen wie

gute Dienste leistet. Zum Anbau von

Die Grand Power Stribog RSR ist erhältlich in den Laufl ängen 10“, 13“ und 16“ und in den Kalibern 9 mm Luger, 10 mm Auto und in .45 ACP. Das Design und Erscheinungsbild der Testwaffe hat auf dem Schießstand zu Beginn etwas polarisiert, unterscheidet es sich doch deutlich von den bekannteren AR-15/ AR-9 oder einer Beretta CX4 Storm – für Freunde des nicht Alltäglichen dennoch eine durchaus ernstzunehmende Option. Um die Zulassung zum sportlichen Schießen durch das Bundeskriminalamt (BKA) zu bekommen, wurde der ursprünglich vorgesehene Handschutz durch einen geschlossenen achteckigen Vorderschaft ersetzt. Die Mündung des 10“-Laufes der Testwaffe ziert ein Kompensator, der in der Praxis sehr gute Dienste leistet. Zum Anbau von Optiken und weiterem Zubehör befindet sich auf 12 Uhr eine 200 mm lange und auf 6 Uhr eine 50 mm lange PicatinnySchiene. Hier hat der Besitzer jedoch darauf zu achten, dass Anbauteile die BKA-Freigabe zum sportlichen Schießen nicht wieder aufheben.

Grundsätzlich ist die Grand Power Stribog RSR für Rechts- und Linksschützen ausgelegt.

Fotos: MarcusHeilscher,

Die ORS-1 Forest von P.E.A.C.E. in der Praxis:

Eine junge Firma, die sich mit dem Bau von Jagd- und Sportgewehren nach neuester Technik befasst, diese aber mit einem alten Maßstandard kombiniert – was dabei herauskommt, das wissen Sie, wenn Sie den Test gelesen haben.

Jung trifft Alt

Repetierbüchse P.E.A.C.E. ORS-1

Die P.E.A.C.E. ORS-1 Forest mit dem zum Test montierten Zubehör: ein Schmidt & Bender-ZF 6 -35 x 56 PM II High Performance und eine Mündungsbremse Hunter Competition Brake.

Jakob Eckmayr ist Geschäftsführer der 2023 gegründeten

P.E.A.C.E GmbH aus Österreich; „P.E.A.C.E“ ist die Abkürzung für „Precision Engineered Arms and Clever Equipment”. Auf der IWA 2025 trafen wir Eckmayr an seinem Stand in der Newcomer-Zone und uns ge el, was er vorstellte. So hieß es zu warten, bis sie zum Test kam, eine Repetierbüchse des Typs ORS-1.

Was dahinter steckt:

„ORS“ steht für „Optimized Ri e System“ und P.E.A.C.E. präsentiert damit „das weltweit erste kommerziell erhältliche Multikaliber-System mit Remington 700-Footprint und Stahlsystem“, so die Eigendarstellung. Demnach soll sich der jeweils eingesetzte Lauf durch einen in einem anderen Kaliber und / oder einer anderen Länge binnen einer halben Minute

wiederholgenau wechseln lassen. All das ist nicht nur auf Qualität, Stabilität und Modularität ausgelegt, sondern folgt auch dem branchenweit etablierten Standard von Remingtons 1962 eingeführtem 700er System. Mit diesem „Footprint“ bieten sich tausendundeine Möglichkeiten, um sich auf dem Zubehörmarkt auszutoben. Die Kombination dieses alten Maßstandards mit brandneuen Technikelementen versetzt P.E.A.C.E. in die Lage, einiges zur ORS-1 anzubieten: So kann man das System für 1599 Euro oder eine „Barreled Action“ (= Baugruppe Lauf-System-Abzug) für 2899 Euro kaufen. Es gibt zum 700er System kompatible Schäfte des Typs Ergonomic Hunting Stock (EHS) 700-SA sowie ein Kaliber-Kit aus Lauf und Verschluss. An Komplettlösungen kommen von P.E.A.C.E. derzeit die ORS-1-Gewehrvarianten: (= Baugruppe Lauf-Sys-

Links der Schlosshalter in Form einer kleinen Federtaste. Ob die Waffe gespannt ist, lässt sich dank der Schlagbolzenfahne gut fühlen und dank der roten Farbe klar sehen. Rechts der Hebel der Zwei-Stellungs-Sicherung.

Der Drei-Warzen-Verschluss das ORS-1 Forest hat einen Öffnungswinkel von 60 Grad. Das sehr gut verarbeitete Metalleinsteckmagazin fasst vier Patronen.

Die mittlere der drei Schrauben vorn links unter der Pica Rail ist der Kopf einer Spreizwelle und die ist entscheidend beim Lauf-/Kaliberwechsel.

Fotos: Carola Rathjens

Radargeräte zur Messung der Geschossgeschwindigkeit:

Bis vor einigen Jahren regierten Lichtschranken-Messgeräte zum Ermitteln der Mündungsgeschwindigkeiten von Geschossen unangefochten. Es geht aber auch mit moderner, handlicherer Radar-Technik. VISIER fühlte zwei Radar-Messgeräten auf den Zahn.

Damit die Radargeräte die Mündungsgeschwindigkeit v0 richtig berechnen können, müssen diese nach Herstellerangaben seitlich versetzt hinter der Mündung positioniert werden. Die Abstände betragen je nach Radar zwischen 10 und 50 cm.

Nützliche Kleinigkeiten

Wer sich mit den Ballistik-Daten der Munitionshersteller als ambitionierter Schütze nicht zufrieden geben möchte oder kann, dem stehen Geräte zur Messung der Geschossgeschwindigkeit zur Verfügung. Die gebräuchlichsten Geräte sind die sogenannten Lichtschranken. Diese haben zwei in einem bestimmten Abstand zueinander fest montierte Lichtschranken. Beim Passieren der ersten Licht-

schranke wirft das Geschoss einen Schatten, der von einem Sensor registriert wird. Dasselbe passiert bei der zweiten Lichtschranke. Gemessen wird die Zeit zwischen beiden Signalen. Über den fest definierten Abstand lässt sich dann mit der Formel v = s/t (also: Die Ge-

schwindigkeit in m/s ist gleich der Weg in Meter durch die Zeit in Sekunden) die Geschossgeschwindigkeit im Bereich der Lichtschranke errechnen. Diese Geräte sind meist für deutlich unter 1000 Euro erhältlich, aber auch umständlich. Für den Betrieb wird meist ein Stativ benötigt, welches zwischen zwei und fünf Meter vor der Mündung aufgebaut und ausgerichtet werden muss. Auch ist der Durchschussbereich

Kleinigkeiten

der Lichtschranken meist nicht größer als ein DIN-A4 Blatt. Im offenen und unebenen Gelände meist nicht ganz einfach. Auch kann künstliches Licht wie von Neonröhren in Indoor-Schießanlagen bei einigen Geräten zu Fehlmessungen oder gar keinen Messungen führen. Die meisten Hersteller geben für ihre Geräte eine Messgenauigkeit von einem Prozent des tatsächlichen Messwertes an. Bei einem 800 m/s schnellen Ge-

schoss liegt das Gerät mit einer Anzeige von 792 m/s bis 808 m/s somit in der Messtoleranz.

Seit einigen Jahren bietet der Markt auch Geräte, die mittels Radartechnologie die Geschossgeschwindigkeit messen. Das bekannteste dürfte dabei das Labradar sein. Dieses Gerät misst dabei nicht nur die Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses, sondern auch je nach

Messbedingungen, Kaliber und Geschossheckform auch eine Flugstrecke bis zirka 50 oder gar 100 Meter Flugstrecke. Da sich das Labradar großer Beliebtheit unter Long Range-Schützen erfreute, wundert es nicht, dass in den letzten zwei Jahren mehrere andere Anbieter hinzukamen. Der nachfolgende Artikel stellt zwei neuere Geräte, das Garmin Xero C1 Pro und das Labradar LX vor. Obwohl diese beiden Geräte wie auch das

Fotos: Christopher Hocke

Tarnsysteme für jeden Zweck:

Gut getarnt ist

Glaubt man der Mythologie, trugen schon Perseus, Hades und Hermes Tarnhelme oder -kappen, die sie unsichtbar machten. Harry Potter gönnte sich gar gleich einen ganzen Tarnanzug. Die deutsche Saro GmbH schafft mit Ghosthood Realitäten: Sie entwickelt besonders ef ziente Tarnsysteme für Militär und Jagd.

Tier

in

Mit Ghosthood-Tarnanzügen bekleidetes Binom aus Spotter und Scharfschütze im Trainingseinsatz.

Der Russland-Ukraine-Krieg führt vor Augen: Drohnen dominieren den modernen Kampf. Daher ist die ef ziente Tarnung von Mensch und Gerät eminent – gegen visuelles Ausspähen ebenso wie gegen technologische Aufklärung mithilfe von Infrarotkameras, Nachtsichtgeräten und anderen spektral arbeitenden Geräten. Das weiß auch Matthias Bürgin, Ex-Fallschirmjäger sowie Gründer und Geschäftsführer der Saro GmbH im Baden-Württembergischen Haigerloch. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten intensiv mit der Funktionsweise guter Tarnung. Unter dem Markenlabel „ Ghosthood “ produziert und vertreibt sein Unternehmen multifunktionale und besonders wirkungsvolle Tarnlösungen – für behördliche Pro s von Polizei, Grenzschutz und Armee ebenso wie für zivile Nutzer wie Jäger und Tierfotografen.

Ist das Hirn überfordert, versagt das Sehvermögen: In seiner aktiven Militärzeit ebenso wie bei der privaten Entwicklungsarbeit hat Matthias Bürgin eines gelernt: Klassische Flecktarnmuster und computergestütztes Designen allein sind nicht genug. Er sagt: „ Man muss sich die Natur zum Vorbild nehmen. Man muss wissen, wie visuelles Sehen funktioniert. Basierend auf beiden Faktoren muss man dann Lösungen erarbeiten, mit deren Hilfe es gelingt, das Hirn zu täuschen und so das Sehvermögen von

Für Mensch und
nur schwer zu erkennen ist diese komplett
Ghosthood-Tarnkleidung gehüllte Person.

halb gewonnen

Mensch oder Tier zu überlisten“. Das Resultat seiner von 1992 bis 2017 dauernden Anstrengungen heisst „ conCAMO “. Das Kunstwort steht für „ CONfusion “ und „ CAMOuflage “ und beruht auf Erkenntnissen der Wahrnehmungspsychologie. In der Theorie klingt das zugrundeliegende Prinzip bestechend einfach. Hinsichtlich der technischen Realisierung ist conCAMO indes hochkomplex. Das in Europa produzierte 3D-Tarngewebe „ überlastet “ das Gehirn des Betrachters so stark, dass dessen Unterbewusstsein das getarnte Objekt als natürliche Form wahrnimmt – und dieses daher als dem Hintergrund zugehörig taxiert. Geschieht dies, gibt das Gehirn die Information „ Ich erkenne etwas, das dort nicht hingehört “ nur stark verzögert oder gar nicht an das Bewusstsein weiter. Die Folge: Der getarnte Gegenstand wird nicht bewusst wahrgenommen – also schlichtweg „ übersehen “.

Hightech-3D-Textilien und Spezialfarben:

Realisiert wird dieser Effekt mithilfe eines aus 3D-Elementen komponierten Gewebes, bedruckt mit acht Farben auf bis zu 25 Ebenen. Je nach Einsatzzweck und Anwenderpro l werden dabei NIRneutrale Farben verwendet (Zivilnutzung) oder auch solche, die gegen multispektrale Aufklärung (UV, NIR, SWIR und FIR) schützen (Ultraviolette Strahlung, Nahinfrarot, „ Short Wave Infra Red, „ Far Infrared Rays “). So ist mit conCAMO-Tarnsystemen nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht eine besonders ef ziente Tarnung gegen nahezu jede Art von Aufklärung erreichbar. Ebenso wichtig für hohe Einsatztauglichkeit ist die Tatsache, dass die Tarn-

systeme enorm robust und widerstandsfähig, dabei aber dennoch leicht, atmungsaktiv und klein zusammenpackbar konstruiert sind. Im Idealfall sind sie überdies, soweit möglich, multifunktional nutzbar.

Systeme für Geräte und Anlagen: Im Segment Objekttarnung sticht die „ Firing Position “ ins Auge. Das mit Netzfenster ausgerüstete, multispektral schützende Tarnsystem eignet sich für großkalibrige Waffensysteme wie die Panzerabwehr-Lenkwaffen der Bundeswehr. Einem großen Tarnnetz gleich schützt es ef zient gegen boden- und luftgestützte Aufklärung. P f g ist, dass das Netzfenster beim Ausspähen und Anvisieren potenzieller Ziele geschlossen bleiben kann. Einzig zum Feuern muss es kurzzeitig vom Hilfsschützen geöffnet werden. Zur Nachverfolgung des abgefeuerten Wirkkörpers kann es bereits wieder geschlossen sein – zugunsten optimaler Tarnwirkung. Auch für Radaranlagen, Präzisionsschützen-Stellungen, Aufklärungseinheiten, dreibeingestützte Systeme und mehr bietet Ghosthood Tarnnetze an. Diese hängen – dank des ausgeklügelten Designs der 3D-Elemente – beim Anbringen kaum jemals ein. Laut Hersteller sind sie von nur zwei Personen in Sekunden durch Überwerfen platziert – und können im Alleingang abgezogen und gepackt werden. Erhältlich sind Ghosthood-Tarnnetze als Standard- oder Ultralight-Variante sowie als reversible Version. Bei Letzterer sind die beiden Seiten jeweils unterschiedlich gefärbt (etwa Grün und Braun oder Urban und Beige), was die Anwendung vielseitiger und die Beschaffung ökonomischer macht.

Natürlich fertigt Ghosthood auch Tarnkleidung für den Winter an.

Systeme für Fahrzeuge: Für eine Vielzahl von Fahrzeugen, vom leichten Luftlandefahrzeug Caracal der Bundeswehr über klassische Geländefahrzeuge bis zum 4x4-Quad, entwickelt Ghosthood maßgeschneiderte Tarnsysteme.

Ghosthood, Insta: spieldraussen

50 Jahre Kooperation Frankonia – Antonio Zoli:

„Zum 50.“

Das Handelsunternehmen Frankonia und die italienische Waffenschmiede Zoli arbeiten bereits seit einem halben Jahrhundert erfolgreich zusammen.

Fünf Jahrzehnte sind ein stolzer Zeitraum für eine erfolgreiche und kontinuierliche Handelsbeziehung, wie sie Antonio Zoli und Frankonia p egen. Das runde Jubiläum feierten die beiden Firmen mit einem zweitägigen Wettkampf im hessischen Bad Arolsen. Das war natürlich nicht alles: Für den Freitag vor dem Wettkampf-Wochenende konnte man sich für einen Ausbildungs-Schnupperkurs beim englischen Top-Schützen und -Trainer Matt Hance anmelden. Zudem hatte man Gelegenheit, im Zoli-Pavillon allerlei Flinten des italienischen Unternehmens zu begutachten. Und ausprobieren konnte man sie auf dem Schießstand auch – übrigens ganz ohne Wettkampf. Catering? Eine Verlosung? Na klar, das gehört für solch einen Tag

Pulverdampf in Bad Arolsen: Im Bild links führt Spitzen-Schütze Matt Hance die Flinte über den Parcours. Neben dem zweitägigen Parcours-Wettkampf konnte man diverse Zoli-Modelle als interessierter Schütze oder Jäger auch einfach so nach Herzenslust erproben.

Zoli-Team-Schützin Shari Roske ... ... und ihre Team-Kollegin Sabine Schermaul.

einfach mit dazu. Und wer bereits mit einer Zoli-Flinte im Gepäck anreiste: Die Büchsenmacher boten in ihrer mobilen Werkstatt kostenlosen Service für die Flinten an.

Der Wettbewerb:

Anfang August sammelten sich knapp 100 Schützen aus sechs Nationen in Bad Arolsen für einen Tontauben-Wettkampf der Extraklasse. Über zwei Tage hinweg galt es, insgesamt 200 Wurfscheiben zu treffen. Die Schießanlage in Bad Arolsen ermöglicht fordernde JagdparcoursFlintenwettkämpfe nach internationalen Regularien, diese Schießsportart gehört für viele Schützen zu den Königsdisziplinen unter den WurfscheibenMatches. Denn anders als bei Trap und

Skeet sollen die beweglichen Ziele die Realitäten und Unwägbarkeiten der Jagd mit Schrot widerspiegeln. Da iegen die Scheiben schon einmal über Kopf und auch das Gelände spielt hier eine große Rolle. Beim Terrain kann und soll es deutliche Unterschiede zwischen den Standorten der Schützen und den Höhen geben, auf denen die Wurfscheibenanlagen jeweils stehen. Darüber hinaus spielt der natürliche Bewuchs eine große Rolle. Bei olympischen Disziplinen ist das anders: Dort gewinnen freilich auch immer nur die treffsichersten Schützen, aber die Konzeption der Schießstätten ist für Trap und Skeet halt international sehr klar reglementiert, um eine Vergleichbarkeit herzustellen: Beim Trap iegen die Scheiben stets aus

dem Bunker von den Schützen weg, beim Skeet hingegen kommen sie in klarer Folge in Querfahrt zum Schützen aus „ Hochhaus “ und „Tiefhaus “. Beim ZoliCup orientierte man sich zu großen Teilen am Regelwerk des Schießsportverbandes Fédération Internationale de Tir aux Armes Sportives de Chasse (FITASC).

Die Zoli-Flinte:

Das gemeinsame Jubiläum nehmen Frankonia und Zoli zum Anlass, ein entsprechendes Sondermodell zu lancieren, dies in Form einer Sport inte. Und da es bei Zoli sportliche Wettkampf inten unter der Bezeichnung „ Z-Gun “ gibt, lag der Name für die gemeinsame Sonderedition auf der Hand. Die anlässlich der 50-jährigen Zusammenarbeit auf Kiel gelegte

4.

Hausmesse von Oberland Arms:

Wenn irgendwas öfter als dreimal mit großem Erfolg statt ndet, darf man dann schon von Tradition reden? Wir nden ja, auf jeden Fall! Matthias Hainich von Oberland Arms (www.oberlandarms.com) lud also „ traditionell “ auch in diesem Jahr wieder zu seiner Hausmesse auf das Firmengelände im oberbayrischen Hugl ng ein. Am 12. und 13. Juli besuchten 1300 Interessierte die Stände. Feines Wetter und die hervorragende Organisation taten das Ihre für die gute Stimmung.

Der Stand von Oberland Arms an der Stirnseite der Halle zog sofort die Blicke

auf sich. Kein Wunder bei der Fülle aus (teils recht bunten) Schönheiten, die es dort zu bestaunen gab. Hainich teilte mit, dass sowohl er als auch seine Mitarbeiter nun auf die im letzten Jahr angeschaffte Cerakote-Beschichtungsanlage angelernt und zerti ziert wurden. Was an individuellen Farben möglich ist, zeigte Cerakote Deutschland / PBN CoatingsGmbH gleich nebenan (www.pbn coatings.de). Neben dem Glock Custom Shop bietet OA nun auch sein Know-how für die Veredelung von Walther-Pistolen an. Was auf dem Glock-Sektor alles möglich ist? Zum Beispiel eine 19x mit dem neuen Aimpoint COA. Die gibt es eigent-

An den beiden Messetagen strömten 1300 Besucher zur diesjährigen OA Convention nach Huglfi ng.

4 gewinnt

lich nicht, aber, hier wurde aus einer Glock 45 COA eine 19x gezaubert und dann noch überarbeitet: in 19X „ Coyote “ beschichtetes Griffstück, Cerakote-beschichteter Verschluss im „ 19x Look “, getunter Performance Trigger, PVDLaufbeschichtung, gebrochene Kanten. Eine kleine Europa-Premiere: Glock-Abzüge von Trigger Tec, einstellbar zwischen 1200 und 1800 g. Ab Oktober zu haben: Das Sharp II, ein KurzwaffenRed Dot ähnlich dem Aimpoint Acro. Dazu offeriert OA eine eigene Montage in drei unterschiedlichen Höhen. Sehr praktisch, dass man von Dot zu Kreis umschalten kann und dass der Kreis nur

Entdecken Sie jede Menge Lesestoff im VS Medien Shop! Buch-Shop

Die komplette Auswahl von über 200 Büchern zu verschiedensten Themen wie Messer, Jagd, Militärgeschichte, Waffengeschichte, Survival und sehr viel mehr finden Sie im VS Medien-Shop.

Schauen Sie vorbei, stöbern Sie im großen Angebot und bestellen bequem vom Sofa aus.

Hier bestellen Sie: Hier geht’s zum Shop: +49 (0)2604 / 944 64-10 oder / 944 64-13 shop@vsmedien.de www.visier.de www.vsmedien-shop.de

Anti Garrotte Pistol von Henry Ball:

Raubüberfälle im Nebel des nächtlichen Londons sorgten zu Zeiten von Queen Victoria für viel Aufregung. Flugs kam die Frage auf, wie man sich gegen die Räubereien schützen konnte.

Da schuf ein Erfinder eine spezielle Schussvorrichtung –heute gilt das Gerät im Feld der Kombinationswaffen als waffentechnische Rarität.

RückenVersicherung

Schießende Kugelschreiber, raketenbestückte Kassettenrekorder oder aus allen Rohren feuernde Fahrzeuge: Klar, hinter all dem steckt Q, der geniale Waffenmeister von James Bond. Nun sind die Romane und Filme um den britischen Agenten 007 Fiktion, aber gilt das auch für solche Waffen an sich? Mitnichten. Schon gut ein halbes Jahrtausend zuvor befassten sich Tüftler mit dem, was die Fachwelt als Kombinationswaffen kennt und was die Ver-

eld bis hin zu den Geldbörsen-Pistolen des Magdeburgers Otto Frankenau. Es kamen feuerkräftige Pfeifen, Schreibstifte und Taschenuhren. Natürlich erstreckte sich das auch auf Kleidung, etwa die in Hut oder Helm integrierte Kanone des Amerikaners Albert Pratt, die am Unterarm unter dem Hemdärmel getragene Pistole von Elek Juhasz oder die diversen Vorrichtungen, bei denen sich Schusswaffen an Koppel oder Gürtel befanden. So ließ sich Louis Mar-

durch den Ärmel zur Hand des Trägers, so dass der selbst bei erhobenen Händen noch feuern konnte. Ob nun Hut, Ärmel oder Gürtel, all das schoss nach vorn. Wie aber, wenn der Schuss mal absichtlich nach hinten losgehen sollte? Genau solch eine Vorrichtung ersann der Engländer Henry Ball. Und dafür gab es einen triftigen Grund.

Die Garrotte:

Gegen solche Raubüberfälle sollte Henry Balls Vorrichtung schützen.

den .

bindung einer Schusswaffe mit einem anderen Gegenstand bezeichnet: „Der Gedanke, Feuerwaffen mit Hieb- und Stichwaffen zu versehen, entstand schon im frühesten Stadium der Entwicklung [...] Wahrscheinlich begannen diese Experimente schon bald nach dem Erscheinen der ersten primitiven Handkanonen“, so Harold L. Peterson und Robert Elman in „The Great Guns“. Als Folge ersann man alles nur Vorstellbare rund um Feuerwaffen. Es gab Streitkolben mit integriertem Pistolenlauf-Quartett, schießende Schilde oder die Verbindung von Dolchen und Messern mit Schusswaffen. In Peitschenstielen, Gehstöcken, Regenschirmen, Steigbügeln und Tischbestecken integrierte man derlei ebenso. Und in der Mitte des 17. Jahrhunderts besaß Francesco Morosini, ein venezianischer Kriegsheld und 108. Doge der schwimmenden Stadt, sogar ein Gebetbuch mit einer Schusswaffe darin. Was schon zeigt, dass viele Kombinationswaffen nicht klobig aus elen: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entstand alles vom schießenden Klappmesser à la Unwin & Rodgers aus Shef-

quis jr. aus Wuppertal-Elberfeld ein als Trommelrevolver ausgebildetes Koppelschloss am 7. März 1934 unter dem Deutschen Reichspatent Nr. 608227 schützen. Vom Konzept her ähnlich war das, was deutsche Soldaten bei einem britischen Agenten fanden: Eine Colt M 1903, die in einer Klemme am Gürtel saß. Ein Bowden-Zug lief vom Abzug Trommelrevolver ausgebildetes Koppelbritischen Agenten fanden: Eine Colt

Raubüberfälle gibt es seit jeher, nur Ausführung und Wirkung auf die Betroffenen unterscheiden sich. Die Spanne reicht von körperlicher Unversehrtheit bis zum Tod. Immer aber vorhanden ist der psychologische Aspekt, der Opfer oft lebenslang verfolgt. Und der kann auch bei nicht direkt Betroffenen zu Hysterie und Panik führen – wie gleich zu sehen, passierte das im London des 19. Jahrhunderts. Nun zählten damals in den schnell wachsenden Metropolen Raubdelikte zum Alltag, allen harten Strafen zum Trotz. Wenn überhaupt vorhanden, war die Polizei inef zient, korrupt und unterbesetzt – man konnte sich nicht auf sie verlassen. Wer es erübrigen konnte, führte eine Waffe. Meist waren dies betuchte Bürger. Denn sie waren die bevorzugten Opfer, bei Arbeitern und Bauern gab es meist nichts zu holen. So boomte in der Zeit vor Einführung respektive Verschärfung von Waffengesetzen der Markt für Stockdegen und Taschenwaffen. Die nützten allenfalls etwas, wenn man von vorn

Die Anti Garrotting Pistol von Henry Ball: Man sieht die Trägerplatte mit Gürtelhälften, Lauf, Hahn und Auslösemechanik samt Seilzug, im Vordergrund der daran befestigte Abzugsknopf.

Webley Mark I bis Mark VI:

Kipp-Lader

Wer mit Blick auf Griffformen und Verschlussmechanismen von Vogelköpfen und Steigbügeln redet, der befasst sich mit britischen Ordonnanz-Revolvern, genauer: mit den Kipplauf-Hinterladern der Marke Webley. Hier der Überblick über das Sammelfeld der Modelle im Kaliber .455.

Beim Thema „Revolver“ ist der Verweis auf die USA nicht weit, seit jeher gilt das Land der Freien und die Heimat der Tapferen als das Refugium des Kurzwaffentyps mit Trommelmagazin. Blickt man aber auf die Historie speziell der Militärrevolver, zeigt sich, dass Europa das größte Portfolio an eigenständig entwickelten Modellen hat. Und keine Region bietet solch eine Auswahl wie Großbritannien. Hier stammten die Revolver von privaten Herstellern wie Adams, Tranter und Webley ebenso wie aus der staatlichen Waffenfabrik Royal Arms Factory in En eld Lock. Die einzelnen Modellreihen unterteilen sich nach mit römischen Ziffern belegten Typenbezeichnungen, englisch „Mark“ (kurz: „Mk“ ). Alles in allem kamen die Briten auf knapp 50 Revolvertypen – allein in der Armee, die Marine erhielten großteils dieselben Modelle, aber mit anderen Stempeln. Gemeinsames Merkmal: Diese britischen Ordonnanzmodelle zeigten sich auch in Kriegszeiten und unter den Bedingungen der Massenproduktion von bemerkenswerter Fertigungsgüte. Im Sammelfeld dieser „Rotationspistolen“ genießt eine Gruppe einen besonderen Stellenwert, nämlich diejenigen der Firma Webley. Hier der Blick auf die Militärmodelle im Kaliber .455.

Als Webleys erstes Modell angenommen wurde, führten britische Mannschaften und Unterof ziere an Kurzwaffen vor al-

lem Adams-Revolver im Kaliber .450 und die seit 1880 ausgegebenen En eld-Revolver Mark I und Mark II in .476. Ofziere durften (oder mussten) sich ihre Kurzwaffen via Regierungszuschuss selbst kaufen, sofern diese Waffen für die allgemeine Dienstmunition eingerichtet waren. Nun stand das Empire gegen Ende des 19. Jahrhunderts ständig in allerlei Kon ikten, namentlich in den Kolonien. Als Folge wuchsen die Anforderungen an Hand- und Faustfeuerwaffen. So wurde im November 1887 und damit wenige Jahre nach Einführung von Eneld Mk I und II ein neuer Revolver of ziell angenommen, nämlich der Webley Mark I in .455: Zu der Zeit das beste, was Großbritanniens traditionelle Waffenmanufaktur dem Ordnance Department anbieten konnte. Damit begann für die Firma P. Webley & Son das Zeitalter der Massenfertigung sowie ein langes Monopol auf die Bewaffnung der britischen Streitkräfte mit Faustfeuerwaffen, das erst nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Mark VI endete. Stichwort „Monopol“ – das gilt mit Einschränkungen. Die wichtigste: Der enorme Bedarf an Kurzwaffen gerade in den Weltkriegen zwang die Briten zum Kauf diverser anderer Marken, die of ziell eingeführt und in die „List of Changes (LOC)“ aufgenommen wurden, also in ein of zielles Armeeregister für Handfeuerwaffen, derer Änderungen und Zubehör.

Technische Beschreibung: Alle 455er Webley-Ordonnanzrevolver sind Kipp-Lader – weniger salopp gesagt: sechsschüssige Kipplaufrevolver mit selbsttätigem Patronenauswurf. Lauf und Trommel schwenken gemein-

Einer von vielen Webley-Militärrevolvern in .455: ein Mark VI mit Sam Browne-

Fotos: Armin Spickermann, Heinrich E. Harder, Matthias S. Recktenwald, Michael Schippers, Archiv

Haenels vereinfachtes Sturmgewehr:

Auf den letzten

Nachdem sich der von Haenel gebaute Maschinenkarabiner 42(H) gegen das Konkurrenzmodell von Walther durchgesetzt hatte, entstand daraus über mehrere Zwischenstufen das Sturmgewehr 44. Doch die Kriegslage zwang zu weiteren Vereinfachungen. Ein Prototyp dieser Versuche hat bis heute überlebt.

WZweiter Weltkrieg, Ostfront, deutscher Soldat bewaffnet mit StG 44 – mit Blick auf Ablösung dieses Waffentyps war die Haenel-Neuheit konzipiert.

er sich mit der deutschen Entwicklung der für Kurzpatronen eingerichteten vollautomatischen Waffenart beschäftigt, stößt mit Blick auf die Jahre 1943/44 auf ein regelrechtes Tohuwabohu an Bezeichnungen: Zuerst hieß derlei „Maschinenkarabiner“, dann „Maschinenpistole“, um schließlich die Bezeichnung „Sturmgewehr“ zu erhalten – die Gelehrten streiten, wer genau den Begriff erfunden hat, Adolf Hitler oder Erich Jaschke, damals General der Infanterie im Oberkommando des Heeres (OKH). Jedenfalls ordnete im Oktober 1944 ein vom Büro des Generals der Infanterie im OKH gegengestempelter

Haenel-Sturmgewehr 45 | GESCHICHTE & GESCHICHTEN

letzten Drücker

Infanteriebewaffnung den Karabiner 98 k ablösen und die – mit Blick aufs Propa-

gandistische zweifelsohne klangvolle-

re – Benennung „Sturmgewehr 44“ erhalten sollte. Die unter dem Kürzel „StG 44“

bekannte Waffe gilt produktionstechnisch wie konstruktiv als Meilenstein. Was nicht heißt, dass man nicht mit Blick auf die vor allem zum Kriegsende hin notwendige Fertigungsvereinfachung und damit auf den letzten Drücker Verbesserungen vorgenommen hätte – das tat man. Und ein solcher Entwurf kam genau von dort, wo das StG 44 aus der Taufe gehoben worden war: Gemeint ist die Suhler

Kurz vor Kriegsende fertigte Haenel ein stark vereinfachtes Sturmgewehr für die Kurzpatrone. Das einzige bekannte Stück kam als Beute in die USA.

kurist wie Konstrukteur dominierende Persönlichkeit, Hugo Schmeisser (1884-

gann Hugo Schmeisser Anfang 1939 mit dem Design der neuen Waffe. Gleichzei-

1953). Ein auf Basis des optimierten typ blieb erhalten. Jedoch lassen sich sein Werdegang und seine Technik nur nachvollziehen, wenn man die Karriere des StG 44 mit berücksichtigt.

Die Vorgeschichte:

Im Mai 1938 erhielt die Firma Haenel den of ziellen Auftrag zur Entwicklung einer automatischen Waffe im Kaliber 7,92 mm für Einzel- und Dauerfeuer bis 800 m. Nach einigem Hin und Her sowie mehr-

tig bekam mit der Magdeburger Polte

Haenel-Entwurfs entstandener Proto- Armaturen- und Maschinenfabrik OHG

einer der damals weltgrößten Munitionsfabrikanten die Order zur Entwicklung einer Kurzpatrone im Kaliber 7,92 x 33 mm, erste Muster davon erhielt Haenel Ende 1939. Die ersten beiden Prototypen seiner automatischen Waffe stellte Schmeisser 1940 fertig. Zwar waren sie noch spanabhebend hergestellt, aber bereits ausgerichtet auf Blechprägefertigung. Diese Aufgabe el den Merz-Werken in Frankfurt-Rödelheim zu.

Fotos: Alex MacKenzie, Springfi eld Armory NHS Museum, Michael Heidler, Archiv

T1x ACE TARGET

DEFINIEREN SIE GENAUIGKEIT NEU

Unerreichte Präzision und Zuverlässigkeit.

Mit fortschrittlicher Technik, anpassbaren Features und ergonomischem Design bietet sie sowohl Anfängern als auch Profischützen außergewöhnliche Präzision. Perfekt, um Ihre Fähigkeiten zu verbessern und jeden Schuss zu meistern.

Die T1x bietet eine kostene ziente Plattform fürTraining undWettkämpfe – mit ähnlichen Merkmalen wie die T3x Ace Target.

Modulares Chassis für vielseitige Anpassungen und hohe Flexibilität.

Ergonomisches Design sorgt für Komfort und präzise Kontrolle.

45-Grad-Verschlusswinkel für schnelles und reibungsloses Repetieren.

Generalimporteur Schweiz: OUTDOOR ENTERPRISE SA 6534 San Vittore info@outdoor-enterprise.ch www.outdoor-enterprise.ch

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.