„Gipfelsieg ist Lohn für die Mühen“

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GIPFELSTÜRMER

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NEUE MITTWOCH, 17. SEPTEMBER 2014

„Gipfelsieg ist Lohn für die Mühen“ Markus Wallner, Landeshauptmann und Spitzenkandidat der ÖVP, ist passionierter Bergsteiger. Die Drei Schwestern in Frastanz zählen zu den Lieblingsgipfeln des 47-Jährigen.

ergsteigen gehört ja zu Ihren Hobbys. Was bedeutet Ihnen denn ein Gipfelsieg? MARKUS WALLNER: Jeder, der bereits eine Bergtour unternommen hat, weiß, was es bedeutet, den Gipfel zu erreichen. Die ganze Anspannung, die ganze Ungewissheit und auch die Müdigkeit sind wie weggeblasen. Am Gipfel anzukommen ist sicherlich das Ziel jeder Bergtour. Es ist der Lohn aller Mühen und Strapazen. Wer führt am Berg? WALLNER: Das hängt von der Gruppe beziehungsweise der Seilschaft ab. Normalerweise ist es derjenige, der die meiste Erfahrung hat oder der die Tour am besten kennt. Bei einer Seilschaft, in der gleich starke Partner klettern, ist es aber durchaus auch üblich, sich in der Führung abzuwechseln. Jedenfalls ist von allen Teilnehmern höchste Konzentration gefordert. Man kann nie sagen, ob man gezwungen ist, in die Rolle des Führenden zu schlüpfen. Wie viel Demokratie ist erlaubt? WALLNER: Das ist eine gute Frage. Im Prinzip muss auf dem Berg jeder für sich selbst entscheiden, auf was er sich einlässt. Wenn man sich nicht wohl

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Großes Bild: Mit Ehefrau Sonja unterwegs auf Vorarlbergs höchsten Gipfel, den Piz Buin. Bilder rechts: Die Gratüberschreitung Groß Litzner zählt zu den schönsten Klettereien der Silvretta. PRIVAT (3)

fühlt und unsicher ist, ist eine Umkehr oder ein Abbruch oft die richtige Entscheidung. Das verlangt viel Mut und Entschlossenheit, besonders dann, wenn andere die Tour fortsetzen. Bei geführten Touren oder wenn der Partner über weitaus mehr Erfahrung verfügt, ist es für mich recht einfach: Die Entscheidungen des Bergführers sind zu akzeptieren. Mit wem würden Sie am liebsten eine Seilschaft bilden? WALLNER: Seit vielen Jahren gehe ich mit einem sehr guten Freund von mir alljährlich auf eine gemeinsame Skitourenwoche. Wir haben zusammen schon viel erlebt. In der letzten Zeit habe ich in Vorarlberg des

Öfteren anspruchsvolle Touren mit guten Bekannten durchgeführt – sowohl im Sommer als auch im Winter. Für diese Erfahrungen bin ich wirklich sehr dankbar – und es macht vor allem sehr viel Spaß. Wie dünn ist die Luft am Gipfel? WALLNER: Bis jetzt hat die Luft immer noch gereicht. Nur heuer im Winter, auf dem Piz Palü ist das Atmen dann gegen Ende doch etwas schwer gefallen. Folgt auf jeden Aufstieg auch ein Abstieg? WALLNER: Selbstverständlich. Wer rauf will, muss auch wieder runter. Der Aufstieg ist oft erst die halbe Miete. Man muss genügend Reserven haben, um


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Wallner: Gespräche über Koalition schnell starten BREGENZ. Die Schlüsselpro-

wieder heil ins Tal zu kommen. Bei einer gründlichen Tourenplanung muss man das unbedingt berücksichtigen. Wie viel Risiko darf man eingehen? WALLNER: Dafür gibt es kein Patentrezept. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Erfahrung, Können und Kondition sind ausschlaggebende Parameter. Wann muss man umkehren? WALLNER: Die Gründe sind vielseitig. Man muss einerseits auf sich selbst hören, seine Kondition berücksichtigen und seine Ausrüstung kennen. Dann gibt es noch äußere Umstände, die man so gut wie gar nicht beeinflussen kann: Wettersitua-

tion, Steinschlag, Lawinen, andere Gruppen vor der eigenen, etc. Jede Situation ist anders, kein Berg zweimal der gleiche. Entscheidet der Kopf oder das Gefühl? WALLNER: Eine Mischung aus beidem, würde ich sagen. Wenn ich dieses Interview so Revue passieren lassen, würde ich sagen, dass das eine weitere von vielen Parallelen ist, die es offenbar zwischen Bergsteigen und der Politik gibt. Wie viel Glück ist für den Erfolg notwendig? WALLNER: Glück ist wohl immer ein wenig dabei. Aber darauf sollte man sich nicht verlassen. Je besser und gründlicher die Vorbereitung, desto gerin-

ger ist der Anteil des Glücks am Erfolg. Lieber ein Tag am Berg oder ein Tag im Büro? WALLNER: Diese Entscheidung fällt leicht: natürlich ein Tag am Berg. Ihr Lieblingsgipfel und bisher höchstgelegener, erklommener Gipfel? WALLNER: Mein Lieblingsgipfel sind die Drei Schwestern in Frastanz. Der höchstgelegene Gipfel, den ich erfolgreich bestiegen habe, ist der Piz Palü in der Berninagruppe. Lesen Sie morgen das GipfelstürmerInterview mit Michael Ritsch, Spitzenkandidat der Sozialdemokraten.

jekte der vergangenen Legislaturperiode werden auch die Schwerpunkte für die Arbeit nach der Landtagswahl sein, verkündete Landeshauptmann Markus Wallner am Dienstag nach dem Regierungsfoyer. Dazu zählen Vorhaben in Bereichen wie Beschäftigung, Bildung, Pflege, Familienentlastung, Wohnen oder Infrastruktur. „Diese Schwerpunkte sind auch die Basis für ersten Sondierungsgespräche nach der Wahl“, stellte Wallner klar. Wer eine Zusammenarbeit mit der ÖVP wolle, müsse eine Haltung zu diesen Themen haben. Der ÖVP-Parteichef will nach der Landtagswahl am 21. September zügig in die Gespräche mit den anderen Parteien einsteigen. Wallner strebt eine Terminfixierung am Dienstag nach der Wahl an. Die erste Unterredung werde es wie üblich mit der zweitstärksten Fraktion geben. Umfragen und Meinungsforschern zufolge wird die ÖVP nach fünf Jahren Alleinregierung in der nächsten Legislaturperiode auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. FPÖ und Grüne brachten sich bereits in Position, dabei traten auch mögliche Stolpersteine – der „Judensager“ bei der FPÖ, die Verkehrspolitik bei den Grünen – zutage.

267.104 Stimmzettel wurden verschickt BREGENZ. Die Verantwort-

lichen der Landeswahlbehörde haben in den vergangenen Tagen 267.104 Stimmzettel verschickt. Anders als bei den Nationalrats- oder EU-Wahlen liegt der Stimmzettel der Wahlbenachrichtigung bei und sollte mit zur Wahl gebracht werden. Briefwahlunterlagen können noch bis Mittwoch schriftlich beantragt werden. Bisher wurden bereits mehr als 19.000 Unterlagen verschickt.


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