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Management

Futterkosten unter die Lupe nehmen

Franz Strasser ABL, Berater LK-OÖ

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Die aktuell rekordverdächtig hohen Futterkosten lassen keinen Schweinehalter unberührt. Bei Futtereigenversorgung spüren die Schweinehalter das unmittelbar nicht, aber die hohen Sojapreise geben ihnen zu denken. So ist Soja um ca. € 70 / Tonne teurer als ein Jahr zuvor. Daher lohnt es sich jetzt verstärkt, Futterrationen zu überdenken und teure Eiweißquellen und Getreide bzw. Mais sparsam und effizient einzusetzen. Im folgenden Beitrag gibt Franz Strasser ABL, Fachberater der Beratungsstelle für Schweinehalter in Wels, dazu Impulse.

Phasenfütterung - Erkenntnisse aus den Arbeitskreisen

Die Wirkung der Phasenfütterung beruht auf das Absenken des Eiweiß- und Mineralstoffanteils im Laufe der Mast. Laut den Ergebnissen der Betriebszweigauswertung in den Arbeitskreisen Schweinemast spart Phasenfütterung Futterkosten und erhöht die Mastleistung. Ein Großteil der Arbeitskreisbetriebe (79 %) füttert bereits mehrphasig. Nach den Zahlen der Bundesauswertung 2020 stiegen die täglichen Zunahmen bei mehrphasiger Fütterung um 28 g auf 829 g an. Gleichzeitig fiel der durchschnittliche Magerfleischwert leicht um 0,3 % auf 60,5 % ab. An Futterkosten konnte gespart werden. In Summe erhöht sich der DFL/Mastplatz um € 8,90.

Phasenfütterung - warum?

Mit zunehmendem Gewicht der Mastschweine steigt die Futteraufnahme. 64 % des gesamten Futters werden ab einer Lebensmasse von 70 kg gefressen. Gleichzeitig bleibt der tägliche Bedarf an Rohprotein, Aminosäuren und Mineralstoffen ab einer Lebendmasse von 60 kg annähernd gleich. D.h., der Gehalt des Schweinefutters an Rohprotein, Aminosäuren und Mineralstoffen kann im Laufe der Mast abgesenkt werden. Durch die Phasenfütterung kann die Ausscheidung von Phosphor und Stickstoff um bis zu 20 % gesenkt werden. Dies rechtfertigt die Kalkulation von nie-deren N-Anfallswerten in der Gülle. Gerade in Hinblick auf die Erfüllung der nationalen NEC-Richtlinie ist das von entscheidender Bedeutung.

Moderner Breiautomat mit tiefer Fressschale verhindert Futtervergeudung.

© Strasser Wie kann Phasenfütterung umgesetzt werden?

Wer bedarfsgerecht füttert und dabei sparen will, muss im Laufe der Mast einen Rezeptwechsel durchführen. Die Programme der meisten heute gängigen Fütterungscomputer können diese Funktion durchführen. Oft mangelt es in der Praxis aber an der Optimierung der dazugehörigen Abläufe. So scheuen sich viele Schweinemäster davor, dass die Fütterung zwei Mal aufbereitet werden muss. Hoher Stromverbrauch durch lange Fütterungsdauer kann durch geschickte Gestaltung der Aufbereitungs- und Fütterungsfolge verhindert werden. Eine passende Möglichkeit dazu ist, zuerst die gesamte Futtermenge in eiweißarmer Qualität aufzubereiten und den Schweinen über 70 kg zu füttern. Anschließend wird mit Soja, Mineralstoffen und Getreide (als Konzentrat oder Vormischung) zugesetzt und das „eiweißreiche Futter“ für die Schweine bis 70 kg aufgemischt und ausdosiert. Die Methode des Aufmischens kann in ähnlicher Art und Weise bei CCM-Trockenfütterung durchgeführt werden.

Täglich einmal eiweißarmes

Futter verfüttern?

Eine spezielle Fütterungsstrategie sieht nur eine Mahlzeit pro Tag für Schweine ab 70 kg vor bei der der Nährstoffgehalt kräftig abgewertet wird. Bei Sensorfütterung wird der Futterblock am Abend geteilt. Erst werden die Schweine im Gewichtsbereich bis 70 kg mit dem Standardfutter gefüttert. Darauffolgend erhalten die Schweine über 70 kg CCM-reiches, rohprotein- und mineralstoffabgesenktes Futter. Zur Umsetzung muss das Fütterungsprogramm umgestellt werden. Im Stall bei den Schweinen verändert sich optisch nichts, die unterschiedlichen Rationen werden gut aufgenommen, die Tageszunahmen und der Magerfleischanteil bleiben gleich. Mittlerweile sind schon zahlreiche Mäster der Einfachheit halber auf dieses Fütterungssystem umgestiegen. Derzeit gibt es nur positive Erfahrungen.

Auf eine hohe Futterverwertung achten!

Welcher Schweinemäster weiß über die Futterverwertung seiner Schweine Bescheid? Da eine Mengenerfassung der verbrauchten Futtermittel und deren Zuordnung auf die damit produzierte Fleischmenge (in kg) schwierig ist, kennen viele Mäster diesen Faktor nicht.

Die gängigen Fütterungscomputer rechnen die verbrauchten Futtermengen/Ventil mit. Es liegt jetzt an dem Mäster, nach dem Ausstallen eine Boxenbewertung zu machen und die einzelnen Ventile einer Einstallgruppe zusammenzufassen und die dazugehörigen Schlachtgewichte und Erlöse einzutragen. Der Fütterungscomputer rechnet dann die verbrauchten MJ/kg Zuwachs aus. Laut Auswertung der Arbeitskreisdaten liegt der Wert von den 25 % der besten Betriebe bei 36,0 MJ /kg Zuwachs. Umgerechnet auf kg Trockenfutter würde das eine Futterverwertung von 1:2,77 bedeuten.

Wie kann die Futterverwertung erhöht werden?

• Tageszunahmen erhöhen

Bei hohen Tageszunahmen erreichen Mastschweine auch mit weniger Masttagen das erforderliche Schlachtgewicht. Bei durchschnittlich 98 kg Schlachtgewicht ergibt sich eine Aufmast von 90,5 kg. Bei einer Leistungssteigerung von 780 auf 820 g spart man 6 Masttage. Somit spart man auch das Erhaltungsfutter für sechs Tage. Wenn man von einem durchschnittlichen Erhaltungsbedarf von 40 % der Tagesration ausgeht, kann diese verkürzten Mastzeit bei den gegenwärtigen Futterkosten mindestens € 3,50 pro Mastschwein eingesparen. Darüber hinaus ermöglicht die verkürzte Mastdauer mehr Umtriebe und somit eine bessere Auslastung des Mastplatzes.

• Schlachtgewicht nicht übertreiben

Oft wird bei Schlachtgewichten > 100 kg übersehen, welche enormen Futtermengen diese Schweine fressen um noch zu wachsen. Ein Versuch bei hohen Mastendgewichten in der Prüfanstalt Streitdorf macht das deutlich. Obwohl die Zunahmen im Gewichtsabschnitt von 120-130 kg noch über 800 g lagen, verschlechterte sich die Futterverwertung um 0,2 kg. In diesem Versuch brauchte man 3,75 kg Futter für den Zuwachs von 1 kg Lebenstageszunahmen. Ursache dafür ist der hohe Erhaltungsbedarf, der im Gewichtsbereich von 40 kg bei 36 % liegt und bei 120 kg auf 48 % des täglichen Energiebedarfes steigt.

• Nicht mit Futter „heizen“

Um eine gute Futterverwertung zu realisieren muss am Vollspaltenboden für einen durchgewärmten Baukörper und eine Ferkel- einstalltemperatur von > 24°C gesorgt sein. Am Liegeverhalten der Ferkel wird das sofort sichtbar, wenn es den frisch angekommenen Ferkeln in der neuen Umgebung so richtig „taugt“. Sie liegen in Seitenlage verstreut in der Box, haben Appetit und lassen sich das Futter schmecken. Mit einem guten Stallklima über die ganze Mast werden optimale Vorraussetzungen für die Fleischbildung geschaffen. Alte Hasen unter den Schweinemästern sehen zugfreie Luftführung und trockene Spalten als wesentliches Indiz, dass es den Tieren passt. So können sie sich richtig ins Fleisch hineinwachsen.

• Futtervergeudung vermeiden

Bisher haben viele Mäster nach dem Grundsatz gefüttert soviel Futter in die Tiere hineinzubringen wie möglich. Unter den gegenwärtigen Futterpreisen soll aber diese Haltung überdacht werden. Fütterung auf blanken Trog sowohl am Quertrog wie am Sensor bzw. Automat bekommt wieder Bedeutung, da ein gewisser Luxuskonsum etwas Futter vergeudet. Diese Erkenntnisse machten Arbeitskreisbetriebe, die auf Ihrem Betrieb Quertrog und Ad-Libitum-Fütterung am Sensor vergleichen können. Bei Fütterung am Automaten sind auch die Futterverluste rund um den Automaten entscheidend. Das richtige Einstellen des Dosierschiebers erfordert Aufmerksamkeit und Zeit. Es erspart aber oft eine Menge ungenütztem Futter, das durch „verwirsten“ der Ferkel bzw. Schweinen in den Güllekanal landet.

• Auf Phasenfütterung umstellen • Rezepturen optimieren • In der Endmast Eiweiß und Mineralstoffe absenken • Futterverbrauch erfassen und Futterverwertung berechnen • Luxuskonsum an Futter verhindern • Futtervergeudung vermeiden (keine Trogverschmutzung, blanker

Trog, knapp eingestellten Automaten) • Optimales Stallklima, warm, trocken, zugfrei • Kurze Mast erspart den Erhaltungsbedarf • Schlachtgewicht nicht übertreiben: 100 kg bei dem aktuellen Schweinepreis und gleichzeitig hohem Futterpreis nicht gerechtfertigt

Fazit

Durch die hohen Preise bei Getreide, Mais, Eiweiß und Mineralstoffen sind alle Mäster gut beraten, Produktionstechnik, Futterstrategien und Rezepturen zu überdenken. Nehmen Sie sich Zeit dazu und analysieren Sie mit Ihrem Produktionsberater von VLV, Gut Streitdorf und Styriabrid bzw. der LK ihre Situation. Denn durch einen Blick von außen kann das eine oder andere bestätigt oder verbessert werden.

Soja sparsam und gut abgestimmt einsetzen. © Strasser Dieser Automat ist schlecht eingestellt - somit sind die Futterverluste beträchtlich. © Strasser

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