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Fachartikel
from VÖS-Magazin 4/2021
by VÖS Online
DI Markus Mader Garant

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© Cisar
Zuchtsauen optimal versorgen – bedarfsgerechte Fütterung von der Belegung bis zum Absetzen
Eine bedarfsgerechte Versorgung der Zuchtsau ist der Grundstein einer erfolgreichen Ferkelproduktion. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über neue und etablierte Eckpunkte einer modernen Sauenfütterung.
Um den Ansprüchen der Zuchtsau in jeder Leistungsphase gerecht werden zu können, empfiehlt sich, die differenzierte Betrachtung von vier Zeitabschnitten. Diese sind Leerzeit, Trächtigkeit, Geburtsvorbereitung und Säugezeit.
Leerzeit
Zwischen Absetzen und Belegung können mittels hoher Energie- und Vitaminzufuhr die Ovulationsrate erhöht und die Rauschesymptome verstärkt werden. Wichtig ist bei dieser Flushingfütterung, dass die zusätzliche Energiemenge vorrangig aus Stärke und Zucker und nicht aus Fett kommt. Säugefutter ist durch seinen hohen Proteingehalt darauf ausgelegt die Milchproduktion der Sau zu fördern und eignet sich daher nicht als Flushingfutter.
Trächtigkeit
Tragende Sauen haben im Allgemeinen einen geringen Nährstoffbedarf. Um diesen zu decken, ist nur wenig Futter notwendig. Um aber trotzdem satte, ruhige Sauen im Stall stehen zu haben, kommt in dieser Phase der Faserausstattung des Futters große Bedeutung zu. Moderne Tragefutterrationen enthalten daher einen Mix aus mehreren Faserquellen mit unterschiedlichsten Eigenschaften, um eine anhaltende Sättigung der Sauen zu erreichen. Einerseits werden stark quellfähige Komponenten wie Lignozellulosen und Weizenkleie benötigt. Diese vergrößern im Magen ihr Volumen um ein Vielfaches und führen so zu einer mechanischen Sättigung. Andererseits können bakteriell fermentierbare Faserquellen wie Trockenschnitte und Sojaschalen von der Bakterienflora im Dickdarm zu Fettsäuren abgebaut werden. Diese werden als Energiequelle in den Blutkreislauf aufgenommen und bewirken über diesen Weg auch ein chemisches Sättigungsgefühl. Während der Tragezeit ist es wichtig, die in der letzten Laktation eingeschmolzenen Fettreserven der Zuchtsauen rasch wieder aufzufüllen. Im Optimalfall geschieht dies bereits während des ersten Trächtigkeitsmonats über eine erhöhte Energiezufuhr durch entsprechende Zuschläge zur Futterkurve.
Um die beim Mastschwein gewünschten hohen Magerfleischprozente zu erzielen, müssen auch die Zuchtsauen ein großes Potential für hohen Fleischansatz mitbringen. Sie zeigen daher auch bei sehr guter Kondition nur geringe Fettauflagen. Bei diesen Tieren wird während der Säugezeit neben Fett oftmals auch Muskelmasse abgebaut. Während für den Wiederaufbau der Fettdepots eine Erhöhung der Energiezufuhr ausreicht, wird für den Aufbau von Muskeln eine erhöhte Zufuhr von Eiweiß bzw. den darin enthaltenen essenziellen Aminosäuren benötigt. Um dies zu erreichen empfiehlt sich im Tragefutter eine moderate Erhöhung des Lysins/Energieverhältnisses gegenüber bisherigen Empfehlungen.
Geburtsvorbereitung
Die Transitphase stellt eine herausfordernde Zeit für die Sau dar. Neben einer starken Belastung des Stoffwechsels durch die kurz vor der Geburt stark wachsenden Föten und einer hormonellen Vorbereitung auf die nahende Geburt, wird in dieser Phase in vielen Betrieben auch das Futter umgestellt um Sau und Ferkel ausreichend versorgen zu können. Anstelle des nährstoffarmen und faserreichen Tragefutters erhalten die Sauen energiereiches, faserarmes Säugefutter. Doch gerade in der Transitphase ist eine ausreichende Versorgung des Verdauungstraktes mit quellfähiger und fermentierbarer Faser besonders wichtig. Denn nur dadurch kann Verstopfung und damit einhergehenden Problemen mit MMA effizient vorgebeugt werden. Dazu sollte das Säugefutter mit ausreichend Faser (mind. 4,5-5,0 % XF) ausgestattet sein. Futtermittellieferanten bieten oft noch zusätzliche Ergänzungsfuttermittel. Diese Top-dressing Produkte zur Geburtsvorbereitung enthalten wichtige Vitamine, Nähr- und weitere Zusatzstoffe für eine optimale Geburtsvorbereitung. Wo die Umsetzung technisch möglich ist, kann ein speziell abgestimmtes, separates Geburtsfutter vorgelegt werden.
Säugezeit
Ziel der Fütterung in der Säugezeit ist das Erreichen einer größtmöglichen Futter- bzw. Nährstoffaufnahme ab ca. dem zehnten Säugetag. So kann der Gewichtsverlust der Sau möglichst gering gehalten werden. Um eine hohe Futteraufnahme gewährleisten zu können, muss der Stoffwechsel der Sau bestmöglich entlastet werden. Durch die Zugabe von fünf synthetischen Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin, Tryptophan, Valin) kann der Rohproteingehalt in modernen Säugerationen deutlich abgesenkt werden. Das entlastet den Stoffwechsel der Sau und senkt nebenbei durch die Einsparung an Soja auch noch die Futterkosten.
Auch während der Säugezeit fördert eine Mindestausstattung an Faser (mind. 4,5 % XF) Verdauung und Wohlbefinden der Sau. Eine erhöhte Faserausstattung führt jedoch naturgemäß zu einer Verdünnung der erwünschten hohen Nährstoffdichte im Säugefutter. Um diesen Konflikt bestmöglich zu lösen, können hochkonzentrierte Faserträger wie Lignozellulose verwendet werden. Dadurch werden in der Ration nur geringe Anteile an nährstoffhaltigen Komponenten verdrängt. Eine alternative Möglichkeit bietet der Einsatz von extrudierter Leinsaat. Diese enthält neben einem hohen Anteil an quellfähiger und fermentierbarer Faser auch noch hochwertiges Protein. Im Gegensatz zu Leinextraktionsschrot, dem in der Herstellung das enthaltene Öl bzw. Fett fast vollständig entzogen wird, enthält Leinextrudat noch den gesamten nativen Fettgehalt. Im Säugefutter dient das Fett als Energiequelle und liefert zusätzlich noch einen sehr hohen Anteil an wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Diese unterstützen die Vitalität der Sau und das Wachstum der Saugferkel. Nebenbei kann dadurch bereits ein positiver Effekt auf die Anzahl und Qualität der Ferkel im Folgewurf erreicht werden.
Fazit
Bei hochleistenden Sauen kann es während der Säugezeit neben der Einschmelzung von Körperfettreserven auch zum Abbau von Muskelmasse kommen. Um diese in der Trächtigkeit wieder aufbauen zu können, bedarf es einer Anhebung der Aminosäureausstattung im Tragefutter.
Für eine optimale Faser-, Energie- und Eiweißversorgung in Transitphase und Säugezeit kann der Einsatz von extrudierter Leinsaat im Säugefutter einen wertvollen Beitrag leisten.
