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Stallbau

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AMA

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Ing. Johannes Spangel, ABL Bauberatung NÖ Lanwirtschaftskammer

Tierwohl – Stallbau: Umbau- und Neubaulösungen

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Der Begriff „Tierwohl“ prägt zunehmend die öffentliche Wahrnehmung. Auch in der Nutztierhaltung werden in allen Bereichen Diskussionen über die bestehende Praxis geführt. Die Anforderungen dafür regelt in Österreich das Bundestierschutzgesetz mit der Nutztierhaltungsverordnung.

Grundsätzlich ist jeder Nutztierhalter auch im wirtschaftlichen Interesse bemüht, bestes Wohlergehen seiner Nutztiere zu gewährleisten. Über die Vorgaben hinaus gibt es sehr viele Programme, die genauere und höhere Vorgaben für die Haltung regeln. Das bekannteste dafür ist das AMA-Gütesiegel, welches von der Geburt bis zum Konsum fast ausschließlich österreichische Herkunft garantiert. Verarbeiter und Lebensmittelkonzerne haben eigene Programme und Marken entwickelt, um dem gesellschaftlichen Trend von mehr Tierwohl gerecht zu werden. Für die tierhaltenden Betriebe bedeutet das oft höhere Investitionskosten und mehr Arbeit bei oft unklaren und unsicheren Abgeltungen dafür. Jeder Betrieb sollte vorab genau abklären, ob die höheren Aufwendungen für seinen Betrieb machbar sind und auch zur Gänze abgegolten werden. Die LK NÖ Schweineberatung bietet dazu ausführliche Unterstützung und Beratung. Ist für SchweinehalterInnen der Einstieg in ein Tierwohlprogramm ein möglicher Schritt der Weiterentwicklung, sind nach wirtschaftlicher Abklärung die Möglichkeiten im Stallbau zu erörtern. Im Anschluss werden unterschiedliche Ausführungsbeispiele für den Neu- und Umbau eines Tierwohlstalles dargestellt und beschrieben.

Auf planbefestigten Flächen sollte ausschließlich trocken gefüttert werden.

© Spangel Pigport

Seit über 20 Jahren greifen LandwirtInnen beim Bau eines Außenklimastalles gerne auf das Pigportsystem zurück. Unter den verschiedenen Baureihen wurde in den letzten Jahren vermehrt das Pigport 3 System gewählt. Das Stallgebäude besteht aus einer Leichtkonstruktion (meist Holzbau) mit einem isolierten Dach oder einem Kaltdach (Überhitzung). Großzügige Zu- und Abluftelemente ermöglichen vor allem im Sommer einen guten Luftaustausch. Im Stallinneren befindet sich der Bedienungsgang, der planbefestigte Liegebereich und der perforierte Fressbereich. Der anhebbare Kistendeckel sorgt für ein angenehmes Kleinklima im Liegebereich. Der Auslauf regt die Tiere zum Absetzen von Kot und Harn an und gibt dem System zusätzliche Sicherheit. Um einer Systemumkehr (Verschmutzung der Liegefläche) vor allem in den heißen Monaten vorzubeugen, sollte der Auslauf Richtung Süden gerichtet und großteils unüberdacht sein. Der Spaltenboden im Fressbereich ermöglicht die Anordnung der Tränken im frostsicheren Stallinneren. Eine weitere häufig gewählte Stallform vor allem im Biobereich aber auch seit neuesten im konventionellen Bereich ist der Pigport 5. Im Gegensatz zum Pigport 3 sind alle Bereiche mit einem geschlossenen Boden ausgeführt. Die Kotbereiche werden mittels Frontlader oder Hoftrac entmistet. Je nach Einstreumenge entsteht dabei Gülle oder Festmist, was Entmisten verursacht. Im Vergleich zum Pigport 3 ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand. Oberflurschieber können helfen den Arbeitsaufwand zu verringern. Dabei muss aber auf einige Aspekte wie z. B. Frost, Verletzungsgefahr (an der Buchtentrennwand), Rutschfestigkeit Rücksicht genommen werden.

Im Stallinneren befindet sich ein Bedienungsgang und der planbefestigte Liegebereich. Durch eine gedämmte Gebäudehülle kann auf den Kistendeckel verzichtet werden. Im Anschluss befindet sich der Fressbereich im Auslauf. Dieser ist überdacht und wird meist planbefestigt ausgeführt. Im klein gehaltenen Kotbereich gewährleisten Kunststoffspalten guten Durchtritt. Eine Spülleitung oder Unterflurschieber sorgen für einen sauberen Güllekanal. Durch einen Unterflurschieber kann eine Kot- und Harntrennung erfolgen. Dies bewirkt eine große Emissionsminderung.

Tiefstreusystem

Neugebaute Tiefstreusysteme werden meist mit Ausläufen gebaut. Wie auch bei allen anderen Systemen regt der Auslauf zum Koten an. Somit bleibt die Tiefstreu im Stallinneren halbwegs sauber und die Ammoniakbelastung für Mensch und Tier hält sich in Grenzen. Je nach Belegdichte und Einstreumenge wird der Auslauf meist einmal wöchentlich und der Liegebereich im Stallinneren einmal monatlich entmistet. Eine gute Strohqualität ist bei Tiefstreusystemen ein Muss. Verpilzung und hohe Staubbelastung können der Gesundheit der Schweine schaden. Technische Unterstützung für eine Reduzierung des Staubanteiles bieten Ionisierungslampen sowie eine Entstaubungsanlage für das Stroh.

Warmstall mit Auslauf

Der Zubau eines Auslaufes an einen bestehenden Warmstall bietet eine einfache Möglichkeit zur Erhöhung des Tierwohls und somit zur Teilnahme an einem Vermarktungsprogamm. Genauso gut eignet sich dieses System auch für einen Neubau. Der Stall wird klassisch als Warmstall ausgeführt und bietet den Tieren den Mindeststandard. Durch den Auslauf wird das System den Anforderungen der Tierwohlprogramme gerecht. Dieser wird entweder als Teilspaltensystem oder vollständig planbefestigt ausgeführt. Klassische Unterdrucklüftungen sind für diese Stallsysteme nicht zu empfehlen. Durch den Falschlufteintrag über die Auslauftüren kommt es zum Zug. Bei Sommerluftraten lassen sich die Auslauftüren schwer öffnen. Eine bessere jedoch auch um einiges teurere Belüftungsmöglichkeit des Stalles bietet die Gleichdrucklüftung.

Kurz gefasst

Damit den Tieren auch wirklich erhöhtes Tierwohl geboten werden kann und sich auch der Betreuungsaufwand im Rahmen hält ist es entscheidend, dass die Tiere die einzelnen Funktionsbereiche (Liege-, Fress- und Kotbereich) einhalten. Dazu sollte jedes Stallsystem genau geplant sein.

Stallbautag

zum Thema „Tierwohlpackt Schweinemast – stallbauliche Auswirkungen“ am 2.12.2021 in Großmeißeldorf Nähere Informationen unter bauberatung@lk-noe.at

Pigportsystem: Innen- und Außenansicht. © Spangel Innen- und Außenansicht eines Tiefstreusystems. © Spangel

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