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Dein Kniegelenk

In der Alltagssprache wird das Kniegelenk häu g nur als „Knie“ bezeichnet. Es ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers mit einer ausgeklügelten Anatomie. Es wird den ganzen Tag teilweise mit dem Sechsfachen des Körpergewichts belastet. Laufen, Treppensteigen, Sitzen – in jeder Bewegung und sogar in Ruhephasen belasten wir das Kniegelenk mehr oder weniger stark.

Im Knie verbinden sich der Oberschenkel und der Unterschenkel miteinander. Genau genommen ist das Kniegelenk ein zusammengesetztes Gelenk aus zwei Einzelgelenken: dem Kniescheibengelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und der Kniescheibe und dem Kniekehlgelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein. Das Zusammenspiel aus Knochen, Knorpeln, Muskeln, Sehnen und Bändern ergibt zusammen ein Dreh-Scharnier-Gelenk. Durch diesen Aufbau ermöglicht uns das Kniegelenk die Beugung und Streckung des Beins. Dabei gleitet die

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Kniescheibe in einer speziellen schmalen Rinne über den Oberschenkelknochen. Die an ihr befestigten Sehnen des Oberschenkelmuskels werden durch diese „Zwischenlagerung“ auf Abstand zu den anderen umliegenden Knochen gehalten und scheuern so nicht direkt über das Gelenk. Außerdem wird damit eine Art Hebelmechanismus erzeugt, der die Kraftwirkung der Muskelaktivität verstärkt. Ob Inlineskater, Hockeyspieler oder früher Ritter in ihren Rüstungen – ein Kniegelenkschutz hat immer vorne ein rundes „Schutzschild“ für den obersten Teil des Kniegelenks, die Kniescheibe, die direkt unter der Haut liegt. Verschiedene Bänder oder auch Sehnen sorgen für die notwendige Stabilität und Beweglichkeit. Das vordere und hintere Kreuzband verläuft im Inneren des Kniegelenks zwischen den Enden des Oberschenkel- und Unterschenkelknochens. Sie sind permanent gespannt und stabilisieren das Kniegelenk bei Bewegungen des Beins, sodass es sich nicht nach vorne oder hinten verschiebt. Zwei Seitenbänder verlaufen an der Innen- und Außenseite des Knies und stabilisieren es bei seitlichen Bewegungen. Die Gelenkkapsel umhüllt alle Gelenkflächen und die Gelenkflüssigkeit im Innern stellt die Ernährung der Knorpelschicht sicher. Ohne Gelenkknorpel würde jede Bewegung des Knies sehr schmerzhaft sein, denn diese Schicht verhindert, dass die Knochen direkt aufeinander liegen und sich reiben. Überall, wo sich die Kniegelenksknochen berühren, sind diese Kontaktflächen mit einer mehreren Millimeter dicken, sehr glatten und elastischen Knorpelschicht überzogen, die als Puffer und Stoßdämpfer dient. Die halbmondförmigen Menisken zwischen Ober- und Unterschenkelknochen verteilen den Druck auf die Gelenkflächen optimal und gleichen die Unterschiede zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein aus. Schwere Einkaufstaschen in die Dachgeschosswohnung tragen, in High-Heels stundenlang durch die Stadt flanieren, etliche Kilo zu viel auf den Rippen haben, lange Strecken bergab gehen, Fußball spielen - unsere Kniegelenke sind täglich hohen Belastungen ausgesetzt. Solange das Knie funktioniert wie geschmiert, macht sich darüber kaum jemand Gedanken. Doch das größte und komplizierteste Gelenk des Körpers ist besonders anfällig für Störungen, Verletzungen, entzündlichen Erkrankungen oder Knorpelschäden.

Je höher die mechanische Belastung, die auf ein Gelenk wirkt, desto anfälliger ist es für die Verschleißerkrankung Arthrose. Gonarthrose, der medizinische Fachbegriff für die Verschleißerkrankung des Kniegelenks, kann jeden treffen. Bei etwa der Hälfte aller Menschen setzt der Knorpelverschleiß bereits ab dem 35. Lebensjahr ein. Spätestens ab dem 60. Lebensjahr bleibt kaum noch jemand davon verschont. Arthrose im Kniegelenk muss nicht zwangsläufig die Folge altersbedingten Verschleißes sein. Auch durch Verletzungen (z.B. Kreuzbandriss), Übergewicht, Überbelastungen oder Fehlstellungen (z.B. Xoder O-Beine) und die damit verbundene Fehl-belastungen kann ein Gelenk im Lauf der Zeit Schaden nehmen.

TEXT: Rüdiger Schmauder

FOTO: Shutterstock

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