Leseprobe Magazin Visit Frühling 2024

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Visit Nr. 1 / Frühling 2024 Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch

Das Geheimnis der Zeit

Warum die Tage immer schneller vergehen – und alles Zeitliche sehr, sehr relativ ist. Rollenwechsel

Wenn die Eltern plötzlich pflegebedürftig werden.

Störköchin

Daniela Chemelli lebt, wie sie kocht: liebevoll und kreativ.


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Editorial / Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser

Foto Titelseite : Gabi Vogt / Fotos Seite 3: Mirjam Graf, PSZH

Schön, dass Sie sich Zeit nehmen, Visit zu lesen. Sie werden dieses Mal feststellen: Einiges ist neu. Es gibt neue Seiten, neue ­Rubriken, eine neue Kolumne. Auch das ­Layout haben wir aufgefrischt. Unverändert bleibt: Visit richtet sich an ältere Menschen im K ­ anton Zürich und all jene, die mit ihnen ­zusammenleben. Es tut dies lebensnah und wertschätzend, vielfältig und inspirierend. Zum Beispiel gehen wir der Frage nach: Was genau ist Zeit? Spätestens beim Gespräch mit der Astrophysikerin Kathrin Altwegg (Seite 12) wird klar: Alles Zeitliche ist sehr, sehr relativ. Ein Lesevergnügen ist auch die neue Kolumne von Christine Brand (Seite 27). Die Schweizer Bestseller-Autorin wirft ab dieser Ausgabe jeweils einen persönlichen Blick aufs Älterwerden und aufs Zusammenleben der Generationen.

Eine Annäherung an die Zeit. Und eine Begegnung mit den Uhrenhändlern Anton Beal und Theodor Wachtel. > Seite 6

Verändert hat sich die Art, wie man sich über Veranstaltungen informiert. Dem tragen wir ebenfalls Rechnung. Auf pszh.ch/aktiv finden Sie alle Kurse und Veranstaltungen von Pro Senectute Kanton Zürich stets aktuell. Die Beilage «Aktiv» erscheint noch halbjährlich. Auf einige Angebote weisen wir zudem ­ in der neuen Agenda im Visit hin (Seite 34). Ich wünsche Ihnen viel Freude am frischen Visit!

Véronique Tischhauser-Ducrot Vorsitzende der Geschäftsleitung

Lebensraum

Lebenslust

4 kurz und gut 6 Die Zeit, die Zeit: eine Annäherung an ein faszi­ nierendes Phänomen 10 «Eine Uhr macht einfach Freude»: Besuch im Uhrenatelier in Zürich 12 «Die Zeit läuft nur in eine Richtung»: Interview mit Kathrin Altwegg 18 Medientipps

28 Magischer Ort: Belvoir Park in Zürich 30 Wanderung: Schöner Blick auf See und Alpen 32 Aus unserem Kursangebot 33 Meine Passion 34 Agenda 35 Ernährung 36 Rätsel 38 Marktplatz, Impressum 39 Goldene Zeiten: Die grosse Zeit der Zeitung

Lebensweg 20 Plötzliche Rollenwechsel im Alter 23 Ratgeber: Neues wagen 24 Köchin mit Herz und Seele 27 Kolumne von Christine Brand: Mein Respekt, Grossmutter!

Wertvolle Tipps zum Rollenwechsel im Alter. > Seite 23

Daniela Chemelli, Stör- und Starköchin: > Seite 24 Visit 1/2024

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Lebensraum

Die Zeit, die Zeit Sie fehlt uns oft, obwohl doch ständig neue nachrückt. Und je älter man wird, desto schneller scheint sie zu vergehen: die Zeit. Eine Annäherung an ein faszinierendes Phänomen. Text: Robert Bösiger Fotos: Gabi Vogt

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Der Mensch hat zwar die Uhr erfunden, weiss aber noch immer nicht genau, was Zeit eigentlich ist. Im Bild: Impressionen aus dem Uhrenatelier von Anton Beal (links oben) in Zürich.

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Lebensraum

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ie launisch die Zeit doch sein kann: Mal zieht sie sich in die Länge, mal flitzt sie nur so an uns vorbei. Beim Däumchendrehen in der telefonischen Warteschleife («alle unsere Mitarbeitenden sind leider besetzt …») oder beim Warten auf jemanden kommt uns die Zeit vor, als sei sie zähflüssig wie Honig. Und ist die Liebste dann da, so vergeht die Zeit viel zu rasch – wie im Fluge.

NUR IN EINE RICHTUNG Ja, die Zeit. Sie ist ein Phänomen. Weil es vermeintlich verschiedene Zeiten gibt und sie so gesehen relativ ist? «Unsere» – die menschliche Zeit oder besser gesagt unser Zeitempfinden – wird in unserem Gehirn geformt. Die Astrophysikerin Kathrin Altwegg (72) erklärt es im Inter­ view mit Visit (ab Seite 12) mit einem Ver­gleich: «Kaum jemand weiss noch, was er zum Beispiel vor 10 Jahren gemacht hat. Liegt es länger zurück, wird es noch schwieriger. Denn wir vergessen recht schnell. Ein Beispiel: Wer heute angesichts der Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten sagt, die Welt sei am Abgrund, vergisst vielleicht, dass wir vor nicht allzu langer Zeit zwei Weltkriege hatten.» Erst recht eine komplett andere Ausprägung hat die Zeit im universellen Zusammenhang. Die Zeit, sagt Altwegg, sei die einzige Grösse in der Physik, die man nicht «Es gibt nichts umkehren könne: «Die Energie zum Beispiel Schöneres, als wenn kann man von Masse zu zuhause der Strom Energie umwandeln und umgekehrt. Die Zeit jeausfällt», sagt der doch läuft nur in eine Zeitforscher. Richtung.» Das macht es nicht einfacher, wie man am Beispiel des Universums sieht: Rechnet man das Universum zurück – es soll 13,87 Milliarden Erdenjahre alt sein –, so sind wir beim Urknall, wo alles begonnen haben soll. Und damit bei einem winzigen Punkt, wo gemäss Albert Einstein Raum und Zeit erst entstanden sind. Das hiesse im Umkehrschluss doch: Vor dem Urknall gab es keine Zeit. «Halt!», sagt Kathrin Altwegg. Schon die Frage nach dem Vorher sei im Grunde genommen falsch, «denn weil die Zeit fehlt, gibt es kein Vorher. Nur ein Nichts.» Das Nichts also – ohne Materie, ohne Raum, ohne Zeit. Dazu Altwegg: «Vielleicht reicht unser Denken einfach nicht so 8

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weit, um uns ein Nichts vorzustellen.» Es ist deshalb sinnvoller, uns mit dem uns vertrauteren Zeitbegriff auseinanderzusetzen – bezogen auf uns und unsere Erde nämlich. Doch auch hier fehlt uns etwas die Vorstellung. Kathrin Altwegg macht ein Beispiel: «Die Erde ist vor rund 4,5 Milliarden Jahren mit 250 Grad Cel­sius an der Oberfläche geboren worden. Dann war sie ziemlich lang heiss, bis sie dann rundherum zu einer Eiskugel wurde. Erst in den letzten 500 Millionen Jahren haben wir einigermassen stabile Verhältnisse auf unserem Planeten.»

ZEIT (VER)GEHT UND KOMMT Die Zeit – ein Phänomen und faszinierendes Mysterium zugleich. Eines, das uns Menschen von jeher beschäftigt. Das sieht man auch daran, wie viele Sprich- und Schlagwörter, Floskeln und Redewendungen rund um die Zeit existieren. Das Internet ist voll davon, vom simplen Motto («Zeit ist Geld») über originelle Sprichwörter («Die Zeit mag Wunden heilen, aber sie ist eine miserable Kosmetikerin», Mark Twain) bis zu echten Weisheiten («Wir brauchen viele Jahre, bis wir verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können», Ernst Ferstl). Im lesenswerten Buch «Alles eine Frage der Zeit» zeigen Harald Lesch und weitere Autoren, wie der Mensch zwar die Uhr erfunden hat, aber trotzdem noch immer nicht genau weiss, was «die Zeit» ist und weshalb sie uns häufig fehlt, obwohl ständig neue nachkommt. Sie beschreiben auch, dass die Zeit eine wichtige Rolle spielt, wenn es um das nachhaltige und zukunftsfähige Leben auf unserem Planeten geht: «Unsere Nonstop-Gesellschaft forciert die ökologische Krise. Was die Natur in Jahrtausenden erzeugt hat, wird in kürzester Zeit verwertet, regelrecht verbrannt», heisst es in ihrem Buch unter anderem.

MUSSE BRAUCHT ZEIT Ähnlich äussert sich der Beschleunigungsforscher Hartmut Rosa (58), der diagnostiziert, dass der Einzelne gegen die Beschleunigung einer ganzen Gesellschaft kaum angehen kann: «So müssen alle individuellen Entschleunigungsstrategien fast notwendigerweise scheitern.» Auf die Frage, welche Strategien er persönlich hat, um Musse zu finden, sagt er: «Es gibt nichts Schöneres, als wenn zuhause der Strom


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ausfällt. Dann kann ich nicht an den Computer, dafür kann ich bei Kerzenlicht ein Buch lesen.» Noch einmal eine besondere und individuell erfahrbare Dynamik erhält der Zeitbegriff im fortgeschrittenen Alter: Im Wissen, dass das verbleibende im Vergleich zum gelebten Leben wohl nur noch eine «Zugabe» auf (unbestimmte) Zeit ist, haben wir oft das Gefühl, die Zeit vergehe viel rascher als früher: Kaum aufgestanden, dämmert es schon wieder. Oder: «So rasch ist das Jahr noch nie vorbei gewesen …» Handkehr­ um können die Tage aber auch richtig schwerfällig vergehen für jemand, der etwa im Altersheim sehnsüchtig darauf wartet, «endlich gehen» zu dürfen. Wie es scheint, kann die Zeit je nach Standpunkt und Lebenssituation eine individuelle Bedeutung annehmen. Am besten ist es wohl, wenn wir unsere Lebenszeit so gut und sinnvoll es nur geht, zu nutzen wissen. Denn es ist unsere einzige Zeit.

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Seit Albert Einstein und seiner Relativitätstheorie wissen wir, dass die Zeit relativ ist. Eine Uhr, die sich bewegt, läuft demnach langsamer. Angenommen, ein 20-jähriger Astronaut reist mit 99,99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu einem 137 Lichtjahre entfernten Stern und wieder zurück und sein

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Zwillingsbruder bliebe auf der Erde zurück, so wäre der Astronaut nach eigener Zeitrechnung 20 Jahre unterwegs. Er wäre nach seiner Reise 40 Jahre alt und hätte eine Strecke von 274 Lichtjahren zurückgelegt. Bei seiner Rückkehr wäre der Zwillingsbruder jedoch längst tot, denn von der Erde aus hätte die Reise 274 Jahre gedauert.

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Kanton Zürich www.pszh.ch

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Lebensraum

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e réveil ponctuel» (das pünktliche Erwachen) heisst es auf einem Schild, das am Haus Rindermarkt 21 angebracht ist. Dieses Schild der französischen Uhrenmarke JAZ mit dem stilisierten Seidenschwanz-Vogel darauf passt ganz gut zum Laden, der hier untergebracht ist. Dem Beobachter fällt auf, dass viele der durch den Rindermarkt schlendernden Passanten und Touristen vor dem Schaufenster stehen bleiben und neugierig die immense Auslage begutachten. Auch die beiden Seiten der Fensterbank sind bis weit nach oben vollgehängt mit Uhren. Kurz darauf stehen wir im «Uhren­ atelier» und unterhalten uns mit ­den beiden Besitzern Anton Beal und Theodor Wachtel. Die beiden haben hier im Herzen der Zürcher Altstadt im Kreis 1 vor bald 30 Jahren ihren Laden eröffnet und sich damit einen Traum erfüllt.

ZWEI QUEREINSTEIGER UND GRÜNDER

«Eine Uhr macht einfach Freude» Anton Beal und Theodor Wachtel betreiben in der Zürcher Altstadt einen ganz speziellen Uhrenladen.

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Anton Beal, Jahrgang 1948, ist eigentlich diplomierter Mittelschullehrer. Weil ihm dieser Beruf aber nie wirklich Freude bereitet hat, hat er von jeher nebenbei mit Uhren gehandelt und diese auch an Flohmärkten verkauft. Als ihm Anfang der 1990er-­ Jahre die Stadt Zürich dieses Ladenlokal im Nieder­dörfli zur Miete anbot, übernahmen er und sein Kompagnon Theo Wachtel (62) – ein guter Kunde von Beal – und richteten hier ihren Laden ein. Die beiden verbindet die Liebe und Leidenschaft zu mechanischen Uhren und letztlich zu technischen Wunderwerken, wie Beal sagt: «Das Faszinierende ist das Räderwerk, das perfekte Ineinandergreifen von verschiedenen Teilchen und Rädchen.» Auch Wachtel ist kein gelernter Uhrenhändler oder -mechaniker. Als Auktionskaufmann mit einer Vorliebe für Auto-Oldtimer sei er aber schon immer interessiert gewesen an schönen Uhren.


Lebensraum

Beal und Wachtel kaufen Uhren und verkaufen sie weiter. Und sie reparieren, dies allerdings in der nahebei gelegenen Reparaturwerkstatt. Denn hier, am Rindermarkt 21, hätte es auf den etwa zwölf Quadratmetern Verkaufsfläche nicht auch noch Platz dafür. Der Laden ist so eng, dass mehr als eine Handvoll Leute (inklusive Beal und Wachtel) kaum aneinander vorbeikommen. Im «Uhrenatelier» findet nahezu jede und jeder «ihre» oder «seine» Uhr. Denn hier gibt es fast alle gängigen und bekannten Uhrenmarken – auch exklusive wie Rolex, Longines, JaegerLeCoultre und dergleichen. Im Unterschied zu anderen Uhrengeschäften sind es im «Uhrenatelier» allerdings zumeist getragene Uhren, also Occasionen. Damit und mit der extrem breiten Auswahl grenzen sich Beal und Wachtel von der Konkurrenz ab. Denn die allermeisten Uhrengeschäfte handeln nur mit neuen Uhren. Ihr Laden unterscheide sich im Vergleich zu vielen anderen Uhrengeschäften auch bezüglich Preisgestaltung, sagen die beiden Inhaber. So würden sie einerseits faire Preise bei Ankäufen bezahlen – was auch vom «Kassensturz» bestätigt worden ist. Andererseits seien auch ihre Verkaufspreise fair. «So, dass beide Seiten zufrieden sind damit», umschreibt Beal die Preispolitik.

DIE MÄNNER UND DIE MECHANIK Wir wollen wissen, welche Uhr die ­beiden Uhren-Aficionados selber an ihrem Armgelenk tragen. Bei Theo Wachtel ist es eine Patek Philippe Aquanaut – «etwas Gescheites», wie er sagt. Nur: Diese Uhr gehöre eigentlich seinem Sohn. Aber weil dieser noch schulpflichtig sei, trage er sie halt vorläufig noch als «Leihgabe». Im Falle seines Kompagnons ist es ein Chronograph Girard-Perregaux. «Weil sie mir ästhetisch sehr gut zusagt», sagt Anton Beal und fügt an: «Die Marke ist mir

grundsätzlich weniger wichtig als die Ästhetik.» Was sagt es über Zeitgenossen aus, wenn sie keine Uhr tragen? «Die können sich glücklich schätzen», sagt Wachtel. Es gebe ja auch genügend Ausreden dafür: Handy, Bahnhofsuhr, die Uhren anderer Menschen … Allerdings räumt er ein, unpünktliche Menschen nicht besonders zu mögen. Für Beal macht es den Unterschied, sich mit einer Uhr – «einem Kunststück» – zu schmücken: «Eine Uhr ist doch schön und macht einfach Freude.» Ihre Kundschaft beschreiben die beiden als Uhrenliebhaber, meistens männlich. Beal erklärt sich diesen Umstand mit der bei Männern ausgeprägteren Faszination für Technik und mechanische Werke.

Im «Uhrenatelier» von Anton Beal und Theodor Wachtel (im Bild Seite 10, von links) werden schöne alte Uhren gehegt und gepflegt.

WIE SCHNELL LÄUFT DIE ZEIT? Sein eigenes Verhältnis zur Zeit beschreibt Beal als «normal, weil ich meistens zu wenig habe und versuche, möglichst viel zu erledigen». Eine andere Seite von ihm sei jedoch der Ansicht, dass die Zeit womöglich gar nicht existiere: «Tatsächlich sind es wohl wir Menschen selbst, die die Zeit machen und definieren.» Apropos Zeit: Weil er demnächst 76 Jahre alt werde, wolle er sich altershalber in diesem Jahr zurückziehen. So ist Anton Beal derzeit daran, einen Nachfolger zu suchen, der zusammen mit Theodor Wachtel das «Uhrenatelier» weiterführen will. Mit beiden unterhalten wir uns noch über dies und jenes, über Gott und die Welt. Bis wir beim Blick aufs Handy realisieren: Hier in diesem Laden scheint die Zeit irgendwie anders zu laufen als draussen in der Stadt, wo Hektik, Lärm und Zeitnot dominieren. uhrenatelier.ch Text: Robert Bösiger, Fotos: Gabi Vogt

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