28 /KULTUR/
Vinschgerwind 13-22
30.06.22
„Ambros“ ein alter Name, der im oberen Vinschgau in Glurns oder Prad wieder öfter auftaucht und an die früher regen Beziehungen des Vinschgaus zur großen Stadt in der Poebene erinnert. Ambros ist die Abkürzung von Ambrogio, womit der heilige Kirchenlehrer gemeint ist, der um 374 Bischof von Mailand war. Geboren wurde er in Deutschland, im damals römischen Trier, stammte aus einer vornehmen römischen Beamtenfamilie, war sprachkundig und musikalisch schöpferisch. Die Verehrung dieses wortgewaltigen Heiligen zeigt die Verbundenheit unserer und deutscher Kultur mit der spätrömischen Herrschaft. Ein anderer im Vinschgau fast verschwundener Name ist „Cass“, womit der Brixner Diözesanpatron Kassian gemeint ist. Einst reichte nämlich das Bistum Brixen von Innsbruck und Vorarlberg über das Oberinntal bis in den Obervinschgau, also bis Prad. Von der Tarscher Alm aus erreichten wir in etwa zwei Stunden den alten Latsch-Ulten Übergang (Tarscher Joch 2460 Meter Meereshöhe) mit den Resten einer Wasserführung. Aus Bruchsteinen gefügte Pfeilerstümpfe trugen einst die Holzkandel, die das kostabere Nass von der wasserreichen Ultner Seite in den immer durstigen Vinschgau leiteten. Die Niederschlagsmenge im Ultental ist mit etwa 1200 Millimeter jährlich dreifach so hoch wie im nachbarlichen Vinschgau.