Sommerwind 2018 Vinschgau Südtirol Broschüre Magazin

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Kino Heimatverlust

Graun

Das versunkene Dorf

Schlanders

Meran

Bozen

Blick hinter die Kulissen des Kinodokumentarfilms

Seit bald 70 Jahren ist der Reschner Stausee Realität und der Turm im See weit über die Grenzen hinaus bekannt. Im April dieses Jahres feierte die Dokumentation „Das versunkene Dorf“ in Bozen bei den Filmtagen Premiere, weitere Aufführungen waren in Brixen und Meran zu sehen. von Brigitte Maria Pircher

F

ür die Regie verantwortlich zeichnete der Nordtiroler Georg Lembergh, der auch als Kameramann fungierte. Hansjörg Stecher, der aus der Gemeinde Graun stammt, produzierte den Film zusammen mit der Bozner Produktionsfirma Albolina Film, gleichzeitig war er als Historiker für die Durchführung der Interviews sowie für die Recherche und Beratung zuständig. Ein Interview mit den Filmemachern führt uns hinter die Kulissen der Dokumentation.

Sommerwind: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese Dokumentation zu drehen?

SCREENED AT THE

IM WETTBEWERB DES

66TH TRENTO FILM FESTIVAL

32. BOLZANO FILM FESTIVAL BOZEN

2018

2018

EI N FI LM VON GEORG LEMBERGH UND HANSJÖRG STECHER

HANSJÖRG STECHER: Seit Kindheitstagen

interessiere ich mich für erzählte Geschichte und für das Erzählen von Geschichten – und darum geht es ja letzten Endes beim Filmemachen: eine Geschichte visuell zu erzählen.

Sommerwind: Was wolltet ihr mit diesem Dokumentarfilm erreichen?

GEORG LEMBERGH: Es ging mir einerseits darum, das spannende historische Kapitel der Seestauung aufzuarbeiten und andererseits darum, zu zeigen, wie sich der Heimatverlust auf Menschen auswirkt und noch weiter bis in die nachfolgenden Generationen hineinwirkt. Der Grundtenor des Films

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Sommerwind 2018

„Das versunkene Dorf“ ist am 16. Juni um 20.00 Uhr ein weiteres Mal in Schlanders zu sehen. Im Herbst 2018 kommt der Film ins Kino.

ERSTMAL S IM VINS CHGA ZU SEHE U N

Das versunkene Dorf IT 2018, 82 min. Regie/Kamera: Georg Lembergh Historische Konzeption/ Produzent: Hansjörg Stecher Eine Produktion der ALBOLINA FILM GmbH

PREMIERE IM VINSCHGAU Samstag, 9. Juni 2018 um 17 Uhr im Kulturhaus Karl Schönherr, Schlanders mit kleinem Umtrunk im Anschluss WEITERE TERMINE IN SCHLANDERS

GEORG LEMBERGH: Mein Großvater stammte ursprünglich aus St. Valentin auf der Haide, er musste in den 1930ern nach Nordtirol auswandern. Ich kenne den Turm also schon seit meiner Kindheit.

info

Reservierungen: Montag, 4. Juni, bis Freitag, 8. Juni, 10-12 Uhr unter 0473 732 052 www.dasversunkenedorf.com Für weitere Informationen: office@albolina.org

» Samstag, 9. Juni 2018 um 20 Uhr » Sonntag, 10. Juni 2018 um 17 Uhr und 20 Uhr » Samstag, 16. Juni 2018 um 20 Uhr

ist versöhnlich, nicht nur zwischen den alten „Außigwasserten“ und den Jungen, die inzwischen am Reschensee sprichwörtlich zu neuen Ufern aufbrechen, sondern auch zwischen der Südtiroler und der italienischen Seite im Film. Mir ist es sehr wichtig, tiefere Einsichten zu vermitteln und dabei Schwarz-Weiß-Denken zu vermeiden. Die politischen Wurzeln der damals äußerst radikal und skrupellos durchgeführten Seestauung liegen im Mussolini-Faschismus und stehen außer Zweifel. Aber der einfache Arbeiter aus der Poebene oder der eine oder andere Grauner, der gezwungenermaßen am Staudammbau mitarbeiten musste, konnte natürlich nichts dafür. HANSJÖRG STECHER: Das unerwartete Ab-

leben von Peppi Plangger im April 2014 ließ den Entschluss in mir reifen, die Stimmen möglichst vieler der letzten Zeitzeugen in einem breit angelegten Zeitzeugenprojekt einzufangen. Und so nahm – den sozialen Netzwerken sei Dank – mit einem Anruf nach Wien an Georg Lembergh alles seinen Lauf. Georg hatte nämlich bereits seit einigen Jahren an einem Film über die Seestauung gearbeitet, war aber aufgrund des Fehlens finanzieller Mittel von Wien aus nicht zur entscheidenden Realisierung des Films gekommen. Mit dem Argument der letzten Chance sollten wir allerdings ab Ende 2014 bei den Fördergebern in Südtirol offene Türen vorfinden, sodass wir im Juni 2015 mit den Dreharbeiten beginnen konnten.

Sommerwind: Ihr habt über 25 Interviews geführt, schlussendlich hat es aber nur eine Handvoll auf die Leinwand geschafft. Wie das?

GEORG LEMBERGH: Damit der Zuseher eine größere Nähe zu den einzelnen Zeitzeugen entwickeln kann, mussten wir, anders als in einer TV-Doku mit vielen „Talking Heads“, im Kinofilm die ganze Geschichte der Seestauung anhand weniger Zeitzeugen erzählen. In Ergänzung dazu wurden dann die Inhalte sehr stark im Hinblick auf das große Ganze und den versöhnlichen Blick nach vorn ausgewählt.


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