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Einleitung Susanne Mathies
«Das gehört verboten!»
Diesen Satz hört man in der Schweiz oft. Aber auch anderswo verbietet man gern, und der Tabakgenuss hat eine lange Geschichte der Verbote hinter sich. In England zum Beispiel belegte James I das «sündige» Tabakrauchen mit prohibitiven Steuern («Moralapostel-Staat»), in Preussen war das Zigarrenrauchen auf der Strasse strafbar, da es als Symbol der Revolutionäre galt («Obrigkeitsstaat»), in der Schweiz ist seit 2010 das Rauchen in geschlossenen, öffentlich zugänglichen Räumen aus Gesundheitsgründen untersagt («staatliche Kinderfrau»). Unabhängig (oder auch abhängig) von diesen Regelungen hat das Rauchen über die Jahrhunderte immer wieder eine Rolle in Kultur und Politik gespielt. Im Tabakskollegium Friedrichs des Grossen diskutierte man zur Meerschaumpfeife über Politik und Religion, Georges Sand provozierte die Gesellschaft durch öffentliches Zigarrenrauchen, Sartre vereinnahmte über den Rauch gleich die ganze Welt, und obwohl gegen Ende des 20. Jahrhunderts das Rauchen in einen schlechten Ruf geriet, reimte Reinhard Mey noch 1972: «Was ich noch zu sagen hätte / Dauert eine Zigarette …». Welcher Dichter kann oder will seine Gedanken heute noch in Zigarettenlängen messen? Gehört das Rauchen in unseren gesundheitsbewussten Zeiten noch zum kreativen Prozess? Ausgehend von diesen Überlegungen haben wir in diesem Heft aktuelle und klassische Texte zum Thema «Rauchen» zusammengestellt. Wir hoffen, dass diese Ihre Fantasie in schönen Ringen zum Himmel steigen lassen. Bleiben Sie gesund, und halten Sie dieses Heft von Ihren Kindern fern!
Susanne Mathies