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Einleitung
Die KRONE in Wald-Schönengrund war seit jeher Mittelpunkt des gesellschaftlichen, kulturellen und gastronomischen Lebens im oberen Neckertal, so fasst es der «Kronen»-Wirt Willi Klauser 1993 im Vorwort seiner Chronik zum 75-Jahr-Jubiläum des Gasthauses zusammen. Darin erinnert er sich an zahlreiche Begebenheiten, Vorkommnisse und Überlieferungen bis in die 1960er-Jahre hinein, mit dem Wunsch, dass diese nicht in Vergessenheit geraten mögen. Die «Kronen»-Geschichte geht indessen viel weiter zurück. Sie beginnt am Anfang des 19. Jahrhunderts.
Das Hotel Krone liegt in Wald im Kanton St.Gallen, das mit dem ausserrhodischen Schönengrund eine Dorfgemeinschaft bildet, ein einmaliger Zusammenschluss. Trotz der Gemeinde- und Kantonsgrenzen wuchsen die beiden Orte zu Beginn des 19. Jahrhunderts dank des Textilgewerbes wirtschaftlich und gesellschaftlich zusammen. Darüber hinaus sind sie im Vereinswesen gemeindeübergreifend organisiert. So tragen fast alle Vereine die Doppelbezeichnung Schönengrund-Wald oder Wald-Schönengrund. Im Schulwesen sind beide Dörfer ebenfalls miteinander verbunden. Die Kinder gehen in die Schönengründler Primarschule, die älteren besuchen die weiterführende Schule in St.Peterzell.
Als Schauplatz und Zeitzeugin von über 200 Jahren Toggenburger Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte ist die «Krone» eine wertvolle Quelle. In ihr spiegelt sich eindrücklich, wie die damaligen und heutigen Besitzer die Herausforderungen der jeweiligen Zeitströmungen kreativ meisterten. Während ihrer wechselvollen Vergangenheit hatte sie viele Funktionen. Sie beherbergte nach dem Ausbau der Hauptverkehrsachse eine Postkutschenstation mit Pferdestallungen zum Wechseln der Pferde. Ebenfalls zu jener Zeit begann die «Krone» als Gasthaus, ein Ort der politischen Meinungsbildung zu sein. Mit einem Veranstaltungssaal und einer Kegelbahn sorgte sie für gesellschaftliche und sportliche Vergnügungen.
1918 wechselten die Besitzer, und eine neue Ära begann. Schon bald spielten und lachten Zürcher Kinder vor der «Krone», um über viele Jahre hinweg die Sommerfrische zu geniessen. Die Verfolgungen durch den deutschen Nationalsozialismus machten die «Krone» ab August 1938 jahrelang zu einem Auffanglager für jüdische Flüchtlinge aus Österreich. Die 1950er-Jahre brachten den wirtschaftlichen Aufschwung und mit ihm ein neues Phänomen, Ferien auf dem Campingplatz, so auch hinter dem Gasthaus im Kronenfeld. Auf die Sommerfrischler folgten die Wintergäste, sodass die «Krone» in den 1960er-Jahren ein Treffpunkt der Skifahrer und Skifahrerinnen wurde.
In dieser Publikation wird die «Krone» nicht nur als geschichtsträchtiger Hotspot am Rande des Kantons St.Gallen verortet. Sie wird gleichzeitig in den Kontext sowohl der Toggenburger als auch der gesamteuropäischen Zeitgeschichte gestellt.
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