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Die «Kronen»-Paare seit 1918
An diesem Tag erwarb Johannes Steiner, ein Weinhändler aus Scheftenau bei Wattwil, die Liegenschaft. Durch seine Reisetätigkeit kannte er Katharina Klauser-Schafflützel, deren Eltern das Restaurant Sternen im Bendel in Kappel führten. Er machte ihr und ihrem Ehemann Ernst den Vorschlag, die «Krone» in vorläufiger Pacht zu übernehmen. Ab 1. Juli 1918 begann der Vertrag. Denn ob sich der Gasthausbetrieb rentieren würde, war nicht sicher. Durch den vorherigen Konkurs der «Krone» und die Krise der Nachkriegszeit zögerte das Ehepaar mit dem Kauf der Liegenschaft.
Die «Kronen»-Paare seit 1918
Die neuen Wirtsleute konnten durch die grosszügige Haltung Johannes Steiners einen Probelauf durchführen, bevor das Ehepaar die Liegenschaft am 1. Juli 1919 kaufte. Der hohe Zins für die Hypothek drückte, dennoch hielt sie die schwierige Zeit kurz nach dem Kriegsende nicht davon ab, sich auf Neues einzulassen. Tatkräftig machten sie sich daran, den Betrieb nach ihren Vorstellungen und Plänen einzurichten und zu führen.26
Der Scheunentrakt westlich des Wohngebäudes, die Scheune oberhalb der «Krone» sowie das dazugehörige Land im Kronenfeld hätten sie von den damaligen Besitzern, den Erben Andereggs, zwar ebenfalls erwerben können, doch das Ehepaar pachtete zunächst die Gebäude und das Land, bis ihnen der Zukauf dieses Kronenteils 1943 möglich war.27
Der Beginn einer neuen Ära Fuhrunternehmen von Ernst Klauser mit Sohn Willi, 1930er-Jahre.


Von links
Tankstelle/Zapfsäule vor der «Krone», zwischen 1930er- und 1940er-Jahre.
Krone mit Zapfsäule und Brückenwaage, zwischen 1930er- und 1940er-Jahre.
Die neuen Eigentümer waren bereits 1918 mit einer Lichtquelle versorgt und damit auf die Zukunft vorbereitet. Strom gab es damals zwar noch nicht in Wald und Schönengrund, jedoch hatte der Vorbesitzer der Liegenschaft, Ernst Biehler, in einem kleinen, etwas entfernt liegenden Gebäude eine mit Acetylen betriebene Beleuchtungsanlage eingebaut. Ob es die erste im Dorf war, ist nicht bekannt. Reibungslos schien sie nicht zu funktionieren, denn Willi Klauser erzählt in seiner Chronik amüsiert über diese Kuriosität:
Im alten Waschhaus befand sich in einem gesicherten Nebenraum eine
Acetylen-Anlage (Karbid-Kessel), welche das ganze Haus mit Leuchtgas belieferte. Alle 6 bis 8 Stunden, je nach Bedarf, musste ein neuer Korb mit Karbid in den Kessel eingefüllt werden. Während dieser Einfüllzeit und bis sich wieder genügend Gas gebildet hatte, war das Haus jeweils ohne Licht. Bei Abendunterhaltungen im Saal war es so, dass circa um
Mitternacht das Leuchtgas ausging und der Saal für ungefähr 10 Minuten dunkel war oder mit Kerzen beleuchtet wurde. Während den verschiedenen Umbauten und Renovationen fanden wir immer wieder alte Gasleitungen als Zeugen jener «guten, alten Zeit».28
Der Beginn einer neuen Ära

Bald kamen Neuerungen hinzu. Katharina Klauser besass ein gutes Gespür für eine zeitgemässe Einrichtung der Pension. So konnte sie sich rühmen, in den Gästezimmern die ersten Waschtische mit fliessend kaltem und warmem Wasser im Dorf installiert zu haben. Damit konnte die Familie bereits einen gewissen Komfort für ihren Übernachtungsbetrieb anbieten. Ebenfalls waren sie die ersten, die Wasserklosetts in Wald-Schönengrund eingebaut hatten. 1932 schafften sie sich zu den beiden Zugpferden einen Lastwagen an, der zweite im Dorf, mit dem Ernst Klauser einen Handel mit Landesprodukten begann. 1945 übernahm der erstgeborene Sohn Willi das Geschäft des Vaters. Wegen des Fuhrunternehmens liess Ernst Klauser das Magazingebäude wieder in eine Benzinhütte umwidmen und begann, eine Zapfsäule zu betreiben. Die «Krone» erhielt somit die erste Tankstelle im Dorf und in der weiteren Umgebung. Er betrieb sie bis 1947. Zu diesem Zeitpunkt bauten die Besitzer auch eine Brückenwaage mit zehn Tonnen Tragkraft ein.29 Nach Ernst Klausers Tod 1954 führte die Witwe Katharina die «Krone» weiter und errichtete ein Jahr später einen Campingplatz, bis sie 1962 an einem Krebsleiden verstarb. Ihr erstgeborener Sohn Willi kaufte ihr das Anwesen kurz vor ihrem Tod ab.
Ein Jahr später, im Frühjahr 1963, nachdem Willi Klauser sein Geschäft in Zürich aufgegeben hatte, führten er und seine Ehefrau Irma SchwabKlauser Neuerungen ein: einen Öltank und eine automatische Vollwaschmaschine der Marke Lavella. Laut Beschreibung im Magazin Wohnen war sie insbesondere für Mehrfamilienbetriebe und Gastwirtschaften eine Erleichterung.30 Wäsche zu waschen, war ohne eine Waschmaschine aufwendig und mühsam. Bislang gab es für diesen Arbeitsaufwand ein Waschhaus. Nur ein Drittel aller schweizerischen Haushalte konnte sich zu jener Zeit eine solche Wascherleichterung leisten.31 Doch inzwischen erlaubte sich Familie Klauser, eine solch teure Investition zu tätigen.
Der Waschautomat Lavella, 1956.
1975 wurde die «Krone» in eine Aktiengesellschaft überführt, die Klauser AG. 1986 zogen Irma und Willi Klauser aus der «Krone» in den zur Wohnung umgebauten oberen Teil der Scheune, um dem jungen Ehepaar Maya und Martin Klauser sowohl den Gasthausbetrieb zu überlassen als auch in der unteren Liegenschaft Platz für sie zu schaffen. Martin Klauser hatte sich in den 1970er-Jahren zum Koch ausbilden lassen und führte das Restaurant. Maya betreute die Pensionsgäste, den seit 1955 entstandenen Campingplatz, ihre drei Kinder sowie das im ehemaligen Postbüro eingerichtete Verkehrsbüro. Zudem gab sie das «Krone»-Bulletin heraus mit den neusten Familienereignissen, Küchenkreationen, hauseigenen Ausstellungen und touristischen Aktivitäten.32
Im Januar 2021 fand der dritte Wechsel innerhalb der Familie statt. Nun befindet sich zwar nicht das Gasthaus Krone, aber der Campingplatz in den Händen der vierten Generation mit Bernhard Klauser, dem erstgeborenen ledigen Sohn. Seine Eltern sowie seine Geschwister Alexander und Charlotte unterstützen ihn tatkräftig. Dabei bespricht der Familienrat, welche Neuerungen anstehen, was die Gemeinde plant und wie sie dies umsetzen. Die Coronapandemie seit 2020 hat einiges verändert. Der Gasthausbetrieb lag lange brach. Im Gegenzug begann ein Übernachtungsboom von Paaren, Singles und Familien mit Wohnmobilen auf dem Campingplatz. Die Besitzer gehen auf diesen Trend ein und haben seit 2021 vermehrt Plätze dafür hergerichtet.
Der Beginn einer neuen Ära