Was Sie über das Testament wissen müssen

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mein

Rotes Kreuz MAGAZIN FÜR HILFE UND MENSCHLICHKEIT

Gute letzte Jahre

Coverfoto: ÖRK/Gianmaria Gava

Was es braucht, um die Pflege zu sichern

Coverfoto: ÖRK/OÖRK/Asanger

Österreichische Post AG MZ 02Z031122M; Österreichisches Rotes Kreuz, Wiedner Hauptstr. 32, 1040 Wien | Retouren an Postfach 555, 1008 Wien

Wien Nr. 1h A März 2021

Impfen lassen? Ja!

Besser trinken

xxxxx Rauswurf vermieden

Sepp Forcher tut es

Wie Getränke wirken

xxxxxxx Spontanhilfe Rasche


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Fotos: Gert Eggenberger, pixabay.com, ÖRK/LV Wien/Julia Riedler

E DITORIAL 12 Liebe Leserinnen, liebe Leser!

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INHALT

01 2021

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Meldungen

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Schwerpunkt: Damit Menschen zu Hause gepflegt werden können, braucht es einen neuen Ansatz und Reformen.

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Der Besuchsdienst Visitas hilft bei Besorgungen und leistet Gesellschaft.

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Interview: Pflegeexpertin Monika Wild erklärt, woran es in der Pflege hakt und welche Reformen es bräuchte.

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Engagement: Warum sich zwei der ältesten und einer der jüngsten Rotkreuz-Freiwilligen engagieren. Drei Fragen an Sepp Forcher zum Thema Impfen.

11

Meine Rettung: Alexander List geriet in die Stromleitung und wurde wiederbelebt.

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Thema: Das Wiener Rote Kreuz verteilt Schulstartpakete.

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Wieder ist es der individuellen Spontanhilfe gelungen, das Schicksal eines Menschen zu ändern.

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Gesundheit: Welche Getränke haben welche Wirkung? Sind Sie sicher? Nur eine Impfung schützt vor Corona.

16

Im Einsatz: Ein Neustart mit Pilzen in Armenien.

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Meine Spende: Eine Stimme für Niclas. E-Mail aus ... San Pedro Sula.

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Partner: Der Wert, Gutes zu tun.

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Sudoku | Kontakt

eder Mensch hat das Recht auf ein gutes Leben – das gilt besonders für die Pflege und Betreuung in den letzten Lebensjahren. Irgendwann werden wir sie alle benötigen. Lesen Sie, was dafür wichtig ist und welche Weichen die Politik stellen müsste.

Jedes Leben ist gleich viel wert – egal ob man 7 oder 97 Jahre alt ist. Deshalb werden jene Menschen, für die das Coronavirus ein höheres Risiko darstellt, zuerst gegen Corona geimpft. Wir bemühen uns um Aufklärung zur Impfung. Es ist der einzige Weg aus der Pandemie, die uns alle hemmt. Auch Sepp Forcher weiß das. Jeder und jede Freiwillige weiß, warum er oder sie aktiv ist – es tut einfach gut. Gesundheitstipps und Neues aus der internationalen Hilfe runden das Angebot dieser Ausgabe ab. Ich danke Ihnen für die Unterstützung und wünsche viel Freude beim Lesen. Alles Gute, Ihr

Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes

Verleger: ÖRK Einkauf und Service GmbH. Herausgeber, Medieninhaber: Österreichisches Rotes Kreuz. Beide: Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien. www.roteskreuz.at. ZVR-Zahl: 432857691. Verlagsort: Wien. Mitglieder der Geschäftsleitung: Mag. Michael Opriesnig, Dipl.-Ing. Peter Kaiser, Mag. Gerry Foitik. Vereinszweck: Das Rote Kreuz bezweckt, menschliches Leid zu verhüten und zu lindern. Es ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Es fördert gegenseitiges Verständnis und einen dauerhaften Frieden gemäß den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Mein Rotes Kreuz ist ein ÖRK-Magazin unter Mitarbeit der Landesverbände. Es informiert Mitglieder, Gönner und Mitarbeiter neben gesellschaftlich relevanten Themen über Aktivitäten und Hintergründe des Roten Kreuzes und erscheint vier Mal jährlich. Gesamtleitung: Thomas Marecek. Chefredaktion: Stefan Müller. Telefon: 01/589 00-352, E-Mail: redaktion@roteskreuz.at. CvD: Ursula Fraisl. Schlussredaktion: Michael Achleitner. Fotos: ÖRK, ÖRK/LV Wien. Für die Landesverbände: Jasmin Safka (B), Melanie Reiter (K), Sonja Kellner, Andreas Zenker (NÖ), Christian Hartl (OÖ), August Bäck, Julia Pechmann (Stmk.), Ulrike Breuß, Ulrike Fiel-Sperrer (V), Christian Listopad (W). Produktion: Info-Media GmbH, 1010 Wien, Tel.: 01/523 69 49. Grafik: Andrea Chadt. Lektorat: Angela Lahrmann, Sabine Wawerda. Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21, 7201 Neudörfl. Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier. Genderhinweis: Zugunsten der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Personen­ begriffe oder die Schreibweise mit Gender-Gap verzichtet und die weibliche, alternativ die männliche, Nominalform angeführt. Gemeint und angesprochen sind aber alle Geschlechter, sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten. Erhalten Sie „MEIN ROTES KREUZ“ mehrfach? Rufen Sie die Service-Nummer: 050 144. Datenschutzhinweis: Das ÖRK, Landesverband Wien, verarbeitet Ihre personenbezogenen Daten zum Zwecke der Spendenverwaltung und für die Zusendung von Infomaterial, Dankschreiben sowie Spendenaufrufen per Post. Rechtsgrundlagen: Art 6 Abs 1 lit b und lit f DSGVO. Sie können der Verarbeitung Ihrer Daten für Zusendungen per E-Mail an datenschutz@wrk.at oder per Post an Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Wien, Nottendorfer Gasse 21, 1030 Wien, z. H. des Datenschutzbeauftragten, widersprechen. Weitere Infos unter www.wrk.at/datenschutz.

OFFENLEGUNG

mein Rotes Kreuz | März 2021


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ME LDU NG E N

SanitäterNachwuchs

RK Reutte/Eroglu E.

Marina und Marco Engler begutachten mit Tochter Heidi den Rettungswagen in der Ortsstelle Ehrwald in Tirol. Früh übt sich, wer eine Sanitäterin werden will.

1,3 Mio.

Downloads

verzeichnete die Stopp-Corona-App, die bei einer Infektion Personen warnt, mit denen man engen Kontakt hatte. So wurden schon Tausende Infektionsketten unterbrochen. Infos: www.stopp-corona.at

AUFKLÄRUNG ZUR CORONA-IMPFUNG Österreich impft. Um die Menschen über die Vorteile einer Corona-Impfung

aufzuklären und bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, hat das Rote Kreuz eine breite Aktion gestartet, die auch von der Regierung unterstützt wird. Viele andere haben sich angeschlossen. Eine breite Initiative aus Organisationen der Zivilgesellschaft, Unternehmen und Interessenverbände treten gemeinsam dafür ein, dass die Maßnahmen, die durch die Corona-Pandemie notwendig sind, dank einer hohen Impfquote rasch wieder gelockert werden können. Auch Kommunikation kann Leben retten, deswegen engagiert sich das Rote Kreuz auf diese Weise. Infos unter www.österreich-impft.at mein Rotes Kreuz | März 2021

BILDUNGSFÖRDERUNG FÜR KINDER Kinder brauchen eine gute Bildung, auch in Corona-Zeiten.

Um ihnen die richtigen Impulse zu geben und um Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht zu unterstützen, stellt das Jugendrotkreuz begleitend zu seinen Lernzeitschriften, die abonniert werden können, eine App zur Verfügung. Egal ob daheim oder in der Schule kann damit einfach auf ergänzendes Material zugegriffen werden. Das Jugendrotkreuz unterstützt auch die Aktion #weiterlernen des Bildungsministeriums. In ihrem Rahmen können Familien, die Unterstützung brauchen, Lernhilfe bekommen, und wer Interesse hat, kann sich als Lernbuddy melden.

MEIN KONTAKT Wenn Sie mehr wissen wollen: www.gemeinsamlesen.at/app www.weiterlernen.at


WAS SIE ÜBER EIN TESTAMENT WISSEN MÜSSEN

ÖRK/LV Wien/Markus Hechenberger

Wissenswertes zum Thema Vererben. Eine digitale Hilfe, um

ERSTE HILFE FÜR IHR ZUHAUSE Die Haus- und Wohnungshilfsdienste des Gebäudemanagements

vom Wiener Roten Kreuz (WRK) bieten rasche Hilfe im Innen- und Außenbereich. Egal ob bei der Kellerräumung, bei Garten- oder Montagearbeiten oder dem Frühjahrsputz: Sie können aus einem breiten Angebot an Hilfeleistungen durch unsere fachlich ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wählen. WRK-Mitglieder erhalten unter Angabe ihrer Mitglieds­

nummer 5 Prozent Rabatt (max. 10 Euro). Für wiederkehrende Arbeiten erstellen wir Ihnen gerne ein genaues Angebot.

MEIN KONTAKT Das Kundenservice ist gerne für Sie da. Mo.–Do.: 7-16 Uhr, Fr.: 7-14 Uhr unter: 01 934 35 36

sich mit einigen Klicks über das Erbrecht zu informieren, ist der Online-Testamentsrechner. Denn obwohl allen von uns die Zukunft unserer Lieben am Herzen liegt, wird nur in wenigen Familien über das Thema Erben und Vererben offen gesprochen. Das Wiener Rote Kreuz (WRK) bietet seit Jahren gut besuchte kostenlose Veranstaltungen dazu an. Dort bieten der öffentliche Notar Dr. Rudolf Schweinhammer und der im WRK auch für Testamentsfragen zuständige stellvertretende Landesgeschäftsleiter Robert Horacek allgemeine Infos und beantworten Fragen. Doch in Pandemiezeiten war die Organisation dieser „Erben und vererben“Nachmittage kaum möglich. Daher lohnt sich in der Zwischenzeit ein Blick ins Internet. Der Rechner

wohnungsservice@wrk.at

THIEM SPENDETE FÜR ST. ANNA KINDERSPITAL Bei den Erste Bank Open in Wien traf sich die Tennis-Elite. Dabei war neben Titelverteidiger Dominic Thiem auch die Nummer eins der Tenniswelt am Start. Novak Djokovic hatte allerdings nicht nur seinen Tennisschläger mit im Gepäck, sondern auch den Preisgeldscheck der Adria-Tour 2020, die Dominic Thiem für sich entscheiden konnte. Nach einer gemeinsamen Trainingseinheit überreichte Djokovic dem Österreicher den symbolischen Scheck. Das Preisgeld spendete Dominic Thiem für karitative Zwecke. Der größte Teil davon (25.000 Euro) geht an das St. Anna Kinderspital. Thiem dazu: „Ich habe mich mit meiner Charity für das St. Anna Kinderspital entschieden, weil in diesem Krankenhaus unglaublich gut gearbeitet wird. Das Haus hat Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte, die alles für die Kinder machen.“ Im Namen der Patientinnen und Patienten herzlichen Dank für diese großzügige Spende.

Robert Horacek vom Wiener Roten Kreuz mit dem Symbol der Initiative „Vergissmeinnicht“.

ersetzt keine juristische Beratung, regt aber zum Nachdenken und zur Formulierung wichtiger Fragen an. Das Wiener Rote Kreuz unterstützt auch die Initiative „Vergissmeinnicht“, die über Testamentsspenden aufklärt. Diese Spenden sind eine wichtige Unterstützung für gemeinnützige Organisationen geworden. Dominic Thiem (l.) nimmt von Novak Djokovic den Siegerscheck für die Adria-Tour entgegen.

MEIN KONTAKT https://testamentsrechner. vergissmeinnicht.at/wrk mein Rotes Kreuz | März 2021

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SC HWE RPU NK T

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Fotos: ÖRK/Gianmaria Gava

Zweimal pro Woche bringt Brigitte Kruba ihrer Mutter Blumen und plaudert mit ihr.

Frische Blumen für Frau Kruba Damit Menschen zu Hause gepflegt werden können, braucht es einen neuen Ansatz und Reformen.

W

enn die Tochter mit den Blumen kommt, blüht auch Rosa Kruba auf. Zweimal pro Woche bringt Brigitte frischen Nachschub aus dem Wiener Geschäft, das ihre Mutter ein Leben lang geführt hat. Promis und Politiker, bis zum Bundespräsidenten, gingen dort ein und aus. Jetzt ist sie 96 und kann nicht mehr viel tun. „Ich war lange sehr fit“, erzählt sie mit schwacher Stimme. „Bis ich gestürzt bin und mir den Oberschenkel gebrochen habe. Jetzt bin ich froh, dass ich zu Hause sein kann.“ Ihr Pfleger an diesem Mittag, Thomas Wihro, mobilisiert sie, damit sie aufstehen kann. Dreimal am Tag bekommt sie Hilfe

mein Rotes Kreuz | März 2021

vom Roten Kreuz Baden. Den Wunsch, die letzten Lebensjahre zu Hause zu verbringen, teilt Frau Kruba mit den meisten älteren Menschen. Um das auch in Zukunft für alle möglich zu machen, braucht es aber eine Reform des Pflegesystems. Was wäre dafür wichtig?

Das System wackelt Die mobilen Dienste, die pflegende Angehörige entlasten, müssen leistbar bleiben, weiter ausgebaut und abgesichert werden – sonst wird die Pflege zu Hause schwieriger oder in manchen Fällen gar unmöglich. Das System in Österreich beruht auf der Annahme, dass die Angehörigen pflegen, oft unterstützt von mobilen

Diensten, und der Staat etwas dazuzahlt – über das Pflegegeld. Von den 467.752 Personen, die Pflegegeld beziehen, werden 79 Prozent zu Hause gepflegt, hauptsächlich von Frauen. Das Problem ist nur: Weil die Gesellschaft immer älter wird, Familien schrumpfen, Kinder wegziehen und immer mehr Frauen berufstätig sind, gibt es immer weniger pflegende Angehörige. In Zukunft werden mehr professionelle Pflegekräfte einspringen müssen, an denen es jetzt schon mangelt. Zigtausende Pflegekräfte werden bald fehlen. Um mehr Menschen in den Beruf zu bringen, muss dieser attraktiver gemacht und besser bezahlt werden. Es braucht bessere Rahmenbedingungen und mehr Zeit, in der auch die Sorgearbeit genügend Platz hat. „Das wäre schön“, sagt Wihro, der ständig auf die Uhr schauen muss. „Wir brauchen mehr Personal, das diesen Job wirklich machen will.“ Menschen in ihren letzten Lebensjahren zu begleiten und zu betreuen ist eine schöne Aufgabe. Es ist aber auch eine Herausforderung. Andreas


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Steigender Pflegebedarf Tausende Pflegekräfte benötigt 2050 werden in Österreich rund 1,2 Millionen Menschen über 80 Jahre alt sein, mehr als doppelt so viele wie 2015. Im Jahr 2019 bezogen 467.752 Personen Pflegegeld, bis 2050 wird ein Anstieg auf 750.000 Menschen erwartet.

Thomas Wihro vom Roten Kreuz bürstet Rosa Kruba die Haare. Bei der Arbeit entstehe eine fast freundschaftliche Verbindung, sagt er.

» Wir müssen auf

Prävention setzen und die Pflege ganzheitlich betrachten. MICHAEL OPRIESNIG

bringt hier eine Freude rein, dass sich der ganze Raum erhellt. Hut ab vor ihr und allen Kolleginnen, die diese tolle Arbeit machen.“ Seiner Erfahrung nach würden Angehörige oft zu lange warten, bis sie sich Hilfe holen. Dann sei es oft schon zu spät. „Man soll nicht sagen: ‚Das geht schon, das geht schon‘. Man übersieht das und ist schnell überlastet.“

Pflege und Betreuung betrifft uns alle – direkt oder indirekt. Jeder Mensch will einen schönen, würdigen Lebensabend verbringen, in Ruhe zurückblicken können. „Da geht es um das, was uns als Menschen ausmacht“, betont Rotkreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig. „Wir brauchen deshalb mehr Wertschätzung für die Pflege. Zugleich müssen wir stärker auf Prävention setzen und das Thema ganzheitlich betrachten.“

Zentren für neuen Ansatz Mit zwei Beratungsstellen, die im Herbst in Wien und der Steiermark eröffnen, zeigt das Rote Kreuz, wie es sich das vorstellt. Diese Community-Care-Zentren sind zentrale Anlaufstellen für alle Fragen zum Thema Pflege und Betreuung. Es gibt Angebote im Bereich Prävention, zu Demenz, Workshops zu Sturzprävention, Gedächtnistrainingsseminare. Es werden professionelle und freiwillige Dienste vermittelt, wie der Besuchsund Begleitdienst. „Das ist für mich die Idealvorstellung“, sagt Opriesnig. „Dass Pflege nicht nur im Sinne der Versorgung gesehen wird, sondern auch als therapeutisches Angebot.“ Lesen Sie weiter auf Seite 8.

iStockphoto.com/FredFroese

Baumgartner aus Bad Leonfelden, der seine 80-jährige Mutter Ingeborg pflegt (auch Schwester Ursula hilft), macht das meiste selbst. Sie ist dement und inkontinent. Nach einer Corona-Erkrankung ist sie bettlägerig. „Man ist ständig beschäftigt“, erzählt er. „Am Abend merkt man oft erst, wie ausgelaugt man ist. Irgendwann steht man an.“ Andreas ist 61, in Pension, und er war selbst Pfleger – sonst hätte er sich längst eine Alternative überlegen müssen. Trotzdem ist er heilfroh, wenn jeden Morgen Inge Altmüller vom Roten Kreuz für die Morgenpflege vorbeikommt. „Die

Zugleich sinkt infolge der gesellschaftlichen Entwicklung die Zahl potenziell pflegender Angehöriger, die einen Großteil der Pflegeleistungen übernehmen.

Um den erhöhten Pflegebedarf zu bewältigen, bedarf es bis 2030 rund 100.000 neuer Pflegekräfte. Es gilt jedoch nicht nur, neues Personal zu finden, sondern auch die bereits Beschäftigten in der Pflege zu halten. Insgesamt betreuen 801.000 Menschen einen Angehörigen zu Hause. Drei Viertel davon sind Frauen, wobei ein Drittel im Alter von 31 bis 65 Jahren ist. 51 Prozent sind nicht berufstätig.

MEIN KONTAKT Weiter Infos: www.ig-pflege.at www.roteskreuz.at mein Rotes Kreuz | März 2021


SC HWE RPU NK T

Brigitte Kruba musste sich beeilen, um heute rechtzeitig bei ihrer Mutter zu sein. Morgen hat Placido Domingo Geburtstag und sie musste noch prächtige Sträuße für ihn binden – einen in Rot-Weiß-Rot. Der Mann ist auch schon 86. Ihre Mutter genoss ein Leben lang das Gesellschaftsleben, lieferte Blumen ins Parlament, für Staatsempfänge, an Präsidenten und Burgschauspielerinnen. Brigitte erinnert sich, wie Fürstin Gina von Liechtenstein öfter das Arkadenblumenhaus besuchte, um die Farben und Blumen für diverse Festbankette zu besprechen. Jetzt ist es das Größte für Frau Kruba, wenn sich die Tochter für sie Zeit nimmt.

Freude an kleinen Dingen Brigitte schiebt ihre Mutter im Rollstuhl in die Küche. Durch das Fenster fällt Sonnenschein. „So schön“, sagt die alte Frau. „Schein mir ins Herz hinein.“ Auf dem Tisch leuchten Feuerlilien. Die Tochter pflückt Erdbeeren von einer Fruchtschnitte und zerkleinert sie, damit die alte Frau sie besser essen kann. Wenn Brigitte ihr

ÖRK/Gianmaria Gava

Fortsetzung von Seite 7

Rosa Kruba in ihrer Küche. Die Tochter richtet eine Fruchtschnitte her.

liebevoll ins Ohr redet, weil sie schwerhörig ist, und nichts Schlüssiges zurückkommt, ist das in Ordnung. Kein Problem. „Sie war immer so eine selbstständige Frau. Ich bewundere, mit welcher Würde sie das alles über sich ergehen lässt“, sagt Brigitte Kruba. Sie hatte überlegt, zu ihrer Mutter zu ziehen, doch sie steht 10 Stunden am Tag im Geschäft.

Seit einem Bandscheibenvorfall kann die 65-Jährige ihre Mutter nicht mehr auf den Leibstuhl heben. Gut also, dass es die mobile Pflege gibt. Ob sie daran denkt, wie es für sie einmal sein wird, wenn sie Hilfe braucht? „Es kommt eh immer anders, als man denkt. Ich vertraue auf den lieben Gott. Damit kann ich gut leben.“ STEFAN MÜLLER

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Mehrstündige im Alltag Prävention alsBegleitung Chance nutzen

sunde Ernährung und Bewegung. Außerdem achtet das diplomierte Pflegepersonal auf mögliche WechDer Besuchsdienst Visitas bei Besorgungen und leistet Gesellschaft. Die Menschen länger fit zuhilft halten selwirkungen von Medikamenten, in würde dem Pflegesystem Millionen ersparen. Unterstützung im Arzt. Alltag. Mit den Absprache mit dem Kunden wird gekocht, Das Rote Kreuz forciert eingekauft, die Prävenspazieren n der Pflege und Betreuung in Östion schongegangen, länger. Es gespielt, ist nie zugegesspät, sen und Auch fürmuss den terreich kommt ein Thema seit um damitgesprochen. anzufangen. Man Weg einemdas Arzt oderverlassen. einer Ärztin Jahren sträflich zu kurz: die Gesundnichtzu einmal Haus So wird Begleitung angeboten. heitsförderung und Prävention. Dagibt esdiese in mehreren Bundesländern Die Programm Dienstleistung eignet sich im mit ist Bewegung und Vorsorge gedas „BleibAKTIV. BeweÜbrigen hervorragend zur sich Entlasmeint, um möglichst lange fit zu gung zuhause“. Es richtet an tung Angehöriger. bleiben, damit man erst später im älterepflegender Menschen, die trotz EinDie mehrstündige Leben Pflege benötigt. Mit mehr solschränkungen körperlichAlltagsbegleiund geistig tung fürwollen. 4 bis 10 pro cher Programme könnte sich der aktiv kann bleiben DasStunden Rote Kreuz Tag und 40 Stunden pro Woche in Staat enorme Kosten ersparen. hilft ihnen, ein Programm zusamVisitas-Betreuerin Balqes H. unterstützt ihre Kundin Katharina W. beim Anspruch genommen werden. Die menzustellen. Wer gleich selbst aktiv Zusammenstellen der Einkaufsliste. Nie zu spät, um anzufangen Dienstleistung wirdseien vom „die Fonds Sowerden will, dem AKTIziales5“ Wien (FSW) gefördert. VEN empfohlen – einfache ÜbunKompetenz. Über die Jahre hat sich Einhemals Jahr Pflegeheim arbeitslose kostet Wienerinnen den Staat gen, die sich ganz leicht in den AllVisitas weiterentwickelt und ist ein prowerden Person bei zwischen Visitas 40.000 im Besuchsund tag integrieren lassen. Allgemeine beliebter Anbieter für diese mehr50.000 dienst geschult Euro pro undbetreuter unterstützen Person, als den konnte. Der Verlust der SelbstMEIN KONTAKT Tipps für mehr Wohlbefinden bieten stündige Alltagsbegleitung geworund Betreuerinnen auch die mobilen vor allem Dienste älterekosten Menständigkeit ging sogar um 24 die „Gesund leben“-Kurse. den. Geld. schen.Langzeitstudien Um langfristigin im der mobilen Schweiz Prozent zurück. Bei Hausbesuchen Für nähere Auskünfte wenden Dienst haben gezeigt, zu arbeiten, dass absolvieren mit einfachen die wird etwa die Wohnung auf SturzSie sich bitte an: Geförderte Dienstleistung MEIN KONTAKT Frauen präventiven eine Hausbesuchen, Ausbildung zurdieHeimviergefahr untersucht – denn Stürze sind 01Infos: 79580 8400 Es wird aber nicht nur für älteren Kunmal helferin jährlich und können durchgeführt so ihre Kundinwerden, die häufigste Ursache ÜbersieMehr den geholfen, behinderte und die nenZahl und der Kunden Einweisungen unterstützen. in PflegeDas delungen ins auch Pflegeheim. Weiters visitas@w.roteskreuz.at www.roteskreuz.at kranke Menschen erhalten schafft heime um Nachhaltigkeit 35 Prozent reduziert und soziale wergibt es jüngere Beratungen zum Thema ge-

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ÖRK/LV Wien/Markus ÖRK/LV Burgenland/Daniel Neubauer Hechenberger

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mein Rotes Kreuz | März 2021


INTE RVIEW

ÖRK/Nadja Meister

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„Neue Sorgekultur nötig“ Pflegeexpertin Monika Wild geht in Pension. Im Abschiedsinterview erklärt sie, woran es in der Pflege hakt und welche Reformen es bräuchte. Hat die Corona-Krise gezeigt, wie wichtig Pflege und Betreuung ist?

Man hat gesehen, was da geleistet wird. Es wird seit Jahrzehnten unterschätzt, was in diesem Beruf gefordert ist. Die Sorge für andere gibt es auch innerhalb der Familie, daher wird zu wenig gesehen, dass spezifische Fachkompetenzen nötig sind, um jemanden bei der Alltagsbewältigung zu unterstützen. Was es noch braucht, ist Organisationsarbeit. Hat sich in der Wertschätzung über die Jahre nichts geändert?

Wenig. Es ist ein Relikt, dass Tätigkeiten, die Frauen zugeschrieben werden, immer unterschätzt werden. Was mich stört, ist, dass wir es als Gesellschaft immer noch nicht geschafft haben, diese Arbeit nach der Leistung und den dafür nötigen Kompetenzen zu bezahlen, sondern das nach alten Klischees tun. Wie schafft man eine neue Wertschätzung der Pflege?

Indem ein entsprechender Prozentsatz des Staatsbudgets für Pflege ausgegeben wird. Es bräuchte andere Personalschlüssel, eine bessere WorkLife-Balance für die Pflegenden, da-

mit die Sorgearbeit genug Raum bekommt, bessere Rahmenbedingungen. Warum liegen Reformvorschläge seit Jahrzehnten in der Schublade?

Die Experten haben schon 2000 gewusst, was 2020, 2030 auf uns zukommen wird – die Zahl der zu Pflegenden steigt und es gibt viel zu wenig Personal. Aber damals hat das System noch halbwegs funktioniert. Da sind die Frauen noch mit 55 in Pension gegangen und konnten zu Hause ihre Angehörigen betreuen. Jetzt steigt der Druck durch die Bevölkerung und die Politik hat das Thema verstärkt aufgenommen. Muss in Österreich etwas passieren, bevor etwas passiert?

Ich sehe keine mutige Politik. Den Pflegeregress abzuschaffen war leider genau die verkehrte Entscheidung. Die Leute wollen zu Hause bleiben. Ich glaube, es braucht eine Art Pflegenotfalldienst, der gerufen werden kann. Was ist von der Pflegereform zu erwarten?

Die Kompetenzen des Bundes sind begrenzt. Das Thema Sachleistungen

zum Beispiel kann die Reform aufgrund der Kompetenztrennung zwischen Bund und Ländern gar nicht aufgreifen. Wie soll die Pflege in 20 Jahren aussehen?

Es gibt mehr Dienstleistungen, die zu Hause durchgeführt werden, mehr präventive Angebote, um die Phase der Pflegebedürftigkeit nach hinten zu verschieben – damit ich statt 15 nur mehr 3 Jahre Unterstützung brauche. Es gibt Angebote, die mehr auf Rehabilitation und Remobilisierung setzen. Dazu muss der soziale Zusammenhalt überdacht werden: dass es nicht mehr so auf die Kernfamilie ankommt, sondern in Richtung Nachbarschaftshilfe geht. Wir brauchen eine neue Sorgekultur.

B

Die Langversion des Interviews lesen Sie unter www.roteskreuz.at/magazin.

ZUR PERSON Monika Wild ist eine gefragte Lektorin, Vortragende und Expertin im Bereich Pflege. 1993-2020 war sie Leiterin der Pflege und Betreuung im Roten Kreuz, davor selbst Pflegerin. mein Rotes Kreuz | März 2021


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E NGAG E ME NT

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FRAGEN

Anton Wieser

AN

Sepp Forcher

Wie viele Impfungen haben Sie in Ihrem Leben bekommen – und sollten wir dankbar sein, dass die Wissenschaft das erfunden hat?

Sehr viele, und alle in Dankbarkeit. Früher gab es natürlich auch furchtbare Krankheiten. Tuber­­kulose oder Kinderlähmung. Das ist alles peripher an uns vorüber­ gegangen. Weil es immer wieder geniale Köpfe gab, die Gegenmittel erfunden haben. Würden Sie empfehlen, sich gegen Corona impfen zu lassen?

Ja! Das ist eine Sache der Vernunft! Ich nehme das Impfen gern in Kauf, um mich und andere nicht in Gefahr zu bringen. Die Menschen stöhnen unter den Belastungen der Corona-Krise. Was würden Sie ihnen raten, um einmal abzuschalten und die Dinge in eine andere Perspektive zu rücken?

Ich habe für das Stöhnen kein Verständnis. Und für Dummheit gibt es keine Ratschläge. Unsere Lebenswelt bietet unendlich viele Möglichkeiten, sich an ihr zu erfreuen. Ich habe in meinem Leben schon viele Krisen erlebt, darum weiß ich, dass auch die gegenwärtige vorbeigehen wird.

mein Rotes Kreuz | März 2021

Fotos: Gert Eggenberger

Nach 200 Ausgaben der ORF-Reihe „Klingendes Österreich“ ging der Moderator und Heimatkenner 2020 mit 90 in Pension. Er unterstützt die Rotkreuz-Initiative „Österreich impft“.

Die 92-jährige Berta Schmid teilt warme Mahlzeiten aus.

Keine Frage des Alters Wolfgang Billeb und Berta Schmid gehören zu den ältesten Rotkreuz-Freiwilligen. Fynn Grün ist einer der jüngsten. Was sie dazu bewegt, ist einfach erklärt.

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chöpfer für Schöpfer füllt Berta Schmid jeden zweiten Donnerstag in Steyr Suppenteller um Suppenteller. Ihr Lohn: ein Lächeln und der Dank ihrer wohnungslosen Klienten, die im Rotkreuz-Stüberl eine warme Mahlzeit bekommen. Und die Gewissheit, „dort zu helfen, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird“, wie sie sagt. Selbst mitanzupacken ist für die mehrfache Großmutter selbstverständlich. Als ihr Enkel erzählte, dass beim Roten Kreuz Freiwillige gesucht werden, meldete sie sich sofort. Das war vor zehn Jahren. Heute ist sie 92. Ans Aufhören denkt sie trotzdem nicht, schließlich ist sie topfit, wie sie sagt, und will einen Beitrag leisten.

Wie Berta Schmid engagieren sich 3,5 Millionen Menschen in Österreich ehrenamtlich – im europäischen Vergleich ist das ein Spitzenwert. Ihre Motivation: anderen zu helfen. Ob jung oder alt – Freiwilligkeit kennt keine Altersgrenze. Gerade infolge der steigenden Lebenserwartung nutzen immer mehr Menschen ihren Lebensabend, um Gutes zu tun. Die meisten Freiwilligen Österreichs gibt es daher mit fast 60 Prozent in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen. Bei den 30- bis 39-Jährigen engagiert sich fast die Hälfte. Auch wenn die Zahl der Freiwilligen beim Roten Kreuz steigt, bleiben in unserer schnelllebigen Zeit immer weniger Menschen dem Ehrenamt ein


11 Wolfgang Billeb ist als Chronist für das Rote Kreuz im Einsatz.

Der Grund, zu helfen Einer von ihnen ist Fynn Grün. Mit seinen acht Jahren zählt er zu den jüngsten Rotkreuz-Mitgliedern. Er weiß bereits genau, was zu tun ist, wenn jemand einen Herzinfarkt hat. Das hat er in der Jugendrotkreuzgruppe in Völkermarkt gelernt. Seit zwei Jahren ist er mit vollem Einsatz dabei. Sein Traumberuf: ganz klar – Rettungssanitäter. Warum? „Weil man anderen helfen kann“, sagt er. Für Fynn Grün, Berta Schmid, Wolfgang Billeb und die vielen tausend Freiwilligen in Österreich ist das Grund genug, anderen ihre Zeit zu spenden.

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Ein halbes Jahrhundert im Einsatz Ein Rotkreuz-Urgestein ist Wolfgang Billeb aus Klagenfurt. Eigentlich wollte der Musikprofessor und Oboist Ende der Sechzigerjahre einen ErsteHilfe-Kurs machen. Ein Bekannter überredete ihn dann, als Sanitäter zum Roten Kreuz zu kommen. „Was wollt ihr denn mit einem Musiker, hab ich gefragt.“ Mittlerweile ist er seit über 50 Jahren beim Roten Kreuz Klagenfurt aktiv.

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n unserem Familienbetrieb pflanzen wir Zwiebeln, Kartoffeln, Mais, Weizen und Rüben an. Der Unfall geschah am 9. Oktober 2020. Ich weiß noch, dass ich beim Wenden mit der Rübenerntemaschine die Stromleitung berührt habe. Ich bin von der Maschine abgesprungen und nach hinten zum Motorraumdeckel gegangen. Dann ist der Stromschlag gekommen. Mein Herz ist stehen­ geblieben. Die Männer, die dabei waren, zögerten keine Sekunde. Johann Schwarzecker und Norbert Unger haben die Herzdruckmassage geleistet, Josef Katzler hat mich beatmet und Leopold Katzler hat die Rettung verständigt. Als die riesigen Reifen der Maschine zu knistern begannen, haben sie mich weggezogen. Dann sind zwei Reifen explodiert. Mein Vater ist sofort zum Unfallort geeilt und soll kreidebleich gewesen sein. Aber auch beeindruckt davon, wie ener-

Geboren 1933, erlebte er als Kind den Zweiten Weltkrieg. Frieden fand er in der Musik – und in der Freiwilligkeit. „In der Musik und bei jedem Rettungseinsatz geht es immer um das Zusammenspiel“, sagt Billeb, der als Orchestermusiker in vollen Konzertsälen in Nordafrika, den USA und Südamerika auftrat. „Die Musik und das Rote Kreuz verbinden“, sagt er. Damit die Vergangenheit nicht in Vergessenheit gerät, ist Billeb bis heute als Chronist für das Rote Kreuz im Einsatz. Seine letzte Rettungsfahrt hatte er 2003. Jetzt sind die Jungen am Steuer.

MEINE RETTUNG

Privat

Leben lang verbunden, so wie es früher war.

Alexander List 24, Landwirt aus Breitstetten

Er geriet in die Stromleitung und wurde wiederbelebt. gisch Johann das gemacht hat: gezählt und den anderen gesagt, was sie tun sollen. Schließlich trafen Notarzt und Sanitäter vom Roten Kreuz

MEIN KONTAKT Ob im Rettungsdienst, beim Verteilen von Lebensmitteln bei der Team Österreich Tafel oder beim Zeitverbringen mit einsamen Personen im Besuchsdienst: Freiwilligkeit beim Roten Kreuz ist vielfältig. Auch die Mitarbeit an zeitlich begrenzten Projekten, wie zum Beispiel beim Verteilen von Schul­startpaketen, ist möglich. Bei Interesse melden Sie sich unter freiwillig@roteskreuz.at

ein. Weil die Erste Hilfe so gut funktioniert hatte, war ich noch defibrillierbar. Ich lag drei Tage im Koma, zweieinhalb Wochen im Spital. Jetzt geht es mir wieder gut. An den Füßen und an der Hand habe ich Einund Austrittswunden vom Strom. Es war ein seltsames Gefühl, als ich meine Retter am Ort des Geschehens wiedergetroffen habe. Auch weil ich mich an nicht viel erinnern kann. Irgendwie unwirklich. Als wäre das jemand anderem passiert. Ob ich in dieser Situation gewusst hätte, was genau zu tun ist? Wahrscheinlich nicht. Ich bin einfach glücklich, dass alle so schnell reagiert haben. Sonst wäre ich heute nicht mehr am Leben.

MEIN KONTAKT Sie möchten uns Ihre Geschichte erzählen? Dann schreiben Sie an redaktion@roteskreuz.at mein Rotes Kreuz | März 2021


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THE MA

Mohamed und Amina unterstützen die Schulstartpaket-Aktion.

schon sehr nahe, deshalb ist kein großer Ansturm zu verzeichnen.

Armut kann jeden treffen

Fotos: ÖRK/LV Wien/Julia Riedler

Wir geben ein Paket voller bunter Schulsachen nach dem anderen aus. Wer den Empfängerinnen und Empfängern der Pakete in die Augen schaut, spürt deutlich: Hier schwingt eine gewisse Scham mit. Sie wird vermutlich durch die gesellschaftliche Stigmatisierung eines Lebens in prekären finanziellen Verhältnissen hervorgerufen. Der Stellenwert von Bildung – ungeachtet der gesellschaftlichen und finanziellen Stellung der Eltern eines Kindes – kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zu sehen, wie unterschiedlich die Beziehungsberechtigten der Schulstartpakete sind, hat mir eines gezeigt: Unter Armut zu leiden kann so ziemlich jeden im Laufe seines Lebens treffen. Die Leidtragenden sind häufig Kinder. Wegzusehen, wenn andere Hilfe und Zuwendung brauchen, sollte daher niemand von uns übers Herz bringen.

Geist der Menschenliebe

Ein Paket voller Chancen

Jedes Jahr verteilt das Wiener Rote Kreuz Schulstartpakete. Julia Riedler, 32, hat mitgeholfen und berichtet von ihren Eindrücken.

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ormalerweise arbeite ich beim Wiener Roten Kreuz in der Abteilung Marketing und Kommunikation, aber heute helfe ich bei der Verteilung von Schulstartpaketen mit. Seit 2015 verteilt das Rote Kreuz bundesweit im Auftrag des Sozialministeriums Schulstartpakete, die zum Großteil aus Mitteln der EU finanziert werden. Die Pakete sind für Kinder und Jugendliche, die in Haushalten leben, in denen Mindestsicherung bezogen wird. In Wien wurden 2020 die für 30.000 Schülerinnen und Schüler bemein Rotes Kreuz | März 2021

stimmten Pakete an drei Standorten ausgegeben. Es ist ein Samstag in der Früh. Als ich in der Ausgabestelle in der KarlSchäfer-Straße im 21. Bezirk ankomme, fällt mir sofort eine lange Reihe bunter Ordner voller Datenblätter auf. Jeder dieser Ordner mit Datenblättern muss kontrolliert werden, meiner für diesen Tag ist grün. Ich gebe die Daten jener, die sich ihr Schulstartpaket abholen, im PC in eine Datenbank ein und kontrolliere zwischendurch meinen Ordner. Aber der Schulbeginn ist an diesem Samstag

Im Lauf des Tages bleibt ausnahmsweise Zeit zum Plaudern. Die Gesichter aller Helfenden strahlen viel Freundlichkeit aus. Besonders in Erinnerung blieb mir Amina, die in dieser Schulstart-Ausgabestelle Basisleiterin ist. Sie hat eine Engelsgeduld und lebt jenen Geist von Menschenliebe, von dem Rotkreuz-Arbeit vielfach getragen ist. Ich hoffe, dass wir uns im Sommer 2021 wiedersehen, denn einmal mithelfen hat mir nicht gereicht.

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Amina „lebt den Geist der Menschenliebe“.


MEINE SPENDE

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Vor Rauswurf aus der Wohnung bewahrt Wieder ist es der individuellen Spontanhilfe gelungen, das Schicksal eines Menschen zu ändern.

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s war an einem nassen, kalten Tag Ende vergangenen Jahres, als der Hilferuf einer Sozialarbeiterin das Wiener Rote Kreuz erreichte: Irene M., einer 34-jährigen Alleinerzieherin eines 14-jährigen Sohnes, stand eine Delogierung bevor, falls es nicht gelänge, die Mietrückstände der kleinen Familie zu begleichen.

Neue Hoffnung ÖRK/Nadja Meister

Irene litt zu dieser Zeit an einer schweren seelischen Erkrankung, die ihr die Bewältigung des Alltags nahezu unmöglich machte. Eine Woche, bevor die Sozialarbeiterin um Hilfe bat, hatte Irene endlich einen statio-

nären Therapieplatz gefunden, und die Behandlung schien das Befinden der Frau zu verbessern. Doch die Nachricht über das Ausmaß des Mietrückstandes traf Irene wie ein Keulenschlag. Dank Ihrer Spendenbereitschaft, liebe Leserinnen und Leser, konnten Irene und ihr Sohn aus dem Spontanhilfefonds so weit unterstützt werden, dass sie von der Last des drohenden Wohnungsverlustes befreit sind. Irenes Zustand stabilisiert sich nach und nach. Sie ist bereits wieder in der Lage, an Bewerbungsschreiben zu arbeiten. Danke für Ihre Unterstützung.

B

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WOHLFÜHLTIPP FÜR DIE ÜBERGANGSZEIT Das Wiener Rote Kreuz als Fachhändler für Medizinprodukte hat unter anderem auch Hautpflegemittel in

seinem Angebot. In vielen von uns weckt die Freude auf den Frühling auch den Wunsch, sich in der eigenen Haut richtig wohlzufühlen. Trockene Heizungsluft, Wind und Lichtmangel haben der Haut im Winter stark zugesetzt. Der WRK-Bereich Medizinprodukte bietet daher Pflegeprodukte der Marke Attends an, deren natürliche Inhaltsstoffe und Öle der strapazierten Haut jetzt besonders guttun. Die schnell einziehende Bodylotion und die nährende Pflegecreme vermitteln Wohlbefinden. Bis Ende April 2021 gibt es zusätzlich einen Wohlfühl­ rabatt von 15 Prozent auf alle Attends-Pflegeprodukte.

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G ESU NDHE IT

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TIPPS VON DER CHEFÄRZTIN

Mit dem Alter verändern sich die Trinkgewohnheiten. Menschen empfinden weniger Durst. Zusätzlich vermeiden vor allem ältere Frauen bewusst das Trinken, wenn sie später auf die Straße, zu Freunden oder ins Theater gehen wollen. Sie haben Angst, nicht rechtzeitig eine Toilette zu finden, ungewollt Harn zu ver­ lieren. Der Mangel an Flüssigkeit beeinflusst aber den Körper. Schwindel, Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Atemnot können die Folge sein. Die Haut wird empfindlicher für Druck und Belastung. Kleine Wunden entstehen. Der Mund wird trocken. Das Sprechen, Kauen und Schlucken fällt schwerer. Mangelnder Speichel beeinflusst die Verdauung. Verstopfung ist eine Folge des „Wassersparens“. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Trinken Sie zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser. Stellen Sie sich zu Ihrem Lieblingsplatz einen Krug mit Wasser. Versuchen Sie 1,5 Liter pro Tag zu trinken. Sie werden sich frischer fühlen. Alles Gute und viel Gesundheit, Ihre

Dr. Katharina Pils

mein Rotes Kreuz | März 2021

pixabay.com

Mangel an Flüssigkeit einfach vorbeugen

Genug trinken, aber was?

Welche Wirkung Getränke haben und warum Sie viel Wasser und Tee, aber wenig Alkohol trinken sollten.

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ür die Gesundheit ist es wichtig, dass der Körper genug Flüssigkeit bekommt. Der Mensch besteht zu rund 70 % aus Wasser. Im Alter sinkt dieser Anteil. Der Mensch kann ohne feste Nahrung fast einen Monat überleben, ohne Flüssigkeit nur drei Tage. Also was trinken?

Wasser und Co: lebenswichtig Wasser dient dem Körper als Lösungs- und Transportmittel, hilft bei der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und Salzen über die Niere und reguliert die Körpertemperatur. Wer genug davon trinkt, etwa 1,5 Liter am Tag, lebt gesünder. Ein Mangel kann zu empfindlicher Haut, Mundtrockenheit, Schwindel, Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Verwirrtheit, Kopf-

schmerzen, sogar Atemnot führen. Außerdem schützt ein Glas Wasser nach der Mahlzeit vor Karies: Die Säuren aus dem Essen werden neutralisiert und Bakterien vom Zahnschmelz gespült. Am besten regelmäßig trinken, denn wenn der Durst kommt, ist es eigentlich schon zu spät. Unser Körper alarmiert uns erst, wenn der Flüssigkeitshaushalt schon „im roten Bereich“ ist.

Fruchtsäfte: gute Abwechslung Vitamine und Mineralstoffe aus Säften stärken die Abwehrkräfte. Wer Gewichtsprobleme hat, sollte aber auf den Fruchtzuckergehalt achten. Mit Wasser aufgespritzte Säfte sind perfekte Durstlöscher: Sie bringen Abwechslung in den Trink-Alltag.


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SIND SIE SICHER?

Nur eine Impfung schützt vor Corona Impfstoffe regen den Körper an, Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu produzieren. So wird eine schwere Erkrankung verhindert. Sich impfen zu lassen bringt auch anderen etwas: Um einen Krankheitsfall zu verhindern, müssen nur fünf Personen geimpft werden. Um einen Todesfall zu verhindern, braucht es 450 geimpfte Personen.

Jeder Impfstoff wurde in Studien zehntausendfach erprobt und ist sicher.

Sicherheit

Nebenwirkungen

Jeder Impfstoff wurde in Studien mit mehreren zehntausend Menschen erprobt und ist sicher. Durch parallele Prozesse und das Weglassen von Bürokratie konnte die Zulassung ohne Bedenken beschleunigt werden.

Akute Impfreaktionen wie Fieber oder Kopfweh sind ganz normal, sie vergehen schnell. Es gibt auch minimale Langzeitrisiken – wie bei Arzneimitteln, die wir täglich einnehmen. Sie stehen aber in keinem Verhältnis zu möglichen schädlichen Auswirkungen durch das Virus.

MEHR INFOS:

Tee: Es gibt kein Zuviel

iStockphoto.com/PEOPLE IMAGES

Wie Wasser hat Tee eine rehydrierende Wirkung, füllt also den Wasserspeicher auf. Polyphenole, die in allen Teesorten vorkommen, schützen den Körper vor freien Radikalen, die zu Zellschäden führen können. Regelmäßiges Teetrinken senkt auch das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Tee enthält auch

Koffein, das anders als im Kaffee aber langsamer freigesetzt wird und länger wirkt. Schwarzen Tee nur in Maßen trinken: Er ist sehr stark.

Kaffee: besser als sein Ruf Kaffee belebt und aktiviert und hat sogar eine zellschützende Wirkung. Es dürfen also ruhig mehrere Tassen täglich sein.

Fotos: PixelsEffect, iStock.adobe.com/Chris Ryan

Wirksamkeit

www.österreich-impft.at

Da er aber entwässert, sollte zu jeder Tasse – wie auch zu Wein – ein Glas Wasser getrunken werden.

Alkohol: Die Dosis macht das Gift Jeder trinkt gerne mal ein Gläschen, und moderater Alkoholgenuss kann sogar das Schlaganfallrisiko senken. Aber: Wenn daraus mehrere Gläser werden, erhöht sich das Risiko für einen Schlaganfall. Alkoholische Getränke schmecken gut. Das darin enthaltene Ethanol ist aber ein Zellgift, das den Körper schädigt und zu schweren Vergiftungen führen kann. Alkoholkonsum ist eines der größten Gesundheitsrisiken in Österreich. Rund 20 Prozent der Bevölkerung konsumieren Alkohol in gesundheitsgefährdenden Mengen – das entspricht 1,5 Liter Bier oder 0,75 Liter Wein pro Tag. Dass ein Schnaps nach dem Essen die Verdauung fördert, ist übrigens ein Mythos: Er verschlechtert die Durchblutung. URSULA FRAISL

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Regelmäßiges Teetrinken senkt das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko.

mein Rotes Kreuz | März 2021


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IM E INSATZ

Pilzfarm: Die Austernpilze hängen in Säcken von der Kellerdecke.

ist eine Weiterentwicklung der klassischen Entwicklungszusammenarbeit“, sagt der Oberösterreicher Michael Grabner, 51, Koordinator der Rotkreuz-Programme im Südkaukasus.

ÖRK

Echte Zukunftsperspektive

Ein Neustart mit Pilzen

Wie das Rote Kreuz Menschen in Armenien hilft, sich ein neues Leben aufzubauen.

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s ist warm und dunkel in dem Keller, genau das mögen sie. Von der Decke hängen Säcke, in denen Austernpilze wachsen. Sie sind David Skhtoryans Ticket in eine bessere Zukunft. „Sie wachsen schnell, sind köstlich und wirklich gesund“, sagt der dünne, bärtige Mann. Für jeden Sack, den er in der Stadt Masis in Zentralarmenien verkauft, kann er umgerechnet zwischen 200 und 400 Euro verlangen – ein gutes Geschäft.

Anschubhilfe für Unternehmer Die Starthilfe für sein Unternehmen hat er vom Österreichischen Roten Kreuz bekommen, das ein Programm zur sozialen und wirtschaftlichen Stärkung der Bevölkerung (IRIS) leitet. Teil davon ist ein Business-Inkubator, der junge Unternehmer mit Know-how und finanzieller Starthilfe unterstützt. Die Europäische Union und die Österreichische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit, ADA, haben mitfinanziert. mein Rotes Kreuz | März 2021

Armenien ist neben Aserbaidschan und Georgien das ärmste Land der Region. Die Wirtschaft läuft schlecht und es wurden viele Flüchtlinge aus Syrien und der Region Berg-Karabach aufgenommen. „Mit dem Inkubator geben wir einigen von ihnen eine echte Perspektive und helfen auch der lokalen Bevölkerung. Das Land hat zwar viele Probleme, aber die Menschen sind motiviert. Sie arbeiten mit dem, was sie haben.“ David Skhtoryan, 24, stammt aus Masis und hat Biologie studiert. „Die Idee mit den Pilzen hatte mein Bruder“, erzählt er euphorisch. Man merkt ihm an, wie er für sein Geschäft brennt. „Der Inkubator hat mich auch mit dem Wissen versorgt, das ich brauche – etwa in Marketing oder Buchhaltung. Jetzt weiß ich, dass ein richtiger Geschäftsmann flexibel und mit Weitblick agieren sollte, aber vor allem hart arbeiten muss.“

Stärkung der Schwestergesellschaften

David Skhtoryan mit RotkreuzProjektkoordinator Michael Grabner.

In zwei Bewerbungsrunden gab es knapp 1.000 Bewerber. 100 Business-Ideen werden gefördert: Von der Herstellung von Wein, Seife oder der Zucht von Pilzen über Dienstleistungen bis zu Apps und InternetServices ist alles dabei. Zum ersten Mal wurde nicht nur das wirtschaftliche Potenzial der Ideen berücksichtigt, sondern auch deren sozialer Nutzen. „Die EU ist stolz auf das Projekt. Es soll Schule machen und

Grabner ist gespannt, wie es mit den neuen Firmen weitergehen wird. „Der Inkubator war heiß begehrt“, bilanziert er. „Der Erfolg zeigt auch, dass internationale Zusammenarbeit wirkt.“ Zurück in Tiflis, Georgien, kümmert er sich wieder um die langfristigen Maßnahmen, die die Partner-Rotkreuzgesellschaften im jeweiligen Land stärken. Durch sie werden die Kapazitäten in den Bereichen Katastrophenvorsorge, Klimawandelanpassung sowie Gesundheits- und Soziale Dienste gestärkt.

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MEINE SPENDE Wenn Sie die Projekte des Roten Kreuzes unterstützen wollen: www.roteskreuz.at/spenden, Spendenzweck: Südkaukasus IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, BLZ: 20.111


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Eine Stimme für Niclas

Mit dem neuen Tablet kann Niclas endlich mit seiner Mutter kommunizieren.

ÖRK/Johannes Felsch

Der Bub wird wegen eines Gendefekts nie sprechen lernen. Dank eines neuen Tablets kann er sich jetzt verständigen.

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euerwehrauto“, ertönt eine Frauenstimme, als Niclas das Symbol auf seinem blauen Tablet antippt. Der Achtjährige strahlt. Das rote Fahrzeug ist sein größter Schatz. Auch seine Mutter lächelt. „Wenn Nici sein Spielzeug haben will, kann er mir das jetzt sagen“, erzählt Sabine Pessenteiner aus Saalfelden im Bundesland Salzburg. Das Rote Kreuz übernahm die Finanzierung des Tablets über den PENNY Familienhilfsfonds, der Ausgaben der Spontanhilfe für Familien in Not übernimmt. Die Spontanhilfe unterstützt Menschen in Not mit Einmalzahlungen. Niclas geht in die dritte Klasse der Sonderschule, im Moment lernt er

E-MAIL AUS

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ie gilt als die gefährlichste Stadt der Welt: San Pedro Sula in Honduras. Als wäre es nicht schon genug, dass das Land seit Jahren unter dem ständig präsenten Drogenkrieg und steigender Armut leidet. Große Teile des zentralamerikanischen Staates wurden nun durch zwei Hurrikans dem Erdboden gleichge-

MEINE SPENDE die Buchstaben. Für den aufgeweckten Jungen ist das besonders wichtig. Wegen eines seltenen Gendefekts kann er nur einzelne Laute artikulieren. „Nici kann mir nicht erzählen, was er heute in der Schule gemacht hat“, erzählt Pessenteiner. „Mit dem Tablet kann er Fotos und Videos machen oder ganze Sätze bilden.“ Dazu helfen ihm neben Buchstaben viele

tausend Symbole. Auch eigene Fotos kann man in das Programm integrieren – will Niclas „Papa“ sagen, klickt er auf ein Bild seines Vaters. Mehr als 1.000 Euro kostet das gebrauchte Tablet mit Software. Zu viel für die Alleinerzieherin, die noch einen Kredit für einen behindertengerechten Umbau der Wohnung abstottert. Niclas sitzt im Rollstuhl. „Ich möchte ihm alles ermöglichen. Ich bin so froh über die Unterstützung. Das ist eine Riesenhilfe“, sagt sie. Schon jetzt hat Niclas sein Tablet immer dabei, es gibt ihm Selbstständigkeit. „Wenn er allein wohin muss, geht das jetzt, weil er sich verständigen kann“, freut sich seine Mutter.

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MEINE SPENDE http://spende.roteskreuz.at IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 Spendenzweck „Individuelle Spontanhilfe“

SAN PEDRO SULA

Jasmin Forstner (30) hilft als Delegierte, Menschen in Honduras mit frischem Trinkwasser zu versorgen. Die Not nach zwei schweren Stürmen ist groß. macht. Häuser standen bis zu den Dächern unter Wasser, viele Menschen leben nun unter Plastikplanen am Straßenrand und hoffen in ein normales Leben zurückkehren zu können. Kinder betteln Autofahrer im Morgenverkehr um Geld an, während die Eltern über kleinen Feuerstellen Essen zubereiten. Verschiedene Einheiten des Roten Kreuzes versorgen diese Menschen mit dem Nötigsten. Mein Team betreut eine Trinkwasseraufbereitungsanlage und stellt Bedürftigen sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Seit Beginn meines Einsatzes bin ich mit der Betreuung des Trinkwasserlabors betraut, in dem das Wasser auf Verunreinigungen durch Chemikalien und Bakterien untersucht wird. Nach der Einschu-

lung von Helfern vor Ort geht diese Aufgabe in die Verantwortung des Honduranischen Roten Kreuzes über und ich helfe den Kollegen, Trinkwasser mit einem LKW auszuliefern. Für mich ist das ein ganz besonderer Einsatz. Ich habe zwei Jahre in Nicaragua, Costa Rica und Panama gelebt. Die Menschen dort haben mir ihre Sprache beigebracht und das Leben in ihrer Heimat gezeigt. Trotz ihrer eigenen schwierigen Lebensumstände wurde ich immer herzlich empfangen. Worte wie „Danke für euer Wasser – es hat uns sehr geholfen“ erfüllen mich selbst mit unendlicher Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass ich diesen Menschen, die trotz ihrer schwierigen Lebensumstände alles mit mir geteilt haben, etwas zurückgeben darf.

B

mein Rotes Kreuz | März 2021


PARTNE R

Ursula Würzl (3. von links) und das Team von Edenred beim Ausmalen im „Stern“.

fortsetzen würde.“ Die Spendenbereitschaft von Unternehmen ist in der Corona-Krise laut Fundraisingverband gewachsen. Mit rund 100 Millionen Euro pro Jahr unterstützen sie gemeinnützige Projekte und helfen mit Sachspenden bei der Krisenbewältigung.

ÖRK/Kellner Holy Thomas

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Bleibender Eindruck

Der Wert, Gutes zu tun Warum es sich für Unternehmen auszahlt zu helfen.

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lle Jahre wieder ruft Edenred seine Kunden dazu auf, Prepaid-Gutscheine für die Individuelle Spontanhilfe des Roten Kreuzes zu spenden, und rundet die Summe auf. So kam 2020 die Rekordsumme von 18.000 Euro zusammen. Ein wichtiger Beitrag für Menschen in Not. „Der symbolische Spendenscheck ist in meinem Büro. Ich freue mich, wenn ich ihn sehe. Und die Mitarbeiter auch“, sagt Ur-

sula Würzl, Geschäftsführerin von Edenred Austria. Gutes zu tun zahle sich auch für Unternehmen aus, ist sie überzeugt. „Ich arbeite lieber bei einem Unternehmen, das sich engagiert. Dieser Einsatz kommt auch bei den Kunden gut an.“ Das Engagement der Firmen, die Sammelboxen für die Gutscheine aufstellen, sei über die Jahre sogar größer geworden, sagt Würzl. „Es wäre schön, wenn sich der Trend

SANOFI PACKT MIT AN

Seit Anfang März läuft wieder das

Sanofi

hersteller, sich engagieren wollte, halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei, Schulstartpakete an Kinder aus Familien zu verteilen, die Mindestsicherung beziehen und für die die Kosten des Schulstarts eine große Belastung sind. „Sich sozial zu engagieren und aktiv einen Beitrag leisten zu können bereitete uns große Freude“, sagt Thomas Klotz, General Manager der Health-Abteilung, über die tolle Aktion im Oktober 2020. „Es ist toll, zu sehen, wenn Hilfe dort ankommt, wo sie dringend gebraucht wird!“ Er und sein Team möchten die Aktion auch 2021 wieder unterstützen. Zudem hat Sanofi unter dem Slogan „All for health, health for all“ 15.000 Euro an das Rote Kreuz gespendet. Dieser Betrag kommt zu gleichen Teilen AmberMed, der Medikamentenhilfe und dem Ermöglichen von Stammzellenspenden zugute.

mein Rotes Kreuz | März 2021

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TOLLE PREISE: DAS ROTKREUZ-GEWINNSPIEL

Weil das Team von Sanofi, einem weltweiten Medikamente- und Impfstoff-

Thomas Klotz (li.) und seine Sanofi-Kollegin Maria Emilia Alvarez.

Manchmal tut es gut, auch selbst anzupacken. Zum Beispiel halfen Mitarbeiter von Edenred dabei, das „Stern“, ein Beratungszentrum des Wiener Roten Kreuzes für Wohnungslose, auszumalen. „Noch heute reden sie davon“, sagt Würzl. „Es ist schön, etwas Sinnvolles zu tun. Für manchen war es auch der Auslöser, sich privat zu engagieren.“ Die Kooperation mit dem Roten Kreuz soll weitergehen – auch im Corporate Volunteering, so Würzl: „Never change a winning team. Vielen Dank an alle Kunden, für ihre Bereitschaft mitzumachen, das Vertrauen, das sie uns geben, und an Barbara Stöckl, die sich immer wieder als Botschafterin zur Verfügung stellt. Wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet, kann etwas Relevantes daraus werden.“

beliebte Rotkreuz-Gewinnspiel: Über 36.000 attraktive Gewinne im Wert von einer Million Euro warten. Die Hauptpreise: drei VW-Autos, 10 Sparbücher mit je 10.000 Euro, Traumreisen, „Wiener Philharmoniker“-Goldmünzen, E-Bikes, eine Übernachtung im Schloss Schönbrunn für zwei, Einkaufsgutscheine und vieles mehr. Alle, die mitmachen, erhalten ein Haftnotizbuch. Persönliche Einladungen werden per Post verschickt. Die Teilnahme ist aber auch unter www.rotkreuz-gewinnspiel.at sowie durch einen Anruf bei der GratisHotline 0800 400 100 möglich. Wer gewonnen hat, wird ab 14. Juni schriftlich verständigt. Wir drücken die Daumen! Der Erlös ist für den guten Zweck und kommt der Rotkreuz-Arbeit zugute.


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Das große Rotkreuz-SUDOKU! Schicken Sie die Auflösung bis 5. Mai 2021 per Postkarte an „Mein Rotes Kreuz“, Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien, oder geben Sie sie online unter www.roteskreuz.at/magazin ein. Der Hauptpreis sind ein Messerblock und ein Messerset (Brot- und Buttermesser). Weitere 20 Gewinner erhalten einen Rotkreuz-Regenschirm. Die Ziehung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Über dieses Preisrätsel kann kein Schriftverkehr geführt und Preise können nicht bar abgelöst werden.

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Wir erheben nur die für das Gewinn9 8 7 spiel notwendigen Daten. Mit der Teilnahme stimmen Sie der Veröffent­ lichung von Namen (Vorname und abgekürzter Nachname) und Postleitzahl zu. Die Gewinner werden per E-Mail oder Brief verständigt und die Daten nach der Preisübergabe gelöscht und nicht an Dritte weitergegeben. Bei Online-Eingabe erhalten Sie nach noch­maliger E-Mail-Bestätigung und mit dem Recht auf Widerruf Rotkreuz-Informationen per E-Mail. Weitere Infos: www.roteskreuz.at/datenschutz

Gewinner der letzten Ausgabe: Lösung: 546713982. Der erste Preis, ein Erste-Hilfe-Set und ein Rotkreuz-Einkaufskorb, geht an Alois K., 4892. Eine Rotkreuz-Thermosflasche gewinnen: Christine K., 2601; Erich L., 6853; Gabriele J., 8076; Michael Ch., 3443; Gertraud F., 1190; Alois D., 4951; Monika S., 6800; Siegfried K., 8650; Michaela Sch., 2000; Rudolf H., 4191; Brigitte R., 9535; Josef L., 7210; Anna H., 4770; Johannes L., 8230; Roswitha H., 9545; Helmut G., 6850; Erna K., 7412; Günther P., 9861; Rosina R., 6854; Richard P., 8752.

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