Peter Rosegger - Zwischen den Zeiten

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Samstag, 17. März 2018

www.kleinezeitung.at/rosegger2018 ROSEGGER-JAHR: Alle Veranstaltungen www.peter-rosegger.at

Zwischen den Zeiten Peter Rosegger war der „Waldbauernbub“, aber auch ein Vor­, Nach­ und Querdenker in der Ära der beginnenden Industrialisierung. Zeitenblicke zum 175. Geburtstag.


UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM, MULTIMEDIALE SAMMLUNGEN

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Wortschöpfungen. Literaturwissen­ schaftler Christian Teissl über eine unerfüllte Hoffnung Peter Roseggers

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Der Urenkel. Er hatte es nicht immer leicht mit dem berühmten Urgroßvater. Aber Hellfried Rosegger ist seinen eigenen Weg gegangen

IM GESPRÄCH

NEUE PUBLIKATIONEN

BEST OF ROSEGGER

MEHR GEMÜSE

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer über die Bedeutung Roseggers für die Steiermark Seite 8

Was das Jubiläumsjahr an lesbaren Neuerscheinungen über den Jubilar zu bieten hat Seite 20

Ich habe nichts mehr zum Lesen! Die Top-Tipps, um in das Werk Peter Roseggers Seite 35 einzutauchen

Rosegger hatte ein offenes Ohr für Tierschutz und Vegetarismus. Und wurde zum „Flexitarier“ Seite 42

ANSICHTEN

GRAZ-HEIMAT

GROSSE DISKUSSION

SOUVENIR, SOUVENIR!

Vier Schriftsteller und ihre geteilten Meinungen zum steirischen Volksdichter

Grazer Volksschüler verraten, was ihnen zu einer Waldheimat-Erzählung Roseggers einfällt Seite 36

Rosegger-Feeling in Form von Schreibutensilien, Accessoires und Mode

Seite 10

53 Jahre seines Lebens verbrachte Peter Rosegger in Graz. Und er hat dabei einige Spuren hinterlassen Seite 30

ZAHLENSPIELE

DAS WANDERN …

ANNO DAZUMAL

ESSAY

Über uns kreist ein Asteroid namens Rosegger. Dessen Nummer und andere interessante Zahlen Seite 18

… ist des Städters Lust? Ein Selbstversuch auf dem Christmettenweg in der Seite 32 Waldheimat

Das Leben im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert war kein Honiglecken. Eine Seite 40 Zeitreise

Literaturkritikerin Daniela Strigl über den Verdacht des „Antisemitismus“ in Roseggers Werk Seite 47

Seite 44

IMPRESSUM Medieninhaber & Herausgeber: Universalmuseum Joanneum GmbH, Mariahilferstraße 2–4, 8020 Graz. Produktion: Anzeigen und Marketing Kleine Zeitung GmbH & Co KG – PR-Redaktion, Gadollaplatz 1, 8010 Graz. Redaktion: PR-Redaktion; Erich Longin (Leitung), Christian Kössler (Koordination), Stefanie Burger, Georg Hoffelner, Roswitha Jauk, Mirella Kuchling, Norbert Wally. Gastautoren: Daniela Strigl, Christian Teissl. Layout: Styria Media Design GmbH & Co KG, Elisabeth Hanseli, Michele Duller. Verkauf: Bernd Beutl. Projektkoordination: Christoph Pelzl, Hartinger Consulting GmbH, Römerstraße 18, 8430 Kaindorf. Druck: Druck Styria GmbH & Co KG, Styriastraße 20, 8042 Graz. Fotos Titelseite: Universalmuseum Joanneum/Multimediale Sammlungen, Scheriau, Rothwangl/Photografy, Wally, ORF/Steiermärkisches Landesarchiv, Ballguide/Pajman.

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Wir feiern einen großen Steirer

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Lulu! Auf den Spuren von Ritter Heimgarten. Ein Besuch im Schlaraffenreych „Grazia“

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PR-Genie. Peter Rosegger war ein guter Selbstver­ markter. Sechs Schüler der MEDIEN HAK Graz haben das unter die Lupe genommen

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Kalendarium. Veran­ staltungen, Events und Ausstellungen des Rosegger­Jahres

ereits 2013 wurde das Universalmuseum Joanneum vom Land Steiermark mit der Verantwortung für das Rosegger-Geburtshaus am Alpl und das Rosegger-Museum in Krieglach betraut. Es war also naheliegend, dass Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als Volkskulturreferent uns auch gebeten hat, die Koordination der zahlreichen Aktivitäten verschiedenster Veranstalter anlässlich des 175. Geburtstages bzw. 100. Todestages von Peter Rosegger im Jahr 2018 zu übernehmen. Dabei war uns ein konzertiertes Vorgehen mit allen Partnern wichtig, besonders mit den landesnahen Einrichtungen der Volkskultur GmbH und Steiermärkischen Landesbibliothek, der Region Krieglach-Alpl sowie den dortigen Tourismusverantwortlichen und Vereinen. Ein Programmkomitee hat durch die gezielte Auswahl von mittlerweile rund 70 Veranstaltungen eine hohe Qualität gesichert. Der gemeinsame Außenauftritt wird durch ein Logo als sichtbare Klammer ebenso gewährleistet wie über die neue Webseite www.peter-rosegger.at, auf der alle Aktivitäten zum Rosegger-Jahr nachzulesen sind. Gemeinsam haben wir uns in diesem Jahr das inhaltliche Ziel gesetzt, eine differenzierte Darstellung der Person Peter Rosegger vorzunehmen. Wir zeigen ihn abseits von Klischees, insbesondere des durch den Wald stapfenden Bergbauernbuben, als Kommentator der rasanten und weltweiten Umwälzungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, einer Phase der ersten Globalisierung, deren Auswirkungen sich auch in der Steiermark manifestierten. All diese Themen finden sich auch in diesem Magazin wieder. Die einzelnen Beiträge sollen Ihnen Peter Rosegger in seiner Vielschichtigkeit näherbringen und Sie gleichzeitig durch dieses Jubiläumsjahr führen.

Wolfgang Muchitsch ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Universalmuseum Joanneum KANIZAJ

Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre! 3


Einfache, schlichte Wohnung Schreibkunst. Peter Rosegger schrieb in einem bildhaft­farbigen Deutsch, stets nahe am Volksmund. Seine Hoffnung, dass manche seiner Wortschöpfungen in die Wörter­ bücher eingehen würden, erfüllte sich nicht. Was aber blieb: die Waldheimat.

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ch hatte lange zu tun, um von den Verheerungen der Grammatik mich zu erholen [...]“, bekennt Rosegger auf der Höhe seines Ruhms. „Erst als die grammatikalischen Regeln und Vergewaltigungen wieder gründlich vergessen waren, konnte an eine schriftstellerische Existenz gedacht werden. Heute sündigt vielleicht jeder meiner Sätze gegen das Schuldeutsch, aber das Ding wird wahrscheinlich verstanden. Und daß sie verstanden wird, ist nach meiner unmaßgeblichen Meinung bei einer Sprache die Hauptsache.“ Rosegger wollte nicht glänzen, sondern wirken, nicht für seine stilistischen Luftsprünge bewundert, sondern von möglichst vielen Menschen verstanden werden. Sich klar und unumwunden auszudrücken, wenn es sein musste auch derb und grob, war bis zur letzten Zeile, die er schrieb, sein Ideal. Ernst Decsey, einer seiner hellhörigsten Interpreten, verglich Roseggers dichterischen Stil mit einer einfachen,

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schlichten Wohnung: „Er ist kein Poet mit sehenswürdigen Möbeln, ich glaube, es wäre ihm unmöglich, in Prunk und Pracht eine Zeile zu schreiben.“ In der Mundart hatte er zu dichten begonnen, und es war immer Mundart, was das Publikum auf seinen zahlreichen Vorlesereisen durch alle größeren deutschen Städte von ihm zu hören bekam. Eine Sprache, davon war er felsenfest überzeugt, könne nur dann lebendig und entwicklungsfähig bleiben, wenn sie „von den immerfort aufwuchernden Volksmundarten befruchtet wird“. Daher seine Warnung an alle Sprachpuristen: „Wenn pedantische Schulmeisterei die mundartlichen Einflüsse auf die hochdeutsche Sprache unterbindet, dann ist‘s aus mit dieser, sie vertrocknet und verknöchert, wird ein blutleeres Gespinst von Begriffen, ein Rattenkönig von Sätzen, ohne sinnliche Anschaulichkeit, ohne Leben.“ Den Dialekt seiner Kindheit im Ohr, auch als niemand mehr in

seiner Umgebung ihn sprach, schrieb Rosegger ein bildhaftes, farbiges Deutsch, das stets die Nähe wahrt zum gesprochenen Wort. Seinen Wortschatz entnahm er, wie sein französischer Interpret Amedée Vulliod bemerkte, mit Vorliebe „dem großen Sprachschöpfer Volk“ – und wurde selbst zum Sprachschöpfer, zum Vater eines neuen Begriffs: dem der „Waldheimat“. Das Wort fand noch zu seinen Lebzeiten Eingang in „Freytags steirische Touristenkarte“, als Bezeichnung für die Gegend zwischen Krieglach und St. Kathrein am Hauenstein. Ein Werktitel wurde zum Landschaftsnamen, ein literarischer Mythos zur topographischen Realität. Konnte sein Werk die Landkarten der Steiermark auch verändern, sein Einfluss auf die Wörterbücher hielt sich in Grenzen. „Mir gefällt das Wort ‚interessieren‘ nicht und wir können es nicht entbehren“, notiert er 1909 in seinem öffentlichen Tagebuch, das als „Heimgärtners Tagebuch“


Wenn pedan­ tische Schul­ meisterei die mundart­ lichen Ein­ flüsse auf die hochdeutsche Sprache unterbindet, dann ist’s aus mit dieser, sie vertrocknet und verknö­ chert, wird ein blutleeres Gespinst von Begriffen, ein Rattenkönig von Sätzen, ohne sinnliche Anschaulich­ keit, ohne Leben.“

RoseggerBiographie aus dem Jahr 1913, verfasst von Ernst Decsey, damals Chefredakteur der Grazer „Tagespost KK

Peter Rosegger

zwölf Jahre lang, Monat für Monat, in seiner Zeitschrift, dem „Heimgarten“ erschien. „Wir haben in unserer Sprache keinen Ausdruck, der es genau deckte. Ich wüßte ein Wort, es ersetzte jenes, es wäre deutsch, aber es ist ‚gemacht‘. Es ist sogar von mir gemacht. Denn die Sprache, in der wir sprechen, innert mich schon lange. Ich möchte anstatt ‚interessieren‘ – innern sagen ...“ An diesen Vorsatz hielt er sich

konsequent: Die seltsame Wendung „das innert mich“ findet sich in vielen seiner späten Briefe, seine Hoffnung aber, sie würde sich auf diese Weise verbreiten und eines Tages ebenso zum Allgemeingut werden wie das Wort „Waldheimat“, ging nicht in Erfüllung. Heute, hundert Jahre nach seinem Tod, herrscht zwar wieder reges Interesse an Roseggers Werk, niemand aber innert sich dafür. Christian Teissl

Christian Teissl ist Dichter, Schriftsteller und Literaturwissenschaftler aus der Steiermark PRIVAT

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Vom Urenkel des Heimatdichters Rosegger lebt. Ăœber den Dächern der steirischen Landeshauptstadt thront das Haus Hellfried Roseggers. Der pensionierte Kinderarzt hat als Weltreisender seltene Dialekte katalogisiert und als Schreibender reĂźssiert. 4

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1: Hellfried Rosegger blättert im Werk seines Urgroßvaters – 2: Ein Autograph des Dichters – 3: Das Bild des Waldbauernbuben hängt in der Küche – 4: Die Hausfassade – 5: Die Familie Rosegger war stets auch musikalisch begabt – 6: Eine Gesamtausgabe Peter Roseggers findet sich noch im Haus BALLGUIDE/PAJMAN (6)

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teil ist er, der Anstieg hinauf zum Haus. Ursprünglich waren es zwei Gebäude, die hier über einem Grazer Krankenhaus zusammengewachsen sind. Mit dem sie umgebenden Wald, dem Wintergarten und Grillplatz bildet das Ensemble eine beinahe ländliche Idylle inmitten der Großstadt. An einer Eingangstür hängt ein Kranz, daneben lehnt ein Besen. Es ist die andere, die sich für uns öffnet: Hellfried Rosegger hat als Nachgeborener seinen weltweit bekannten Urgroßvater nie persönlich kennengelernt, aber trotzdem erinnert etwas an ihm an den Vorfahren. Vielleicht ist es die Mischung aus Wissen und Würde, gemildert durch ein verschmitztes Lächeln, das immer wieder aufblitzt. Das Haus selbst steckt voller Erinnerungsstücke. Das Auge kann die Fülle an Bildern, Fotos, Musikinstrumenten aber auch Waffen aus fernen Ländern nur Stück für Stück in sich aufnehmen. Illustre Ruheplätze wie eine lichtdurchflutete verglaste Veranda laden

zum Nachdenken und Schreiben ein. Immer wieder fällt der Blick auf exotisches Interieur von den Reisen des Arztes. Ein maledivisches und ein bengalisches Sprachbuch legen Zeugnis seiner Begeisterung für andere Kulturen ab. Weder das Arabische, Neugriechische noch das Singhalesische sind ihm fremd.

der Kunst abhalten: Er praktizierte als Arzt und komponierte Opern. Links vom Klavier hängt noch heute ein Bild, auf dem er gemeinsam mit seiner Frau zu sehen ist. Hellfried Rosegger spielte übrigens jahrelang in der Royal Garden Jazz Band, heute begleitet er das Uli Hahn Quintett mit seinem Saxophon.

Das Arbeitszimmer erreicht man durch einen begehbaren Schrank. Hier im Haus oder besser Doppelhaus ist alles verschachtelt, man folgt dem Hausherren mutig und hofft, dass man von ihm wiedergefunden wird, wenn man sich trotz allem verirrt. Im Bücherregal stapeln sich einige Heimgarten-Hefte, auch ein paar handschriftliche Seiten von Peter Rosegger besitzt sein Urenkel noch. Aber das große Ganze wurde schon vor vielen Jahren dem Land Steiermark und seinen Menschen übergeben. In die Familie eines Literaten hineingeboren zu sein bedeutet übrigens nicht automatisch, dass man dichten soll oder kann. Im Hause Rosegger lag die Latte hoch, schon in der Volksschule in Mürzzuschlag wurde der Urgroßvater zitiert, wenn der kleine Hellfried einen Rechtschreibfehler „beging“, obwohl die Orthografiekenntnisse des späteren Volksschriftstellers anfangs – natürlich mit gutem Grund – eher dürftig waren.

Mit Wanderlust infiziert hat Rosegger ebenfalls so gut wie all seine Nachkommen. Der Schriftsteller reiste viel, immer wieder aber packte ihn das Heimweh. Sein Urenkel Hellfried blieb davon weitgehend verschont. Er ist ein Weltbürger, der einerseits die Schönheit der Waldheimat genießen kann, andererseits aber auch gerne wochenlang ferne Länder bereist. Als Kinderarzt

Das Schreiben hat Hellfried Rosegger sich dann aber doch nicht nehmen lassen. Neben dem vergriffenen Roman „Die Rinne“, den er gemeinsam mit seiner älteren Schwester Heide verfasst hat, gab er unter anderem einen zweibändigen Endzeitroman und einen Kriminalroman in Hexametern heraus. Schon sein Großvater Sepp ließ sich trotz der mahnenden Worte seines Vaters, der naturgemäß kein Geringerer als Peter Rosegger war, nicht von

Zu seinem erstgeborenen Sohn Sepp, meinem Großvater, hat Peter Rosegger gesagt: Das Schreiben überlass mir, du mach’ die Menschen gesund.“ behandelte und heilte er in Albanien, Afrika, Indien und Südamerika die Ärmsten der Armen. Im Gedenkjahr 2018 wird der zweifache Vater und Großvater an einigen Veranstaltungen zu Ehren seines bekannnten und beliebten Vorfahren teilnehmen. Natürlich ist er stolz auf ihn und hat etliche seiner Werke gelesen. Aber auch Peter Rosegger schaut sicherlich mit Achtung auf seinen Urenkel herunter, dem als forschenden Arzt und Autor keine Regung des menschlichen Herzens verborgen geblieben ist und bleibt. Mirella Kuchling

Mag. Karlheinz Wirnsberger, Leiter Rosegger-Museen Krieglach & Alpl WIRNSBERGER

INNENSICHT 2018 bietet neue Blickwinkel auf Peter Rosegger? Mit Ausstellungen und Aktivitäten innerhalb unserer Museen versuchen wir, Rosegger weg vom Klischee des romantisch verklärten Waldbauernbuben hin zum kritischen, politischen und sich selbst inszenierenden Steirer zu zeigen. Demnach erfährt man auch in Krieglach und am Alpl Neues über den Dichter? Ja. Das Geburtshaus gibt anhand einer zeitgemäßen Beschrifung Einblicke in die Lebensumstände des „jugendlichen“ Rosegger. Das Museum in Krieglach wurde völlig neu aufgestellt und widmet sich unter dem Titel „... wem gehört der Großglockner?“ z. B. den gesellschaftlich wichtigen Fragen von damals. Wie nähert man sich heutzutage einem Volksschriftsteller? Man kann sich am Alpl und in Krieglach einen Überblick über das Leben von Peter Rosegger verschaffen und nach Belieben ein Werk als Lesestoff auswählen.

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„Man kann nicht dagegen sein, dass Neues erstrebt S wird“ Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer über die Bedeutung von Peter Rosegger in der Gegen­ wart, was die heutige Steiermark von ihm mitnehmen kann und wie sie seinen 175. Geburtstag feiert.

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ehr geehrter Herr Landeshauptmann, der Dichter und Schriftsteller Peter Rosegger hätte im heurigen Jahr seinen 175. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass widmet das Land Steiermark dieser bedeutenden steirischen Persönlichkeit ein Jubiläumsjahr. Was dürfen wir uns hier erwarten? Wenn man an Peter Rosegger denkt, hat man oft nur den schneidernden Waldbauernbuben im Kopf. Häufig wird vergessen, dass er auch ein namhafter Literat mit weitreichendem Erfolg und ein spannender Zeitkritiker war. Diese Aspekte wollen wir im heurigen Jahr bei mehr als 70 Aktivitäten wieder stärker ins Bewusstsein rufen – in Ausstellungen, Veranstaltungen, aber auch ganz speziell in Projekten für Kinder, wie mit einem

Schulprojekt und -wettbewerb. Kurz: So vielseitig Peter Rosegger als Person war, so facettenreich ist auch das Programm, das die Steirerinnen und Steirer im heurigen Jahr anlässlich seines Geburtstages, aber auch im Gedenken an seinen 100. Todestag, erwartet. Peter Rosegger wird zum einen sehr verehrt, zum anderen aber immer wieder verurteilt. So werden seine Schriften doch auch mit deutschnationalen und antisemitischen Strömungen in Verbindung gebracht. Ist es demnach wirklich sinnvoll, Peter Rosegger und seine Werke wieder verstärkt in Erinnerung zu rufen? Wer sich mit Roseggers Schriften intensiv auseinandersetzt, wird erkennen, dass seine Haltung zum Antisemitismus und zum


Hermann Schützenhöfer ist Landeshauptmann der Steiermark ERWIN SCHERIAU

Deutschnationalismus durchaus differenziert war, wenngleich er sich dem Zeitgeist nicht entziehen konnte und einiges formulierte, das der Rezeption in der nationalsozialistischen Zeit entgegenkam. Rosegger rief aber auch immer wieder zur Toleranz auf und wandte sich gegen jeglichen Fanatismus. Man kann nicht verleugnen, dass Peter Rosegger drei Mal für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Zudem geben uns seine Werke einen detaillierten Einblick in den Alltag des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war Zeitzeuge der Dynamik von sozioökonomischen Umbrüchen im Zuge der Industrialisierung, die er in seinen Schriften dokumentiert. Gerne wird auch von der Aktualität Peter Roseggers im Heute gesprochen. Sind seine gesell-

schaftskritischen Aussagen heute noch relevant? Es wäre unsinnig, bei Peter Rosegger eine passende Antwort für jedes Problem der Gegenwart finden zu wollen, denn Rosegger war natürlich ein Kind seiner Zeit und viele seiner Ansichten sind heute überholt. Doch die Vielschichtigkeit seines Wirkens fasziniert uns heute noch und sollte auch gegenwärtig zum Nachdenken anregen. Seine Gedanken zur Luftverschmutzung in Graz aus dem Jahre 1913 beispielsweise sind heute noch genauso aktuell wie damals. Und der Roman „Jakob der Letzte“ kann durchaus als visionäres Epos vom „Untergang des Bauernstandes“ verstanden werden. Das Bild des einsetzenden Strukturwandels vom landwirtschaftlichen Familienbetrieb zur industrialisierten Landwirtschaft, das Rosegger im Roman zeichnet, hat bis heute nichts an Aktualität verloren: Im Gegenteil, es hat sich noch verstärkt. In diesem Roman geht es ja auch um den Konflikt zwischen Bewahren und Verändern, um Verlustängste und den Fortschritt. Welchen Weg geht das Land Steiermark, um den Spagat zwischen Tradition und Innovation zu schaffen? Hier gehe ich durchaus mit einem Spruch Roseggers konform: „Man kann nicht dagegen sein, dass Neues erstrebt wird, aber man sei vorsichtig im Zerstören des Alten.“ Durch einen wertschätzenden Umgang mit Überliefertem und mit einem wachen Blick für Innovationen können wir die Steiermark Stück für Stück weiterbringen. Tradition und

Fortschritt schließen sich nicht aus, vielmehr kann aus ihrer Kombination Einmaliges entstehen. Peter Rosegger wird sehr stark mit jener, von ihm als „Waldheimat“ bezeichneten Region in Verbindung gebracht – mit dem Geburtshaus und der Waldschule in Alpl/Krieglach. Werden diese Örtlichkeiten das Zentrum des Rosegger-Jahres bilden oder werden wir Peter Rosegger auch an anderen Orten verstärkt antreffen? Peter Rosegger und die Waldheimat sind untrennbar miteinander verbunden. Aber Rosegger hat rund die Hälfte seines Lebens in Graz verbracht und sein Nachlass befindet sich ebenso in Graz (in der Steiermärkischen Landesbibliothek, Anm. d. R.). Daher setzen wir auch in der Landeshauptstadt einige Rosegger-Schwerpunkte: Im Museum für Geschichte ist bis Jänner 2019 die Ausstellung „Waldheimat und Weltwandel“ zu sehen, die Landesbibliothek digitalisiert eine Fülle an Rosegger-Briefen, und zum Ausklang des Jahres wird Peter Rosegger in der Grazer Oper erlebbar sein. Aber natürlich passiert auch in der Waldheimat vieles: Die Roseggermuseen und -ausstellungen laden zu einem Besuch ein, der Roseggerbund hat ein breites Programm auf die Beine gestellt und die Marktgemeinde Krieglach bietet mit den „Roseggerfestspielen“ wieder einen ganz besonderen Höhepunkt des Jahres. Zusätzlich werden einzelne Veranstaltungen und Initiativen in vielen weiteren Teilen der Steiermark das Leben und Wirken Peter Roseggers thematisieren.

Es wäre unsin­ nig, bei Peter Rosegger eine passende Antwort für jedes Problem der Gegen­ wart finden zu wollen, denn Roseg­ ger war natürlich ein Kind seiner Zeit und viele seiner Ansichten sind heute überholt. Doch die Viel­ schichtigkeit seines Wir­ kens fasziniert uns heute noch und sollte auch gegenwärtig zum Nach­ denken anregen.“

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Einer, der polarisiert Ansichten zu Peter Rosegger. Literatinnen und Literaten über ihr Rosegger-Bild. Wir haben sechs Fragen gestellt.

FRAGEN 1. Was für ein Bild haben Sie von Peter Rosegger? 2. Welches seiner Werke würden Sie einem guten Freund schenken – und warum? 3. Von Peter Rosegger haben viele Menschen nur ein Bild im Kopf, dabei hatte er viele Seiten. Welche seiner Facetten finden Sie am spannendsten? 4. Mit welchem Aspekt der Person Rosegger haben Sie am meisten Probleme? 5. Peter Rosegger war aussichtsreicher Kandidat für den Literaturnobelpreis. Hätte er ihn verdient? 6. Gibt es noch etwas, das Sie über Peter Rosegger äußern wollen?

Valerie Fritsch, „Winters Garten“ (Suhrkamp 2015) Trägerin des Peter-RoseggerLiteraturpreises 10

1 Mein Bild rührt noch aus der Kindheit. Irgendwann habe ich bei meinem Großvater die gesammelten Werke entdeckt. Ich erinnere mich, dass es ein Erlebnis war, so viel von einem Dichter zum ersten Mal zu entdecken. Dass die Werke im Haus meiner Verwandten standen, war für mich ein Qualitätszeichen. Ein Dichter in der Heimat. Ich habe mich gefreut, dass es diesen Dichter gibt. 2 Vor Kurzem habe ich endlich eines seiner Werke ganz gelesen. Jakob der Letzte. Das Werk hat mich beeindruckt. Es sind die authentische Sprache und das soziale Engagement, die einen in

1 Ein Kneippkaffee trinkender, denkender, turnender, kurender Mann, ein Teilzeitvegetarier, Schneidergehilfe, Gottsuchender, ein voraussichtiger Mensch, dem die Bergwelten und unberührten Landschaften Offenbarung und Antrieb sind, der Heimat in der alten Idee der Natur gefunden hat. Als Kind dachte ich auch lange Zeit, jeder,

diesem Buch ansprechen. Die sozialkritischen Momente. Es schildert den Verfall der Bauernwelt und verurteilt schonend jene, die die Armut der Bauern ausnützen. Die Reichen machen die Armen immer noch ärmer, es ist ein altes System. Rosegger war mehr als ein Heimatdichter, er hatte ein Gespür für die sozialen Probleme. 3 Rosegger liebt man für seine literarischen „Schmankerln“, die moralisch-betulichen Geschichten aus der Waldheimat. Die aber trotzdem mitunter herzerwärmend sind. Es geht darin um arme Menschen und wie ihnen Trost gegeben

der grünen Loden trug, müsse zumindest ein Verwandter Peter Roseggers sein.

wird. Das kann man ja auch nicht verachten. 4 Was den „Heimgarten“ betrifft, sind meine Kenntnisse gering. Ein Exemplar habe ich durchgeblättert, das hat mir gar nicht gefallen. Und es gibt furchtbare Sätze, die er geschrieben hat. Warum und wem zuliebe auch immer. Ein Mensch im Wandel der Zeit. Lassen wir ihn doch. 5 Seine Sprache ist etwas altertümlich, aber von poetischen Übertreibungen ziemlich frei. Er hat sich nicht darin ergossen, einen Sonnenuntergang zu beschreiben. Für mich klingt Rosegger irgendwie ehrlich.

2 Nicht von, aber über ihn: Rosegger Reloaded, edition keiper, 2013.

des Dichters Ludwig Anzengruber, so dass er Anzengrubers „Der Pfarrer“ seiner Köchin so oft vorspielte, dass sie ihm mit dem Kochlöffel drohen musste, dass er je wieder aufhörte.

3 Eine Obsession, die nicht so recht ins Bild passt. Rosegger war regelrecht besessen von einzelnen Werken

4 Wie oft man seinen Namen heute noch zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit bemüht.


Andrea Stift-Laube Autorin, Literaturzeitschrift Lichtungen

Alfred Kolleritsch Dichter, Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte, Träger des Peter-RoseggerLiteraturpreises

1 Ich bin mit der Literatur Peter Roseggers aufgewachsen, sah aber auch eine Fernsehserie, die in meiner Kindheit ausgestrahlt wurde, und die episodenweise von der Waldheimat erzählte. Deswegen sehe ich Peter Rosegger im ersten Gedankengang gänzlich verklärt als armes, aber glückliches Bergbauernkind. Im zweiten Gedankengang sehe ich einen durch die Armut seiner Kindheit und das Trauma des Elternhausverlustes zeitlebens nach Achtung und Erfolg strebenden Mann. 2 „Als ich noch der Waldbauernbub war“. Das ist quasi ein Stück literarische Allgemeinbildung für Steirerinnen und Steirer. Der harte und kärgliche Alltag einer Bergbauernfamilie vor dem Hintergrund des einsetzenden Industriezeitalters wird hier in so hübsch weichgespülter Weise geschildert, dass man sich umgehend auf die nächste Alm wünscht, um dort einen Sommer lang Rüben zu schälen. 3 In Roseggers Literatur

1 Die Idylle verherrlichend, antisemitisch. 2 Gute Freunde sollte man nicht quälen. Marlene Streeruwitz, Autorin, Trägerin des Peter-RoseggerLiteraturpreises

3 Der schwierige Bildungsweg. 4 Seine Rolle im Schulbuch und damit im Kanon.

spielt der Respekt vor Natur und die Zuneigung zu Tieren eine signifikante Rolle. Das ist ein sympathischer und für einen Bauernsohn nicht selbstverständlicher Wesenszug. Er schrieb zum Beispiel gegen die Hetzjagd an und interessierte sich für Vegetarismus. Wer weiß, vielleicht wäre er heute Veganer und Tierbefreier. 4 Mit seinen klar belegten antisemitischen Äußerungen. Mit seinen schwankenden sozialen und gesellschaftspolitischen Haltungen. Die scheinen sich oft nach der aktuellen Mode gedreht zu haben. Es ist freilich leicht, hundert Jahre später über jemanden zu urteilen, der in völlig anderen Zeiten gelebt hat, doch bei einer für Politik und Tourismus so wichtigen und gerne vereinnahmten Person darf und muss man genauer hinsehen und kritisch hinterfragen. 5 Mitten im Ersten Weltkrieg veröffentlichte Rosegger zusammen mit Ottokar Kernstock ein Buch namens „Der steirische Waffensegen“. Es ist voll-

5 Ich finde die Stellung im Herrenhaus* interessanter. Rosegger war ja ins Herrenhaus berufen worden. Ich würde gerne wissen, was er da für einen Beitrag geleistet hat. Heute wird doch sehr infrage gestellt, ob Kulturschaffende sich in der Politik äußern sollen. Da ist das doch eine interessante

ständig digitalisiert über die Website der Österreichischen Nationalbibliothek abrufbar. Wenn man diese Gedichte liest – schauerlich nationalistische, blutrünstige und kriegsbegeisterte Texte, die Lyrik zu nennen mir zutiefst widerstrebt –, kann man diese Frage nur mit Nein beantworten. 6 Die vierte Volksschulklasse, die ich besuchte, wurde, wie viele Volksschulklassen davor und danach, ins Geburtshaus Rosegger aufs Alpl gebracht. Es war der einzige größere Ausflug meiner Volksschulkarriere und vermutlich als Höhepunkt gedacht. Natürlich war uns Zehnjährigen die Rauchkuchl und all das sehr egal. Nichtsdestotrotz wünsche ich mir, dass Schulklassen weiterhin zu Geburtshäusern von Schriftstellern geschickt werden, aber vielleicht nicht nur aufs Alpl, sondern beispielsweise auch nach Mürzzuschlag, dorthin, wo eine echte und richtige Literaturnobelpreisträgerin namens Elfriede Jelinek auf die Welt gekommen ist.

Tradition, über die ich gerne mehr wissen wollte. * Das Herrenhaus war in der österreichischungarischen Monarchie das Oberhaus des Reichsrates und damit das fast gleichberechtigte Gegengewicht zum gewählten Abgeordnetenhaus. Es bestand aus vom Kaiser ernannten Mitgliedern aus dem Adel, dem Klerus und besonders verdienstvollen Bürgern. Der steirische Dichter Peter Rosegger war ein berufenes Mitglied. Das Herrenhaus bestand bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ein Gesetz wurde erst wirksam, wenn ihm beide Häuser zugestimmt hatten (ausgenommen Finanz- und Rekrutierungsgesetze).

JASMIN SCHULLER, MARIJA-M. KANIZAJ (2), DETAILSINN.AT, JOHN SMITH, KARLHEINZ WIRNSBERGER

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Auf den Spuren von Ritter Heimgarten In arte voluptas. Peter Rosegger erzählte 1890 im „Heimgarten“, wie er den Männerbund der Schlaraffen kennenlernte. 128 Jahre später bin auch ich als Pilger in die Burg der Grazia eingeritten. Schla­ raffia ist ein Aben­ teuer, eine Chance, eine Seeligkeit, eine Heraus­ forderung, ein Traum, eine Verpflichtung, ein Spiel, eine kostbare Freundschaft, sie enthält Liebe, Kämpfe, Rätsel und Versprechen und sie ist Glück und Leben.“ Die Schlaraffen über ihr Wesen

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ir traten in einen großen altgotischen Saal, der mit Fackeln und Ampeln beleuchtet, mit Fahnen und Standarten geschmückt und in welchem an Tafelrunden Männer in alter Gewandung saßen, viele angetan mit Zeichen hoher Würde. […] „Ich, Ritter Kuno der Drachenschwanz, geleite einen müden Pilger und heische Eintritt in die Burg.“ Bald hernach öffnete sich eine Gasse zwischen Rittern und Knappen, zwischen zwei Reihen von Hellebarden. Wir stiegen Stufen hinan bis vor einen Altar, an welchem still und düster zwei Flammen lohten und auf welchem ein großer Vogel saß. Mein Führer kreuzte seine Arme über die Brust, verneigte sich sehr tief vor dem Altare und murmelte: „Uhu“. Dann winkte er mir, das Gleiche zu tun …

fahren werde. Zu meiner Linken sind Schwerter in doppelter Reihe aufgestellt, eine massive Tür an der Frontseite gemahnt an eine Schlosspforte. Nach rechts führt eine andere Tür in den Rittersaal. Und diesen darf man wahrlich so nennen: Unzählige farbenfrohe Wappen und Fahnen schmücken seine Wände, entlang seiner Front ist ein breiter Thron aufgebaut, zu beiden Seiten warten lange Tafeln auf die Ritter. Und inmitten aller Pracht: Ein Uhu, der mich mit leuchtenden Augen beäugt. Neugierig begrüßt werde ich profaner Schreiberling auch von den Schlaraffen selbst. Doch kann ich mit Freude ganz offen sagen: In Bälde fühle ich mich wie ein König, so herzlich werde ich empfangen. Was mich anfangs doch etwas verwirrte: der schlaraffische Gruß: „Lulu“.

6. März 2018. 128 Jahre nachdem Peter Rosegger dies über seine erste Begegnung mit dem Schlaraffenreich Grazia im Heimgarten („Im Reich des Uhu“, 1890) geschrieben hat, begehrt erneut ein Pilger, ich, Einlass in die Schlaraffenburg. Die Erzählung Roseggers im Hinterkopf und von einem väterlichen Freund begleitet, öffnet sich mir die Tür. Ich betrete einen hellen, warmen Vorraum, die „Vorburg“, wie ich alsbald er-

„Was ist das? Ist es ein Mummenschanz? Nein dafür däucht mir die Ordnung und der Ernst zu groß. Ich habe von Freimaurerlogen gehört, ist es dergleichen? Oder bin ich wirklich durch Zauber in eine Ritterburg des Mittelalters versetzt worden? Das Wort Schlaraffe leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort „Slur-Affe“ ab, was so viel hieß wie „sorgloser Genießer“. Das erste

Schlaraffenreych entstand 1859 in Prag, im Jahr „anno Uhui 1“ nach schlaraffischer Zeitrechnung (somit verfasse ich meine Zeilen a. U. 159). Gegründet wurde der deutschsprachige Männerbund von Künstlern zum Zwecke der Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Folglich lautet auch sein Wahlspruch: „In arte voluptas – in der Kunst liegt das Vergnügen“. Der Inbegriff aller schlaraffischen Tugenden heißt „Uhu“. Und so finden sich in den Annalen der „Allschlaraffia“ (internationale Vereinigung aller Schlaraffenreiche) berühmte Namen wie Franz Lehár, Oscar Straus, Gustav Mahler, Alexander Girardi, Gustl Bayrhammer, Paul Hörbiger – und: Peter Rosegger. Jener wurde am 21. Dezember 1889 als


1: Die Schlaraffen bei der Begrüßungszeremonie 2: An den Wänden: Wappen von bereits nach „Alhalla“ heimgegangenen und von aktiven Rittern 3: Die drei Oberschlaraffen der Grazia: „Hermeneutix“, „MultiMädi-A“ und, „Fechs-Dachs“ 4: Der Uhu: das Zeichen höchster Weisheit für die Schlaraffen BALLGUIDE/PAJMAN

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REYCH NUMMER 4

2 Knappe in die „Grazia“ aufgenommen und am 11. April 1891 zum Ritter „Heimgarten der Burggeist“ geschlagen. Und er schrieb des Weiteren: „Ich hatte die Vereinigung lange für nichts als für eine Ulkgesellschaft gehalten und bin erst allmählich eines Besseren belehrt worden.“ Mit dem großen „Tamtam“ beginnt die „Sippung“ – der offizielle Teil der Versammlung. Im Nu werden aus rund 60 profanen Herrschaften honorige Junker und Ritter. Sie tragen jetzt ihre „Rüstungen“: Bunte Kappen, die den Helm, Schärpen, die den Körperpanzer darstellen. Auf dem „Helm“ ist bei jedem Sassen (Mitglied) vorne sein Rittername eingestickt, hinten der Name seines

3 Reiches. Namen wie „MultiMädi-A“, „Hermeneutix“, „FechsDachs“ – die Oberschlaraffen der Grazia –, Telios oder „Secur“ entziffere ich. „Heimgarten“ hätte ich auf Peter Roseggers Helm lesen können. Ich werde Zeuge eines festlichen Begrüßungsrituals, bei dem Gast-Ritter aus anderen Reichen einreiten und von „Fechsungen“, spannenden Vorträgen über aktuelle Themen und von leibhaftiger Musik. Vermutlich hat sich die Zermonie auch zu Roseggers Lebzeiten sehr ähnlich zugetragen. Was diesen zeitlebens geplagt hatte: Schlechtes Gewissen, weil er kein sehr eifriger Sippungsbesucher gewesen war. Weshalb ihm auch der Zusatz „Burggeist“ verliehen wurde. Aber er verehrte

und liebte die Schlaraffen und ihre „weltenfremden“ Sitten. „Wie lechzt man in einer solchen Wüste nach einer Oase, wo vom frischen Hauche des Olymps belebt, der Geist einmal auf dem Kopfe stehen und die Beine in die Luft reden darf, wo das Herz einmal recht von Herzen pudelnärrisch sein darf, wo der sonst von Sorgen ernsthaft und gebückt einherschreitende Mann wieder einmal kindliche Spiele zu treiben weiß und sich daran ergötzt, als ob er wirklich wieder ein reiner Liebling Gottes, ein Kind geworden wäre.“ Dem kann ich wahrlich nichts Besseres hinzufügen. Lulu! Christian Kössler

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13 Jahre nach der Gründung der Schlaraffia in Prag brachte Carl Mathias, ein Opernsänger, das Gedankengut Schlaraffias nach Graz. Unter dem Namen „Ritter Orpheus des h. R. Berolina“ wurde er zum Gründer der Grazia. Seit damals bietet diese ein erquickendes, von Kunst und Kultur geprägtes Vereinsleben. Nur einmal – 1938 – erlosch in der „uhufinsteren Zeit“ die gesamte Schlaraffia acht Jahre lang, Sippungen konnten nur heimlich abgehalten werden. Die Burg, die Peter Rosegger 1890 beschreibt, ist längst Geschichte. Heute trifft man sich in einer neuen im Zentrum von Graz.

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Ein Vermarktungstalent seiner Zeit Marketing. Peter Rosegger konnte nicht nur großartig schreiben, sondern hatte auch ein gutes Händchen für seine Selbst­Vermarktung. Sechs Schüler der MEDIEN HAK Graz haben diese unter die Lupe genommen. 11 % Ja 89 % Nein

UMFRAGE Kennt ihr Peter Rosegger? Peter Rosegger war in seiner Blütezeit einer der bekanntesten Dichter und Autoren, doch heute ist das anders. Bei einer Umfrage unter 28 Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren der MEDIEN HAK Graz kam zutage, dass mit dem Namen „Peter Rosegger“ nur wenige etwas anfangen können.

P

eter Rosegger versuchte sich auf viele verschiedene Arten zu vermarkten. Zu einer Zeit, in der die Medien noch nicht so entwickelt und vielseitig wie heute waren, fand er trotzdem einige Methoden, die ihm Erfolg einbrachten und ihn bekannt machten. Allerdings gab es auch Wege, mit denen er sich nicht anfreunden konnte. Mündlich und schriftlich. Peter Rosegger schrieb Romane, Erzählungen und Gedichtbände. In diesen berichtete er gerne über seine Heimat, über sich oder auch über seinen weiten, winterlichen und kalten Schulweg. Obwohl seine Werke hauptsächlich von der Steiermark und seiner engeren Heimat handelten, erlangte er schon in jungen Jahren großen Erfolg: vor allem mit seiner Weihnachtsgeschichte „Als

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UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM, MULTIMEDIALE SAMMLUNGEN/F. J. BÖHM

ich Christtagsfreude holen ging“. Bevor er 1876 seine Monatszeitung „Heimgarten“ gründete und seine Werke schriftlich, in Büchern oder auch Zeitungen, veröffentlicht wurden, hielt er zur Verbreitung seiner Werke nur Vorträge. 40 Bände in 14 Millio-

nen Exemplaren, wie schaffte Rosegger diese sensationelle Auflage? Leykam und Pock, seine ersten Verleger, konnten seine Bücher nur in geringer Menge auf den Markt bringen. Es war der L.-Staackmann-Verlag aus München/Leipzig, der Roseggers

1843

1845

1877

ab 1895

2018

Zeitschriften, Bücher

Nebelbildapparat“, der den Eindruck bewegter Bilder erzeugte

Tonaufzeichnungen

Film

Instagram, Snapchat Eigene Homepage (Verkauf weltweit)

Vorhandene Medien Lebenslauf Peter Rosegger

Peter Rosegger nutzte die medialen Kanäle seiner Zeit intensiv

1843 Geburt

Vorträge der Bücher

1876

1889

1918

Gründung „Heimgarten“

starke Nutzung der Fotografie

Roseggers Tod


s

Ein Buch sind die Kinder. Gleichgültige Augen entdecken an ihnen nichts Bemerkenswertes: erst wenn man ihnen mit dem warmen Hauch der Liebe naht, treten die Zeichen hervor, die uns oft überraschen, entzücken oder erschrecken, und zum großen Teile liegt es an uns, welche Zeichen wir Peter Rosegger hervorrufen.“

Peter Rosegger in der Gegenwart: Wie würde er heute publizieren? Würde er Social­Media­Kanäle usen oder wäre er eher total konservativ und gegen jegliche Modernisierungen? Hätte er noch immer eine eigene Zeit­ schrift oder wäre er umgestie­ gen auf modernere Varianten?

I Werke dann schließlich international bekannt machte. Unzählige Vorlesungen wurden für ihn in Graz oder Wien organisiert, aber auch in Deutschland. Und er hatte Auftritte vor hoch angesehenen Personen, zum Beispiel vor Kronprinz Rudolf. Mit dem verdienten Geld erfüllte er sich den Traum einer Waldschule im Alpl. Heimgarten. 1876 gründete Peter Rosegger seine eigene Monatszeitung, den „Heimgarten“. In seiner Zeitschrift behandelte er politische, kulturelle, aber auch philosophische und erzieherische Themengebiete. Häufig übte er über das regelmäßig erscheinende Blatt auch Kritik an der Gesellschaft, womit er sich nicht nur Freunde machte. Und er forderte das Volk auch auf, diese Kritikpunkte zu beheben. Gerne ließ er auch Gastautoren, zum Beispiel Bertha von Suttner, zu Wort kommen. Um auch andere Meinungen abbilden zu können, schrieb er sogar unter Pseudonymen, noch heute sind 25 davon geschüzt. Nachdem er den „Heimgarten“ 34 Jahre selbst produziert hatte, vererbte er ihn 1910 an seinen Sohn. „Bitte lächeln!“ Als Peter Rosegger im Jahre 1843 das Licht der Welt erblickte, steckte die Foto-

grafie noch in ihren Kinderschuhen. Dem jungen Peter war diese neumodische Technik allerdings nicht ganz geheuer. Er fand den Aufwand zu hoch für das Ergebnis, obwohl sich mit der Erfindung des Plattenverfahrens 1851 die Qualität deutlich verbessert hatte. Erst nach der Erfindung des Rollfilms 1889 nutzte Peter Rosegger das Medium intensiv. Eine weitere Besonderheit an ihm war, dass er seine Bildrechte an den Fotografen Franz Josef Böhmer verkaufte. Der Dichter wollte damit verhindern, dass unvorteilhafte Bilder von ihm an die Öffentlichkeit kamen. So durfte der Fotograf nur von ihm ausgewählte Bilder veröffentlichen. Stummfilm, nein danke! Zu Roseggers Lebzeiten entstand ein ganz neues Medium – der Film. Für ihn war er nur eine Belustigung für das Volk, den er für einen kurzen Hype hielt. Er hatte kein Interesse daran, weil er wollte, dass die Gestalten in den Filmen auch etwas von sich geben konnten. Im Heimgarten schrieb er folglich, dass er Filmaufnahmen ablehne. Er hielt nichts von Stummfilmen, da er Ton und Bild nur gemeinsam auf Zelluloid bannen wollte. Weswegen er auch das Kino für ein schlechteres Kasperltheater hielt.

n den damaligen Ausgaben des Heimgartens, welcher sein Jugendtraum war, den er auch 34 Jahre lebte, wurden vor allem politische und kulturelle Themen behandelt. Eine Sache, die er wahrscheinlich auch heute noch beibehalten hätte, jedoch schriebe er möglicherweise humorvoller und ansprechender für die Jugend. Statt der 4000 bis 5000

verkauften Heimgarten-Exemplare wären heute wohl eher 60.000 Follower auf seinem Online-Diskussionsforum. Während viele Influencer sich heute hauptsächlich selbst promoten, hätte er auch anderen Leuten die Chance gegeben, sich zu aktuellen Themen zu äußern. Instagram und Snapchat wären Teile seines Lebens, mit denen er seinen Fans einen Einblick in seine Reisen gäbe und seine Gedanken sofort teilen könnte. Ob er tatsächlich eine Zeitschrift gegründet hätte, ist fraglich, da er den Heimgarten auf den Markt gebracht hatte, um sich nach dem Tod seiner Frau auszudrücken. Auch eine Fortsetzung durch seinen Sohn wäre eher fraglich, weil der wohl andere Interessen hätte, als das Onlineformat seines Vaters weiterzuführen.

2018: Peter Roseggers Profilbild auf seinem heutigen SnapchatKanal ROSEGGERMUSEUM KRIEGLACH

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K

„Iso a prüfung, oda? Wos a imma des is …“ Mag. Karlheinz Wirnsberger, Leiter Rosegger-Museen Krieglach Alpl WIRNSBERGER

EXKLUSIV BEI BÖHM Die Verbindung von Peter Rosegger zum Fotografen Franz Josef Böhm war eine väterlich-freundschaftliche, aber auch eine wirtschaftliche? Wie ist sie entstanden? Franz Josef Böhm war ein Wanderschauspieler, der sich auf Rat von Rosegger 1899 als Fotograf in Mürzzuschlag niederließ. Er wurde zu seinem Exklusiv-Fotografen. Von dieser Abmachung profitierten beide: Der Fotograf, weil ihm der Auftrag von Rosegger eine finanzielle Basis verschaffte. Und Peter Rosegger hatte in Böhm jemanden, der ihn in seinen Fotos nur vorteilhaft veröffentlichte. Welche Bedeutung hat die Fotosammlung von Böhm – abseits von den Rosegger-Bildern – für die Region? Er war ein wichtiger fotografischer Chronist des Mürztals, beispielsweise mit seinen Fotos von Industriebauten, landwirtschaftlichen Betrieben und zahlreichen regionalen Festen.

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What’s that??? Peter Rosegger schrieb in seinen Erzählungen aus der Jugendzeit auch über den Tag, an dem die Alpler Kinder erst­ mals zur – für sie noch geheimnisvollen – Schul­ prüfung geführt wurden (Originaltext siehe Seite 36). Die Schüler der MEDIEN HAK Graz haben sich in die Kinder rund um das Jahr 1850 hineinversetzt und deren Gedanken und Fragen vor der Schulprüfung via WhatsApp in die Gegen­ wart transferiert.

Heyy wos isn des morgn? Peter, 25. Februar 2018

Wos wü da patterer * vo uns? Peter, 25. Febraur 2018

Hi jo wos isn? Hää wos sulln sei? #überforderung Hansi, 25. Februar 2018

Iso a prüfung, oda? Wos a imma des is... Wolfi, 25. Februar 2018

Mei eltern hom scho ongst, das ma zum heer gschickt wern Peter, 25. Februar 2018

Najo wir miasn en sunntagsanzug onziagn also konns jo net sooooo schlimm wern… denk i ma holt Seppi, 25. Februar 2018

Mahh naaa net des ding krotzt sooooo vü Peter, 25. Februar 2018

Wieso sogtn der uns eig nix? is jo vull fies Wolfi, 25. Februar 2018

Vielleicht kriag ma jo wos gschenkt...? Hansi, 25. Februar 2018

Werma scho sehgn... Peter, 25. Februar 2018

Passt dann amol bis morgn * Michael Patterer war der erste Lehrer von Peter Rosegger

Seppi, 25. Februar 2018

Die Schüler der MEDIEN HAK Graz bei der Arbeit. Stefanie Maier (2BK), Nicole Lamprecht (2BK), Esmeralda Miljkovic (2BK), Johann Hubmann (2AK) und Jana Weiß (2AK). Am Bild fehlt Michelle Schwaiger (2AK) BALLGUIDE/PAJMAN


34 Jahre lang war Rosegger Herausgeber, 1910 übernahm Sohn Hans Ludwig den Heimgarten und ließ ihn zum nationalsozialistischen Kampfblatt verkommen KK

H

alt dein Rößlein nur im Zügel, kommst ja doch nicht allzuweit. Hinter jedem neuen Hügel dehnt sich die Unendlichkeit. Nenne niemand dumm und säumig, der das Nächste recht bedenkt. Ach, die Welt ist so geräumig, und der Kopf ist so beschränkt.“ Weise Worte, die einst Wilhelm Busch für Peter Roseggers „Heimgarten“ beisteuerte. Der berühmte Zeichner und Verfasser von humorvollen Bildergeschichten war aber bei weitem nicht der Einzige, der für Roseggers Monatsschrift „Heimgarten“ Texte spendierte. Aber wen wunderts, galt Rosegger selbst als engagierter und zeitkritischer Journalist, der mit vielen Persönlichkeiten wie eben Wilhelm Busch oder aber auch Marie Ebner-Eschenbach zusammenarbeitete. 1876 gründete Peter Rosegger den „Heimgarten“, um „ ... eine Monatsschrift für das Volk herauszugeben mit der Tendenz, den Sinn für Häuslichkeit, die Liebe zur Natur, das Interesse an dem Ursprünglichen und Volkstümlichen wieder zu wecken.“

Arbeit mindert Trauer und Verlust. Dieses literarische Projekt half ihm, nach dem Tod seiner ersten Frau neuen Lebensmut zu schöpfen und gab ihm die Möglichkeit, seine Meinungen und Überlegungen öffentlich kundzutun. Nach diesem schweren Schicksalsschlag stürzte er sich anscheinend regelrecht in die Ar-

beit und es gelang ihm in den folgenden Jahren, viele prominente Mitarbeiter zu gewinnen: Ludwig Anzengruber, Wilhelm Busch, Marie Ebner-Eschenbach, Robert Hamerling, Hans Kloepfer, Karl May, Bertha von Suttner oder auch Leo Tolstoi. Rosegger-Sammlungskuratorin Bianca Russ-Panhofer vom Universalmuseum Joanneum befasst sich seit Jahren mit dem steirischen Kultautor und erklärt die Beziehung zu seinen prominenten Gastautoren so: „Prinzipiell verband ihn mit allen ein mehr oder weniger reger Briefwechsel. Anzengruber war Vorbild, ebenso Hamerling, der zusätzlich noch als Förderer und Unterstützer im Zuge der ersten Veröffentlichungen Roseggers auftrat. Mehr zu Hamerling findet man übrigens im Buch ,Gute Kameraden‘.“ Darin wird auch seine Beziehung zu Ludwig Anzengruber geschildert. Sein monatliches Werk führten sich für damalige Verhältnisse beachtliche 3000 Abonnenten zu Gemüte, zeigte Rosegger sich darin doch von einer bislang völlig unbekannten Seite. Er geißelte die Missstände seiner Zeit und ließ es sich auch nicht nehmen, in durchaus progressiv anmutenden Sozialreportagen über Randgruppen der Gesellschaft zu berichten. So avancierte er zum Anwalt der sozial Schwachen und sparte nicht mit Sozialkritik, was ihm wütende Proteste und Vorwürfe einbrachte.

Moderne Ansätze im Heimgarten Unterhaltung und Aufklärung. Mit dem Heimgarten erschuf Peter Rosegger eine visionäre Monatsschrift. Zeitgleich diente sein Werk auch zur Trauerarbeit.

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3 Ehrendoktortitel erhielt Rosegger. Unter anderem von der Universität Graz

Ein Maann der Worte in Zah hlen Menschenleben. Fünfundsiebzig Jahre zählte das Leben des Schriftstellers auss dem Mürztal. Wir haben aus dieseer Zeitspanne einige der Höhep punkte in Zahlen zusammengefasst.

1843

2

Geburtsjahr von Peter Rosegger

Mal hat Peter Rosegger at Anna Pichler geheiratet: und Anna Knaur

In über

120

Städte besuchte Rosegger circa bei seinen Lesereisen

18

20

Sprachen wurden Roseggers Werke übersetzt

3

Nominierungen für den Literatur- Nobelpreis erhielt Rosegger

40 Bände umfasst die 1913 bis 1916 erschienene Gesamtausgabe seiner Werke


3 588 000

7583

Exemplare seiner beim StaackmannVerlag veröffentlichten Werke wurden verkauft

lautet die Nummer des Asteroiden, der nach Peter Rosegger benannt wurde

25 gesicherte Pseudonyme nutzte Rosegger für die Veröffentlichung seiner Texte

1902 konnte die RoseggerWaldschule eröffnet werden

Auf

1155

Metern Seehöhe liegt sein Geburtshaus, der „Kluppeneggerhof“

67 Bauernhöfe besuchte Peter Rosegger in seiner Lehrzeit mit dem Schneidermeister Ignaz Orthofer

1918 Todesjahr von Peter Rosegger

Mindestens

9

Denkmäler gibt es in der Steiermark

VANESSA KATYI-NARR, STYRIA MEDIA DESIGN

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Briefe und Co. im Originalwortlaut lesen Neue Publikationen. Das Werk Peter Roseggers – und auch der Mensch dahinter – sind im Jubiläumsjahr auf neue Weise zugänglich. Online sowie als neue Leseausgabe.

E

s ist mir ja die größte Ehre, wenn Sie Krambambuli der Aufnahme in Ihrem Heimgarten für würdig befinden. Nur, dass die Geschichte schon so gar abgedroschen ist, tut mir leid. Ich wollte, ich könnte Ihnen etwas Neues für Ihre Zeitschrift darbringen …“ Zu lesen sind diese Zeilen von Marie von Ebner-Eschenbach an Peter Rosegger, den sie als „lieben, hochverehrten Meister“ tituliert, seit Kurzem online. Über die Homepage der Steiermärkischen Landesbibliothek – Bereich „RaraBib“ – erhalten Interessierte Einblick in die umfangreichen Korrespondenzen Peter Roseggers mit rund 250 seiner Zeitgenossen. Darun-

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ter auch Größen wie Ebner-Eschenbach, eine der bedeutendsten deutschsprachigen Erzählerinnen des 19. Jahrhunderts, Bertha von Suttner, Theodor Storm, Gottfried Keller oder Leopold von Sacher-Masoch. Nachlass digitalisiert. Das Jubiläumsjahr 2018 hat die Steiermärkische Landesbibliothek zum Anlass genommen, große Teile des Nachlasses Peter Roseggers, insbesondere die Briefe sowie seltene Fotos, zu digitalisieren und, ob nun für Neugierige oder die wissenschaftliche Forschung, kostenlos online einsehbar zu machen. Mehr als tausend Briefe an und von Rosegger sind bereits

online zu lesen, 4230 Seiten wurden in Handarbeit digitalisiert und zum Teil transkribiert. Die Transkription ist notwendig, weil der Dichter in Kurrent schrieb und seine Handschrift außerdem zur Unleserlichkeit neigt. Der gesamte Nachlass Roseggers – es ist der größte von rund 200 Nachlässen, die die Landesbibliothek verwaltet, und kam bereits 1932 in die Bibliothek – besteht aus Manuskripten, Briefen, Zeichnungen, Tagebüchern, Rechnungsbüchern, Zeugnissen, Ehrungen, Fotoalben, Roseggers persönlicher Bibliothek und privaten Utensilien wie Brillen, Spazierstöcken und Manschettenknöpfen. Die Korrespondenzen

SEINE LANDSCHAFTEN

LETZTE GEDANKEN

Der Historiker Reinhard Farkas und der Fotograf Jakob Hiller zeigen Peter Roseggers Leben und Werk zwischen Land und Stadt, Tradition und Reform ebenso wie Roseggers Lieblingslandschaften. Zahlreiche Farbbilder. Erscheint Ende April, Leykam Verlag.

Peter Rosegger starb vor dem Ende des Ersten Weltkriegs, hoch populär als Erzähler und bis zuletzt Mahner und Warner. Gestützt auf umfangreiches Quellenmaterial zeichnet Christian Teissl ein bewegendes Porträt des „alten Heimgärtners“. Erscheint Ende April, Styria Verlag.


Roseggers Handschrift ist schwer zu lesen, viele Briefe wurden deshalb transkribiert STEIERMÄRKISCHE LANDESBIBLIOTHEK, FOTOLIA, MARIJA KANIZAJ, KK (5)

im Wortlaut bieten in besonderer Weise eine Möglichkeit, mehr über den Dichter und die politischen Umbrüche seiner Zeit zu erfahren. Und vor allem sind sie eine Gelegenheit, sich selbst ein Bild von Rosegger zu machen. Rosegger im O-Ton. Sich ein unverfälschteres Bild vom umstrittenen und facettenreichen Rosegger zu machen, ermöglicht auch eine neue Leseausgabe von vier seiner wichtigsten Werke (siehe auch Interview rechts) . Als Herausgeber fungieren die Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl aus Wien sowie der Germanist und Rosegger-Experte Karl Wagner.

Neuer Lesestoff. Spannend ist aber auch, was andere 2018 über Peter Rosegger schreiben. Einige langjährige Kenner bringen neue Bücher auf den Markt (Tipps unten). Darunter der Historiker Reinhard Farkas, der gemeinsam mit dem Fotografen Jakob Hiller Leben, Werk sowie biografisch interessante Orte und geliebte Landschaften nachzeichnet. Auch ein Briefwechsel erscheint 2018 erstmals in Buchform, und zwar jener zwischen Peter Rosegger und Franz Defregger. Die Neuerscheinung wird gemeinsam mit den Publikationen der Styria Buchverlage am 21. Juni im Auditorium des Joanneumsviertels präsentiert.

IN WORT UND BILD

BRIEFWECHSEL

Gerald Schöpfer, wissenschaftlicher Leiter der laufenden Rosegger-Ausstellung im Museum für Geschichte in Graz, ist auch sein Biograf. Sein Werk zeigt den Dichter und kritischen Journalisten in verschiedenen Lebensbereichen. Durchgehend farbig bebildert. Vitalis Verlag.

„Wie lange haben wir uns nicht gesehen.“ Der Briefwechsel zwischen Peter Rosegger und Franz Defregger. Herausgegeben von Susanne Eichtinger und Angelika IrgensDefregger (Veröffentlichungen der Steiermärkischen Landesbibliothek, Band 42).

„Wir rekonstruieren den Ur-Rosegger“ Warum bringen Sie eine neue RoseggerLeseausgabe heraus? Wenn ein Autor vom Rang Peter Roseggers gewürdigt wird, sollten dabei seine Werke im Mittelpunkt stehen. Das ist umso wichtiger, Matthias als Rosegger seit lanOpis, Styria gem zur Legende erBuchverlage starrt oder „in seinem Ruhm“ still gestorben ist, wie Stefan Zweig schon 1918 meinte. Wer ist die Zielgruppe für die neue Rosegger-Ausgabe? Peter Rosegger war ein konservativer Gesellschaftskritiker mit aufklärerischen Ambitionen. Sein Werk fordert noch immer und immer neu zur kritischen Lektüre heraus: Jene, die sein Werk (vermeintlich) bereits kennen und jene, die es neu entdecken möchten. Was leistet die neue Edition im Unterschied zu älteren Ausgaben? Zurzeit gibt es keine seriöse RoseggerAusgabe. Seine Werke wurden sehr lange in immens hohen Auflagen und mit zum Teil massiven Eingriffen in die Textgestalt herausgebracht. Die neue Leseausgabe, kommentiert und mit Einleitung und Materialien versehen, rekonstruiert den ursprünglichen Text des Autors, den „Ur-Rosegger“ sozusagen. Die Herausgeber sind Karl Wagner und Daniela Strigl? Die beiden sind ausgewiesene Kenner des Roseggerschen Gesamtwerkes, also die Idealbesetzung für diese Edition. 21


Ein Jahr im Zeichen des Peter Rosegger Es „roseggert“. Nicht nur für dezidierte Peter-Rosegger-Liebhaber öffnet das Jahr 2018 ein Füllhorn an Ausstellungen, Events, Lesungen und Workshops. So einfach lässt sich der berühmte steirische Autor kennenlernen.

_MÄRZ seit 8. Februar

PETER ROSEGGER. WALDHEIMAT UND WELTWANDEL Sonderausstellung Museum für Geschichte, Sackstraße 16, Graz Veranstalter: Universalmuseum Joanneum Bis heute wird Peter Rosegger von vielen Menschen als Vermittler der regionalen Geschichte und als Zeuge des einfachen bäuerlichen Lebens geschätzt. Sein Leben und seine Literatur lassen sich jedoch von den europäischen und globalen Entwicklungen, welche die Zeit von 1848 bis 1918 bestimmen, nicht trennen. Die Ausstellung widmet sich den großen Themen und radikalen Veränderungen dieser Zeit und stellt Peter Rosegger als Zeitzeugen und Kommentator von Bauernbefreiung und Landflucht, Industrialisierung und Urbanisierung, der sich wandelnden medizinischen Versorgung und Schulbildung oder des aufkommenden Nationalismus vor. Waldheimat und Weltwandel – die CD. Gerald Schöpfer hat auf dieser die bedeutendsten Aussagen Roseggers zu Politik, Wirtschaft, Industrie und Arbeitswelt hörbar gemacht. Gelesen von Martin Ploderer; mit Ausschnitten aus dem Rosegger-Menuett von Lorenz Maierhofer; Erhältlich im Museum für Geschichte und im Buchhandel.

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ab Sommersemester 2018

PETER ROSEGGER FÜR VOLKSSCHULEN Spezialmodul „Peter Rosegger“ im Rahmen des Schulprojektes „einfach lebendig“ Das Modul kann von allen steirischen Volksschulen (3./4. Schulstufe) angefordert werden Veranstalter: Volkskultur Steiermark GmbH Mit dem Projekt „einfach lebendig“ lässt die Volkskultur Steiermark Traditionen erleben und entdecken. 160.000 Kinder konnten bereits in ihren Volksschulen die Musikerinnen und Musiker erleben, die mit ihnen einfache Lieder, Tänze, Sing- und Klatschspiele erarbeiteten. Darüber hinaus wird seit Februar 2018 den 3. und 4. Klassen steirischer Volksschulen wieder das Spezialmodul „Peter Rosegger“ angeboten. Im Mittelpunkt steht dabei das bewegte Leben des steirischen Literaten, Vor- und Querdenkers. Die Referentinnen und Referenten geben anhand von Liedern und Geschichten Einblicke in sein Leben und machen seine Spuren in der Gegenwart sichtbar. Informationen: Volkskultur Steiermark, Sporgasse 23, Graz, Tel. (0316) 908535-86 Anmeldung: http://anmeldung.einfach-lebendig.at


23. März, 19 Uhr

LESUNG DER PREISTRÄGER/INNEN DES EUROPÄISCHEN LITERATURWETTBEWERBS ZUM ROSEGGERJAHR SOWIE BUCHPRÄSENTATION „UNTERWEGS“ Steiermärkische Landesbibliothek (Stucksaal) Veranstalter: Jugend-Literatur-Werkstatt Graz in Kooperation mit Volkskultur Steiermark GmbH Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren waren eingeladen, ihre Texte zum Thema „UNTERWEGS“ einzusenden. Die Inhalte waren frei wählbar: Man konnte von einer Reise erzählen, von Menschen, die sich verändern wollen oder auch andere Inhalte. An diesem Abend wird das daraus entstandene Buch „Unterwegs“ vorgestellt, die Preisträgerinnen und Preisträger lesen ihre Beiträge selbst vor.

_APRIL 7. April, 19.30 Uhr

„DDDR. HUMORIS CAUSA“ – PETER ROSEGGER UND SEINE HEITEREN KLASSIKER, LESERSHOW VON HANNES GRAF VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Sabine Marketz, Günter Macek, Peter Rossegger, Hannes Graf und Johann Reischl präsentieren in szenischen Dialogen „Humorklassiker“ von Peter Rosegger: „Die Stodtherrenhosen“, „Der Liebesbrief“, „Das Dirndlgedicht“ u. v. m. Akustisch wird die Show vom Schlagwerker Heribert Prinz und dem Saiten-Ensemble der Musikschule Krieglach gestaltet, visuell von Irene Pfleger und Jakob Hiller.

Einsendeschluss: 30. Mai 2018

PETER-ROSEGGER-SCHULWETTBEWERB „KALENDERGESCHICHTEN & SELBER DICHTEN“ Veranstalter: Volkskultur Steiermark GmbH Schon als Schneiderlehrling begann Peter Rosegger aktuelle Themen bzw. Eindrücke des Tages zu verschriftlichen und zu illustrieren. „An stillen Feierabenden und in langen Nächten“ entstand ein (Volks-)Kalender mit so genannten „Kalendergeschichten“ mit Sprichwörtern, Geschichten aus dem Leben, Gedichten, Erlebnissen etc. In Anlehnung daran sind die Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klassen aller steirischen Volksschulen im Rahmen eines Wettbewerbs dazu eingeladen, Beiträge für einen „Steirischen VolksSchulKalender“ zu erstellen. Infos: Volkskultur Steiermark, Sporgasse 23, Graz, Tel. (0316) 908535, lebendig@volkskultur.steiermark.at, www.volkskultur.steiermark.at

24. März

SAISONSTART DER ROSEGGER-MUSEEN KRIEGLACH & ALPL Veranstalter: Universalmuseum Joanneum Das neu aufgestellte Rosegger-Museum in Krieglach zeigt Peter Rosegger aus einem anderen Blickwinkel und beleuchtet bisher wenig beachtete Aspekte des Schriftstellers, Journalisten, Dichters, Waldbauernbuben und Schneiderlehrlings. Der Ansatz hat seinen Ursprung im Heimgarten XXXVIII/1914, in dem Rosegger sehr kritisch hinterfragt, „wem der Großglockner gehört“. Das Museum hinterfragt aber auch die Person Peter Rosegger. Warum schrieb er in seiner Monatsschrift „Heimgarten“ unter mindestens 25 gesicherten Pseudonymen? Erstmals werden auch zahlreiche Fotografien aus dem Franz-Josef-Böhm-Archiv des Universalmuseums Joanneum gezeigt – wissenschaftlich bearbeitet und digitalisiert. Und die Schau beleuchtet auch, warum der Tourismus noch heute gerne den von Peter Rosegger erstmal 1872 verwendeten Begriff „Waldheimat“ verwendet.

_MAI 19., 20., 21., 26. Mai, jeweils 19.30 Uhr

„DER SCHUSTER ALS GESPENST“ Vereinszentrum St. Kathrein am Hauenstein Veranstalter: Theaterverein St. Kathrein / St. Kathrein am Hauenstein „Der Schuster als Gespenst“ ist ein Schauspiel in drei Akten von Peter Rosegger in einer Bearbeitung von Gerda Klimek. Peter Rosegger schrieb dieses, eigenen Angaben zufolge, „zur Lust und Erheiterung des Publikums“. Aus dem Inhalt: Das Geschäft des Schusters geht so schlecht, dass er nicht weiß, wovon er seine Schulden zahlen soll. Aber er hat eine hübsche Frau, die den anderen Männern gefällt – ganz besonders dem Hausherrn. Dieser würde liebend gern auf alle Mietrückstände verzichten, wenn dafür die Schusterin die Seine würde. Das macht sich der Schuster zunutze ...

MUSEUM FÜR GESCHICHTE, ERWIN SCHERIAU, ROSEGGER MUSEEN KRIEGLACH & ALPL

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Veranstaltungen der 35. Rosegger-Woche 30. Mai–8. Juni 30. Mai, 19.30 Uhr

„PETER ROSEGGER. LEBEN. WERK. LANDSCHAFTEN“ Buchpräsentation von Reinhard Farkas und Jakob Hiller VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Mit einer gerafften und klaren Biografie wollen Autor Reinhard Farkas und Fotograf Jakob Hiller das Leben von Peter Rosegger einem breiten Publikum verständlich machen und darstellen. Zeitgenössische Schwarz-Weiß-Aufnahmen und professionelle Fotografien präsentieren die wesentlichen Lebensstationen und Wirkungsstationen von Rosegger.

2. Juni, 10 Uhr

1. Juni, 19.30 Uhr

„VOM RAND DER WELT“ Konzert mit der Gruppe Broadlahn mit Roseggertexten, gelesen von Franz Gollner VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Seit 30 Jahren machen „Broadlahn“ Weltmusik, urbane Volksmusik und jazzige Landler. Die Gruppe erzählt von den latenten, alles bestimmenden Dingen und Gefühlen, spürt Sehnsüchte auf und weckt sie in ihrem Publikum. Der Grazer Schauspieler und Kabarettist Franz Gollner liest dazu in seiner unnachahmlichen Art mundartliche und hochsprachige Texte aus der Feder von Peter Rosegger.

„DIE VERSCHIEDENEN GESICHTER DES BRUDER ANDREAS“ Erlebnisführung am Literaturpfad in Neuberg Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Wie bei allen acht „Steirischen Literaturpfaden des Mittelalters“ ist auch beim Literaturpfad in Neuberg eine vor Ort überlieferte, historisch herausragende Literatur der thematische Ausgangs- und Angelpunkt: Der Mönch Andreas Kurzmann lebte, schrieb und wirkte um 1400 im Zisterzienserkloster Neuberg – insbesondere in der Stiftsbibliothek. Eineinhalb Stunden lang führt der aus der Region stammende Germanist Florian Zeilinger als „Literaturwächter“ durch die Stationen des Literaturpfades.

4. Juni, 19.30 Uhr

„MAN KOMMT SICH VOR WIE IN DER WÜSTE.“ Buchpräsentation und Gespräch mit Christian Teissl VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Christian Teissl skizziert in seinem Buch das letzte Jahr im Leben Peter Roseggers vor dem Hintergrund der sterbenden Habsburgermonarchie. In einer essayistischen Erzählweise und mithilfe zahlreicher Originalzitate schildert er die Zeit vom Sommer 1917 bis zum Sommer 1918 und stellt anhand der vorhandenen Quellen (Briefe, Tagebücher etc.) das Selbstbild und Selbstverständnis Peter Roseggers am Ende seines Lebens dem offiziellen, vom Zeitgeist geprägten Roseggerbild gegenüber.

6. Juni, 19.30 Uhr

„MIT PETER ROSEGGER DURCHS JAHR“ Rosegger-Gedichte in neuem Klang mit Michael Großschädl VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Der Grazer Schauspieler Michael Großschädl hat sich eingehend mit der Lyrik Roseggers beschäftigt. Dabei erwiesen sich für ihn die Gedichte des Waldheimatpoeten als eine wahre Fundgrube. Sie regten ihn an, die Werke musikalisch zu gestalten. Man darf auf die szenische Umsetzung als Premiere in Krieglach sehr gespannt sein.

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8. Juni, 19.30 Uhr

G’REDT, G’SUNGEN UND G’SPIELT IM STEIRERLAND Mundartlesungen und Konzert VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Lesung mit Autorinnen und Autoren der verschiedenen steirischen Regionen und Mundarten; dazu ein Konzert mit der Gruppe „Geschwister Friedrich“ aus Buch bei Hartberg. Ergänzend zu den Live-Beiträgen werden die Stimmen namhafter (Heimat-) Dichterinnen und (Heimat-)Dichter (beispielsweise Franz Nabl, Max Mell, Paula Grogger, Martha Wölger, Eduard Walcher, Franz Höller) akustisch eingespielt.


Sa., 9. Juni, 9 Uhr

LESEWANDERUNG MIT DANIEL DOUJENIS

_JUNI

Treffpunkt: VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Durchstreifen Sie gemeinsam mit dem Schauspieler Daniel Doujenis – auf wenig bekannten Wegen – die Waldheimat und besuchen Sie jene Plätze, wo die Nachbarshöfe Peter Roseggers standen. Zu Lebzeiten des Dichters waren es 26. Einige davon lässt Doujenis lebendig werden: In der Rolle jener Menschen, wie sie Peter Rosegger im Kapitel „Unsere Nachbarn“ im Werk „Mein Weltleben“ beschrieben hat. 7. Juni, 9.30-17 Uhr

Fr., 8. Juni, 19.30 Uhr

„WAS MAN NICHT SAGEN KANN, DAS MUSS MAN SINGEN.“ Gesprächskonzert, veranstaltet vom Steirischen Volksliedwerks Österreichisches Blasmusikmuseum, Stadt 15, Oberwölz Stadt „Wer dem Volke sein Lied wiedergibt – das entschwindende –, der gibt ihm seine eigene Seele zurück“. Peter Rosegger engagierte sich auch auf vielfältige Weise für das Volkslied – sei es als Sänger, Liedsammler, als Liedtexter oder als Volkslied-Theoretiker. Das Sing- und Musizierensemble des Steirischen Volksliedwerks spielt an diesem Abend Lieder, Jodler und Volksmusikstücke, die mit Peter Rosegger in Verbindung stehen – dazwischen gibt es kurze musikhistorische Erläuterungen und Anekdoten von Eva Maria Hois und Rudolf Gstättner.

WER DU BIST LESEN.SCHREIBEN.LEBEN. STEIRISCHE KULTURGESPRÄCHE (SYMPOSIUM) St. Kathrein am Hauenstein Veranstalter: Volkskultur Steiermark GmbH 2018 widmen sich die „Steirischen Kulturgespräche“ der Thematik #lesenschreibenleben und beleuchten sie anhand von Impulsreferaten namhafter ReferentInnen (Karl Wagner, Elisabeth Meixner, Daniela Strigl, Lorenz Maierhofer und Werner Schandor). Den Ausgangspunkt bildet ein Blick auf das Schreiben und Lesen zur Zeit Peter Roseggers. Danach sollen diese Ausdrucksformen in ihrer Vielfalt betrachtet und ihre Einflüsse auf unser Sein reflektiert werden. Denn Lesen und Schreiben sind Voraussetzungen für sozialen, schulischen und beruflichen Erfolg, für gesellschaftliche Teilhabe und für eine selbstbestimmte Gestaltung des Lebens. Infos: Volkskultur Steiermark, Sporgasse 23, Graz, Tel. (0316) 908535, office@volkskultur.steiermark.at, www.volkskultur.steiermark.at 16. Juni, 19.30 Uhr

OPUS STYRIAE 2018 17. Juni, 10 Uhr

„GEH MA ROSEGGERN“ Rosegger-Geburtshaus Alpl; Treffpunkt: 9 Uhr beim Parkplatz im Tal Veranstalter: Trachtenverband Mürztal Diese Veranstaltung ist Teil des 70-Jahr-Jubiläums des Trachtenverbandes Mürztal, der alle Naturliebhaber zu einem Tag der Volkskultur in eine der wunderbarsten Naturkulissen der Region einlädt: Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern wandert der Trachtenverband Mürztal sowie der Landestrachtenverband Steiermark vom Krieglacher Tal zum Geburtshaus von Peter Rosegger am Alpl. Dort laden die Rotofenmusi, die Brodjaga Musi, der Mühlviertler Dreier und der Mürztaler Goaßlschnalzer unter dem Motto „Geh ma Roseggern“ zum Bergfrühschoppen.

Congress Graz, Stefaniensaal; Sparkassenplatz 1, Graz Veranstalter: Steirischer Blasmusikverband & Chorverband Stmk. Seit dem Jahr 2013 veranstalten der Steirische Blasmusikverband und der Chorverband Steiermark unter dem Titel „OPUS STYRIAE“ jährlich ein gemeinsames Konzert, bei der auf der Grundlage von Peter-Rosegger-Texten neue Kompositionen für Blasorchester, Chöre und Ensembles uraufgeführt werden. 2018 findet der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe im Stephaniensaal Graz statt: Das Landesjugendblasorchester Steiermark und der Landesjugendchor cantanima werden die interessantesten Werke der letzten Jahre, aber auch Uraufführungen zeitgenössischer steirischer Komponisten darbieten und Peter Rosegger damit musikalisch zum 175. Geburtstag gratulieren. KK

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21. Juni, 19 Uhr

ROSEGGER-ABEND IN DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESBIBLIOTHEK zum 100. Todestag von Peter Rosegger Joanneumsviertel, Graz Veranstalter: Steiermärkische Landesbibliothek Die Steiermärkische Landesbibliothek und der Styria Verlag bei präsentieren vier neue Bücher: Mit „Waldheimat“ und „Jakob der Letzte“ legen die beiden Herausgeber Daniela Strigl und Karl Wagner die beiden ersten Bände ihrer Rosegger-Edition in vier Einzelbänden vor – erstmals wieder in verlässlicher Textgestalt. Christian Teissl stellt mit seinem Buch „Man kommt sich vor wie in der Wüste. Der langsame Abschied des Peter Rosegger“ das letzte Lebensjahr des Dichters vor. Die Steiermärkische Landesbibliothek präsentiert ihre Edition des Briefwechsels zwischen Peter Rosegger und dem Maler Franz von Defregger.

23. Juni

LITERARISCHE WANDERUNG ZU ROSEGGERS NACHBARN AM ALPL von und mit Daniel Doujenis und Jakob Hiller St. Kathrein am Hauenstein Veranstalter: Gemeinde St. Kathrein am Hauenstein Jakob Hiller, Fotograf und Herausgeber des Buches „Peter Roseggers Nachbarn“, führt zu Plätzen, an denen zu Peter Roseggers Zeit Höfe oder Häuser der umliegenden Nachbarschaft zu seinem Elternhaus – dem Kluppeneggerhof – gestanden sind. Von diesen gibt es heute teilweise nur mehr Überreste. Der bekannte Schauspieler und Regisseur Daniel Doujenis begleitet diese Wanderung und liest zwischendurch Texte aus Peter Roseggers Werken. Kostenbeitrag pro Person: 10 Euro

24. Juni

PETER ROSEGGER IN GRÖBMING Wanderung am Stoderzinken mit Lesung beim Rosegger-Denkmal Treffpunkt: 14 Uhr am Hauptlatz Gröbming, anschließend Shuttle zur Rosemi Alm Veranstalter: Museum Gröbming (www.museum-gb.at) Der Stoderzinken inspirierte Peter Rosegger zu den Worten: „Was soll ich schreiben in diesen Bergen voll Sonnenschein? Ich kann nur in Andacht schweigen und selig sein“. Der Rosegger-Gedenkstein mit dieser Inschrift ist die erste Station jener Wanderung, die das Museum Gröbming anlässlich des 100. Todestages des steirischen Heimatdichters gemeinsam mit dem TV Gröbminger Land organisiert. Die Wanderlustigen dürfen sich auf eine Rosegger-Lesung sowie auf den krönenden Wanderabschluss mit Speis, Trank und Musik im Gasthof Steiner freuen.

25. Juni, 19 Uhr

ROSEGGER – ZUR KONSTRUKTION EINES LANDESDICHTERS Vortrag, Buchpräsentation und Diskussionsrunde Literaturhaus Graz Veranstalter: Literaturhaus Graz Anlässlich des Roseggerjahres 2018 widmet das Literaturhaus Graz dem steirischen Volksschriftsteller einen Abend, der „seit langem zur Legende erstarrt“ oder „in seinem Ruhm still gestorben ist“, wie Stefan Zweig 1918 meinte. Der Abend beginnt mit einem Vortrag von Prof. Dr. Karl Wagner. Anschließend präsentiert Daniela Strigl mit „Waldheimat“ und „Jakob der Letzte“ die ersten beiden Bände einer Gesamtausgabe, die im Styria Verlag erscheinen wird. Abschließend diskutieren Karl Wagner, Daniela Strigl, Thomas Arzt, Hildegard Kernmayer und Gerhard Fuchs über das Wirken von Peter Rosegger.

26. Juni

FESTAKT ZUM 100. TODESTAG VON PETER ROSEGGER Krieglach Veranstalter: Marktgemeinde Krieglach und rosegger[bund] waldheimat krieglach Mit einem umfangreichen Programm gedenkt die Marktgemeinde Krieglach dem 100. Todestag von Peter Rosegger. Der „Briefmarkensammlerverein Peter Rosegger Krieglach“ präsentiert gemeinsam mit der Österreichischen Post die „Peter-Rosegger-Sondermarke“. Die Krieglacher Chöre und Schulen gestalten das musikalische Begleitprogramm, bei dem auch der ORF live vor Ort ist. Abends gibt es eine ökumenische Andacht am Krieglacher Friedhof.

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_JULI 6. Juli, 19.30 Uhr

MAURER FELIX UND LENZEN PETERL LESUNG UND GESPRÄCH MIT FELIX MITTERER Pfarrsaal Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Der bekannte österreichische Autor und Dramatiker Felix Mitterer liest aus bisher unveröffentlichten Texten, die aus seiner Feder stammen und über sein Leben und Schaffen erzählen. Mitterer ist am Bauernhof „Maurer“ in Tirol aufgewachsen und kann von so manchen biographischen Parallelen zu Rosegger berichten.


7.–13. Juli

SCHREIBZEIT WALDHEIMAT Internationale Literaturwerkstatt-Woche JUFA Veitsch Veranstalter: Volkskultur Steiermark in Kooperation mit der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz Schreiben nach eigenen Ideen und sich in einer Gruppe Gleichaltriger Geschichten auszudenken und zu Papier zu bringen. Diese Chance bietet die Jugend-Literatur-Werkstatt Graz Kindern und Jugendlichen von acht bis 19 Jahren während der „Schreibzeit Waldheimat“ von 7. bis 13. Juli. Unterstützung bekommen die Kids dabei von einem engagierten Team, geschrieben wird im und um das JUFA-Hotel Veitsch im Mürztal sowie bei einem anregenden Schreibausflug in Peter Roseggers Waldheimat. Die neu entstandenen Texte werden bei den täglich stattfindenden Kritikrunden in der ganzen Gruppe besprochen und bis zur Publikationsreife überarbeitet. Höhepunkt der Werkstattwoche ist die Abschlusslesung am 12. Juli im Pfarrsaal Krieglach, bei der die Texte von den jungen Autorinnen und Autoren der Öffentlichkeit präsentiert werden. Infos über die Teilnahme(bedingungen) unter: www.literaturwerkstatt.at

7., 13., 14., 20., 21., 27., 28. Juli, jeweils 20 Uhr

ROSEGGER-FESTSPIELE: JAKOB DER LETZTE VAZ Krieglach Veranstalter: Marktgemeinde Krieglach Im Juli und August 2018 wird „Jakob der Letzte“ von Felix Mitterer, nach dem Roman von Peter Rosegger, im Veranstaltungszentrum in Krieglach zu sehen sein. Mit Georg Schütky übernimmt ein international tätiger Mürztaler die Regie. In seiner Inszenierung stellt er die Identität der Region ins Zentrum: Der Protagonist, Jakob Steinreuter, ist Bauer in einer Gegend, die massiv von der Landflucht betroffen ist. Doch er harrt aus, so lange, bis er selbst „der Letzte“ seiner Art ist. Kann er unter diesen Bedingungen noch bleiben oder muss er seine Heimat verlassen? Die Hauptrolle übernimmt der Theater-, Film- und Fernseh-Schauspieler und Regisseur Alexander Mitterer.

12. Juli, 19 Uhr

ABSCHLUSSLESUNG ZUR INTERNATIONALEN LITERATUR-WERKSTATT-WOCHE Pfarrsaal Krieglach Veranstalter: Volkskultur Steiermark GmbH in Kooperation mit der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz

15. Juli, Abfahrt 11 Uhr

„MIT DEM DAMPFWAGEN AUF VOLKSKULTURELLEN SPUREN VON PETER ROSEGGER“ Weiz Veranstalter: Landestrachtenverband

Sa., 22. Juli

FABRIQUE ROYALE – DAS FESTIVAL LA STRADA GRAZ ZU GAST AM ALPL Rosegger-Geburtshaus Alpl Veranstalter: Universalmuseum Joanneum Die Freerunner der französischen „Fabrique Royale“ präsentieren ihr Können auf dem Gelände des RoseggerGeburtshauses Alpl. Der Autor taucht als surreale Kunstfigur immer wieder auf, spaziert über Dachfirste, schlägt Saltos entlang des Waldrandes oder springt aus den Fenstern der Gebäude. Einen ganzen Sommer-Nachmittag lang erwarten die Besucherinnen und Besucher am Alpl verschiedene Stationen: An diesen thematisieren steirische Schauspieler und Musiker das Leben und Schaffen von Peter Rosegger – und es wird musiziert, gelesen, gekocht, gespielt und nicht zuletzt auch akrobatisch performed.

Der Landestrachtenverband lässt die Zeit von „anno dazumal“ wieder hochleben und lädt zur Bummelzugfahrt von Weiz nach Birkfeld. Mit dabei sind eine Volksmusikgruppe, Goasslschnalzer, Tanz- und Plattlergruppen des Landestrachtenverbandes, ein Chor und Heimatdichter. Bei den Stopps in Koglhof, Birkfeld und Anger erwartet die Reisenden ein zünftiges Musik- und Volkskulturprogramm mit Liedern, Tänzen und Geschichten aus der Heimat Peter Roseggers. Darüber hinaus gibt es eine Trachtenschau mit den modischen Trachten-Highlights aus der Region.

So., 29. Juli, 11 Uhr

JUBILÄUMSVERANSTALTUNG ZUM 175. GEBURTSTAG Rosegger-Geburtshaus, Alpl Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Mit einer ökumenischen Andacht, Festreden, einer Roseggerlesung, Instrumentalmusik (Bläser), Chor sowie einer Begegnung bei Brot und Wein. LUPI SPUMA/MAX MAUTHNER

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_AUGUST Termine im August: 3., 4., 10. und 11., jeweils 20 Uhr

ROSEGGER-FESTSPIELE: JAKOB DER LETZTE VAZ Krieglach Veranstalter: Gemeinde Krieglach siehe Seite 27

_SEPTEMBER ab 20. September, 19 Uhr

AUSSTELLUNG „MENSCH NATUR ZYKLUS“ Werkgruppen von Leo Hains zum Peter-Rosegger-Gedenkjahr Laufzeit: 21. September bis 31. Oktober Gemeindeamt Krieglach, Foyer, Waldheimatstraße 1, Krieglach Veranstalter: Martgemeinde Krieglach

_OKTOBER 6. Oktober, 19 Uhr

WIRTSHAUS-SINGEN INKL. ANEKDOTEN VON PETER ROSEGGER gelesen vom Urenkel Hellfried Rosegger Gasthof Roseggerhof Veranstalter: Gemeinde St. Kathrein am Hauenstein Volksmusikanten und Volksmusikgruppen aus der näheren und ferneren Umgebung der Waldheimat – u. a. „Norbert & Maria“, das „Duo Edelweiß“ – gestalten einen musikalischen Abend. Dazwischen liest Hellfried Rosegger, Urenkel des berühmten Dichters, Anekdoten seines berühmten Vorfahren. ORF-Steiermark-Moderator Sepp Loibner führt durch das Programm.

Die Ausstellung bezieht sich auf Abbildungen von Peter Rosegger und Personen aus der Region um 1900. Leo Hainzl stellt in seinen malerischen Arbeiten 2017/18 eine Verbindung zur Landschaft des Mürztals her. Er thematisiert lebensnahe Momente, wie sie von Rosegger literarisch behandelt wurden. Schwarz-Weiss-Malerei mit reduzierter Farbgebung veranschaulicht das damalige karge Leben und spiegelt sich in den Gesichtern wider. Außerdem widmet Leo Hainzl sich dem heutigen materiellen Wohlstand und vergleicht diesen anhand von Stillleben mit den Bedingungen zur Zeit Peter Roseggers.

_NOVEMBER 23. November

BUCHPRÄSENTATION „ERSTDRUCK“ Steiermärkische Landesbibliothek (Stucksaal) Veranstalter: Jugend-Literatur-Werkstatt Graz in Koop. mit Volkskultur Steiermark GmbH

25. November, 10 Uhr

FESTGOTTESDIENST MIT ORGELWEIHE IN ROSEGGERS LIEBLINGSKIRCHE Pfarrkirche St. Kathrein am Hauenstein Veranstalter: Gemeinde St. Kathrein am Hauenstein Festgottesdienst zu Ehren der Pfarrpatronin, der Hl. Katharina von Alexandrien. Feierliche Weihe der neuen Orgel in der Pfarrkirche St. Kathrein a. H., Peter Roseggers Lieblingskirche, im Beisein von Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Anschließend traditioneller Krämermarkt (Kirtag) auf dem Dorfplatz.

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Die literarischen Ergebnisse der schreibenden Kinder und Jugendlichen der Internationalen Literatur-Werkstatt-Woche in der Waldheimat von 7. bis 13. Juli 2018 (siehe auch Seite 27) werden in diesem „Erstdruck“-Werk zusammengefasst. Eine Fülle an beeindruckenden Geschichten warten darauf, entdeckt zu werden. Wer sich darauf einlässt, wird begeistert sein von der Bandbreite an aufgegriffenen Themen. Und von der sprachlichen Präzision, von Geschichten, in denen manchmal die Grenze zwischen Fantasie und Wirklichkeit aufgehoben scheint wie auch von Texten, die spannende Einblicke geben in Gedanken- und Gefühlswelten junger Menschen.


_DEZEMBER 16. Dezember, 16 Uhr

„EIN FROMMER ZAUBER HÄLT MICH WIEDER“ 10. Adventgala VAZ Krieglach Veranstalter: rosegger[bund] waldheimat krieglach Die 10. Adventgala des rosegger[bund] waldheimat krieglach steht ganz im Zeichen des Roseggerjahres 2018. Die Besucherinnen und Besucher dürfen Rosegger-Erzählungen von Günter Macek sowie musikalische Beiträge von Graz Chamber Brass, Krieglach Vocal wie auch von Schülerinnen und Schülern der Neuen Mittelschule Peter Rosegger Krieglach und der Neuen Musikmittelschule Mitterdorf i. M. erwarten. Als „Stargast“ begrüßt der rosegger[bund] waldheimat krieglach in diesem Jahr den bekannten österreichischen Burgschauspieler Cornelius Obonya. Infos und Kartenreservierung: Tourismusbüro Krieglach, Tel. (03855) 2404

15. Dezember, 17 Uhr

„CHRISTTAGSFREUDE HOLEN...“ Advent in der Grazer Oper Oper Graz Veranstalter: Oper Graz in Kooperation mit der Volkskultur Steiermark unter Einbindung der volkskulturellen Verbände In Graz – wo Peter Rosegger die Hälfte seines Lebens verbrachte – wird das Rosegger-Jahr 2018 mit einer stimmungsvollen Adventveranstaltung abgeschlossen. Der „Advent für alle Sinne“ begibt sich auf seine Spuren im Gestern und Heute und bietet den Besucherinnen und Besuchern Rosegger-Texte, klassische und traditionelle Musikdarbietungen in festlichem Ambiente, köstliche Adventgenüsse und noch viele weitere Überraschungen. Karten: www.ticketzentrum.at

23. Dezember

29. CHRISTTAGSFREUDE-WANDERUNG 24. Dezember, 20 Uhr

CHRISTMETTENWANDERUNG SAMT CHRISTMETTE

Langenwang Veranstalter: Marktgemeinde Langenwang

St. Kathrein am Hauenstein Veranstalter: Gemeinde St. Kathrein am Hauenstein Treffpunkt 19.45 Uhr am Dorfplatz St. Kathrein a. H. (Parkmöglichkeiten vorhanden). Bustransfer auf das Alpl, Fußmarsch zu Peter Roseggers Geburtshaus (ca. 20 bis 30 Minuten), kurze Weichnachtsbesinnung vor dem Geburtshaus. Anschließend Wanderung entlang des Christmettenweges durch die Wälder und Wiesen der Waldheimat nach St. Kathrein a. H. zur feierlichen Christmette in die Pfarrkirche (Gehzeit je nach Witterung ca. 2 bis 2,5 Std). Ab ca. 23.15 Uhr: weihnachtliche Weisen der örtlichen Bläsergruppe vom Turm der Pfarrkirche; 24 Uhr: Festgottesdienst und Christmette. OPER GRAZ

Weitere Veranstaltungstipps sowie Details zu den einzelnen Projekten finden Sie unter www.peter-rosegger.at 29


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1: Die Waldlilie schmückt seit 1885 den Grazer Stadtpark; 2: In der Mariagrüner Kirche heiratete der Dichter zweimal; 3: Das 1936 errichtete Denkmal im Roseggergarten; 4: Von Rosegger gezeichnet: die erste Grazer Wohnung in der Wickenburggasse 5; 5: Gedenktafel am Wohnhaus Burggasse 16

Peter Rosegger, E der Grazer Verstädterung. 53 Jahre seines Lebens wohnte und wirkte der steirische Volks­ schriftsteller in Graz, das um diese Zeit von einer Provinz­ zur Großstadt wurde.

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J.AKOB HILLER (4), UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM (1)

s war ein Donnerstag und der 28. Oktober des Jahres 1858, als ein 15-jähriger Bursche aus dem fernen Krieglach, an seiner Seite ein Herr Makrap, im Morgengrauen durch die Grazer Annenstraße schritt. Da erblickte er den Schloßberg mit seinem Turm und der Uhr. Von dieser hatte der Hausierer in Alpl behauptet, sie sei so groß wie die vordere Hauswand des väterlichen Kluppeneggerhofes. Peter Roseggers Vater hatte geschimpft, er „sollt nit so plauschen“, aber recht hatte der Hausierer doch gehabt! Während der junge Mann auf eine Audienz beim Bischof wartete, um einen

Platz im Priesterseminar zu ergattern, saß er im Café Helm bei der Barmherzigenkirche und beobachtete das muntere Treiben vor dem gegenüberliegenden Hotel zum Elefanten. Doch der Bischof war nicht zugegen und der angehende Schneider verließ unverrichteter Dinge die Stadt. Losgelassen hat Graz ihn aber nicht mehr, und so sandte er fünf Jahre später seine Gedichte an Adalbert Svoboda, den Herausgeber der Tagespost. Damit begann eine für hiesige Verhältnisse beinahe beispiellose Karriere. Das junge Naturtalent wurde von Grazer Mäzen zu Mäzen weiter-


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gereicht und speiste im Kreise der reichen Familien, was ihm neben einem gefüllten Magen den Eintritt in kulturbeflissene Kreise eröffnete. Seine erste, durch Fördergelder finanzierte Wohnung bezog er in der Wickenburggasse 5, damals noch 1332. Der Vermieter Franz Frühauf, ein väterlicher Freund, nahm Rosegger mit offenen Armen auf, selbst als dieser im Dezember 1865 gut zwei Wochen lang als Lehrer und Gesellschafter eines Offizierssohnes abtrünnig geworden war und in einer schiefwandigen, eisig-kalten Dachkammer gehaust hatte. Eine Gedenktafel ist an seinem ersten Grazer Wohnhaus,

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aber auch an der ehemaligen Handelsakademie in der Kaiserfeldgasse angebracht. Unter 12bis 15-Jährigen besuchte Rosegger hier die Vorbereitungsklasse und fühlte sich dabei fehl am Platz. 1869 stellte sich der erste Erfolg ein, die Gedichtsammlung „Zither und Hackbrett“ wurde wohlwollend aufgenommen. Grünflächen schätzte und liebte Rosegger über alles und bemühte sich nach Kräften, diese zu erhalten. Sein Engagement für den Mariagrüner Wald war zukunftsweisend. Hier befindet sich auch das romantische kleine Kirchlein, in dem er seine Frauen ehelichte.

Beide lernte er in Krieglach kennen und beide verhalfen ihm zu sozialem Aufstieg Der Vater der Hutfabrikantentochter Anna Pichler richtetet dem jungen Paar ein Haus in der Sackstraße ein, das später der Stadterweiterung zum Opfer fiel. Für Peter Rosegger war es das ideale Poetenheim. Doch seine geliebte Anna starb nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Mit Anna Knaur stieg Rosegger dann endgültig in die bessere Gesellschaft auf. So kam es, dass der Dichter im Jahre 1879 in das Haus Burggasse 16, ehemals 12, übersiedeln konnte. Die Gedenktafel besagt, dass er 34 Jahre lang bis knapp vor seinem Tod hier gewohnt hat; den Blick Richtung Stadtpark schätzte er ebenso wie die Tauben fütternden Pensionisten darin. Bis kurz vor seinem Tode spazierte er selbst täglich unter dem grünen Blätterdach. Denkmäler in Form von Standbildern, Büsten oder Gedenktafeln für Rosegger gibt es viele in Graz. Neben Franz Nabl und Hans Kloepfer zählt er zu jenen drei Autoren, die bereits zu Lebzeiten einen Straßennamen erhielten. Um 1911 wurde der Roseggerweg nach ihm benannt, 1913 der Roseggerkai. Kurz nach des Dichters Tod folgte 1919 die Peter-Rosegger-Straße. Vor der großen Welle der Umbenennungen nach dem Zweiten Weltkrieg existierten noch weitere sieben Benennungen. Mirella Kuchling

Reinhard Farkas, Historiker an der Karl-Franzens-Universität Graz und Roseggerexperte KK

BEZUGSRAUM Wo lebte Peter Rosegger denn in Graz am liebsten? Nach seinen Aussagen war dies die Wohnung in der Sackstraße, sicher ein Grund dafür der inspirierende Blick in die geliebte Bergund Waldwelt im Norden. Die Wohnung in der Burggasse war zwar komfortabel, aber im dritten Stock gelegen, was für ihn als Asthmatiker keinen leichten „Aufstieg“ bedeutet hat. In Graz gibt es das sogenannte „Roseggerhaus“. Was steckt hinter dieser Bezeichnung? Dieses Haus wurde 1913/14 im Auftrag der Stadtväter im sezessionistischen Stil erbaut und war die Antwort darauf, dass Peter Rosegger den Nobelpreis nicht erhalten hatte. Hier gab es das damals einzige zweigeschoßige Kaffeehaus in Graz. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Nachtlokal daraus, gewiss nicht im Sinne Roseggers, der derartige Aspekte des Großstadtlebens im Übrigen als „Prunk und Pflanz“ bezeichnet hat.

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Nur nicht auf der Strecke bleiben! Der Christmettenweg. Respektvoller Selbstversuch eines minder trainierten Städters durch acht dynamische Kilometer Natur auf Eis und Schnee. von Norbert Wally

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Im Kluppeneggerhof wurde „Peterl“ im Juli 1843 als erstes von sieben Kindern geboren. Und von hier startete er einst seine jährliche Christmettenwanderung nach St. Kathrein. Ja, und wenn man nicht im Kluppeneggerhof geboren wurde, muss man dort erst einmal hinkommen. Und das geht nur zu Fuß – vom Parkplatz der Waldschule circa eine halbe Stunde lang bergauf. Mein wegkundiger Begleiter Jakob Hiller ist sowohl älter als auch schneller als ich.

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Erste Beschilderung. Bis jetzt ist es weniger schlimm als befürchtet. Aber erstens startet der Weg leicht bergab am Waldrand entlang und zweitens sind wir erst circa 80 Meter unterwegs. Hinter uns die Windräder auf der Pretul und der Wechsel. Apropos Wechsel: Meine Schuhe bräuchten einen. Die sind innen ganz nass!


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Das Lendkreuz. Das ist wohl die einzige von Menschen erschaffene Markierung auf dem Christmettenweg, die nichts mit Peter Rosegger zu tun hat. Von hier geht’s weiter zum Ziesler Anger.

CHRISTMETTENWEG

Apropos Waldheimat. Es stimmt, der Weg führt durch Wälder und an Wäldern vorbei. Zur Zeit Peter Roseggers gab es hier allerdings nur rund ein Drittel des jetzigen Baumbestands. Bei dieser konkreten Kehre dürften die Roseggers also eine Abkürzung über den damals weniger bewaldeten Hang genommen haben …

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WALLY. KARTE: ALPSTEIN

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Beim Schmiedhofer. Auf 1044 Höhenmetern passieren wir das letzte von vormals 23 Bauernhäusern des Alpls. Schmiedhofer ist der Vulgo-Name. Die beiden heute dort ansässigen Bauern (Vater und Sohn) heißen Peter Rossegger mit doppeltem „s“.

Kurzbeschreibung Peter Rosegger ist jedes Jahr in der Christnacht vom Geburtshaus (Kluppeneggerhof) zu seiner Lieblingskirche in St. Kathrein am Hauenstein gewandert, um dort die Christmette zu besuchen. Deshalb wurde dieser Weg als Christmettenweg bezeichnet. Vom Geburtshaus bis nach St. Kathrein ist der Weg durchgehend als „Christmettenweg“ beschildert. Tipp Jedes Jahr am 24. Dezember organisiert die Gemeinde St. Kathrein entlang des Christmettenweges eine geführte Wanderung.

Jahreszeiten: Jänner bis Deze mber Erlebnis: Landschaft: Kondition: Technik: Länge: 7,7 km Gehzeit: ca. 2:30 Stunde n

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7 Anstieg zum Ziesler Anger. Nach einem moderat anstrengenden Anstieg auf eine große Weide (und über Eis und Schnee) gelangen wir zum höchsten Punkt der Strecke: 1126 Meter. Von jetzt an kann’s nur mehr bergab gehen. Für einen Städter halte ich mich ganz gut, finde ich!

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9. Fast am Ziel. St. Kathrein am Hauenstein zählt heute 647 Einwohner. Die dürften allerdings tagsüber ausgeflogen sein. Jakob Hiller und ich fühlen uns auch ohne weitere Gesellschaft wohl. Und ein bisschen müde. Ich zumindest …

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Die Hinterleitner Mühle. Die liegt direkt an der asphaltierten Straße, die neben dem Hirschbach Richtung St. Kathrein führt. Die Mühle gab’s allerdings noch nicht, als Peter Rosegger sich auf den Christmettenweg machte.

Hier auf dem Lande werden die armen Städter erst inne, dass auch das Atemholen ein Genuss ist – und so atmen sie auf!“ Peter Rosegger

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Die Kirche von St. Kathrein ist Peter Roseggers deklarierte Lieblingskirche. Wir finden sie auch schön – zumal sie gerade einen frischen Innenanstrich bekommen hat. Und wir finden es ebenso schön, dass wir nach dem Besuch der Kirche nicht wie einst Peter Rosegger wieder zurück zum Geburtshaus müssen. 34

„Hier stand die Fichte, die im Jahr 2013 als Weihnachtsbaum aus Peter Roseggers Waldheimat – geschmückt mit 30.000 Lichtern – den Hauptplatz der Landeshauptstadt Graz zierte“. Für alle, die sich an besagte Fichte noch erinnern und sich bis heute gefragt haben, wo diese eigentlich gefällt wurde.


Lesen? Ja, lesen! „Best of Rosegger“. Was soll ich lesen, um Rosegger kennenzulernen? Sein umfangreiches Werk macht eine Auswahl nötig. Hier sind „Geheimtipps“! Schuld und Verstrickung. „Der Gottsucher“ erscheint wie ein historischer Roman, doch er knüpft nur äußerlich an ein reales, historisches Ereignis an: 1493 wurde im obersteirischen Dorf Tragöß der sittenstrenge Pfarrer von Bauern – in der Kirche – ermordet. Mit dem „Gottsucher“ löst sich Rosegger von der noch unbefangenen Gläubigkeit seiner Kindheit.

Einsamkeit. In der Figur Erdmanns, dem „Helden“ des tagebuchartig verfassten Werks aus dem Jahr 1875, verarbeitet Rosegger die Geschichte des Waldschulmeisters Michael Patterer, bei dem er einst lesen und schreiben gelernt hat. Die Inspiration durch Adalbert Stifter ist hier zu spüren.

Dorfgeschichten ohne Idylle. Am überzeugendsten ist Peter Rosegger dort, wo er Dorfgeschichten erzählt, meinen viele Leser. Der Novellenzyklus „Als ich noch der Waldbauernbub war“ (er erschien in den Jahren 1900 bis 1902) gehört in dieses Genre. Das Werk war eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Bücher des 20. Jahrhunderts.

Zerfall eines Bergbauerndorfes. „Ein Stück tragischer Wirklichkeit“ nannte Peter Rosegger diesen Text, der zum Bestseller wurde. Er beschreibt darin etwas, von dem er sich persönlich betroffen fühlte: das Bauernsterben, die Landflucht. Alle gehen, nur Jakob der Letzte bleibt.

Nur „Gschichtln“? Mit keinem anderen Werk hat der Autor eine solche Breitenwirkung erzielt wie mit diesen kurzen, autobiografischen Geschichten. Er festigte damit das Klischee vom unbedarften „Gschichtlerzähler“ (H. Broch). Die Neuausgabe bricht es auf, macht Manipulationen sichtbar. 35


Als wir zur Schulprüfung geführt wurden

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blau und voll kreisender Sterne, ich stürze. Als ich wieder zu mir kam, hörte ich nur, wie unser Schulmeister entschuldigend sagte: Das ist halt von den Schwächeren einer. Ich setzte mich nieder. An derselben Frage bissen sich noch ein paar andere die Zähne locker. … Nach dem Rechnen und Fra gen zur Religion, gab der Dechant folgendes Diktat: Der Geist des Herrn wich von Saul und ließ einen bösen Geist über ihn kommen, der ihn plagte. Und siehe, Saul erschlug ausende und David Zehntausende, denn mit David war der Segen Jehovas. Das Diktando war durchgehends fast fehlerlos, nur mir passierte anstatt des heiligen Namens Jehovas ein dummes J. Hofers , was sie aber wieder damit entschuldigten, daß ich einer der Schwächsten sei. Die Schriften der übrigen waren so, daß die Herren untereinander sagten: In der vierten Klasse einer Bürgerschule selbst wäre ein solches Resultat glänzend zu nennen! … Damit war die Prüfung beschlossen. Die Herren hatten sich zusammengestellt und sprachen leise miteinander. Der Pfarrer schüttelte die Achseln und machte mit den ausgebreiteten Händen eine Geste, die wir erst verstanden, als er sich zu uns wendete und sprach: Liebe Kinder! Wir sind mit euch sehr zufrieden. Es sind euch auch Prämien vermeint, aber ihr müsset warten, wir haben heute schon alle ausgegeben, sie werden euch nachgeschickt werden. Fahrt nur so fort, lernet fleißig und vergesset die Gebote Gottes und die Gebote der heiligen Kirche nicht. … Auf die Prämien warten wir noch heute. uelle: Peter Rosegger/Waldheimat

„Wie schnell sich alles verändert hat“ Einst und jetzt. In einer Geschichte erzählt Peter Rosegger, wie die Alpler Kinder zur ersten Schulprüfung geführt wurden (siehe links). Die Schüler der 4.b­Klasse der Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Steiermark haben den Text diskutiert.

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ie Kids sind mit Feuereifer bei der Sache. Ihre Hände schießen bei den Fragen wie Blitze in die Höhe. Peter Rosegger, wie er um 1850 am Bauernhof lesen und schreiben lernte und wie er und die anderen Alpler Bauernkinder zur ersten Prüfung geführt wurden: Das amüsiert und interessiert die Neun- bis Zehnjährigen gleichermaßen. Und so haben sie mit ihren vielen klugen, lustigen, aber auch zum Nachdenken anregenden Antworten begeistert …

Wenn ihr das Schulleben des Peter Rosegger mit dem eurigen von heute vergleicht, was fällt euch auf? TOBIAS: Dass wir heute in der Schule Schulbücher und keine Schultafeln haben. PETER: Die Kinder vom Alpl hatten nicht regelmäßig Prüfungen. Und sie mussten für die Prüfung auch woanders hingehen. NIKLAS: Auf dem Alpl gab es gar keine richtige Schule sondern verschiedene Standorte, an denen der Lehrer unterrichtet hat. SELINA: Die Menschen haben anders geredet als wir, sie hatten noch andere Worte. Da hieß der Dienstag Erchtag. FARUK: Wir haben heute Schul-

Ich weiß etwas! Die Kinder der 4b-Klasse BALLGUIDE/PAJMAN haben eifrigst diskutiert

pflicht, die Kinder von den Bauernhöfen nicht. CLEMENS: Die Rechnung der Prüfung mussten sie im Kopf lösen. Und es war gar nicht selbstverständlich, dass man zur Schule gehen konnte. ANGELINA: Der Lehrer musste von Hof zu Hof gehen, um den Kindern zu sagen, dass sie eine Prüfung haben und was sie dafür anziehen sollen. THOMAS: Die Schule stand noch in sehr enger Verbindung mit der Kirche. FELIX: Ja, stimmt. Und die Kinder mussten sehr viel über Religion wissen. 37


Peter Roseggers Geschichte zur Schulprüfung hat die Volksschüler zu vielen interessanten Gedanken inspiriert BALLGUIDE/ PAJMAN (3)

Heute fährt man für einen Ausflug in den Wald, damals war es selbst­ verständlich, dass man dort wohnt. Es gab viel mehr Bäume und unberührte Natur.“

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In diesem Text sind sehr viele Wörter, die wir heute gar nicht mehr kennen und verwenden. Was sagt euch das? MAX: Dass sich die Sprache mit der Zeit weiterentwickelt. NIKLAS: Die Menschen haben noch mehr Dialekt gesprochen. Sie haben zwar alle Deutsch geredet, hatten aber unterschiedliche Wörter. Und die Schrift war noch viel verschnörkelter. FARUK: Es hieß Fuß statt Meter. PUJI: Und sie haben auch noch mit einem anderen Geld bezahlt. Was glaubt ihr, wie war es, um 1850 als Kind zu leben? MATILDA: Da mussten auch die Kinder auf dem Bauernhof viel mithelfen. Weil es ja noch keine Maschinen gab. SELINA: Man konnte nicht mit dem Auto oder mit der Straßenbahn zur Schule fahren. Die Kinder mussten zu Fuß gehen und das hat oft lange gedauert. GABRIEL: Kinder mussten ihren Eltern viel helfen. Zum Beispiel Holz sammeln, damit die Familie genug hat für die kalten Winter. SELINA: Es gab kaum Freizeitmöglichkeiten, so wie Schwimmbäder oder Trampoline. CLEMENS: Und es gab noch nicht einmal Fußball! PUJI: Wenn es viel Arbeit auf dem Feld gab, dann war die Schule geschlossen. MIRJAM: Man konnte nicht einfach seine Freundinnen anrufen, um ihnen zu sagen, dass sie kommen sollen. GABRIEL: Man hat zur Kommunikation noch gejodelt (alle lachen). NIKLAS: Es gab nicht viel Auswahl bei der Arbeit, die man machen wollte. Man konnte Priester oder Bauer werden oder einen Beruf erlernen. Viele haben einfach den Beruf des Vaters oder der Mutter übernommen. ANGELINA: Es gab auch noch nicht so viel zu essen wie heute. Die Menschen haben im Garten Obst und Gemüse angebaut. FELIX: Und man hat das Brot noch zuhause gebacken.


VIKTORIA: Es gab keinen Supermarkt um die Ecke. FARUK: Und keine Schokolade!

LINUS: Man musste beim Spielen auf der Straße noch nicht auf Autos aufpassen.

Könntet ihr euch vorstellen, noch in dieser Zeit zu leben? ALLE: NEIN!

Der Lehrer Patterer musste auf den Höfen Streu hacken, Heu machen … Würde das euren Lehrern auch Spaß machen? VIELE: (lachen) NEIN! TOBIAS: Ich glaub schon! PETER: (schmunzelt) Sie würden es lieben! (alle lachen) JULIAN: Der Herr Patterer wird das gewohnt gewesen sein, denn als Kind musste er ja wahrscheinlich auch zuhause mithelfen.

Aber vielleicht hatte das einfache Leben auch Vorteile – welche fielen euch da ein? JULIAN: Es gab weniger ungesunde Angewohnheiten, zum Beispiel das Rauchen. MIRI: Und es haben noch keine Autos die Luft verschmutzt. ANNA: Das Krankenhaus war auch noch nicht so gut. THOMAS: Es gab viel mehr Bäume und unberührte Natur. KATHI: Es gab noch kein Plastik. NIKLAS: Und keinen Feinstaub. MATILDA: Weil es noch nicht so viele Fabriken gab. PETER: Aber viele Krankheiten waren noch gefährlicher als heute. Und in den Wäldern gab es wilde Tiere. CLEMENS: Beim Anbau des Essens hat man noch keine giftigen Sprühmittel verwendet.

Patterer war ein Wanderlehrer, der auf den einzelnen Höfen unterrichtete. Würde euch das gefallen, wenn der Lehrer zu euch nach Hause käme? MIRI: Mir schon, weil dann könnte ich länger lesen. JULIAN: Ich könnte länger schlafen, denn man könnte ihm ja sagen, wann er kommen soll. Glaubt ihr, dass die Kinder das damals durften? VIELE: NEIN!

MIRJAM: Ohne Schulfreunde wäre mir ziemlich langweilig. VICTORIA: Mir würde es nicht gefallen, weil man in der Schule viele Freunde finden kann. Was könnt ihr aus dem alten Text für euch herauslesen? KRISTIN: Dass das Leben früher viel schwieriger war. NIKLAS: Dass es heute viel gemütlicher ist. PUJI: Wie die Kinder in der Schule gelernt haben. PETER: Dass man viel mehr aushalten musste. Ich finde es auch spannend, wie viel Technik wir im Vergleich dazu heute haben. FELIX: Wie schnell sich alles verändert hat. Was glaubt ihr war der Grund, für den großen Fortschritt? FARUK: Weil die Kinder in die Schule gehen konnten?

EINE SCHULE FÜR DAS ALPL Peter Rosegger hat niemals vergessen, wie schwer er es als Kind hatte, etwas zu lernen. So war es ihm wichtig und ein großes Anliegen, dass die Kinder auf dem Alpl eine eigene Schule bekommen. Als er schon sehr berühmt war, sammelte er Spenden für ein Schulgebäude. Diese „Waldschule“, wie sie genannt wurde, wurde im Jahr 1902 eröffnet.

Die Schule ist also wichtig? ALLE: JA! ANONYM: Aber sie nervt halt manchmal! Christian Kössler

Schaut genau! In diesem Suchbild aus der Stube des Kluppeneggerhofs haben sich zehn Gegenstände versteckt, die es zur Zeit Peter Roseggers sicher noch nicht gegeben hat. Des Rätsels Lösung findet ihr auf der Seite 46 VOLKSKULTUR STEIERMARK/FRANKE ILLUSTRATIONEN

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Vorwärts, wohin?

DAS 20. JAHRHUNDERT BEGINNT Rosegger war sowohl Kritiker, als auch Befürworter des Fortschritts. Das Museum für Geschichte portraitiert die damalige Zeit. Der fälschlich oft zum Waldbauernbub reduzierte Rosegger beschränkte sich nicht auf das Betrachten der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen um ihn. Stets äußerte er seine kritische Meinung, die sich im Laufe seines Lebens zu manchen Themen auch veränderte. Die Ausstellung „Waldheimat und Weltwandel“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Gerald Schöpfer im Museum für Geschichte lässt die Besucher in das frühe zwanzigste Jahrhundert eintauchen.

Weltwandel. Die Zeit, in der Peter Rosegger lebte, war geprägt von Umbrüchen, die sich stark in den Gegensätzen von Stadt­ und Landleben zeigten. ARBEIT 1 2

WOHNEN Auf dem Land spielte sich das wohnliche Leben zu Peter Roseggers Zeiten hauptsächlich in der sogenannten Rauchstube ab. In dieser wurde gekocht, gegessen und gemeinsam gebetet. Sogar Tiere wurden in der Stube gehalten, wie Hühner. Die Landeshauptstadt erfuhr ein schnelles Bevölkegswachstum und eine daraus rung entstehende Wohnraumknappheit. Die Folge ist Überbelegun ng und erhöhte Ansteckungsgefaahr bei Krankheiten. Peter Rosegger meinte dazu: „Was hilft ess, dass die Statistik uns eine durcchschnittliche Verlängerung des menschlichen Lebens verbucht, wenn die de Neigung zum Selbstmord wächst?“

Um 1910 sind trotz anhaltender Abwanderung 55 Prozent der steirischen Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig. Der Arbeitsalltag beginnt bei Sonnenaufgang und endet bei Sonnenuntergang. Die Liberalisierung der Eisenbahn und die dadurch mögliche Einfuhr billiger Produkte aus dem Ausland ve verschlechtert die Situation der Bauern zusehends. Viele verkaufen ihren Grund daher und flüchten 4 3 in die Städte.

MOBILITÄT Die Eisenbahn bringt nicht nur Fortschritt – sie ermöglichtt auch den Tourismus. Die Natur wird für Städterr ein beliebtes Reiseziel und zur idealen Idylle. Die Pferdetramway und die Elektrische erobe ern Graz. Durch die industrielle Fertigung von Fahrrädern wird das Fortbewegungsmittel für fast jeden erschwinglich. Individuelle Fortbeweg gung wird so im großen Stil ermöglicht. Auch das Auto zeigt sich langsam, aber bestät stätig g auf dem Vormarsch. te 1903 gibt es in der Steiermaark 32 Automobile.

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Waldheimat und Weltwandel 9. Februar 2018 bis 6. Jänner 2019 Museum für Geschichte, Sackstraße 16, Graz 40


MEDIZIN

BILDUNG

Zumeist behalfen sich die Menschen am Land mit Volksmedizin – in schwerwiegenden Fällen wird ein Wundarzt gerufen. 1872/1873 wird die Ausbildung zum Wundarzt abgeschafft – das führt zu einer Ausdünnung des medizinischen Personals am Land. Die Medizin urbanisiert sich zusehends – die Ärztedichte in der Stadt wächst. Rosegger leidet nach seinem verfrühten Einzug in sein noch baufeuchtes Landhaus in Krieglach zusehends an Asthma. Zeit seines Lebens zeigt er sich an we gesunden Lebensweisen interessiert.

Gerade auch in diesem Bereich macht sich ein deutlicher Unterschied zwischen Stadt und Land bemerkbar. Während um 1880 in Graz vier von hundert Männern und fünf von hundert Frauen des Lesens und Schreibens unkundig sind, sind in manchen Regionen der ländlichen Obersteiermark siebzehn von hundert Männern und neunzehn von hundert Frauen Analphabetinnen und Analphabeten.

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1: KRAPFENREIN, 19. JAHRHUNDERT, UNIVERSALMUSEUM JOANNEUM; 2: WASSERSPENDER, MITTE 19. JAHRHUNDERT, UMJ; 3: DIENSTMANNKAPPE, 20. JAHRHUNDERT, UMJ; 4: GETREIDESICHEL, 19. JAHRHUNDERT, UMJ; 5: PUCHFAHRRAD, ANFANG 20. JAHRHUNDERT, JOHANN-PUCH-MUSEUM GRAZ; 6: ZAHNZIEHER, 18./19. JAHRHUNDERT, UMJ; 7: GEBURTSZANGE, 19. JAHRHUNDERT, UMJ; 8: FEDERSCHACHTEL, 19. JAHRHUNDERT, FREILICHTMUSEUM STÜBING; 9: MECHANISCHES METRONOM, 19. JAHRHUNDERT, AKADEMISCHES GYMNASIUM; 10: STECHUHR, UM 1900, ISGUS GMBH

INDUSTRIALISIERUNG Die Industrialisierung hält in der Steiermark ab den 1850er-Jahren Einzug, angetrieben durch den Siegeszug der Eisenbahn. Bezeichnend für diese Zeit ist die Stechuhr, die die Kirchenuhr als Taktgeber für den Tag ablöst. Die Schichten der Arbeiter und Arbeiterinnen dauern dabei zwischen zwölf und 24 Stunden.

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Jahre Jahre

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Früher Verfechter des Vegetarismus Weniger Fleisch. Peter Rosegger war in kulinarischen Belangen absoluter Vordenker und stellte seinen Lebenswandel aus ethischen, moralischen sowie ökologischen Gründen um.

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egetarismus boomt. Und zwar überall, wo man hinschaut. An jeder Ecke eröffnen neue fleischlose Restaurants, die international größte Fastfood-Kette ernennt den Veggie-Burger zum Dauerschlager und weltweit machen sich Promis für den grünen Lebensstil stark: „Fleischlos glücklich“ lautet dabei das Motto. Doch wer glaubt, dass die fleischlose Ernährung eine Zeitgeisterscheinung des neuen Jahrhunderts sei, irrt. Der kulinarisch hoch interessierte Peter Rosegger veröffentlichte schon in seiner Zeitschrift „Heimgarten“ mit „des Heimgärtners Tagebuch“ quasi einen Blog des 19. Jahrhunderts. Vor allem hier schrieb er über Tierschutz und Vegetarismus und schildert damit die Ideologie der Frühphase dieser sozialen Bewegung in Österreich. Reinhard Farkas hat in seinem Buch „Rosegger für uns“, im Leopold Stocker Verlag Graz 2013 erschienen, viele dieser Schriften zusammengetragen und so of-

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fenbaren sich faszinierende Erkenntnisse aus seiner Zeit. Mit dem Vegetarismus in Berührung kam Rosegger durch seine Freunde aus der Wagner-Szene. Schon 1881 nahm er in seiner populären Monatsschrift „Heimgarten“ darauf Bezug, dass sich europäische Bauern und Landarbeiter früher nahezu völlig fleischlos ernährten. Wie Farkas in seinem Buch schreibt, gab es bereits 1885 in Graz vegetarisch ausgerichtete Vereine und mehrere vegetarische Restaurants. Auch der steirische Autor beginnt dadurch weniger Fleisch zu essen und verwendet sogar Kräutertees, Molke oder Mineralwasser, um sich selbst zu therapieren. Erstaunlicherweise entgeht ihm auch nicht das schon damals am Markt ehältliche Modegetränk Kefir, das bereits in drei Grazer Firmen erzeugt wurde. Auch in späteren Jahren befasst sich der „Heimgarten“ immer wieder mit dieser Thematik. Der Wagnerianer Friedrich Hofmanns

publiziert zwei Beiträge, 1886 und 1911, und spricht dabei anthropologische, ökonomische und hygienische Motive an. In seinem Essay „Wie in Amerika die Fleischfabriken arbeiten“ aus dem Jahr 1903 geht Rosegger auf die lndustrialisierung des Schlachtvorgangs, etwa in den Schlachthöfen von Chicago, ein und er betont sogar: „Wenn die


ganze Tierschlächterei abkäme. Ich würde meinen Braten gern entbehren“. Doris Hiller-Baumgartner, freiberufliche Diätologin, hat Roseggertexte mit Bezug auf das Essen zusammengesucht und im Buch „Peter Rosegger & Das Essen“ veröffentlicht. Nach ihrer umfassenden Recherche zeigt sich die

Autorin fasziniert von seinen schon damals wegweisenden Gedanken und Texten: „Was Rosegger vor über 100 Jahren an Ansichten vertrat, könnte heute kaum zutreffender sein.“ Peter Roseggers visionäre Aussagen zu Vegetarismus wie auch Tierschutz sind für die damalige Zeit bestimmt mutig und wichtig. Denn man erkennt in sei-

nen Ansichten Prinzipien, für die man auch heute noch einstehen sollte: Man darf Tiere nicht böswillig quälen, sondern soll sie gut behandeln. Geht es nach Rosegger, hätten sie darauf zwar kein Grundrecht, aber das sei das Gebot für alle anständigen und zivilisierten Menschen, die damit beweisen, über dem Tier zu stehen.

Dr. Norbert Weiss vom Steiermärkischen Landesarchiv hat historische vegetarische Speisekarten wie diese ausgegraben KK

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1: Das Design dieser Sonnenbrille orientiert sich an einer Original-Rosegger-Brille. Hersteller: Pachleitner Group/Graz, Auflage: 600 Stück, 159 Euro. 2: Von diesem Notizbuch von Moleskine mit geprägtem Rosegger-Schriftzug gibt es nur 200 Stück. 23 Euro 3: Stabiler Holzstockschirm mit Rosegger-Schriftzug und Automatik-Funktion, 19,90 Euro. 4: Spiel und Spaß für die ganze Familie holt man sich mit diesen Quartett-Karten ins Haus, die zugleich Wissenswertes über Peter Rosegger und seine Zeit vermitteln. 9,90 Euro. Quelle: http://shop.heimatwerk.steiermark.at

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Salonfähig. Der Rosegger-Janker und das Waldheimat-Dirndl (im Bild ganz rechts) sind Klassiker. Der Janker hat einen klassischen Sakkoschnitt und wird aus steirischem Loden in der Steiermark gefertigt. Er ist im Steirischen Heimatwerk für Damen und Herren in verschiedenen Farbvariationen erhältlich. Das „Waldheimat-Dirndl“ ist eine traditionelle Tracht aus der Region Fischbach.

Dinge, die den Dichter „atmeen“ Souvenirs. Vom karierten Janker überr das schwarze Notizbuch bis zur runden, rah hmen­ losen Brille: Rosegger­Feeling ist jetzt auch in zeitgemäßer Fasson zu erwerben.

N

och zu Lebzeiten Peter Roseggers (im Bild oben) entwickelte sich ein heute unvorstellbarer Rosegger-Kult. Unzählige Produkte wurden nach dem Dichter benannt. Peter Rosegger profitierte allerdings nicht persönlich davon, er knüpfte die Hergabe seines Namens vielmehr an Konditionen. Ganz klar ging es ihm dabei um soziales Engagement. So gewährte er etwa auch

enfabrikandem steirischen Lode ten Kawann die Genehmigung, seinen Namen für de en Rosegger-Loden und die darraus gefertigten Rosegger-Jankker zu verwenden. Als Gegenleiistung forderte Rosegger, dass der Fabrikant die ärmlichen Kinder der Waldheimat-Schule kostenlos einkleide. Kein schlecchter Deal. Einen Nachhall dess Rosegger-Kults gibt es bis heute.

gerkugeln, Süß. Edle Rosegg handgefertigt vo on der steirischen Konfiserie Kerrn. 8 Euro

Kleidsam. Rosegger-Loden ist typischerweisse schwarz-grünkariert. Im Bild d ein Wickelegger-P Porttraiit, rock mit Rose kombiniert mit farbenfrohen Dirndlstoffen.. Exklusiv im Steirischen He eimatwerk.

STEIRISCHES HEIMATWERK (8), WIKIMEDIA, ROTHWANGL PHOTOGRAPHY

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Roseggers unbekannte Seiten Dieses Bücher-Triple von Rosegger­Künstler­Kenner Jakob Hiller bringt völlig neue Qualitäten und Interessen des Heimatdichters ans Licht. Peter Rosegger – Das Essen. Der angemessene Umgang mit Lebensmitteln erweist sich als zeitloses Thema, das Rosegger immer wieder aufgriff. Doris Hiller-Baumgartner, freiberufliche Diätologin, hat Rosegger-Texte zusammengefasst. Illustriert von Jakob Hiller. Kleine Zeitung Shop; 24,90 Euro.

„SCHAU GENAU …“AUFLÖSUNG Zehn kleine Fehler! 1 = Lampe 2 = Skateboard 3 = Staubsauger 4 = Rucksack (aus Kunststoff) 5 = Radio/CD-Player 6 = Laptop 7 = Handy 8 = Fotoapparat 9 = Jeans 10 = Fahrradhelm VOLKSKULTUR STEIERMARK/FRANKE ILLUSTRATIONEN

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Peter Rosegger – Die Liebe. Sabine Derler hat Roseggertexte mit Bezug auf die Liebe zusammengestellt. Zusätzlich lassen zahlreiche Gedichte und wunderschöne Fotos von Jakob Hiller in die weite Welt der Liebe eintauchen. Kleine Zeitung Shop; 24,90 Euro.

Peter Rosegger – Der Humor. Ein oft unerkanntes „Kleinod“ im literarischen Schaffen von Peter Rosegger war der Humor. Die Krieglacher Künstler Irene Pfleger und Jakob Hiller gehen Rosegger’schen Heiterkeiten auf den Grund. In Kürze im Kleine Zeitung Shop; 24,90 Euro.


Menschenfreund im Lagerkampf Essay. Peter Rosegger war kein Antisemit – obwohl er sich selbst zuweilen als solchen bezeichnet hat. Mit dem Alter entfernte er sich von den liberalen Idealen seiner Jugend: Humanität, Toleranz, Pazifismus.

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ar Rosegger Antisemit? Nach Jahrzehnten der Denkmalbeweihräucherung ist die Frage legitim, aber weder klipp noch klar zu beantworten: Der Prophet der Einfachheit war ein Mann der Ambivalenzen, als Autor sprach er mit gespaltener Zunge. In seinem im engeren Sinne literarischen Werk finden sich keine antisemitischen Töne, im Gegenteil: Erzählungen wie „Der Judenbaum“ oder „Wie ich mit dem Thresel auszog und mit dem Maischel heimkam“ entwerfen geradezu programmatisch das Bild des herzensguten Juden. Auf das viele Leser mit Schmähbriefen reagierten. Komplizierter verhält es sich mit Roseggers publizistischem Engagement. Auch als Herausgeber des „Heimgarten“ bekämpfte er das bäuerliche Vorurteil und legte sich mit den radikalen Burschenschaften an. Er kritisierte den Kult um Richard Wagner und wandte sich gegen die rassistische Hetze Georg von Schönerers, des Führers der Deutschnationalen. Die „teutonische Verrohung“ machte dem konservativen Aufklärer Angst, und obwohl ein Massenmord den zeitgenössischen Vorstellungshorizont überstieg, fürchtete der Dichter, wie er einem Freund schrieb, es

könnte zu einem „Judenschlachten“ kommen; der Antisemitismus werde „sich zu einem großen Schreckens- und Vergewaltigungssystem auswachsen“, das „viele unserer idealen Güter zerstören wird“. So wurde Rosegger als „Judenknecht“ zum Feindbild der rabiaten Rechten, er wurde in Hetzartikeln beschimpft, in Wirtshäusern angepöbelt, man forderte ihn gar (vergeblich) zum Duell und machte ihm den Prozess, der mit einem Freispruch endete. Vorangegangen war dem eine seiner „Bergpredigten“, in der Rosegger der antisemitischen Jugend die Leviten liest und zugleich betont, er sei selbst „Antisemit, nur auf solche Weise, die den Menschen schont, aber seine Laster verfolgt.“ Roseggers Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, ist Ausdruck eines Zeitgeistes, der nach dem Börsenkrach von 1873 Raffgier und Korruption mit der führenden Rolle jüdischer Kapitalisten erklärte und in der Lösung der sogenannten „Judenfrage“ die Erlösung von allen Übeln der Moderne erblickte. Ein common sense, dem auch Juden wie Karl Kraus anhingen. In der Hitze des Lagerkampfes suchte Rosegger Raum für Spitzfindigkeiten – er schrieb auch den

Nichtjuden typisch „jüdische“ Laster zu – und vernebelte so seine Position. Nicht zuletzt aus Rücksicht auf seine „deutsch“ gesinnten Leser verlegte er sich aufs Lavieren. Als der neugegründete „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ ihn als Ehrenmitglied führte, verzichtete der Dichter öffentlich auf diese Ehre, wohingegen Marie von EbnerEschenbach wacker Farbe bekannte. Aus der hochemotionalen Debatte um ein Denkmal für Heinrich Heine in Mainz hielt er sich demonstrativ heraus. Provokantes wie „Der Judenbaum“ nahm er nicht in die Ausgabe letzter Hand auf. Nicht nur seine „Schaukelpolitik“ in puncto Antisemitismus verrät Roseggers „leiser werdende Stimme der Vernunft“ (Karl Wagner). Der Heimgärtner unterstützte auch den völkischen „Verein Südmark“ gegen die slowenische Schulpolitik in der Untersteiermark – Altersschärfe statt Altersmilde. Schon 1895 trat er aus Bertha von Suttners „Österreichischer Friedensgesellschaft“ aus. Den Weltkrieg begrüßte er 1914 freudig, um immerhin bald im „Heimgarten“ den Nationalismus wiederum als „grenzenloses Unheil“ zu verurteilen. Daniela Strigl

Daniela Strigl ist Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin sowie Mitherausgeberin der neuen RoseggerLeseausgabe (Verlag Styria). CLARISSA STADLER

TIPP Daniela Strigl, Vortrag im Museum für Geschichte, Wann: Freitag, 21. Sept. 2018. Beginn: 18 Uhr. Ort: Ausstellung „Peter Rosegger. Waldheimat und Weltwandel“. Eintritt: frei Für alle TeilnehmerInnen an der Veranstaltung findet um 17 Uhr eine kostenlose Führung durch die Ausstellung statt.

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Peter-Rosegger-Schulwettbewerb:

Kalendergeschichten Ka und selber dichten

to Symbolfo

Hallo, liebe Kinder!

Gemini Labs GmbH

Ich darf mich bei euch kurz vorstellen: Ich bin der Peterl, die Büchermaus vom Kluppeneggerhof in Alpl. Meine Heimat kennt ihr sicher – oder ihr habt zumindest schon von ihr gehört. Dort, wo ich wohne, wohnte vor vielen Jahren auch Peter Rosegger. Das ist der Dichter und Schriftsteller, der heute zu den bedeutensten Autoren der Steiermark zählt und den man in aller Welt kennt. Von ihm habe ich die Liebe zu den Büchern und die Leidenschaft für das Lesen geerbt. Als echte Büchermaus hab ich das aber ohnehin schon ein wenig im Blut. Seite für Seite tolle Abenteuer. Doch Schluss mit der Quasselei, nun seid ihr an der Reihe! Im Rosegger-Jahr sollt auch ihr in eurer Schulklasse zu kleinen Schriftstellerinnen und Schriftstellern werden: Denkt euch eine Geschichte oder ein Gedicht aus und schreibt sie/es auf ein Blatt Papier (A4/Querformat). Anschließend schickt uns eure Lehrerin oder euer Lehrer die Geschichten, denn wir sammeln sie und machen einen Kalender draus. Dann bleibt eure Geschichte für viele Jahre erhalten. Wer weiß, vielleicht werdet ihr mit eurem Werk berühmt. Genauso berühmt wie unser Peter Rosegger!

Einsenden an: Volkskultur Steiermark GmbH Sporgasse 23, 8010 Graz lebendig@volkskultur.steiermark.at

Einsendeschluss: Mittwoch, 30. Mai 2018

Mit freundlicher Unterstützung durch:

Volkskultur Steiermark GmbH Sporgasse 23, 8010 Graz, Tel. 0316 / 90 85 35 www.volkskultur.steiermark.at office@volkskultur.steiermark.at


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