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Winterzauber mit Impfmöglichkeit................................................................... 4/5 Die Pandemie als Booster für die Vereinsentwicklung

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DIE PANDEMIE ALS BOOSTER FÜR DIE VEREINSENTWICKLUNG?

Kaum ein anderes Ereignis hat unsere Gesellschaft in den letzten dreißig Jahren derart stark gefordert wie die Pandemie der letzten zwanzig Monate. Im Lichte der täglichen Hiobsbotschaften über das Virus und dessen Verbreitung erodieren sukzessiv viele unserer liebgewonnenen Rituale, Gewohnheiten und Ordnungen. Diskussio-

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Dr. Arne Göring – Leitung Hochschul- nen über fundamentasport (kommissarisch) Universität le Werte wie Freiheit, Göttingen Gemeinschaft und

Solidarität entzweien die Gesellschaft, auch im Handlungsfeld des Sports. Abseits dieser gesellschaftlichen Dynamik nimmt das Virus auch Einfluss auf unsere individuellen Bewertungs- und Verarbeitungsmuster. Unsicherheit und Ungewissheit avancieren zu zentralen Erfahrungskategorien, die das subjektive Erleben während der letzten Monate maßgeblich bestimmen. Die Soziologie spricht in diesem Zusammenhang von Kontingenz, verstanden als die prinzipielle Unbestimmtheit von Ereignissen und die grundsätzliche Ungewissheit von menschlichen Lebenserfahrungen. Gegebenes wird in kontingenten Zeiten in Frage gestellt wird, so dass gesellschaftliche Praktiken neu geordnet und justiert werden müssen. Viele Menschen haben mit Angst und Verunsicherung auf diese Kontingenzerfahrungen reagiert. Hohe psychosoziale Erkrankungsraten sind die Folgen dieser Entwicklung.

Auch wenn uns die letzten Monate als besonders und ungewöhnlich erscheinen, ist Kontingenz keine neue Erfahrungskategorie. Vielmehr repräsentiert sie eine der Grundkonstante unserer Zukunftsbetrachtung. Alles, was in Zukunft passiert, könnte auch anders sein, als wir es aus unseren bisherigen Erfahrungen heraus ableiten und erwarten können. Die Zukunft – das hat diese Pandemie mehr als deutlich gemacht – lässt sich deshalb auch nicht vorhersagen, weil bereits kleinste Veränderungen weitreichende, unbekannte Folgen haben können. Die Auseinandersetzung mit der Zukunft ist aus wissenschaftlicher Perspektive daher immer nur die Identifizierung von Wahrscheinlichkeiten, die sich für bestimmte Entwicklung unter spezifischen Rahmenbedingungen annehmen lassen. Die vielzitierten Modellierungen über die Verbreitung des Corona-Virus, die von Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt durchgeführt werden, sind in diesem Sinne auch Zukunftsforschungen, bei denen eine möglichst wahrscheinliche Prognose berechnet wird. Auch wenn wir derzeit eher verunsichert auf die Entwicklung der letzten zwanzig Monate schauen und uns der Blick auf die Zukunft wenig zuversichtlich stimmen mag, bietet diese Pandemie aus der Perspektive der Zukunftsforschung große Chancen. Selten hatten wir in den letzten Monaten so viel Zeit und Anlass zur Selbstreflexion und Selbstvergewisserung, selten so große Erkenntnisgewinne über gesellschaftliche Bedarfe und subjektive Erwartungen. Die umfangreichen Kontaktverbote und Abstandsregeln haben eindrucksvoll die Bedeutung sozialer Beziehungen für unser Wohlbefinden veranschaulicht. Und auch die Arbeit von Bildungsinstitutionen wurde wahrscheinlich noch an keinem Punkt unserer Geschichte als so wichtig erachtet wie in den letzten beiden Jahren. Nach einer langen Zeit der Pandemiebewältigung wissen wir nun wirklich, wer systemrelevant ist und wer nicht. Gesellschaftlich wichtige Auseinandersetzungen haben Kategorien wie Wertschätzung und Anerkennung neu verhandelt und damit auch die politische Tektonik verschoben.

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