TRAFFIC News to-go #25 Silver Edition

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Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

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Contributors

Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

Contributors

Kathrin Eckhardt

Joachim Baldauf

Nurcan Özdemir

Die freie Schreiberin und Stylistin lebt in Zürich, arbeitet für Editorials, die Werbung, sowie an eigenen Projekten. Vor, während und nach ihrem Studium in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften arbeitete sie bei der NZZ am Sonntag. Ihre Arbeiten publizierte sie unter anderem in der Annabelle, der NZZ oder dem Z-Magazin. Zu ihren Schwerpunkten gehört die Auseinandersetzung mit Mode, Gesellschaft und kulturellen Phänomenen. Dazu ist unter anderem wöchentlich in ihrer Kolumne „The Curiosity of Fashion“ auf www.hopehope.ch zu lesen.

Joachim Baldauf, Fotograf, 46, lebt in Berlin und verbringt den Sommer im Allgäu. Das Multitalent ist Herausgeber des Magazins „Vorn“, verlegt Kunstbücher, doziert Modefotografie an der HTW Berlin und an der HfK Bremen und fotografiert für Magazine wie zum Beispiel das „SüddeutscheZeitung Magazin“ oder das „Zeit Magazin“. Seine Arbeiten sind bekannt für ihre Präzision und Emotionalität. „Der Mensch ist wichtiger als sein Image“, sagt Joachim Baldauf und hat nach diesem Credo Shaun Ross und Rick Genest für diese Ausgabe in Szene gesetzt.

Nurcan Özdemir ist freie Journalistin und wenn sie gerade keinen Stift zur Hand hat, greift sie am liebsten zur Filmkamera und zeigt die Dinge, wie sie wirklich sind. Nach Korrespondenzen in New York und Washington, widmet sie sich wieder den schönen Künsten. Ihre Artikel erschienen u.a. bei Zeit Online, im Lufthansa Magazin und in dem neuen Mode- und Peoplemagazin Cover, das sie in einem kleinen Team im Münchner Burda-Verlag mitentwickelte. Bevor sie im Sommer für ein Jahr nach New York geht sprach sie für TRAFFIC mit der Fashion Ikone Dries van Noten.

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VERLEGER Jacques C. Stephens V.i.S.d.P. jacques@trafficnewstogo.de CO-VERLEGER Murat Suner murat@trafficnewstogo.de PHOTOREDAKTION Paul Epardeau SCHLUSSREDAKTION Silke Schäfer NEW YORK LIAISON Jacques Magloire magloire@trafficnewstogo.de DESIGN Superbo WEBDESIGN Desisn MITARBEITER DIESER AUSGABE Joachim Baldauf, Issever Bahri, Maira Becke, Patrice Brylla, Nina Byttebier, Conor Creighton, Thorsten Denkler, Kathrin Eckhardt, Paul Epardeau, Timo Feldhaus, Jeni Fulton, Rick Genest, Izaio Models, Dirk Krüger, Liebig, Raphaela Marx, Mongrels in Common, Karla Neff, Dries van Noten, Nurcan Özdemir, Perret Schaad, Shaun Ross, Uta Schwarz, Dr. Inge Schwenger-Holst, Acacio da Silva, Jacques C. Stephens, Murat Suner, Adrian Stanley Thomas, Meriaam Wassef, Sabine Weier Druck Druckhaus Schöneweide ISSN 1869-943 X COVER

Meet Shaun; meet Rico (aka Zombie Boy). They just met last week for a fashion shoot held at the L40. Shaun an African-American albino model from New York is wearing the baggy leather pants by Maison Martin Margiela. Styled by Dirk Kruger. Shaun and Rico decide to share the down coat with detachable arms also by Maison Martin Margiela. Rico adds the glasses by IC! Berlin for affect. A beautiful working relationship begins. Photography: Joachim Baldauf.


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Zeitgeschehen

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Vorwärts, Europa, vorwärts! von Thorsten Denkler Was für eine Utopie! Die vereinigten Staaten von Europa. Nicht wenige, die darin den einzigen Ausweg aus der Euro - Schulden- und Bankenkrise sehen, die seit zweieinhalb Jahren den alten Kontinent durchrüttelt. Wer sich mit der Krise beschäftigt, weiß, dass es kaum eine Alternative gibt. Zumindest die 17 Euro-Staaten sind auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Der wirtschaftliche Schaden, den auch nur der Austritt eines Landes aus dem Euro – ob nun erzwungen oder gewollt – nach sich ziehen würde, könnte einen ungeheuren Flächenbrand auslösen. Die Nationalstaatlichkeit kommt in der Krisenbewältigung an ihre verfassungsmäßigen Grenzen. Vor allem das Grundgesetz des wirtschaftsmächtigsten Landes hält kaum noch Spielraum bereit, noch mehr Souveränitätsrechte an die europäische Ebene abzutreten. Deutschland ist in der noch glücklichen Lage, nicht auf Hilfen angewiesen zu sein. Der Wirtschaft geht es gut, der dennoch hohe Schuldenberg wird mit der Schuldenbremse demnächst zumindest nicht weiter wachsen. Dennoch darf nicht übersehen werden: Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel davon spricht, dass es Hilfen für die schuldengeschwächten Staaten nicht ohne Gegenleistung und nicht ohne tiefgreifende Kontrolle bis hinein in die Haushaltsautonomie geben kann, dann gilt dies letztlich auch für Deutschland.

Die Vereinigten Staaten von Europa sind vielleicht die zwingende Folge dieser Krise. Das wird aber nicht funktionieren, wenn die Bürger diesen Weg gar nicht mitgehen wollen. Haushaltsrecht ist Königsrecht. Wie in Stein gemeißelt klang dieser Satz seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Heute nehmen ihn nur noch jene in den Mund, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass die Nation in der Euro-Krise nicht den Bach herunter geht. Schon die letzte Entscheidung des Bundestages für den Fiskalpakt macht den Stein porös, in den dieser Satz gehauen war. Noch mag das Grundgesetz dehnbar genug sein, damit umzugehen. Aber die nächsten Schritte werden unvermeidlich auf eine umfassende Verfassungsänderung hinauslaufen. Die politische Union verlangt viel. Nach dem Euro und dem gemeinsamen Binnenmarkt, wird Europa eine gemeinsame Verteidigungsarmee bereitstellen müssen, die von einem gestärkten europäischen Parlament kontrolliert wird. Das bedeutet zwingend, dass es eine demokratisch legitimierte Europäische Regierung geben muss, mit einer einheitlichen Außenpolitik. Merkel hat ja Recht, wenn sie darauf hinweist, dass in den vergangenen 50 Jahren zwar die Weltbevölkerung um gut fünf Milliarden Menschen angewachsen ist aber in Europa nach wie vor lediglich 500 Millionen Menschen leben. Der Anteil der Europäer an der Welt-

bevölkerung schrumpft. Wenn nicht Europa irgendwann von anderen Regionen der Welt marginalisiert werden will, dann muss Europa als geschlossene Macht auftreten. Das Ende der europäischen Nationen ist da nur noch eine Frage der Zeit. Dies ist die technische, die im Grunde unumgängliche Seite dieser Krise. Ebenso unumgänglich aber ist die Frage: Was ist mit den Menschen, den Bürgern dieses dann neuen Europas? In der Eile, mit der sich von Gipfel zu Gipfel die Nationalstaaten in der Europäischen Union aufzulösen scheinen, überfordert die Menschen. Kaum einer versteht noch, was da vor sich geht. Viele glauben, da müssten nur ein paar Banken gerettet, ein paar Staaten entschuldet werden, dann ginge alles gut. Die weitreichenden Folgen sind für sie kaum abzusehen. Sie werden nicht mitgenommen von den Staatenlenkern die längst den Weg zur politischen Union eingeschlagen haben. Das Gefühl, einer Nation anzugehören ist auch 55 Jahre nach der Unterzeichnung der römischen Verträge immer noch deutlich stärker ausgeprägt, als dieses diffuse Dasein als Europäer. Es gibt keine europäische Öffentlichkeit, keine

europäischen Fernsehsender, Zeitungen oder Parteien. Das ist auch kein Wunder. Die nationalen Identitäten haben sich durch Kriege, Könige und Katastrophen über Jahrhunderte ausgeprägt. Nicht mal auf eine gemeinsame Sprache konnten sich die Europäer bisher einigen. Kein Bürger der Europäischen Union wird darauf verzichten wollen, wenn die eigene Muttersprache im europäischen Kontext nur noch als interessantes Idiom wahrgenommen wird. Die Vereinigten Staaten von Europa sind vielleicht die zwingende Folge dieser Krise. Das wird aber nicht funktionieren, wenn die Bürger diesen Weg gar nicht mitgehen wollen. Auf gar keinen Fall darf deshalb Europa weiter ohne Beteiligung der Bürger vorangehen. Das gilt vor allem für die Deutschen. Volksabstimmungen, selbst über den Euro, wurden ihnen bisher verwehrt. Da sind die Bürger anderer Staaten weiter. Die Politiker in Dänemark, Irland oder den Niederlanden waren mehrfach schon gezwungen, ihren Bürgern Europa zu erklären. Es hat sich gelohnt. Darum ist die Debatte darüber, ob es eine Volksabstimmung geben müsse, wenn die europäische Integration den nächsten großen Schritt macht, ziemlich vermessen. Die Frage ist nicht ob, die Frage ist, wann endlich die Bürger auch in Deutschland gefragt werden. Gelingt das, dann sind die Vereinigten Staaten von Europa eine ganz wunderbare Vision. zeitgeschehen@trafficnewstogo.de


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Zeitgeschehen

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Cooper ein Dinner für ihn. Wer sich eines der Tickets für 1.000 bis 2.500 Dollar leisten konnte, speiste und spendete zusammen mit Cindy Sherman, Salman Rushdie und vielen mehr.

Pitt in Kassel

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Der Juni in drei Akten von Sabine Weier Attacke auf Picasso Es schnalzt laut, als der Mann im schwarzen Anzug die Schablone von der Leinwand zieht. Dann läuft er weg. Der Museumsbesucher, vor dessen Mobiltelefonkamera sich die Szene abspielt, geht auf die Leinwand zu: Ein Stier und das Wort „Conquista“ glänzen nun in Gold auf dem kubistischen Porträt. „What the fuck!“ ruft er aus, als er – immer noch durch sein Mobiltelefon – das Schild neben dem Gemälde liest: Pablo Picasso, „Woman in a Red Armchair“, 1929. Das Konservatoren-Team der Menil Collection in Houston, Texas, stellte es umgehend wieder her, zeitgleich machte das Video via YouTube die Runde. Wenige Tage später stand auch schon der Täter fest: Uriel Landeros, ein junger mexikanisch-amerikanischer Künstler, bei Redaktionsschluss war er noch auf der Flucht. Er habe Picasso damit eine Ehre er-

J'accuse von Uta Schwarz In dem Film „Angeklagt“, von 1988 geht es um eine Vergewaltigung. Im Laufe des Filmes wird immer unklarer, wer eigentlich auf der Anklagebank sitzt: die Täter oder die von Jodie Foster gespielte Vergewaltigte, eine „Schlampe mit Minirock“, die die Tat – wenn schon nicht verdient – so doch wenigstens herausgefordert hat. Es ist kein weiter Weg von dieser perfiden Täter-Opfer-Umkehr zu dem, was der Moderator Geraldo Rivera vom Fox News Channel Ende März dieses Jahres über einen tödlichen Schuss in Florida gesagt hat: „Die Gangsta Style Kleidung, die Trayvon Martin trug, ist genauso verantwortlich für seinen Tod wie George Zimmerman.“ Am 22. Februar fährt George Zimmerman, Jahrgang 1983, in seinem Auto durch das bewachte Wohnviertel Twin Lakes in Florida. George Zimmerman ist ein von den Bewohnern ernannter so genannter „Watch Guard“, eine Art Sicherheitskraft. In Florida ist es damit erlaubt, eine Waffe zu tragen. Trayvon Martin ist 17, Afro-Amerikaner, Scheidungskind, und besucht seinen Vater in Twin Lakes. Am Abend des 22. Februar regnet es, Trayvon Martin hat die Kapuze seines Pullis tief ins Gesicht gezogen, als er von einem Laden zurück zum Haus seines Vaters läuft. Soweit konnten die Ereignisse im Nachhinein rekon-

weisen wollen, ließ er inzwischen verlauten. Eine Ehre? Er wollte wohl eher die PublicityMaschine anschmeißen, was ihm ja auch gelungen ist – bis hierher hat er es geschafft. Oder war die Attacke vielleicht selbst Kunst, wie Robert Rauschenbergs legendäre Aktion, bei der er eine Zeichnung von Willem de Kooning einfach ausradierte? Landeros Idee hatte Tony Shafrazi aber schon 1974: Er besprühte im MoMA Picassos „Guernica“ mit den Worten „Kill Lies All“, um gegen die Freilassung eines Vietnam-Kriegsverbrechers zu protestieren. Heute ist er Kunsthändler, verkauft in seiner New Yorker Galerie Werke von Francis Bacon oder Jean-Michel Basquiat.

Dollars für Obama Vom arty Revoluzzer zum Kunsthändler mit zurückgekämmten Haaren: So kann’s gehen. Fragt sich, wen Shafrazi im US-Präsidentschaftswahlkampf unterstützt. Für Barack Ob-

struiert werden. Doch ab diesem Zeitpunkt gehen die Beschreibungen auseinander. George Zimmerman ruft aus seinem Auto heraus die Polizei an. In dem von der Polizei inzwischen freigegebenen Notruf sagt er: „Ein mir unbekannter Mann streift hier durch die Nachbarschaft. Er sieht aus, als hat er nichts Gutes im Sinn und ist auf Drogen oder so.“ Dann folgt: „Er rennt weg!“ Man hört eine Autotür. Die Polizistin am Telefon fordert ihn auf, dem Mann nicht zu folgen, sie seien schon unterwegs. Zimmerman sagt dann: „Diese Arschlöcher kommen immer davon!“ Er folgt Trayvon Martin, stellt ihn, es kommt zu einem Kampf, in dessen Verlauf Zimmerman zwei Wunden davon trägt. Zimmerman schießt dem Angreifer in Notwehr in den Bauch. So hat es Zimmerman direkt danach zu Protokoll gegeben. Eine Freundin von Trayvon Martin stellt den Abend anders dar. Sie hat mit Trayvon telefoniert, als dieser sagte, er werde von jemandem verfolgt. Die Freundin rät ihm, nachhause zu laufen. Trayvon Martin rennt los, die Zeugin sagt, sie habe eine Autotür hören können. Es folgen Kampfgeräusche, jemand weint um Hilfe, es fällt ein Schuss. Am Ende stimmen beide Geschichten wieder überein: Trayvon Martin stirbt noch am Tatort. Zunächst wird Zimmerman von der Polizei freigelassen. Sie glauben ihm, dass es Notwehr war. Erst eine enorme mediale Welle der Entrüstung führt zu einer Festnahme Zimmermans. Moderator Geraldo Rivera hat sich inzwischen für seine Äußerung entschuldigt. Wieviele aber seine Meinung teilen, lässt sich daran ablesen, dass George Zimmerman im April für nur vier Wochen eine Internet-Fundraising-Seite aufgesetzt hat, um seine Verteidigung finanzieren zu können. Es sind über 200.000 Dollar zusammengekommen.

ama und Mitt Romney fließt im Moment jede Menge Geld, auch aus der Kunstwelt. The Art Newspaper publizierte im Juni Informationen dazu, wer für wen und wie viel spendet. Überraschend ist es nicht: Das Gros der Künstler unterstützt Obama, einige Sammler und Händler hingegen pumpen lieber Geld in Romney. Die in Berlin und New York lebende Malerin Elizabeth Peyton griff tief in die Tasche und zog 25.000 Dollar für Obama raus. 10.000 zückte Julie Mehretu, eine Künstlerin mit äthiopischen Wurzeln, die in New York lebt und derzeit bei der Documenta mit mehreren großformatigen Leinwänden vertreten ist. Immerhin 5.000 Dollar spendete Rashid Johnson, ein junger Afroamerikaner, der politisch engagierte Fotokunst macht und zur Bewegung der Post-Black-Art gehört. Ebensoviel legte Larry Gagosian für Romney auf den Tisch – verhältnismäßig wenig gemessen an dem, was der weltweit mächtigste Galerist verdient. Aber auch auf Obamas Seite finden sich wichtige Galeristen. Am 28. Juni gab die New Yorker Kunsthändlerin Paula

Zu den bekennenden Unterstützern von Barack Obama gehört Brad Pitt. Er ist auch sehr an Kunst interessiert und kann es sich natürlich leisten, ordentlich einzukaufen. Dazu gab im Juni die Kunstmesse Art Basel Gelegenheit, Pitt aber landete lieber mit Privatjet in Kassel. Dort ließ er sich von Chef-Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev persönlich durch die heiligen Hallen der weltweit wichtigsten Schau für zeitgenössische Kunst führen und traf sich mit usamerikanischen Künstlern. Sein Besuch versetzte die Medienwelt mehr in Aufruhr als die Documenta selbst. Laut der englischen Boulevard-Zeitung The Sun soll er dort jede Menge Geld ausgegeben haben, um Gemälde für sein Pariser Chateau einzukaufen. Autsch! Die bedeutenden Kasseler Werke als Deko für Brangelina? Ob er ein Mehretu gekauft hat? Außerdem: Shoppen kann man bei der Documenta doch gar nicht. Da geht es doch vor allem um politisch engagierte und konsumkritische Kunst, weshalb sich ja auch nur eine Handvoll Ahnungsloser mit vier Occupy-Zelten vor das Fridericianum verirrt hat. Wobei Pitt schon eine Hausnummer ist. Da haben sich die Baseler bestimmt geärgert. Obwohl dort die Millionen ja nur so flossen, gleich am ersten Tag gingen da Richters, Twomblys und Fontanas über den Tisch. Und über Larry Gagosian ärgerte man sich, weil er unverkäufliche Hirsts, Picassos und Warhols ausstellte. So macht das Shoppen ja auch keinen Spaß.

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Feuilleton

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TRAUMJOB: STYLE-IKONE von Kathrin Eckhardt, Zürich

von Dr. Inge Schwenger-Holst, Medizinerin, Unternehmerin und Vorsitzende des Vereins call a doc.

Mehr nicht? „Es gibt Empfindungen, die man einfach niemals haben kann, wenn man keine Vorhaut hat.“ Dies ist zumindest die Quintessenz von Paul Tardiff, der sich mit 30 einer Beschneidung unterzogen hat. Während Ferkel in Europa mit gutem Grund die Hoffnung haben können, in Zukunft nicht mehr ohne Betäubung kastriert zu werden, ist es sogar in den USA üblich, die Beschneidung von Säuglingen ohne Narkose durchzuführen. 1870, dort als Mittel gegen die verpönte Masturbation eingeführt, wurde die Circumcision später – inzwischen längst widerlegt – als das Non plus ultra der männlichen Sexualhygiene vor allem von feministischen Organisationen gepredigt. Das letzte Woche ergangene Kölner Urteil, das zum ersten Mal die nicht medizinisch begründete Beschneidung bei männlichen Kindern für Unrecht erklärt, ist inzwischen einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Ein Sturm, der die Pein, die Risiken – immerhin ca. 200 Todesfälle in den USA infolge von Beschneidungen pro Jahr – und vor allem einen irreversiblen Eingriff in die Sexualität ohne Möglichkeit der Selbstbestimmung des Patienten negiert. Offenbar fern jeglicher Sachkenntnis über Folgen und Durchführung dieses Eingriffs meint sogar der Ethikprofessor Michael Bongardt im Cicero, dass der durch das Kölner Urteil geführte Angriff gegen eine religiös fundierte Tradition mehr Schaden als Nutzen anrichte. Nun Herr Bongardt, wagen wir doch einen kleinen Ausflug allein in die möglichen postoperativen Komplikationen, welche da wären: Harnverhaltung, Meatitis, Meatusulzeration, Meatusstenose, Verwachsungen, begrabener Penis, Phimose, und weitere. Die Veränderungen am Meatus, sprich der Harnröhrenöffnung, treten vorwiegend bei Beschneidungen auf und das in einer Häufigkeit von immerhin über 5%. Sicher, aus Frauensicht ist ein beschnittener Penis durchaus nicht unattraktiv und der Reinigungsmodus ist deutlich vereinfacht, aber kann dies Grund sein, Tausende von Säuglingen und Schulkindern der mehrtägigen Qual und dem lebenslangen – vielleicht ungewollten – Eingriff in ihre Sexualität zu unterziehen? Schön wäre es, wenn wir, vor den Ferkeln, unsere eigenen Winzlinge vor unnötigen Qualen zu schützen wüssten. CALL A DOC die 24-7 Hotline für Ihr medizinisches Problem 01805 - 32 13 03 (0,14 EUR/min aus dem Festnetz)

„Giovanna, Giovanna“ schreit es pünktlich zum Auftakt der Modewochen auf den Straßen der großen Metropolen, wenn die langbeinige Italienerin in ihren auserwählten Designerkleidern vor den grossen Schauen erscheint. Giovanna Battaglia ist Moderedakteurin bei «L’Uomo Vogue» und arbeitet als freie Stylistin für Magazine wie das «W Magazine» in New York. Sie ist spätestens seit der schnellen, medialen Verbreitung durch die Online-Medien eine Modeikone. Die Blogger aus aller Welt fotografieren ihren Look, Tausende von Usern klicken auf ihr Bild, und sogar die Printmedien verwenden die Bilder der schönen Italienerin in Rubriken wie «Look of the moment». Erste Erfahrungen in der Modewelt sammelte sie als Model für Dolce & Gabbana. Heute gehört sie nicht mehr auf den Catwalk, sondern sitzt im Publikum neben dem Laufsteg und beobachtet die neusten Trends. Doch die Rolle der Moderedakteure als stille Beobachter des Modegetümmels durchmischt sich immer mehr mit der Rolle der aktiven Mitspieler im Geschäft. Sie werden durch ihre mediale Präsenz, die sie auch durch ihre Selbstinszenierung an den Modewochen erhalten, für die Marken interessant. Es ist kein Geheimnis, dass sie Taschen, Tücher, Sonnenbrillen, Lidschatten, Make-up, Selbstbräuner, Sandalen, Stiefel, Pumps, Schmuck und Morgenmäntel von den grossen Häusern in die Redaktionen geschickt erhalten. Tragen sie die Mode zur rechten Zeit am rechten Ort, wird sie im besten Fall zum Top-Seller und die Redakteure zum Marketing-Instrument. Anna dello Russo ist eine weitere Hauptdarstellerin im Modezirkus. Sie zählt zu den auffälligsten unter den schillernden Moderedakteurinnen und ist die Chefin der japanischen Vogue. Auf ihrem eigenen Blog schreibt sie: „I don’t want to be cool, I want to be fashion!“ Frau dello Russo und Frau Battaglia wechseln die Seiten in hohem Tempo, befinden sich auf und neben der Bühne, sind Zuschauende und Darstellende im Theater der Mode. Doch was bedeutet die Doppelrolle der Redakteurinnen für das Modegeschäft? Die Expertinnen sind selbst Trägerinnen der Neuigkeiten, die sie in ihrem Medium verbreiten.

Das Produkt erhält dadurch seinen Ritterschlag. Der bunte Jupe von Prada, die Serpenti-Tasche von Bulgari oder die Sonnenbrille „Culte“ von MiuMiu sind damit geprüft, für gut befunden und öffentlich vertretbar. Die Redakteurinnen schaffen als Stilvorbilder Orientierung. Bedenken wir die vielen unterschiedlichen Angebote, ist der Schrei nach Leitfiguren in der Mode nachvollziehbar. Und die Mode selbst bietet sich als Orientierungsmittel wunderbar an, denn sie trägt nach außen, was vom Inneren nicht gezeigt werden kann. Nur „die Oberfläche bietet Orientierung“, schrieb bereits der Philosoph Georg Simmel vor über hundert Jahren. Die beiden italienischen Modeikonen scheinen Gefallen daran zu finden, im Rampenlicht zu stehen. Sie haben sich die Aufmerksamkeit gesichert und erhalten damit eines der wichtigsten Güter der Gegenwart. Denn Aufmerksamkeit bringt Nutzen, sagen die Soziologen, unter anderem das Sichern von Vorteilen und das Erlangen von Prestige. Dello Russo und Battaglia wissen, wie sich ihre neuen Möglichkeiten auszahlen. Die Moderedakteurinnen werden zu strategischen Geschäftsfrauen, die ihre Bekanntheit für Synergien nutzen. Die Chefin der japanischen Vogue hat gerade eine Accessoire-Kollektion für den schwedischen Moderiesen H&M entworfen, berät Modehäuser und sichert ihren Marktwert täglich auf ihrem Blog www.annadellorusso.com. Giovanna macht es etwas dezenter. Sie war neben ihrer Aufgabe als Stylistin und Redakteurin letztes Jahr das Gesicht des Schmuckbrands Eddie Borgo. Als ehemaliges Model war sie dafür prädestiniert. Auf ihrer Homepage steht ihr Name in Buchstaben aus langen Beinen – ihrem Markenzeichen. Neben den Bildern mit ihren Arbeiten, ist auf der Internetseite ein Bildertagebuch zu finden. Natürlich nutzen beide Modeikonen Facebook und posten ihre Looks fast täglich auf ihrer Wall. So erhalten sie sich ihre Aufmerksamkeit, sichern ihren Status und erweitern täglich ihr Fan-Netz. Beide Frauen lieben die Mode aus tiefstem Herzen - die feinen Stoffe, die Muster und sorgfältige Verarbeitungsweise. Es scheint, als wollten sie ihre Freude an der Mode nach außen tragen. Doch ist das wirklich alles – oder kriegen sie einfach nicht genug vom reizvollen Ruhm? Denn Bekanntheit wird zum Statussymbol, Aufmerksamkeit zum Lebenselixier. Der Soziologe Markus Schroer sagte: „Das Individuum existiert durch die Blicke anderer“. Es will im Blitzgewitter stehen, während die Nebendarsteller im Schatten bewundernd warten.

Wiedergeburt des Wunderkind Nach einer Auszeit von fast zwei Jahren kehrt Wolfgang Joop mit seinem Label WUNDERKIND wieder ins Rampenlicht. des Fashion Zirkus zurück. Ein Bericht aus Potsdam. von Timo Feldhaus Den Trauerweiden am Rand des Heiligen Sees macht das Spaß, sie wiegen sich im Wind, während zur Privatvilla hin, am Pool vorbei, der Kellner ein riesiges cäsarisches Tablett mit einem klitzekleinen Dessert darauf durch die Menschen balanciert. Etwas weiter unten am Wasser wird Eis mit Erbeeren serviert und der beste al-

ler Filterkaffees. Aus Berlin, aus Wien, aber auch aus Tokio sind die Gäste nach Potsdam gekommen. Und dann tritt Wolfgang Joop durch die Tür in seinen Garten. Er trägt eine Sonnenbrille, es ist ein sehr warmer Tag im Monat Mai. Und Joop hat eine wunderbare Laune, denn es ist auch ein wunderschöner Wunderkind-Tag: sein Label, seine Liebe, ist wieder am Leben. Kurz zuvor, in der nebenliegenden „Villa-

Wunderkind Herbst/Winterkollektion 2012 © Alexander Palacios

Rumpf“, zwischen den gedrehten Holzsäulen, die denen des Petersdoms nachempfunden sind, standen sie alle auf und klatschten tosend Beifall. Und Wolfgang kam und lief den extra eingerichteten Catwalk herab, begrüßte und küsste in Seelenruhe die komplette erste Reihe, links und rechts. Es sagte: Ich bin hier Zuhause, wir gehören zusammen, ihr seid mein „kleiner Kreis“ und ich noch immer euer kleiner Prinz. Nun schaut mal was ich für euch gezaubert habe.“ Die letzte Wunderkind-Kollektion, erzählt mir eine Journalistin, habe sie selbst damals im Oktober 2010 in Paris gesehen. Ob Nadja Auermann auch dabei war? Es ist egal, heute ist sie da, heute sind sie, das muss man mal sagen, wirklich alle da. Die Hausmodels Sara und Lea und die anderen Preussinnen, die mit der durchscheinenden Haut und den langen glatten langen Haaren, sie schauen grazil und


Feuilleton

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worden.“ Der 67-jährige hat sich wieder ins Geschäft katapultiert, will zurück nach Paris. Wie Jil Sander, die gerade wieder die eigene Firma in Italien übernommen hat. Karl Lagerfeld hat ja überhaupt nie aufgehört. „Ich bin für eine Woche nach Marrakesch gefahren und dort dem Spirit gefolgt, der auch Yves Saint Laurent dorthin gebracht hat. Diesem Orientalismus, dem Geheimnis aus 1001 Nacht mit dem verhüllten Sex-Appeal nachgestiefelt“, erklärt Joop. Alfons Kaiser von der FAZ fand gar heraus, dass ihm dort eine Astrologin den Rat gab, als Skorpion nach den Bodenschätzen zu graben. Er habe sie in seiner Kindheit gefunden, in der es so viele Wunder wie Wunden gab. Denn auch wenn er den Meister Yves Saint Laurent anruft und seine Kleider orientalistisch anmuten, so steckt in ihnen wie in dieser ganzen wunderlichen Erzählung doch immer auch ihr Anfang. Joop kommt nicht los von seiner Trümmerfrau, sie blitzt auch in seiner Kollektion auf, Potsdam ist das Zuhause des Wolfgang, hier ist er im vorletzten Kriegsjahr geboren und aufgewachsen, in Blickweite zum Schloss Sanssouci. Der ganze große Barockirrsinn, die Künstlichkeit inmitten der Natur, Säbelrasseln und Philosophieren, das alles, so hat er einmal gesagt, stecke hier im Trinkwasser. Und auch die Geburt seines Wunderkind liegt hier. Nach vielen erfolgreichen Jahren als internationaler Modestardesigner in Monte Carlo und New York zog es Joop 1999 wieder zurück, er gründete mit seinem Partner Edwin Lemberg die Wunderkind GmbH&Co KG. 2004 debütierte man, ab 2007 dann Präsentationen in Paris. Das war auch die Zeit in der die Wella-Erben Gisa und Hans-Joachim Sander in das Unternehmen einstiegen, Investitionen von 27 Mio. Euro wurden genannt. Und da blieb

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der Ärger dann nicht aus. Anfang 2011 kündigte das Ehepaar den Verkauf seiner Anteile an. Im März 2011 wurde berichtet, dass das Unternehmen sich in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten befände, noch im selben Monat wird Joop wieder als alleiniger Eigentümer der Marke bestätigt. Für knapp drei Millionen Euro hatte er sein Vorkaufsrecht ausgeübt und die Anteile der Sanders übernommen. Nichtsdestotrotz war erst einmal Schluss. Vor fast genau zwei Jahren sah man die letzte Wunderkind-Schau. Und das ist in der Mode natürlich eine Ewigkeit. Nach dem umjubelten Start ließ der alleinige Gesellschafter Joop nun verlauten, dass er nicht länger auf Investorensuche sei. Wie er sich solch luxuriöse Kollektionen ohne Hilfe leisten will, bleibt dabei so weit offen wie der Himmel über dem wolkenlosen Potsdam. Vor einem halben Jahr, als noch sachte Schnee auf die alten Straßen fiel, war ich schon einmal hier und habe mit Joop über Kunst gesprochen, über seine Skulpturen und Affenbilder, die im Rahmen der Biennale in Venedig zu sehen waren. Man saß vor einem Paravent Friedrich des II., aß Kuchen und die beiden Hunde Charlotte und Gretchen schleckten ihm die Sahne vom Löffel. Ein Bonmot jagte das nächste, im Raum standen damals, neben seinen Kunstwerken, Kooperationen mit Schiesser, Kaufhof und seiner alten Marke „ Joop!“. Über Wunderkind kein Wort. Und jetzt ist es eben wieder soweit. Ob das alles ein Erfolg wird? Warum nun klappen soll, was vorher einfach nicht gehen wollte? Wer soll’s denn wissen? Am Ende des Gesprächs sagte Joop: „Die Mode ist eben so, wie sie ist: sprunghaft, opportunistisch, amoralisch und frivol. Und je mehr sie das ist, desto besser ist sie auch.“ Es ist gut ihn wieder an Bord zu haben.

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Wolfang Joop © Christoph Mack

groß und mutig aus, in Kleidern, wie man sie von Joop erwartet hat, wie er sie aber lange nicht in dieser verschwendenden Schönheit gezeigt hat. 40 Looks, 100 Teile in knapp 20 Minuten – Jersey, Chiffon, Alpacca, Brokat und gekochte Wolle in Strick- und Webware. Die Farben reichen von Koralle über Nougat und Nebelgrau bis Schwarz, die Stoffe fließend, raffiniert gerafft. Mal wirkt die HerbstWinter-Kollektion orientalisch-märchenhaft, dann wie Haute Couture der 50er und erin-

nert an die Heldinnen aus Hitchcock-Filmen. „Turbulente Begeisterung“, gibt die ehemalige Chefredakteurin der deutschen „Vogue“, Angelica Blechschmidt zu Protokoll. Etwas nüchterner die etwas nüchternere aktuelle Chefredakteurin des Modemagazins, Christiane Arp: „ Joop hat das gemacht, was er am besten kann: Er hat uns unglaublich schön geschnittene Jacken und Mäntel gezeigt.“ Joop selbst weiß natürlich eine Geschichte zu knüpfen: „Wunderkind ist erwachsener ge-

Wer sich bis zum 31.7. im car2go Shop in der RosaLuxemburg-Straße 2 mit dem Codewort „TRAFFIC“ anmeldet, spart 50% – und erhält 30 Freiminuten!


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Das Wetter

Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

© Tcmman

das wetter von Sabine Weier wetter@trafficnewstogo.de

São Paulo

22° 16' 42'' N, 114° 9' 32'' E tropisch

23° 33' 0'' S, 46° 38' 0'' W sonnig

Der Trend weg vom Eurozentrismus greift auch in der Modewelt: Abseits der glamourösen Hauptschauplätze wie Mailand oder Paris buhlen weltweit neue Fashion Weeks um die Gunst der Fashionistas, zum Beispiel in Hongkong. Noch vor ein paar Jahren stand die Industrie im Fokus, es ging um Material und Produktion. Nach wie vor zählt die ehemalige britische Kronkolonie zu den größten Textil-Exporteuren. Mittlerweile wandeln hier aber Modelscharen umhüllt von den Schöpfungen internationaler und einheimischer Designer bei tropisch-feuchten Temperaturen über die Laufstege. Die Regierung setzt auf die vielgepriesenen Creative Industries und erhofft sich im Design-Sektor einen weiteren Wirtschaftssegen. Noch schaut man hier zwar zu den europäischen Gurus auf, promotet aber fleißig eigene Stars und Sternchen wie Hidy Ng. Nachwuchstalente beweisen sich beim Hongkong Young Fashion Designers’ Contest. Europäer reisen jedenfalls gerne an, um sich von Schnitten, Mustern und Farbkombinationen inspirieren zu lassen. Vor allem aber immer noch, um neue Materialien für ihre eigenen Kollektionen zu entdecken. Hongkong Fashion Week: 3. bis 6. Juli 2012

Ultrareiche shoppen bei Prada oder Bottega Veneta und kreisen in privaten Helikoptern über gigantischen Hochhäusern, während die Menschen in den Favelas am Stadtrand froh sind, wenn sie festes Schuhwerk besitzen: São Paulo ist eine Stadt der Gegensätze. 70 Prozent der Einnahmen macht der brasilianische Luxusmarkt hier, es lag nahe, eine Fashion Week zu etablieren – und die ist seit vielen Jahren die wichtigste in Lateinamerika. Doch wie auch in Hongkong, kommt die nationale Designszene nur schleppend in Gang. Der Schwerpunkt liegt woanders, nämlich in Brasiliens Textilindustrie, die zu den größten der Welt gehört. Beliebt ist die Fashion Week trotzdem, vor allem wegen der Beachwear-Schauen. Sonne satt, schöne Strände und kurvige Körper gehören ja zu den Markenzeichen der Nation. Kurven sind bei der Fashion Week allerdings kaum zu bewundern, schlanke weiße Models wie Gisele Bündchen dafür en masse. Für Brasilien ist das alles andere als repräsentativ, deswegen forderten anti-rassistische Gruppen eine Quote für Farbige und Models mit indigenen Wurzeln – 2009 wurde sie eingeführt und auf 10 Prozent festgesetzt. São Paulo Fashion Week: 11. bis 16. Juni 2012

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Kopenhagen

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Istanbul

55° 40' 34'' N, 12° 34' 6'' E kühl

41° 0' 44.06'' N, 28° 58' 33.67'' E heiSS

Erst seit 2006 lädt Kopenhagen zur Fashion Week, sie ist fast noch ein Geheimtipp. Und das, obwohl Kollektionen aus Skandinavien immer wieder europäische Trends einleiten. Klare und minimalistische Schnitte, funktionales Designdenken und bewusst die Grenze zur Kunst überschreitende Mode gelten als Höhepunkte des nordischen Outputs – irgendwie passen die coolen Kreationen zum kühlen Klima. Henrik Vibskov hat es als Künstler-Designer mit seinen avantgardistischen Kollektionen und einem ebenso avantgardistischen Drumherum zu internationalem Renommee geschafft. Gerade wurde er in das Komitee der Kopenhagen Fashion Week berufen und wählt nun die Menswear-Labels für die kommende Schau mit aus. Wer nach Kopenhagen reist, tut gut daran, den modebewussten Dänen auch abseits der Laufstege beim Flanieren zuzuschauen, denn sie tragen gerne skandinavische Labels und beherrschen die Kunst des Kombinierens inspirierend gut. Kopenhagen Fashion Week: 8. bis 12. August 2012

In Istanbul heizt derzeit das kreative Potenzial auf wie der Asphalt in den Straßen, wenn mal wieder eine Hitzewelle durch die Millionenstadt schwappt. Die Metropole am Bosporus brodelt das ganze Jahr über, besonders aber zur Fashion Week. Neben Kollektionen junger türkischer Designer spielen hier vor allem neue Stoffe eine wichtige Rolle. In der Türkei boomt die Textilindustrie, das Land ist der weltweit viertgrößte Textilproduzent. „Made in Turkey“ steht mittlerweile für Qualität, faire Produktion und nachhaltigen Baumwollanbau, auch Luxusmaterialien wie Seide und Kaschmir werden hier verkauft und verarbeitet. Immer mehr türkische Modemacher schöpfen aus den reichhaltigen Quellen direkt vor ihrer Tür und beleben traditionelle Handarbeitstechniken wieder, zum Beispiel Arzu Kaprol. Sie schlägt darüber hinaus eine Brücke zu klassischem europäischen Design, in ihrer Herbst-/Winterkollektion 2012/13 etwa integrierte sie Elemente aus dem Bauhaus. Istanbul Fashion Week: 10. bis 13. Oktober 2012

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MUSS FRÜH DAMIT ANFANGEN.

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Sport

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White Men Can’t Dress von Conor Creighton Übersetzt aus dem Englischen (S.30) Zurück also zu Russell Westbrook, ja den Point Guard der Oklahoma Thunder. Außerhalb des Spielfelds sieht man ihn reichlich mit ornamentierten Hemden, zugeknöpft bis zum Nacken, so dass man Angst haben muss, sein Kopf würde herausgequetscht. Er würde nicht herunterfallen, Russell ist ein Ballspielnaturtalent, aber verdammt, wenn doch, es wäre eine ziemliche Unannehmlichkeit den Schädel wieder zwischen den Schultern zu platzieren. Was macht einen Sport männlich? Großen Stars ist es natürlich gleichgültig, ob sie aussehen wie ihre Großmütter. Dennis Rodman mag vielleicht nicht mit klassischer Schönheit beschenkt sein aber kein anderer Spieler irgendeines Sports ist so auf alle Spielarten sexueller Neigungen eingegangen wie er. „Fünfzig Prozent des Lebens in der NBA bestehen aus Sex“, sagte er einst, und „Die anderen fünfzig Prozent Geld.“ Rodman weiß

nicht nur wie man mit Fingern so groß wie Frankfurter Würstchen ein Korsett schnürt, er machte sowohl schwulen und heterosexuellen Männern den Hof ohne sich festzulegen, als auch den Frauen und besonders einer, die für ihre eigene Kategorie steht, Madonna. Kann man die Ursache dessen, wie die der meisten Probleme der heutigen Zeit, in den Siebzigern finden? Der Trend begann als die Shorts der Spieler enger und enger wurden, bis zu dem Punkt, wo sie ihnen schließlich vom Hintern zu rutschen drohten. Man mag daraus folgern, was man möchte, aber bis Ende der 80er als die viel zu klein geratenen Größen wieder zu Hosen in adäquaten Passformen wurden, war, der Schaden wohl bereits angerichtet. Doch Basketball, der Sport der Männer, wurde wieder als Männersport vermarktet – ein Spiel der Schnelligkeit, Skills und wildem Sexappeal. Von Dennis Rodman als Drag zu Dwayne Wade, der mit rosa Socken in Größe 100

Loafers schlüpft, und nun Russel Westbrook, der gerne herumläuft als wäre er von einem Team clowniger Praktikanten ausgestattet worden. Fußball gab uns Vokuhila, Rugby Stammestattoos und Basketball Giganten, die offenbar den hinteren Teil der mütterlichen Garderoben plünderten. Basketball ist einzigartig. Es ist regulierter als das internationale Bankensystem. Angesichts der Anzahl der Spielsituationen, wo man den Ball nicht berühren darf, könnte man annehmen es sei vom Vatikan erfunden. Seine Stars verdienen mehr als in irgendeiner anderen Sportart in den Staaten. Um ein Basketballspieler zu sein, braucht es die Größe eines Baums und die Breite eines Garagentors. Gemessen an der Machohaftigkeit ihres Auftretens fragt man sich doch, wie es kommt, dass diese Fashion Ikonen des Sports dazu neigen, ihre Modeanweisungen von alten Damen und flamboyanten Figuren anzunehmen. Miami Heat schlägt Oklahoma City Thunder

und gewinnt das NBA Finale. Die Basketball Saison endet und öffnet gleichzeitig die Tür für die Post-Saison, in der es dann um Analysen und ums Wiederkäuen geht: LeBron James war wieder der beste Spieler auf dem Feld und überragte die Oklahoma Thunder um fünf Spiele. Michael Jordans Charlotte Bobcats versagten spektakulärer als jedes andere Team in der 66-jährigen NBA-Geschichte. Und Russel Westbrook schlug die ersehnte Brücke zur Modewelt. Russel Westbrook? Ja, Oklahoma Thunders Point Guard. Eine Position, die Überblick erfordert. Gute Augen. Nichts von dem scheint irgendwie der Fall zu sein, wenn man Russel abseits des Spielfelds in einer seiner hergebrachten, mit Farbe gesprenkelten oder Pyjama Party Hemden sieht. Egal, Basketball ist eben anders als andere Sportarten.

sport@trafficnewstogo.de


Chapter XVIII

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Mode

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Best basics & sparkly details Mit diesen Kombos aus vertrauten Classics (eine gut entworfene Sonnenbrille und ein Hermès Carré sollte eigentlich jeder haben) und ein paar einzigartigen bunten Teilen von jungen Designern stellen Sie das perfekte Outfit zur Berlin Fashion Week zusammen. von Nina Byttebier

Lunettes Brille, Tabula-Rasa Champaign Glamouröse Brille. Hommage an Breakfast at Tiffany’s. Handgefertigt in Italien aus 100% original italienischem Acetat, Alpaca-Scharnierung, Schrauben aus beruhigtem Stahl. Preis: 259 Euro. www.lunettes-brillenagentur.com

Mies Nobis Mies Nobis hat sich für ihre erste Kollektion “Skellet” von Hörnern, Knochen und Schalen inspirieren lassen. Ihre Kreationen sind aus Messing oder gebürstetem Sterling Silber gefertigt und können als Ringe oder Anhänger getragen werden. Rabben Ring 115 Euro. www.miesnobis.com

Hermès Quantum Schuh Zum ersten Mal erhältlich in Wildem Kalbsleder. Elegante High-Tops, sportlich, mit einer dicken, weichen Sohle, und klassichem Lederband. Preis: um die 720 Euro. www.hermes.com

Julius Errol Flynn Nora-Jean Hemd Aus rotem Hahnentrittmuster, akzentuiert mit dreieckiger Zwickel an beiden Seiten aus blauem Hahnentrittsmuster, blauem Faden und weissen Knöpfen. Das Hemd besteht aus 100% Oeko-tex Baumwolle, hat einen Slim Fit und eine sehr komfortable Passform. Preis : 119 Euro€ www.juliuserrolflynn.com

Wunderkind Schultertasche aus gekochter Wolle, 470 Euro Brauner Ledergürtel, 120 Euro www.wunderkind.de

Persol Glasses Suprema Sonnenbrille Acetatfassung in Grössen 53 und 56, Fassungsfarbe Honey Havana und die Gläserfarbe Brown Faded. www.persol.com

Etro Kalbsledertasche mit abstraktem Paisley-Aufdruck, Preis auf Anfrage. www.etro.it

HOLI 2013

Colle ct sh ow ro om for Contemp orar y Fashion 5.7 – 6.7.2012 Thurs 10-19h / Fri 10–18h Capsule Postbahnhof – NEW VENUE! Straße der Pariser Kommune 8, 10243 Berlin Visit our online shop at w w w.f ra n z i u s . e u


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Essay

Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

© Lifestyle mirror

LAPO ELKANN: KONTAMINIEREN, NICHT HARMONISIEREN!

Manchmal wirkt Lapo wie ein zum Leben erweckter Comic-Held, der den Kampf für das Kreative an sich auf seinen Schild geschrieben hat und noch schnell die Welt der Mode retten muss. Besonders dann, wenn er mit seiner rauhen charismatischen Stimme und seinem unitalienisch harten R, in fließendem Englisch, mit leicht portugiesischem Einschlag, eindringlich erklärt, was sein Credo ist, wofür er lebt: anders zu sein und die Dinge anders zu machen als andere, und ganz besonders anders, als es die, die ihn auf seine angeblich vorgezeichnete Rolle als FiatErbe festlegen wollen, erwarten. Als Lieblingsenkel des 2003 verstorbenen Fiat-Eigners und Style Moguls Gianni Agnelli, ‘L’ Avvocato’, hatte er schon in frühen Jahren Zugang zur Top-Etage des Jet-Sets - und dem Kleiderschrank seines Großvaters. In New York geboren und teilweise in Frankreich und Brasilien aufgewachsen, wo der Vater die Geschäfte der jeweiligen Fiattochter leitete, wehte ihm von Anfang an ein kosmopolitischer Wind ins Gesicht. Der hat sich heute in einen Orkan verwandelt. Seit Lapo Elkann mit ‘Italia Independent’ 2007, neben seinen Verpflichtungen bei Fiat, seine eigene Firma gegründet hat und seitdem überall auf dem Globus nach besonders ausgefallenen Kooperationspartnern sucht, kommt er selten zur Ruhe. Vielleicht gerade noch, wenn er ungefähr um diese Zeit mit Freunden, allen voran Diesel’s Renzo Rosso, durchs Mittelmeer schippert und vornehmlich im Ferragosto seinen azulblauen Samt-Mokassin (in gewollter Korrespondenz zu seinen wasserblauen Augen) auf balearischen Boden setzt. Ansonsten halten ihn ständig die Geschäfte und Charities, seine schier unendliche Freundesliste – Lapo lebt Facebook – und seine hervorragenden Kontakte zur Presse, mindestens zwischen Turin und Mailand, London und New York, wo er eigene Appartments hat, auf Trab. Und mit ‘Italia Independent’ hat er sozusagen das krasseste Gegenmodell zu der korporativen Struktur des Fiatkonzerns entwor-

fen, den er zusammen mit seinen Geschwistern Ginevra und John über Mehrheitsanteile der Fiat Holding Exor kontrolliert. Mit immer neuen und teilweise temporären Kooperationen mit ausschließlich italienischen Herstellern bei Brillen, Sakkos, Schuhen und Jeans, gelingt es ihm immer wieder frisches Blut in die Kollektion zu injizieren und den Status der weitestgehenden Unabhängigkeit von gewachsenen Strukturen und riesigen administrativen Overheads aufrecht zu erhalten. In einem Interview der britischen GQ sagte er kürzlich: „‘Italia Independent’ bedeutet, deine eigene Geschichte jeden Tag neu zu schreiben – und zwar ohne Kompromisse… .“ Dass Lapo, der sich gerne auch als ‘Global Italian’ bezeichnet, der beste Botschafter seiner Mode ist, hat er seiner geradezu in die Wiege gelegten Stil- und Farbsicherheit zu verdanken – und der radikalen Bereitschaft, alles mit allem zu kombinieren. Das ist modern: „Wir wollen, dass der Kunde seinen eigenen

Geschmack entwickelt und Teile kreativ mixt. Unsere Klamotten sollen kontaminieren, nicht harmonisieren. Wir finden es gut, wenn zu unseren Anzügen entweder Nikes oder Church’s getragen werden…“, sind ein paar seiner üblichen Style-Ratschläge, die er neben der hier zitierten GQ in zig Interviews mit den Modeund Lifestyle Gazetten dieser Welt zum Besten gibt. Lapo Elkann’s ausgesprochen natürlicher Sinn für PR und Marketing hat immerhin auch den Fiat Konzern beflügelt, als die Geschäfte Anfang dieses Milleniums überhaupt nicht gut liefen. Als Brand Promotion Director hatte er die Wiedergeburt des Fiat Cinquecento (500) mit zu verantworten und sorgte für die glorreiche Wiedereinführung des klassischen Fiat Logos. Auch damals stand er im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und lehrte die eher scheuen Konzernmanager mediale Mores. Wegen einiger Ausrutscher mit Drogen und schlechtem Umgang, war es danach längere Zeit zwangsläufig ruhiger um ihn. Seine enge Freundschaft mit Fashion-Ladies à la Franca Sozzani, der Chefin der italienischen Vogue oder Anna Wintour, als ihr amerikanisches Pendant, brachten ihn nach dieser unplanmäßigen Auszeit aber schnell wieder zurück auf die Titelseiten und in die Modestrecken. Lapo wurde von Vanity Fair 2009 in die Best-Dressed Hall of Fame aufgenommen, und posiert seitdem vor allem für die eigenen Klamotten gerne auch schonmal als Model. Die amerikanische GQ zählte ihn 2010 zu den 25 Sexiest Men Alive und kein geringerer als Tom Ford hält ihn für den stylischsten Mann überhaupt. Traffic stimmt, selbst wenn wir die Superlative eher in der Welt der Comics und des Glamour lassen wollen, mit dieser Seite in den Kanon ein, dass Lapo Elkann und sein mutiger Stil eine Ausnahmeerscheinung in der Welt der Männermode sind: Sie soll dazu animieren, selbst einmal auszuprobieren, wie verrückt, elegant und kosmopolitisch, aber dennoch verdammt modern Mann sich heute kleiden kann.


© Jérôme Bonnet / modds


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Interview

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Acht außergewöhnliche Frauen zeigen Ihre neuen Kollektionen auf der Berliner Fashion Week. Wir besuchten sie wenige Tage zuvor und sprachen mit ihnen über Berliner Polizistinnen, Tradition und Futurismus und was ihre Kollektionen ausmacht. Interviews von Uta Schwarz

FEMALE FASHION, BERLIN MADE 1. Liebig

2. Issever Bahri

Sandra Liermann, Olivia Pflugfelder

Derya Issever, Cimen Bahri

3. Mongrels in Common 4.Perret Schaad Livia Ximénez Carrillo, Christine Pluess

Johanna Perret, Tutia Schaad

Zwei Frauen, ein Label: Wie gehen Sie damit um, wenn Sie sich mal nicht einig sind? Oder gehört Auseinandersetzung zu Kreativität dazu? Grundsätzlich ist Auseinandersetzung sicherlich kreativitätsfördernd. Bei uns sind die Aufgabenbereiche ziemlich klar getrennt: Die Eine verwirklicht die Ideen der Anderen, deswegen gibt es keine Probleme.

Auseinandersetzungen gehören definitiv zu einem kreativen Prozess! Wenn wir uns einmal nicht einig sind, was selten vorkommt, erklären wir uns gegenseitig, warum, wieso, weshalb, dann finden wir immer eine gemeinsame Lösung.

In erster Linie versuchen wir einen Kompromiss zu finden. Aber natürlich gehört Auseinandersetzung zur Kreativität und zum Designprozess. Es darf manchmal durchaus auch krachen, denn wir sind zwei charakterstarke Frauen, die genaue Vorstellungen haben. Und das ist gut so, denn so treibt eine die andere zu Höherem an.

Ja! Diskussionen sind wichtig für uns.

Sie bekommen den Auftrag, die Berliner Polizistinnen neu einzukleiden. Annehmen oder ablehnen? Auf jeden Fall annehmen. Bedarf besteht, trotz der Verbannung des schrecklichen Grüntons. Warum müssen auch Frauen die gleichen Uniformen tragen wie Männer?

Ablehnen. Polizeiuniformen mit Häkeleinsätzen?

Auf jeden Fall annehmen. Uniformen sind ein faszinierendes Thema, wo man trotz wenig Freiraum so viel machen kann. Unsere lieben Freunde und Helfer dürften ruhig ein bisschen auffälliger sein! Den deutschen Polizistinnen fehlt der elegante Stil der italienischen Carabinieries.

Annehmen! Polizistinnen sind Teil des Stadtbilds.

Was fasziniert Sie mehr: Historische Kleidung oder futuristische? Historische Kleidung fasziniert mehr, allein schon wegen der Tatsache, dass sie ein Abbild der Gesellschaft und des Frauenbildes der jeweiligen Zeit darstellen.

Weder noch.

Definitiv historische Kleidung! Man kann so viele Details wiederverwerten oder sich davon inspirieren lassen. Unsere Verschlüsse für Blusen hatten wir ja auch von einem historischen Detail übernommen, nämlich den Collar Pins von den klassischen Herrenhemden.

Beide! Historische Stücke sind interessant aufgrund handwerklicher Details und Verarbeitung. Futuristische Kleidung sehen wir eher als Stücke, die innovativ in Technik, Material und Konzept entworfen sind.

Auf welches Stück von Ihren bisherigen Kollektionen sind Sie am stolzesten? Auf unser 'Simple Dress', weil es von Anfang an unser Verkaufsschlager war und genau unseren Ansatz von eleganter Funktionalität von morgens bis abends wieder spiegelt.

Auf alle unsere Leder-Häkel Kollektionsteile.

Auf die Blusen und die Verschlusslösung mit den Collar Pins und insbesondere auf unsere Matilda Bluse. Diese schaut von vorne wie ein klassisches Herrenhemd aus, und am Rückenteil ist ein spezielles Drapé. Wir bieten diese Bluse seit Sommer 08 an und es ist bis heute jede Saison wieder der Bestseller.

Johanna: Nikolaus. Tutia: Reza oder Peter.

Wenn Sie Ihre aktuelle Kollektion in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das? Gelegenheit macht Kleider

Kühle Moderne mit Leder-Häkel-Spitze.

Neon – Sportlich – Avantgarde.

Klar, elegant und cool


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Interview

Fotos: Paul Epardeau

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Design

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Courtesy of Dries Van Noten

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Interview

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© Thierry Chomel

Backstage Fotos von Schohaja Staffle

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Winter Kollektion 2011/2012 mit verschiedenen exklusiven Dries van Noten Stoffen aus den letzten zehn Jahren umzudesignen und individuell zu gestalten. Es war ein voller Erfolg. Was denken Sie über die Berlin Fashion Week und seine Entwicklung in den letzten Jahren? Sie scheint in ihrem Wachstum von Mal zu Mal stärker zu werden. Allerdings finde ich es schwer, die Fashion Week von der Bread and Butter zu unterscheiden. Wie viele belgische Designer haben Sie sich entschieden, in ihrer Heimatstadt Antwerpen zu bleiben. Haben Sie nie darüber nachgedacht in eine der größeren Modehauptstädte zu ziehen? Nun ja, es gibt wirklich viele von uns hier! In Antwerpen zu leben gibt mir eine bessere Weitsicht auf Mode. Nicht in einer „Modehauptstadt“ zu leben, macht es mir möglich, nach den Shows zurückzukehren, tief durchzuatmen und mich an die neue Kollektion zu machen. Ich habe nie anders gearbeitet, daher habe ich keinen wirklichen Vergleich. Dennoch fühle ich, dass die Dinge, wie sie gerade sind, zweifellos für mich funktionieren. Es scheint, dass das „Antwerp Six“ Phänomen den Weg für eine neue Generation an talentierten Modedesignern in den Neunzigern geebnet hat. Wir reden von Raf Simons, Haider Ackermann oder Kris Van Assche. Was ist das Geheimnis von belgischem Design? Ich würde sagen in erster Linie Ausdauer und Individualität. Die „Antwerp Six“ waren schlichtweg Kumpels aus dem Studium. Wir halfen Traditionen zu brechen und haben zu neuen Trends animiert, all das ohne finanzielle Unterstützung. Belgische Mode war schon immer die Idee des Experimentierens unter einer persönlich-künstlerischen Betrachtungsweise, immer mit einem historischen und geographischen Bezug. Die Stärke der Royal Antwerp Academy, die wir besuchten, war die besondere Betrachtung von Kleidung und die Idee, sie als eine Einstellung zu leben, statt nur als Objekt.

DRIES VAN NOTEN: DAS FEINE UND DAS GROBE Dries van Noten erzählt von seiner neuen Kollektion, verrät, ob er den Chefdesigner bei Dior gemacht hätte und sagt uns, was er eigentlich so von Berlin hält.

Interview von Nurcan Özdemir, München Wie wichtig ist der deutsche Markt und vor allem Berlin für Ihr Label? Deutschland war schon immer einer der wichtigsten Märkte seit dem Beginn unserer Firma und wir haben in den vergan-

genen 20 Jahren bereits mit vielen Partnern zusammengearbeitet. Es ist sehr aufregend die Entwicklung des Landes, und speziell die Berlins, zu beobachten. Vergangenes Jahr freuten wir uns über die Kollaboration mit Andreas Murkudis, um die Eröffnung seines neuen Shops in der Potsdamer Strasse zu feiern. Wir gaben Kunden die Option, ein Kleid aus der Herbst/

Raf Simons ist der neue Chefdesigner von Dior. Hätten Sie die Position angenommen, wären Sie gefragt worden? Derzeit bin ich genug beschäftigt mit vier Kollektionen pro Jahr. Jedoch wünsche ich Raf alles Gute, es wird sicherlich eine riesige Herausforderung und gleichzeitig sehr bereichernd. Ihre letzte Kollektion war interessant: Vor allem die Zerbrechlichkeit von Seidenkimonos gepaart mit der Grobheit von Militärjacken. Was war ihre Inspiration und die Message dahinter? Ich war interessiert an einer Abstraktion von Prints und Colour Blocking. Scheinbar ähnliche Muster und Formen zu nehmen und sie zu stürzen, herauszufordern, ja sie manchmal zu untergraben, um so ein neues Kleidungsstück, eine Verzierung oder eine Verschönerung zu kreieren. Ich wurde bekannt für den ethnischen und farbenfrohen Aspekt, der meiner Arbeit zugrunde liegt. Mit dieser Kollektion wollte ich diese Auffassung herausfordern und gleichzeitig verstärken, indem die Entwürfe fast ausschließlich von dem Gebrauch von Farbe und Print dominiert wurden. Bestehende Stücke aus meinem persönlichen Archiv und aus den Kollektionen des Victoria and Albert Museums in London wurden fotografiert, ihr digitales Bild wurde daraufhin als 2-D Bild auf Seide und Baumwolle gedruckt. Dann fanden wir besondere traditionelle Tuniken, Röcke und Jacken aus China, Korea und Japan. Die Bilder wurden danach auf die neuen Kleidungsstücke aus verschiedenen Farben und Material gedruckt. Stücke des Prints wurden daraufhin freigelegt und abgeschafft, um so die Illusion von Falten zu erschaffen.


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Reisen

BERLIN To-Go From the new edition of our City Guide Berlin Inspires www.berlininspires.net Text by Natalie Holmes

Comme des Garçons

Linienstraße 115, 10117 Berlin T +49 (0)30 28095880 In this city of ephemeral establishments, Tokyo label CDG’s black and pocket store concept fits like a glove. With minimal decor and a short lifespan, these transient emporia add an extra layer of excitement to bagging the must-have fashion items of the season.

Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

HOTELS FÜR MODERNE NOMADEN Kopenhagen, Istanbul, Sao Paulo und Hong Kong sind nicht nur aufregende Modestädte, sondern bieten dank der Kreativität von Architekten und Interior Designern auch außergewöhnliche Hotels. Die Auswahl kommt von unseren Freunden von Tablet. Wer wirklich individuell reisen will, findet hier die passenden Hotels. www.tablethotels.de

Kopenhagen – Nimb Ja, wir alle lieben skandinavisches Design. Doch der ultimative Geheimtip der Kopenhagener Jet-Setter Szene ist ein winziges Hotel, dass die abgeklärte Coolness der Boutique Hotels weit hinter sich lässt. In Dänemark tippt man wohl kaum auf orientalische Einflüsse, doch im Nimb funktioniert das ausgezeichnet. Bei nur 14 Zimmern wagt man kaum auf ein eigenes kleines Hotel-Universum zu hoffen, doch mit einem eigenen Markt, einem Weinladen oder einem Chocolatier, zählt das Nimb zu einem dieser Hotels, die ihren Gästen zu jedem Zeitpunkt das Außergewöhnliche bieten wollen. Auch die hauseigene Molkerei ist da keine Ausnahme: Løgismose behandelt seine Bio-Milch mit einer Hingabe, die man sonst eher von Single Malt Whiskys kennt.

Sao Paulo – Hotel Unique

Süperstore

Planufer 92e, 10967 Berlin +49 (0)157 87 822 535 www.sueper-store.de You'l never be stuck for a gift again. Black Forest gin, an ornate hammam bowl, a Chemex coffee maker and a wooden robot are just some of the pulchritudinous products to be found in this shop that draws influence from the bazaars of Istanbul to the boutiques of urban Italy.

Der Name ist Programm – Programm ist das Design. Dieses architektonische Monument stammt von Ruy Ohtake, einem Niemeyer-Zögling, der selbst einer der berühmtesten Architekten Brasiliens ist. Und mag es auch heiße Debatten darum gegeben haben Ohtake auch das Interieur zu überlassen, wurde doch der großartige João Armentano mit der Raumausstattung beauftragt. Der Stilbruch tut dem Hotel gut. Was sich in jedem Winkel abzeichnet, ist das große Selbstbewusstsein des Hotels. Selbst die Bäder sind von dem avantgardistischen Einfluss geprägt und verfügen über Schiebewände, die die Badewannen in den Schlafzimmern abtrennen.

Hongkong – J Plus Boutique Hotel

Das ehemalige JIA Hong Kong ist Hongkongs erstes Boutique Hotel und gleichzeitig das erste Hotel in Asien, für dessen Entwurf Designer Philippe Starck gewonnen werden konnte. Und obwohl es den Boutique-Status hat, ist das J Plus alles andere als plüschig. Denn wenn es, wie in Hongkong, im Wettbewerb gegen altehrwürdige Kolonialhotels und die Flagschiffe der großen Hotelketten antritt, muss ein Neuling, auch wenn er grell daherkommt, qualitative Substanz bieten: Hier handelt es sich nicht um durchschnittliche Hotelräume, sondern um Zimmer, mit komplett ausgestatteten Küchen und erstklassigen Geräten. Doch wer würde schon auf den Gedanken kommen, hier selbst zu kochen: Direkt vor der Tür brodelt Hongkongs Nightlife.

Istanbul – Witt Istanbul Suites Trüffelschwein

Rosa-Luxemburg-Straße 21, 10178 Berlin +49 (0)30 702 21 225 www.trueffelschweinberlin.com Just as truffle pigs hunt out that most sough-after and delectable of delicacies, so Trüffelschwein delivers a similarly exclusive range of menswear for refined tastes. If brands like Baracuta, Folk and Penguin are your thing, you'll be happy as a pig in the proverbial.

Schon längst sind in Istanbul neue Zeiten angebrochen, Zeiten des progressiven Designs. Die Witt Istanbul Suites sind eine Hommage an den Stil des neuen Istanbuls. Als ehemalige Zentrale einer Werbeagentur liegt das kleine Boutique Hotel nahe des Businessdistrikts und somit auch in unmittelbarer Nähe zu den besten Adressen der Stadt. Allein die hoteleigene Brasserie Roka stellt einen Meilenstein für das Szeneleben in Istanbul da. Das türkische Design-Team Autoban [sic!] hat schon mit The House Hotel Bosphorous ein preisgekröntes Hoteldesign geliefert – mit den Witt Suites beweisen sie, dass es eben doch eine stilvolle Alternative zu dem Traum von 1001 Nacht gibt.


Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

Kultur

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Nada Lottermann und Vanessa Fuentes, Polaroids

Thanks for coming – A Casting Diary by Mark Pillai

Galerie Für Moderne Fotografie – Schröderstrasse 13, 10115 Berlin Ausstellung im ersten Stock Öffnungszeiten nur nach Vereinbarung –mail@Kirstenhermann.com

Pavlov’s dog – Raum für Fotografie Bergstrasse 19, 10115 Berlin 6.7. – 28.7.2012, Eröffnung am 05.07 um 19.00 Uhr

Roger Melis, Die Sibylle Jahre, Modefotografien 1967 Bis 1987 Erdgeschoss 15.06.2012 – 25.08. 2012

Modefotograf Mark Pillai mags gerne persönlich. Zum Casting läd der 36-Jährige Models zum lauschigen Tête-à-Tête in seine Pariser Wohnung ein. Dabei entstehen Aufnahmen weit entfernt der ansonsten üblichen glatten, übermäßig mit Photoshop bearbeiteten Modeaufnahmen. Models werden ungeschminkt und nur mit vorhandenem Licht und Requisiten abgebildet. Sein Ziel ist, so der Fotograf, die Persönlichkeit der Porträtierten darzustellen, eine Art persönlicher Recherche, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl dieser Bilder, die im Laufe der letzten acht Jahre entstanden sind als Dia-Show. Zu sehen sind Mark Pillais Aufnahmen während der Berliner Fashion-Week - ein intimer Blick hinter die Kulissen der Modewelt.

Lottermann und Fuentes zeigen im Apartment der Galeristin Kerstin Hermann eine Auswahl ihrer Polaroids. Die Fotografinnen und Stylistinnen lassen die Grenzen zwischen Mode- oder Porträtfotographie und Schnappschuss zerfließen: in informellen Polaroids inszenieren sie sich und ihre Freunde spielerisch mal als Harlequin, mal mit Brautschleier oder Mickymausohren oder in Hip-Hopperpose. Charmante Bilder unbeschwerter Momente, persönlich und intim.

Bettina Khano: You May Appear Closer Than You Are Bettina Khanos Künstlerbuch ist gleichzeitig ein Kunstwerk. Die in Berlin lebende Künstlerin verbrachte zwei Tage damit, das Deckblatt jedes Exemplars zu falten und mit einer fast unsichtbaren Farbe zu besprühen. Entstanden sind Seiten, die an Khanos Welt aus Schatten, Staub und Nebel erinnern. Ihre Installationen, Fotografien und Videos spiegeln eine flüchtige, zerrinnende Wirklichkeit wieder: Nebel fließt aus einem Pavillon, abstrakte Flächen werfen diffuses Licht auf den Betrachter zurück, blinde Spiegelflächen verzerren seinen Körper; er scheint zu zerfließen. Der üppig illustrierte Band enthält Texte von Annika Reich, Helga Lutz und Marc Glöde, und erscheint im Juni 2012 beim Hatje Cantz Verlag. 128 Seiten gebunden, 103 farbigen Abbildungen Verlag Hatje Cantz, Juni 2012.


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English Appendix

Arrogant bastard

HIGH HEEL DEDICATION by Adrian Stanley Thomas, New York City What can be said about the meaning of the word fashion that will supply the necessary weight to support the influence and power that comes along with it? If you say the word to yourself, all sorts of images come into your mind I’m sure, especially those of you who find it important to be important because of the label. During my people watching, it’s always clear who the folks are that take enormous pride “Label Striding” as they walk down the street or even into a coffee shop. Style and success clearly go hand in hand with certain professions and are synonymous with high society, but leave it to the bike messenger and the clerk at the hardware store to floss a label or two while hand delivering your package or putting your hammer in a bag. Clearly, some people regard designers and those associated with fashion as critically important to the mainstream culture. The price of their shirts, pants and accessories accompany stature and importance for a majority of our weak minded global citizens. But we will not be trashing those individuals in this issue even though I’m very tempted. Our focus is on another subject that provides just as much ridicule and laughter. It is the glorious and ever so important high heel shoe that always seems to find its way onto the foot of a woman who clearly has no idea how to walk in a high heel and keep her balance without falling to floor. Now let me just say that we are not going to hand out courage awards for effort when it comes to you ladies out here who continue to wear these miniature stilts without considering the need for lessons of some sort. You will not receive the Good Samaritan award either for supplying men a wonderful visual that’s completely augmented by your inability to walk properly. The number of women that I see tiptoeing down the street or walking so incredibly off balance leads me to believe that you just shouldn’t be wearing them at all. Fashion has done you a disservice. You could not resist the temptation to entice a gentlemen caller, I understand. That being said, it is necessary to make high heels equivalent to getting a license to drive a car. Yes, I know that you think that’s a bit extreme, but it’s necessary for the preservation of the high heel. A licensed fashion boutique will need to be consulted for a runway strut wearing high heels. In addition, there will need to be proficiency with walking up stairs, walking buy a gentleman outside who is pretending to read his newspaper and a light trot when it’s raining. This is all being done for the sake of fash-

Ausgabe N°25 • Juni / Juli 2012 • Jahrgang 4 • trafficnewstogo.de

ion, the high heel, and the pleasure for gents. These are desperate times which call for extreme measures to ensure that the high heel can be enjoyed by those who appreciate the influence of fashion on the psyche of women. Can you imagine a world with no high heels? We would all be regulated to watching women in corsets with long dresses that went straight to the ground. Who wants that? Although there is a certain tenderness and visual to an Elizabethan dress with a bodice that screams sensuality that is very enticing, there’s a larger skin obsessed culture that refuses to gravitate towards a more demure fashion sense. There’s a better chance of Mars being colonized with elephants and reality shows. So in the meantime, this is the only choice left to insure that our enjoyment of the high heel is not wasted on those who should be wearing clogs. We salute those ladies out there who dutifully wear high heels every single day rain or shine. Any woman that voluntarily elevates her foot to what looks to be an uncomfortable position that crams your feet together like that deserves our appreciation. This column is for you. I know that you’re not being truthful when you say that wearing high heels is comfortable. It’s okay. That’s not spring water that they found on Mars anyway.

White men can't dress.

come, but that then begs the question why the sport’s fashion icons tend to take their fashion cues from old ladies and prissy fairies. From Dennis Rodman in drag to Dwyane Wade slipping pink socks into his size 100 loafers and now Russell Westbrook walking around looking like he were dressed by a team of clown interns. Football gave us mullets, rugby gave us tribal tattoos and basketball just brought us a bunch of giants wearing clothes that looked like they might have come from the back of their mothers’ closets. Like most contemporary problems the genesis can be traced back to the seventies? A trend began whereby players shorts grew shorter and shorter to the point where slipping out stopped referring to a player falling off the court. You can draw any conclusion you want from this but it wasn't until the late 80s when short sizes were made adequate again Still, perhaps the damage was done. Men’s basketball had been marketed back to men as a game of speed, skill and ferocious sex appeal. Dennis Rodman may not have been hit with the handsome stick but no other player in any sport has tried to appeal as much to every each sexual preference out there. “Fifty percent of life in the NBA is sex,” he once said. “The other fifty percent is money.” Rodman knew a thing or two, and not only how to string up a corset with fingers as big as frankfurters. He courted gay men, straight men sat on the fence, straight women and even a woman who’s an entire sexual preference in her own right, Madonna. So back to Russell Westbrook. Yes him, the point guard for the Oklahoma Thunder. You see him off court in a shirt that looks like a colour swathe, buttoned so tight to the neck that you fear his head might squeeze free. It wouldn’t hit the ground. Russell’s a born baller after all, but damn the inconvenience of re-attaching a skull. Russell’s just carrying on a long-burning flame, unique to basketball. What makes for a manly sport? One where the biggest stars don't mind dressing like their grandmothers of course.

by Conor Creighton German version on page 12 The Miami Heat have beaten the Oklahama City Thunder to win the NBA finals. It brings the basketball season to a close but opens the door to the post season, which is all about analysis and chewing it over. LeBron James was again the best player out on the courts, stealing Oklahama’s thunder over five games; Michael Jordan’s Charlotte Bobcats failed more spectacularly than any team in previous NBA history – that’s 66 years of history. And Russell Westbrook provided basketball with a much desired bridge to the fashion world. Russell Westbrook? Yes, that’ll be Oklahoma City’s point guard. A position that requires vision. Good eyes. None of this seems to make any sense when you see Russell off court in one of his customary paint splatter or pyjama party shirts. But then basketball isn't like other sports. Basketball is unique. It’s more regulated than the international banking system. The amount of times when you can't actually touch balls makes you think the game was invented by the Vatican. And its stars are the highest earners out of any sport in the US. To be a basketball star you generally need to be as tall as a tree and as big as a garage door. As macho as they

BELGIAN DESIGN MEETS BERLIN

von Nurcan Özdemir German version on page 26 How important is the German market, especially Berlin, for your business? Germany has always been one of our most important markets since the beginnings of

our company and we have been working with many partners there for over 20 years. It has been very exciting to see the development of the country and especially Berlin over the past few years. Last year we were very happy to collaborate with Andreas Murkudis on a project to celebrate the opening of his new shop on Potsdamer Straße. We gave customers the option of customizing a dress from the AW 11/12 collection with different exclusive Dries Van Noten fabrics from the past 10 years. It was a resounding success. What do you think about Berlins Fashion Week and its development within the past few years? It seems to grow from strength to strength to strength yet I have found it difficult to differentiate from Bread and Butter. Like many Belgian designers you choose to remain in your hometown Antwerpen. Have you never considered migrating to bigger fashion capitals? Well there are many of us here! Living in Antwerp, I think gives me a wider view on fashion. For me not living in a fashion ‘capital’ gives me the opportunity to comeback after the shows, take a deep breath and get started on the new collections. I have not worked any other way so I cannot really compare, yet I feel how things are right now certainly works for me. It seems like The Antwerp Six phenomenon paved the way for a new crop of talented fashion designers in the 90´s such as Raf Simons, Haider Ackermann or Kris Van Assche. What´s the secret of Belgian Design? I’d say first and foremost, persistence and individuality. With the Antwerp Six we were fellow students – We helped break the traditions and we encouraged new trends, all this without any financial support. Belgian fashion has always been an idea of experimentation with a personal artistic point of view based on historical and geographical references. The strength of the Royal Antwerp Academy was its special consideration for garments and this idea to live them as an attitude rather than just an object. Raf Simons is the new head designer of Dior. Would you have taken the position if they had asked you? Or can you imagine at all to work for another name than your own? Right now I’m occupied enough with four collections a year. I do however wish Raf very well, it is certainly a huge challenge, though very enriching. Your last collection was interesting. The fragility of kimono silks paired with the roughness of military jackets. What was your inspiration and your message? I was interested in an abstraction of prints and colour blocking. Taking seemingly familiar codes of print and garment shapes and subverting them, challenging them and sometimes undermining them so as to create a new garment, embellishment or adornment. I have become somewhat known for an ethnic and colourful aspect to my work … with this collection I sought to challenge and amplify this perception by almost ¨conceptualising¨ the use of colour and print. Existing garments, from my personal archive and from the collections of the Victoria and Albert Museum in London were photographed and their digitally mastered image printed as a 2-D image on silks and cottons. More specifically we found traditional tunics, skirts and jackets from China, Korea and Japan. The image of the existing were then printed on to new garments of varying colours of base material, often turning the image horizontally on the body. Shards of the print were dissected and repealed to create the illusion of pleating.


Objects being collected for Sandstars (2012) on Isla Arena, Baja California Sur, Mexico Photo by Gabriel Orozco © Gabriel Orozco

Gabriel OrOzcO

asterisms Unter den Linden 13/ 15, 10117 Berlin Daily, 10 am – 8 pm; Mondays, admission free; deutsche-guggenheim.de

6.7. — 21.10.


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