TRAFFIC News to-go #35

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Anniversary

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FREE PRESS!

NEWS TO–GO

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Four Year

LIFE: PÄPSTE, PARTEIEN, PRINZEN, PRÄSIDENTEN FEUILLETON S.14 INTERVIEW MIT MARIE STEINMANN-TYKWER VON ONE FINE DAY e.V. WETTER S.17 LIMA, KOPENHAGEN, TOKIO und KAPSTADT SPORT S.18 DEUTSCHLAND BRAUCHT KEIN SPEKTAKEL MODE S.20 ESTHER PERBANDT 10TH YEAR ANNIVERSARY S.24 & 33 SPECIAL FASHION WEEK MAP 8 SEITEN S. 25 DO YOU READ ME? MODE S.34 UNSERE TOP-DESIGNER FILM S.36 EXKLUSIVES INTERVIEW MIT STEVE McQUEEN KUNST S.39 KARA WALKERS „SHADOWS OF THE PAST“ GOURMET S.46 UNSERE LIEBSTEN RESTAURANTS IN D-A-CH MUSIK S.50 REGGAE IM MORGENGRAUEN – INTERVIEW MIT PATRICE LITERATUR S.52 TAUMELNDE METROPOLEN, FESTE GRÖSSEN, ROHDIAMANTEN ENGLISH APPENDIX S.54 ARROGANT BASTARD & A SHORT STORY JAHRESRÜCKBLICK S.12 THAT’S








ALL ABOU TRAFFIC NEWS TO-GO FEBRUARY


BERLINALE 2014

UT FILMS


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Contributors

Ausgabe N°35 • Januar / Februar 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de

SARI GOODFRIEND

ANDREJ GLUSGOLD

CONTRIBUTORS

CORNELIA TOMERIUS

KARA WALKER

LEA BECKER

Cornelia Tomerius ist Buchautorin, Journalistin und Ghostwriterin und schreibt über Kultur und Gesellschaft, fremde Länder und spannende Menschen. Sie hat in Istanbul und Brasilien gelebt und Berlin zur Heimat gewählt. Über die Hauptstadt hat sie auch ihr letztes Buch geschrieben: Ach du dickes B. Eine Berliner Pleitengeschichte erschien 2013 im Berlin Verlag und hinterfragt auf unterhaltsame Art, warum in Berlin so vieles in der großen Blamage endet - und was das permanente Scheitern mit den Berlinern eigentlich macht.

Früh stand für die Tochter eines Malers fest, dass sie einen ähnlichen Weg einschlagen würde. Nach absolviertem Studium am Atlanta College of Art und der Rhode Island School of Design stieg sie schnell zur gefragten Künstlerin auf. Einige ihrer berühmtesten Arbeiten sind auf den 8-Seiten dieser Ausgabe zu bewundern: übergroße Scherenschnitte, die sich schonungslos mit Themen wie Sklaverei, Sexualität und Gewalt auseinandersetzen.

Musik, Literatur und digitale Kultur – das sind die Lieblingsthemen der Wahlberlinerin Lea Katharina Becker. Ihr Bachelor-Studium der Europäischen Medienwissenschaft schloss sie 2012 in Potsdam ab, seither macht sie an der UdK Berlin ihren Master in Kulturjournalismus. Nebenbei arbeitet Lea als freie Journalistin für verschiedene Print- und Onlinemedien. Für diese Ausgabe hat die gebürtige Düsseldorferin mit dem gebürtigen Kölner Patrice gesprochen und außerdem einige der schönsten Alben des vergangenen Jahres noch einmal entsprechend gewürdigt.

WE WOULD LIKE TO THANK ALL OF OUR CONTRIBUTORS FOR 2013: Waris Ahluwalia, Elcin Aiser, Christian Ankowitsch, Marie Bärsch, Mallence Bart-Williams, Ha Phan Bich, Linda-Luise Bickenbach, Peter Birtwhistle, Norma Blank, Dominic Brighton, Nina Byttebier, Ewa Cervena, Sam Chermayeff, Sofia Coppola, Kat Cordts, Ludwig Cramer-Klett, Conor Creighton, Verena Dauerer, Catherine Deneuve,Thorsten Denkler, Ralf Diesel, Alonso Dominguez, Nikolaus Driessen, Dennis Drömer, Kathrin Eckhardt, Pascal Ehring, Maria Ehrlich, Stefan Elfenbein, Malin Elmlid, Jennifer Endom, Ludwig Engels, Timo Feldhaus, Lena Fishman, Diandra Forrest, Lilian-Astrid Geese, Ulrich Gries, Uta Grosenick, Marc Hairapetian, Anne Hansen, Julia Hell, Henoc, Michael Hoffmann, Natalie Holmes, Jennifer Hoyer, Stiina Huhtanen, Igor, James Jäger, Patrick Jendrusch, Johanna Maria Jesus, Pascal Johanssen, Eva Kaczor, David Kaufmann, Kiki King, Kathleen König, Juliet Kothe, Petra Krimphove, Mascha Kuchejda, Alicia Kwade, Sigurd Larsen, Lene, Raphaela Lucsok, Philomene Magers, Jacques Magloire, Bernd Maier, Frances Marabito, Bartek Mejor, Kati Mennekes, Mafalda Millies, Stephen Molloy, Akim Monet, Alvan Msalame, Florian Niedermeier, Nina, Millicent Nobis, Nurcan Özdemir, Florian Olbrich, Jakab Orsos, Pawel, David Pfeifer, Julia Quante, Manuela Rehn, Jörg Reuter, Camilla Richter, Rosalie, Carlina Rossée, Lars Rüffert, Silke Schäfer, Theo Schnürer, Ines Schult, Uta Schwarz, Dr. Inge Schwenger-Holst, Carola Sonnet, Pamela Spitz, Filippo Spreafico, Jacques C. Stephens, Murat Suner, Christoph Tannert, Quentin Tarantino, Greta Taubert, Sabine Teller, Adrian Stanley Thomas, Andreas Töpfer, Cornelia Tomerius, Saskia Trebing, Verena Van der Heyen (Nude Agency), Fabiana Vardaro, Gianluca Venerdini, Marc Waldow, Sabine Weier, Rinat Welsing, Donata Wenders, Tobias Wirth, Lukasz Wolejko-Wolejszo

TRAFFIC NEWS TO-GO “Constituting a new read” INHALT/CONTENT

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VELEGER Jacques C. Stephens V.i.S.d.P. jacques@trafficnewstogo.de SCHLUSSREDAKTION Florian Olbrich florian@trafficnewstogo.de, Frances Marabito, Petra Krimphove DESIGN Julia Hell für Superbo WEBDESIGN Desisn MITARBEITER DIESER AUSGABE Lea Becker, Conor Creighton, Thorsten Denkler, Ralf Diesel, Kathrin Eckhardt, Jennifer Endom, Marc Hairapetian, Julia Hell, Natalie Holmes, Juliet Kothe, Petra Krimphove, Lene @ Freies Model management, Frances Marabito, Steve McQueen, Kati Mennekes, Nina @ Freies Model management, Milicent Nobis, Florian Olbrich, Esther Perbandt, Julia Quante, Ulrike Schattemann, Theo Schnürer @ BLOSSOM, Dr. Inge Schwenger, Superbo, Jacques C. Stephens, Marie Steinmann, Adrian Stanley Thomas, Cornelia Tomerius, Kara Walker, Patrice Bart-Williams COVER PHOTO Esther Perbandt fotografiert von Oliver Rath, Outfit von Falke DRUCK D+S Druck und Service GmbH ISSN 1869-943 X


Wertvoll, Weißgold, wunderschön – mit feinstem Glashütter Kaliber. Diese und andere Uhren der neuen Goldkollektion von NOMOS Glashütte gibt es jetzt hier: Augsburg: Bauer & Bauer; Bayreuth: Böhnlein; Berlin: Christ im KaDeWe, Leicht, Lorenz, Niessing, Wempe; Bielefeld: Böckelmann; Bonn: Hild; Bremen: Meyer; Chemnitz: Roller; Darmstadt: Techel; Dortmund: Rüschenbeck; Dresden: Leicht; Düsseldorf: Blome, Wempe; Erfurt: Jasper; Erlangen: Winnebeck; Essen: Mauer; Frankfurt: Wempe; Glashütte: NOMOS Kaufhaus; Hamburg: Bucherer, Wempe; Hannover: Wempe; Kassel: Schmidt; Koblenz: Hofacker; Köln: Berghoff, Rüschenbeck; Leipzig: Wempe; Lübeck: Mahlberg; Ludwigsburg: Hunke; Mainz: Willenberg; München: Bucherer, Fridrich, Möller, Wempe; Münster: Oeding-Erdel; Nürnberg: Wempe; Regensburg: Kappelmeier; Stuttgart: Niessing, Wempe; Ulm: Scheuble; Wiesbaden: Epple. www.nomos-store.com und www.nomos-glashuette.com.


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Zeitgeschehen

Ausgabe N°35 • Januar / Februar 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de

An dieser Stelle traditionell ein wenig Vergangenheitsbewältigung. Was bleibt hängen vom Jahr 2013? Schlagwörter wie „Gezi-Park“ und „NSA“ wohl eher als „Pferdefleisch“ und „Phantomtor“. Unser Rückblick ist der Versuch, die Schnittmenge aus Ernsthaftem, Banalem und Traurigem des vergangenen Jahres zu ermitteln.

2013 Januar-Mai, von Cornelia Tomerius Juni-Dezember, von Thorsten Denkler

JANUAR

ERZÄHL MIR NICHTS VOM PFERD

01

Es ist zunächst nicht ungewöhnlich, das neue Jahr mit Magengrummeln zu beginnen. Doch nicht der Alkohol der Silvesternacht war Schuld: Es war das Pferd. Denn in Großbritannien wird entdeckt, dass oft Ross drinsteckt, wenn Rind draufsteht. Der Pferdefleischskandal bestimmt über Wochen die Gazetten, macht Fleischesser zu Vegetariern, bringt Eltern unter Pferdepostern in Erklärungsnöte – und verschafft nebenbei der Band Fury in the Slaughterhouse ein unverhofftes Revival. Aber was ist eigentlich so schlimm am Pferdefleisch? Es ist mager und gesund, mancher Gourmet genießt gern mal ein Stück davon. Interessanter fast als der Etikettenschwindel ist die lange Reise, die so ein totes Pferd antreten muss, bis es endlich als Lasagne im Tiefkühlfach liegt: Über Rumänien, Zypern, Holland, Frankreich, Belgien, Schweden führt die Tour mit den vielen PS, sogar die Britischen Jungferninseln stehen auf der Route. Time to Wonder!

FEBRUAR

RÜCKTRITTE

02

Das Jahr hat noch nicht mal richtig Fahrt aufgenommen, da schmeißen die ersten schon hin. Der eine kündigt seinen Job als Papst – weil seine „Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet sind, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben“, erklärt Benedikt seinen Rückzug ins Kloster. Die andere darf sich erst nicht mehr Frau Doktor und vier Tage später auch nicht mehr Bildungsministerin nennen: Aus „Respekt vor dem Amt“ tritt Annette Schavan zurück. Und dann ist da noch Robbie Rogers, der homosexuelle ProfiFußballer der US-Nationalelf. Der würde zwar gern weiterarbeiten, aber viel lieber noch möchte er sich einfach nicht mehr verstecken. Quasi auch aus Respekt vor dem Amt oder, weil seine Kräfte nicht mehr ausreichen, verbindet er sein Coming Out im Internet mit seinem Rücktritt als Profi-Kicker. Denn Schwulsein und Fußballspielen, das gehe wohl einfach nicht zusammen. So treten sie also alle ab – und lassen uns allein mit unseren vielen Gedanken über die Welt, in der wir leben. Und mit einer großen Frage: Wer wird denn jetzt Papst?

MÄRZ

RAUCH! FEUER! BALL!

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Am 13. März steht es fest: Franziskus heißt der neue Papst und kommt aus Argentinien. Der Rauch, der aus dem Schornstein der Sixtinischen K ­ apelle qualmt und der Welt zeigt, ob man sich entschieden habe – schwarz: nein, weiß: ja – entsteht traditionell durch das Verbrennen der Stimmzettel. War die Wahl kein Erfolg, wurde feuchtes Stroh oder Ruß untergemischt, seit 2005 auch Schwefel und andere Chemikalien. Überhaupt spielt Feuer im März eine große Rolle, nicht nur wegen der vielen Osterfeuer auf der ganzen Welt. In London brennen die renommierte Newington Library und das Cuming Museum nieder. In den USA sorgt ein „Feuerball“ am Firmament – also ein ungewöhnlich heller Meteor – von Maine bis Florida für Aufregung. Und in Stuttgart wird der Fernsehturm geschlossen: aus Brandschutzgründen. Apropos: Was macht eigentlich der Berliner Großflughafen? Die Hot News des Monats: Hartmut Mehdorn ist jetzt Chef! Ausgerechnet der soll hier nun die Kastanien aus dem Feuer holen.

APRIL

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG – LOS!

04

Endlich wieder ein Nazi-Prozess in Deutschland! Da wollen natürlich alle dabei sein. Nur leider ist die Anzahl der Presseplätze für die Verhandlungen des NSU-Prozesses auf 50 begrenzt. Es gilt das so genannte Windhundverfahren: First come, first served. Die Berichterstatter aus der Türkei waren leider nicht die schnellsten – dabei waren doch acht der zehn Mordopfer türkischer Herkunft, weshalb das Interesse an dem Prozess dort natürlich besonders groß ist. Nach dem Eilantrag der türkischen Tageszeitung Sabah beim Bundesverfassungsgericht entscheidet schließlich das Los über die Finalisten auf der Pressebank – allerdings mit Berücksichtigung gewisser Kontingente, wobei zum Beispiel vier Plätze an türkische Medien gehen sollten, fünf an Nachrichtenagenturen. Weiter wurde nicht differenziert, weshalb sich am Ende zum Beispiel auch Brigitte und Radio Lotte Weimar über ihr Losglück freuen können. Die Zeit, die FAZ und Die Welt müssen leider draußen bleiben. Die Bewerber, deren Mails versehentlich im Spam gelandet waren,­­sowieso.

MAI

LADY IN RED

05

Als die Bulldozer auf den Gezi-Park zurollen, um die ersten Bäume der letzten Grünfläche in Istanbuls Innenstadt platt zu machen, damit hier ein Shoppingcenter gebaut werden kann, stellen sich ihnen Hunderte von Demonstranten in den Weg. Der Park ist längst zum Symbol geworden: für ein Stück Freiheit in einer Gesellschaft, in der immer weniger Platz ist für eigene Meinungen und Lebensstile. Hier wird nicht nur eine Grünfläche verteidigt, sondern die Demokratie, die Zivilgesellschaft, Bürgerrechte. Unter den Demonstranten ist auch eine Frau in einem roten Kleid, die genau weiß, warum sie hier steht. Sie ist Dozentin an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung der TU Istanbul und hat täglich mit Erdogans größenwahnsinnigen Visionen für die Stadt zu tun, die den Bewohnern aufgezwungen werden, ohne dass sie mitbestimmen können. Unerschrocken steht die Frau in dem roten Kleid vor den Polizisten – bis einer von ihnen sie mit Tränengas attackiert und ein Fotograf auf den Auslöser drückt. Die Bilder gehen um die Welt, die „Lady in red“ ist die erste, die dem Protest von Istanbul ein Gesicht gibt. Viele weitere sollen folgen.

JUNI

FUSSBALL UND ESSIG

06

Gegen Tränengas soll Essig helfen – sofern man zuvor ein Tuch darin tränkt und es sich im entscheidenden Moment vor das Gesicht hält. Deswegen hatte es Piero Locatelli dabei, als er sich den Demonstrationen in Sao Paulo anschloss. Nur wollten ihm das die Polizisten, die den Essig in seinem Rucksack fanden, nicht glauben. Vielmehr unterstellten sie ihm, die Flasche für den Bau einer Bombe verwenden zu wollen – und nahmen ihn fest, wie noch einige andere, die Essig in ihren Taschen hatten. „Essigrevolution“ nannte man den Aufruhr der Brasilianer daher auch –obwohl es dabei natürlich um ganz anderes ging: um die allgemeinen Missstände in Brasilien, um Korruption, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeiten und – und das hätte man von den Brasilianern am allerwenigsten erwartet – gegen die Fußball-WM. Essig ist beim Bau von Bomben übrigens genauso wenig hilfreich wie bei Tränengasattacken. Dafür aber ist es gut gegen Verkrustungen und Verkalkungen


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Zeitgeschehen

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JAHRESRÜCKBLICK JULI

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Es ist ein Prinz. Neben allem anderen, was die Welt an Aufregendem so zu bieten hat, ist dies sicher die Nachricht des Monats: Prinz William und seine Frau Kate haben einen Sohn zur Welt gebracht. Am 22. Juli, einem Montag, irgendwann gegen Abend. Jucheee! Aber gut, zurück zu den wichtigen Dingen. Dazu gehört wohl, dass ein gewisser Whistleblower Namens Bradley Manning nicht wegen Landesverrates verurteilt wurde. Das sei „ein guter Tag“, sagte sein Verteidiger David Coombs nach dem Urteil am 30. Juli. Der 25-jährige Soldat muss wohl dennoch für 136 Jahre hinter Gitter. Was daran jetzt wohl die gute Nachricht für ihn war? Außerdem: Anklage gegen Uli Hoeneß, den steuerhinterziehenden Bayern-Präsidenten. Er hatte ja gehofft, der Anklagebank durch eine Selbstanzeige zu entgehen. Geschnitten. Aber gefeiert wird der Mann von den Bayern-Fans dennoch. Diese Treue kennt nur der Fußball. Eine Rücktrittsankündigung gab es auch noch: Matthias Platzecks Gesundheit macht nicht mehr mit. Der Ministerpräsident von Brandenburg gibt sein Amt an Dietmar Woidke ab.

AUGUST

08

Angriff oder nicht? Syrien hat Giftgas eingesetzt. Eine rote Linie ist überschritten. Im UN-Sicherheitsrat streiten sie über den rechten Weg. US-Präsident Barack Obama ist nicht klar in seinem Willen. Am Ende bekommt Syrien eine zweite Chance: kontrollierter Abbau aller Giftgasanlagen. Assad macht mit. Der Krieg gegen das eigene Volk geht weiter. In Deutschland wird Ex-Bundespräsident Christian Wulff angeklagt. Die Anklage liest sich kleinlich. Wegen irgendwas um 700 Euro soll er sich vom Filmemacherfreund David Groenewold zu Gefälligkeiten hinreißen lassen. Plötzlich steht Wulff als Opfer der Justiz da. Nun ja, an seinem Bild hat er selbst ordentlich gekratzt, als er noch im Amt war. Falsche Freunde, falsche Berater. Da ist ihm irgendwann der Kompass abhanden gekommen. In Ägypten gibt es wieder Hunderte Tote, weil die Menschen die Muslimbrüder loswerden wollen. Das Militär stürzt am Ende Staatschef Mursi. Das war undemokratisch. Und ob es richtig war, muss sich noch zeigen.

SEPTEMBER

09

Bundestagswahl. Die Union gewinnt, fast mit absoluter Mehrheit. Die Deutschen haben die Behäbigkeit gewählt. Die größere Sensation aber ist: Die FDP fliegt aus dem Bundestag. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte. Eine unwürdige Zweitstimmenkampagne zum Abschluss hat auch die letzten aufrechten Liberalen vergrault. Noch am Abend wird in der Elefantenrunde des ZDF der für FDP-„Spitzenmann“ Rainer Brüderle reservierte Stuhl abgebaut. Wenig später tritt die gesamte Parteispitze um Philipp Rösler und seinen Generalsekretär Patrick Döring zurück. Christian Lindner aus NRW soll/will die Partei wieder aufbauen. Alles deutet da schon auf eine große Koalition hin. Die Genossen aber zieren sich. Sie haben Angst vor Merkel. Der schwarzen Witwe, die ihre Partner tötet und dann frisst. Die Angst wird nur langsam abgebaut. Es folgen die längsten Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen in der Geschichte. Am Ende entscheiden die SPD-Mitglieder über die große Koalition.

OKTOBER

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18. Oktober, es steht 1:0 für Leverkusen gegen Hoffenheim. Bayer-Stürmer Stefan Kießling schießt. Der Ball landet am Hoffenheimer Pfosten vorbei im Tor. Ein Wunder. Das Phantomtor ist geboren. Der Schiedsrichter gibt den Treffer. Klar, der Ball liegt eindeutig im Tor. Nur kam er da nicht über die Torlinie, sondern durchs Außennetz hinein. Viel Palaver danach, eine Sportgerichtssitzung und dann bleibt alles beim Alten. Das Tor, das keines war, zählt. Die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters ist entscheidend, nicht die Tatsache, dass der Ball den falschen Weg nahm. Das was geht, was gar nicht geht, hat auch Kanzlerin Angela Merkel erfahren. Der US-Militärgeheimdienst NSA hat ihr Handy abgehört. Monatelang hat sie die NSA-Affäre einfach weggewischt. Jetzt erwischt es sie plötzlich höchstselbst. Die SPD wirkt derweil erstaunlich handzahm. Merkel ist jetzt Opfer nicht Mitschuldige, weil nicht an Aufklärung Interessierte, so geht es, wenn eine Regierungsbeteiligung winkt.

NOVEMBER

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Wer hätte das gedacht: Der Mann ist schon so oft politisch für tot erklärt worden und dann doch wieder auferstanden. Nun scheint es wirklich um ihn geschehen zu sein: Silvio Berlusconi ist vom italienischen Senat ausgeschlossen worden. Der Skandal-Politiker ist ein Phänomen. Je tiefer er in Bunga-Bunga- und ähnliche Affären verstrickt war, desto mehr liebten ihn die Italiener. Irgendwann aber war es genug. Und die Justiz hat endlich obsiegt. In Deutschland ist endlich der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD fertig. Nach fast fünf Wochen Verhandlungen und zwei Monate nach der Wahl. Dem Ergebnis nach hätten sich auch am Montag nach der Wahl die Parteichefs zusammensetzen und am gleichen Abend ein ähnliches Papier vorlegen können. Mindestlohn kommt, Betreuungsgeld bleibt, Steuererhöhungen wird es nicht geben. So schwer war das eigentlich nicht. Was immer noch nicht klar ist: wer was wird. So weit scheint die SPD-Spitze ihren Mitgliedern doch nicht zu trauen. Erst nach dem Mitgliedervotum werden sie informiert.

DEZEMBER

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Die Kroaten stimmen in einem Referendum gegen die HomoEhe. Na, irgendwann werden die auch noch lernen, dass alle Menschen gleich sind. In der Ukraine ist mal wieder Revolution. Diesmal boxt in der ersten Reihe: Oppositions-Schwergewicht Vitali Klitschko. Die Ukrainer aber hören lieber das Krachen seiner Fäuste auf gegnerische Unterkiefer, als ihm zu. Sein Misstrauensantrag gegen die Regierung jedenfalls ist gescheitert. Die Demonstranten wollen mehr Europa, weniger Russland. In Deutschland haben sich die Länder endlich durchgerungen, ihren Verbotsantrag gegen die NPD dem Bundesverfassungsgericht vorzulegen. Jetzt muss der nur noch durchkommen. Wenn schon ein Verbotsantrag, dann darf der nicht noch einmal scheitern. Innerhalb der Weltpolitik sorgt eine ganz andere Nachricht für ungeteilte Aufmerksamkeit: Im Alter von 95 Jahren stirbt einer der größten Freiheitskämpfer des vorangegangenen Jahrhunderts. Nelson Mandelas Trauerfeier wird zum globalen Ereignis, bei der neben dem Selfie-schießenden Obama ein schizophrener Gebärden-Dolmetscher für Aufregung sorgt.


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Feuilleton

von Dr. Inge Schwenger-Holst, Medizinerin, Unternehmerin und Vorsitzende des Vereins call a doc.

All you must vomite Nun, da die Festtags-Völlerei weitestgehend überstanden ist, möchte ich mit Ihnen derer gedenken, die, nicht nur zur Weihnachtszeit, dies- und jenseits des idealen Bruttosozialgewichts eines BMI (Body-Mass-Index) von 20 – 25 (Männlein) bzw. 19 – 24 (Weiblein) liegen. Die Horrormeldungen der Ernährungswissenschaftler überschlagen sich von Jahr zu Jahr: Jede(r) fünfte Jugendliche ist von Essstörungen wie Magersucht und Binge-Eating-Syndrom – das sind Fressattacken – bedroht, nur noch knapp 40% der Bevölkerung können als normalgewichtig bezeichnet werden. Das bedeutet, dass ca. 65% übergewichtige oder stark übergewichtige Menschen in den Ländern der ersten Welt leben. Zum ersten Mal erwarten wir Generationen, bei denen die Söhne vor den Vätern sterben und die Töchter vor den Müttern. Filme wie Super Size Me oder Forks Over Knives legen den Finger auf die Wunde: Hinter den angeblich so gut wie noch nie kontrollierten Lebensmitteln (Originalton des Bäcker-Moguls Heiner Kamps bei Günther Jauch), verbergen sich garantiert vitaminfreie Giftkonzentrate: Obst und Gemüse, das am Substrattropf ohne Sonnenstrahlen hängt, Getreide und Fleisch aus Massentierhaltung, hergestellt von einer Industrielobby, die derzeit dazu ausholt, Saatgut und „Tierproduktion“ patentieren zu lassen, um so die Nahrung weltweit zu kontrollieren. Inzwischen verhungern wir regelrecht, trotz Aufnahme horrender Kalorienmengen, da die nötigen essentiellen Nahrungsbestandteile im Angebotenen kaum noch enthalten sind. Gönnen Sie sich also zum neuen Jahr einen der revolutionären neuen Ernährungsratgeber, z.B. von Attila Hildmann. Essen Sie sich satt an Wunderbarem, z.B. an den „Essbaren Landschaften“ und gehen Sie in das Restaurant, dessen Koch sich über die Auswahl der Grundnahrungsmittel Gedanken macht und nicht nur über die Qualität des Hummers. Schlussendlich sollten Sie das Glück Ihres Körpers der eigenen Kochkunst anvertrauen – immerhin unser ältestes Kulturgut. Hierfür alles erdenklich Gute wünschen die Netzwerkärzte von Call A Doc – www.calladoc.com.

CALL A DOC die 24-7 Hotline für Ihr medizinisches Problem 01805 - 32 13 03 (0,14 EUR/min aus dem Festnetz)

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„FÜR KREATIVITÄT IST IM ALLTAG DIESER KINDER NORMALERWEISE KEIN PLATZ“


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Feuilleton

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EIN GESPRÄCH MIT MARIE STEINMANN ÜBER TANZENDE KLAVIERTASTEN IN DEN SLUMS VON NAIROBI, KÜNSTLERKOOPERATIONEN, ZIELE UND GRENZEN IHRES VEREINS ONE FINE DAY E.V.

E N TW I C K LU N G S Z U SA M MENARBEIT FINDET DANN zu ihrer schönsten und oft sinnvollsten Form, wenn sie nicht am Schreibtisch stattfindet, sondern da, wo sich das Alltägliche abspielt. Abseits der großen bilateralen Politik verfolgen die in Entwicklungsländern tätigen NGOs oder Vereine oft ihre ganz eigene Geschichte. Wie „One Fine Day“, ins Leben gerufen von Marie Steinmann-Tykwer und ihrem Mann Tom Tykwer. 2007 trat die Fotografin Bee Gilbert in Maries und Toms Leben. Bee gründete 2006 „Anno’s Afrika“, in Erinnerung an ihren Sohn Anno, einen jungen Musiker und Schreiber, der 2001 kurz vor seinem 21. Geburtstag bei einem Autounfall starb. Mit dem Gedenken an ihn und der Überzeugung, dass jedem Kind ein kreatives Potenzial innewohnt, das seines Ausdruckes wert sei, beginnt sie mit Tanz-, Zircus- und Malworkshops in den Slums von Nairobi. Für Marie ist die Begegnung mit Bee, die zur Gründung von „One Fine Day“ führte, das Ergebnis einer Verknüpfung von schicksalhaften Begegnungen. Und dann, sieben Jahre später, tanzen Kinder durch die lehmigen Gassen Kiberas, Nairobis größtem Slum. Als weiße und schwarze Klaviertasten verkleidet sind sie die Hauptdarsteller im Musikvideo zu Volker Bertelmanns „Ping“. Maries Zusammentreffen mit dem Pianisten alias Hauschka war auch so ein unvorhersehbarer und wunderbarer Moment, der für Marie das Leben strickt und von dem sie uns im Gespräch erzählt. Marie, ihr pflegt ja sowieso enge Beziehungen zu zeitgenössischen Kreativen und Künstlern hier in Berlin. Aber wie werden dann Projekte vor Ort in Nairobi, wie der Videodreh für Hauschkas Song „Ping“, konkret? Hauschka ist auf uns aufmerksam geworden durch unsere große Kunstauktion bei Contemporary Fine Art (CFA) im Februar, bei der uns ja überwältigend viele Künstler unterstützt haben. Hauschka war selber dieses und letztes Jahr in Nairobi und hatte dort Musik aufgenommen und ein Konzert gegeben. Einen Tag nach der CFA-Auktion saß er schon bei uns am Küchentisch und wollte irgendwie mitmachen. Aus zeitlichen Gründen war es für ihn schwierig nach Kenia zu reisen, und dann kamen wir auf die Idee, unsere „Tanzkinder“ zu den Protagonisten seines Musikvideos zu machen.

Das Stück zum Video heißt „Ping“. Kannst du kurz erläutern was dieser Titel ausdrückt? Hauschka ist ja kein konventioneller Pianist. Alle Lieder entstehen durch das Klavier, das er präpariert und als Klangerzeuger benutzt. Dann kommen Sounds zustande, die dann vielleicht auch mal nach Technomusik klingen. Und Ping ist ein Tanzstück, das haben der Regisseur Christoph Kuchinke und ich uns ausgesucht. Ping selbst steht für ein bestimmtes Geräusch, das erzeugt wird, indem Hauschka einen Kronkorken auf einer der Klavierseiten befestigt und dann mit dem Hammer drauf haut. Und wie entstand die Idee zum Video? Christoph beschäftigte sich mit der Idee der Klaviertasten, die Hauschka so frei und spielerisch benutzt. Die Kinder wurden zur Partitur, wir zogen allen schwarze oder weiße Kostüme an. Die erste schwarze Klaviertaste Ping streift durch Kibera und holt alle anderen Klaviertasten aus ihren Häusern. Da war auch ein installativer Gedanke dabei, die Kinder laufen wie abstrakte Kunstobjekte durch den Slum. Schwarze oder weiße Gewänder inmitten der lehmigen Umgebung voller ungeordneter Farbschattierungen. Und dann der Gedanke, alleine geht es nicht, man muss zusammenhalten. Am Ende „tanzen“ alle Tasten zusammen zu Hauschkas Melodie.

ONE FINE DAY E.V.

von Juliet Kothe

Wie erleben eure Kinder diese für sie doch bestimmt außergewöhnlichen Momente? Für zwei Monate drehte sich in den Clubs alles nur noch um dieses Video. Der Kunstclub hat zum Beispiel die Masken gebaut, die im Video zu sehen sind. Für die Kinder war das eine ganz tolle Zeit, weil sie lange auf etwas hingearbeitet haben. Die Kinder merkten, dass es etwas Besonders ist, an dem sie teilhaben. Sie verstehen das Prinzip des „Schneidens“ nicht so wirklich und dass man eigentlich nur Ausschnitte braucht. Umso toller, weil sie sich ganz natürlich gaben. Erst wenn wir ihnen den fertigen Film zeigen, merken sie wahrscheinlich woran sie da eigentlich beteiligt waren. Was denkst du bedeutet den Kindern das Tanzen, das Malen, die Akrobatik, all das, was sie bei euch lernen? Viele Kinder aus Kibera sind damit beschäftigt, Nahrungsmittel für die Familie zu organisieren und im Haushalt zu helfen. Ein achtjähriges Kind antwortet mir dann auf die Frage, das was es am

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Feuilleton

Ausgabe N°35 • Januar / Februar 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de

ONE FINE DAY E.V.

besten kann, sei abwaschen, aufräumen oder Ugali kochen. Das bildet ab, was die Eltern von den Kindern erwarten und womit sie sich beschäftigen. Für Kreativität ist im Alltag normalerweise kein Platz. Wenn die Eltern zu unserer jährlichen Vorführung kommen, können sie es gar nicht fassen, dass ihr Kind diese Fähigkeiten entwickelt hat. Wo liegen die Grenzen eures Engagements? Ich kann nicht erwarten, dass ich die Leben dieser Kinder großartig verändere. Am Ende müssen sie ihr Leben selber in die Hand nehmen. Ich schicke meinen Sohn ja auch nicht zum Klavierunterricht, damit er Pianist wird. Es geht eher um die Idee eines Ausgleichs zum Alltag. Wir möchten S. 15

a­ ufzeigen, dass man etwas anderes sein kann außer Mechaniker und Gemüseverkäufer. Alle unsere Lehrer arbeiten in den Berufen, in denen sie unterrichten, ob als Zirkusartisten oder Musiker. So kommen die Kinder in Begleitung der Lehrer mal ins Aufnahmestudio oder zum Radio. ­Völlig neue Welten. Bei Dickson Kaloki, eurem Kunstlehrer, hat das funktioniert, der Sprung hinein in die Kunstszene Nairobis, obwohl er aus dem Slum kommt. Nehmen die Kinder sich derartige Lebensläufe zum Vorbild? Dickson ist in den letzten sieben Jahren zu einem sehr anerkannten Künstler in Nairobi geworden, er wird inzwischen nach Europa eingeladen und verdient Geld mit seinen

­ rbeiten. Vielleicht hat es geholfen, dass A ich ihm haufenweise Kunstbücher mitgebracht habe. Es existiert ja kaum ein Zugang zu zeitgenössischen oder historischen Kunstpositionen. Aber vielleicht sind es gar nicht diese großen europäischen Bilder, sondern das Einsetzen einer Reflektion, über das, was man um sich herum wahrnimmt. Genau das wünschen wir uns für möglichst viele Kinder. Das Video zu Hauschkas Song Ping gibt es auf Youtube zu sehen.weitere Informationen zum Projekt direkt bei One Fine Day e.V. In Nairobi gibt es eine große und sichtbare Kunstszene und grundsätzlich eine gute

kulturelle Infrastruktur, die sich jedoch auf die Mittel- oder Oberschicht beschränkt. Der gemeinnützige Verein One Fine Day e.V. versucht seit 2008, Slum-Kindern Zugang zu den Entdeckungsräumen der Kunst zu ermöglichen. Die Unterrichtsinhalte in den 17 „Kreativ-Clubs“ werden das ganze Jahr über von kenianischen Lehrern vermittelt. Wöchentlich findet der Unterricht in den Disziplinen Tanz, Ballett, Malen, Schauspiel, Musik, Akrobatik und Schreiben an zwei Schulen in Kibera, Nairobis größtem Slum statt. 2014 werden an einer neuen Partnerschule in Kibera 7 weitere „Kreativ-Clubs“ gegründet. Zu weiteren Information und zu Spendenmöglichkeiten informiert euch auf: www.onefineday.org.


Das Wetter

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ALYSON DESIGN

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DAS WETTER wetter@trafficnewstogo.de

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KOPENHAGEN

13° 56' 60'' S, 78° 57' 0'' W

55° 40' 39.652'' N, 12° 34' 15.363'' O

LEICHT BEWÖLKT Lima ist bekannt für seine novoandine Küche, die althergebrachten Rezepten einen neuen Dreh verleiht. Auch das traditionelle Winteressen der gringos, der Truthahn, wird gerne mit andinem Twist serviert. Eingerieben wird der Vogel mit Limettensaft, Knoblauch und dem leicht säuerlichen Gelbwurz (Kurkuma), die Füllung besteht aus Zwiebeln, Äpfeln, Pekannüssen und Rosinen. Aber der Clou sind die Chuños. So heißen die Kartoffeln, die in den Hochebenen der Anden nachts gefroren und tagsüber in der Wintersonne getrocknet werden, bis sie so verschrumpelt sind wie Trockenobst. Sie verfeinern den Bratenfonds. Zum Dessert genießen die Peruaner die aus Italien stammende Kuchenspezialität Panettone, serviert mit dickflüssiger heißer Schokolade

WINTERLICH KALT Die Dänen haben das Patentrezept gegen nebelige Wintertage: Hygge nennt sich das gemütliche Beisammensein mit Freunden und Familie. Zu einem hyggeligen Winteressen gehören nicht nur eine kuschelige Atmosphäre mit jeder Menge Kerzenschein, sondern auch ein paar kalte Bier und deftige, opulente Speisen. Die traditionelle Küche erlebt in Dänemark gerade ein Revival. Neben dem typischen Smørrabrød, einer Scheibe Schwarzbrot mit Butter und einem üppigen Belag aus Fisch, Fleisch oder Käse, genießen die Dänen in der kalten Jahreszeit auch gerne Gänse- oder Schweinebraten, begleitet von karamellisierten Kartoffeln, Rotkohl und eingelegten Gurken. Sehr beliebt ist auch die dänische Frikadellen-Version Hakkebøf, gekrönt von einer Handvoll butterweich geschmorten Zwiebeln.

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TOKIO

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YKANAZAWA1999

LIMA

KAPSTADT

35° 41' 22.296'' N, 139° 41' 30.038'' O

34° 4' 60'' S, 18° 25' 0'' O

REGNERISCH Dass eine heiße Suppe Körper und Seele wärmt, weiß man auch im Land der aufgehenden Sonne. Dort wandern nicht nur Gemüse und Rindfleisch in den Kochtopf, sondern auch Meeresfrüchte, Lachs, Tofu oder Fugu. Denn Nabemono, den japanischen Eintopf, gibt es in zig verschiedenen Varianten. Die Zutaten werden in mundgerechte Stücke geschnitten und zusammen in einem großem Topf auf einem Gaskocher am Tisch gegart, ähnlich wie bei einem Fondue. Die Gäste nehmen sich mit Stäbchen aus dem blubbernden Topf das heraus, was ihnen am besten schmeckt, löffeln Brühe dazu oder tunken Fisch und Fleisch in Dips oder eine Schale mit gequirltem Ei. Das gemeinsame Essen aus einem Topf gilt in Japan als beziehungsstiftend und als ein Zeichen guter Freundschaft.

SONNIG Während es bei uns im Januar kalt und trübe ist, strahlt in Südafrika die Sonne vom Himmel und es sind Sommerferien. Beste Voraussetzungen also für ein Braai, eine lukullische Grillmahlzeit. Die Vorliebe für über Feuer geröstetem Fleisch eint alle Einwohner des Regenbogenstaats. Neben Lammkotelett und Boerewors, wie die zur Schnecke gerollte scharf gewürzte Bratwurst heißt, liegen am Kap auch saftige Springbockfilets, Antilopensteaks und Langusten auf dem Grillrost. Chakalaka, ein würziges Relish aus Tomaten und Chili, sorgt für die pikante Note, dazu reicht man grünen Salat und in Folie gegarten Butternuss-Kürbis. Und während das Fleisch langsam über dem Feuer brutzelt, ist Zeit für ein bis zwei Gläschen Shiraz oder Chardonnay – aus einheimischer Produktion, versteht sich.

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URBAN ADVENTURES

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BROKOP

von Ulrike Schattenmann

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Sport

Ausgabe N°35 • Januar / Februar 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de

HANS_SCHM IED

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ES HÄTTE MÜNCHEN WERDEN KÖNNEN von Conor Creighton aus dem Englischen von Frances Marabito JEDER, DER SICH für Menschenrechte oder Sport interessiert, weiß, dass die diesjährigen Olympischen Winterspiele in einem kleinen Ort am Schwarzen Meer stattfinden: Sotschi – mittlerweile nicht nur bekannt für seinen lang andauernden alljährlichen Schneefall. Die Spiele in Sotschi werden die teuersten sein, die jemals durchgeführt wurden. Man spricht bereits von der 40-Milliarden-EuroOlympiade. Ein abgemildeter Spitzname, angesichts aller anderen Kritikpunkte: Wohnhäuser werden von Bulldozern niedergerissen, eine „verbotene Zone” mit Kontrollen und Checkpoints wurde eingerichtet, um Terrorangriffe kaukasischer Rebellen zu unterbinden, und der Geheimdienst überwacht alle Anrufe, Mails und SMS – gut, letzteres tut man hierzulande auch. Putins AntiHomosexuellen-Politik, welche die Sicher-

heit von schwulen und l­esbischen Athleten ­gefährden könnte, sei in der Aufzählung auch noch erwähnt. In München hatte man vergangenes Jahr bei Bürgerentscheiden gegen eine Bewerbung um Olympia 2022 gestimmt. Und in der Vergangenheit stimmten die Deutschen immer wieder gegen olympische Sommer- und Winterspiele im eigenen Land. Dass aber nun die bayerische Landeshauptstadt, mit ihren großen Marken, dem traditionell starken Sponsoring – und wenn ich das so sagen darf, mit einer beinahe russischen Art an aufwendiger Zurschaustellung von Reichtum und Status, eine olympische Schau ablehnt, lässt das einen in dem Glauben, dass der Demokratiegedanke und das größte Sportevent der Welt im Konflikt zueinander stehen. Wie das Teleshopping und die nuklearen Abfälle hat Europa auch Olympia ausgelagert und möchte es nicht zurück. Das Ganze hat den Charakter eines G ­ebrauchtwagengeschäfts,

und Russland, Brasilien und Katar e­ rscheinen wie neureiche Bauerntrampel, die für einen umlackierten Ferrari mit manipulierten Tachos Schlange stehen. - Sind das an der Tür etwa Koreaner? Kommt rein, wir haben auch für euch etwas Besonderes im Angebot! „Sie werden es irgendwann bereuen”, sagte Franz Beckenbauer und meint damit die Gegner der Olympia-Pläne. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes erklärte, dass es nicht absehbar sei, wann und ob Deutschland überhaupt noch einmal eine Chance für die Winterspiele erhalte. Wäre das denn so schlimm? Würde Deutschland denn überhaupt noch einmal die Olympischen Spiele ausführen wollen? Die modernen Olympischen Spiele liefern die gefragten Fotosujets und Gründe für Grundstücksenteignungen. Und die Gastgeberstädte sonnen sich im Blitzlichtgewitter. Mehr als eine Dosis Popularität zu erfahren – wie es sich ein Kind auf seiner Geburtstagsparty erfleht – interessiert sie nicht.

In Russland geschieht genau das. Für uns ist das Land eine grandiose Dashcam-Show, ein Ort immerwährender Kälte, das von Meteoriten unter Beschuss genommen wird und gnadenlos ist im Umgang mit regimekritischen Mädchenbands. Es ist das Land, in dem der letzte russische internationale Superstar Garri Kasparow wegen Kritik an seiner Heimat immer wieder hinter Gitter muss. Kein Wunder, dass die Russen die Olympischen Spiele ausführen wollen, denn etwas mehr Popularität könnten sie gut gebrauchen. Kein Wunder, dass die Bayern die Olympischen Winterspiele abgelehnt haben und damit die Chancen minimierten, die Spiele überhaupt nochmal nach Deutschland zu bringen. Sie haben es mit der Popularität eben nicht so nötig. Man muss sich nur ihre steigenden Verkaufszahlen von Designer-Dirndl anschauen, und ihre ­grenzenlose Liebe für Arjen Robben. sport@trafficnewstogo.de


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nominiert für GOLDEN GLOBES®

die neue komödie vom regisseur von SILVER LININGS und THREE KINGS

zum trailer

ab 13. februar im kino


Mode

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BIRGIT KAULFUSS

„ERWACHSEN GEWORDEN?

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von Lara Wiedeking Inzwischen ist es zehn Jahre her, dass die Designerin Esther Perbandt sich mit ihrem Label selbstständig gemacht hat. Nach Stationen in Paris, Utrecht und Moskau entschloss Perbandt sich, zurück nach Berlin zu kehren. Die Stadt, in der sie geboren und aufgewachsen ist, die ihren Charakter und ihren Stil geprägt hat – und in der sie am 15. Januar 2014 auf der Volksbühne ihr Jubiläum feiern wird. „Vor 13 Jahren habe ich in der Volksbühne meine Abschlusskollektion fotografiert, weil ich diesen Ort so wunderbar finde und ich einen persönlichen Bezug zu ihm habe“, erinnert Perbandt sich. Doch sie hat die Volksbühne noch aus einem anderen Grund gewählt: „Sie repräsentiert für mich Berlin und seine kulturelle Geschichte: Theater, Gesang, Schauspiel und das auf eine sehr spezielle und eigenwillige Art.“ Das soll sich auch in der Modenschau wieder finden. Unter dem Titel „Grotesque“ wird Perbandt ihre Mode mit besonderen Lichtinstallationen, Tanzeinlagen und Schauspie-

SCHEISSE, JA!“ lern präsentieren. Unerwartet und Überraschend. Diese Show ist ungleich aufwändiger als die bisherigen, die Berliner Designerin war selbst überrascht. „Es geht nur mit einem Netzwerk von tollen, kreativen und begeisterungsfähigen Köpfen, das

einen unterstützt – und das habe ich zum Glück“, erzählt sie. Die Inspiration dafür lieferte die Tänzerin und KabarettKünstlerin Valeska Gert. Gert war in den 1920er Jahren und der Nachkriegszeit bekannt für ihre unkonventionellen S. 22


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AUF DU UND DU

Mode

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Dein liebstes Kleidungsstück (& aus der neuen Kollektion)? „Brückentierchen“ sind meine Lieblingsbekleidungsteile.

MIT ESTHER PERBANDT Wer oder was erregt deine Aufmerksamkeit? Viel Licht und Liebe. Wo feiert Esther Perbandt ihr 20-jähriges Jubiläum? Im großen Haus der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte. Welcher Charakter der Zeitgeschichte hättest du gewesen sein können? Jeanne d'Arc. Valeska Gert, weil… …sie Salpetersäure für die bürgerliche Ideologie war!

Du hast die Wahl einen neuen Store zu eröffnen, wo? Tokyo. Berlin + Esther = ? Guter Cocktail. Schokolade oder Gummibärchen? Weder noch, eher Chili. Wenn du die Berliner Modeszene mit einem Wink verändern könntest, was würdest du tun? Die Stadt, eine einzige große Bühne. Du feierst nun dein 10-jähriges Jubiläum. Wenn du jetzt auf die Jahre zurückblickst, würdest du alles wieder genauso machen? Nein, dann würde ich eher Rockstar werden.

FLORIAN KOLLM ER

Was riecht am besten? Die Haut von der Knalltüte.


Mode

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BIRGIT KAULFUSS

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Meine Sachen sind sehr tragbar und meine größte Zielgruppe sind Frauen zwischen 40 und 70 Jahren.“, so Perbandt. „Es gibt Frauen, die 70 Jahre alt sind und ein Kleid von mir kaufen, das finde ich total klasse.“ Mit ihrem eigenwilligen Stil hat sie sich einen Namen gemacht, auch über die Grenzen von Deutschland hinaus, bis nach HongKong. Aber als erfolgreich würde sie sich trotzdem nicht bezeichnen: „Was ist schon Erfolg? Als ich angefangen hab, dachte ich, es dauert drei bis fünf Jahre, bis ich etabliert bin. Jetzt sind es zehn Jahre und ich bin immer noch nicht fertig.“ Doch Perbandt glaubt zu wissen, woran es liegt: „Man kann meine Arbeiten nicht einschätzen – weder mich noch meine Designs. Es gibt da keine Schublade, in die ich passe oder in die die Einkäufer meine Sachen reinstecken könnten. Sie wissen nicht, ob es zum Beispiel in ihren Laden passt – oder eben nicht. Ich fordere die Menschen auf, selber Entscheidungen zu treffen, aber es scheint enorm schwierig für sie zu sein. Ich finde dieses Herauskitzeln total großartig, weil ich Schubladendenken zu einfach finde.“

Inszenierungen, mit einem Hang zu dem Grotesken und Absurden. Sie war eine Frau, die immer etwas gegen den Strom schwamm und mit natürlicher Androgynität auffiel – so wie Esther Perbandt auch. 1914 wurde die Volksbühne in Berlin am Rosa-LuxemburgPlatz eröffnet – hundert Jahre später findet hier zum ersten Mal eine Modenschau statt. „Für mich ist es ein Riesen-Meilenstein“, erzählt Perbandt, „aber es soll auch ein Meilenstein für Berlin sein, dass eine neue aber eigenständige Modemetropole werden wird: Allein, das es für jemanden wie mich möglich ist, eine solche Show in dieser Größenordnung in der Volksbühne zu machen - das wäre in einer anderen Stadt nicht denkbar. Berlin, da ist sie sich sicher, wird nicht wie Paris oder New York S. 20

– und sollte auch nicht versuchen, anderen Modemetropolen nachzueifern. Die Geschichte der Hauptstadt ist eine besondere und spiegelt sich in der Mode wider: „Der Stil in Berlin ist sehr eigensinnig, auf eine gewisse Art auch streng, aber nicht konservativ. Berlin ist ja kein purer Glamour, hier gibt es kein Chi-Chi wie in Paris, die Abendkleider von Berliner Designern sind definitiv anders, ernster, geprägt vielleicht noch von der Nachkriegszeit. Man muss hier keine Show abziehen. Es ist authentischer.“ Sophisticated Rock’n’Roll, so beschreibt die 38-Jährige ihren eigenen Stil. Mit androgyner Silhouette, einem Faible für Details und monochromen Farben. „Wenn man die ganze Kollektion auf der Stange sieht, denken einige, sie sei total ausgeflippt und nur für junge Frauen. Aber das stimmt nicht.

Fragt man Perbandt nach den einschneidenden Erlebnissen der letzten zehn Jahre, muss sie lange überlegen. Negatives fällt ihr nichts ein, sie neigt nicht zum Pessimismus: „Die derben Tiefschläge, die sind weg, die vergesse ich sofort wieder. Da muss ich richtig in meinem Gedächtnis kramen, um sie hervor zu holen.“ Vielmehr sind ihr die positiven Momente in Erinnerung, besonders die Shows der letzten zehn Jahre: „Da ist so viel Adrenalin im Spiel. Man kann nicht zurückspulen, die Nähte nicht noch mal auftrennen –es ist einfach live – die Musik, die Models, das Publikum – man kann nicht beeinflussen, was passiert. Das ist ein Moment, in dem man fast ohnmächtig wird oder die Flügel anfangen zu wachsen.“ Ihre Jubiläumsshow wird darum öffentlich, schon für 16,00 Euro gibt es Eintrittskarten. Perbandt will mit den Berlinern feiern, ihre 45-teilige Kollektion vor einem modebegeisterten Publikum präsentieren, ohne dass es eine exklusive Veranstaltung wird. Um die hohen Kosten der Show zu finanzieren, rief Perbandt auf startnext.de ein Crowdfunding-Projekt ins Leben. „Wir laden alle ein, die sich die Glamourvorstellung des Modebusiness aufrecht erhalten wollen und diejenigen, die feststellen wollen, dass hier auch nur mit Wasser gekocht wird“, schreibt sie dort. Für 25 Euro gibt es eine Tasche und ein Lookbook, ein Tuch gibt es für eine Spende von 100 Euro – 1000 Euro bringen entweder eine Stylingberatung der Designerin oder eine Nennung als offizieller Sponsor. Trotz all ihrer Erfahrung ist jede Modenschau wieder neu und aufregend für die Designerin: „Man macht sich so nackig und verwundbar dabei, weil es ja immer sein kann, dass die Kollektion nicht gefällt. Mein Innerstes wird nach außen gestülpt.“


I N T E R N A T I O N A L FA S H I O N T R A D E S H O W H ER BS T— W i n T ER 2014/15

14.—16. JA N UA R S T A T I O N – B E R L I N w w w . p r e m i u m e x h i b i t i o n s . c o m


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Special: Fashion Week Berlin

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1 10 AM Runway UMASAN 1 10.30 AM Stage DYN 1 11.30 AM Runway ANNE GORKE 1 1 PM Runway MIRANDA KONSTANTINIDOU 1 2 PM Stage EWA HERZOG 1 3 PM Runway MARINA HOERMANSEDER 1 4.30 PM Runway IRENE LUFT 1 5 PM Stage MADS DINESEN 1 6 PM Runway BALAGANS, DAVID ANDERSEN, INDRA SALCEVICA Baltic Fashion Cat walk 1 8 PM Runway STUDIO KAPROL

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1 10 AM Runway SCHUMACHER 1 10.30 AM Stage FRANZIUS 1 11.30 AM Runway

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THURSDAY, JANUARY 16

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1 10 AM Runway HIEN LE 10.30 AM stage IVANMAN 11.30 AM Runway LENA HOSCHEK 1 PM Runway REBEKKA RUÉTZ 2 PM Stage SOPOPULAR 3 PM Runway MARC STONE 10 3.30 PM Offsite AUGUSTIN TEBOUL Galerie Jodin 1 4.30 PM Runway ALENA AKHMADULLINA presented by Mercedes-Benz and ELLE 1 5 PM Stage MERCEDES-BENZ PRESS VERNISSAGE by invitation only 11 5.30 PM Offsite FILIPPA K Filippa K Flagship Store 1 6 PM Runway RIANI 2 7 PM Offsite ACHTLAND Bärensaal 1 8 PM Runway KILIAN KERNER 9 8.30 PM Offsite PATRICK MOHR Ehemalige Eisenwarenhandlung Lademann 12 9 PM Offsite JULIAN ZIGERLI Delphi Stummfilmkino 9.30 PM Offsite KAVIAR GAUCHE

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TUESDAY, JANUARY 14

HOLY GHOST 1 1 PM Runway LAURÈL 1 2 PM Stage BRACHMANN 1 3 PM Runway GLAW 3.30 PM Offsite PERRET SCHAAD 1 4.30 PM Runway MARC CAIN 1 5 PM Stage ISABELL DE HILLERIN 1 6 PM Runway VLADIMIR KARALEEV 1 8PM Runway GUIDO MARIA KRETSCHMER

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MONDAY, JANUARY 13

1 10 AM Runway ANJA GOCKEL 1 10.30 AM Stage VONSCHWANENFL ÜGELPUPKE 6 11 AM Offsite SCHACKY AND JONES Hotel de Rome 1 11.30 AM Runway BLACKY DRESS BERLIN 1 1 PM Runway MINX BY EVA LUTZ 5 1.30 PM Offsite JULIAANDBEN Ehemalige Karl-Marx-Buchhandlung 1 2 PM Stage BAGAZ 1 3 PM Runway BARRE NOIRE 4 3.30 PM Offsite GREEN SHOWROOM Kronprinzenpalais 1 4.30 PM Runway MALAIKARAISS 1 5 PM Stage EP_ANOUI BY EVA POLESCHINSKI 4 5.30 PM Offsite DUTCH ECO DESIGN Kronprinzenpalais 1 6 PM Runway MARCEL OSTERTAG 7 7 PM Offsite LALA BERLIN Palazzo Italia 1 8 PM Runway DAWID TOMASZEWSKI 8 8.30 PM Offsite RIKE FEURSTEIN Rike Feuerstein Flagship Store 3 9 PM Offsite ESTHER PERBANDT Volksbühne

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CHAPTER XXVIII

PHOTOGRAPHER: Jen Endom FASHION STYLIST: Julia Quante HAIR & MAKE-UP STYLING: Theo Schnürer / Blossom MODELS: Lene & Nina / Kati Mennekes – Freies Model Management PRODUCTION & CONCEPT: Kati Mennekes

Fig.1: Dress: Thone Negron, Ring: H&M Trend

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Fig.2: Pullover: Michael Sontag, Pants: Sessun, Shoes: Maison Shoeshibar

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Fig.3: Dress: Issever Bahri, Coat: Isabell de Hillerin, Shoes: Ganni

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Fig.4, left: Blouse: Victoria Beckham, Skirt: Stine Goya, Jacket: Issever Bahri, Shoes: Casadei; right: Top: Blame, Pants: Malaika Raiss, Coat: Vladimir Karaleev

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Fig.5: Coatdress: Samsøe Φ Samsøe

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Fig.6: Dress: Ganni, Hat: Monki

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Fig.7, left: Top: barre | noire Skirt: schmidttakahashi; right: Dress: Michael Sontag Hat: Stylist‘s Own

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Fig.8: Dress Malaika Raiss, Necklace: Garments Vintage

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Special: Fashion Week Berlin

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Mode

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Die großen Modedesigner der Gegenwart beeinflussen nicht nur das aktuelle Straßenbild. Hinter ihnen verbergen sich eindrucksvolle Persönlichkeiten, von denen der CEO sowie der Tellerwäscher etwas fürs Leben lernen können. Von Miuccia Prada beispielsweise, wie man sich von der Kunst inspirieren lässt, von Phoebe Philo, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und von Nicolas Ghesquière, zu rebellieren.

Nicolas Ghesquière REBELLION Wohlerzogene und besonders angepasste Menschen tun sich schwer damit, zu rebellieren. Doch auch die sonnigsten Gemüter und die konsensorientiertesten Geister haben irgendwann genug. So war es mit Nicolas Ghesquière, der 15 Jahre Designer bei Balenciaga war, bevor es zum großen Crash kam. Nach der Trennung vom Label, das einen spanischen Gründervater hat, ließ der Designer im System Magazin gehörig Dampf über die letzten Jahre ab. Das ist in der Welt der Luxusindustrie, in der ein

Karl Lagerfeld SICH SELBER ZELEBRIEREN

von Kathrin Eckhardt, Zürich

MORGANASTYLE

UNSERE 5 TOP DESIGNER UND WAS WIR VON IHNEN LERNEN KÖNNEN

Für Karl Lagerfeld ist nur das Beste gut genug. Der Designer des gleichnamigen Labels, sowie von Fendi und Chanel lebt die Haltung: „Behandle dich selbst, wie du von anderen behandelt werden möchtest.“ Er gibt sich 24 Stunden am Tag höchste Aufmerksamkeit, was allein an seinen perfekt sitzenden Haaren, der Brille und dem steifen Kragen zu erkennen ist. Und Lagerfeld macht daraus kein Geheimnis, sondern

posaunt seine Haltung in die ganze Welt hinaus: „Ich finde, wenn ich jemandem keinen Privatjet wert bin, muss ich auch nicht hin zu dem. Sonst bleibe ich lieber zuhause und lese ein Buch, tue etwas oder tue gar nichts, denn auch Nichts tun ist etwas sehr, sehr Beschäftigendes.“ Diese Einstellung mag für einige überheblich wirken, doch damit fordert er nur ein, was wir alle ein bisschen mehr tun sollten. Uns selbst als höchstes Gut zu pflegen und zu hegen. Und es wirkt: Modemagazine, Dokumentarfilmer, Talkmaster und Modehäuser, alle wollen ein bisschen von Karls Glanz abbekommen. Mit seiner Attitüde steht er über allem und sagt zudem: „Ich hasse intellektuelle Konversationen mit Intellektuellen. Die einzige Meinung, die mich interessiert, ist meine eigene.»

„sauberes Image“ ein höchstes Gut bedeutet, äußerst prekär. Er hat es trotzdem getan, und es sollte sich auszahlen. Ghesquière erzählte, er habe die Marke aufgebaut, neue Standorte für Läden gesucht, das Geschäftsmodell entworfen und das ohne jeglichen Support, mit gehörigem Gegensteuern der Geschäftsleitung. Er bewundert Familienunternehmen wie Prada oder die starken Partner von Karl Lagerfeld, die sich gegenseitig unterstützen. Frustriert wirkte er im Interview nicht, viel eher wollte man den lieben Nicolas in die Arme nehmen und sagen: „Du bist nicht allein!“ Das tat nun Louis Vuitton und stellte Ghesquière als neuen Art Director seiner Damenkollektion ein. Seine erste Kollektion wird in der Herbst/Wintersaison 2014 gezeigt.


Mode

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Phoebe Philo KONZENTRATION AUF DAS WESENTLICHE

Jil Sander

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SHEANDHEGALLERY

Mal abgesehen davon, dass Phoebe Philos Mode für Modernität und Minimalismus steht, und sie sich in ihren Kollektionen auf das absolut Essenzielle beschränkt, wie perfekte Schnitte und hochwertiges Material, lebt die in Paris geborene Britin auch sonst nach dem Credo: Weniger ist mehr. Verstärkt wurde der Hang zum Wesentlichen mit der Gründung der eigenen Familie und der Geburt ihrer Kinder. Sie nahm sich eine dreijährige Auszeit vom Designer-Dasein und verließ deshalb das Modehaus

Miuccia Prada INSPIRATION DURCH KUNST

Die Beziehung von Jil Sander zum gleichnamigen Modehaus, das sie 1968 gründete, gleicht einer tragischen Liebesgeschichte. Es scheint, als könnten sie nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander. Es ist die langjährige Geschichte eines Paares, das für immer miteinander verbunden sein wird, denn gemeinsam gründeten sie ein Imperium, feierten Erfolge und überdauer-

Kunst kann die Welt an die Decke hängen und uns den Himmel zu Füßen legen. Im besten Fall eröffnet sie uns neue Realitäten. Dasselbe macht Miuccia Prada jede Saison mit ihrer Mode. Eines ist für die Mailänderin aber so eindeutig, wie der Mond zur Nacht gehört und die Sonne zum Tag: Kunst und Mode sind zwei eigenständige

MORGANASTYLE

Chloé. Dann klopfte Céline an die Tür und Philo akzeptierte nur, weil die französische Brand ihr versprach, von London, dem Standort ihrer Familie aus, walten zu dürfen. Philo weiss genau, was sie will und deshalb fällt es ihr leicht Nein zu sagen, Nein zu Unwesentlichem. In Phoebe Philos Welt bedeutet dies, sich die Freiheit herauszunehmen, ihre H/W12 Kollektion hochschwanger im Pariser Showroom nur einem auserwählten Kreis von weniger als hundert Gästen zu präsentieren, und ihre Pre-Fall-Kollektion einmal nicht extra nur zur Ansicht nach New York zu bringen, wie sie es die vergangenen Saisons getan hatte. Sie findet auch Interviews zu geben okay, tut dies aber nur sehr selten, ihre Produkte sollten für sich selbst sprechen, meint sie.

MORGANASTYLE

NOCHMALS VERSUCHEN UND ES DANN DOCH BLEIBEN LASSEN

ten Krisen. Jil Sander verließ das eigene Label, als sie es 1999 zu 75 Prozent an die Prada-Gruppe verkaufte. Doch sie kehrte 2003 zurück, nur um das Haus gerade mal zwei Saisons später wieder zu verlassen. Nach einer achtjährigen Pause wollte es die „Queen of Less“ noch einmal versuchen. Sie verließ das gleichnamige Label in diesem Herbst aus persönlichen Gründen zum dritten Mal. Die Modeschöpferin hat das gleiche Problem wie so viele Liebende: Sie wollen den Partner verlassen und ihn dann doch wieder zurück haben, um dann zu merken, dass es eben doch nicht funktioniert. Und das ist völlig in Ordnung so, nein, sogar notwendig. Denn setzt man sich ungeklärten Situationen nicht aus, ist es wie mit Fragen, die man nie gestellt hat; es gibt keine Antworten.

Disziplinen, mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Ordnungen. Trotzdem ist die Kunst Nährboden und Inspirationsquelle für Pradas Existenz. Deshalb ziert eine riesige Rutsche von Carsten Höller das Hauptquartier, auf der mutige Besucher und die Patronin selbst hinabrutschen. Deshalb existiert seit 1993 die Prada Fondazione, die mittlerweile über 1000 Werke umfasst. Und auch deshalb erschafft Miuccia künstlerische Filme und schreibt Literaturpreise aus. Die Denkweise des kreativen Kopfes ist durch und durch künstlerisch. Sie wolle mit ihrer Mode Diskussionen auslösen und der Gesellschaft Ideen einpflanzen, sagte sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.


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Film

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Steve McQueen, Jahrgang 1969, ist ein Mann wie ein Fels. Und er weiß, was er will. Dennoch wirkt der britische Künstler, Fotograf und Regisseur, der es mit nur zwei Filmen (Hunger, 2008; Shame, 2011) zum mit Auszeichnungen überhäuften Kritikerliebling gebracht hat, zu Beginn des Gesprächs mit Marc Hairapetian im Berliner Fünf-Sterne-Hotel Regent etwas unsicher. Fragen, die er nicht mag, überspringt er einfach. Doch wenn ihn gedanklich etwas verblüfft, taut er auf und tätschelt seinem Gegenüber anerkennend die Schulter. Dabei verliert McQueen auch bei der ernsten Thematik, die seinem neuesten „Film 12 Years a Slave“ (deutscher Kinostart: 16. Januar 2014) zugrunde liegt, nicht seinen Humor.

„IRGENDWANN EINE KOMÖDIE? NEIN! NEIN! NEIN!“ von Marc Hairapetian

Ben Hur in den Südstaaten: Interview mit Regisseur Steve McQueen zu seinem neuesten „Film 12 Years“ a Slave

Marc Hairapetian: Ein wichtiger Satz fällt gleich zu Beginn Ihres neuen Films „12 Years a Slave“, den Sie Ihrem Vater gewidmet haben. Der von Chiwetel Ejiofor verkörperte Protagonist Solomon Northup, der im Jahr 1841 als freier Mann getäuscht und schließlich versklavt wird, sagt zu seinen anderen Leidgenossen bei der Schiffsüberfahrt von den Nord- in die Südstaaten der USA: „Ich will nicht überleben. Ich will leben!“ Wollten Sie damit auch eine gewisse Ignoranz von ihm zur Thematik Sklaverei zeigen, da er das Schicksal seiner afroamerikanischen Brüder lange Zeit nur vom Hörensagen kannte? Steve McQueen: Interessante Frage. Ehrlich gesagt wollte ich mit der Szene und dem Satz zum Ausdruck bringen, dass er das Schicksal, zum Sklaven verdammt zu sein, einfach nicht akzeptieren will. Dabei kann er zum Zeitpunk der Schiffsüberfahrt von Washington, D.C. nach New Orleans nur ahnen, was ihm noch alles in der Versklavung blühen wird.

Hairapetian: Ihr Film schönt nichts, zeigt die ganze Grausamkeit der Sklaverei. War das Drehen von solchen Szenen manchmal für Sie, Ihren Filmstab und die Schauspieler schwer zu ertragen? McQueen: Nein, wir sind sehr professionell damit umgegangen.­

Folterszenen sind natürlich nicht einfach - und auch für die Schauspieler schwer zu spielen, ob sie nun Gegenstand der Folter sind oder zu denjenigen gehören, die sie laut Drehbuch ausüben müssen. Schon das antike Drama oder die Werke von Shakespeare sind voll von Gewaltdarstellungen. Wir wollten das alles so realistisch wie möglich nachstellen, denn das war die Realität in den Südstaaten Mitte des 19. Jahrhunderts. Entweder macht man einen Film über Sklaverei oder eben nicht. Es ist nicht nur die physische Gewalt, sondern auch die mentale Brutalität, die ich porträtieren wollte. Hairapetian: Wie sind Sie auf das autobiographische Buch „12 Years a Slave“ von Solomon Northup aus dem Jahr 1853 gestoßen? McQueen: Ich hatte schon länger vor, einen Film über einen freien Mann zu drehen, der gekidnappt und in die Sklaverei verschleppt wird. Meine Frau, die sehr belesen ist , drückte mir dann Solomons Buch in die Hand. Die Alternative zu Onkel Toms Hütte und zwar aus afroamerikanischer Sicht. Ich bin froh und auch etwas stolz, dass das lange Zeit vergessene Werk

nun durch den Film sogar in der Top Ten der New York Times landete. Für mich hat es die gleiche literarische Qualität wie „Das Tagebuch der Anne Frank“.

Hairapetian: Der Film ist in aller Munde und wird als heißer Anwärter auf den Oscar als bester Film gehandelt. Hat Sie die weitgehend positive Reaktion überrascht? McQueen: Es ist toll, solch positive Reaktion zu erzielen, gerade weil wir alle so hart an dem Film gearbeitet haben. Mehr überrascht als das Kritikerlob hat mich allerdings, dass wir mit ihm auch kommerziell erfolgreich sind. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Der Film wird sowohl in Multiplexals auch in Arthouse-Kinos gespielt. Dass Obama den Film mögen würde, war mir eigentlich genauso klar, wie, dass ihn ein liberales weißes Publikum positiv aufnehmen würde. Weitaus wichtiger ist jedoch, dass er eine Diskussion entfacht - und sich jetzt auch diejenigen wieder mit dem Thema Sklaverei befassen, die es eigentlich längst verdrängt hatten. Hairapetian: Letztes Jahr gab es einen anderen „großen“ Film über die Sklaverei: Quentin Tarantinos „Django Unchained“. Kann man die beiden von der Machart so unterschiedlichen Filme inhaltlich miteinander vergleichen? Und können Sie einen­


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Film wie „Django Unchained“ überhaupt genießen, oder geht das gar nicht, weil Ihnen das Thema an sich zu ernst ist? McQueen: Man kann die beiden Filme nicht miteinander vergleichen, auch wenn sie historisch gesehen zu einer ähnlichen Zeit spielen. Der eine ist eine Abenteuer-Komödie, der andere ein historisches Drama. Wie auch immer - wir brauchen mehr Filme, die sich mit diesem Thema beschäftigen, denn das war lange Zeit nicht der Fall, wenn man von der fantastischen Fernsehserie Roots von 1977 einmal absieht.

Gospel, den später Solomon mit anderen Baumwollpflückern anstimmt, viel eindringlicher. McQueen: Hier stimme ich nicht mit Ihnen überein. Also: nächste Frage bitte! Hairapetian: Sehen Sie die Sklaverei als die radikalste Form des Kapitalismus? McQueen: Würden Sie das nicht auch tun? Seit dem alten Ägypten, wo Afrikaner andere Afrikaner verkauften, existiert diese übelste Form des Kapitalismus, lange bevor es den Begriff überhaupt gab. Von dem, was in Südamerika und Europa passiert ganz zu schweigen. Unabhängig von der Sklaverei existiert Rassismus leider bis heute. Damit erzähle ich Ihnen ja nichts Neues.

Hairapetian: Was bedeutet Ihnen Michael Fassbinder, der in Ihren drei letzten Filmen - „Hunger“, „Shame“ und jetzt in „12 Years a Slave“ als sadistischer Plantagenbesitzer - Hauptrollen gespielt hat? McQueen: Sehr viel. Er ist ein meisterhafter Schauspieler; es gibt heutzutage nicht viele wie ihn. Er inspiriert mich regelrecht. Michael ist vielseitig und fließend wie gute Musik. Doch auch Kameramann Sean Bobbitt und Cutter Joe Walker sind extrem wichtig für mich. Das ist meine Band!

Hairapetian: Sprechen wir über die technischen Aspekte Ihres Films. Benutzten Sie das Breitwand-Format, um das Epische der Geschichte besser darzustellen? McQueen: Ja.

Hairapetian: Meinen Sie, dass diese Art von Film wirklich einen Orchester-Score braucht? Gerade am Anfang, wenn schwarze Sklaven gelyncht werden, läuft diese typische HollywoodStreicher-Musik von Hans Zimmer. Da finde ich den schlichten

Hairapetian: Gab es auch die Überlegung, anstatt in 35mm in 70mm zu drehen? McQueen: Wow! Jesus! Für dieses Thema wäre 70mm einfach zu viel. Doch ich liebe als Cineast die Idee! Ben Hur in den Südstaaten!

Hairapetian: Kontrapunktisch wirkt in „12 Years a Slave“ die mythische Landschaft des US-amerikanischen Südens, die vor äußerster Gewalt erfüllt förmlich erzittert. McQueen: Geh mal in den Süden! Oft passieren die schlimmsten Dinge an den schönsten Orten. „12 Years a ­Slave“ ist kein Horror-Film, sondern ein historisches Drama. Meinem Kameramann Sean Bobbitt habe ich angeraten, keine dunkle Linse zu verwenden, weil ich das Leben gar nicht filtern will und kann. Ich lebe in Amsterdam. Nachdem ich dort letzte Woche meinen Sohn zur Schule brachte, setzte ich mich in mein Lieblingscafé. Aus dem Fenster heraus musste ich ansehen, wie versehentlich ein Kind auf dem Fahrrad von einem Auto überrollt wurde und zu Tode kam. Das ist die Realität des Lebens. Pervers. Hairapetian: Ihre Filme wollen nicht nur unterhalten. Sie wollen dem Zuschauer auch immer etwas auf einer sozialen Ebene mitteilen. Könnten Sie sich vorstellen, auch irgendwann mal eine Komödie zu inszenieren? McQueen: Nein! Nein! Nein! (Hält plötzlich inne, denkt nach und sagt nach einer kurzen Pause:) Aber wer weiß?! Eine Komödie? Warum eigentlich nicht? Ich werde Sie an den Tantiemen beteiligen. (lacht)


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Kara Walker

SHADOWS OF THE PAST

(AND MODERN BLACK IDENTITY), 2010 Unique ink transfer on paper 94 x 72 inches238.8 x 182.9 cm

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SAMPLER V, 2013 Cut paper on paper 30.5 X 40.5 inches 77.5 X 102.9 cm

SAMPLER IV BATHERS, 2013 Cut paper on paper 71.75 x 70.25 inches 182.2 x 178.4 cm

SAMPLER III MUSCLE MEMORY, 2013 Cut paper on paper 66.75 x 50.75 inches 169.5 x 128.9 cm

65 x 42 inches 165.1 x 106.7 cm Cut paper on paper SAMPLER II PREACHING TO THE CONVERTED, 2013

45.75 x 42 inches 116.2 x 106.7 cm Cut paper on paper SAMPLER 0, 2013


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COVER OF MY NEGRO NOVELLA, 2010 Graphite and pastel on paper 88 x 72 inches 223.5 x 182.9 cm

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THE DAILY CONSTITUTION 1878, 2011 Graphite and pastel on paper 72 x 77.75 inches 182.9 x 197.5 cm


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SAMPLER VI, 2013 Cut paper on paper 30.5 x 40.5 inches 77.5 x 102.9 cm

65 x 42 inches 165.1 x 106.7 cm Cut paper on paper SAMPLER I BOOTY CALL, 2013

SAMPLER VII, 2013 Cut paper on paper 30.5 x 20.25 inches 77.5 x 51.4 cm

51.4 x 77.5 cm 20.25 x 30.5 inches CUT PAPER ON PAPER UNTITLED WITH SOLDIER, 2013

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YOU ARE A REMARKABLE WOMAN, 2010 Unique ink transfer on paper 60.25 x 65 inches 153 x 165.1 cm

All artworks © Kara Walker Images courtesy of Sikkema Jenkins & Co., New York


Nominiert f端r

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Golden 速 Globes

VOM REGISSEUR VON HUNGER UND SHAME

Ab 16. Januar im Kino

Zum Trailer


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Berlin Shopping www.millicentbystander.com

CUISINE SOUPE POPULAIRE Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin

TEDDY BOY The Ennis Shearling is a luxurious oversized coat with dropped shoulders and a boxy fit, you can't beat a coat that makes you look like everyone's favourite childhood toy, expect cuddles everywhere you go. Ennis Shearling 2500 EUR, www.acnestudios.com

SINGIN' IN THE RAIN The only positive to rain soaked days is staying home and drinking hot chocolate but some days leaving the house is inevitable, so make like Gene Kelly in this bright yellow mac and maybe the day is not a total write off. Stockholm Gul 225 EUR, www.stutterheim.com

Das neueste Projekt von Kreuzbergs ehemals bösem Buben Tim Raue ist gelungen. Dieser kann sich mit zwei Michelin Sternen brüsten, und in seinem 'La Soupe Populaire' sticht sein Talent für einzigartige aber lässige Esskultur im feinsten Stil hervor. Untergebracht ist es in Berlins absolut beeindruckender Bötzow-Brauerei und beherbergt außerdem eine Kunstgalerie, deren wechselnde Ausstellungen die Menuauswahl kreativ beeinflussen. Die Bötzow-Brauerei öffnete erstmals im Jahr 1885 und überstand beide Weltkriege halbwegs unbeschadet. Zu Zeiten der Teilung der Stadt fiel das Gebäude, wie so viele andere, dem Verfall anheim. Im Jahr 2001 beanspruchten junge Berliner die heruntergekommene Brauerei für sich und veranstalteten Untergrundparties. Das 'La Soupe Populaire', das seinen Namen von den französischen Suppenküchen ableitet, bleibt der Geschichte des Gebäudes treu und beseitigt den Elitismus der Haute Cuisine. Diese Integrationsfähigkeit merkt man am lässigen Service, aber vor allem auch an den Preisen. Diese sind für eine Stadt, deren Preise bekanntermaßen erschwinglicher sind als in anderen Städten, absolut angemessen. 'La Soupe Populaire' ist von Donnerstag bis Samstag geöffnet.

NAGAYA Klosterstraße 42, 40211 Düsseldorf

THE LONDON COAT 'When a man is tired of London, he is tired of life' said Samuel Johnson, though wherever you are its hard to imagine being tired of life while wrapped up in this tailored camel coat of 100% virgin wool. London Coat, 450 EUR, www.thonenegron.com

DUVET COAT. I am always a big fan of garments that looks like you can curl up and take a nap in them while catching the subway/bus/taxi from work to bar, or for that matter; bar to work. Makes a busy life so much softer smoother. 'Duvat' Padded Coat 600 EUR, www.henrikvibskovboutique.com

TO-GO BOUTIQUE

Düsseldorf hat die größte japanische Gemeinde in Deutschland vorzuweisen und somit auch hervorragendes Essen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Das ‚Nagaya‘ legt die Messlatte noch höher, denn seine Gerichte sind ästhetisch und geschmacklich erstklassig und das Raumdesign delikat und Zen-inspiriert. Authentizität stellt sich eher hinten an und lässt Innovationen Vortritt, die so beeindruckend sind, dass das ‚Nagaya‘ sich um einen Michelin-Stern verdient gemacht hat. Wohlgemerkt der erste und einzige, der jemals an ein asiatisches Restaurant in Deutschland ging. Die sinnliche Paarung europäischer und japanischer Küche bringt eine nagelneue, unwiderstehliche Misch-Spezies hervor, deren Schönheit beispiellos ist. Thunfisch ist nicht gleich Thunfisch, sondern kommt hier in vier Klassen vor, die nach ihrem Fettgehalt unterschieden werden. Jede Klasse wird so zubereitet und serviert, dass ihre individuellen Qualitäten so gut wie möglich akzentuiert werden. Die frisch geriebene Wasabiwurzel treibt dem Gast aus den richtigen Gründen die Tränen in die Augen. Chefkoch und Inhaber Yoshizumi Nagaya studierte sein Handwerk viele Jahre. Das Ergebnis sind verführerische Gerichte, deren Zubereitung sich der Wissenschaft, der Kunst und wahrscheinlich auch der Magie bedient.


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GERMANOPHONE KIM KOCHT Hoher Markt 12, Wien Ja, Kim kocht wirklich selbst. Nicht nur das, sie präsentiert das Menü an jedem einzelnen Tisch und stellt damit eine angenehme Nähe zu den Gästen her, was bei gastronomischen Einrichtungen dieser Qualität und Größe selten zu erleben ist. Sohyi Kim wurde in Südkorea geboren und zog mit 19 Jahren nach Wien, um Modedesign zu studieren. Anschließend, im Jahr 2001, eröffnete sie ihr eigenes Restaurant. Ihre japanisch-koreanische Mutter war Inhaberin mehrerer hochklassiger Restaurants in Seoul, und obwohl Kim einige Jahre ihr eigenes Fashionlabel besaß, wollte auch sie für Gäste kochen. Inspiriert durch ihr multidisziplinäres und multikulturelles Umfeld schafft sie seitdem wundervolle kulinarische Kreationen. In Deutschland ist sie eine der wenigen bekannten weiblichen Küchenchefs aus dem asiatischen Raum. Sie hat sich in den letzten 13 Jahren ein beeindruckendes Imperium aufgebaut, das in der Stadt Düsseldorf eine Weinschule, ein Delikatessengeschäft, eine Verkaufsstelle sowie ein Studio beinhaltet. Kims Fusion-Küche ist in zwei Sitzungen unterteilt. 3 Gänge Menüs werden von 18 - 20 Uhr serviert, und 4 und 5 Gänge Menüs ab 20 Uhr.

M32 Mönchsberg 32, 5020 Salzburg

FARBANTRIEB

Das Restaurant hat eine der besten Aussichten der Stadt, doch während sich andere auf diesem Vorteil ausruhen, gibt sich das 'M32' damit längst nicht zufrieden. Im Inneren des Restaurants treffen Moderne und Tradition unter der Installation des Designers Matteo Thun surreal aufeinander. Die Installation besteht aus 390 ineinander verzweigten Hirschgeweihen, die kopfüber an der Decke angebracht sind, über den Tischen, an denen die Gäste Platz nehmen. Das Ganze wirkt bedrohlich und doch faszinierend. Blanker Beton und strahlende Farben sind versöhnlich zueinander, während man durch die deckenhohen Fenster eine epische Aussicht hinunter auf die Altstadt genießt. Das 'M32' bleibt mit seiner Speisenkarte den österreichischen Wurzeln treu, jedoch ohne sich dabei einschränken zu lassen. Es serviert himmlische originelle Fleisch-, Fisch- und vegetarische Gerichte – eins eindrucksvoller als das andere. Es sei ihm wichtig, eine genussvolle, kreative und natürliche Atmosphäre zu erzeugen, sagt Inhaber Sepp Schellhorn. Im Speiseraum, in der Küche, in den Mündern der Gäste – und in ihren Köpfen.

EQUI-TABLE IM SANKT MEINRAD

Eine überzeugende Kombination aus Nachhaltigkeit und Schweizer Tradition erwartet den Gast im District 4 in Zürich. Der gescheite junge Chef Fabian Fuchs hatte die Idee, nach Möglichkeit ausschließlich Saisonware aus biologischem Anbau für sein 'Equi-Table' zu verwenden, dem Ganzen Würze mit exotischen Fair-Trade-Produkten zu verleihen und dabei die Lieferkette zu straffen, um eine Reduzierung der Emissionen zu erreichen, die der Transport verursacht. Fuchs weiß genau, woher seine Lieferungen kommen, und dieses Wissen beeinflusst sein ganzes Projekt. 'Equi-Table' wurde durch 250 Kleinaktionärinnen und -aktionäre realisiert und ist damit ein zukunftsweisendes Experiment. Das Gerechtigkeitsethos erstreckt sich nicht nur auf die Zulieferanten und die Erhaltung der Umwelt, sondern auch auf den Gast, der für einen fairen Preis eine innovative Erfahrung macht. Eröffnung feierte das 'Equi-Table' Ende 2012 und erfreut sich unter Besuchern der Stadt und Einheimischen großer Beliebtheit. Sie schätzen den entspannten Service und die stylische aber reduzierte Raumarchitektur. Beides trägt zur Hauptattraktion bei, ohne ihr die Aufmerksamkeit ­a bspenstig zu machen.

BEECHES PHOTOGRAPHY

Stauffacherstrasse 163, 8004 Zürich


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Gourmet

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ACE OF SPADES CHAMPAGNER Durch seine einzigartige Komposition setzt sich der Armand de Brignac, auch bekannt als Ace of Spades, mit seinem reichen und vollen Körper von anderen Prestige-Champagnermarken ab. Anders als Christal und der Dom Pérignon, ist dieser Champagner keine Vintage-Cuvée. Es sind nur drei Rebsorten zur Herstellung zugelassen: Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. Drei Jahre reift er in den Kellern der Champag-

ne und erhält anschließend eine geheimnisvolle Dosage aus Eichenfässern. Dadurch wird ihm die feine und unvergessliche Note verliehen. Sein Schöpfer, das Familienunternehmen Cattier, ist ein alteingesessenes Champagnerhaus. Zu Berühmtheit gelangte Ace of Spades, als er 2006 im Jay-Z-Musikvideo „Show Me What You Got“ einen Auftritt erlebte. Ideal für eine verschwenderische Black-Tie-Party.

CRYSTAL HEAD VODKA Der bekannte Schauspieler Dan Aykroyd und sein Partner, der Künstler John Alexander sind Begründer der Marke und lassen den Wodka ohne jegliche Zusatzstoffe in Kanada herstellen. Der Alkohol entsteht aus einem einzigartigen, süßen Gemisch aus Körnern namens Peaches and Cream, einem vierfachen Destillationsprozess und einer Filterung durch 500

Millionen Jahre alte Kristalle. Die Idee, der Flasche die Form eines Kristallschädels zu verpassen, stützt sich auf ein großes Mysterium der Archäologie, bei dem 13 Kristallschädel in verschiedenen Teilen der Welt gefunden wurden. Beim Genuss dieses treuen Weggefährten auf schwindelerregenden Dachparties unbedingt einen kühlen Kopf bewahren!

JEFF KOONS DOM PERIGNON Dass die weltberühmte Champagnermarke Dom Pérignon und der amerikanische Künstler Jeff Koons sich zusammengetan haben, mag zunächst merkwürdig erscheinen, war aber eine fruchtbare Zusammenarbeit. Koons entwarf für das Haus eine kostbare ChampagnerVerpackung nach seiner berühmten Balloon Venus – Skulptur. Diese Boxen umhüllen den

Dom Pérignon Vintage 2004 in Gold und den Dom Pérignon Rosé Vintage 2003 in Pink. Die üppigen, glänzenden Formen repräsentieren gut ihr luxuriöses Inneres. Koons ist berühmt für seine schillernde, kurvige Verfremdung alltäglicher Gebrauchsgegenstände. Alltäglichkeit wird bei ihm und bei Dom Pérignon zu etwas Unvergesslichem erhoben.

CHIVAS REGAL Der edle Whisky der Firma Chivas Brothers geht auf ein britisches Handelsunternehmen für Whisky und Lebensmittel im 19. Jahrhundert und jahrzehntelange Erfahrung mit der Produktion zurück. Die unzähligen diversen Aromen des Scotch Whiskys zu verstehen, sei eine Kunst, die der Arbeit eines Komponisten gleich käme, so der Master Blender Colin Scott. Man müsse nicht nur die unterschied-

lichen Charakteristiken jedes einzelnen Instruments verstehen, sondern auch in der Lage sein, sie in einem faszinierend virtuosen S­ ymphonieorchester zu vereinen. Umgeben von Geborgenheit und Ruhe, versunken in einen antiken Ledersessel nahe des Kaminfeuers, kann man die Fashion Week mit dem Chivas Regal am besten ausklingen lassen.

VIER FEIERLICHE DRINKS von Natalie Holmes – Englische Version auf Seite 54


WER JUNG BLEIBEN WILL

Muss Fr端h daMit anFangen.

voeslauer.com facebook.com/voeslauer


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Musik

von Lea Becker Auf seinem aktuellen Album kehrt Patrice zurück zu seinen musikalischen Wurzeln. Im Interview erklärt er, wieso er wieder Reggae macht, wie die Arbeit in Bob Marleys altem Tonstudio ablief und wieso Konzerte morgens um halb sieben magisch sind.

JOYCE ILG

Patrice, auf deinem aktuellen Album „The Rising of the Son“ ist dein Sound wieder Reggaelastiger geworden und erinnert stark an dein Debüt-Album. Welchen Grund hatte diese Rückkehr zu deinen musikalischen Wurzeln? Mir war immer wichtig, deutlich zu machen, dass ich kein Reggae-Künstler bin, sondern einfach Künstler. Ich wollte mich nicht einordnen lassen, weil mir das nicht so ganz gerecht wird. Mittlerweile ist der Reggae-Hype allerdings abgeflaut und keiner hätte diesen Sound von mir erwartet. Somit dachte ich mir, dass ich das jetzt mal wieder machen kann. Ich habe allerdings versucht, das Ganze weiter zu treiben und ein Stück weit neu zu interpretieren.

Das Album hast du teilweise in den von Bob Marley gegründeten Tuff Gong Studios auf Jamaika aufgenommen. Wie hat sich das in deinem Sound niedergeschlagen? Bob Marley war wahrscheinlich immer meine größte Inspirationsquelle, weil ich keinen anderen Künstler je so geliebt habe wie ihn. Aber ich habe das Studio bisher eigentlich immer umgangen, weil ich dachte, dass es irgendwie zu offensichtlich wäre, dort aufzunehmen. Jemand, der wie ich bestimmte Videos kennt und so ein bisschen in der Materie ist, spürt auf jeden Fall den Vibe und die Geschichte dieser Studios. Ich fühlte mich sehr geehrt, da zu sitzen. Aber es lastete natürlich auch ein gewisses Gewicht auf meinen Schultern, dem auch gerecht zu werden. Diese Nervosität war sehr wichtig für mich. Wenn man das Gefühl hat, man weiß genau wie alles läuft, dann verkommt die Kunst zur Routine. Deswegen war es auf jeden Fall sehr gut dort aufzunehmen und mich wieder klein zu fühlen.

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Neben deinem Album hast du im Sommer auch einen Kurzfilm veröffentlicht, der ebenfalls den „Titel The Rising of the Son“ trägt. In welchem Verhältnis stehen der Film und die Platte zueinander? Der Film beschreibt letztendlich das Thema der Platte auf einer Art Symbolebene. Bei der Platte geht es um Wiederauferstehung. Im Mittelpunkt des Films steht eine Verfolgungsjagd, der Protagonist wird gejagt von einer Gang. Diese Gang symbolisiert seine Ängste und indem er vor denen wegläuft, verliert er an Kraft, während sie an Kraft gewinnen. Am Ende geht er dann aber auf sie zu und wächst dementsprechend über sich hinaus. Dadurch findet eine Art Wiederauf­ erstehung statt. In dem Film werden Ängste gleichgesetzt mit dem Tod und Liebe mit Leben. Das ist auch die Thematik des Albums. Es ist ein sehr lebensbejahendes, fröhliches Album. Ich wollte, dass es vor allem positiv und frisch klingt und sich ein bisschen so anfühlt, wie ein neuer Tag.

„ES WAR GUT, MICH WIEDER KLEIN ZU FÜHLEN“ Passend dazu hast du das Album bei einer Reihe von Konzerten vorgestellt, die allesamt bei Tagesanbruch stattfanden. Wie unterscheidet sich so ein Gig bei Sonnenaufgang von einem Auftritt am Abend? Ich habe versucht, etwas zu machen, was es meines Wissens noch nie vorher gab. Es wird ja nie hinterfragt, warum Konzerte immer abends stattfinden. Aber ich denke, grundsätzlich sollte man alles hinterfragen und versuchen, neue Wege zu gehen. Am Anfang wurde mir gesagt, dass da kein Mensch kommen wird, weil das viel zu früh wäre. Letztendlich waren die Konzerte aber sehr erfolgreich, teilweise hatten wir über 3.000 Leute da, und das morgens um halb sieben. Das fühlt sich natürlich dementsprechend anders an, weil die Menschen da mit einem Pioniergeist hinkommen. Es gab halt diese positive Erwartungshaltung. Die Leute kommen mit leuchtenden Augen dahin und wollen überrascht werden. Und wenn dann während des Konzerts die Sonne aufgeht, ist das einfach nur magisch.

Wer diese Magie live erleben möchte, hat noch zwischen Januar und April während Patrices Frankreich-Tour die Chance dazu. DAS ERSTE KONZERT DER TOUR FINDET AM 28. JANUAR IN POITIER STATT.


Musik

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von Lea Becker THE NATIONAL TROUBLE WILL FIND ME Erwachsen werden mussten The National nicht mehr, das sind sie längst. Seit beinahe 15 Jahren macht die New Yorker Band Musik für IndieFans, denen das Genre eigentlich zu kindisch ist. Traurig-assoziative Texte und ein musikalisches Mäandern zwischen sparsam akzentuierter Melancholie und orchestral-entgrenzter Euphorie sind die Kennzeichen der Band, denen sie auch auf ihrem nunmehr sechsten Studioalbum Trouble Will Find Me treu bleiben. Anfangs meist überschaubar mit Gitarren, Keyboard, Bass, Schlagzeug und Stimme instrumentiert, beherrschen es The National perfekt, eine ruhige, melancholische Stimmung aufzubauen. Klug eingesetzte Elemente zum Spannungsaufbau – ein etwas zu treibendes Schlagzeug, eine etwas zu nachdrückliche Gitarre – lassen erahnen, dass am Schluss der Songs meist noch etwas Großes wartet. Tatsächlich brechen die Harmonien zum Ende hin gern aus und verwandeln gelungene Indie-Stücke in große PopHymnen. Mittlerweile aber nicht mehr ganz so häufig wie früher: The National üben sich auf ihrem aktuellen Album im Understatement und krönen diesmal nicht jedes ihrer Stücke mit einem grandiosen Finale. „I was a television version of a person with a broken heart“, singt Matt Berninger auf dem Album. Tatsächlich, diese Zeiten scheinen vorbei. Keine Emotion auf Trouble Will Find Me wirkt geheuchelt, die Euphorie so wohl dosiert, dass man sie nicht als bloßes Pathos-Element abtun kann, sondern als Ausbruch ehrlichen Empfindens verstehen muss. Scheinbar mühelos schütteln The National so mal wieder 13 großartige Songs aus dem Ärmel, für die andere Indie-Bands höchstwahrscheinlich ihre Seelen verkaufen würden.

THE INTERNET FEEL GOOD R&B hat es geschafft. Viel zu lange haftete dem traditionsreichen Genre das Stigma der Oberflächlichkeit an: Kalkulierte Produktionen für Charts und Dorfdiskos, denen inhaltlich wie künstlerisch Originalität und Tiefe abgingen. Musiker wie AlunaGeorge und Jessy Lanza, Quadron und FKA Twigs aber sorgten 2013 dafür, dass R&B es endlich wieder auf die Smartphones und Plattenteller angesagter Großstadtkids schaffte. Auch das Duo The Internet, bestehend aus Syd tha Kyd und Matt Martians, trugen ihren Teil dazu bei, R&B wieder als ernstzunehmendes Genre für stilvolle Erwachsene zu etablieren.

Feel Good heißt das zweite Album des Duos und besser als durch diesen Titel lässt sich die Musik kaum beschreiben. The Internet machen Wohlfühlmusik allererster Güte. Dabei stammen Sängerin Syd und Produzent Matt ausgerechnet aus dem für Lebensfreude und positive Vibes nicht gerade bekannten OddFuture-Umfeld. Für deren Aushängeschilder Tyler, The Creator und Earl Sweatshirt fungiert Syd als Tour-DJ und Matt als Produzent. Texte wie „You‘re beautiful, you brighten up my day“ oder „As long as the sun is rising, we can get up and brighten somebody‘s day“ sind auf Feel Good zuhauf vertreten. In das von Gewaltfantasien und ekligen Stunts strotzende Odd-Future-Universum scheinen solche Zeilen nur schwer hineinzupassen. Vielleicht verwundert es auch gerade deswegen nicht, dass The Internet auf Features aus den eigenen Reihen verzichteten und sich stattdessen u.a. GuteLaune-Rapper Mac Miller und Produzentenlegende Chad Hugo ins Studio holten. Der wahre Star des Albums aber ist ohnehin Syd, deren Gesang seit ihrem Debüt-Album Purple Naked Ladies vor allem sehr viel mutiger geworden ist.

Matts reduzierte Produktionen schaffen eine smoothe Bühne, auf der Syd ihre von Sonne und Sex durchtränkten Texte zum Besten geben darf. Auf diese Weise entstehen 13 harmonische, wohlig-warme Neo-Soul-Komposition, die meist mühelos von Syds stimmlichem Understatement getragen werden. Produktionen, die mit Dorfdiskos rein gar nichts zu tun haben und über die sich mit einigem Stolz sagen lässt: Ja, ich höre R&B.

DAUGHTER IF YOU LEAVE Liebende, die sich voneinander entfernen wie zwei Eisschollen. Herzen, die mit der Zeit immer mehr erkalten. Mit diesen ersten Zeilen, die Elena Tonra auf dem Debüt ihrer Band Daughter ins Mikrofon seufzt, wird das Thema gesetzt, um das es im gesamten Verlauf des Albums geht. Die zehn Songs auf If You Leave handeln vom Verlassen und verlassen werden. Daran arbeitet sich die dreiköpfige Band an allen nur denkbaren Herzschmerzgefühlen ab: Trauer, Wut und Schmerz ebenso wie Eskapismus und neu erwachendes Selbstbewusstsein. Musikalisch untermalt von reduziert aufspielenden Gitarren und Drums, die immer wieder plötzlich und unerwartet wie Donnerwolken zu grollen beginnen. Mit ihrer zärtlichen Stimme lehnt sich Tonra mal an diese Klänge an, mal lehnt sie sich gegen sie auf. Gelegentlich zwar droht all das ins Melodramatische abzugleiten, ist letztlich aber niemals kitschig oder klischeehaft. Zu intelligent komponiert ist die Musik, zu poetisch sind die Texte. „Hate is spitting out each others mouths, but we're still sleeping like we're lovers“, beschreibt Tonra etwa die letzten Tage einer längst vergangenen Liebschaft. Hell und klar ist ihr Gesang dabei. Gitarrist Igor Haefeli und Schlagzeuger Remi Aguilella nehmen sich in den richtigen Momenten zurück und wissen dabei genau, wann es sich lohnt, nach vorn zu drängen. Selten jedenfalls waren gebrochene Herzen so schön, wie auf diesem Debüt.

MOUNT KIMBIE COLD SPRING FAULT LESS YOUTH Ein Gedudel, das klingt, wie ein retrofuturistisches Telefon. Undefinierbares Geklacker, Vocals, Bläser und Orgel, Gitarre und Bass, allesamt verträumt bis verwaschen. Plötzliche Brüche, dann wieder Harmonien. Was sich liest, als handle es sich um schwer zugängliche Experimentalmusik, ist in Wahrheit äußerst anschmiegsamer Pop. Hintersinnig zwar, aber doch melodiös. Mit ihrem zweiten Album Cold Spring Fault Less Youth haben sich Mount Kimbie alias Kai Campos und Dominic Maker aus dem Post-Dubstep-Korsett befreit und dem Pop geöffnet. Ihre Experimentierfreude aber ist geblieben.

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Für die Stücke You Took Your Time und Meter, Pale, Tone hat sich das Duo King Krule als Gastsänger hinzu geholt. Der ist zwar gerade einmal 19 Jahre alt, klingt aber als habe er mehrere Jahrzehnte des Whiskey- und Drogenkonsums hinter sich. Seinen ersten Part eröffnet er dann auch mit den Worten „Now did you see me? I killed a man“. Den graphischen Beschreibungen von im Asphalt versickernder Hirnmasse setzen Mount Kimbie minimalistische Drums und eine zurückhaltende Keyboardmelodie entgegen. An genau den richtigen Stellen verstärken sie Krules kraftvolle Stimme sogar noch durch den ein oder anderen Halleffekt. Irgendwann kippt der Track, die Vocals gehen unter in einem Meer aus Sound, aus dem heraus Krule ausgerechnet vom Ertrinken singt. Ein beispielhafter Track für die Kompositionen des Duos. Das kluge Spiel mit Stimmungen und Erwartungshaltungen gelingt Mount Kimbie auf Cold Spring Fault Less Youth noch besser als auf ihrem Debüt von 2010. Wer intelligente Popmusik, die sich nicht immer gleich beim ersten Hören erschließt, zu schätzen weiß, wird Mount Kimbie längst kennen – und dieses Album lieben.

von Florian Olbrich BLUESTAEB „Meet the Future face to face“, das versprechen die ersten gesampleten Gesprächsfetzen des Intros auf Bluestaebs Debütalbum 1991 Extraterrestrial. Und tatsächlich meint man sich beim ersten Einsetzen des wummernden Beats eher auf eine Hip-Hop-Space-Odyssey zu begeben, als sich im Hier und Jetzt zu befinden. Verweise auf Größen wie Flying Lotus scheinen bei dieser Machart nicht unangebracht. Dass sich dieser Vergleich allerdings nicht auf das gesamte Album des jungen Berliner Beatmakers anwenden lässt, beweist schon der zweite Track The Mission: ein lupenreiner 90er-Jahre BoomBap-Beat mit Cuts, Scratches und dem wutang-clan-esken Flow des Londoners Teknical Development. Zwischen aufrichtigem Rap und omipräsenten Bässen ist aber auch Platz für ein wenig Seelenschmerz, wie uns der Song Out of the Blue eindrucksvoll zu zeigen weiß. Hier bilden der soulige Gesang der Sängerin LaNó und Bluestaebs wuchtige Arrangements die perfekte Symbiose. Allgemein hält 1991 Extraterrestrial eine angenehme Balance zwischen alt und neu. Wer also zurück in die Zukunft möchte, sollte auch die kommenden Projekte des Kollektivs Oldschool Future Tribe, um Bluestaeb und Beatmaker-Kollege Figub Brazlevic, im Auge behalten.


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Literatur

Ausgabe N°35 • Januar / Februar 2014 • Jahrgang 6 • trafficnewstogo.de

von Ralf Diesel WIDERSTAND IST ZWECKLOS Russlands Invasion kommt von innen, die Toten übernehmen das Leben Moskaus. Aus dem Nichts (=Jenseits) durchdringen sie Wände und gesellschaftliche Strukturen, die Lebenden begegnen ihnen mit Schrecken oder sehen sie als Erlöser. Des einen Vor-, des anderen Nachteil – wie bei jedem Systemwechsel. Der Botschafter des nicht vorhandenen Landes nennt sich Akimud, er zieht die Fäden dieses einmaligen Komplotts, dessen Sinn sich nicht zu erschließen vermag. Absurd kommt es daher wie die realen Verhältnisse des Landes. Im Schlepptau die gesamte russische Geschichte, schickt Akimud seine Schergen voran, lässt Wohnungen und Ämter okkupieren, setzt die Agentin Fink an, erotisch zu intervenieren, stirbt selber drei Mal, kehrt wieder. Sympathisanten begehen Selbstmord, wechseln die Seiten, um als Untote zu agieren. Ein Bankett der lebenden Leichen schließlich krönt die Umwälzung. Jerofejew (Der gute Stalin, 2004) zerschneidet die russische Gesellschaftsund Literaturgeschichte und setzt sie zu einer morbiden, ironischen Collage zusammen, gespickt mit Anspielungen und stilistischen Finten. Aus alt mach neu, aus neu mach alt – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zirkulieren in Russland ineinander. Der reinste Horror. Dieser genreunspezifische Roman ist voll von historischen und gegenwärtigen Gestalten, er lässt einen nicht selten das Hirn auseinanderbrechen. Aber keine Angst, es findet sich wieder zusammen. Ordentlich durchgerüttelt und ordentlich l­ebendig. Nur Mut. Ein genialer ­Knochen ­Gegenwartsliteratur. Viktor Jerofejew, Die Akimuden, Hanser Berlin, 2013, 464 Seiten, 24,90 EUR

FIKTIONALES LEBEN Ganz oben mitspielen, ganz unten verdienen. Wer frei sein will, muss einstecken und darf sich nichts anmerken lassen, nach außen hin optimiert. Sonst hat man keinen Erfolg. Image-Booster Café Oberholz singt ein täglich Lied davon. Thomas Frantz, der Protagonist, hechelt durch die Torstraße, Berlins Äquator nach der Polkappenverschiebung ´89, recherchiert die im Verlieren begriffene Stadt auseinander, von selbsterfundenen Gestalten durchwandert, einige schachboxend. Letzteres ist eine strategische Angelegenheit, die der Autor analog zur Lebensstrategie des Prekariats setzt. Sich kontrollieren, schützen, zuschlagen im richtigen Moment, beruflich wie privat. Und hier nun die eine Frage, die auch das Prekariat sich täglich selber stellt: Und jetzt? So bleibt das Bild des beschädigten Berlin unbeschädigt. Der forensischen Reportage bleibt Erfolg zu wünschen. Wer sich in die Diskussion ziehen möchte, dem sei Helmut Kuhns Buch anempfohlen. Freunde von Werken wie Döblins Berlin Alexanderplatz oder Kästners Fabian, dürften an diesem Großstadtroman in modernem Gewand besonderen Gefallen finden. Helmut Kuhn, Gehwegschäden Frankfurter Verlagsanstalt, 2012 Im Verlag Heyne Hardcore ab 9. Dezember 2013 als Taschenbuch, 448 Seiten 9,90 EUR

Alexander McQueen: Savage Beauty Auch diese Veröffentlichung über einen anderen bedeutenden Modedesigner der vergangenen Jahre geht mit einer umfangreichen Ausstellung einher. In diesem Fall im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Herausgegeben von Kurator Andrew Bolton enthält das Buch neben einer Einleitung der renommierten Modejournalistin Susannah Frankel Fotografien von Sølve Sundsbø sowie ein Interview mit der momentanen Kreativchefin des Labels Alexander McQueen, Sarah Burton.

Illustration Now! Fashion Innerhalb der beliebten Illustration-Now-Serie präsentiert der TASCHEN-Verlag nun einen Band, der sich ganz der Modewelt widmet. Enzyklopädisch stellt das Buch einige der weltweit aufregendsten Mode-Illustratoren vor und lässt unter anderem Experten von Maison Martin Margiela, Christian Dior und Louis Vuitton zu Wort kommen. Das ideale Handbuch für angehende Modeschöpfer.


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Rado r5.5

Blancpain Villeret Ultaflach

Diese Uhr designte der britische Star-Designer Jasper Morrison, Gehäuse und Armband bestehen aus schwarzer Hightech-Keramik, das quadratische Gehäuse und das Armband gehen nahtlos ineinander über. Verarbeitet sind ein Quarzwerk, Chronograph und Saphirglas. Sie ist wasserdicht bis zu einem Druck von 3 bar.

Edle Uhr mit Automatikaufzug, Sekundenzeiger und Datums­ anzeige. Das Zifferblatt ist gehämmert und blau lackiert. Der Gehäusedurchmesser beträgt 38mm. Sie ist wasserdicht bis zu einem Druck von 3 bar, das Armband ist aus Alligatorleder.

Literatur

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Hello, my Name is Paul Smith Dieses Buch blickt zurück auf die nunmehr über 40 Jahre andauernde Karriere des gefragten Modemachers aus Nottingham. Fotos, Zeichnungen und Aufsätze des Designers geben dem Leser einen umfassenden Einblick in Smiths Universum. Wem das nicht reicht, der hat noch bis zum 9. März Gelegenheit, die entsprechende Ausstellung im Londoner Design Museum zu besuchen.

Rich Kids of Instagram Nach dem unheimlichen Erfolg des tumblrs Rich Kids of Instagram erscheint im Sommer 2014 der gleichnamige Roman. Autorin Maya Sloan hat dabei die zahlreichen Posts der Millionärs-Zöglinge zu ausgiebigen Shoppingtouren, kostspieligen Kurztrips und exzessivem Champagner-Konsum zur Vorlage genommen und eine höchst amüsante Geschichte daraus gesponnen.

Tissot Bridgeport Lady Automatic Referenz T71.1.480.76 Armbanduhr mit Swiss-made Automatikwerk (ETA Valjoux 7750), kratzfestem Saphirglas und einem Edelstahlgehäuse (Durchmesser 37,7 mm, Höhe 12,62 mm) mit 18 Karat-Roségoldlünette und Sichtboden. Die Uhr hat ein Perlmuttzifferblatt und ist mit 120 Top Wesselton Diamanten (0,156 Karat) besetzt. Das Lederarmband hat eine Butterfly-Faltschließe und Drücker. Bis zu einem Druck von 3 bar (30m) ist die Uhr wasserdicht.

Tissot Goldrun Referenz T73.3.403.21 Die Uhr mit 18 Karat Gelbgoldgehäuse und 18 Karat-Gelbgoldarmband mit Schmuckschließe enthält ein Swiss-made Quarzwerk mit End-of-Life-Anzeige (EOL: Anzeige des Endes der Batterielebensdauer) sowie kratzfestes Saphirglas. In einer Tiefe von bis zu 30m (3 bar) ist sie wasserdicht.


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English Appendix

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ARROGANT BASTARD

A SPRINKLE OF HATRED FOR ­V EGETARIANS By Adrian Stanley Thomas Now that we‘ve reached the dawn of a new year, the customary season’s greetings and holiday cheer are among us. I of course, wish to undermine this extremely profitable and joyous time of year, due in part because I’m a very negative person and it should also be said that my desire to make everyone as hateful as me is an opportunity that must be taken advantage of, because I love you that much.

What do we do around this time of year that allows for such extreme indulgence without remorse? We stuff our faces with canapés and booze because it’s Fashion Week. Wait a minute, we over eat and drink alcohol during the moment of doing business? That doesn’t sound right. We wouldn’t do that would we? Let me think about this for a minute, maybe I have the days or time of year confused with something else. Goodie bags, gifts, booze, lots of finger foods, good mood, fancy clothes for parties, drunk copulating, okay, now I know what time of year this is; The Olympics!

A SHORT STORY

That’s not correct either; the Olympics were in 2012 during the summer in the place where 007 is from, England, London England, shaken not stirred. So if it’s not the Olympics then it must be Fashion Week, sure it is. Well, looks like everyone has made the adjustment or metamorphosis from a simple wish for peace and the wonder of a miracle of Berlin presenting another season for Fashion Week, a lot of bourbon shots, and fancy gifts. That seems appropriate for the civilized world I think. It seems to me that folks really love this time of year, everyone’s in a pretty good mood and genuinely want to be pleasant. The mind has such a unique ability to discard knowledge, memory, values, all for the sake of a good time. How wonderful! The Middle East is still the Middle East, Europe is still Europe and the US is still THE BIGGEST SUPER POWER ON THE PLANET! Everything is for the most part, the same hypocrisy ridden, monopoly driven group of countries they’ve always been except for the upcoming WORLD CUP which makes the world worth living. During this time of festive behavior and debauchery, in my humble opinion, it’s not the moment for vegetarians to walk the streets freely. I’m proposing a strict curfew for all vegetarians throughout the globe and beyond. You may go to work in order to pay your bills and such, but come sun down, you should all be inside away from the general population. What is my rationale for this drastic restriction? All of the things I’ve just talked about, fun, liquor, kissing the ladies, there should be the smell of meat on your breath when all of this is going on. A festive time deserves meat and the v­ egetarian is not welcome.

There are some of you out there who associate with vegetarians on a regular basis. Personal relationships are your business, but let’s keep this real as the urban folks like to say. I’m not interested in eating ToFurkey along with a scotch. And I’ll tell you something else; I don’t want to be around anybody who wants to eat that stuff either. When I slide up beside a cute lady for some conversation, she needs to smell confidence, that means a heavy alcohol smelling breath combined with meat (preferably a well-done steak), and maybe even a residual burp for good measure. That’s really manly. This time of the year brings many things to the forefront, an individual’s true character generally bubbles to the surface. We find out if they’re cheap with the gifts, who they really have an office crush on, why they refuse to wear deodorant that works, and the real reason they still live with their parents. And you thought Fashion Week was about celebration, I think you know what it’s really about, discovery. This is the time of year when you find out secrets about people that you can use for blackmailing when the occasion presents itself. This information comes in handy when you need it, especially against vegetarians. Why must I chastise the vegetarian so harshly, because the vegetarian is a charlatan. The vegetarian wants to eat meat, but doesn’t have the guts. Instead, there’s a weak effort to come up with all of these fake alternatives to the real thing. So when confronted by a vegetarian at a festive event, take a swig of your bourbon (if they have), a bite of your steak canapé, and kiss him or her right as you’re about to burp, look that vegan right in the eyes and say, “Do I make you horny”?

The animals chatted non-stop. Like old ladies at bus stops. I’d never learn this language. It was all grunt and bark and wheeze and moan. Soldier on, you want to be understood by this messy posse, right?

my head for a while, warming up, then I let them out of my mouth with a loud burp.

I concentrated on the sheep licking my ears. She made a sweet clicking sound. It was like rainwater dripping into a deep pool. It might not be so hard to pull off if I could twist my tongue across my teeth. I rolled the sounds round inside

The animals stood back, glanced at each other then fell into shouts and whoops and hiccups. Cheek. Those animals were laughing at me. Well, I thought to myself, laughing at me is better than eating me. I shut my lips and let the sea of tongues roll over me again.

The scrubbing stopped.

DRINKS by Natalie Homes – German version on page 48

by Conor Creighton In the beginning all I remember was animals. Everywhere. They licked me clean, rolling me over and scooping me out of my cot. They got into every crack and crease. My foot disappeared inside a hot mouth. It popped out a second later drowned in spit, then my head was spinning around inside a pair of gentle jaws, while woolly hooves held my legs in the air. I liked it, and as much as I tried, couldn’t help but giggle loudly as a hundred different shapes of tongue gave me the scrubbing of a lifetime. I must be one of them. I’m an animal. Maybe I’m a sheep or a cow? But looking down at my bald chubby, pink body it became clear that the only thing I could possibly be was a pig. I reached around to feel for a tail but got nothing. A tail probably didn’t emerge until a little pig was at least a few months old. Still, if I was a pig why were the sheep and cows getting in on the act too?

ACE OF SPADES CHAMPAGNE Complex and full-bodied, Armand de Brignac, or Ace of Spades as it’s otherwise known, is set apart from other high-end Champagnes by its unique composition. Unlike Cristal and Dom Pérignon, it is a non-vintage cuvée, using grapes harvested across several seasons. The Champagne spends three years in the cellar and is combined with oak-aged liqueur d'expédition for extra depth and balance. Created by well-respected family Champagne house Cattier, Ace of Spades shot to success after being featured in Jay-Z's Show Me What You Got video in 2006. Perfect for a lavish Black Tie party.

JEFF KOONS DOM PERIGNON In this unlikely but highly fruitful pairing, American artist Jeff Koons has teamed up with the world’s most famous Champagne to create two distinctive gift boxes. Modelled on Koons’ famous sculpture, Balloon Venus, the boxes—one gold for the 2004 and one pink for the 2003 rosé—voluptuously represent the excess of their contents. Koons’ is known for creating shiny, curvaceous versions of everyday objects, which, like Dom Perignon, have the power to transform the everyday into to something unforgettable.

CRYSTAL HEAD VODKA Founded by actor Dan Aykroyd and artist John Alexander in 2007, Crystal Head is an additive-free vodka manufactured in Canada. Created from a supersweet variety of corn called Peaches and Cream, the singular spirit is quadruple-distilled and seven times filtered, with the final three filtrations through diamond crystals. Easily identified by its skull-shaped glass bottle, Crystal Head was inspired by the legend of the 13 crystal skulls, an archeological controversy that remains unsettled to this day. Keep your head with this trusty accompaniment to a vertiginous party on the rooftop of your luxurious hotel.

CHIVAS REGAL The Chivas Bros brand uses centuries of tradition to produce exceptional blends of Scotch whiskies that were pioneered by the eponymous brothers back in 1880. "The art of understanding the many different flavours in Scotch whisky is like the work of a composer,” explains master blender Colin Scott. “Not only do you need to completely understand the musical characteristics of every instrument, but you must also know how to combine them to build a spellbinding symphony." Sink into an ancient leather armchair and enjoy Chivas Regal by the fire at an intimate gathering during Fashion Week.


Björn Braun, Untitled, 2010 / Form: Surfacegrafik.de

ars viva 2013 / 14 Wahrheit / Wirklichkeit Björn Braun John Skoog Adrian Williams 8.2.— 6.4.2014

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