ERP Evaluation
Noch vor wenigen Jahren setzte der Einsatz von Business Software eine gewisse Unternehmensgrösse voraus. Inzwischen verfügen auch kleinere Betriebe bis zu Einpersonenfirmen über eine integrierte Lösung in der einen oder anderen Form. Je nach Einsatzzweck oder Herkunft der Software werden unterschiedliche Begriffe verwendet, was den Überblick über die verschiedenen Produkte erschwert. Häufig lassen sich die Bezeichnungen weder eindeutig trennen noch definieren. Grundsätzlich geht es jedoch in allen Fällen um Computerprogramme zur Unterstützung von Arbeitsabläufen in Firmen, also um Software zur Geschäftsprozessunterstützung. Alles umfassend wird der Begriff «Business-Software» verwendet.
Definition «Enterprise Resource Planning»-System:
Software, welche alle für ein Unternehmen relevanten Daten zur Bewirtschaftung der Ressourcen – Finanzen, Arbeitskräfte, Maschinen, Material, Zeit usw. – integrieren und damit operative und strategische Entscheidungen ermöglichen. Abbildung 1: Prozessübersicht Wertschöpfende Prozesse
Unterstützte Geschäftsprozesse
Produktentwicklung
Auftragsgewinnung
Bereits in den IT-Anfängen entstanden Lösungen, die mindestens einen Teil der Geschäftsprozesse abdeckten. Historisch bedingt wurden Programme für das Finanz- und Rechnungswesen entwickelt, gefolgt von solchen für Lagerverwaltung, Einkauf und Produktion. Unter dem Stichwort CRM (Customer Relationship Management) stiessen später Programme zur Unterstützung von Auftragsgewinnung und Kundendienst dazu. ERP-Systeme decken in der Regel die Bedürfnisse aller Unternehmensbereiche ab. Die integrierten Geschäftsprozesse lassen sich dabei grob in zwei Kategorien aufteilen: ∙∙ Wertschöpfende Prozesse ∙∙ Unterstützende Prozesse
Produktentwicklung Prozessentwicklung
Marktschliessung Verkaufsförderung Kundenbeziehungspflege Verkauf
Auftragserfüllung
Kundendienst
Auftragsbearbeitung Produktion / Montage Einkauf Distribution
Verkauf Wartung geplanter Unterhalt Störungsbehebung Rücknahme / Entsorgung
Siehe dazu Abbildung 1: Prozessübersicht.
Funktionsumfang von ERP-Systemen Eine einheitliche Definition, was ein ERPSystem umfassen muss, gibt es nicht. Entsprechend den Haupt- und Teilprozessen ist die Gesamtlösung meist in mehrere Module unterteilt – nicht unbedingt aus historischen oder funktionalen Gründen, sondern zur Anpassung des Leistungsumfanges und der Lizenzkosten an die individuellen Bedürfnisse. Beispiel: Verkauf
Finanzbuchhaltung
Einkauf
Debitoren/Kreditoren
Materialwirtschaft
Kalkulation
Kalkulation
Kostenrechnung
Service
Anlagenbuchhaltung
Produktion
Lohnbuchhaltung
Werkzeugverwaltung
Projektcontrolling
Unterstützende Prozesse Evolutionsprozesse
Supportprozesse
Firmenentwicklung Personalentwicklung Langfristplanung Etc.
Personal, Lohn Finanz- & Rechnungswesen (Umwelt- und Qualitätsmanagement) Qualitätsmanagement (Prüfmittelrückverfolgbarkeit)
Je nach Kombination der Module werden gerne auch Begriffe verwendet, welche eine Differenzierung ermöglichen, beispielsweise Warenwirtschaftssystem (WWS) für die Kombination aus mindestens den Modulen Einkauf und Verkauf mit Lagerbewirtschaftung sowie Finanzbuchhaltung. Die Modularisierung kann auch den Hintergrund haben, dass einzelne Module von Drittanbietern stammen und mehr oder weniger eng eingebunden sind. Bei der Finanz- und Lohnbuchhaltung ist dies sehr häufig, aber auch bei speziellen Modulen wie Produktkonfigurator oder Leitstand anzutreffen.
Kosten eines ERP-Systems Bei den Kosten eines ERP-Systems lassen sich drei Bereiche unterscheiden, welche (ganz grob) ähnliche Grössen aufweisen: ∙∙ Kosten für Softwarelizenzen und Hardware ∙∙ Beratung (Auswahl, Anpassung, Einführung) ∙∙ Betriebskosten über 5 Jahre (Lizenzen, Updates, Support, etc. ohne grössere Anpassungen) Die Abbildung 2 auf Seite 47 zeigt die Verhältnisse der Kostenbestandteile und gleich45