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Auf geschichtsträchtigen Wegen

Die gemütliche Wanderung zur Hängebrücke Leiternweide bei Oberwil im Simmental ist sehr schön im Herbst, wenn die Wälder in goldenen Farben leuchten.

Text und Bilder: Jochen Ihle, Wandermagazin SCHWEIZ

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Gerade im Herbst ist diese Wanderung ein farbenprächtiges Ereignis.

Schon im 18. und 19. Jahrhundert zog es Reisende in die Täler der Kander, Simme und Engstlige. «Der höchste Theil des Simme-Thales gehört zu den malerischsten und merkwürdigsten Gebirgsgegenden, dessen Schönheiten wenig bekannt sind…», schrieb der Schriftsteller Johann Gottfried Ebel in seinem Reiseführer «Anleitung, auf die nützlichste und genussvollste Art die Schweiz zu bereisen» (erschienen 1793!). Weiter heisst es: «Südwärts von dem Dorfe Lenk wird das Thal von einem herrlichen Felsenkranze geschlossen. Über die bewaldeten und begrasten Vorberge erheben sich der Ammert-Grat, das Ammert-Horn, und über dieses der wilde Strubel, von welchem der Rätzli-Gletscher in drey Stockwerken herabhängt».

EUROPAWEIT BEKANNTER KURORT Gut betuchte Gäste stiegen damals unter anderem im Weissenburgbad ab. Der Kurort, mit Thermalquelle und Hotels, war europaweit bekannt. Nach Ende des 2. Weltkriegs verlor das Weissenburgbad jedoch an Bedeutung. Es

wurde in den 1960er-Jahren geschlossen und brannte 1974 bis auf die Grundmauern nieder. Heute zeugen nur noch Ruinen vom hohen Stellenwert des ehemals blühenden Kurbades. Weissenburger Thermalwasser kann man aber heute noch trinken: Am Thermalwasserbrunnen beim Bahnhof Weissenburg darf man es sogar gratis in mitgebrachte Flaschen abfüllen.

BLÜTEZEIT DES BADETOURISMUS Oberhalb Weissenburg verläuft das Buuschetal. Um das Jahr 1850 lebten dort ganzjährig noch etwa 60 Personen. Wichtige Verbindung war der «Badweg». Er führte vom Weissenburgbad in die Buuscheschlucht; von dort über Holzleitern zu den Maiensässen der Leiternweide und weiter ins Gantrischgebiet zum Gurnigel- und Schwefelbergbad. In der Blütezeit des Bädertourismus lieferten auf diesem Weg die umliegenden Alpen ihre Produkte in die Kurhotels. Im Jahre 1976 wurde die ganzjährige Besiedlung der Leiternweide aufgegeben.

IMPOSANTE HÄNGEBRÜCKE Der «Leiternweg» wurde nicht mehr unterhalten. In der «Weg- und Brückenbaugenossenschaft Weissenburgbad-Leiternweide» haben sich vor einigen Jahren Einheimische zusammengeschlossen, um diesen historischen Verkehrsweg zu erhalten und zu erneuern. Dank der Unterstützung der Schweizer Berghilfe, der Burgergemeinde Bern, Bund, Kanton und Gönnern konnte das Projekt realisiert werden. Die Holzleitern wurden durch Metalltreppen ersetzt und seit Oktober 2013 spannt sich die 111 Meter lange und 111 Meter hohe Hängebrücke Leiternweide über die Buuscheschlucht.

TIPP Wer nicht auf gleichem Weg zurückwandern möchte: Die Hängebrücke erschliesst auch eine schöne Wanderung vom Weissenburgbad über den «Höhlenpfad» nach Oberwil im Simmental. Dafür am Ende der Hängebrücke links abbiegen und den entsprechenden Wegweisern folgen.

MADEINBERN.COM INFORMATIONEN UND TIPPS

Zeit: 2 h Auf: 263 m Ab: 263 m Länge: 4,7 km Schwierigkeit: T1

START/ZIEL Weissenburg im Simmental. AN-/RÜCKREISE Mit dem Zug nach Weissenburg. ROUTE Weissenburg (782 m) – Ehemaliges Weissenburgbad (852 m) – Hängebrücke Leiternweide – auf selbem Weg zurück. AUSRÜSTUNG Normale Wanderausrüstung. Auf der Hängebrücke ist Schwindelfreiheit erforderlich. WANDERKARTE LK 1:50000, 253T Gantrisch. INFOS Lenk-Simmental Tourismus, 3775 Lenk, Tel. 033 736 35 35, lenk-simmental.ch

111 Meter lang – und an der tiefsten Stelle geht es 111 Meter in die Schlucht.

Hängebrücke Leiternweide