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Tirol

NR. 38 | 22. September 2016

BauernZeitung

Hochwasserschutz

Seite 14

Gemeinsamer Weg zum Hochwasserschutz in Tirol.

Qualitätsfleisch

Seite 15

Die Familie Landmann in Oberndorf lädt zum Tiroler Jahrlingsfest ein.

Tiroler Haflinger

Seite 17

Am Fohlenhof Ebbs feiert man heuer 50 Jahre Fohlenversteigerung.

Foto: paznauner almkäse

Almkäseolympiade in Galtür Am 24. September 2016 kämpfen in Galtür über 100 Senner aus Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz bei der 22. Internationalen Almkäseolympiade in fünf Kategorien um die goldene Sennerharfe. Bericht S 20.

Die Preis-Kosten-Schere öffnet sich in der Landwirtschaft immer weiter Wie in einer Pressekonferenz im August vom Landeskulturfonds informiert wurde, stieg 2015 das bauliche Investitionsvolumen wieder an, allerdings bei weitem nicht in dem Ausmaß wie die Rückgänge in den vorangegangenen vier Jahren. Die BZ sprach mit Geschäftsführer Mag. Thomas Danzl über die Hintergründe der Investitionssituation in der Tiroler Landwirtschaft sowie die Einflussfaktoren auf Investitionsentscheidungen. Herr Geschäftsführer Thomas Danzl, Verkauf von ca. 75.000 l Milch oder aus dem Protokoll einer Baufachtagung 360 fm Holz oder 20 Kalbinnen. Ähnvon 1967 beim Amt der Tiroler Landes- liche Rechnungen kann man für die regierung geht hervor, dass in den 1960- Maschinen der Außenwirtschaft wie er Jahren beim Bau eines Wirtschafts- Motormäher oder Traktoren anstellen. gebäudes die Standkosten für eine Kuh Daraus ist ersichtlich, wie stark sich mit einem Jungtier Produktpreise und Kosca. 1.000 Euro beten in den vergangenen tragen haben. Wie Jahrzehnten auseinanhaben sich diese derentwickelt haben. Kosten entwickelt? Die LBG zeigt die PreisDanzl: Heute schere deutlich auf: Ausmuss hier von Kosgehend vom Basisjahr ten bis ca. 25.000 1995 stieg im ÖsterreichEuro ausgegangen Schnitt der Index der mag. thomas danzl werden. InteresEinnahmen (inkl. öfsant wird es, wenn man dem die land- fentlicher Gelder!) bis zum Jahr 2015 wirtschaftlichen Einkommen gegen- lediglich um 9,9 Prozent, jener der überstellt. In den 60-er Jahren konnten Ausgaben hingegen um 51,4 Prozent. die Stallbaukosten für eine Kuh mit Jungtier mit dem Verkauf von ca. 5.000 Manche Kostentreiber sind Liter Milch oder 20 fm Holz oder ca. 1,5 Kalbinnen verdient werden. Heute unvermeidbar benötigt es für dieselbe Investition den Was sind die Gründe für diese enorme Kostensteigerung? Danzl: Neben der Inflation gibt es mehrere Gründe für die stark steigenden Investitionskosten: In den Gebäuden, vor allem aber auch in den Maschinen steckt viel mehr Technik als früher. Dies ist insbesondere im Sinne der Arbeitssicherheit und -erleichterung absolut positiv, steigert die Kosten jedoch enorm. Hinzu kommen die Anforderungen des Tierschutzes, der Hygiene und Lebensmittelsicherheit, die Herausforderungen durch die Klimaschwankungen mit den damit verbunLKF-Geschäftsführer Mag. Thomas Danzl denen Produktionsrisiken sowie die Foto: land tirol

„Jeder Euro, der nicht ausgegeben wird, muss nicht verdient werden.“

Foto: lbg

a.l.

Die Preise für landwirtschaftliche Betriebsmittel und Investitionen laufen den Erzeugerpreisen seit Jahrzehnten davon.

Anforderungen der Verarbeitungsbetriebe, z. B. in Hinblick auf die Milchqualität. Hinzu kommt, dass die österreichischen Milchbauern – und hier vor allem die Bergbauern – im Vergleich zu den Gunstlagen in anderen Ländern deutlich höhere Investitionskosten, aber auch höhere laufende Betriebskosten haben, beispielsweise durch die gentechnikfreie Fütterung. Wie gehen die vielen Nebenerwerbsbauern damit um? Bei den ca. 80 Prozent Nebenerwerbsbetrieben in Tirol gilt vor allem der Arbeitserleichterung ein großes Augenmerk: Auf den Bauernhöfen wurden die familieneigenen Arbeitskräfte weniger, die bewirtschaftete Fläche durch den Strukturwandel tendenziell mehr, der Druck, ein außerlandwirtschaftliches Einkommen zur Erhaltung des Hofes zu erzielen, größer und die zeitliche Flexibilität dadurch geringer. Die Hofbewirtschaftung muss schnell

und dennoch zweckmäßig erfolgen, was Anforderungen mit kostenmäßigen Auswirkungen an Gebäude, Ausstattung und Maschinen hat. Insbesondere den Maschinen gilt hier ein besonderes Augenmerk, sie können sich bei einzelnen Betrieben zu wahren „Kostenfressern“ entwickeln. Zusammenfassend kann man auch sagen: Die Landwirtschaft wird immer anlagenintensiver. 2010 lagen die Abschreibungen österreichweit bei 1,62 Mrd. Euro, 2014 bei 1,84 Mrd. Euro, bedeutet also eine Steigerung um 13 Prozent in vier Jahren. Was ist nun die Herausforderung? Neben den Versuchen, die Produkterlöse durch Eigenverarbeitung, Veredelung, neue Vermarktungswege oder durch alternative und innovative Produkte zu steigern – hier hat sich die Landwirtschaft z. B. im Bereich Gemüse, Obst oder Schnaps hervorragend entwickelt -, muss deshalb auch der Kostensenkung große Aufmerksamkeit gelten – nicht nur bei Investitionen, sondern auch beim laufenden Betriebsaufwand. Hier liefern die Arbeitskreise in der LK Tirol gute Arbeit.


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