Tirol
NR. 25 | 20. JUNI 2019
BauernZeitung
Mediensommerfest
Seite 10
Letzte Woche fand das traditionelle Medienfest des Tiroler Bauernbundes statt.
Almgeschichten
Seite 11
Irene Prugger startet ihre heurige Serie mit einem Besuch beim âWilden KĂ€serâ.
RegionalitÀt
Seite 13
Agrarmarketing Tirol ehrte GroĂkĂŒchen, die sich fĂŒr regionale Lebensmittel einsetzen.
Verheerend FOTO: SCHERER
Das Hochwasser der vergangenen Woche hat erhebliche FlurschĂ€den verursacht. Im Bild zu sehen ist ein ĂŒberflutetes Feld zwischen Terfens und Vomp.
GemĂŒsebauern steht das Wasser bis zum Hals
Ein erschreckender Anblick: GroĂe FlĂ€chen im Tiroler Oberland wurden durch Muren beschĂ€digt.
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ie OberlĂ€nder Bauern blieben von der Hochwasserkatastrophe, die viele Hektar landwirtschaftlich genutzten Boden im Tiroler Unterland beschĂ€digte, nicht verschont. Die starke TemperaturerwĂ€rmung und die damit verbundene sehr rasche Schneeschmelze haben zu groĂen Schadenereignissen gefĂŒhrt.
Bergwiesen und Almweiden zerstört Bergwiesen, Almzufahrtswege und AlmflÀchen wurden vermurt, teilweise oder total zerstört. Besonders stark betroffen sind die Bergwiesen in der bekannten Pfundser Tschey. Dort wurden mehrere Hektar meterhoch vermurt. Betroffen sind in
diesem Bereich auch Almzufahrtswege zur Platzer Alm oder zur Radurschlalm. Schadensmeldungen gibt es auch vom Vorderen Kaunertal, der normalerweise sehr harmlose und unauffĂ€llige Petersbach hat metertiefe GrĂ€ben und viele vermurte Wiesen hinterlassen. Das rasche und richtige Handeln der EinsatzkrĂ€fte konnte weitere SchĂ€den an GebĂ€uden und StraĂen verhindern. Im hinteren Kaunertal ist die Gepatschalm in mehreren Bereichen mit SchĂ€den an Wegen und Weiden konfrontiert. Da viele Schadensbereiche sehr schwer zugĂ€nglich sind und sich in Steillage befi nden, gestalten sich die AufrĂ€umarbeiten Ă€uĂerst aufwendig und kostenintensiv.
Das Hochwasser der vergangenen Woche hat groĂflĂ€chig Felder im Tiroler Ober- und Unterland ĂŒberflutet. Besonders die GemĂŒsebauern sind von den SchĂ€den betroffen: 60 bis 70 Prozent der beschĂ€digten GemĂŒsefelder werden als Totalausfall eingeschĂ€tzt, insgesamt seien 140 Hektar der GemĂŒsefelder Tirols betroffen. HANNAH PIXNER
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berschwemmte AckerflĂ€chen, verschlammte PflĂ€nzchen, verzweifelte Bauern: Nach dem Hochwasser, das der Inn vergangene Woche verursachte, stehen viele landwirtschaftliche FlĂ€chen unter Wasser oder weisen erhebliche SchĂ€den auf. Das Schadensgebiet zieht sich hauptsĂ€chlich von Wörgl westwĂ€rts bis hin nach Oberhofen. Von groĂflĂ€chigen SchĂ€den betroffen seien 20 Bauern, zwischen 60 und 70 Prozent der beschĂ€digten Felder werden aktuell als Totalausfall eingeschĂ€tzt. âDas gröĂte Problem stellt fĂŒr uns die VerschlĂ€mmung und die Kontamination der Felder, die sie mit sich bringt, dar. Es sind viele BioflĂ€chen von den Ăberschwemmungen betroffen â wenn diese als zu verschmutzt gelten, verliert der Betrieb seinen Biostatusâ, erlĂ€utert Josef Posch, Obmann der Tiroler GemĂŒsebauern, die Schwierigkeiten, mit denen die Bauern nun zu kĂ€mpfen haben.
FOTO: LK TIROL
Versicherung als Anker
Bergwiesen und AlmflÀchen wurden durch die Vermurung kontaminiert und teilweise komplett zerstört.
Ein Hoffnungsschimmer fĂŒr die geschĂ€digten Bauern: die Ăsterreichische Hagelversicherung. Norbert Jordan, Tiroler Landesleiter der Ăsterreichischen Hagelversicherung, rechnet mit einer Schadenssumme von weit ĂŒber
FOTO: ĂSTERREICHISCHE HAGELVERSICHERUNG
FOTO: LK TIROL
Oberland: Erhebliche SchÀden durch Muren
Einen traurigen Anblick bieten die zerstörten GemĂŒsefelder. Das Tiroler Oberland wurde ebenso schlimm getroffen wie das Unterland, wie dieses Bild aus Inzing/Hatting zeigt.
einer Million Euro. Die GesamtschĂ€den schĂ€tzt er groĂflĂ€chig ein: âBeim GemĂŒsebau liegt der Schaden bei circa 140 Hektar, ungefĂ€hr 30 Hektar Mais werden beschĂ€digt sein und das GrĂŒnland ist flĂ€chenmĂ€Ăig mit geschĂ€tzten 250 Hektar am schlimmsten vom Hochwasser betroffen.â âAls BetriebsfĂŒhrer muss ich vorausschauend denken und handeln. Besonders mit Wetterrisiken muss man sich auseinandersetzen, denn wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, hĂ€ufen sich in Tirol die Unwetterkatastrophenâ, rĂ€t Norbert Jordan den Bauern zu einer Versicherung: âAckerund GrĂŒnlandkulturen werden sogar mit einem Zuschuss von 55 Prozent der VersicherungsprĂ€mie vom Land und vom Bund unterstĂŒtzt.â
Schutz hat PrioritĂ€t Die Tiroler GemĂŒsebauern fordern Schutz â jedoch ohne RetentionsflĂ€chen im Unterinntal. âDiese MaĂnahme wĂŒrde die schönsten FlĂ€chen fĂŒr die Lebensmittelproduktion im Inntal ruinierenâ, erklĂ€rt GemĂŒsebauobmann Posch die vehementen Forderungen der Bauern nach Retentionsbecken im Berggebiet. âWir wollen nicht nur jammern
und raunzen. Aber die RetentionsflĂ€chen sind fĂŒr uns keine Optionâ, vertritt er die Sicht der Tiroler GemĂŒsebauern. Fakten sprechen laut LHStv. Josef Geisler jedoch gegen die Retentionsbecken im Berggebiet: âDie bereits vor zwei Jahren fertiggestellte Studie zur alpinen Retention hat gezeigt, dass alpine Retention zwar lokal wirkt, aber keine nennenswerte Effekte auf den Inn hat. Die alpine Retention, also der HochwasserrĂŒckhalt in vielen kleineren Becken im Hochgebirge, hĂ€tte gerade auch in der aktuellen Hochwassersituation nichts fĂŒr den Inn im Unterland gebracht.â Da es nicht geregnet hat, sondern Schmelzwasser fĂŒr das Hochwasser hauptverantwortlich war, hĂ€tten sich nur sehr wenige Becken ĂŒberhaupt gefĂŒllt. Diese hĂ€tten die Situation zu den Spitzenzeiten aber nicht entschĂ€rft, weil zu diesem Zeitpunkt die Becken schon voll gewesen wĂ€ren. Einen positiven Einfluss auf den WasserrĂŒckhalt hatten bei diesem Ereignis die Speicherkraftwerke. âUm uns wirksam vor Hochwasser zu schĂŒtzen, mĂŒssen wir auch die geplanten MaĂnahmen im Inntal konsequent umsetzen â und zwar im Unterinntal wie auch im Oberinntalâ, schlieĂt er.