2018 tbz 29

Page 1

Tirol

NR. 29 | 19. JULI 2018

BauernZeitung

Regionalität

Seite 10

LHStv. Geisler und LAbg. Kaltenhauser besuchten die Großküche des BKH Schwaz.

Almwanderung

Seite 11

Die Vitalalpe Stalanz lockte diese Woche zur Almwanderung.

70-Jahr-Jubiläum

Seite 13

Die JB/LJ Bezirk Innsbruck Stadt & Land startete das Projekt „Wir pflanzen Zukunft“.

Heuarbeit

FOTO: BZ/PIXNER

Fleißige Helferinnen und Helfer sind das Um und Auf bei der im Sommer anstehenden Heuarbeit. Auch Romy und Nikola (v. l.) aus Navis waren am vergangenen Wochenende voller Tatendrang.

Mayerl: „ Bewusster und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen unverzichtbar“ Herr Mayerl, wer kümmert sich um den Tiroler Umweltschutz? MAYERL: Der Umweltschutz lässt sich nicht auf einen Zuständigkeitsbereich beschränken. Der schonende Umgang mit unseren Ressourcen, nachhaltige, erneuerbare Energie und der Natur- und Klimaschutz zeigen sich in vielfältigen Ressorts. Der Bericht beleuchtet auch dieses Jahr wieder das Thema Umwelt aus verschiedenen Perspektiven. Mit welchen Mitteln möchte man den Umweltschutz realisieren? MAYERL: Umweltpolitik hat eine rechtliche Seite, die in vielen Gesetzen, Verordnungen und Verfahren zum Ausdruck kommt. Aber sie hat auch eine lenkende und bewusstseinsbildende Seite, wo versucht wird, mit Förderun gen und Zuschüssen Anreize zu schaffen, um die vorher erwähnten Ziele zu erreichen.

Abwasser- und Abfallentsorgung und Beschneiungsanlagen auf Trinkwasserqualität sind Beweise dafür. Auch in der Energiegewinnung geht Tirol einen eigenen Weg: gewisse Gewässerstrecken freihalten, aber die Wasserkraft auch zu nutzen, wo es effizient und naturschonend möglich ist. Um die Ziele der Energiestrategie Tirol 2050 zu erreichen, ist die Nutzung der Wasserkraft essenziell und nachhaltiger als alle anderen Energieformen. Mit viel Risiko, aber Unternehmergeist, wurden z. B. vor 50 (Hopfgarten i.D.) bzw. 90 Jahren (Assling) zwei E-Werksgenossenschaften gegründet. Das sind heute zwei florierende Unternehmen, die den Bürgern vor Ort gehören, Arbeitsplätze schaffen u nd je t z t schon f lächendeckendes Breitband anbieten. Das ist gelebte Regionalität und Nachhaltigkeit, was mir LABG. MARTIN MAYERL als Nachhaltigkeitssprecher der Tiroler VP am Herzen liegt.

„Lebensqualität, Wohlstand, Wachstum und Umweltschutz gehören in Tirol untrennbar zusammen.“

Tirol wird dafür kritisiert, die Wirtschaft dem Umweltschutz vorzuziehen. MAYERL: Außer Zweifel steht für uns, dass sich wirtschaftliche Entwicklung und der sorgsame Umgang mit Natur und Umwelt nicht ausschließen. Lebensqualität und Wohlstand, Wachstum und Umweltschutz gehören in Tirol untrennbar zusammen. Hohe Trinkwasserqualität, beste Wassergüte unserer Gewässer, eine hoch entwickelte

Sehen Sie dennoch Konflikte zwischen Umweltschutz und Wirtschaft? MAYERL: Zurzeit aktuell ist die Raumordnungsdebatte, die natürlich auch die Umwelt betrifft. Auf der einen Seite will man wirtschaftliche Entwicklung zulassen, andererseits verbraucht dies wertvollen Boden und erhöht den Verkehr. In Tirol haben wir aber eine besondere Verantwortung, da Grund und Boden sehr knapp sind. Das erfordert auch besondere Maßnahmen. Ein

FOTO: TANJA CAMMERLANDER

Landtagsabgeordneter Martin Mayerl ist Umwelt- und Nachhaltigkeitssprecher der Tiroler Volkspartei. Ein Anliegen ist ihm der kürzlich veröffentlichte Umweltschutzbericht, zu dem er der Bauernzeitung im Interview einige Fragen beantwortet hat.

Landtagsabgeordneter Martin Mayerl: „Der Schutz der Umwelt ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.“

weiteres Beispiel ist die Regionalität: Jeder ist dafür, gekauft werden aber mehr denn je Waren aus der ganzen Welt über das Internet. Der Konsument hat aber eine große Chance mitzuentscheiden, welche Landwirtschaft es in Tirol zukünftig gibt. Kleinstrukturierte Familienbetriebe, die regionale Produkte unter höchsten Produktionsstandards produzieren oder industrielle Massenprodukte aus aller Herren Länder. Oft wird die Landwirtschaft als Feindbild des Umwelt- und Naturschutzes gesehen. MAYERL: Wir leben in einer Zeit, in der Sachlichkeit oftmals den Emotionen weichen muss. In Tirol herrschen die weltweit höchsten Umwelt- und Tierwohlstandards und dennoch fühlen sich Selbstverwirklicher und Weltverbesserer dazu verpflichtet, von außen herein die Arbeit unserer Landwirte zu bewerten und das oftmals ohne jegliche fachliche Fundierung. Die Landwirtschaft wird oft in ein schlechtes Licht gerückt. Am Beispiel des Nationalparks Hohe Tauern kann man jedoch erken-

nen, dass das unwahr ist. Im Defreggental wurde eine Erhebung zur Artenvielfalt durchgeführt, die zeigte, dass die Artenvielfalt in den Bergregionen, auf Magerwiesen und Bergwiesen besonders bei Schmetterlingen und Braunkehlchen sehr vielfältig ist und zugenommen hat. Natürlich ist in den intensiven Tallagen die Artenvielfalt geringer geworden, doch ich wage zu behaupten, dass eine Flächenbilanz über das ganze Land zeigen würde, dass maximal 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche intensiv genutzt werden. Wie ist Ihre Einschätzung zur künftigen Lage Tirols? MAYERL: Der Schutz der Umwelt und Natur ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Trotz positiver Grundeinstellung der Bevölkerung wird der Druck auf unseren gemeinsamen Lebensraum nicht kleiner. Ein bewusster und nachhaltiger Umgang mit dieser Ressource ist unverzichtbar. Trotz alledem kann man sagen, dass Tirol in vielen Bereichen gut unterwegs ist.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.