Tirol
NR. 28 | 14. Juli 2016
BauernZeitung
Hochwasserschutz
Seite 14
Gefahrenzonenpläne: Wie die Hochwassergefahr berechenbar wird.
Almgeschichten
Seite 15
Matthias Mair untersucht die Auswirkungen der Alpung auf die Tiergesundheit.
Bewährungsprobe
Seite 17
An der HBLA Kematen wurde heuer erstmals die Zentralmatura erfolgreich abgelegt.
Almzeit
„Unser Schutzwald gehört gepflegt“
„Wir haben mit dem sogenannten Tiroler Modell, in dem tausende Kilometer an Forstwegen bereits der Freizeitwirtschaft frei zugänglich sind und gleichzeitig aber die Haftungsfrage genau geregelt ist, bereits eine vorbildliche Lösung für unser Land Tirol“, so Edenhauser, der sich seit längerem um ein gutes Miteinander von Grundbesitzern, Touristikern, Erholungssuchenden und Jägern be-
müht. „Wir arbeiten auf Hochtouren daran mit allen Interessensvertretern passende Programme und Modelle zur Lenkung der Ströme auszuhandeln. Ich bin optimistisch, dass wir hier gute Lösungen finden werden. Erste Konzepte konnten wir schon präsentierten“, so Edenhauser. „Ob und wie dieses Miteinander funktioniert gehört jedenfalls genau beobachtet und im Falle der Nichtbeachtung sofort strikt reguliert“, fügt Kuenz hinzu und er konkretisiert seine Bedenken: „Wenn im Winter ein Schitourengeher durch meinen Wald geht, stört mich das sicherlich nicht, wenn im Sellraintal jedoch 300 Tourengeher pro Tag durch den Wald eines Besitzers gehen, dann verlange ich als Bauernbund-Abgeordneter eine Dienstbarkeitsregelung wie bei einer Skipiste oder Loipe,“ verdeutlicht Kuenz und abschließend konkretisiert er: „Ein ungezügeltes Betreten oder Befahren mit allen möglichen Sportgeräten fällt ganz sicher nicht unter das freie Wegerecht. Da werden wir ganz genau hinschauen.“
I
n der Juli-Sitzung des Tiroler Landtages stand diesmal auch der Tiroler Waldbericht auf der Tagesordnung. LAbg. Josef Edenhauser berichtete den Abgeordneten über die Verwendung der forstlichen Fördermittel, über die Schutzfunktion des Waldes und die zunehmende Beanspruchung durch Freizeitnutzung sowie Schadfälle im vergangenen Jahr.
2015 war für den Wald ein Katastrophenjahr „Rund 1,35 Mio. Kubikmeter Holz wurden im Jahr 2015 genutzt, das sind ca. 75 Prozent der nachhaltig nutzbaren Holzmenge von 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr“, gab LAbg. Josef Edenhauser einen Grobüberblick. „Das Jahr 2015 war ein ausgesprochenes Katastrophenjahr, in dem rund 700.000 Kubikmeter an Schadholz anfiel. Das brachte Waldbesitzern einen finanzi-
LAbg. Josef Edenhauser.
Foto: agrarfoto.com
LAbg. Hermann Kuenz.
Unser Wald ist multifunktional – er bietet nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren, ist wertvoller Erholungsraum und nicht zuletzt ein bemerkenswerter Wirtschaftsfaktor.
Foto: BauernZeitung
Tiroler Modell
Foto: BauernZeitung
Freies Wegerecht gehört beobachtet und reguliert „Freies Wegerecht gehört genau beobachtet und notfalls strikt reguliert“, so die Bauernbund-Landtagsabgeordneten Hermann Kuenz und Josef Edenhauser: „Wir wollen auf Bewusstseinsbildung und das gute Miteinander setzen. Das Verhängen von Strafen kann der letzte Schritt sein, wird aber von uns nicht ausgeschlossen.“ Die Freizeitwirtschaft beansprucht immer mehr Erholungsräume auf Tirols Bergen, Forstwegen und Wäldern. „Der zunehmende Druck auf diese Erholungsräume bedarf auch einer zunehmenden Beobachtung und Regulierung bzw. Leitung der Ströme erholungssuchender Menschen“, dafür sprachen sich die Abgeordneten Kuenz und Edenhauser aus. „Wenn es parallel zur Zunahme an Radfahrern in alpinen Gebieten zu einer Forderung nach Sicherstellung des freien Wegerechts im alpinen Ödland kommt, können wir dem nicht uneingeschränkt zustimmen“, so der Tenor der bäuerlichen Abgeordneten.
Foto: christina manzl
Die Gampe Thaya der Familie Prantl in Sölden war heuer Schauplatz der traditionellen Sommersitzung der Bundesvorstehung des Tiroler Bauernbundes (siehe Seite 14).
Die Aufarbeitung von Schadholz ist von größter Bedeutung.
ellen Verlust von 21 Millionen Euro ein“, und Edenhauser fügte hinzu: „Der Borkenkäferbefall in unserem Land nimmt zu. Wir sprechen in der Zwischenzeit von 40.000 Kubikmetern Schadholz durch Käferbefall.“ „In den nachhaltigen Schutz vor Naturgefahren flossen über 80 Prozent der öffentlichen Ausgaben. Ziel ist dabei eine nachhaltige wirksame Sicherung unseres Lebensraumes“, erklärt Edenhauser. 2015 betrugen die Investitionsmaßnahmen 9,5 Mio. Euro wobei eine Förderleistung von 5,4 Mio. Euro geleistet wurde (EU 11 %, Bund 28 %, Land 17 %). Somit betrugen die Eigenleistungen der Waldbesitzer rund 4,1 Mio. Euro“, so Edenhauser.
Was für Edenhauser in Zukunft entscheidend sein wird. „Die Freizeitwirtschaft beansprucht immer mehr Raum. Bereits im Jahr 2015 wurden 3,1 Mio. Euro in Projekte zur Erholungsraumgestaltung investiert. Land, der Tiroler Tourismusförderungsfonds und die EU stellen dafür rund 1,55 Mio. Euro zur Verfügung“, so Edenhauser. „In Zukunft wird es deswegen immer wichtiger werden ein gutes Miteinander durch gezielte Lenkung von Mountainbikern, Schitourengehern und Wanderern etc. zu verbessern und gleichzeitig die Schutzfunktion des Waldes ernst nehmen. Unser Schutzwald gehört gepflegt und geschützt“, so Edenhauser abschließend.