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Tirol

NR. 15 | 13. APRIL 2017

BauernZeitung

GAP-Reform

Seite 12

Die Landesleitung der TJB/LJ ruft auf, bei der GAP-Reform mitzureden.

„Kitzei“

Seite 13

Agrarmarketing Tirol bietet wieder Kitzfleisch mit dem Gütesiegel „Qualität Tirol“.

Maschinenringe

Seiten 13, 15

Die MR Innsbruck-Land und Kufstein blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Im Rahmen der Bezirkstour von Bauernbundpräsident Jakob Auer besuchten die Bauernbundfunktionäre einen Braunviehzüchter aus Leidenschaft: Christian Kögl präsentierte mit seiner jungen Familie seinen neu errichteten Laufstall (v. l.) BBO Richard Wörle, Bauernbundpräsident Ök.-Rat Jakob Auer, Familie Kögl, LK-Präsident Josef Hechenberger, Bauernbunddirektor Peter Raggl.

FOTO: BAUERNZEITUNG

Bezirkstour des Bauernbundes in Reutte

Auer: „Rinderhaltung ist Taktgeber für die Entwicklung in den Tälern“ Der Präsident des Österreichischen Bauernbundes, Ök.-Rat Jakob Auer, war vergangenen Freitag auf Bezirkstour in Reutte. Gemeinsam mit Bauernbunddirektor Peter Raggl und Bezirksbauernobmann Richard Wörle besuchte er Bauernfamilien im Bezirk, stand Medienvertretern Rede und Antwort und berichtete am Abend bei einer großen Frühjahrskonferenz den Bauern.

„Die Tierhaltung sichert die Entwicklung der Dörfer und Täler.“

FOTO: BAUERNZEITUNG

D

ie Berglandwirtschaft im Bezirk schal als schlecht darstellen“, so RiReutte ist sehr kleinstrukturiert chard Wörle. wie sonst nirgendwo. „Es gibt „Wir sind zunehmend mit dem Probei uns ca. 700 Betriebe, von denen 20 blem konfrontiert, dass die wenigen Prozent Biobetriebe sind. Derzeit haben Handelsketten, die sich den heimischen wir 305 Milchlieferanten, die durch- Lebensmittelmarkt aufteilen, zwar gerschnittlich 29.000 kg/Jahr liefern. Da- ne mit Tirol und Tirols Bauern werben, rüber hinaus gibt es in Reutte drei aber gleichzeitig den Endverbrauchern Kleinmolkereien, die ca. 8,9 Millionen das Märchen vom sprechenden Schwein Kilo Milch verarbeiten“, nennt Bezirks- und dem Rind mit Ganzjahresfreilauf bauernobmann Richard Wörle Zahlen auftischen“, ergänzt Bauernbunddirekzur Landwirtschaft in seinem Bezirk. tor Dr. Peter Raggl. „Schon seit längeWörle betonte den hohen Stellenwert rer Zeit beobachten wir, dass Konsuder Almwirtschaft im Außerfern. Im- menten durch diese realitätsfremden merhin wurden auf den 110 Almen im Werbemaßnahmen stark verunsichert Vorjahr an die 7500 Rinder aufgetrie- werden. Viele Menschen haben leider ben. „Bei uns haben die Rinder quasi keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft noch Familienanoder gar zu landwirtschluss. Ich kenne schaftlichen Nutztiekeinen Bauern, der ren. Auch in der Hausseinen Kühen und tierhaltung orten wir Kälbern keinen Naeine Zunahme an ,Vermen gibt. Durch die menschlichung‘ von Kombination von Tieren. Das beginnt Almwirtschaft und bei der Fütterung und Anbindehaltung ent- BAUERNBUNDPRÄSIDENT JAKOB AUER zieht sich hin bis zur steht für die Tiere ein Haltung – das tut weausgewogener Mix aus Bezug und Nähe der dem Tier gut noch dem Menschen“, zum Menschen und über 100 Weide- zeigt Raggl auf und er konkretisiert tagen im Jahr“, schildert Wörle den seine Bedenken: „Massentierhaltung Sachverhalt. Was dem jüngsten Be- aus dem Ausland, wo Kälber auf Beton zirksbauernobmann Tirols jedoch zu geboren werden und die Kuh nach denken gibt, ist deshalb die Debatte einem kurzen Hochleistungsleben auf zum Thema Anbindehaltung: „Wenn Beton wieder stirbt, wird als artgereches dem Tier nicht gut geht, geht es auch tere Halteform verkauft als unsere Auunseren Bauern nicht gut. Erfolg und ßerferner Sieben-Kuh-Betriebe, wo Wirtschaftlichkeit in der Landwirt- jedes Tier mindestens 100 Tage im Jahr schaft gehen nur einher mit dem Wohl- auf der Alm oder auf der Weide unterergehen der Tiere. Deswegen finde ich wegs ist.“ Raggl appelliert an die Veres sehr bedenklich, wenn aktuell Han- nunft der Konsumenten: „Jeder entdelsketten die Anbindehaltung pau- scheidet beim täglichen Einkauf, wel-

Der Mutterkuhbetrieb von Familie Triendl in Zöblen: (v. l.) LK-Präsident Ing. Josef Hechenberger, Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl, Bauernbundpräsident Jakob Auer, die Familie Triendl und Bezirksbauernobmann Richard Wörle mit seinem Bezirksbauernvorstand.

che Landwirtschaft er/sie will.“ Der Bauernbund setzt sich seit Jahren mit Aktionen wie „Heimisch Kaufen“ für regionale Lebensmittel ein. Und Wörle fügt hinzu: „Wir haben z. B. im Außerfern Kleinstmolkereien, die Milch verarbeiten und es gibt an die 100 Direktvermarkter, die beste bäuerliche Produkte verkaufen – an Möglichkeiten mangelt es nicht.“

Tragende Säule Viehwirtschaft Der Präsident des österreichischen Bauernbundes, Jakob Auer, hob die Bedeutung der Rinderhaltung hervor. „Die Viehwirtschaft ist eine tragende

ZAHLEN/FAKTEN Landwirtschaft Außerfern ■■ C a. 700 Betriebe (ca. 160 Almen/Gemeinschaftsweiden) ■■ 20 % BIO ■■ 100 Direktvermarkter ■■ 19 Betriebe Urlaub am Bauernhof ■■ 110 Almen ■■ 7492 Rinder im Sommer 2016 aufgetrieben ■■ 305 Milchlieferanten ■■ Durchschnittliche Milchlieferung 29.000 kg/Jahr Milchverarbeitende Betriebe: ■■ Käserei Biedermann: 1,8 Mio. kg ■■ Sennerei Sojer: 0,8 Mio. kg ■■ Molkerei Wildberg: 6,3 Mio. kg ■■ Gesamtlieferung: 8,9 Mio. kg ■■ Davon 1 Mio. kg Almmilch

Säule der Landwirtschaft und damit der „Taktgeber für die Entwicklung in den Dörfern und Tälern“. Umso wichtiger sei die jetzt fixierte Lösung im Tierschutzgesetz und die Rechtssicherheit für Rinderbauern. Denn Romantik und Idealismus sind zu wenig. Alleine durch höhere Produktpreise können die Bäuerinnen und Bauern die wichtigen Tierschutzmaßnahmen auch finanzieren. „Wenn die Bauern 20 Cent pro Liter mehr für den Milchpreis bekommen, dann können sich alle den Tierschutz bestellen, den sie sich wünschen“, so Auer. „Unsere kleinen bäuerlichen Betriebe können nicht allein von romantischer Werbung leben. Sie brauchen auch Produktpreise, von denen sie leben können.“ Interview mit Jakob Auer in einer der nächsten Ausgaben.


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