NR. 49 | 7. DEZEMBER 2017 | BauernZeitung
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Pflüger-WM: Silber für Steiner auf Grasland
FOTO: LANDJUGEND ÖSTERREICH/STEINER/HEIGL
Eigene Maschinenkosten kennen und optimieren
TECHNIK
Beim landtechnischen Kolloquium des ÖKL standen Ende November in Linz (OÖ) die Maschinenkosten im Blickfeld. Ein zeitloses Thema, das alle Betriebe betrifft und eine Schraube, an der jeder Landwirt selber drehen kann.
Österreichs WM-Teilnehmer Stefan Steiner (l.) und Hannes Heigl
THOMAS MURSCH-EDLMAYR
L
Mechanisierungsaufwand: 60 Euro/Hektar Unterschied Gerhard Gahleitner von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft erörterte den Aufwand und die Kosten der Mechanisierung an Hand von Buchführungsergebnissen. In Österreich werden je Traktor im Alleinbesitz der Betriebe durchschnittlich zehn Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche bewirtschaftet. Im europäischen Vergleich liegt man damit im unteren Bereich. Der EU-Durchschnitt beträgt 22 Hektar je Traktor. Am Beispiel spezialisierter Getreide-, Ölsaaten und Eiweißpflanzenbetriebe wurden deutliche Unterschiede im Mittel der Betriebsgröße ersichtlich. Während der zuordenbare Aufwand der Mechanisierung bei kleinen und mittleren Betrieben je Hektar nahezu ident ist (490 Euro pro Hektar), nimmt er bei größeren Betrieben (430 Euro pro Hektar) stark ab. Auf einzelbetrieblicher Ebene sei die Streuung noch um ein vielfaches höher. „Jeder Betriebsleiter sollte seinen Aufwand aus der Mechanisierung kennen. Hierfür sind entsprechende Aufzeichnungen notwendig“, betonte Gahleitner. Bei vorhandenen Maschinen und Geräten gilt es eine entsprechende Auslastung sicherzustellen. Als Beispiel nannte Gahleitner vor allem die überbetriebliche Zusammenarbeit. Zudem sollte vor anstehenden Neuanschaffungen überlegt werden, ob kostensparende Alternativen (zum Beispiel gemeinschaftliche Anschaffung oder Arbeitserledigung durch Dritte) verfügbar sind.
Bei Kaufentscheidung ist die Emotion problematisch Zu dem gleichen Fazit gelangte auch Gerald Biedermann von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Gleich zu Beginn betonte er: „Die wirklich teuren Maschinen sind oft die unscheinbaren. Sie sind wenig im Einsatz, brauchen viel Platz und verursachen dadurch hohe Kosten.“ In seinem Vortrag bezog er sich auf Zahlen des Projekts „Außenwirtschaft effizient gestalten“, bei dem zwei Jahre lang die Arbeitserledigungskosten von 170 Betrieben beim Getreideanbau ermittelt wurden. Schwerpunktmäßig ging es dabei vor allem um den Pflug: „Die Betriebsleiter mit den höheren Kosten pflügen im Schnitt 59 Prozent ihrer Ackerflächen, während die Betriebe mit den geringeren Kosten im
FOTO: AGRARFOTO.COM
andwirtschaftliche Betriebe sind heutzutage mehr denn je gefordert, ihre Kostenstruktur in Ordnung zu bringen. Die Maschinenkosten sind der zentrale Ansatzpunkt, um eine Optimierung vornehmen zu können. Vor allem in der Außenmechanisierung gibt es großen Spielraum. Nach Jahren sinkender landwirtschaftlicher Einkommen ist zuletzt eine Entspannung eingetreten. Die gewonnene Liquidität sollte dennoch überlegt investiert werden.
Durchschnitt nur 32 Prozent der Fläche pflügen", so Biedermann. Zudem sei bei den Ergebnissen ein enormer Unterschied zwischen der Bearbeitung von leichten oder schweren Böden augenscheinlich gewesen. In Bezug auf den Traktor betonte er, dass mit steigender Auslastung die Fixkosten klarerweise sinken. „Günstiger als mit fünf oder sechs Euro pro Stunde, kann man mit einem 100 PS Traktor aber nicht fahren. Wenn ein Traktor nur 200 Stunden pro Jahr im Einsatz ist, stellt sich schon die Frage, ob eine Neuanschaffung Sinn macht“, so der Experte. Roman Braun, Agrarbetreuer des Maschinenring OÖ., sieht vor allem die Emotion als größtes Problem bei Kaufentscheidungen: „Der neue Traktor hat grundsätzlich mehr PS als der alte. Der Effekt ist, dass dadurch auch die Nachfolgeinvestitionen teurer werden. Zudem sinkt die Auslastung auf Grund der Mehrleistung und die Fixkosten steigen."
„Übermechanisierung ist bequemer Luxus" Der freiberufliche landwirtschaftliche Unternehmensberater Friedrich Stute ist davon überzeugt, dass Landwirte nur geringe Kenntnis über die tatsächlichen Maschinenkosten haben: „Meistens werden nur die variablen Kosten gerechnet, frei nach dem Motto: Der Traktor ist doch so oder so am Betrieb“, berichtete Stute von seinen Erfahrungen. Der arbeitsbezogene Kraftstoffverbrauch sowie die maschinenbezogene Erfassung von Reparaturkosten seien hingegen nur wenig verbreitet. Um die Kosten zu optimieren, sollten bei der Maschinennutzung folgende Grundsätze berücksichtigt werden: ■■ Gebrauchtmaschinen sind nicht immer billiger als Neumaschinen. ■■ „Billige“ Maschinen sind nicht immer günstige Maschinen. ■■ Die Auslastung sollte optimiert werden, jedoch nicht an der obersten Grenze sein. ■■ Bei hoher Auslastung können Maschinen schneller ersetzt werden und der Betrieb kann am technischen Fortschritt teilnehmen. ■■ Die Absetzung für Abnutzung (AfA) und die Reparaturkosten haben den höchsten Einfluss auf die Kostenoptimierung.
Bezüglich der Nutzungsdauer gibt Stute folgende Formel aus: Eine Maschine sollte so lange genutzt werden, bis die Kosten der Nutzung für ein weiteres Jahr größer werden, als die Durchschnittskosten für eine Ersatzmaschine. Seinen Erfahrungswerten nach sind vor allem viele kleine Betriebe übermechanisiert: „Die Übermechanisierung ist bequemer Luxus.“
Ein sehr gutes Ergebnis erreichte Österreich bei der 64. Weltmeisterschaft im Pflügen, die am vergangenen Wochenende in Kenia über die Bühne ging. Der 24-jährige Beetpflüger Stefan Steiner aus Kematen an der Krems (OÖ) konnte die Silbermedaille auf Grasland erkämpfen und somit beweisen, dass die Alpenrepublik zu den Top-Pflügernationen der Welt zählt. In der Gesamtwertung erzielte er darüber hinaus den ausgezeichneten fünften Platz. Eine absolut respektable Leistung zeigte der bereits WM-er fa h rene Drehpflüger Hannes Heigl aus Ernsthofen (NÖ), der sich trotz schwierigster Bodenverhältnisse den 14.
Platz sichern konnte. Bester Beetpfüger wurde Gene Gruber aus den USA, bester Drehpflüger John Whelan aus Irland. Seit jeher gilt das Pflügen als Königsklasse unter den Agrarbewerben, ein Wettbewerb, der auch die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung mit seinem perfekten Zusammenspiel von Mensch und Technik in seinen Bann zieht. Insgesamt gilt Österreich als eine der Top-Pflügernationen der Welt. 1972 konnte die Alpenrepublik erstmals den Gesamtweltmeister stellen. Im Laufe der Jahre folgten 15 weitere Siege in der Gesamtwertung und zahlreiche Weltmeistertitel auf Stoppel- und Grasland.