NR. 27 | 6. JULI 2017 | BauernZeitung
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TECHNIK
Mähwerke im Sicherheitscheck Bei Arbeiten mit und an Mähwerken kommt es immer wieder zu Unfällen. Genauso vielfältig wie die Ursachen hierfür sind die Präventionsmaßnahmen. Neben dem Gerät und dessen Handhabung umfassen sie auch die Zugmaschine.
D
ie gesetzlichen Vorgaben zur sicherheitstechnischen Kon struktion des Mähwerks sind die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG sowie die Norm DIN EN ISO 4254-1/12. Aufkleber und Warnhinweise sind vorgesehen für: • CE-Kennzeichnung • Warnhinweise zu Gefährdungen bei Betriebs- und Servicearbeiten • Warnhinweise zu rotierenden Werkzeugen nach Abschalten des Antriebs • Warnhinweise zu wegfliegenden Teilen und Gegenständen • Warnhinweise zum Wechsel von Transport- in Arbeitsstellung • Warnhinweise zu Gefährdungen in Verbindung mit der Montage oder dem Besteigen der Maschine und der Hebeeinrichtungen.
Unfallursachen Das Institut für Landtechnik an der Universität für Bodenkultur hat Unfälle mit Mähwerken untersucht und technische Maßnahmen zu deren Vermeidung erarbeitet. Mit dem Mähwerk verunglücken vorwiegend die Betriebsleiter selbst, gefolgt von Ehepartnern, Eltern und Kindern des Betriebsführers. Die Unfälle ereignen sich vorwiegend auf dem Grundstück bei Mäharbeiten, im Hofgebäude und -bereich beim Abund Anhängen, Messerwechsel, Messerschleifen, Reinigen und Warten der Maschine. Die häufigsten Verletzungsarten und -folgen sind Wunden, Frakturen, Quetschungen, Amputationen, Zahnfrakturen, Bänderrisse und Mehrfachverletzungen. Praktisch alle Körperteile können von Verletzungen betroffen sein. Die typischen Unfallhergänge stellen der Zusammenstoß und der Überschlag mit der Maschine, das Erfasstwerden
von einem Gegenstand und der Sprung von der Maschine dar. Die Unfallursachen sind überwiegend maschinen- bzw. menschenbbedingt (z. B. Einbau des Messers, Einklemmen, Maschine kippt um, Ab- und Ausrutschen, beim Ausklappen Hängenbleiben, Tritt ins Messer) und umweltbedingt (steiles Gelände, Steinschlag). Den Verletzungsgrad verschärfende Faktoren sind fehlende Schutzabdeckungen für bewegliche Teile beim Ein- und Ausklappen, Restschärfe des auszutauschenden Messers sowie frisch geschliffene Messerklingen. Reflexartiges Loslassen beim Verspüren eines Schmerzes, abgenützte Messer sowie ein griffbereites Handy zum Auslösen eines Notrufs wirken entschärfend auf die Verletzungsschwere.
Zusammenstoß Zum Zusammenstoß mit der Maschine kommt es in den untersuchten Fällen durch Ab- und Ausrutschen beim Messerschleifen, beim Messerwechsel und bei der Wartung der Maschine sowie gernerell beim Einbau des Messers. Weitere Unfallursachen für den Zusammenstoß mit der Maschine sind das Einklemmen beim An- und Abhängen (siehe auch Infokasten) sowie beim Mähen und das Umkippen des Mähwerks beim An- und Anhängen sowie beim Messerwechsel. Der Zusammenstoß ergibt sich u. a. auch durch das Hängenbleiben beim Ausklappen des Mähwerks, Materialbruch sowie den Tritt ins Messer beim Mähen und Reinigen der Maschine.
Messerwechsel Zur besseren Vermeidung des Zusammenstoßes mit der Gebrauchtmaschine ist beim Messerklingenwechsel Vorsicht geboten. Die Anwendung der
FOTO: IKA
ASSOC. PROF. DR. ELISABETH QUENDLER, DIPL.-ING. KATHARINA TRIEB UND DR. ROBERT KOGLER UNIVERSITÄT FÜR BODENKULTUR
Schutzabdeckung, Abweisbügel und Haltegriffe sind wichtige Bestandteile der Mähwerksicherheitsausstattung.
richtigen Arbeitsweise sowie das Tragen von Arbeitshandschuhen mit integriertem Schnittschutz sollten beachtet werden. Bei Gebrauchtmaschinen mit Schnellwechselsystem ist bei Verschleißerscheinungen am Arbeitswerkzeug zum Wechseln von Messerklingen (Hebel) dieses auszutauschen. Bei gebrauchten Mähwerken ohne Schnellwechselsystem sind die Befestigungen (Schrauben samt Mutter) von Messerklingen bei Abnutzungserscheinungen zu tauschen, um dem Abrutschen mit dem Werkzeug beim Messer wechsel vorzubeugen. Bei Mähwerken mit Verschleißerscheinungen besteht (je nach Fabrikat) auch die Möglichkeit, die Mähscheiben auszutauschen. Bei Neumaschinen kommen verschiedene Systeme von Schnellwechselvorrichtungen zum Einsatz, wobei bei jedem System Vorsicht bei der Anwendung aufgrund der nicht vollständigen Fixiermöglichkeit des Arbeitswerkzeugs geboten ist.
Ein- und Ausklappen Zur besseren Vermeidung von Unfällen beim Aus- und Einklappen von
Bauteilen der gebrauchten Maschinen für die Arbeits- und Transportposition sind, neben Hinweisen zur Vorsicht bzw. sicheren Arbeitsweise, die Handhabung und das Tragen von Arbeitshandschuhen und die nachträgliche Montage von Handgriffen außerhalb von Quetsch- und Scherbereichen wirksam. Bei Neumaschinen werden normgerechte kombinierte Systeme (mechanisch und hydraulisch) für den Wechsel von Transport- in Arbeitsstellung verwendet.
Erfasstwerden Während des Mähens kann zu nahes Hantieren an der Maschine zum Erfasstwerden von der Maschine führen. Bei allen neuen Mähwerken sind bei den analysierten Fällen Abweisbügel oder feste vollständige Schutzeinrichtungen vollständig gegeben, um den Kontakt mit Schneidwerkzeugen, auch unbeabsichtigt, zu verhindern. Alle geprüften Maschinen haben eine Schutzeinrichtung (Schutztuch) gegen Wurfkörper. Die Befestigungen dieser Bitte umblättern
TIPPS ZU MÄHWERKEN Sichere Systeme zum An- und Abbau nutzen Gegen den Zusammenstoß mit der Maschine während des Anhängens wirken bei gebrauchten Maschinen das Nachrüsten von Unterlenker-Fanghaken und hydraulischen Oberlenkern (traktorseitig), damit das Kuppeln der Maschine an das Zugfahrzeug vom Traktorsitz aus erfolgen kann und nur für das Anschließen der Antriebs- und Steuerelemente zwischen Traktor und Mähwerk zu treten ist. Bei Neumaschinen bieten Maschinenhersteller verschiedene Systeme zum sicheren Anbau am Heck an. Automatische Anbausysteme bieten den höchstmöglichen Schutz beim Dreipunktanbau von Maschinen. Diese Systeme in unterschiedlichen Ausführungen (halbautomatisch/vollautomatisch) sind sehr kostspielig. Ein Anreiz-
system (Zuschuss) zum Kauf eines automatischen Anbausystems durch unterschiedliche Institutionen (SVB, Maschinenhersteller und -händler) kann entsprechend positive Effekte haben. Ein zukunftsträchtiger Lösungsansatz, um diese Unfälle beim An- und Abbau von Dreipunktmaschinen zu vermeiden, ist ein „Parksensor“ in Kombination mit einem Schnellkuppelsystem. Dieses steuert das Zugfahrzeug automatisch im richtigen Winkel an die Anbaumaschine, um Verklemmungen und Verspannungen zu vermeiden. Durch Kombination mit dem automatischen Anbausystem wird der Kuppelvorgang bequem vom Fahrersitz aus ermöglicht.