NR. 19 | 10.MAI 2018 | BauernZeitung
SEITE I
TECHNIK
Gründlichkeit trifft auf Esprit Für Interessenten, die vielerlei Funktionen des Cebis-Terminals nicht benötigen, sondern einen relativ einfach fahr- und einstellbaren Stufenlostraktor im mittleren Leistungssegment von Claas bevorzugen, ist die Variante CIS+ eine neue, interessante Option. Wir haben sie an dem Claas Arion 550 getestet, den wir dabei auch abseits von CIS+ gründlich auf den Zahn fühlen konnten.
S
chon ab 115 PS Nennleistung bringt Claas in der Arion 500-Modellreihe einen 4,5 Liter DPS-Motor mit zwei in Serie geschalteten Turboladern in Kombination mit dem hauseigenen Cmatic-Getriebe ins Spiel. Dank dieser Konfiguration zieht der Motor vom Standgas weg mit viel Drehmoment los, der Vierzylinder wirkt im Sieben-Tonnen-Traktor keineswegs träge oder lahm, im Gegenteil: In der getesteten, stärksten Vierzylinderversion mit 165 PS Maximalleistung strebt der Arion 550 äußerst beherzt zur optimalen Drehzahl für die jeweilige Arbeit. Da mit Einführung der neuen Abgasnorm ein 12,5 Liter AdBlue-Tank zu integrieren war, fasst der modifizierte Tank des im französischen Werk in Le Mans produzierten Modells nur mehr 169 Liter Diesel. In Österreich gehört deshalb der 47 Liter Zusatztank zur Standardausstattung. Der AdBlue-Verbrauch hält sich mit ca. zwei Prozent in Grenzen.
Wohlfühl-Kabine Sehr gut entkoppelt die serienmäßige (mechanische) Vierpunkt-Kabinenfederung die Kabine von der Bodengruppe, man fährt besonders vibrationsarm und leise, bei schwerer Zugbelastung dominiert das Arbeitsgeräusch des Stufenlosgetriebes, die Motorgeräusche sind exzellent gedämmt. Generell sind die seit unserem ersten Claas Arion-Test im Jahr 2015 erarbeiteten Detailänderungen in der relativ großen und breiten Kabine mit ordentlichem Platz für den Beifahrer fast durchgehend positiv zu bewerten – bis auf einige Ausnahmen wie den jüngst geänderten Aufstieg links: Er wurde
Pfl.Reg.Nr. 3271
Das LED-Scheinwerferpaket schafft eine sehr helle Ausleuchtung der Umgebung.
durch neu positionierte Kraftstofffilter verschmälert, um AdBlue-Abgasreinigungskomponenten unterzubringen; wobei die zugehörige Wasserabscheider-Sensorleitung in schwierigem Terrain von unten her durchaus gefährdet erscheint. Die mächtige, eher breit als lang gehaltene Motorhaube begünstigt den möglichen Lenkeinschlag durch eine Taillierung (wobei die Kotflügel ab der Geradeausstellung nicht zur Motorhaube mitschwenken), die Rundumsicht liegt „auf zeitgemäßem Mother Regulation-Niveau“. Leider wurde die Sicht schräg nach vorne gegenüber dem Vorgängermodell nicht wirklich verbessert: Nach wie vor schmälern die Wiederholbzw. Zusatzscheinwerfer „in Augenhöhe“ plus die grundsätzlich sehr guten, aber eben auch großen Rückspiegel den Blick auf Links- und Rechtskurven. Ein extra Lob wert ist das klimatisierte große Staufach unter dem gepolsterten und im Zulassungsschein eingetragenen Beifahrersitz, dessen Lehne vorgeklappt auch als Schreibunterlage taugt. Der Heckanbauraum wurde für mehr Anschlussmöglichkeiten adaptiert, wobei die Sicht auf die Unterlenker in Ordnung ist. Für den Blick auf die Anhängevorrichtung ist ein Spiegel links unten am Heckfenster angebracht. Dank neuer Motorhaube mit geänderter Luftführung und besserer Abdichtung gegen Kühlerverschmutzung wird die Motorabwärme an der Kabine weitgehend vorbeigeführt, was der Klimaanlage die Arbeit wesentlich erleichtert. Hinter dem rechten Aufstieg zur Kabine findet sich ein versperrbarer Seitenkasten für Batterie und Werkzeug, darüber, in einem Gehäuse gut geschützt, die Zentralelektronik. Die Lichtmaschine wurde auf 240 Ampere Leistung verstärkt, um den steigenden Strombedarf rund um den Traktor versorgen zu können. Die (maximal) 14 LED-Arbeitsscheinwerfer und vier LED-Fahrleuchten erhellen die Umgebung nächtens wirklich nahezu taghell. Das ist spitze – aber dazu ein Tipp: Nach dem Arbeitseinsatz empfiehlt es sich, derart starke Arbeitsscheinwerfer schon eine Weile vor Erreichen einer öffentlichen Straße abgestuft wegzuschalten, denn wenn von einer Sekunde auf die andere nur mehr das Halogen-Abblendlicht verbleibt, erscheint einem dieses, als ob man plötzlich von der Mittagssonne
FOTOS (3): KRÖNIGSBERGER
OTTO KRÖNIGSBERGER, LANDWIRT
Der Arion 550 mit 165 PS Maximalleistung und Stufenlosgetriebe zeigt sich bei der Arbeit erfreulich durchzugsstark.
direkt in ein abgedunkeltes Zimmer käme – die Augen brauchen einfach Zeit, sich auf S T VO -k on for me Leuchten umzustellen. Ebenso besteht bei Arbeiten mit voller Leuchtengalerie entlang von Straßen durchaus Gefahr, andere Verkehrsteilnehmer zu blenden.
System CIS+
WARTUNG/REPARATUR Deutsche Gründlichkeit Bei der Wartung ist Claas ein Musterbeispiel für deutsche Gründlichkeit, penibel sind umfangreiche Wartungsdaten in der Anleitung aufgelistet, mit Piktogrammen und Fotos unterstützt. Die Schmierintervalle für Hubwerke und Vorderachse liegen bei 50 Stunden, die Wechselintervalle, insbesondere für Filter, aber auch Öle, sind mit 500er-Schritten vorsichtig gewählt. Vom Kühlerpaket lassen sich alle Kühler einzeln vorklappen, vor den Kühlern hat Claas kein Sieb, sondern setzt rundum an der Motorhaube auf ein großzügiges engmaschiges Gitter. Für Extremeinsätze, z. B. Mulcher in der Fronthydraulik, empfiehlt Claas einen kostengünstig realisierbaren Umkehrlüfter, der bei Bedarf leichte Pflanzenteile oder Stroh vom Inneren der Motorhaube heraus wieder wegbläst. Zwar gab es während unseres Tests (Transportarbeiten, Leichtgrubber) einige Fehlermeldungen. Sie verschwanden allerdings allesamt spätestens nach Motorneustart. Ernsthaften mechanischen Defekt oder eine Fehlfunktion einer Komponente gab es keinen.
Als Anzeige diente im getesteten Arion 550 neben einem überarbeiteten Armaturenbrett das farbige CIS-Display an der rechten A-Säule. CIS steht dabei für „Claas Information System“. Das Display des Landmaschinenkonzerns mit Hauptsitz in Harsewinkel (D) ist mittels Dreh/ Drückschalter plus einer ESC („Escape“)-Taste rechts an der Lenksäule zu bedienen. Im Normalbetrieb zeigt es im oberen Bereich Informationen zu den Fahrbereichen und Zielgeschwindigkeiten, im mittleren zu Hydraulikventileinstellungen und Hubwerk und im unteren die Belegung der Funktionstasten. Rechts vom Fahrer befinden sich bei CIS+ relativ viele, auch im Dun-
keln gut erkennbare Tasten, Drehregler und Schalter, die zum Teil „nur“ der Sicherheit dienen – manch Praktiker formuliert dazu ab dem Modelljahr 2018 vielleicht den Seufzer: „Mother Regulation sei Dank…“. In Summe kommen so etwa 80 Bedienelemente für den Direktzugriff auf diverse Funktionen zusammen, auf die man jedoch mit ein wenig Übung erstaunlich treffsicher und überraschend effizient bei Tag und Nacht gezielt zugreift. Und letztlich verhindert die eine oder andere zu quittierende Sicherheitssperre irgendwann ja doch einen Flüchtigkeitsunfall.
Neue Vorderachse Für die Vorderachsfederung des Arion hat sich Claas von der bisherigen Einzelradaufhängung verabschiedet und unter der Bezeichnung „ProactivVorderachse mit Niveauausgleich“ eine Bitte umblättern >>
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Das CIS-Farbdisplay im Arion 550