Saison 03/10

Page 60

60 MAGAZIN SAISON

„Ich beneide Leute, die Sprache in Notentext umsetzen können, maßlos.“ ALOIS SCHÖPF

BERÜHMTE OPERNEINAKTER • Igor Strawinsky: The Rake’s Progress • Giacchomo Puccini: Gianni Schicchi • Béla Bartók: Herzog Blaubarts Burg • Leoš Janáček: Tagebuch eines Verschollenen Gustav Kuhn wird „Die Hochzeit“ voraussichtlich gemeinsam mit „Gianni Schicchi“ auch an anderen Orten aufführen.

INFO Ernst Ludwig Leitner, Alois Schöpf: Die Hochzeit (UA) Freitag, 30. Juli 2010, 20.00 Uhr Tiroler Festspiele Erl www.tiroler-festspiele.at

© GERHARD BERGER

Haben Sie bestimmte Vorstellungen davon, welche Melodie zu einem Text passt? Von der Melodie nicht, aber die Rhythmik denke ich immer mit – und daran hält sich Leitner, ohne dass ich ihn je dazu aufgefordert hätte. Die Taktart ist immer dem Sprachrhythmus angepasst und es gibt viele Rhythmuswechsel.

Alter Stoff – neues Kleid Bei den Tiroler Festspielen Erl dirigiert der künstlerische Leiter Gustav Kuhn die Uraufführung des Operneinakters „Die Hochzeit“ von Alois Schöpf und Ernst Ludwig Leitner. Esther Pirchner sprach mit dem Librettisten und SAISON-Kolumnisten Schöpf über sein drittes Opernprojekt.

S

AISON: Herr Schöpf, nach der „Sennenpuppe“ und „Hofers Nacht“ ist „Die Hochzeit“ Ihre dritte Oper, die zweite mit dem Komponisten Ernst Ludwig Leitner. Haben Sie das Metier des Musiktheaters für sich entdeckt? ALOIS SCHÖPF: Ich habe einfach viel Oper gehört, das kommt mir beim Schreiben zugute. Und es ist eine Freude, nach so langer Beschäftigung mit Musik auf diesem Gebiet selbst etwas zu machen. Aber natürlich hängt es auch von den Aufträgen ab. Es wäre ja sinnlos, eine Oper für die Schublade zu schreiben. Die Zusammenarbeit mit Ernst

Ludwig Leitner – auch mit Florian Bramböck, mit dem ich „Hofers Nacht“ gemacht habe – ist sehr unkompliziert. Wir haben einen ähnlichen Zugang zu Musik und Kunst, wir schätzen einander sehr, da muss nicht viel geredet werden. Worin unterscheidet sich das Schreiben eines Librettos von dem eines Prosatextes? Wenn ich für die Oper schreibe, singe ich die Texte innerlich mit. Leider fehlt mir die Fähigkeit, das, was ich denke, in Notentext umzusetzen, und ich beneide Leute, die das können, maßlos.

Wie „Die Sennenpuppe“ basiert auch „Die Hochzeit“ auf einer alten Sage. Was interessiert Sie daran? Hinter diesen alten Stoffen stehen nicht nur oft moderne Themen, sie haben auch eine ungebrochene Emotionalität. Bei der „Sennenpuppe“ ging es um das Begehren, bei der „Hochzeit“ geht es um die Frage: Verpasse ich das Leben, wenn ich nach dem Absoluten suche? Wie kann ich meine Rolle als Ehemann/ Ehefrau, als Familienvater/Mutter und so weiter wahrnehmen, wenn ich gleichzeitig Künstler oder Wissenschaftler bin? Das Beeindruckende an Leitners Komposition ist, dass auch sie Altes und Aktuelles in sich vereint. Er verarbeitet zum Beispiel BachChoräle und schaff t trotzdem heutige Musik. Er ist wirklich ein Fuchs! Das klingt danach, als würden Sie auch weiterhin gerne zusammenarbeiten. Ja, wir haben auch schon ein neues Projekt – Orpheus kehrt zurück –, aber dafür suchen wir noch einen Auftraggeber. Vielen Dank für das Gespräch.

×


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.