Saison Ausgabe 02 / 2011

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P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 02/11 | FRÜHLING 2011

IMAGEBILDEND Die neue Tirol-Kampagne: authentisch und unkonventionell


RIESEN SPIELPLAN 2011 KINDER IM RIESEN

Workshops für Kreative von 4 bis 12 Jahren

MUSIK IM RIESEN

Alljährliches Kammermusikfestival

FAMILIEN IM RIESEN

RIESENTOUR: ein funkelnder Streifzug durch die Wunderkammern für die ganze Familie

CLUBBING IM RIESEN

«WILD GLAMOUR» mit internationalen DJs

KULINARIUM IM RIESEN

Kulinarisches Angebot im CAFÉ-terra SOMMERTIPP: Picknicks im Park mit vielen Leckereien

WERKSTÄTTE IM RIESEN Für Kristallkünstler von 7 bis 99 Jahren

KUNST IM RIESEN

Aktuelle Sonderausstellung: «FAMOS» von den Blue Noses

Alle Informationen und Termine unter: www.kristallwelten.com/riesenspielplan

6112 Wattens, Austria Tel: +43 (0) 5224 51080


3 STICHWORT SAISON

SO NAH, SO FERN.

Etymologie

egen, werben, Verb., „werben, sich bew en“, mhd. such tätig sein, etwas zu erlangen egen, „bew V., en, werb (mittelhochdeutsch) sch) deut och (alth ahd. “, ühen drehen, bem , leben, werban, V., „sich drehen, bewegen rvan, V., hwe ) isch sich bemühen“, as (altsächs n“. „sich wenden, gehe

Anekdotisches

A

Aus: Köbler, Gerhard, Deutsches Etymologisches Wör terbuch, 1995

ls eines der ersten „Werbeplakate“ gilt eine Inschrift aus Pompeji, die zur Zeit Christus’ verfasst wurde: „Ex hinc viatorriens ante turii XII inibi. Sarinus Publii camponatur. Ut arires. Vale.“ (Wanderer, gehe von hier bis zum 12. Turm. Dort hält Sarinus eine Weinstube. Besuche dieselbe. Lebe wohl.)

© ALPENVEREIN-MUSEUM

Während einer Flugreise wurde der amerikanische Kaugummi-Produzent Philipp Wrigley von einem Journalisten gefragt: „Herr Wrigley, warum stellen Sie eigentlich Ihre aufwendige Werbung nicht ein? Alle Welt kauft bereits Ihre Kaugummis, Sie könnten ein Vermögen einsparen!“ Darauf Wrigley: „Wir haben schon seit geraumer Zeit unsere Flughöhe von 6000 Metern erreicht. Schlagen Sie wirklich vor, dass ich jetzt ins Cockpit gehe und den Piloten anweise, die Motoren abzuschalten, um Treibstoff zu sparen?“

Zahlen, bitte

Zitiert

Mehr als die Hälfte (51,5 % bzw. 13.023.507 Nächtigungen) der TirolUrlauber stammen aus Deutschland, 13,4 % aus den Niederlanden und bereits auf Platz drei liegen die Inlandsurlauber (1.747.265 Nächtigungen bzw. 6,9 %).

So nah, so fern

Wenig lässt die Nähe gelten, Tausend Reize hat die Ferne: Selbst die lichtesärmsten Welten, Wandelt sie – in helle Sterne. Theodor Fontane (1819-1898)

„Schreiben Sie niemals einen Werbetext, den Sie Ihre Familie nicht lesen lassen würden. Sie würden Ihrer eigenen Frau keine Lügen erzählen. Also erzählen Sie meiner Frau auch keine Lügen.“ David Ogilvy, Werbetexter (1911–1999)

Statistik Was glauben Sie, ist das Hauptproblem der Werbung heute? (Stand: Januar 2010)

40,3

zu viel

38,2

zu normal

Mag. Klaudia Wolf-Erharter, Psychotherapeutin

34,3

zu ineffizient

22,8

zu nervig

„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deutschen.“

13,7

20,2

zu unglaubwürdig

22,8

zu unpersönlich Anteil der Befragten in %

QUELLE: WEBGUERILLAS

zu resistent

„Urlaub ist ein Statussymbol. Man will dazugehören, zeigen, dass man sich das leisten kann.“

Dr. Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen


4 EDITORIAL SAISON

© TIROL WERBUNG/MONIKA HOEFLER

In Summe und grenzüberschreitend betrachtet ist der alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussierter Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innovations- und (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich abgedrängt worden.

Allgegenwärtig ist der gesellschaftliche Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem Gesundsheitsbewusstsein oder mehr Authentizität spiegelt.

Den Trend, der endlosen Beschleunigung und Perfektionierung entgegen zu treten, greift die Tirol Werbung auch mit ihrer neuen Kampagne konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne Make-up.


5 EDITORIAL

Das Gute, so nah

W

enn wir dieser Tage – angesichts erster wärmender Sonnenstrahlen und erblühender Natur – unserem Land mit offenen Augen begegnen, erinnern wir uns gerne an ein bekanntes Goethe-Zitat: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!“ Das dachten sich wohl auch viele Gäste aus aller Welt, die unser Land insbesondere in den Frühlings-, Sommerund Herbstmonaten besuchten. Vom Beginn unserer touristischen Pionierzeiten Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1980er Jahre lag der Sommertourismus in Tirol weit vor dem Winter. Dem Glück unserer tektonischen Verwerfungen zur unvergleichlich schönen, erhabenen Alpenlandschaft folgte das „Jahrhundertglück“ Wintertourismus, der sich spätestens Ende der 1980er Jahren als stärkere, weil exklusivere und umsatzintensivere Jahreshälfte manifestierte. Ergo wird seit mehr als 30 Jahren landesweit viel mehr ins „Snowbusiness“ investiert – mit beeindruckenden alljährlichen Erfolgen und dem international vielbeachteten Qualitätsresultat, nämlich Tirol als Wintersportland bis heute zum Allerbesten weltweit zu zählen.

Neuer alpiner Bergsommer.

Dürfen wir das auch im Sommerhalbjahr feststellen? Dank zahlreicher Spitzenbetriebe, vereinzelter starker Destinationsentwicklungen und einer nach wie vor sehr faszinierenden Bergnatur eher ja – immerhin liegt Tirol mit 17 Millionen Sommernächtigungen weit vor Salzburg und Kärnten auf Platz eins in Österreich; auch im Wettbewerb der besten Alpenregionen steht Tirol ganz vorne. Dennoch: In Summe und grenzüberschreitend betrachtet ist der alpine Bergsommer inklusive Tirol mangels fokussierter Qualitätsentwicklung, jahrzehntelanger Innovationsund (vergleichsweiser) Investitionsschwächen im internationalen Wettbewerb der Reiseziele ordentlich abgedrängt worden. Mit Verweis auf Wirtschaftstheorien, „normalen“ Sättigungsphasen im sogenannten Produkt-Lebenszyklus, gepaart mit dem dynamischen und zigfach angewachsenen globalen Wettbewerb mit tausenden neuen Anbietern, könnten wir diese Entwicklung einfach zur Kenntnis nehmen. Viele Branchen sind in solchen „Ermüdungsphasen“ sehr oft sang- und klanglos untergegangen. Wenn wir dieser Tage aber zum ersten Mal Richtung Sommersaison durch die Wälder laufen, müde

aber glücklich die erste Wanderung bzw. die erste Radltour genießen – dann wissen wir, dass im neuen alpinen Bergsommer viel mehr steckt, als bisher erreicht.

Wertewandel. Allgegenwärtig ist der gesellschaftliche Wertewandel nach den Wirtschaftskrisen, der sich in der Sehnsucht nach Naturerlebnissen, steigendem Gesundsheitsbewusstsein oder mehr Authentizität spiegelt. Was braucht es, um dem alpinen Sommerhalbjahr wieder zu neuen Höhenflügen zu verhelfen? Erstens mutige unternehmerische Investitionen in zeitgemäße neue „Bergsommer“-Angebotsgestaltungen, ebenso in regionale Infrastrukturen sowie Erlebnisprogramme, die unsere Alpenwelt hochwertig in Szene setzen, und bekannt erstklassige Dienstleistungen in einer Atmosphäre guter Gastfreundschaft „Marke Tirol“. Eine komplexe, aber wichtige Herausforderung bleibt die profiliertere Weiterentwicklung unserer Urlaubsregionen rund um ihre machtvolle Bergwelt mit unvergleichlicher Kulturlandschaft in Richtung der Sehnsuchtsbilder unserer Wohlstandsgesellschaft voll neuer Lust auf Typisches, Ursprüngliches, Gesundes und nachhaltigen Lebensstil. Konkret gesucht werden im Tiroler Bergsommer unverwechselbare Wander- & Naturerlebnisse, qualitätsvoller Genuss von Kultur & Kulinarium, spielerische Familienberge, herausfordernde Sportparadiese und erfolgreiche Treffpunkte für Wirtschafts- & Wissenschaftseliten. Dieser dauerhafte Prozess der alpinen Erneuerung wird nur dort besser gelingen, wo die wesentlichen regionalen Entscheidungsträger und Leitbetriebe die Trends rechtzeitig erkennen und mehrheitlich am selben Seil in dieselbe Richtung ziehen. Den Trend, der endlosen Beschleunigung und Perfektionierung entgegen zu treten, greift die Tirol Werbung übrigens auch mit ihrer neuen Kampagne konsequent auf und zeigt Sommerbilder, die zurück zum Wesentlichen führen. Natur ungeschminkt, ohne Make-up. Diesen radikalen Zugang spürt der Betrachter ebenso wie die Kraft unseres Landes, das keiner künstlichen Bildbearbeitung bedarf. Tirol hat sich diese hochwertigste, weil glaubwürdigste Werbung verdient. Wer sich an diesen schönen Frühlingstagen in unserem wundervollen Land im Gebirg bewegt, erfährt Tirol in komplexen, oft auch exotischen Facetten. Tirol – so nah, so fern. Das begeistert immer öfter uns selbst, aber auch unsere Gäste – aus nah und fern! ×

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG


werbung

Gipfelstürmer, aufgepasst! Sportlich und aktiv, familiär und gesellig, naturverbunden und relaxt – ein Tag auf dem Gipfel ist immer spannend! Denn die 17 Tiroler Sommerbahnen können weit mehr als nur auf den Berg fahren.

D

er Sommer in den Bergen ist mindestens genauso aufregend wie der Winter – dafür sorgen die Tiroler Sommerbahnen: (Angehende) Actionhelden, große und kleine Familien und Ruhesuchende kommen auf den Gipfeln der Sommerbahnen auf ihre Kosten. Den Blick auf die faszinierende Tiroler Bergwelt gibt es als Bonus.

Paradies für Bergfexe Die 17 Tiroler Sommerbahnen haben sich das Gütesiegel „ausgezeichnete österreichische Sommerbahn“ hart verdient. „Durch dieses Gütesiegel ist eine gleichbleibend hohe Qualität garantiert“, erklärt Josef Margreiter, Chef der Tirol Werbung. Hohe Investitionen, großer Aufwand und viel Kreativität stecken in den 17 Sommerbahnen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen! Mutige stürzen sich bei den Bergbahnen Serfaus den Berg hinunter – mit dem Serfauser Sauser rast man mit 65 Sachen ins Tal! –, ebenso abenteuerlich geht’s im Sommerfunpark FissLadis zu: Die Sommerrodelbahn macht nicht nur den Kleinen Spaß! Erholungssuchende genießen den Blick von der Innsbrucker Nordkette, Kinder werden die Spielstationen im Hexenwasser Hochsöll lieben! Wer am liebsten alle vier Jahreszeiten gleichzeitig haben möchte, findet auf

dem Hintertuxer Gletscher die passende Herausforderung. Romantisch ist’s am Filzalmsee, zu erreichen mit den Bergbahnen Brixen im Thale.

Unvergessliches für die Kleinen Ein Familien-Paradies haben die Bergbahnen Scheffau mit ihrem KaiserWald geschaffen, auch Ellmis Zauberwelt Ellmau wird die kleinen Bergfexe begeistern – und ist einfach mit den Ellmauer Bergbahnen zu erreichen. Natur pur bieten die Bergbahnen Fieberbrunn und die Tiroler Zugspitzbahn mit ihrem 4-Länder-Fernblick. Faszinierende Aussichten verspricht auch die Gipfelplattform „Top of Tyrol“, auf die die Stubaier Gletscherbahnen entführen. Wanderfans genießen rund um die Bergstation der Rofan Seilbahn Natur pur mit seltenen Pflanzen und scheuen Tieren, Action und Erholung bieten der Ahorn und der Penken, die mit den Mayrhofner Bergbahnen erreicht werden.

Natur pur Mehr Natur gefällig? Rauschende Bäche und glasklare Luft hat Osttirol zu bieten – die Lienzer Bergbahnen bringen Sonnenhungrige in Windeseile zur Sonnenlounge mit der unvergesslichen Aussicht auf die Dolomiten und den Lienzer Talboden. Kletterfreudige Familien

lieben den Zillertaler Kinderklettergarten – zu erreichen mit der Spieljochbahn. Die Alpbachtaler Bergbahnen bringen Wanderer zu schönsten Naturjuwelen, die Kleinen sind im Lauserland und in Juppis Zauberwald gern gesehene Gäste. Bei den Bergbahnen Westendorf erschließt sich mitten auf der Choralpe das Alpinolino, ein Entdeckerparadies.

Die 17 Sommerbahnen Bergbahnen Serfaus, Bergbahnen FissLadis, Innsbrucker Nordkettenbahnen, Hexenwasser Hochsöll, Hintertuxer Gletscher, Bergbahnen Brixen im Thale, Bergbahnen Scheffau, Lienzer Bergbahnen, Bergbahnen Ellmau-Going, Bergbahnen Fieberbrunn, Tiroler Zugspitzbahn, Stubaier Gletscherbahn, Rofan Seilbahn, Mayrhofner Bergbahnen, Fügen – Bergbahn Spieljoch, Alpbachtaler Bergbahnen, Bergbahnen Westendorf www.sommerbahnen.tirol.at


7 INHALT SAISON

ALTBISCHOF STECHER IM INTERVIEW

20 46

SO WERBEN DIE NACHBARN

AUS DER ÄRA DER FRÖHLICHEN ZECHER

16 8

© GERHARD BERGER (3), GRAUBÜNDEN, TIROL WERBUNG/MONIKA HOEFLER, RICHARD HAUGHTON

DIE NEUE KAMPAGNE

FAMILIENBANDE

MUSIK ALS KOMMUNIKATIVE KRAFT

40 12

SEIN STATT SCHEIN

44 THEMA: SO NAH, SO FERN. 8 12

Die neue Kampagne Die Tirol Werbung hat sich bei der neuen Imagekampagne für ein innovatives Konzept entschieden. Sein statt Schein Glaubwürdigkeit spielt in der Werbung eine entscheidende Rolle – auch bei der Mundpropaganda.

16

„Das Bebauen muss behutsam sein“ Heimat und Tourismus: Altbischof Reinhold Stecher im Interview

20

So werben die Nachbarn Wie inszenieren andere theALPSPartner ihre Region?

24

Ein Rucksack voller Erwartungen Warum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind.

26

Nahe Bergluft Die Stärke des Standorts: Tirols Nähe zu wichtigen touristischen Märkten

38

Green Meetings Die Nachfrage nach ökologisch und sozial korrekten Kongressen steigt.

40

Familienbande 2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl – dank der Familie Scheiber.

44

Musik als kommunikative Kraft Ein Gespräch mit dem Komponisten Thomas Larcher, Leiter des Festivals „Musik im Riesen“

46

Aus der Ära der fröhlichen Zecher „Trinkfest“ auf Schloss Ambras

49

Kommentare

50

Nachgefragt

MAGAZIN 32

Gipfeltreffen der alpinen Touristiker Von 5. bis 7. Juni 2011 treffen sich bei „theALPS“ alpine Top-Touristiker und internationale Einkäufer.

34

Mit Geschichten begeistern Das Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen des „Storytellings“.

36

Schwanger im Hotel Auch in Tirol entdecken Hoteliers schwangere Gäste als Zielgruppe.

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 2/2011 (63. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Julia Brugger, Mag. Nina Heizer, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografik.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten


8 SO NAH, SO FERN. SAISON

So nah, so fern. Die Tirol Werbung präsentiert ihre neue Kampagne. Ein Philosoph, sieben Landschaftsfotografen und künstlerische Freiheit brachten ein innovatives Konzept hervor. VON JULIA BRUGGER

E

ndlich. Der endlosen Beschleunigung und Perfektionierung tritt die neue Kampagne der Tirol Werbung wohltuend entschleunigend und ungeschönt entgegen. Damit versucht sie wieder einmal unter die Avantgarde der Tourismuswerber zu gelangen. Knallige Farben und aufpolierte, montierte Bilder lassen den Betrachter heute ebenso kalt wie schreiende Botschaften in einer lauten Welt. Es ist Zeit für etwas gänzlich Neues. Josef Margreiter und sein Team ließen sich auf einen spannenden Prozess ein. Diesen Sommer werden die Sujets in Österreich und Deutschland zu sehen sein.

Zurück zum Wesentlichen. Dem

© TIROL WERBUNG

Philosophen und Werber Wolfgang Scheppe gelang es, der Tirol Werbung eine neue Sprache zu geben. Eine Sprache, die

rig wie erfolgreich. Es gab keine genaue Anweisung, der Weg entstand im Gehen. Immer wieder wurden Pausen eingelegt, in denen überlegt und diskutiert wurde. Das Künstlerteam um Kurator Wolfgang Scheppe tauschte sich mit den Werbern aus. Lange Gespräche, Zuhören, Konflikte zulassen und lösen – dieser Prozess forderte alle. Und heute sind die Verantwortlichen der Tirol Werbung stolz auf das Ergebnis. Sowohl auf die Bilder, die sie für die neuen Sujets ausgewählt haben, als auch auf die Fotos, die in einer Ausstellung durch Österreich und Deutschland wandern und die kunstvoll in einem Bildband gesammelt sind. Alle drei Teile sind Bestandteil der neuen Kampagne, die auf www.sightseeing-tirol.at präsentiert wird.

So nah, so fern. „Bergsommer in Tirol = So nah, so fern“ lautet der Slogan der

Augen liegt. Er beinhaltet damit die Abkehr von „Schneller, höher, weiter“. Die Botschaft ist schon älter. Auch Goethe meinte zu seiner Zeit: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“ Die neue Kampagne der Tirol Werbung schlägt diesen Weg ein. „Spritpreise und Flugreisen machen Reisen teurer. Das heißt aber nicht, dass man auf Erholung und Ruhe verzichten muss“, führt Margreiter eine weitere Botschaft des Slogans an. Getrieben von Sehnsucht suchen schließlich alle im Urlaub dasselbe: Abschalten vom Alltag. Und dazu muss man in der Tat nicht immer allzu weit reisen. „Jeder potenzielle Gast hat ein Bild von Tirol im Kopf. Da ist die Geierwally, die Dramatik in den Bergen, saftige Kräuter oder gesunde Kühe“, erklärt Margreiter. Auf Grund der Werbung sind all diese Bilder im Kopf sehr viel kräftiger als das, was

„Die neue Kampagne Sight-_Seeing der Tirol Werbung ist mutig und innovativ. Mit dieser Kampagne stellen wir unser Land auf eine noch nicht da gewesene Weise ins Schaufenster, indem wir die Bildsprache in der Tourismuswerbung neu interpretieren. Tirol präsentiert sich echt, ungeschminkt und authentisch. Die Tirol Werbung wird damit ihrer Rolle als Vorreiter in der Tourismuswerbung einmal mehr gerecht.“ CLAUDIA KNAB, MARKENMANAGERIN DER TIROL WERBUNG

zurückkehrt zum Wesentlichen. Sie schaltet all das Unnatürliche und Aufgesetzte aus. „Ich glaube nämlich, dass nur ein von manipulativen Absichten freies Bildwissen ein Verlangen nach der Fremde wecken kann, das der Überprüfung durch die eigene Erfahrung standhält." Der Prozess zwischen Werbern und Fotografen verlief ebenso langwie-

neuen Kampagne. „Wir konkurrieren mit Ferndestinationen. Wir möchten dem Kunden mit den Sujets bewusst machen, dass er nicht 12 oder 24 Stunden fliegen muss, um Natur und Ruhe zu finden“, so Tirols Werber Josef Margreiter. Der scheinbare Widerspruch des Slogans greift einen Zeitgeist auf: kurze Wege und die Besinnung auf das, was vor

wir in der Realität sehen. „Das ist o. k. Denn der Mensch kompensiert die Differenz mit dem, was er erlebt.“ Deshalb also die Inszenierung und teilweise Überinszenierung im Tourismus? In der Tirol Werbung wird jedenfalls erst einmal ruhiger getreten. Die Erholung spiegelt sich in der Ruhe und Natürlichkeit der Bilder wider. Auch in der Knappheit des Slogans.


9

BESTANDTEILE DER KAMPAGNE „SO NAH, SO FERN.“ Bergsommer in Tirol =

So nah, so fern.

• 36 Fotos der Landschaftsfotografen werden collage-artig zu Sujets verarbeitet. Der Schriftzug „So nah, so fern.“ liegt als knappe und klare Aussage über dem Bild. Die Botschaft regt zum Nachdenken an. • Die Ausstellung „Sight-_Seeing“, die bis 19. März in der Galerie FO.KU.S ausgestellt war, wandert durch vier Städte in Deutschland (Berlin, München) und Österreich. Am 28. April wird die Ausstellung im Künstlerhaus in Wien eröffnet. • Plakate und Inserate mit den Sujets folgen diesen Sommer.

SCHLAGWORTE ZUR NEUEN KAMPAGNE • Sachlich • Realitätsnah • Freier, kreativer Entstehungsprozess • Neuer Zugang • Trendwende • Wenig bis keine Bildbearbeitung • Einfach • Anders

„INTELLECTUALS“ ALS VORREITER

* Im letzten Sommer schickte die Tirol Werbung sieben internationale Landschaftsfotografen auf die Reise. Das war riskant, weil zeitgenössische Fotografie anders sieht, als das Werbebild. Am Ende aber erschloß „Sight-Seeing“ einen neuen Zugang zum Sehen des Landes im Gebirge.

www.sight-seeing.tirol.at

photos by Andrew Phelps, Monika Höfler

35_11 Inserat Flughafen Magazin.indd 3

10.03.11 09:55

Was die oberen 10.000 haben, wollen die unteren Milliarden ebenso. Das wiederholt sich in der Geschichte immer wieder aufs Neue. Ob Kaffee, Zucker oder Autos, das Kulturgut der Oberschicht sinkt automatisch – in meist etwas veränderter Form und Qualität – in die unteren Schichten ab. Diesen Mechanismus macht sich die Tirol Werbung zu Nutze. „Unsere Zielgruppe sind die Intellectuals und Modern Performer“, so Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements in der Tirol Werbung. „Der Wunsch nach Bergen und nach Bewegung in unberührter Natur ist bei dieser Gruppe am stärksten ausgeprägt.“ Und der Mainstream orientiert sich bekannterweise an den Trendsettern.

© SCHEPPE

DER WERBER UND PHILOSOPH „Mich hat die Frage bewegt, ob eine von Neugier und Reiselust getriebene wörtliche Rede des Bildes, wie sie die zeitgenössische Fotografie unternimmt, eine Bereitschaft zur Kenntnisnahme auch von Schönheit und Raumgefühl aufbringen kann, die dem Wahrnehmungsangebot der Tourismuswerbung mit seinen Fiktionalisierungen eine Alternative bietet“, erklärt der Philosoph, Werber und Kurator Wolfgang Scheppe.

GEWINNSPIEL SAISON verlost zehn Exemplare des zur Ausstellung erschienenen Bildbandes „Sight-_Seeing“. Einsendungen bis 30. April an: office@zielgruppenverlag.at oder per Post an: target group publishing gmbh Karl-Kapferer-Straße 5 6020 Innsbruck Kennwort: „Sight-_Seeing“


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Bilder einer Ausstellung. Die im Rahmen von „Sight-_Seeing“ entstandenen Fotografien zeichnen ein realistisches Bild von Tirol.

Trends setzen.

„Unsere letzte Kampagne ‚Augenblicke für immer’ orientierte sich an der Modewelt. Die polierten Bilder erzeugten eine stark überhöhte Wirkung“, erklärt Margreiter. Nachdem die Österreich-, Salzburg- und Südtirol-Werbung ebenso auf den Zug der starken Bildbearbeitung aufgesprungen sind, ist es für einen Trendsetter ein Muss, das Gegenteil zu propagieren.

Die neue Sachlichkeit.

Und doch schlägt die Tirol Werbung diesmal einen gänzlich anderen Weg ein. Denn in der Werbewelt ist nichts zufällig. Alles wird geplant, gebrieft, gecastet. Diesmal folgte man einem unkonventionellen und erfolgversprechenden Weg. Professor

Scheppe und sein Team überzeugten. Kein Briefing, kein Casting, keine Models, keine Picknick-Decke, die kurz vor dem Klick der Kamera noch einmal zurechtgezupft wird. Alles wird aufgenommen, wie es ist. Orte, Menschen, Farben, Formen. Sie werden unverändert zum Motiv. Die neue Sachlichkeit ist wieder da. Die Fotografen hatten drei Monate alle Freiheit, in ganz Tirol ihre Motive zu suchen. Und sie wurden fündig. „Im Oktober sahen wir das Ergebnis. Wir waren überrascht, was für gute Bilder rausgekommen sind“, meint Margreiter. „Es waren auch Klischeebilder dabei. Das zeigt uns, wie schön Tirol ohne jegliches Zutun ist.“ Aus einem großen Pool von Fotos wählte die Tirol Werbung schließlich

36 Bilder aus. Ihre einfache und doch kunstvolle Bildsprache bringt den Erholungswert von Tirol ins Bewusstsein. Den Erholungswert der Berge, Täler, Dörfer und Seen. Die Natur wird zum Werbeprodukt. Sie braucht kein Make-up. Sie ist Erholung. Die Menschen im Bild sind wie zufällig eingefangen – und das sind sie auch. Die Geschichte soll mehrdimensional werden. Deshalb sind zwei bis drei Bilder collage-artig angeordnet. Die Wort-Bild-Komposition bleibt klassisch: Das Bild erzählt die Geschichte. Die Worte untermalen, doch regen sie gleichzeitig auch an, innezuhalten und zu überlegen. So nah, so fern? Was heißt das eigentlich? Ein weiterer Zeitgeist wird damit angesprochen: innehalten. ×

JOSEF MARGREITER ÜBER TIROL UND WERBUNG Tirol ist für mich ... „... Heimat, Kindheitserinnerungen, Geborgenheit, Spielplatz und vor allem auch Sehnsuchtsort. Andererseits ist es nicht richtig, Tirol auf einzelne Klischees zu reduzieren.“ Werbung ist für mich ... „... Kommunikation und vor allem auch Dialog. Werbung, die nur in eine Richtung geht, funktioniert nicht. Wir wollen Geschichten erzählen, die ankommen und inspirieren. Die Lust machen, Tirol zu besuchen.“

Tirol Werbung ist für mich ... „... eine Herausforderung, eine Liebe und vor allem auch Begeisterung für das eigene Land.“

Die neue Kampagne der Tirol Werbung ...

„... erzählt Urlaubsgeschichten. Sie entführt den Betrachter zu einem ungeschönten Sehnsuchtsort. Mit dieser Kampagne beschreiten wir neue Wege: Die Fotos der Landschaftsfotografen werden unter dem Moto „Sight-_Seeing“ zeitgleich mit den Bildsujets „So nah, so fern“ in verschiedenen Städten in Deutschland und Österreich ausgestellt werden. Wir haben uns damit entschieden, neue unkonventionelle Wege der Markenkommunikation einzuschlagen.“


© TIROL WERBUNG/ANDREW PHELBS (2), MONIKA HOEFLER (2), MICHAEL DANNER

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12 So nah, so fern. saison

Sein statt Schein Je glaubwürdiger eine Werbekampagne ist, umso mehr Wirkung zeigt sie. Auch bei viralem Marketing und Mundpropaganda-Marketing steht Authentizität im Vordergrund. V o n S y lv i a A i n e t t e r

W

erbung ist überall. Die Werbedichte war noch nie so hoch wie heute. Der Konsument scheint jedoch keine Lust mehr auf die Dauerberieselung zu haben: Er ignoriert Plakatwände, klickt Banner grundsätzlich nicht an und in den Fernsehwerbepausen verschwindet er aufs stille Örtchen. Vor Kaufentscheidungen befragt er lieber seine Freunde und vertraut ihren Empfehlungen statt geschönten Werbebotschaften. Glaubwürdige Marketingkonzepte sind gefragt – auch im Tourismus.

Mundpropaganda als Chance. Eines dieser Konzepte trägt den Namen „Virales Marketing“. Was gefährlich klingt, ist nichts anderes als eine Werbestrategie, die sich das Mitteilungsbedürfnis der Konsumenten zunutze macht. Wer könnte eine Werbebotschaft glaubhafter

verbreiten als der Kunde? Er wird so zum Werber – innerhalb seines sozialen Umfelds. Social Media und Web 2.0. machen es möglich, den Erfolg der Aktionen zu messen – und erhöhen außerdem noch die Reichweite. Mit gezielten Aktionen werden Konsumenten dazu gebracht, ein Produkt oder auch eine Destination weiterzuempfehlen bzw. Imagespots, Aktionen und Gewinnspiele zu verbreiten. „Mundpropaganda-Sender werden als neutrale Personen wahrgenommen. Sie haben keinen finanziellen Vorteil durch ihre Empfehlung. Dazu kommt, dass sich mündliche Empfehlungen persönlich auf den Empfänger einstellen. Was bei anderen Werbekanälen wie Fernsehen oder Radio nicht der Fall ist“, erklärt Martin Oetting, Gesellschafter und Leiter der Forschungsabteilung der Agentur trnd, die sich auf Mundpropaganda-Marketing (Word-of-Mouth-Marketing) spezialisiert

hat. Authentizität und Glaubwürdigkeit stehen bei den ungewöhnlichen Werbekonzepten an erster Stelle und genau das ist der Schlüssel zum Erfolg.

Der Kunde als Werbeträger. Konkret funktioniert das so: Trnd verfügt über ein großes Netzwerk. Aus diesem werden – je nach Produkt – Menschen mit passenden Interessen ausgewählt. So kommen bei einem Fertiggericht beispielsweise Konsumenten infrage, die gerne kochen und sich für Lebensmittel interessieren. Diesen werden Informationsmaterial und Produktproben zur Verfügung gestellt – mit der Aufforderung, ihre Erfahrungen auch ihren Freunden und Bekannten zu erzählen und eventuell auch in ihren Weblogs oder auf Bewertungsplattformen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Diese Testpersonen haben einen VIP-Status inne – denn nur wenn sie sich ernst genommen fühlen,


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© MaRTin oETTinG

„Über jedes Produkt, über das Leute zu reden bereit sind, gibt es Mundpropaganda.“ MaRTin oETTinG, GEsELLsCHaFTER UnD FoRsCHUnGsLEiTER BEi TRnD

entsteht Mundpropaganda. auch Kritik am Produkt wird von den Firmen verwertet – sie fließt in die Qualitätsverbesserung ein. „Word-of-Mouth-Marketing bedeutet, bewusst mit Mundpropaganda zu arbeiten. Mundpropaganda sollte nicht als Zufall oder Glückssache gesehen, sondern muss als eigene aufgabe des Marketings wahrgenommen werden. Es ist auch entscheidend zu wissen, was über das Unternehmen oder ein Produkt gesprochen wird“, sagt oetting. Doch lässt sich dieses Konzept auch auf den Tourismus umlegen? „Über jedes Produkt, über das Leute zu reden bereit sind, gibt es Mundpropaganda. Die Bereitschaft hängt ab von der Häufigkeit der Gesprächsanlässe“, erklärt oetting. in der Hotellerie biete es sich geradezu an, die Gäste aktiv dazu aufzufordern, das Hotel nicht nur den Freunden weiterzuempfehlen, sondern auch auf einer der internetbewertungsplattformen (siehe Kasten) zu bewerten oder auf ihrer Facebook-seite zu empfehlen.

Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.

Für wirkungsvolle Werbung braucht es authentische Kommunikation. Mit Gästen in unmittelbaren Kontakt zu treten, Fehler einzugestehen und auf Kritik zu reagieren, gehört dazu. auf den Bewertungsplattformen im internet ist die allgemeine stimmung der Gäste gut erkennbar. negative Kritik kann für Qualitätsverbesserungen genutzt werden – wer diese kommuniziert, hat doppelt gewonnen. Glaubwürdigkeit entsteht erst, wenn man Kritik zulässt.

Offline oder online. offline-Mundpropaganda gilt im Wesentlichen zwar als wirkungsvoller als Mundpropaganda übers internet. aus einer studie von trnd geht auch hervor, dass social-Web-Plattformen wie Facebook, Twitter & Co. als Umgebung für Mundpropaganda relativ unwichtig seien. aber eben nur relativ. „Die Verbreitung von Mundpropaganda übers internet ist abhängig von der Produktkategorie. Gerade im Tourismus spielt das internet eine große Rolle, weil viele

ZUR PERSON Dr. Martin oetting ist Gesellschafter und Forschungsleiter bei der trnd aG, dem ersten und größten europäischen Word-of-Mouth-Marketingnetzwerk. Er gilt als autorität für social Media, virales Marketing und Mundpropaganda und hat im sommer 2009 neben seiner Tätigkeit bei trnd seine Doktorarbeit zu Word-ofMouth-Marketing abgeschlossen.

Gäste sich vor der Buchung im internet erkundigen“, sagt oetting. Mehrere Umfragen geben ihm Recht: Laut einer studie des Marktforschers Consline holen 25,4 Prozent vor größeren anschaffungen informationen im internet ein. Genutzt werden Produktbewertungsportale, Foren und Blogs. Weitere 25 % vertrauen auf Testmagazine und 19,5 % auf Freunde und Bekannte (Mehrfachantworten möglich). Die Reiseplanung bzw. -entscheidung ähnelt diesem Muster: Der aDaC hat für seinen Reisemonitor 2010 erhoben, dass Konsumenten bei der ersten ideensammlung für ihre Reise dem internet (28,6 %) und Freunden (28,2 %) vertrauen. auch bei der konkreten Reisevorbereitung liegt das internet (30,2 %) vorne, der Freundeskreis spielt keine so große Rolle mehr (9,6 %). stattdessen lassen sich die Befragten lieber im Reisebüro beraten (25,9 %) oder lesen Reisekataloge (24,9 %) und Reiseführer (31,5 %). Mehr als jeder Vierte ist also bei der Wahl seiner Urlaubsdestination bzw. der


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„Das stärkste Element in der Werbung ist die Wahrheit.“ WiLLiaM BERnBaCH, aMERiKanisCHER WERBEFaCHMann, 1911-1982

Wahl seines Hotel beeinflusst von den zahlreichen Bewertungen im internet – und wird kaum ein Hotel wählen, das schlechte Bewertungen hat. aber noch viel weniger wird er eines aussuchen, das gar nicht vorkommt. auch social Media biete zahlreiche kostengünstige Marketingmöglichkeiten für den Tourismus: „nur ein FacebookProfil anzulegen, ist zu wenig. aber Facebook ermöglicht es, mit den Gästen in ein Gespräch zu kommen und sie mitreden zu lassen. Ein Hotel baut einen neuen Wellness-Bereich? Eine gute Gelegenheit, um die Gäste zu fragen, was sie sich wünschen!“, gibt oetting anregungen. Die eifrigsten ideengeber könnte der Hotelier dann zu einem Vorab-Test einladen – spätestens dann ist ihm positive Mundpropaganda sicher.

Negative Mundpropaganda. Manche Touristiker fürchten sich vor negativer Mundpropaganda, wenn sie aktiv fordern,

dass über ihr Unternehmen gesprochen wird. „negative Mundpropaganda hat man auch, wenn man nicht damit arbeitet, denn sie entsteht ja nicht durch das Word-ofMouth-Marketing. Wesentlich ist, dass man Kritik zur Qualitätsverbesserung einsetzt“, erklärt oetting. Doch was ist mit dem alten spruch, dass Gäste ein negatives Erlebnis zehn Menschen erzählen, ein positives jedoch nur dreien? Ein Vorurteil? Ja! Befragt nach der letzten Mundpropaganda-Erfahrung gaben 89 Prozent an, über ein positives Erlebnis berichtet zu haben. auch erklärten die Befragten, kaum mehr Menschen von negativen Erlebnissen zu erzählen als von positiven. Eines aber darf man bei der Konzipierung einer Word-of-Mouth-Kampagne nicht vergessen: „Voraussetzung für den Erfolg ist, dass das Produkt gut ist“, bringt es oetting auf den Punkt, „ein schlechtes Produkt kann man nicht mittels Word-ofMouth-Marketing vermarkten.“ ×

inwiefern hat der Kontakt zu einem Unternehmen auf Facebook ihre Meinung bzw. ihr Verhalten beeinflusst?

Marken sind woanders stärker aufgefallen

31,8 % 41,3 % mit einer Marke wurde sich intensiver beschäftigt

38 %

image der Marke wurde positiv beeinflusst

28,3 % 38 % image der Marke wurde negativ beeinflusst

16,3 % 22,9 %

Facebook-User

29,4 %

QUELLE: innoFaCT aG

33,1 % 42,1 %

Markenkontakt über Freunde hergestellt

neue Marken kennengelernt

Der Klick zum besten Hotel Bewertungsplattformen im Internet spielen eine große Rolle bei der Auswahl des Hotels. Sind diese Webseiten vor Manipulation gefeit?

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erade auf dem Reisesektor gewinnen online-Bewertungsplattformen immer mehr an Bedeutung: Eine Befragung durch Fast Future Research ergab, dass 74 % der Befragten künftig vor der Buchung des Urlaubs eine online-Community befragen wollen. Die bekanntesten sind Tripadvisor und Holidaycheck. Doch sind alle Bewertungen echt? Stiftung Warentest „Gut“. 2010 hat stiftung Warentest Hotelbewertungsplattformen getestet und versucht, gefälschte Bewertungen zu hinterlassen. Testsieger war Holidaycheck – obwohl auch dort zwei der fingierten Bewertungen nicht aussortiert wurden. Bei Holidaycheck durchlaufen nach eigener aussage alle Bewertungen – im Winter rund 1500 pro Tag, im sommer 3000 – eine automatische Prüfung. so werden zum Beispiel Bewertungen auf beleidigende inhalte gescannt. auffällig gewordene Bewertungen werden von einem 45-köpfigen Qualitätsteam untersucht. Doch die Echtheit aller Einträge kann selbst mit diesen Überprüfungen nicht garantiert werden. Buchen und bewerten. als wesentlich sicherer gelten Buchungsplattformen (z.B. www.hrs. com oder www.hotel.de), auf denen Hotels nur dann bewertet werden können, wenn auch die Buchung online über die jeweilige internetseite erfolgte. Bei genauer Betrachtung der Bewertungen von Tiroler Hotels fällt sowohl bei holidaycheck.com als auch bei tripadvisor.com auf, dass fast alle der am besten bewerteten Tiroler Hotels auf ihren internetseiten die Gäste zur Bewertung auffordern.


www.omegawatches.com

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GEORGE CLOONEY’S CHOICE.

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16 so nah, so fern. saison

Heimat als Motiv. Den Blick auf Tirol verarbeitet Reinhold Stecher auch in seinen Bildern.

„Das Bebauen muss behutsam sein“ D a s I n t e r v i e w f ü h r t e Ni n a H e i z e r .

© gerhard berger

Altbischof Reinhold Stecher über Tirols Chancen und Herausforderungen, Unterschiede zwischen Südtirol und Nordtirol, den Ballermann-Stil und die Entscheidung: Herzinfarkt oder drittes Hotel.


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S

AISON: Herr Bischof Stecher, was schätzen Sie an Tirol? dr. reinhoLd sTeCher: es ist gefährlich, große Worte zu dieser Frage zu formulieren. ich habe gott oft gedankt, dass er uns ein so schönes stück Welt zur heimat geschenkt hat. Und ich weiß, dass diese gefühle viele Tirolerinnen und Tiroler mit mir teilen. Und was schätzen Sie an der Tiroler Mentalität? An unserer Art? Wenn man ein Leben lang als seelsorger in einem Land tätig war, im auf und ab der epochen und der Jahrzehnte, mit vielen einblicken in die realitäten des Lebens, dann vermeidet man ein allzu überzeugtes sich-auf-dieschulter-Klopfen. so nach der Melodie: „bisch a Tiroler, bisch a Mensch“. alle schatten der Konsum-, spaß-, anspruchsund Wohlstandsgesellschaft sind auch auf uns in Tirol gefallen. aber es gibt nicht nur die schatten. es gibt ein gesundes gefühl für traditionelle Werte, die man nicht jeder modernen Tabu-räumaktion opfert, und doch einen sinn für gesunden Fortschritt. Man findet inmitten auf den eigenen Vorteil bedachter Mentalitäten mit gesundem egoismus auch sehr viel offenheit für Menschlichkeit und hilfsbereitschaft. Mit dieser liebenswerten seite Tirols bin ich in meiner Tätigkeit besonders konfrontiert worden. ich habe immer hilfsbereite Menschen und hilfsbereite organisationen innerhalb und außerhalb der Kirche erlebt. Und da ich im karitativen bereich eine erfahrung habe, die über die Landesgrenzen hinausgeht, weiß ich, dass dieses helfenwollen in Tirol tatsächlich einen besonderen, in diesem ausmaß nicht überall vorhandenen akzent hat. Was unterscheidet die Nordtiroler von den Südtirolern? das ist nicht leicht zu beantworten. als ein nordtiroler, der drei Viertel seiner Wurzeln in südtirol hat, dort auch viel tätig war und alle Täler und berge kennt, weiß man natürlich um viele Verbundenheiten. aber die situation südtirols ist eben seit 90 Jahren eine andere. das hat sicher auch in den akzenten der Mentalität spuren hinterlassen. die politisch-nationale auseinandersetzung hat im süden etwas andere Kanten geschliffen als im norden. seelsorglich gesehen ist südtirol natürlich in den gleichen Problemen eines wachsenden Wohlstandes wie wir. Wohin führt der Weg dieser beiden beliebten Urlaubsdestinationen? ich glau-

be, dass das Land im gebirge in süd und nord klares Wertebewusstsein und eine wachsende offenheit braucht. in beiden Teilen macht Fremdenverkehr weltoffener, und was südtirols nationales Problem betriff t, so liegt die Zukunft sicher in der Linie, dass man die rechte der Minderheiten wahrt und aufeinander zugeht. Positive begegnungen von Kulturen hatten immer Zukunft, gräben haben sie nicht. Tirol wird von unzähligen Touristen jedes Jahr besucht. Was zieht diese Ihrer Meinung nach Tirol? auf grund meiner bücher und alpiner Tätigkeiten bin ich mit sehr vielen Menschen aus der ganzen Welt, vor allem aber aus dem deutschen sprachraum, in beziehung getreten, unter anderem in Form von vielen Tausenden briefen, die ich erhalten und beantwortet habe. es mag sicher nur ein ausschnitt unseres gästepotenzials sein. aber diese erfahrung ist

Man kann und darf nicht alles verkaufen. Man muss auch im Tourismus die Kultur der Familie und die intimität des familiären raums wahren – sonst wird man erleben, dass eine junge generation ihren Kindern die belastungen des Turbo-Tourismus´ nicht mehr zumuten will. Man muss eine eigenständige dorfkultur wahren. Und nicht zuletzt muss ich hier sagen: eine gesunde religiosität, die um die grenzen der menschlichen existenz weiß und nicht alles glück im haben sucht, wird immer eine hilfe sein, auf dem boden zu bleiben. Worin liegen die Chancen des Landes? Vielleicht darf ich hier auf eine Chance in unserem Tourismus hinweisen. ich gehe von einem kleinen erlebnis aus: in einem anderssprachigen europäischen Land bin ich mit dort beheimateten Leuten über Tourismus ins gespräch gekommen. sie haben mir gesagt: Wir fahren zum Win-

„Es gibt ein gesundes Gefühl für traditionelle Werte, die man nicht jeder modernen Tabu-Räumaktion opfert, und doch einen Sinn für gesunden Fortschritt.“ eindeutig: Man schätzt und liebt das Land wegen der berge im sommer und Winter, dem guten ambiente, einer kultivierten gastlichkeit, einer bewahrten natur. diese Klientel wendet sich von übertriebenen erscheinungen an angebot, ausbau und erschließungen eher befremdet ab. der ballermann-stil wird seine anhänger haben – ich glaube nicht, dass er die Zukunft ist. in der heiligen schrift heißt es, gott habe dem Menschen den garten eden gegeben, damit er ihn bebaue und behüte. Wenn wir das klassische erholungsland im herzen europas als kleines Paradies bleiben wollen, dann wird der akzent mit Zukunft auf dem zweiten liegen müssen. Und das „bebauen“ muss behutsam sein. Es wird viel Geld mit den Touristen verdient. Wie gehen die Tiroler mit dieser Einnahmequelle um? Bleiben sie trotzdem noch authentisch? da bin ich etwas überfragt. Wie die Tiroler mit dem geld aus dem Tourismus umgehen, kann ich schwer einschätzen. Zweifellos ist das geschäft mit dem gast nicht wegzudenken und hat bis in die einst ärmsten Täler hinein Wohlstand gebracht. geld ist natürlich auch mit gefahren verbunden.

terurlaub nach Österreich oder in die schweiz. Wir wollen von den toten alpenländern, in denen ein paar langweilige hotelsilos stehen, nichts wissen. Man kann dort zwar auch ski fahren, aber es ist dann keine lebendige gemeinde da. bei euch in Tirol ist das anders. da sind gemeinden mit ihrem Leben da, ihren strukturen und organisationen – und keine toten Täler. Wie kann Tirol sich diese aktiven Gemeinden erhalten? Worauf muss aufgepasst werden? die Chancen unseres Tiroler Tourismus´ sehe ich in besonderer Weise in der Wahrung einer menschlichen Welt, lebendigen gemeinde. nur unwissende Leute spotten über Vereine, Musikkapellen, schützen, Chöre und bergrettung, Feuerwehr und Trachtler, sportverein und Familienmusik. ein hemmungsloses immer-noch-mehr-haben-Wollen, immer-noch-mehr-Vermarkten kann eben diese menschliche Welt gefährden. Und zu dieser menschlichen Welt gehören gut behandelte und zufriedene Mitarbeiter. die soziale struktur im Tourismus muss stimmen. das Klima unserer häuser ist entscheidend. ich kenne Menschen aus den ballungszentren Mitteleuropas, die sich hier an ihrem Urlaubsort mehr zu


18 hause fühlen als in der großstadtstraße. in diesem humanum des Tourismus liegt unsere Chance.

ZUR PERSON altbischof dr. reinhold stecher wurde am 22. dezember 1921 in st. Valentin auf der haide in südtirol geboren. er maturierte in innsbruck und besuchte das Priesterseminar in st. Michael in Matrei am brenner und, nach auflösung des seminars durch die gestapo, am stift st. georg in Kärnten. nach einer Wallfahrt zu einem seiner Lieblingsplätze in Tirol, Maria Waldrast, wurde er 1941 für zwei Monate von der gestapo inhaftiert und zur Wehrmacht mit Fronteinsätzen in Karelien, Lappland und norwegen eingezogen. nach einer Verwundung trat er in das Priesterseminar Canisianum in innsbruck ein und wurde 1947 zum Priester geweiht. im dezember 1980 erfolgte die bischofsernennung stechers durch Papst Johannes Paul ii. in der Österreichischen bischofskonferenz war bischof stecher viele Jahre zuständiger referatsbischof für die referate Caritas und Frauen. Zugleich war er Vertreter der Österreichischen bischofskonferenz in der glaubenskommission der deutschen bischofskonferenz. als nachfolger von bischof stecher wurde alois Kothgasser im oktober 1997 bestellt. stecher ist bekannt als autor zahlreicher bücher, Maler und begeisterter bergsteiger und Wanderer.

Worauf müssen die Tiroler besonders achtgeben? ein wenig habe ich das schon angedeutet. die wunderbare natur ist ein Kuchen, an dem man nicht ständig herunterschneiden kann. ich weiß, dass im einzelfall vieles zur debatte steht und dass jede Form sauberer energiegewinnung ihren Preis hat. aber in dieser Frage geht es heute um das Leben. das kann man nicht von jedem Lift und jedem Parkplatz behaupten. grenzen werden immer schmerzlich sein und Widerspruch hervorrufen. aber wenn sie mich fragen, worauf wir achtgeben müssen – dann muss man an diese dinge denken. Und die Touristiker und Hoteliers? der Tiroler Touristiker, der ja in einem äußerst beanspruchenden beruf lebt und hart gefordert ist, der muss sich vor dem hektischen „immer mehr“ hüten. Wenn der herzinfarkt kommt, nützt das dritte hotel auch nichts. alles Wachstum wird heute

wohl eine besondere Wende in richtung Qualität haben müssen. Was wünschen Sie dem Land für die Zukunft? ich sitze oft auf der nordkette, allein, und schau auf meine stadt und mein liebes Tirol hinunter. Und als seelsorger schaut man nicht nur, man denkt an vieles und an viele Menschen und betet. ich weiß nicht, wie die Zukunft sein wird. in meinem Leben hat sich dieses Land äußerlich und geistig so viel verändert, dass mir das Land meiner Kindheit fast wie ein ferner Traum vorkommt. aber wie immer die entwicklung sein wird, ich hoffe, dass die Menschen in Tirol in einem Wertgefüge bleiben. in einem Ja zur heimat und hilfsbereitschaft, zu Familie und gemeinschaft, zu natur und gast. Und im besonderen wünsche ich dem Land, dass in ihm immer wieder ein echtes gottvertrauen blüht. Wenn ich da droben sitze, kommt mir das Lied des alpenvereins in den sinn: „Tirol, Tirol, so schön und weit, blühst du empor zu ewigkeit ...“ Vielen Dank für das Gespräch.

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Q u a l i t ä t

e r l e b e n

w w w . w e d l . c o m


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20 SO NAH, SO FERN. SAISON

So werben die Nachbarn Anlässlich des Starts der neuen Imagekampagne der Tirol Werbung wagt SAISON einen Blick über den Tellerrand: Wie bewerben andere theALPS-Partner ihre Region und welche Strategien stecken dahinter?

© GRAUBÜNDEN TOURISMUS

VON S TEFFEN AROR A

www.graubuenden.ch

graubünden Humoriges mit dem Steinbock

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ie Ostschweizer Region graubünden, die Marke deckt sich nicht mit dem politischgeografischen Kanton und wird daher kleingeschrieben, nutzt den Steinbock als Schlüsselbild und Symbol. „Das rührt daher, dass der gehörnte Alpenbewohner das Wappentier des Kantons ist und auch im Autokennzeichen vorkommt. In der Schweiz verbindet man mit dem Steinbock automatisch Graubünden“, erklärt Brand-Manager Gieri Spescha. Zudem stehe das Tier stellvertretend für die alpine Landschaft, so wie etwa das Matterhorn

Horny. In der Ostschweiz setzen die Werbefachleute auf das Natursymbol Steinbock, gespickt mit einer Prise Selbstironie.

zum Symbol der Region Wallis wurde. Selbst im Logo kommt das Wappentier vor, indem das „ü“ im Wort graubünden einen lachenden Steinbock symbolisiert. Lachen ist ein weiteres Stichwort. Denn auch der Humor kommt in der Kampagne von graubünden nicht zu kurz. „Das hat Tradition bei uns. Schon seit den 1980er Jahren ist immer eine gesunde Prise Humor und Selbstironie fixer Bestandteil unserer Kampagnen. Nicht zuletzt deshalb, weil das die Bündner Mentalität widerspiegelt“, so Spescha. Dieser pointierte Witz in der Werbung ist mittlerweile zum Alleinstellungsmerkmal der Region geworden. Obwohl die Kampagne eigentlich auf den Schweizer Markt zugeschnitten ist, haben die dazugehörigen, äußerst lustigen TV-Spots via Internet längst über die eidgenössischen Grenzen hinaus Kultsta-

tus erlangt. Als Nächstes will graubünden mit dieser Kampagne den Süddeutschen Markt bewerben. Allerdings, räumt BrandManager Gieri Spescha ein, prüfe man noch, ob dazu nicht einige Adaptionen notwendig sein werden: „Der deutsche Humor ist eben doch ein anderer als der Schweizer.“ Seit 2007 wirbt die Region graubünden in der Schweiz mit der aktuellen Steinbock-Kampagne, im Sommer wie auch im Winter. Neben der Destination selbst wird die Marke aber auch für regionale Produkte, wie etwa das berühmte Bündnerfleisch, und kulturelle Besonderheiten genutzt. Dieses Werben auf mehreren Leistungsebenen, das auch die Bereiche Transport, Forschung und Wirtschaft im Allgemeinen umfasst, praktizieren die Bündner seit nunmehr elf Jahren. ×


© SÜDTIROL TOURISMUS

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www.suedtirol.com

Südtirol Alpin oder mediterran, wie es euch gefällt

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ie Region Südtirol nutzt bei ihrer Imagekampagne gekonnt ihre geografische Sonderposition. So werden die Kernmärkte Italien, Schweiz und Deutschland mit verschiedenen Imagekampagnen bearbeitet. „Die Sujets haben immer dasselbe Layout und auch die Marke ‚Südtirol‘ mitsamt dem grafisch stilisierten Gebirgszug ist immer dieselbe, egal ob im italienisch- oder deutschsprachigen Raum“, erklärt dazu Greti Ladurner, Leiterin der Abteilung Marktmanagement des Südtirol Marketing. Was aber variiert, sind die Werbebotschaft sowie das Werbemedium. So

Land & Leute. In Südtirol kann – so das Credo der Werbung – jede Zielgruppe etwas für sich entdecken. Am Berg wie am Tisch.

bewirbt sich Südtirol am italienischen Markt als nördliche und alpine Region. „Wir setzen dort auf unsere Besonderheit, zwar noch Italien zu sein, aber eben ganz anders“, erklärt Ladurner. So werden die Italiener mit der exotischen Aussicht auf Berge, Schnee gelockt. Neben der Destination bewirbt man in Italien auch die Südtiroler Produkte. Werbemedium Nummer eins am italienischen Markt ist das Fernsehen. „Wir setzen dort in erster Linie auf TV-Spots“, sagt Ladurner. Diese Kombination aus Produktund Destinationsmarketing wird auch am deutschen Markt praktiziert. Allerdings ist dort das Werbemedium der Wahl das Internet. Den Deutschen wird Südtirol ebenfalls als alpine Region nähergebracht. Aber hier kommt bereits ein Hauch Italien hinzu. „Wir präsentieren uns als das etwas bessere Italien, um es salopp zu formulieren“, schmunzelt Ladurner. Ordentlicher, weniger südländischer, schlichtweg Südtirol als Kombination aus italieni-

schem Flair und deutscher Gründlichkeit. Schließlich gibt es noch die Strategie für den Schweizer Markt. „Mit Hochgebirge werden wir dort nicht punkten, das haben die Schweizer selber zur Genüge“, erklärt Ladurner. Also setzen die Südtiroler bei den Eidgenossen auf das Image des südländischen Genusslandes. Statt der regionalen Produkte wird dort besonders die Südtiroler Küche hervorgehoben. Als Werbemedium Nummer eins gelten in der Schweiz wiederum Printmedien. Seit 2009 verwenden die Südtiroler ihre aktuelle Kampagne. Egal wo geworben wird, es wird stets die deutsche Bezeichnung „Südtirol“ verwendet. „Weil Untersuchungen ergeben haben, dass mehrsprachige Marken sehr problematisch sind“, erklärt Ladurner. Wie in Graubünden werden auch in Südtirol seit 2005 sowohl die Destination als auch regionale Produkte mit derselben Marke beworben – von Äpfeln über Wein bis hin zur Milch. ×

NETZWERK THEALPS theALPS ist eine Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen Alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein Ort der Begegnung und des Erlebens für die Top-Touristiker des Alpentourismus und führenden Entscheidungsträger der internationalen Tourismusbranche. Partner des Verbundes sind: Bavarian Alps, Best of the Alps, graubünden, Kärnten, Salzburger Land, Steiermark, Südtirol, Tirol, Vorarlberg und Wallis. Das nächste Treffen im Rahmen von theALPS findet von 5. bis 7. Juni in Innsbruck statt. www.the-alps.eu


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www.steiermark.com

Wo es „herzelt und menschelt“

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ie Steiermark setzt seit den späten 1970er-Jahren auf das „Grüne Herz“. „1995 ist man aus nicht nachvollziehbaren Gründen kurzfristig davon abgekommen“, erzählt Georg Bliem, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus, „doch 2004 haben wir es – übrigens mit Hilfe eines Tirolers – wiederentdeckt.“ Nicht von ungefähr: Denn das herzförmige Logo mit dem unverwechselbaren Schriftzug wirkt „nach innen wie nach außen“. Bliem vergleicht den Wiedererkennungswert und die Markendurchdringung des Steiermarksymbols mit dem Tirol-Schriftzug: „Das war auch ein bisschen unser Vorbild.“ Die grüne Mark nutzt ihr Logo längst auf vielfältige Weise: Abseits des Tourismus wird das Herz auch in Wirtschaft und Industrie verwendet. Es ist das Leitmotiv der Steiermark-Kampagnen. In der aktuellen Imagekampagne spielt das Herz eine besondere Rolle, wie Bliem erklärt: „Es symbolisiert das steirische Lebensgefühl. Unsere Marktforschung hat ergeben, dass unsere Gäste genau das erwarten: Die Steirer gelten als gute Gastgeber, bei denen es menschelt. Authentizität und Natürlichkeit sind unser Stempel.“ Neben dem Herz stehen daher bei den Sujets zur Ski-WM 2013 in Schladming Menschen im Mittelpunkt: „Nicht Models, sondern natürliche, steirische Typen.“ Neu ist die Herz-Glocke. Damit landeten die Steirer ihren jüngsten Coup. „Die Glocke ist das steirische Ski-WMPendant zur Vuvuzela der Südafrikaner während der Fußball-WM“, sagt Bliem.

Grüne Mark. Vom Dachstein bis zur Thermenregion spielen die Werber mit den Trümpfen Herzlichkeit und Authentizität.

© STEIERMARK TOURISMUS

Steiermark

Was als Gag gedacht war, entwickelte sich unversehens zum Renner. Am ersten Verkaufstag im März 2011 gingen 2000 Stück über den Ladentisch. „Wir haben jetzt eigens eine Mitarbeiterin abstellen müssen, die sich nur um den Vertrieb der Herz-Glocken kümmert“, schmunzelt Bliem. Inhaltlich transportiert die Steiermark über ihre Imagekampagne drei Bilder: Wein und Gärten, als Referenz an die südsteirische Thermen- und Weinbauregion. Berge und Wälder, in Hinblick auf die obersteirischen Berge. Und schließlich Kultur und Begegnung, was wiederum auf die Kulturstadt Graz abzielt. „Über den dreien steht immer das Herz“, so Bliem. Ähnlich wie Südtirol nutzt auch die Steiermark verschiedene Kampagnen für die verschiedenen Zielmärkte. „Alles andere wäre heutzutage ein Fehler“, ist

Bliem überzeugt. So habe man herausgefunden, dass ungarische Gäste es gern gemütlich haben. Während tschechische Touristen meist Action suchen. Hinsichtlich der steirischen Thermenregion wird ebenfalls zielmarktorientiert unterschieden, wie Bliem erklärt: „Österreicher lieben Thermenurlaub, vor allem Tiroler. Die bleiben auch eine Woche. Deutschen ist das aber zu langweilig, die wollen Zusatzangebote. Italienern wiederum können wir die Thermen nur in Verbindung mit Kultur, also Graz, schmackhaft machen. Holländer locken wir mit Thermen überhaupt nicht hinterm Ofen hervor.“ In den einzelnen Zielmärkten wird dann ein Sammelsurium an Werbemitteln eingesetzt – vom Inserat übers Plakat bis hin zur bedruckten Straßenbahn oder auch gezieltem Marketing über Social-MediaPlattformen. ×


© KÄRNTEN TOURISMUS

www.kaernten.at

Lustvoll. Jede Menge Wasser, also fast wie am Meer. So präsentiert sich das südlichste Bundesland in der Werbung.

Kärnten – Lust am Leben

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chtes Sommergefühl vermittelt die neue Imagekampagne von Kärnten. Es dominiert das Element Wasser in verschiedenen Variationen. Den Betrachter überkommt sofort die Lust nach Sonne und Strand. Beim Betrachten der azurblauen Wasserflächen und palmenumrahmten Abendrotszenen wähnt man sich beinah am Mittelmeer. Das kommt nicht von ungefähr, wie Brand Managerin Barbara Strobl-Wiedergut erklärt: „Die Marktforschung hat gezeigt, dass die Berge-Seen-Kombination auf der Südseite der Alpen unsere Unique Selling Proposition (Alleinstellungsmerkmal, Anm. d. Red.) ist. Durch die Kombination der Sujets im Wechsel, zum Beispiel wöchentlich, ergibt sich unsere Werbebotschaft.“ Teilweise spielen die Kärntner mit beinah mediterranen Klischees, wenn etwa Palmensilhouetten den romantischen Sonnenuntergang am Seeufer krönen. Die Slogans sind indes sehr einfach gehalten. Kärnten setzt auf Schlagworte, die immer das Wort „Lust“ beinhalten. „Damit soll einerseits das einzigartige Kärntner Urlaubsgefühl ‚lustvoll leben und gelassen genießen‘ transportiert werden“, sagt Strobl-Wiedergut. Andererseits stelle dies „die Klammer über den Kärntner Markendreiklang“ dar: „Seenerlebnis, Natur-Aktiv Park Kärnten sowie Alpen-Adria Kulturgenuss Kärnten. Auf Basis eines umfassenden Marktforschungspaketes hat die Kärnten Werbung 2010 einen Marken-Relaunch durchgeführt. Die Ergebnisse der Marktforschung haben eindeutig bestätigt, dass das besondere Kärntner Lebensgefühl „lustvoll leben und gelassen genießen“ die Urlaubsatmosphäre in Kärnten präge, so Brand Managerin Strobl-Wiedergut: „Dieses einzigartige Urlaubsgefühl wird mit dem Versprechen ‚Lust am Leben‘ perfekt transportiert sowie in unseren Bildwelten umgesetzt.“ Im Gegensatz zu Südtirol und Graubünden, die mit ihren Kampagnen auch regionale Produkte oder andere regionale Besonderheiten bewerben, setzt Kärnten mit seiner Imagekampagne „zu 90 Prozent auf regionale Erlebnisräume“. Ein Urlaubsland als Gesamterlebnis. Die aktuellen Sujets werden in dieser Form in sämtlichen Zielmärkten eingesetzt. ×


24 SO NAH, SO FERN. SAISON

Urlaub mit einem Rucksack voller Erwartungen Warum im Urlaub oft die eigenen Sehnsüchte und Erwartungen das schwerste Gepäck sind, weshalb man auch bei der Urlaubsplanung lieber zu Slow Food, anstatt Fast Food greifen sollte und was das für die Tourismusbranche bedeutet, darüber spricht die Psychotherapeutin und Stressexpertin Klaudia WolfErharter im Interview.

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© MICHAEL RATHMAYR

AISON: Frau Wolf-Erharter, „es gibt nichts Schöneres als das Gefühl aufzubrechen“, hat Peter Handke einmal gemeint. Was glauben Sie, was treibt die Menschen in die Ferne? KLAUDIA WOLF-ERHARTER: Grundsätzlich denke ich schon, dass es die Sehnsucht nach etwas Neuem ist, die Sehnsucht nach den eigenen Träumen. Dass man das, was man sich erträumt, woanders anfassen und anpacken kann und es nicht nur Traum bleibt, sondern Wirklichkeit wird. Es ist auch ein Ausbrechen aus dem Alltagstrott, aus der eigenen Struktur. Nach dem Motto: Jetzt darf ich mal für zwei Wochen ein ganz anderer Mensch sein. Da stellt sich allerdings für mich die Frage, kann ich das nicht zu Hause auch? Zwei Wochen im Jahr ist da fast ein bisschen wenig. Für mich geht es deshalb auch darum, sich zu fragen: Wie kann ich denn meine Träume auch in meinem Alltag leben, einbinden, wie kann ich frei werden in mir? Urlaub in mir, sozusagen. Wenn man das nur auf zwei Wochen im Jahr konzentriert, könnte man sehr schnell enttäuscht werden beziehungsweise ist man nach zwei Wochen Urlaub schnell wieder vom Arbeitsalltag überrollt und kann es kaum wahrhaben, dass man doch gerade noch vor drei Tagen unter Palmen lag. Glauben Sie, dass das bei vielen Menschen der Fall ist? Nicht bei allen. Ich glaube schon, dass sehr viel in diese Urlaubszeit hineingepackt wird. Beispielsweise geht man Romane kaufen, mit dem Vorsatz, die lese ich dann im Urlaub.


25 Irgendwann stapeln sich dann die Bücher und im Urlaub ist es dann auch nicht möglich, die Bücher „abzulesen“, oder man ist eher der passive Typ und nimmt sich für den Urlaub etwas Aktives vor. Man plant im Urlaub oft das, was im Alltag nicht gelingt oder zu kurz kommt. Das kann teilweise ernüchternd werden, da dadurch schon wieder eine Stresskomponente mit in den Urlaub fährt. Man kommt mit so vielen Ideen und Erwartungen in den Urlaub, da macht dann manchmal der Körper nicht mehr mit.

„Die Sehnsucht nach etwas Neuem ist die Sehnsucht nach den eigenen Träumen.“ KLAUDIA WOLF-ERHARTER

So wie Sie das beschreiben, klingt es fast ein bisschen so, als würden wir unser Leben für den Urlaub aufsparen? Für später. Das ist ja auch so. Wenn man sich beispielsweise das Gesundheitssystem anschaut. Wir schließen zig Zusatzversicherungen ab, damit wir später einmal unsere Gebrechen bestens versorgt wissen. Eigentlich gibt es ein eigenes Ansparsystem für die zukünftige Gesundheit, Vorsorge etc., aber Gesundheit ist jetzt! Da müssen wir umdenken und jetzt gesundheitsorientiert leben und handeln. Warum werden eigentlich so viele Erwartungen in die Urlaubszeit hineingepackt? Weil es dafür im Alltag keinen Platz mehr gibt. Mittlerweile ist der Leistungsdruck in der Gesellschaft so hoch, ganz egal an welcher Arbeitsstelle, quer durch alle Bereiche. Man darf sich keinen Krankenstand mehr leisten, und so weiter. Das wird gleich alles notiert und interpretiert. Dadurch entsteht ein permanenter Druck und das Gefühl von laisser-faire und „jetzt darf ich einfach nur mal sein“ wird auf die Urlaubszeit verschoben. Man kann nicht von 52 Wochen Schwergepäck pro Jahr in drei Wochen den Rest an Pausen, Spaß, Erholung, Sport hineinpacken. Ist da die Enttäuschung nicht schon vorprogrammiert? Ich denke, wenn man sich wirklich gut mit der Urlaubsplanung auseinandersetzt, ist die Enttäuschung nicht so groß. Aber wenn man ganz viele Kleinigkeiten hineinpackt, wie: da komme

ich jetzt endlich zum Lesen, da komme ich jetzt endlich zum Sport, oder dazu wieder ausführlich mit meinem Partner, meiner Partnerin zu reden, da können wir endlich bestimmte Dinge planen; dann kann es schon knapp werden. Das geht sich einfach nicht alles aus. Was macht eine gute Urlaubsplanung aus? Ich glaube, dass es zwischen den Menschen, die gemeinsam auf Urlaub fahren, einer guten Diskussion bedarf. Auf was legen wir Wert, was ist uns wichtig? Wofür wollen wir Geld ausgeben, wofür nicht? Wichtig wäre, miteinander in Dialog zu treten und nicht wahllos zu konsumieren. Bei Lebensmitteln überlegen wir uns ja auch, was wir zu uns nehmen. Nicht Fast Food, sondern Qualität sollte zählen. Ich befürchte allerdings, dass viele Menschen gar nicht mehr erkennen können, was sie wirklich brauchen. Gibt es Ratschläge für Reisende, um sich klar zu werden, welcher Urlaub für sie der richtige ist? Gibt es ein paar Fragen, die man sich grundsätzlich stellen sollte? Die erste Frage ist für mich immer, mit wem ich auf Urlaub fahren möchte. Will ich allein fahren oder möchte ich mit meinem Partner/meiner Partnerin fahren? Wieso will ich mit dieser Person fahren? Was erwarte ich mir von meinen Mitreisenden? Wenn ich einen Städteurlaub plane, mit Kultur, Sightseeing und Shopping, dann plane ich beispielsweise lieber mit einer Freundin, die ähnlich tickt. Was möchte ich im Urlaub? Möchte ich aktiv sein oder ist mir Ruhe wichtig, möchte ich Unterhaltung, ist mir egal, welche und wie viele Menschen um mich herum sind? Ist mir Kultur wichtig? Interessiert mich die Mentalität der Menschen in meinem Urlaubsland? Nach was ist mir eigentlich? Ich glaube, dass sich das wenige Menschen fragen. Es läuft mehr so: Es ist Sommer und da fährt man meist ans Meer. Es wäre wichtig innezuhalten und auch auf die Signale des eigenen Körpers zu hören. Was brauchen mein Körper und mein Geist? Erholung oder eher Bewegung? Die Leute folgen also oft mehr dem, was ihnen das Konsumdenken vorgibt, als dem, was sie wirklich wollen? Ganz sicher. Wenn ich beispielsweise in den Supermarkt gehe und dann wird mir da mittlerweile auch ein Urlaub angeboten, nehme ich den gleich auch noch mit. Da denke ich nicht mehr nach, sondern da zählt nur noch das Preisschnäppchen.

Alle fahren, also fahre ich auch, Urlaub ist ein Statussymbol. Man will dazugehören, zeigen, dass man sich das leisten kann. Da haben die meisten noch keine Sekunde darüber nachgedacht, was sie brauchen, da zählt nur, dass sie das jetzt auch haben. Der jährliche Urlaub ans Meer gehört so dazu wie der Flachbildschirm und der iPod. Ich glaube, dass die Masse mittlerweile so ihren Urlaub bucht. Was bedeutet das für die Tourismusbranche? À la longue könnte es für die Tourismusbranche zu einer schwierigen Situation führen, wenn der Urlaub zu einem beliebigen Produkt wird. Denn irgendwann tritt eine Art Sättigung ein und das Produkt interessiert mich nicht mehr, wie das bei jedem anderen Produkt auch der Fall sein kann. Der Urlaub ist dann einfach nur eine von vielen Waren, die im Regal stehen. Wird der Urlaub für viele statt zum Erholungsfaktor zu einem zusätzlichen Stresselement? Meist steckt beides drin. Kurze Zeit komme ich weg von meinem Alltag und meiner Arbeit. Allein diese Veränderung bringt oft einen Blickwechsel mit sich, wie man eigentlich lebt. Deshalb glaube ich, dass es im Urlaub auch immer zu einer Sequenz kommt, in der ich mich frage, wo stehe ich in meinem Leben, bin ich damit zufrieden? Irgendwann kommt man zu dem Punkt, an dem man Bilanz zieht. Die Stimmungskurve kann dann oft nach unten gehen, man wacht ernüchtert auf, ist oft damit konfrontiert, was man noch nicht geschaff t oder umgesetzt, aber schon allzu lange auf der To-do-Liste stehen hat. Dann geht es aber meist wieder aufwärts. Man fasst gute Vorsätze, wie man es in Zukunft besser machen möchte, ähnlich wie beim Jahreswechsel. Vielen Dank für das Gespräch.

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ZUR PERSON Mag. Klaudia Wolf-Erharter ist Psychotherapeutin in freier Praxis und Vorstandsmitglied des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie (TLP). Zu ihren Schwerpunkten zählen unter anderem die Behandlung von Burnout-Patienten, der Umgang mit Stress und das Erlernen individueller Entspannungsstrategien. Außerdem bietet sie in ihrer Gemeinschaftspraxis „medisport“ und „psyche&sport“ in Zusammenarbeit mit Dr. Brigitte Auer (ÖSV-Teamärztin) ganzheitliche Programme zur Burnout-Prävention und Gesundheitsförderung an.


26 SO NAH, SO FERN. SAISON

Aktivurlaub. Wandern, Baden und Erholung waren im Jahr 2010 die am meisten genannten Gründe für einen Besuch der Destination Tirol. In ihren Urlaubssehnsüchten sind sich Deutsche und Österreicher ziemlich ähnlich.

Nahe Bergluft

© KLAUS KRANEBITTER

Die Destination Tirol hat die Klippen der Wirtschaftskrise gut umschifft. Zeit zum Ausruhen sehen Freizeitforscher jedoch nicht. Der Wettbewerb ist härter denn je und Urlaub wird immer mehr zum Luxusgut. V O N J A N E K AT H R E I N

in einer eintönigen Landschaft zu Hause ist, sucht im Urlaub den Gegensatz. In ihren Urlaubssehnsüchten sind sich dabei Deutsche und Österreicher ziemlich ähnlich. Des Österreichers liebstes Motiv für eine Inlandsreise war 2010 erstmals der Aktivurlaub, meldet die Statistik Austria. Verwandten- und Bekanntenbesuche sowie Erholung nannten die Befragten als weitere Motive, die gute Erreichbarkeit des Urlaubszieles und die geografische Nähe zum Heimatort als Entscheidungshilfe.

Urlaub mit Auto. Der Standortfaktor Nähe bei der Urlaubswahl bekommt weiteren Aufwind durch die wachsende Bedeutung des Transportmittels Auto. Die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur in Tirol macht einen leichten Wechsel zwischen den Skigebieten möglich, die Lage

des Stammquartiers ist damit nicht mehr so entscheidend. 2004 waren ein Drittel der Urlauber in Österreich mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs, 2011 werden es knapp unter der Hälfte sein. Mit Bus und Bahn reisen nur vier und zwei Prozent. Sind Bahn und Bus als Transportmittel demnach uninteressant? Für das Auto sprechen die Faktoren „Bequemlichkeit und Kosten“, erläutert Erika Dworak, Tourismusexpertin vom ÖAMTC und Mitherausgeberin der iftTrendstudie. „Der Faktor Umweltfreundlichkeit spielt für den Touristen eine viel geringere Rolle, als uns das die Anbieter glauben machen wollen“, ist Peter Zellmann überzeugt. Doch die Deutschen kommen längst nicht mehr so zahlreich. Hartz IV und die Welle von Kurzarbeit anlässlich der Finanzkrise stecken noch in den Knochen.

„Die Urlauber bleiben ihren Gewohnheiten treu. Das Sicherheitsempfinden der Urlauber wird von aktuellen Gegebenheiten heuer besonders geprägt werden.“ PETER ZELLMANN, INSTITUT FÜR FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG IN WIEN © IFT

D

as ist Helga. Dass sie heuer fünfzig wird, sieht man der drahtigen Hamburgerin nicht an. Auf das Alter angesprochen, schmunzelt die gelernte Krankenschwester dann auch und meint, sie fühle sich wie mit Anfang vierzig. Sie kennt sich mit Pilzen aus und mag klassische Musik. Sie stapft gerne über Almwiesen. Am liebsten barfuß. Im Hamburger Alltag ist dafür wenig Raum und deshalb zieht es Helga und ihren Mann im Sommer in die Berge. Kein Hupkonzert, keine Abgasluft. Stattdessen Sonnenaufgänge und Bergluft zum Frühstück. Zwei Wochen lang die Seele baumeln lassen. Urlaub in Tirol. Die Kombination aus Berg- und Badeurlaub in Tirol zogen 2010 hauptsächlich Deutsche und Holländer vor. Im Durchschnitt war der Tirol-Urlauber zwischen 35 und 50 Jahre alt und verbrachte elf Tage im Land der Berge. Steht Helga damit für den typischen Tirol-Urlauber? „Den gibt es nicht“, winkt Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (ift) in Wien ab. „Wenn es den typischen Tirol-Gast gäbe, würde das die Individualität der Urlauber und des Erlebnisraums Tirol wahnsinnig schmälern.“ Was Helga und die meisten anderen Tirol-Gäste aber gemeinsam haben, ist die Sehnsucht nach den Bergen. Wer


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© FH SALZBURG

„Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deutschen. Aber auch die Deutschen kommen längst nicht mehr so zahlreich, wie wir das von früher gewohnt sind.“ ULRICH REINHARDT, PROFESSOR AM ZENTRUM FÜR ZUKUNFTSSTUDIEN DER FH-SALZBURG

Jeder dritte Deutsche (ebenso wie jeder dritte Österreicher) wird heuer gar nicht verreisen. Dr. Ulrich Reinhardt, Professor am Zentrum für Zukunftsstudien der FHSalzburg und wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen, spricht hinsichtlich der Urlaubsmobilität von einer „Spaltung der Gesellschaft“. Urlaub ist längst nicht mehr ein Gut für alle. Umwälzungen werden vor allem bei der in Österreich beliebten Zielgruppe der Kinder erwartet. Österreich, erklärt der Hamburger Reinhardt provokant, ist bei Familien nämlich längst nicht mehr so beliebt, wie die Touristiker meinen. Zumindest beim großen Sommerurlaub stechen Sonne, Sand und Meer immer häufiger die Alpen aus. Ganz so dramatisch sieht das Freizeitforscher Peter Zellmann nicht, denn europaweit blieben die Menschen tendenziell ihren Reisegewohnheiten treu. Wenn jemand dreimal einen Strandurlaub im Süden gemacht hat, kommt er gerne wieder zurück in die Berge. Reinhardt hingegen sieht auch den abtrünnigen Österreicher. Dieser sei nämlich alles andere als ein Patriot, wenn es um den Urlaub geht. „Die Österreicher machen deutlich seltener im eigenen Land Urlaub als die Deutschen.“ Nur noch jede fünfte Hauptreise führte die Österreicher 2010 zu Zielen in der Heimat.

Nicht ausruhen. Der Vulkanausbruch in Island und die Wirtschaftskrise hielten den Tourismus 2010 in Atem. Tirol hat diese Zeit jedoch gut umschiff t. Insbesondere wegen der Rekordauslastung im Jänner 2011 (6.304.120 Übernachtungen, 5.966.431 waren es 2010) wird die Branche in der heurigen Wintersaison an das Vorkrisenniveau anschließen können, ist Matthias Koch, Chef des Fachverbandes Hotellerie, überzeugt. Ende gut, alles gut? Die Freizeitforscher warnen, sich auf diesen Nächtigungszahlen auszuruhen. Reinhardt geht sogar noch weiter und sieht den

österreichischen Fremdenverkehr als in die Jahre gekommen an. Das bedeute Chance ebenso wie Risiko. Die meisten Touristik-Experten sprechen davon, dass sich Österreich davon verabschieden muss, als Zieldestination für alle Schichten und Altersgruppen attraktiv sein zu wollen. Stattdessen ist eine schärfere Zielgruppenfokussierung angebracht: Österreich könnte, so Ulrich Reinhardt, das ideale Senioren-Ziel in Europa sein. Ähnlich sieht das Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Österreich, der in der Studie „Hotel der Zukunft 2011“ Megatrends für die Hotellerie zusammengetragen hat. Einer dieser Megatrends sei die Erweiterung von Wellness zu „Medical Wellness“. Dabei würden Hotels in der Nähe von Spitälern angesiedelt (oder umgekehrt). Das „Hotel der Zukunft“ baut auf einem Wechselspiel von Technik und Bodenständigkeit auf. Da auch im Urlaub die Welten Freizeit und Arbeit verschwimmen, werden (freier) Internetzugang und die virtuelle Hotelinformation am Zimmer-iPad vorausgesetzt. Doch auch wenn das Virtuelle beim Urlaub immer wichtiger wird, bleiben die real erlebten Erlebnisse der Schlüssel zu einer subjektiv als gelungen empfundenen Reise. „Die Inszenierung des Urlaubsalltags ist auch für den jungen Menschen wichtig, das haben wir bisher unterschätzt“, gesteht Peter Zellmann. Das Erlebnis zu inszenieren, davor aber warnt er. Erlebnis könne man nicht kaufen. Nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Und darin bestehe die Chance für den ländlichen Raum. „Die Gäste kommen, weil sie das Tirolerische mögen. Natur und gute Küche haben andere auch“, gibt Peter Zellmann zu bedenken und ruft damit die Tiroler Tourismusorganisationen und Betriebe zu mehr Selbstbewusstsein auf. Das Angebot müsse vor Ort entstehen, nur dann sei es auch überzeugend. „Wer auf den Gast zugeht, sich seinen Lebenswelten annähert und dabei bodenständig bleibt, ist für die nächsten fünfzehn Jahre gut gerüstet.“ ×

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Mehr als eine Versicherung Am Anfang steht die umfassende Risikoanalyse und Risiko-Bewertung: Jedenfalls wenn es nach der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH geht. Das Tochterunternehmen der Hypo Tirol Bank bietet Tiroler Kunden – vorwiegend im Segment der Firmenkunden und freiberuflich tätigen Kunden – qualifizierte Versicherungsmaklerdienstleistung an. Dabei kommt die Risikomatrix zum Einsatz. Ein Instrument, das gemeinsam mit alpS, Kompetenzzentrum für Natur- und Risikomanagement, entwickelt wurde.

Der Versicherungskunde sieht bei einer Versicherung meistens nur zwei Teile der Leistung – die Prämie, die er zu zahlen hat und die Leistung, die die Versicherung in einem Schadensfall erbringt. Davor und vor allem dazwischen liegt jedoch ein umfassender Aufgabenbereich – die Risikobewertung. Mag. Helmuth Rieder, Geschäftsführer der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH: „Wir haben uns in den letzten Jahren sehr genau mit dem Thema Risiko befasst – unter anderem auch in Zusammenarbeit mit alpS – und eine „Risikomatrix“ entwickelt, mit der unsere Kunden ihr individuelles Risikopotenzial besser einschätzen und bewerten können. Erst auf der Grundlage einer umfassenden Analyse können die richtigen Produkte und Vorsorgemaßnahmen ausgewählt werden. Wir gehen seit einigen Jahren den konsequenten Weg, mit unseren Kunden nicht nur über „Versicherung“ im engeren Sinn zu sprechen und mit Produkten bereitzustehen. Vielmehr erfassen wir das Risikopotenzial, das für Unternehmen, Freiberufler und Privatpersonen entsprechend den jeweiligen Voraussetzungen, Tätigkeiten und Gegebenheiten sehr unterschiedlich sein kann, individuell in Form einer Risikomatrix.“

Risiken erkennen – Lösungen finden Die Risikomatrix ist ein Instrument, mit dem sowohl die Analyse als auch die Bewertung der Risiken gemeinsam mit dem Kunden strukturiert durchgeführt wird. Mag. Rieder: „Am wichtigsten ist bei der Risikoanalyse die relevanten Risiken zu erkennen. Das heißt, diejenigen Risiken, gegen die sich ein Unternehmen oder eine Person tatsächlich schützen kann und soll. Mit der „Risikomatrix“ haben wir in Zusammenarbeit mit alpS ein Instrument entwickelt, das Risiken ortet und anzeigt.“ Die alpS GmbH ist ein Spin off der Universität Innsbruck, das sich auf der Grundlage von wissenschaftlicher Klimaforschung mit Naturgefahren- und Risikomanagement befasst.“

„Mit Hilfe eines umfassenden Fragebogens wird im Rahmen der „Risikomatrix“ eine Risikolandschaft erstellt, in der mögliche Schadensfälle dargestellt werden. Ziel dabei ist eine Schärfung des Risikobewusstseins im Unternehmen.“


„Durch die Auseinandersetzung und den Wissensgewinn über mögliche Gefahren wird dann ein Risikomanagementkonzept entwickelt. In weiterer Folge werden unter Einbeziehung des Know-hows von Netzwerkpartnern die richtigen Versicherungsprodukte ausgewählt und angeboten. Mag. Helmuth Rieder: „Wie umfassend der Prozess ist, hängt natürlich von der Größe des Unternehmens oder der zu versichernden Werte oder Leistungen ab. Die Krux an der Sache bei Versicherungen ist, dass man den Eintritt von Ereignissen ja nicht vorhersehen kann. Daher ist eine Einschätzung von Risiken und ein Frühwarnsystem, das zeigt, wo selber Vorsorge getroffen werden kann, nicht nur sinnvoll, sondern die Grundlage jeden Risikomanagements.“ Gefahren im Blickfeld Aus den erkannten Risiken werden beherrschbare und nicht beherrschbare Risiken gefiltert und dann entsprechende Lösungen gesucht. Versichert werden müssen vor allem Risiken, die für eine Person oder ein Unternehmen

existenzgefährdend sind. Das sind oft auch Gefahren, die nicht so sehr im Blickfeld stehen. Die Brandschutzversicherung steht für die meisten Menschen außer Frage, weil diese Gefahr für jeden nachvollziehbar ist. Aber auch wirtschaftsrechtliche Risiken können problematisch sein. Ein mittleres Unternehmen erweitert zum Beispiel seinen Tätigkeitsbereich über Österreich hinaus. Dadurch können schnell neue Risiken entstehen, die im Unternehmen noch gar nicht erfasst wurden. Hier braucht es Experten, die mögliche neue Risikopotenziale prüfen können. Die Risikomatrix der Hypo Tirol Versicherungsmakler GmbH unterstützt Unternehmen darin, möglichst alle und vor allem auch bisher unerkannte Risikopotenziale zu Tage zu fördern – finanzielle, operative, strategische und externe Risiken. In vier Arbeitsschritten –Eigeneinschätzung, Workshop, Experteneinbindung und jährliches Risikogespräch – werden dann die umfassende Risikoanalyse und, daraus abgeleitet, das Konzept erstellt.

Mag. Helmuth Rieder Geschäftsführer

„Die Analyse und Bewertung von Risiken bilden die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen. Anhand dieser Risikomatrix können dann die richtigen Produkte und Vorsorgemaßnahmen ausgewählt werden.“

HYPO TIROL Versicherungsmakler GmbH Reg Nr 701/9048 Meraner Straße 8 6020 Innsbruck Tel 050700 versicherungsmakler@hypotirol.com www.hypotirol.com


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MAGAZIN Abschied von Tirol Werber Uli Moser

© TIROL WERBUNG

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iefe Trauer und Betroffenheit hat der Tod unseres lieben Kollegen Uli Moser im Tirol Haus ausgelöst. Uli verunglückte am 2. April beim Bergsteigen am Südgrat des Schwabenkopfes im Kaunertal und wurde mit 31 Jahren aus unserer Mitte gerissen. Vielen war Uli als engagierter Tirol Werber bekannt. Seit 2006 war Uli im Tirol Haus im Bereich Synergiemarketing und Sponsoring tätig. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Vermarktung/Akquise und Betreuung der Partner im Rahmen von Tirol:08 auch der Aufbau der Wirtschaftskooperationen, die Synergiebörse und das Standortforum. Er gestaltete die Webportale Sport und Kultur mit und setzte diese um. Sein letztes großes Projekt war der TirolBerg in Garmisch, den er als Projektleiter zu neuen Höhen führte und in neuem Glanz erstrahlen ließ. Energie und Kraft holte sich Uli in der Natur und in den Bergen. Beim Tourengehen und Bergsteigen konnte er am besten abschalten. Seine charmante Art, seine Hilfsbereitschaft, seinen Teamgeist, sein Engagement und nicht zuletzt auch seinen einzigartigen Humor werden wir sehr vermissen. Uli war ein Tirol Werber mit Herz und ein ganz besonderer Mensch. Wir denken an dich und tragen dich, lieber Uli, in unseren Herzen weiter. ×

+30,1% +14,9%

© HAK LANDECK

Übernachtungen

Die Projektgruppe der HAK Landeck (v. l.): Georgia Rumler, Viktoria Waldegger, Patricia Köhle, Thomas Pfeifer mit ihrem Lehrer Manfred Prantner.

Preis für INTERSKI-Schulprojekt

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er INTERSKI-Kongress in St. Anton am Arlberg war für eine Projektgruppe der Handelsakademie Landeck das ideale Umfeld, um ein innovatives Maturaprojekt zu realisieren. Vier SchülerInnen planten ein Marketingkonzept für die Social-Media-Kanäle des Kongresses und setzten dieses auch in die Realität um. Jetzt wurde dieses Maturaprojekt mit der BTV Marketing Trophy 2011 ausgezeichnet. Die vier SchülerInnen – Viktoria Waldegger, Thomas Pfeifer, Georgia Rumler und Patricia Köhle – haben unter Anleitung ihres Professors – Mag. Manfred Prantner – ein Marketingkonzept präsentiert, wie man vor allem Facebook für die Bewerbung des INTERSKI-Kongresses nutzen kann bzw. wie man Facebook als Kommunikationsmittel für INTERSKI International rund um den Kongress nutzt. ×

Ankünfte

Tirol punktet am Inlandsmarkt

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irol ist auch im Inland ein beliebtes Winterreiseziel und konnte bei den österreichischen Gästen im Februar stark punkten: Bei den Übernachtungen verzeichnet Tirol ein Plus von 14,9 %, bei den Ankünften ein Plus von 30,1 %. Mit knapp über 17,3 Millionen Nächtigungen und rund 3,5 Millionen Ankünften reiht sich die Wintersaison von November bis Februar 2011 auf Platz vier aller Ergebnisse seit 1984 ein. Durch die ungünstige Ferienlage und witterungsbedingt rechnet die Tirol Werbung insgesamt für die heurige Wintersaison mit einem leichten Minus. ×


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KULTURTIPPS

© GÜNTER RICHARD WETT

VON ES THER PIRCHNER

ARCHITEKTONISCH ANDERS © ACHENSEE TOURISMUS

Weil die Südtiroler Zeitgenössisches gerne mit den Worten „amol eppas ondorsch“ würdigen, zeigen der Architekt Walter Angonese und der Künstler Manfred Alois Mayr genau dieses „Andere“ in Innsbruck: Idee, Raum und Kunst mit Vision. 15.4. bis 18.6.2011, aut. architektur und tirol

Erfolgreiche Kombination

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© VEREIN SPITI HELP

ie Sommerdestination Achensee erhält in einer aktuellen Studie zu „Tourismus Benchmarking“ des Schweizer Forschungsinstitutes BAKBASEL Bestnoten und belegt Platz eins im internationalen Ranking. Unter 150 Urlaubsregionen im Alpenraum punktete der Achensee mit seiner Kombination „Berg & See“ und setzte sich an die Spitzenposition – noch vor klassischen Sommerdestinationen wie dem Gardasee oder dem Meraner Land. ×

IN GLAUBENSDINGEN HEITER

„Qualitätsschub“

IM WEITESTEN SINNE JAZZIG

Die Europäische Wandervereinigung entwickelt anhand des Lechwegs europaweit gültige Qualitätskriterien für Wanderwege.

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ie Europäische Wandervereinigung arbeitet an der Entwicklung eines Europäischen Qualitätssiegels für Wanderwege und eines entsprechenden Prüfverfahrens. Die EWV richtete hierfür eine Lenkungsgruppe bestehend aus Wanderexperten aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Österreich und Tschechien ein. Als Modellprojekt wählten die Experten den grenzüberschreitenden Lechweg aus. Dieser ca. 120 km lange Weitwander-

© ARTCLUB IMST

© TVB LECHTAL

„Lachen und beten“ nennt sich ein Buch über ein tibetisches Nonnenkloster im Himalaya. In Oetz erzählt die Autorin Christl Finkenstedt von ihrem Aufenthalt bei den Nonnen, die Journalistin Sonja Prieth leiht dem Text ihre radioerprobte Stimme. 6.5.2011, 20 h, Raiffeisensaal, Oetz

weg beginnt im Quellgebiet des Lech in der Gemeinde Lech am Arlberg, erschließt die Naturparkregion Lechtal-Reutte und erreicht sein Ziel beim Lechfall in Füssen. Die Eröffnung des Lechwegs ist für Herbst 2011 geplant. Michael Kohler, Geschäftsführer des TVB Lechtal, sieht in der Zusammenarbeit mit der EWV eine große Chance für die Naturparkregion. „Die Zertifizierung des Lechwegs wird einen Qualitätsschub für den gesamten Tourismus bringen“, so Kohler. ×

Die Randzonen des Jazz beleuchtet das Imster TschirgArt Jazzfestival. Mit dabei sind der Komödiant Helge Schneider, Johnny Winter, die BuenaVista-Musiker Omara Portuondo und Chucho Valdés (Bild) und der Extremgeiger Nigel Kennedy. 12.–19.5.2011, Glenthof, Imst

WEITERE VERANSTALTUNGEN Innsbruck liest, Verteilung der Gratisbücher 28.4.2011, Rathaus, Stadtbücherei u. a., Innsbruck www.innsbruck.at Klangspuren barfuß – Kinderprogramm 2.5.–10.10.2011, jeden Montag, 14 h, Klangspuren Schwaz, www.klangspuren.at KRIWET – Yester ’n’ Today, Ausstellung 14.5.–3.7.2011, Galerie im Taxispalais, Innsbruck www.galerieimtaxispalais.at Smooth Jazz in the Cube, Festival 20.–22.5.2011, CUBE Biberwier-Lermoos www.cube.smoothjazzfestival.de


32 MAGAZIN SAISON

„theALPS - a new way of trading“ ermöglicht es Verkäufern und Anbietern im Vorfeld der Veranstaltung, sich online mit ihrem persönlichen Profil zu präsentieren.

Gipfeltreffen der alpinen Touristiker Von 5. bis 7. Juni 2011 treffen bei der ersten Vollversion von „theALPS“ alpine Top-Touristiker mit internationalen Einkäufern zusammen. Den Rahmen bildet ein stark besetztes Symposium.

D

ie neue Tourismusveranstaltung des Alpenbogens startet mit „theALPS – Future Communication in Tourism, presented by Google“. Auf den digitalen Kommunikationsmärkten der Zukunft lautet das Motto schon längst „A new way of trading“. Der Auftakt zu „theALPS“ in den Swarovski Kristallwelten in Wattens beleuchtet den Paradigmenwechsel in der Kommunikation in seinen Konsequenzen auf den alpinen Tourismus und präsentiert neue Ansätze für erfolgreiches E-Trading im virtuellen Netz. Für diese Veranstaltung konnten Top-Referenten des E-Business gewonnen werden und mit Google einer der weltweiten Marktführer als zentraler Partner. Unter anderem werden Arno Ebner, Vice President für das globale E-Business (Consumer Goods/B2C) von Swarovski, der aus Berlin stammende Internet-Pionier und Querdenker Sascha Lobo sowie Georg

Ziegler, Head of B2B-Marketing der größten deutschsprachigen Bewertungsplattform HolidayCheck AG, und Karl Pall, Chef von Google Austria, in dieser Form noch nie präsentierte Einblicke in die digitale Zukunft geben. Vor allem die Kooperation mit Google wird den „theALPS“-Teilnehmern gleichermaßen interessante wie exklusive Analysen in das Suchverhalten rund um den Alpenurlaub eröffnen.

Erfahrungs- und Erlebnisraum Alpen. Ebenfalls hochkarätig präsentiert sich das fachliche Symposium von „theALPS“. Für 2011 wurde das Schwerpunktthema „Erfahrungs- und Erlebnisraum Alpen“ gewählt, das sich auch in den Verkaufsräumlichkeiten von „theALPS“ mit speziellen Themeninseln zu den Kernkompetenzen der Alpen widerspiegelt. Um hier eine spannende Mischung aus Fachinformation und Emotion bieten zu können, referieren am 6. Juni im Rah-

men des vormittäglichen Symposiums im Congress Innsbruck Tourismusspezialisten wie Hansruedi Müller („Die inzenierten Alpen“), Direktor des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus an der Universität Bern. Vorgestellt wird aber etwa auch die jüngste Grundlagenstudie „Zukunft Wintersport – Deutschland 2011“ von Ralf Roth (Deutsche Sporthochschule Köln), die das Potenzial des alpinen Hauptherkunfsmarktes Deutschland analysiert. Den emotionalen Höhepunkt bildet erwartungsgemäß die Rede von Altbischof Dr. Reinhold Stecher zum Thema „Werterfahrung Alpen“, in der Stecher seine ganz persönliche Botschaft der Berge dem Fachpublikum näher bringen wird. Abgerundet wird das Symposium durch ein Expertenpanel des Vereins „Future Mountain International“. Hier diskutieren prominente Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft über „Die Revolution am Berg“.

Award-Verleihung.

Viele führende Tourismusregionen aus dem Alpenbogen erwarten natürlich mit Spannung, wer den erstmals zu vergebenden „theALPS Award“ zugesprochen bekommt. Die Fachjury aus Tourismusexperten und touristischen Fachjournalisten wird aus einer ShortList von fünf nominierten Projekten den Sieger wählen. Das Interesse an diesem Award ist mit 50 Einreichungen aus allen Partnerregionen von „theALPS“ sehr groß. Die Fachjury tritt zum ersten Mal Ende April zusammen, um eine Auswahl von 15 internationalen Projekten zu erstellen, welche in die engere Wahl für die Nominierung kommen. Die fünf Top-Projekte werden dann am 6. Juni im Rahmen des Symposiums vorgestellt, der Sieger an diesem Abend feierlich bekannt gegeben.

Verkaufsraum gut gestartet.

Gut gestartet ist auch der virtuelle Handelsraum von „theALPS – A new way of trading“, zu dem sich bereits jetzt führende alpine Destinationen und Anbieter, aber auch internationale Vertriebspartner unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Italien, den USA und Osteuropa angemeldet haben. Ziel dieses neuen internationalen Markplatzes ist es, die Anbieter alpiner Best-Of-Angebote mit Einkäufern der internationalen Tourismuswirtschaft virtuell zu vernetzen – und das 365 Tage


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DAS „THEALPS“NETZWERK WÄCHST

„theALPS“ gewinnt bereits im Vorfeld immer mehr an Bedeutung - die Schweizer Region Graubünden ist seit kurzem Partner, auch die französischen Alpenregionen bekunden größtes Interesse an der Veranstaltung. V. l.: Christian Schützinger (Vorarlberg Tourismus), Sybille Wiedenmann (Bayern Tourismus), Gaudenz Thoma (Graubünden Ferien), Josef Margreiter (Tirol Werbung).

im Jahr. Diese neuartige Methode der Vernetzung ist in Folge auch die Grundlage für persönliche Gespräche im Rahmen der Veranstaltung selbst. Durch den virtuellen Handelsraum wird gewährleistet, dass man sich bereits im Vorfeld abstimmen kann. Von 5. bis 7. Juni sollen dann konkrete Geschäftsabschlüsse im Vordergrund stehen. „In den ersten Wochen haben sich bereits große Regionen, Hotels aber auch Einkäufer und Incomer angemeldet“, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, stellvertretend für die Initiatoren von „theALPS“. Die

Einführung dieses virtuellen Handelsraums als neues E-Business-Tool für die Alpentouristiker ist verbunden mit sehr hohem Servicecharakter für den Erst-User. „Vom erklärenden Comic bis hin zu einfacher Bedienerführung und vielen persönlichen Servicegesprächen stehen hier jedem User viele helfende Hände zur Seite, die ihm den Einstieg und die Benutzung dieses neuartigen Tools so einfach wie möglich machen“, so Margreiter weiter. Die Handelsplattform im Congress Innsbruck selbst ist ähnlich innovativ gestaltet wie die Online-Plattform

Zuletzt wurde auf der Internationalen Tourismusmesse Berlin Graubünden als neue Partnerregion von „theALPS“ vorgestellt – ein weiterer wichtiger Mosaik-Stein in der Entwicklung dieser LobbyingVeranstaltung, die von Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusverband Innsbruck ins Leben gerufen wurde. Aktuell gehören damit neben dem Neuzugang Graubünden der grenzüberschreitende Marketingverbund „Best of theALPS“ sowie die Regionen Bayern, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Südtirol, Tirol, Vorarlberg und Wallis zur „theALPS“-Allianz. Aber auch Kooperationsgespräche mit potenziellen Partnern der französischen Alpen sind schon sehr konkret, es besteht großes Interesse bei „theALPS“ in Innsbruck mit an Bord zu sein. www.the-alps.eu

im Vorfeld. Sie bietet unterschiedliche Themenbereiche, Informations- sowie Gesprächszonen und BesprechungsLounges. Aussteller und Einkäufer bedienen sich unter anderem eines iPads als Präsentationswerkzeug, das sie vom Veranstalter zur Verfügung gestellt bekommen. Es stehen ökonomisch und ökologisch sinnvolle Angebote im Vordergrund, die nicht nur höchste Qualität in Service und Infrastruktur zum Ziel haben, sondern auch das Produkt „Urlaub in den Europäischen Alpen“ zur unverwechselbaren Marke machen sollen. ×


34 MAGAZIN SAISON

Mit Geschichten begeistern Das Tiroler Tourismus.Forum 2011 steht im Zeichen eines Themas, das hierzulande oft noch unterschätzt wird: „Storytelling“ im Tourismus. Und natürlich werden wieder die TirolTouristica-Preise für herausragende Leistungen vergeben. VON MICHAEL RIEDLER

Bisher erschienen 37 Bücher von ihm in 66 Ausgaben in einer Gesamtauflagenhöhe von rund 1,4 Millionen Exemplaren. Seine „Liebesmärchen“, im deutschsprachigen Raum knapp 300.000-mal verkauft, sind eines der erfolgreichsten Bücher eines lebenden österreichischen Autors. Beim Tourismus.Forum wird es aber auch eine Gruppe geben, die Geschichten musikalischer Art auf höchstem Niveau erzählen wird: die Wiltener Sängerknaben, deren Top-Niveau über die Grenzen Tirols hinaus bewundert wird. Ein Höhepunkt des Tourismus.Forums ist natürlich wieder die Verleihung des „Tirol Touristica“ in fünf Kategorien. Interessantes verspricht die Rede des Landeshauptmannes zur aktuellen Lage des Tourismus und der Tourismuspolitik im Land. Und dann geht es zum unterhaltsamen Get-together an einem – hoffentlich schönen – Sommerabend mit Grillspezialisten aus Tirol im Park des Congress Igls.

Forum mit Bedeutung. Im Vorjahr

Griffen vergangenes Jahr beim Tourismuspreis „Tirol Touristica“ zu: Johann Hörtnagl (l.), Sepp Rettenbacher, Martin Winderl, Hubert Klingan und Hannes Huter mit LH Günther Platter (3.v.l.) und Tirol-Werber Josef Margreiter (r.).

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torytelling ist wohl die beste Marketing-Methode der Welt": So drücken sich Experten im Geschichtenerzählen aus. Große Konsumgüterkonzerne nützen dieses Instrument immer stärker und erzählen Geschichten rund um ihre Produkte und Angebote. Durch Beispiele und Hintergrundstories werden Kunden begeistert. Sie sollen Sinn und Begeisterung empfinden und weitererzählen können, warum sie ein Angebot wahrnehmen. „Storytelling“ ist auch Thema des nächsten Tiroler Tourismus.Forums, das am 28. Juni im Congress Igls stattfindet. Wie jedes Jahr werden 300 bis 350 Teilnehmer aus der Tiroler Tourismusbranche erwartet. Mi-

chael Brandl, Prokurist der Tirol Werbung: „Wir möchten zeigen, dass es heute mehr denn je darum geht, Geschichten zu erzählen. Das ist oft ganz einfach, aber sehr wirksam.“

Folke Tegetthoff kommt. Deshalb wird „Storytelling“ beim Tourismusforum auch auf ganz spezielle Art vorgestellt. Eingeladen ist unter anderem ein ganz großer Erzähler, ein Mann mit Weltruf: Folke Tegetthoff. Der 57-Jährige ist berühmt vor allem als Erzähler von Märchen für Erwachsene. Er vereint klassische Elemente mit einem ganz neuen Märchenstil, der ihn in der deutschsprachigen Literaturszene einzigartig macht.

begeisterte Altbischof Reinhold Stecher beim Tourismus.Forum mit einem viel beachteten Vortrag zum Generalthema „Nachhaltigkeit“. Vorbereitet wurde dabei auch der touristische Schulterschluss der Alpenländer, konkret: ein internationales Gipfeltreffen der Tourismusminister in der Kooperation „theALPS“. Diese alpenländische Zusammenarbeit erhält heuer von 5. bis 7. Juni mit der ersten Vollversion der B2B-Veranstaltung „theALPS – A new Way of Trading“ in Innsbruck ein konkretes und modernes Gesicht. Das Tourismus.Forum hat sich als der Branchentreff etabliert. „Es ist neben dem Tourismustag auf der Tourismusmesse FAFGA wahrscheinlich der wichtigste Touristiker-Treffpunkt in Tirol“, sagt Brandl. Es ist auch eine Gelegenheit für die Tirol Werbung, sich mit der Tourismuswirtschaft intensiv auszutauschen. Das Tourismus.Forum hat in seiner bisherigen 16-jährigen Geschichte unterschiedlichste Ausprägungen gezeigt. Heute steht der „Socializing“-Ansatz im Vordergrund. Das Forum hat also weniger den Charakter eines Symposiums für die Wissensaneignung, sondern ist eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, die gegenseitige Impulsgebung, das Netzwerken und den gegenseitigen Austausch. Und für die Tirol Werbung ist das Forum nicht zuletzt auch eine Gelegenheit, ihren Partnern Dankeschön zu sagen für die gemeinsame Arbeit der letzten Monate. Anmeldungen unter www.tourismusforum.tirol.at. ×


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Tirol Touristica Der Preis für die besten Impulse

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er „Tirol Touristica” zeichnet jährlich beim Tiroler Tourismus.Forum herausragende touristische Projekte und beispielhafte Impulse im Tiroler Tourismus aus. Die Hypo Tirol Landesbank – langjähriger Partner der Tirol Werbung – stiftet dazu fünf Skulpturen des Tiroler Künstlers Alois Schild aus Kramsach. Die Skulpturen mit dem Namen „Setzlinge“ haben bereits bei der vorjährigen Preisverleihung für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Mit dem Tirol Touristica will die Tirol Werbung Innovation und Kreativität auslösen, die touristischen Players in Tirol zu Netzwerken und Kooperationen anregen, hervorragende Initiativen vor den Vorhang holen und die Wettbewerbsfähigkeit Tirols insgesamt stärken helfen. Teilnahmeberechtigt ist jede Person, die touristische Projekte in Tirol umgesetzt hat. Einge-

reicht werden dürfen auch verdiente Persönlichkeiten, die für ihr touristisches Lebenswerk geehrt werden können. Ausgezeichnet werden touristische Projekte aus dem Bereich Angebotsentwicklung, Infrastruktur, Marketing und Vertrieb, Events/Großveranstaltungen und „Persönliches Lebenswerk“.

Expertenjury.

Das Fachteam der Tirol Werbung wird bei der Preisvergabe unterstützt von einer hochkarätigen Expertenjury. In dieser sitzen Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Tourismus-Sektionschefin Elisabeth Udolf-Strobl, Markus Hildmann von der Hypo Tirol Bank, Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus, Peter Trost von der Wirtschaftskammer, Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung des Landes Tirol, Prof. Robert Kaspar, Tourismus-,

Kultur und Eventmarketingexperte an der Fachhochschule Kufstein, Arno Ritter, Geschäftsführer des Architekturforums Tirol, Hermann Fercher (Marketingclub Tirol) und Projektentwickler Helmut Müller. Gewinner der letzten Jahre waren u. a. Walter Frenes, Balthasar Hauser, Adi Werner, Jakob Falkner, Georg Lamp, Hansi Hinterseer, die Swarovski Kristallwelten, die Tiroler Festspiele Erl und viele andere. Im Vorjahr wurde der Preis erstmals in fünf Kategorien vergeben. Preisträger waren der TVB Stubai mit seinem „Wilde Wasser Park“, Andreas Jenewein & Martin Winderl für ihr „Stay.inn Hotel“ in Schwaz, die Organisation „Urlaub am Bauernhof“, der Kitzbüheler Skiclub für das Hahnenkammrennen und Hubert Klingan für sein Lebenswerk. × www.touristica.tirol.at


36 MAGAZIN SAISON

Das Alpenresort Schwarz in Mieming

Schwanger im Hotel © ALPENRESORT SCHWARZ (2)

Eine neue Marketinggruppe kümmert sich um die Bedürfnisse von Schwangeren in Hotels. Einige Tiroler Hotels haben sich dem Trend angeschlossen und Pakete für werdende Mütter in ihr Angebot aufgenommen. VON NINA HEIZER

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lase 64“ am Fuß darf nicht massiert werden. Auch andere Akupunkturpunkte müssen in der Schwangerschaft gemieden werden. Darm, Uterus, eigentlich der ganze Unterleib sollte in Ruhe gelassen werden. Gott sei Dank weiß Manuela Bescheid und widmet sich dafür während der Shiatsu-Massage vermehrt dem Nacken und dem immer mehr beanspruchten Kreuz. Auch bei der Auswahl der Aromaöle muss auf den sich entwickelnden Embryo und die latent vorhandene Übelkeit der werdenden Mutter Rücksicht genommen werden. Das Dampfbad mit Eukalyptus-Zusatz ist ebenso tabu wie der Whirlpool. Einmal weil wehenfördernd, einmal wegen der doch eventuell vorhandenen Bakterien. In der InfrarotKabine sollte das Licht auf Blau oder Grün gestellt werden, diese wirken entspannend. Von Rot und Gelb ist abzuraten. Das Abendmenü ist abgestimmt. Nichts Rohes, kein Frischkäse, ja keine Mayonnaise. Der werdende Vater genießt Thunfisch-Carpaccio und Steak medium rare, seine Begleiterin bekommt Spargelsalat, wegen der Folsäure, und Fisch, wegen dem Eiweiß. Alles für den Nachwuchs.

Immer mehr Hotels entdecken die Schwangeren mit ihren besonderen Bedürfnissen als Zielgruppe. Auch das Alpenresort Schwarz in Mieming spezialisiert sich seit drei Jahren auf die werdenden Mütter. Man hat das Angebot gut abgestimmt und berät kompetent, welche Wellnessbehandlungen unbedenklich oder welche Speisen heikel sind. „Wir empfehlen den Damen, worauf sie achtgeben sollen. Unsere Mitarbeiter werden speziell dafür geschult. Jede Frau muss aber für sich selbst entscheiden, was sie tun oder essen will“, erklärt Michaela Neuner, zuständig fürs Marketing des Hotels.

Bäder und Sauna. Das Alpenresort ist eines von mehr als zwanzig qualifizierten Hotels für Schwangere der Angebotsgruppe der „New Life Hotels“. Das „innovative und einzigartige Konzept“ stellt sich laut Webpage auf das Bedürfnis nach Harmonie, Entspannung, Wellness und Urlaub ein. Vom „reinen Erholungs- und Verwöhnprogramm über gezielte Informationen zum Thema Schwangerschaft bis hin zur individuellen Geburtsvorbereitung bieten die Partnerbetriebe für zukünftige Eltern Unterstützung an“, heißt es.

„New Life informiert uns über die neuen Trends und medizinischen Entwicklungen und wir können dann gezielt darauf reagieren“, sagt Neuner. Die Bandbreite der buchbaren Möglichkeiten erstreckt sich vom romantischen Kuschelwochenende über ein Gourmet-Erlebnis, das Gesundheitswochenende bis zum Golfkurs. „Golfen ist bei Schwangeren auch sehr beliebt“, sagt Neuner. Sie genießen vor allem, dass sie beraten werden und nicht alle Verbote und Empfehlungen selber im Kopf haben müssen. Auch dass sie beim Wellnessangebot nicht auf Pedi- und Maniküre beschränkt sind, freut die Runden. Eigene Massagetechniken mit Stillkissen zum Lagern oder auf Schwangere abgestimmte Matratzen helfen beim Entspannen. Warme Bäder, Klang- und Akupunktur-Massagen – ohne „Blase 64“ – werden ebenfalls gern gebucht. „Entgegen dem Volksmund ist auch das Saunieren für Mutter und Kind empfehlenswert. Muskeln werden so entspannt, die Abwehrkräfte gestärkt und eine schnellere Ausschwemmung von Wasseransammlungen im Gewebe gefördert“, verspricht New Life.


37 Spezielle Kosmetiklinien, ein Sportangebot mit leichten Radtouren, Walkingstrecken und Spazierwegen, eigene Schlafkissen und Behandlungen, buchbar in der eigenen Suite, runden das Angebot ab. In den privaten Spa-Suiten können sich die werdenden Eltern ganz exklusiv verwöhnen lassen. „Manche Schwangeren fühlen sich unwohl und wollen mit dem veränderten Körper nicht nackt durch die Saunawelten wandeln“, sagt Neuner, „für diese stehen unsere Suiten mit eigener Sauna oder Dampfbad zur Verfügung. Das Extra-Bett kann zur Massageliege umfunktioniert werden.“ Viele Schwangere kämpfen mit dem Ein- und Durchschlafen. Ein Schlaf-GesundCoach hilft mit Tipps und Empfehlungen für eine verbesserte Nachtruhe. Für ihn ist „guter Schlaf die Voraussetzung für ein gesundes und glückliches Leben“. Der Coach erkennt innere und äußere Ursachen von Schlafstörungen und hilft, diese zu beseitigen, empfiehlt Schlaf fördernde Mahlzeiten, warme Kräuter- oder Salzbäder, Spaziergänge am Abend und autogenes Training. Ein härter oder weicher eingestellter Lattenrost beugt Kreuzschmerzen vor und begünstigt einen

guten Schlaf. Bestelllisten für Nackenrollen, größere Kopfkissen oder leichtere Bettdecken liegen in den Zimmern auf.

„Genau richtig“.

Ob seit dem abgestimmten Angebot mehr Schwangere einen Aufenthalt im Hotel buchen, kann Neuner nicht bestätigen. „Das wurde in den Jahren vorher nicht erfasst, daher haben wir keine Vergleichszahlen. Oft wussten wir ja gar nicht, dass eine Besucherin schwanger war. Jetzt achten wir natürlich mehr drauf und können unser Angebot über die New-LifeHotels auch gut kommunizieren.“ Ärzte und Hebammen sprechen sich jedenfalls für die Marketinggruppe und ihre Qualitätsstandards aus. Die ehemalige Vizepräsidentin des Österreichischen Hebammen Gremiums (ÖHG), Gerlinde Remsing, zeigt sich von dem langfristigen Konzept, der klaren Positionierung, der strengen Sicherung der Qualitätskriterien und der laufenden Optimierung des Angebots überzeugt. Für sie sind Schwangere in den Partnerhotels „genau richtig“. Schwangere müssen Regeln einhalten, bestimmte Speisen vermeiden

und Risikofaktoren für sich und das Ungeborene ausschließen. Mit zunehmendem Umfang nimmt die Belastbarkeit des Kreislaufs und der Laune ab. Die Leibesfrucht wird aktiver und die werdende Mutter angestrengter. Ein Wellness-Urlaub, bei dem andere für sie denken und sie mit spezieller Aufmerksamkeit verwöhnen, tut ihr und damit auch ihrem Partner gut. So haben alle drei was davon. Wenn das keinen Kurzurlaub wert ist. ×

TIROLER „NEW LIFE HOTELS“ • Alpenresort Schwarz, Mieming www.schwarz.at • Holzleiten - Natur und Spa Resort, Obsteig www.holzleiten.at • Aktiv & Spa Resort Rieser Tirol, Pertisau www.hotel-rieser.com • Das Theresa - Wellness & Spa Hotel Tirol, Zell im Zillertal www.theresa.at • www.newlifehotels.com

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Wohnbau für alle Fälle Professionell, flexibel und kompetent: Die WE Wohnungseigentum ist Ihr verlässlicher Partner beim Bau eines Personalhauses.

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eit 1954 gilt die WE Wohnungseigentum als die Tiroler Top-Adresse in puncto Wohnbau. Den steigenden Anforderungen an die Bauträger konnte sie immer gerecht werden. Die WE ist stets am Puls der Zeit: Neben der Errichtung und dem Gebäudemanagement von Wohnungen, Reihenhäusern, Gemeindeeinrichtungen, seniorengerechtem Wohnen, Pflegeheimen und Schulen realisiert sie nun auch schlüsselfertige Dienstnehmerwohnungen für Tiroler Unternehmen.

Gerade im Tourismus ist der Bedarf an angemessenem Wohnraum für Personal deutlich gestiegen. Motiviertes Personal ist für jeden Betrieb unerlässlich, um erfolgreich zu wirtschaften. Ein komfortables Personalhaus, in dem die Mitarbeiter günstig wohnen und sich wohlfühlen können, ist heutzutage unerlässlich, damit sie dauerhaft im Unternehmen bleiben. Die Wohnbauförderung des Landes Tirols unterstützt den Neubau von Dienstnehmerwohnungen. Das entsprechende Wohnbauförderungsdarlehen für das gesamte Projekt erleichtert die Finanzierung.

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Jochberg In nur 5 Monaten entstand ein Wohnhaus mit 23 Dienstnehmerwohnungen – diese stehen nun den Mitarbeitern des Hotels Royal Spa***** zur Verfügung. Die erste Baustufe wurde bereits abgeschlossen, im Zuge der Erweiterung erfolgt derzeit die Errichtung der zweiten Baustufe.

Münster Weiters wird derzeit ein Dienstnehmerwohnhaus in Münster erbaut, welches von der Reha Tirol angemietet wird. Insgesamt entstehen hier 36 neue Dienstnehmerwohnungen. Fertigstellung September 2011.


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© LOIS HECHENBLAIKNER, ANDREAS SEELMANN/, HANNES SENFTER

Ökologisch korrekt. Das Kongresszentrum Alpbach ist Vorreiter bei „grünen“ Veranstaltungen.

Green Meetings Mülltrennung und Sparlampen reichen nicht. Wer eine gesellschaftlich-ökologisch verträgliche Veranstaltung anbieten möchte, der muss mehr leisten. Fest steht: Die Nachfrage nach solchen Events steigt. VON JULIA BRUGGER

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ir haben zwei Jahre lang daran gearbeitet, ein nachhaltiger Tagungsort zu werden“, erklärt Georg Hechenblaikner, AlpbachGeschäftsführer. „Am schwierigsten war es, externe Partner zu überzeugen. Bei vertraglich Gebundenen kann man einfach die Vorgaben machen.“ Die Anstrengung hat sich gelohnt. Heute ist Alpbach führend im ökologisch und gesellschaftlich verträglichen Kongresstourismus – und ökonomisch erfolgreich. Der Energieverbrauch wurde optimiert, das Catering mit regionalen Produkten bestückt, die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefördert. Das gesamte Dorf profitiert von der Ausrichtung. Der Veranstalter –

das Europäische Forum Alpbach – war ebenso Triebkraft für diese Entwicklung wie das kritische Kongresspublikum. Die Nachfrage ist groß: „Wir haben zwei Zielgruppen, zum einen den klassischen Firmenkunden, der Corporate Social Responsibility umsetzen will, und zum anderen Institutionen“, erklärt Hechenblaikner. Alpbach erhielt vom Umweltministerium die Lizenz, mit der es Veranstaltern das Label „Österreichisches Umweltzeichen für Green Meetings“ verleihen kann. Das Europäische Forum Alpbach trägt heuer zum zweiten Mal dieses Zertifikat. Der Vorteil von Alpbach: „Es ist eine überschaubare Welt. Entscheidungen werden in kleinen Kreisen getroffen. Veränderungen sind somit leicht möglich,

vom Catering über die Anreise bis zur Nächtigung“, fasst Manfred Koblmüller, Experte für „Sustainable Event Management“ am Österreichischen ÖkologieInstitut, zusammen.

Ökosensibilisierte Veranstalter. Treibender Motor für die zunehmenden ökologischen Bemühungen in der Kongresswelt ist ein anhaltender europäischer Trend. „Große Veranstalter setzen die Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch und sozial korrekte Veranstaltungen. Sie möchten ein Gesamtprodukt, das sie öffentlichkeitswirksam als grün vermarkten können“, erklärt Manfred Koblmüller. Die grüne Veranstaltung reiht sich damit in eine gesellschaftlich-ökologisch verant-


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© DEE HOEFER

„Große Veranstalter setzen die Latte. Sie sind sensibilisiert für ökologisch und sozial korrekte Veranstaltungen. Sie möchten ein Gesamtprodukt, das sie öffentlichkeitswirksam als grün vermarkten können.“ MANFRED KOBLMÜLLER, ÖSTERREICHISCHES ÖKOLOGIE-INSTITUT

wortliche Unternehmenspolitik ein, auch CSR (Corporate Social Responsibility) genannt. Und diese wird zunehmend im Tourismus ein Thema. „Österreich und so auch Tirol wirbt mit gesunden Ressourcen und einer intakten Umwelt. Es gilt als Umweltmusterland“, so Koblmüller. „Es wäre schädlich, diese USP zu verspielen.“ Und Glaubwürdigkeit ist für große Unternehmen und kritische Bürger heute zentral geworden. Zertifizierung und konsequent professionelle Umsetzung können so zur halben Miete für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den sensibilisierten Veranstaltern werden.

Umweltzeichen: das Minimum. Die Eintrittsschwelle für die Zertifizierung von Meetings ist relativ niedrig, wenn Umwelt in der Organisation bereits ein Thema war. Zu dieser Strategie hat sich das Lebensministerium gemeinsam mit dem Österreichischen Ökologie-Institut bewusst entschieden. „Das Umweltzeichen dient als Qualitätslabel für eine nachhaltig ausgerichtete Veranstaltung, ohne Exklusivitätsstatus. Wichtig ist, dass das Zertifikat eine Breitenwirkung entfaltet. Das ist nur mit einer niedrigen Hürde möglich“, so Koblmüller. Wer mehr möchte, der kann darüber hinaus Maßnahmen ergreifen. Biozertifizierte Caterer gehören ebenso dazu wie die Konstruktion eines Niedrigenergie-, Passiv- oder gar Plusenergiekongresshauses. Die Veranstalter schnaufen dennoch: „Es ist ein anstrengender Weg, doch wir schlagen ihn überzeugt ein“, erklärt Ralph Kerschbaumer, Marketingleiter von Congress und Messe Innsbruck (cmi). Was das Kongresszentrum Alpbach seit 2010 erfolgreich anbietet, versucht man nun auch in Innsbruck umzusetzen. Im Sommer soll die Zertifizierung für das Österreichische Umweltzeichen abgeschlossen sein. Das Österreichische Ökologie-Institut greift den Kandidaten dabei unter die Arme. Dann kann das cmi seinen Kunden auch

das Produkt „umweltfreundliche und gesellschaftlich verträgliche Veranstaltung“ anbieten.

Congress Innsbruck setzt neue Maßstäbe. Öffentliche Erreichbarkeit, Energie und Catering sind für Kongresszentren die neuralgischen Punkte. Einiges wurde und wird im Congress Innsbruck schon seit einiger Zeit erfüllt: sparsamer Umgang mit Wasser in den Toiletten oder regionale Lebensmittel im Catering. Doch der größte Brocken ist und bleibt der Energieverbrauch. Die Bilanz zum Ökologischen Fußabdruck wurde noch nicht durchgeführt. Fest steht: Ein Gebäude aus den 70er Jahren ist weit entfernt von aktuellen Dämmvorgaben, die Heizung läuft immer noch vorwiegend über Erdgas. Auch wenn bereits Optimierungsmaßnahmen greifen und der Energieeinsatz sinkt, ist noch viel zu tun. „Hier ist wichtig, dass weiter Schritt für Schritt um- und nachgerüstet wird. Der Technische Leiter des cmi sieht auch ganz klar Energieeffizienz als oberste Priorität“, so Koblmüller. Eine zentrale Voraussetzung für das Umweltzeichen wird damit erfüllt. Und das ökonomische Interesse des Betreibers wird ebenso gewahrt: Die Betriebskosten sinken. Der congresspark igls ist ein Niedrigenergiehaus, das zudem Solarenergie nutzt. Der Glaspalast verfügt über entsprechende Dreifachverglasung. Auch der Neubau Messe Innsbruck entspricht den neuesten Baustandards, wobei die Energieversorgung des Altbestands gleich mit aufgewertet wird. „Es braucht Transparenz. Ist- und Soll-Verbrauch sollen in einem öffentlich sichtbaren Energieausweis präsentiert werden. Das Resultat der ständigen Optimierung wird damit für jeden Eventbesucher begreifbar“, fasst Koblmüller zusammen. Zentral ist zudem, dass die Gesellschafter Land, Stadt, TVB sowie WKÖ auf Sanierung und erneuerbare Energien drängen. ×

BEKENNTNIS ZU NACHHALTIGKEIT Auf der heurigen Green Meetings Konferenz in Mainz bekannte sich die Veranstaltungsbranche zu Nachhaltigkeit. Organisator der Konferenz war der EVVC, Europäischer Verband der Veranstaltungszentren e.V. „Es gibt immer mehr sensibilisierte Veranstalter, die sich ein Gesamtpaket wünschen“, bestätigt Manfred Koblmüller. Wozu Green Meetings? Konferenzen sind zentraler Bestandteil der Wissensgesellschaft. Dieselbe Gesellschaft weiß um ökologische und gesellschaftliche Missstände in der Welt. Green Meetings unterstützen bei der Ökologisierung der Wirtschaft. Ziel ist, den Ressourcenverbrauch zu minimieren, Verschmutzung zu vermeiden und gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen. Nur öko zu sein, ist allerdings zu wenig. Was zählt, ist die Nachfrage aus dem Eventsektor. Für ein Kongresszentrum, das im Wettbewerb steht, zählt die Auslastung. Große Veranstalter und politische Institutionen entscheiden mit ihrer Nachfrage mit, wie grün ein Kongress tatsächlich wird. Sie müssen für ihre Veranstaltungen das Zertifikat als Mindeststandard festmachen. Politische Vorgaben und Verpflichtungen zu nachhaltiger Entwicklung können das Angebot ebenso verbessern.

GÜTESIEGEL Das Österreichische Umweltzeichen betriff t die Veranstaltung an sich und auch den Veranstaltungsort. Es gibt Muss-Kriterien und Soll-Kriterien. Bereiche sind unter anderem: Catering, Mobilität, Abfall- und Energiemanagement, Materialeinsatz durch den Veranstalter, Information an die TeilnehmerInnen, Side-Events. www.umweltzeichen.at Green Globe umfasst lediglich Soll-Kriterien und Managementvorgaben. Ausgezeichnet wird der Veranstaltungsort, nicht die Veranstaltung an sich. Die Kunden der Eventwirtschaft haben damit keinen Kommunikationsvorteil. „Er ist lange nicht so stark wie das Österreichische Umweltzeichen. Es ist eine allgemeine Absichtserklärung der Kongresszentren, die nicht viel über die tatsächliche Qualität des Events aussagt“, relativiert Koblmüller. www.greenglobe.com Weitere Infos: www.greeneventsaustria.at www.itc.com


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© GERHARD BERGER (3)

Diamant der Alpen. Ein Ort ohne Kirche ist wie ein Gott ohne Mensch, war der Pionier Angelus Scheiber überzeugt. Also baute ihm sein Sohn Alban Scheiber sen. eine Kirche und stellte daneben ein besonderes Hotel. 50 Jahre später läuft der Pistenspaß auf 54 Kilometern und mit mehr als zehn modernen Aufstiegshilfen reibungslos. 2005 und 2006 wurde Hochgurgl zu einem der besten zehn Skigebiete der Welt gekürt und bezeichnet sich als „Diamant der Alpen“.


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Familienbande „Ihr seid doch verrückt“, wurden die Pioniere aus dem hinteren Ötztal vielerorts geschumpfen. Nach 50 Jahren steht Hochgurgl für ein Skiresort, das den Vergleich mit St. Moritz nicht zu scheuen braucht. V O N J A N E K AT H R E I N

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er Winter kommt früh und bleibt lange. Die Hochgurgler überlassen das weder dem Zufall noch Gott, schon ab Mitte Oktober spucken hier die ersten Kanonen weißen Staub als Grundlage zum steinfreien Pistenspaß. Und der dauert in Hochgurgl dann auch bis in den Mai an. „Dort oben hat es so viel Sonne, da wäre es super zum Skifahren“, soll Angelus Scheiber häufig gesagt haben und ließ dabei den Blick sehnsuchtsvoll aus seinem Büro im Hotel Edelweiss über die Hänge der Angerer Alm wandern. Es gibt Menschen mit einem besonderen Gespür für die Natur. Angelus Scheiber war so einer. Ahnen konnte er damals nicht, dass sich die Angerer Alm zu einem Ort für gehobenen Skitourismus abseits der Massen entwickeln würde und heute einen Vergleich mit St. Moritz oder Lech nicht zu scheuen braucht. Bevor seine Vision Gestalt annahm, wurde ein anderes Jahrhundertprojekt, bei dem auch Angelus Scheiber die Fäden zog, Realität: die Timmelsjoch Hochalpenstraße (siehe Factbox), die nach vier Jahren Bauzeit 1959 eröffnet wurde. Die Voraussetzung für den Ausbau der Angerer Alm zum Hoteldorf Angereralpe war geschaffen. Der Pionier Angelus Scheiber träumte von 15 bis 20 Skihütten mit Übernachtungsmöglichkeit. „Es sollte ein einfacher Standard sein“, erinnert sich Alban Scheiber sen. an die Pläne des Vaters. Für Alban Scheiber sen. war jedoch klar: Ein besonderer Platz wie dieser verdient ein besonderes Hotel. Jedes Zimmer im Top Hotel Hochgurgl hatte bereits sein eigenes Bad, das war in Zeiten der Etagensanitäranlagen außergewöhnlich. Eine Kirche war von Anfang an Bestandteil der Pläne für Hochgurgl. „Eine Ortschaft ohne Kirche ist wie ein Mensch ohne Gott“, war Angelus Scheiber überzeugt.

An der Grenze. Aller Anfang ist schwer. Besonders an der Grenze des Dauersiedlungsraumes. Das wissen die Ötztaler und deshalb zieht es keinen so richtig hinauf ins Hochgebirge. Die Angerer Alm gilt als wild. Kein Wasser. Kein Strom. Keine Kanalisation. In Hochgurgl (2.150 Höhenmeter) sind keine historischen Spuren von menschlicher Besiedlung bekannt, anders als in Obergurgl (1.930 m) oder Vent (1.900 m). „Ich war nie zimperlich. Ich bin raufgegangen und wir haben mit dem Bauen begonnen“, erzählt Alban Scheiber sen., als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Dabei war der Skifahrer und Autorennfahrer gerade einmal 23 Jahre alt. Im Sommer 1959 begannen die Arbeiten an den beiden Hotels Hochgurgl und Angerer Alm und auch der Skilift auf das große Kar wurde in Angriff genommen. Eineinhalb Jahre später folgte schon die Eröffnung.Was für eine Leistung, wenn man die technischen Voraussetzungen dieser Zeit und die unwirtlichen Bedingungen an der Grenze des Dauersiedlungsraumes berücksichtigt. Die Bauarbeiten wurden durch das Hochwasser im Sommer 1960 verzögert. Das Wasser riss im Ötztal zwei Brücken weg und es dauerte Tage, bis die Straße wieder befahrbar war. Das Baumaterial wurde bei Köfels auf Unimogs umgeladen und über den Berg nach Hochgurgl gebracht. Für die Grenzbeamten gab es guten Schnaps, das erleichterte die Zusammenarbeit. „Aus der Not eine Tugend machen“, nennt Alban Scheiber sen. das heute. Wer ein Leben im Hochgebirge erzwingt, muss mit Rückschlägen rechnen. Brände zerstörten 1986 die Wurmkogelhütte in 3.082 m und 2009 die Skihütte Kirchenkar in 2.580 m, eine Lawine fegte 1974 die Wurmkogelhütte und die Mittelstation weg. Die Scheibers ließen sich nicht abschütteln, sie bauten die Kirchenkarhütte, die Wurmkogelhütte und die Mittelstation wieder auf.

Als 1964 in der Angerer Alm ein Hallenbad und eine Sauna eröffnet wurden, sagten viele Einheimische: „Die sind doch verrückt.“ Es war Tirols drittes Hallenbad, im Ötztal das erste und von Beginn an sehr gefragt. Unterhaltung wird in den 60er und 70er Jahren in Hochgurgl großgeschrieben. Bands wie die Starlights, das Emil Werner Trio oder die Nilsen Brothers spielten auf. Ihr größter Hit „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ entstand 1965 in der Kellerbar.

Portion Waghalsigkeit. Es

braucht eine Portion Waghalsigkeit, wenn man weiterkommen will. Immer einen Schritt vor seiner Zeit sein. Neuigkeiten als Erster einsetzen, ja sogar selber entwickeln. Das hat die Scheibers nicht geschreckt. Nachdem Martin Scheiber kein Potenzial

PIONIERLEISTUNGEN WERDEN GEFEIERT 2011 ist das Jahr der Jubiläen in Obergurgl, Hochgurgl, Gurgl: 80 Jahre Piccard-Landung. Das Bauerndorf Obergurgl wurde am 27. Mai 1931 weltberühmt. Der Forscher und Abenteurer Auguste Piccard war mit seinem Stratosphärenballon in Augsburg aufgebrochen, um den Ballon-Höhenweltrekord zu brechen. Was ihm schließlich mit 15.785 m gelang. In Obergurgl musste er dabei notlanden. Das Piccard-Denkmal erinnert heute noch an die Landung und Rettung. 50 Jahre Hochgurgl. An der TimmelsjochHochalpenstraße bauten die Gurgler das Hoteldorf Hochgurgl, das heute den Namen „Diamant der Alpen“ trägt. 100 Jahre Skiclub Gurgl. Pioniere des Skisports riefen 1911 den Ski-Club Gurgl ins Leben, der als Motor für Schneesport und Tourismus im hinteren Ötztal gilt. Als Klubabzeichen wählten sie die Silhouette der Eispyramide des „Schalfkogels“. Mitglieder dieses Skiclubs retteten übrigens Auguste Piccard.


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MEDITATIONSGURU Der indische Guru Maharishi Mahesh Jogi, Begründer der Transzendentalen Meditation, lud 1962 zum europäischen Meditations-Sommerkurs nach Hochgurgl. 200 Anhänger aus 18 europäischen Nationen füllten einen Monat lang die damals drei Hochgurgler Hotels und lernten die Kunst der Meditation von ihrem Meister. Darunter sollen auch die „Beatles“ gewesen sein. „Sie haben nur Gras gegessen und Wasser getrunken. Den Wein haben wir getrunken“, erinnert sich Alban Scheiber sen.

© ALBAN SCHEIBER, POLAK (2)

SKILEHRER SCHEIBER Alban Scheiber sen. war nicht nur begeisterter Autorennfahrer, er war auch ein leidenschaftlicher Skirennläufer, der sich gerne mit Rennläufern wie Karl Schranz bei internationalen Meisterschaften duellierte. Ein Talent, das ihm in die Wiege gelegt wurde, Vater Angelus Scheiber war Mitgründer des „Skiclub Gurgl 1911“.

mehr in dem bestehenden Lift sah, übernahmen Alban und Angelus 1967 das Ruder und verbesserten den Komfort auf der langen Schleppliftfahrt. Sessel wurden in das Zugseil eingehängt. Der Kombilift war geboren. Mit Arthur Doppelmayer entwickelte Alban Scheiber sen. Jahre später das erste Förderband und erreichte damit eine höhere Fahrgeschwindigkeit und eine größere Förderkapazität. Mehr Komfort brachte die 4er-Kabinensesselbahn, die mit Hauben ausgestattet den Skigast vor Wind und Schnee schützte und 2008 saß man in der 8er-Kabinenbahn weltweit erstmals auf beheizten Flächen. „Man versucht, mit der Zeit zu gehen“, tut Alban Scheiber sen. das ab. Als man sich 1997 für eine Verbindung zwischen den Skigebieten Hochgurgl und Obergurgl entschloss, öffnete sich Hochgurgl auch den Tagestouristen, die Fahrt zwischen den Gebieten dauert mit dem „Top-Express“ nur zehn Minuten. Bei den Gästen punktet man mit dem stolperfreien Pistenspaß ohne Wartezeiten und der persönlichen Betreuung. Früher kannte der Liftangestellte noch jeden Gast persönlich, in den Hotels bemüht man sich auch heute um jeden Einzelnen. Dazu gehört auch das freundliche „Guten Morgen“

LAUDA/DUNGL Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda und Fitness-Papst Willi Dungl waren öfters zu Gast in Hochgurgl. Lauda traf sich im Winter 1981/82 mit McLaren-Chef Ron Dennis im Top Hotel Hochgurgl, um den Vertrag für sein Formel-1-Comeback zu unterzeichnen.

und „Good morning“, das Alban Scheiber sen. auf seiner vormittäglichen Runde durch die Stockwerke des Hotels nach links und rechts wirft. Die Gäste mögen das, sie fühlen sich mittendrin und nicht nur dabei. 85 Prozent kommen eben deswegen Jahr für Jahr wieder. Ein hochmodernes Skigebiet, eine umfangreiche Berggastronomie, ein 5-Sterne-Hotel – ein Einzelner wäre mit der Fülle an Aufgaben bald überfordert. Die Zwillinge Attila und Alban Scheiber leiten inzwischen das Familienunternehmen. Alban sen. redet seinen Söhnen nicht drein, so wie ihm auch schon Vater Angelus freie Hand gelassen hat. „Im Gegenteil, wir müssen den Vater immer wieder einmal bremsen, wenn er sich vor Ideen überschlägt“, scherzen die Söhne. Wenn man schon alles erreicht hat, wo will man dann noch hin? An eine Erweiterung des Skigebietes ist aus naturschutzrechtlichen Vorgaben nicht zu denken, weitere Hotels bauen darf man auch nicht. „Den Standard halten. Sich um jeden einzelnen Gast kümmern, das ist Arbeit genug“, beendet Alban Scheiber sen. das Gespräch, schaut noch ein paar Mal für Fotos in die Kamera, um dann geschäftig davonzueilen. ×

TIMMELSJOCH HOCHALPENSTRASSE Der Bau der Timmelsjoch Hochalpenstraße war eine der Voraussetzungen, dass Hochgurgl entstehen konnte. Der Ötztaler Tourismuspionier Angelus Scheiber verschrieb sich mit aller Kraft diesem Projekt, das innerhalb von vier Jahren umgesetzt und am 17. Juli 1959 eröffnet wurde. Dabei wurde der Weg über das Timmelsjoch schon 1241 urkundlich erwähnt. Im 13. Jahrhundert wurde ein Saumweg angelegt, der schon bald ein Handelsweg wurde. Als sicherer Hinweis auf die Begehbarkeit gelten die Schaftriebe von Schnals und dem Passeier ausgehend ins Ötztal. Der Verbindungsweg über das Timmelsjoch ist auch Studienobjekt des Historikers und Geographen Kurt Scharr, der an der LeopoldFranzensUniversität Innsbruck lehrt. In dem Buch „Leben an der Grenze der Dauersiedlung. Grund und Boden im ‚Ötztaler Gebirgsraum‘ (Ötztal-Schnals-Passeier) vom 13. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts“, treten die vielfältigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verflechtungen zwischen dem Ötztal, dem Passeier und Schnalstal zu Tage. Erschienen 2001 im Universitätsverlag Wagner.


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© RICHARD HAUGHTON

signalartige Gedichte oder Gedichtzeilen Hotschnigs, die in sich sehr abgeschlossen sind. Denen muss man auch Zeit geben, damit sie erfasst werden können. Andererseits wähle ich Gedichte von Hans Aschenwald aus, die durch die Kürze und bestimmte inhaltliche, sprachliche und thematische Ähnlichkeiten mit den Hotschnig-Texten verbunden sind.

Musik als kommunikative Kraft Seit 2004 leitet der Pianist und Komponist Thomas Larcher das Festival Musik im Riesen, das von 17. bis 22. Mai 2011 in den Swarovski Kristallwelten stattfindet. Während dabei die Kammermusik im Mittelpunkt steht, reicht die Bandbreite von Larchers aktuellen Kompositionen vom Soloklavierstück bis zum Orchesterwerk. DA S INTERVIEW FÜHRTE ES THER PIRCHNER .

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AISON: Mit Musik im Riesen haben Sie ein Festival in Wattens installiert, das in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich ist: Es wird von der Firma Swarovski finanziert und es konzentriert sich ganz auf Kammermusik. Was zeichnet diese Konstellation aus? THOMAS LARCHER: Bei der Finanzierung handelt es sich im Grunde um klassisches Mäzenatentum, was mir als künstlerischem Leiter eine gewisse Freiheit in der Programmierung eröffnet. Dadurch ist es möglich, ein Kammermusikprojekt zu verwirklichen, das autonom ist, in dem ein roter Faden über Jahre weitergesponnen werden kann – und dies in sehr hoher Qualität. Wenn man Kammermusik in einem kleinen, für diese Kunst geeigneten Rahmen präsentiert, kann man einerseits das Geld nicht hereinspielen. Andererseits muss man sehr gute Leute einladen – in

diesem Jahr sind das zum Beispiel das Jerusalem Quartet, das Hagen Quartett, der Tenor Mark Padmore und der Pianist Paul Lewis –, sonst kann man den Zuhörern nicht vermitteln, dass das eine sehr hochstehende, gewachsene Tradition ist. Im Grunde ist das ein radikales Gegenmodell zur Größe von Sensationsereignissen – eine Reihe von Konzerten, in der es stark um Inhalte geht. Für „Musik im Riesen“ schreiben Sie selbst erstmals einen Liederzyklus in der Besetzung Stimme und Klavier: „A Padmore Cycle“, den Sie gemeinsam mit dem Tenor Mark Padmore aufführen. Welche literarischen Quellen verwenden Sie? Der Liederzyklus beruht auf sehr kurzen Texten von Alois Hotschnig und Hans Aschenwald, die ich wahrscheinlich in zwei Blöcken vertonen werde. Einerseits sind es ganz kurze,

Kammermusik wie dieser Liederzyklus spielt, als konzentrierte Form, in Ihrem eigenen Œuvre eine bedeutende Rolle, aber Sie komponieren genauso für ganz andere Besetzungen. Im April führt zum Beispiel das San Francisco Symphony Orchestra Ihr Orchesterstück „Red and Green“ erstmals auf. Eröffnet Ihnen die Komposition für Orchester größere Möglichkeiten und erarbeiten Sie Ihre Stücke mit den Musikern? Im kammermusikalischen Kontext arbeite ich viel mit den Interpreten zusammen, aber bei Orchestern geht das meistens nicht. Durch die Größe der Orchester gewinnt man nicht nur Weite, es kommt auch Limitierung dazu. Notgedrungen muss man in der Orchestermusik etwas defensiver schreiben, weil ausgefallene Spieltechniken nicht vorausgesetzt werden können oder im Ensemble oft weniger Sinn ergeben als bei solistischen Werken. Orchester haben eine ganz andere Organisations- und Zeitstruktur, und es gibt auch Dinge, die einfach nicht machbar sind. Wenn zwei Musiker zwanzig Meter voneinander entfernt sitzen und einander nicht spielen hören, können sie musikalisch auch nicht miteinander kommunizieren. In der Saison 2011/12 sind Sie Composer in Residence des Mozarteumorchesters Salzburg und im Wiener Konzerthaus. Kann man in so einem Rahmen seine Musik besser vorstellen als in einzelnen Konzerten? Für die Veranstalter oder Orchester sind solche Residenzen ein Kommunikationstool, um bestimmte Linien aufzeigen zu können. Aber man kann natürlich nicht ein ganzes neues Programm zusammenstellen, sondern muss einen Mix machen aus bestehenden und einzelnen neuen Stücken. Aber es wird auch Vermittlungsprogramme geben und in Wien ein Konzert, auf das ich mich sehr freue. Im Dezember trete ich gemeinsam mit Kindern auf, spiele solo und mit ihnen vierhändig und sie spielen ihre Lieblingsstücke sowie Klavierstücke aus „Poems – 12 Pieces for Pianists and Other Children“. In „Poems“ haben Sie auch eher einfache Stücke komponiert. Worin liegt der Reiz


45 der Einfachheit? Zunächst einmal ist es toll zu sehen, dass ein Kind diese Stücke spielen kann. Dazu dürfen solche Kompositionen nicht zu groß, zu lang oder zu schwer sein, was die Möglichkeiten ziemlich reduziert. Man muss sehr genau sein, aber auch sehr einfallsreich, damit man in der Kleinheit etwas Gescheites zusammenbringt. Das ist quasi das Gegenstück zur Komposition für Orchester: Dort bist du limitiert durch die Größe und die Organisation dieses Riesenapparats, beim Kleinen wirst du frei durch die Reduktion. Für „Poems“ habe ich wahrscheinlich ungefähr gleich lang gebraucht wie für „Red and Green“, obwohl es 100.000-mal weniger Noten sind. Aber dadurch sind das auch Lieblingsstücke. Wenn wir von Einfachheit sprechen, stellt sich auf der anderen Seite auch die Frage nach der Neuen Musik, die ja allgemein als eher sperrig gilt. Ordnen Sie sich in dieser Richtung der zeitgenössischen Musik ein? Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass ich immer abseits der Neuen Musik gestanden habe, auch wenn die Techniken manchmal faszinierend oder hilfreich sind. Aber durch meine Tätigkeit als Interpret

habe ich auch einen anderen Zugang. Wenn ich spiele, muss ich die Musik auch erlebbar machen, sie muss berühren und nachvollziehbar sein. Es gibt eine gewisse kommunikative Kraft der Musik, die man nützen kann. Nicht nur die Komponisten, auch viele Interpreten sind bestrebt, immer wieder radikal neue Ansätze zu finden. Versuchen Sie auch, die Hörgewohnheiten des Publikums zu durchbrechen? Eigentlich nicht. Ich versuche es so zu machen, wie ich es – aus meinem Erfahrungsgrund heraus – am besten finde. Aber ich habe keinen missionarischen Eifer. Denn selbst Leute, die viel Musik hören, erleben bekannte Stücke in einer bestimmten Konzertsituation wieder neu. Da ist es oft wichtiger, dass sie das erfassen können und hören. Der Zwang, gegen das Überlieferte zu spielen, treibt manchmal seltsame Blüten. Der Komponist Ernst Krenek hat einmal gesagt, wenn er eine Bach-Fuge hört, dann weiß er schon, was das ist, und diese Haltung entspricht mir sehr. Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Thomas Larcher, geboren 1963, ist Komponist, Pianist und künstlerischer Leiter des Festivals Musik im Riesen. Er arbeitet(e) mit Komponisten und Interpreten wie Claudio Abbado, Pierre Boulez, Heinz Holliger und Matthias Goerne zusammen. Seine jüngsten Werke entstanden u. a. für das San Francisco Symphony Orchestra, die Kölner Philharmonie und den Pianisten Leif Ove Andsnes. Seinen Liederzyklus „A Padmore Cycle“ komponierte er für den britischen Tenor Mark Padmore, der diesen gemeinsam mit Larcher am 20. Mai 2011 bei Musik im Riesen aufführen wird. In der Saison 2011/2012 ist Larcher Composer in Residence des Wiener Konzerthauses und des Mozarteumorchesters Salzburg und bei beiden mit mehreren Konzerten vertreten.

MUSIK IM RIESEN 17.–22. Mai 2011 Jerusalem Quartet, Hagen Quartett, Belcea Quartet, Quatuor Diotima, Mark Padmore, Paul Lewis, Thomas Larcher, Lawrence Power Swarovski Kristallwelten 6112 Wattens Tel. 05224/51080 swarovski.kristallwelten@swarovski.com www.swarovski.com/kristallwelten

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46 MAGAZIN SAISON

Von 1567 bis 1620 wurden auf Schloss Ambras sogenannte Trinkbücher geführt, in denen sich die Gäste des Schlosses nach überstandener Trinkprüfung und Aufnahme ins Heiligtum des Gottes Bacchus verewigten. Sie sind Ausgangspunkt der Ausstellung „Trinkfest! Bacchus lädt ein“ von 7. April bis 31. Mai 2011. VON ES THER PIRCHNER

T

heodor Fontane fand 1819 bei seiner Reise durch Tirol, dass Innsbruck einen „eminent langweiligen Eindruck“ mache, Heinrich Heine schimpfte die Stadt 1828 gar „unwohnlich und blöde“ und Adolf Pichler bescheinigte den Innsbruckern 1879 „gemeine Bosheit, liberal ultramontane Plattheit und jene bürgerlich biedere Ehrlichkeit, die oft von Gaunerei nicht zu unterscheiden ist!“ Vielleicht hätten sie sich besser einen Krug Wein bestellt, er lässt die Welt und ihre Städte oft rosiger aussehen. Vielleicht waren die Schriftsteller aber auch nur um rund dreihundert Jahre zu spät in die Alpenstadt gereist, denn aus den Schriften der Besucher im 16. Jahrhundert ergibt sich ein ganz anderes Bild: Michel de Montaigne lobte 1580 die Gastlichkeit und die schönen und unterhaltsamen Anlagen von Schloss Ambras, und der griechische Kopist und Herausgeber Nikander von Korfu ließ 1548 über die Tiroler wissen, dass sie zwar ein „misstrauisches“, aber auch ein „schwelgerisches Volk [seien], denn es erfreut sich an Schwelgereien und

© GERHARD BERGER (2), KHM/SCHLOSS AMBRAS (3)

Aus der Ära der fröhlichen Zecher

Trinkgelagen, wobei sie durch Gastmähler und Zutrinken freundlich auch die Leute aus der Fremde willkommen heißen“.

Gut eingeschenkt. Eigentlich sollte es einen nicht wundern, schließlich war die Renaissance eine Epoche, in der gerne und viel getrunken wurde, und die fürstlichen Gastgeber ließen sich für ihre Besucher allerlei Unterhaltungen einfallen. „Die Deutschen“ galten als „die Trunksüchtigsten von allen“, an ihren, aber auch an anderen Höfen waren Trinkspiele eine weit verbreitete Belustigung. Schon Maximilian I. ließ seinen Gästen reichlich Wein kredenzen und Scherzgefäße standen an vielen fürstlichen Tafeln in Verwendung. Vom Hof des bayerischen Königs Albrecht V. ist eine vergoldete „Diana auf dem Hirsch“ erhalten, die auf dem Tisch herumfuhr. Blieb sie vor einem Gast stehen, musste dieser den mit Wein gefüllten Tafelaufsatz leeren. Heitere Feste mit angeheiterten Gästen waren auch auf Schloss Ambras üblich. Die wichtigste zeitgenössische

Ein Prost auf die Kunst. Kuratorin Veronika Sandbichler lässt alte Ambraser Trinksitten hochleben.

Beschreibung findet sich in den Aufzeichnungen von Stephanus Vinandus Pighius, Sekretär des Herzogs Karl Friedrich von Jülich, Kleve und Berg. 1574 machte er als Reisebegleiter des Herzogs auf dem Weg nach Italien Erzherzog Ferdinand II. seine Aufwartung und wurde dabei Zeuge der ausgelassenen Feierlichkeiten am Innsbrucker Hof. Gewohnheitsmäßig wurden dort die Besucher – Männer wie Frauen – dazu genötigt, einen mehr oder weniger großen Humpen Wein in einem Zug auszutrinken. In speziellen Gläsern schenkte man den Männern mehr als einen halben Liter ein, den Frauen ein knappes Viertel, und wer die Trinkprobe nicht auf Anhieb bestand, sollte es, nachdem ihm nachgeschenkt worden war, gleich noch einmal versuchen. Erst dann durfte er oder sie ins innerste Heiligtum des Gottes Bacchus, in die heute noch im Schlosspark bestehende Bacchusgrotte, wo munter weitergefeiert wurde. Begleitet wurde das nicht ganz bierernst zu nehmende Ritual von reichlich gewürzten Speisen, die den Durst anregten, und von der


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KATERMITTEL AUS DER RENAISSANCE Ein Mittel, den Kater zu lindern, aus dem Ambraser Liederbuch (1582):

Gefeiert wurde in der Bacchusgrotte im Schlosspark von Ambras (oben). Verzeichnis aller Zecher: das Ambraser Trinkbuch (1567–1620) (rechts)

Ehre, sich in ein Trinkbuch einzutragen, das der Erzherzog bereithielt. Die Bücher zeugen übrigens davon, dass die Tiroler schon immer ein internationales Publikum schätzten: Neben den Vermerken der oben genannten Deutschen finden sich auch solche von „Böhmen, Polen, Italienern, Spaniern und Durchreisenden aus anderen Ländern“.

Mythische Bilder.

Die drei Ambraser Trinkbücher, die Einträge zum Teil im Original, zum Teil in Abschrift enthalten, wurden ab 1567 geführt und sind heutigen Gästebüchern oder Poesiealben ähnlich. Ein Besucher verewigte sich darin nicht nur mit dem Datum seines Aufenthalts, sondern auch mit Angaben zur Person und einem Spruch: eine Erinnerung für den Hausherrn daran, wer mit ihm gefeiert hatte – und ein Ausgangspunkt für die Leiterin des Kunsthistorischen Museums Schloss Ambras und Kuratorin Veronika Sandbichler, eine Ausstellung rund um die Trinksitten in der Renaissance zu gestalten.

„Ein köstlich recept, so sich einer des nachts ubertruncken, das einem zu morgens der kopff weh thut, sol er gebrauchen, wie folget. Recipe, das blaw vom himmel. Das rumpel von einer alten brücken. Das fett von einer mücken. Ein mäßlein schall aus einer trummeten. Ein mäßlin kreßblut. Fünff rostige huffeisen. Neun sensenspitzen gerieben in einer liedern pfeffermülen. Der saff t von einem knebelspies. Das eingeweid von einer alten mistgabel. Ein lot vogelgesang. Ein lot glockenthon. Ein lot von einer mönchskappen, da zehen mess darüber gehalten sein worden. Solches thu alles zusammen in ein glesern mörsel, und zerstos es alles mit einem fuchsschwantz, und thu es in ein tiegel, der von wachs ist gemacht, und las es ein stund oder drey wol sieden zu einer salben, darnach nim darunter wie folget. Recipe iiij lot steckenpfeffer, j stück ungebrante aschen einer elen lang, und eines daumen dick die lenden damit gerieben. Das ist bewehrt.“

Der Fangstuhl mit verborgenem Festhaltemechanismus konnte Gäste zum Bleiben bewegen (oben).

Der Kerl hat’s in sich: Das Scherzgefäß kann mit Wein gefüllt werden und gibt beim Ausschenken glucksende Geräusche von sich (rechts).

Neben den Trinkbüchern und der Bacchusgrotte, die besichtigt werden kann, sind vor allem die bei den Festen gebrauchten Utensilien von Interesse: Gläser in Form eines Fässchens, mit denen den Männern aufgewartet wurde, und ein Glas in Form einer Muschel, das den Frauen vorbehalten war, Pläne der Bacchusgrotte und des vorgelagerten Felsenkellers, Fresken und Gemälde, die bacchantische Riten zeigen, sowie Becher und Straußeneier, die mit mythologischen Szenen geschmückt sind. Ein ausgefallenes Exponat ist der Fangstuhl, der bei den Trinkspielen wahrscheinlich Verwendung fand. Der eiserne, reich verzierte Stuhl ist mit versteckten Mechanismen versehen, die beim Niedersetzen ausgelöst wurden. Arme und Oberschenkel des Sitzenden wurden mit Greifarmen fixiert, sodass an ein Entkommen vom Fest nicht mehr zu denken war. Glaubt man den Beschreibungen von Stephanus Vinandus Pighius, dann nahmen die Gäste diese Fesselung nicht allzu schwer, und schließlich sind aus den 53 Jahren, in denen die dionysi-

schen Sitten dokumentiert wurden, keine Klagen bekannt.

Erleuchtete Trinker.

Die letzten Einträge in den Trinkbüchern sind von 1620, was aber nicht bedeutet, dass nicht auch später noch gefeiert wurde. In bestimmtem Rahmen sind Trinkspiele bis heute üblich. Und sogar in der Romantik und im Biedermeier, als Heine, Fontane und Pichler die Langeweile und Blödigkeit beklagten, ließ sich der eine oder andere von einem guten Tropfen die Stimmung erhellen. Wie heißt es bei Nestroy? „Die ganze Stadt ist illuminiert! Dann illuminier ich mich auch.“ ×

INFO Trinkfest! Bacchus lädt ein 7. April bis 31. Mai 2011 tägl. 10 bis 17 h Kunsthistorisches Museum Schloss Ambras Schlossstraße 20, 6020 Innsbruck Tel. 01/52524-4802 info.ambras@khm.at www.khm.at/ambras


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49 KOMMENTARE SAISON

V O N A LO I S S C H Ö P F

U

nter dem Titel „Sight-Seeing“ (Verlag Hatje Cantz) entstand unter der Patronanz der Tirol Werbung ein Bildband, in dem versucht wird, die Bildbotschaften über unser Land abseits der klassischen Schönheitsikonen wahrheitsnaher und selbstreflexiver zu formulieren. Wolfgang Scheppe, Bildtheoretiker und Kommunikationswissenschaftler, hat dafür sieben zum Teil renommierte Fotografen ausgewählt, um einen neuen Blick auf unsere touristischen Schätze zu werfen. Denn die alten Werbe-Ikonen, mit denen bisher für unser Land geworben wurde, seien, so Scheppe, inzwischen

Schickimicki-Gesellschaft, die den gemeinen Bürger an besonders feierlichen Skitagen über diverse Seitenblicksendungen erreicht, hat das Tirolertum, wie es sich in der Tracht und in trachtenähnlichen Gewandungen ausdrückt, einen Grad der Abgewirtschaftetheit erreicht, dass es fast schon an Selbstbeschädigung grenzt, sich noch in ein solch ursprünglich edles Gewand zu hüllen. Gleichzeitig mit den Ermüdungserscheinungen der Adjustierung durchlebt das Land zugleich eine Krise fast aller seiner politischen Institutionen, wie sie noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Der bäuerlich „Der bäuerlich designte Friede der Bei-meiner-EhrPolitik hat sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein designte Friede der Bei-meiner-Ehr-Politik hat sich in ähnlicher Weise wie die Tracht als ein für für die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen.“ die Zukunft unbrauchbarerer Zauber erwiesen. Zugleich jedoch kann jedermann, der aufmerksam verbraucht und würden als verlogen empfunden. Zudem reagiere durch die Gegend fährt, mit Genugtuung feststellen, dass der der Konsument gegenüber den Ausschüttungen der Werbung mit neobarocke alpenländische Baustil kaum noch praktiziert wird ihren immer raffinierteren Bildbearbeitungsverfahren sensibler, und sich – als steinerner Beweis eines heutigen Lebensstils – im wenn nicht gar allergisch! öffentlichen und im privaten Wohnungsbau eine Architektur entDieser Außenblick Scheppes auf Tirol ist zumindest durch wickelt hat, die keinen internationalen Vergleich mehr zu scheuen drei Beobachtungen von innen zu ergänzen: Vor allem durch braucht. unsere Schlager- und Volksmusikbarden, die zum Glück zunehDie Bilder von gestern sind alt geworden, weil sich das mend weniger, aber immer noch ausreichend durch die MedienLand, das sie abbilden sollten, verändert hat. Daher ist es tatwelt geistern, wie auch durch neue kitschige Heimatfilme, die in sächlich höchste Zeit für neue Bilder! × der Branche unter dem spöttischen Namen „Da-wo-die-Filme“ Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. firmieren, aber auch durch eine ins Salontirolerische verkleidete

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Krank vor Wellness

© BÖHME

Höchste Zeit für neue Bilder

VON ERNS T MOLDEN

er „Spiegel“, jenes Magazin, ohne das ich nun che und Rosseggersche östliche Steiermark und schon seit vielen Jahren nicht wirklich sein kann, erreichten schließlich das R., wo wir zwei Tage titelt: „Gesundes Fasten!“ Das ist klar eines jener lang die sogenannte Allzeit-Genuss-Pauschale „Spiegel“-Cover, die mich noch vor kurzem zu gebucht hatten. einem gelangweilten Ächzen getrieben hätten. Aber wie auch Was soll ich Ihnen sagen? Wir genosssen. den weihnachtlichen und österlichen Christus-„Spiegel“-Covers Wir gingen sofort in die Badeanlage und drifbin ich nun auch den New-Age-Gesundheits-Covers offener teten in einem geheizten Außenbecken durch gegenüber. riesige Schneewächten, wir lagen in Massage-Becken, bis wir Das hat eindeutig damit zu tun, dass ich älter, mürber, gehungrig waren. Wir aßen ein vielgängiges, aus zahllosen heimibrechlicher bin als noch vor ein paar Jahren. Nun, da die Welt mich schen Bio-Produkten bestehendes Nachtmahl. Wir betrachteten in meinen besten Jahren sieht, bröckelt es in der Selbstwahrnehdie Werke aus der Hotel-Bibliothek, die aus Manager-Wellnessmung längst. Deshalb lese ich halbesoterische „Spiegel“-Gesundheits-Versprechungen. Des„Nun, da die Welt mich in meinen besten Jahren sieht, wegen mag ich seit einiger Zeit Thermalbäder. bröckelt es in der Selbstwahrnehmung längst.“ Und deswegen haben meine Liebste und ich unlängst etwas für uns entdeckt, was wir einst als Inbegriff des Uncoolen gesehen hätten, hätten wir es denn Bänden bestand – mein liebstes Buch trug den schon wieder überhaupt wahrgenommen. Ich spreche von der, äh, Wellness. himmlisch bescheuerten Titel „Führen, Leisten, Leben“. Wir kehrAn einem besonderen energetischen Tiefpunkt des verten am nächsten Morgen in die Badeanlagen zurück, um dann gangenen Winters begaben wir beide uns nämlich mit einer nach weiterem Essen einen ausgreifenden Spaziergang in den gewissen Verstohlenheit ins Seminar- und Wellnesshotel R. in nachhaltig bewirtschafteten Bio-Landwirtschaften des Hotels zu der Steiermark. Dort hatte sich die Liebste schon zuvor mit ihmachen. Als wir zu unseren Kindern heimkehrten, fühlten wir uns rem Büro zu einer Klausur aufgehalten, war vor lauter Klausieren beinahe zu, äh, well. aber nicht wirklich zur Nutzung, des, äh, Wellness-Angebots Wir arbeiteten also hart und gestresst, bis wir beide wieder gekommen. Um mit meiner Liebsten nach einem Jahrzehnt des krank wurden. Weil so alt sind wir wieder auch nicht. × Elterntums einmal zu zweit sein zu dürfen, würde ich noch ganz andere Orte aufsuchen als ein Wellness-Hotel. Ich sagte also laut Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Ja zu diesem Plan. Wir lenkten unser Auto durch die tiefwinterli-


50 NACHGEFRAGT SAISON

14 FR AG EN AN ...

Johannes Entner DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Kaikoura (Neuseeland), Annapolis (USA), Altaussee DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gästen aus aller Welt vorzuleben, in welchem gottbegnadeten Land wir leben dürfen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Einfallslosigkeit, schlechte Qualität und mangelnde Wertschätzung Mitarbeitern und Gästen gegenüber HOTELIER ZU SEIN, BEDEUTET ... Das ganze Jahr zu leben wie ein Gast (und der ist ja bekanntlich König) DAS SPANNENDSTE EVENT AM ACHENSEE: Achensee Attack, Karwendelmarsch, Achenseelauf ... ich kann mich nicht entscheiden! DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Gastfreundschaft, Qualität, Authentizität DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Selbstverleugnung und mangelndes Preisbewusstsein DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Hotelbewertungsplattformen, so diese seriös geführt werden IN HOTELS ACHTE ICH AUF ... Die 100 kleinen Dinge außerhalb der Standards QUALITÄT BEDEUTET FÜR MICH ... Bei dem, was man tut, ein gutes Gefühl zu haben – und unbedingt: Nachhaltigkeit LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Vor 2 Wochen 4 Tage in Rumänien mit meinen Brüdern und guten Freunden MEIN LIEBLINGSPLATZ AM ACHENSEE: Auf dem Segelboot ICH LERNE VON: Jedermann/frau jederzeit DAS KÖNNTEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Öfter und weiter über den Tellerrand schauen

Johannes Entner ist Hotelier und Obmann des Tourismusverbandes Achensee.


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