Ausgabe 10 | 2010
kompakt Jeden Monat neue Infos aus der Welt der Ingenieure
»» T E X T I L - U N D B E K L E I D U N G S T E C H N I K
Durch Stoffwechsel zu neuen Strickmustern Zunächst einmal gilt es, eine Unterscheidung zwischen zwei Berufsprofilen zu treffen: Das Textilingenieurwesen setzt sich mit der Aufbereitung von Naturfasern und der Erzeugung von Chemiefasern, ihrer Verarbeitung zu Garnen und schließlich zu Stoffen, der Veredelung (etwa durch Imprägnieren) und der Konzeption der dafür notwendigen Maschinen auseinander. Beim Bekleidungsingenieurwesen liegt der Schwerpunkt dagegen auf der Weiterverarbeitung von bereits fertigen Textilgeweben zu Kleidung. Dazu zählen auch Heimtextilien wie zum Beispiel Bettwäsche oder technische Textilien. Es geht in der Bekleidungstechnik also vor allem darum, die maschinelle Fertigung von neuen Designs möglich zu machen.
die Sparten „Bekleidung“ sowie „Haus- und Heimtextilien“
(je 30 Prozent) überholt. In diesem Bereich finden auch die meisten spannenden Entwicklungen statt. Die ersten technischen Textilien haben übrigens schon die alten Ägypter eingesetzt; dort gab es bereits Sonnenschirme, Segel und Dochte. Auf den Einsatz von Textilbeton mussten sie beim Bau ihrer Pyramiden aber noch verzichten, auch wenn die Steine schleppenden Sklaven sicherlich dankbar dafür gewesen wären. Textilbeton ist nämlich ein neuer Verbundwerkstoff, bei dem Beton mit Hochleistungsfasern aus Glas oder Karbon kombiniert wird. Üblicherweise »» weiter S. 2
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Textilforschung ist keine Spinnerei: Ingenieurinnen und Ingenieure entwickeln textile Innovationen auch für die Medizintechnik, das Bauwesen und die Luftfahrt
»» S T U D I U M Forschung an Bekleidung Das Renaissance-Schloss Hohenstein wäre die ideale Kulisse für ein Mode-Shooting. Aber hinter den Schlossmauern entwickeln, prüfen und zertifizieren Bekleidungsingenieurinnen wie Simone Morlock neue innovative Textilien und Produkte. »» weiter S. 3 + 4
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Apropos technische Textilien: Sie sind es, die eine immer größere Bedeutung erlangen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz der deutschen Textilbranche ist in den vergangenen 20 Jahren von 8 Prozent auf 40 Prozent gestiegen. Damit haben sie
Thema: Thema: Textiltechnik Textil- und Bekleidungswesen »» I N T R O Web 2.0 mal anders Webstühle gehören zu den ältesten Maschinen der Menschheit. Erste Exemplare sind bereits aus der Jungsteinzeit bekannt. Auch der Faden und die Webtechnik sind in dieser Periode entwickelt worden. Erst lange Zeit später wichen die primitiven Holzkonstruktionen raffinierten Maschinen. Die Erfindung der vollmechanisierten Webmaschine durch Edmond Cartwright (1785) gilt als Meilenstein der industriellen Revolution und lies endlich das Web-(2.0)-Zeitalter anbrechen. Mit zunächst verheerenden Folgen. Zum ersten Mal in der Geschichte führte die Effizienz einer Maschine zur Vernichtung vieler Arbeitsplätze und einem Arbeiterprotest, der als schlesischer Weberaufstand von 1844 in die Geschichte einging. Inzwischen ist die textile Massenproduktion selbstverständlich – sonst hätten wir nicht so viel Kleidung im Schrank. Und die ständige Entwicklung neuer Materialien mit immer spezielleren Eigenschaften, die Erfindung besserer, effizienterer Maschinen und die Suche nach neuen textilen Anwendungsgebieten laufen auf Hochtouren. Ein interessantes Betätigungsfeld für Ingenieurinnen und Ingenieure – auch für jene, die Karl Lagerfelds nächster Winterkollektion nicht unbedingt entgegenfiebern. //
»» P R O D U K T E Viele textile Highlights Nicht nur Optik prägt unsere Kleidung, sondern auch technische Materialien und funktionale Aspekte. Solch moderne Textiltechnik lässt sich in vielen anderen Bereichen nutzen – vom Autositz über Roboter bis hinein in den OP-Saal. »» weiter S. 5 + 6