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ÖFFENTLICHKEIT STATT ZIELGRUPPEN „Es müssen nicht Reflexe angesprochen und ausgenützt werden, sondern es muss zur Möglichkeit der Reflexion angeregt werden. Und deshalb sind öffentlich rechtliche elektronische Medien so wichtig.“ Rainer Rosenberg Jedes Semester versuche ich neuen Studierenden das Wesen des Mediums Radio näher zu bringen. Die Geschichte, den Zwiespalt zwischen Unterhaltung und Information, den Sündenfall der Propaganda. Und immer wieder geht es um das Ziel „Öffentlichkeit herzustellen“. Das mag gut und schön sein, die Frage bleibt aber: Wofür? Öffentlichkeit herstellen für Werbekunden, die wohlabgepackte Hörer/-innengruppen als Pakete von unterschiedlichen kommerziell orientierten Sendern geliefert bekommen, oder aber soll für gesellschaftliche Vorgänge Öffentlichkeit geschaffen werden, die erst Demokratie ermöglicht, weil nur eine wohlinformierte Öffentlichkeit wirklich politische Entscheidungen treffen kann, uninformierte Menschen hingegen eher nur reflexartig, stereotypenabhängig Entscheidungen treffen können. Deshalb sind Medien, die in öffentlichem Interesse arbeiten, und Demokratie untrennbar miteinander verbunden. Dies hat zunächst nichts damit zu tun, wie diese Medien organisiert sind: Jedenfalls sollten sie in ihrer Berichterstattung staatsfern sein, dem Publikum sollten sie mehr verpflichtet sein als den Kapitalgebern, frei sollten sie sein, unter anderem in dem Sinne, dass die Mitarbeiter/-innen frei berichten können, Kommentar und Bericht sollten unterscheidbar sein, Werbung als solche erkennbar... Wie gesagt, das hat nichts mit der Organisationsform zu tun, sondern mit der Qualität des jeweiligen Mediums.


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