Es stört die Identifizierung mit dem Rahmen, in dem man sich bewegt. Genau dies, schreibt der Soziologe Wolfgang Engler, passierte in den vergangenen dreißig Jahren. „Freiheitsgewinn und Freiheitsverlust gingen vielfach Hand in Hand … Ohne Kenntnisnahme dieses Grundwiderspruchs wird die gesamte nachfolgende Entwicklung unverständlich.“ In unserem Schwerpunkt „30 Jahre Mauerfall“ arbeiten wir dezidiert an einem Verstehen. Während Anja Nioduschewski mit Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, über die Erfindung des Ostdeutschen und den „kulturellen Kolonialismus“ Westdeutschlands sprach, reiste Gunnar Decker mit dem Theater 89, der einstigen Ost-Berliner Szenebühne, quer durch Brandenburg. In unserem Künstlerinsert zeigen wir Installationen von Henrike Naumann, die sich in ihren Arbeiten mit Ästhetik und Politik alltäglicher Privaträume auseinandersetzt und so auch der Frage nachgeht, was Inneneinrichtungen über mögliche geistige Radikalisierungstendenzen erzählen könnten.