Als am 4. August im Hafen von Beirut 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodierten, explodierte mit diesem illegal gelagerten Material die Zukunft eines ganzen Landes. „Alles ist zerstört“, schrieb der libanesisch-kanadische Schriftsteller und Dramatiker Wajdi Mouawad in Le Monde. Nicht nur der Beton. Eine Monstrosität, für die es lange schwer sein werde, Worte zu finden. Und doch müssen sie gefunden werden. Worte, um dem Schmerz, dem sonst die Sprache fehlt, einen Ausdruck zu verleihen. Wajdi Mouawad ist, wie es Lena Schneider in ihrem Porträt in dieser Ausgabe beschreibt, in dieser Beziehung ein Ausnahmeautor. Seine gewaltigen, verstörenden, berührenden, weltumspannenden Theatertexte kommen immer wieder auf den Libanon zurück, das Land seiner Kindheit, das er 1978 zu Beginn des Bürgerkriegs verließ. Was blieb, war ein „Messer in der Kehle“, Kindheitserinnerungen an brutale Gewalt und Tod, die nun in den aktuellen Ereignissen ihr Echo erfahren.