The Gap 114

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► S ound : f r am e Fest i va l ► Vom Insidertipp zur ambitionierten Agentur

hinter den kulissen Sound:frame ist mehr als nur ein Festival, das jeden Frühling Licht und Clubmusik künstlerisch vereint. Inzwischen ist es auch Agentur und Label. m fünften Jahr sind die Organisatorinnen von lung Neu Marx dafür einsetzt und das Festival auch finanziell Sound:frame an einem Punkt angelangt, wo unterstützt. Doch bleiben die Besucher aus und fallen dadurch die Professionalität nach außen gleich in meh- die Gastroeinnahmen weg, wird aus einem Kalkül schnell ein Dereren Belangen spürbar wird: Das diesjährige saster – wovon natürlich nicht ausgegangen wird. Ähnlich verProgramm (siehe Infobox) ist weitaus schlanker, hält es sich mit der Ottakringer Brauerei: Die Räumlichkeiten überlegter und konkreter als in den Jahren da- werden zwar vom Sponsor gratis zur Verfügung gestellt, doch vor. Die Ausstellungen sind nicht mehr dezentral vom übrigen sind Nebenkosten wie Strom, Security, Polizei, Rettung, Mieten Festival angelegt, sondern finden direkt – wie im Falle des Eröff- für Anlagen und Beamer horrend. Da stellt sich die Frage erst nungswochenendes – in der jeweiligen Spielstätte statt. Das Bu- gar nicht, ob sich ein derartiges Festival irgendwann von alleichen von Superstars ist nicht nötig, weil es keine Bestrebungen ne trägt oder gar das große Geld damit gemacht werden kann. auf Massenkompatibilität gibt, sondern auf die eigenen Erfah- Ohne die Förderungen von Departure und der Unterstützung der rungen gebaut wird und das Wissen über das anzusprechende WKO wäre eine Realisierung in der heutigen Dimension unvorPublikum vorhanden ist. So stellen sich die Veranstalter neue stellbar. Die Veranstalter entziehen sich auch nicht der eigenen Aufgaben, um das Projekt Sound:frame abseits des Festivals auf Verantwortung, indem sie – wie andere in der Branche – zur Risikominimierung weitere Firmen gründen, um im Notfall diese in die nächste Ebene zu katapultieren. Konkurs zu schicken, womit die Marke bestehen bleibt, die Party Kein Zuckerschlecken weiter geht und die Gläubiger durch die Finger schauen. Eva Fischer – Kuratorin, Organisatorin, Österreicherin des Jahres 2010 im Bereich Kreativwirtschaft und Neo-Bookerin – Auf Umwegen ist sich sicher, dass der Zenit an Besuchern noch nicht erreicht Neben der gerade erst gegründeten Agentur samt Label bleibt ist. Geschätzte 12.000 waren es im vergangenen Jahr und nach das Festival zwar das größte Projekt, aber nicht mehr das einzige. oben hin ist ihrer Meinung nach noch Luft. Für 2011 sind die Das über die Jahre dazu gewonnene Wissen wird nun vermarktet, Rinderhallen in St. Marx als neue Location hinzugekommen, bei um sich finanziell abzusichern. Die Neuausrichtung als umfasfreiem Eintritt wird ein ausgeklügeltes Programm geboten und so sende Eventorganisation – von der Auswahl der Künstler (DJs, wird mit einem ähnlich großen Besucheransturm wie im letzten VJs, AV-Acts) bis zum eigenen Technikteam – wird in Zukunft Jahr bei der Eröffnung am Karlsplatz gerechnet. In derartigen via Agentur angeboten und als Gesamtpaket monetarisiert. Auf Bestrebungen, ein neues, interessiertes Publikum zu gewinnen, diesem Weg kommen Showcases und Präsentationen auch inliegt auch genug Restrisiko, um ein Festival in den finanziellen ternational zustande: die Ausstellung Sound:frame Remix im Ruin zu stürzen. Zwar bekommt Sound:frame die Rinderhallen Austrian Cultural Forum in New York, eine Partizipation beim nahezu gratis zur Verfügung gestellt, weil sich die Stadtentwick- Mapping Festival in Genf oder wie dieses Jahr eine Sound:frame-


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