Teach First Deutschland jahresbericht 2012

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2012 JAHRESBERICHT



INHALT

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Grußwort

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Über die Organisation

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Theorie des Wandels

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Highlights

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Unsere Ziele bis 2015

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Wir als Teil der Lösung

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Leadership-Programm

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Wirkung an Schulen

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Kooperation mit Bundesländern

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Fellow-Projekte

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Struktur und Team

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Förderer und Finanzen 2012

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Kontakt


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GRUSSWORT


G RU SSW O RT | 3

Liebe Freunde und Förderer von Teach First Deutschland, liebe Fellows und Alumni, liebe Mitarbeiter und Ehemalige,

wir blicken auf ein ereignisreiches und für unsere Entwicklung entscheidendes Jahr 2012 zurück. Nach vier Jahren Aufbauarbeit ist Teach First Deutschland viel größer geworden. Statt der anfänglichen vier haben wir nun schon mehr als 30 Mitarbeiter. Bei 142 Schulen in unserem Netzwerk wird es langsam schwer, jede Schulleitung mit Namen zu kennen, und wenn Alumni und Fellows sich treffen, passen sie bald nicht mehr alle in einen Festsaal. Wir sind in fünf Bundesländern, 31 Städten und Gemeinden, an 105 Schulen vertreten. Und wir erreichen mit unserem Programm aktuell mehr als 11.000 Schülerinnen und Schüler. Die Gründe für diesen Erfolg sind vielfältig: Als junge Organisation konnten wir viele Partner für Bildung begeistern. Unsere Förderer haben uns durch ihre großzügigen Spenden ermöglicht, diese Organisation auf- und auszubauen. Und dann sind da natürlich die Fellows, die überzeugen: Sie setzen das Programm um, engagieren sich täglich für Schülerinnen und Schüler mit schwierigen Startbedingungen und sorgen für immer neue Impulse im Schulalltag. Das soll auch in Zukunft so sein. Dafür wollen wir die Voraussetzungen schaffen. Das Jahr 2012 markierte das Ende unseres Start-up-Daseins und leitete eine neue Phase ein. Wir haben uns strukturell stark verändert. Aus neun Bereichen wurden fünf. Wir konnten viele neue, motivierte Mitarbeiter gewinnen, mussten uns aber auch von vielen engagierten Teammitgliedern verabschieden. Auch innerhalb der Geschäftsführung fand ein Umbruch statt. Mit Arist von Hehn und Michael Okrob beschritten zwei Köpfe, die die Organisation maßgeblich geprägt und gestaltet haben, neue Wege. Im Februar dieses Jahres hat zu meinem Bedauern auch unsere Gründerin Kaija Landsberg die Geschäftsführung verlassen. Die Erfolge, über die der vorliegende Bericht Auskunft gibt, hätten ohne diese drei Personen niemals erreicht werden können. Zu meiner großen Freude werden sie uns als Gesellschafter erhalten bleiben und mich und alle Mitarbeiter dabei unterstützen, uns weiter zu verbessern und wo nötig zu wandeln, um erfolgreich zu arbeiten und weiter zu wachsen. Denn wachsen möchten wir auch in Zukunft. Allerdings messen wir unsere Erfolge mehr denn je nicht nur an der Ausbreitung des Programms, sondern auch an der Qualität unserer Arbeit. Wenn wir von Wachstum sprechen, werden wir in den kommenden Jahren mehr auf eine qualitative Entwicklung setzen, bevor wir den nächsten quantitativen Schritt gehen. Wir sind uns sicher, dass uns dies gelingen wird – auch und gerade dank unserer stetig wachsenden Zahl an Freunden und Förderern. Besonders stolz sind wir auf unser stabiles Netzwerk von Förderern, die mittlerweile Partnerschaften über mehrere Jahre mit uns eingehen. Für Ihr Vertrauen und Ihren Beistand auch in schwierigen Phasen sind wir Ihnen zu großem Dank verpflichtet. 2012 war ein Jahr voller Abschiede und Veränderungen. 2013 wird ein Jahr vieler Anfänge. Wir gehen optimistisch in die Zukunft. Ich freue mich auf die weitere gemeinsame Arbeit mit bemerkenswerten Förderern, hochmotivierten Fellows und Alumni und nicht zuletzt mit einem außergewöhnlichen Team von beeindruckenden Mitarbeitern, in deren Mitte zu arbeiten ein großes Privileg ist. Ihr und Euer

Ulf Matysiak, Geschäftsführer, im März 2013


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ÜBER DIE ORGANISATION

Unser Selbstverständnis: Teach First Deutschland ist eine gemeinnützige Initiative, die sich für Chancengerechtigkeit im Bildungssektor einsetzt. Wir wollen etwas daran ändern, dass die soziale Herkunft in Deutschland noch immer maßgeblich den Bildungserfolg bestimmt, und setzen uns gezielt für Schülerinnen und Schüler mit schlechten Startbedingungen ein. Unsere Vision: In Deutschland schließt jedes Kind die Schule mit einem Abschluss und dem festen Glauben an sein eigenes Potenzial ab.

Dreistufiger Auswahlprozess

Pädagogisches Intensivtraining

·

·

Auswahlkriterien: hohe soziale Kompetenz und persönliche Eignung, hervorragender Studienabschluss

· ·

Schulauswahl

· ·

Schuleinsatz und Weiterqualifizierung

Training

Bewerberauswahl

·

Schulpraktikum (eine Woche) E-Learning-Phase (sechs Wochen): Pädagogik, Didaktik, Lernpsychologie Sommerakademie (sechs Wochen): praxisnahe Trainings, Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen

· · ·

Einsatz im Unterricht – Teamteaching – Teilungsgruppen – individuelle Förderung, – Facheinsatz Projekte, AGs, Elternarbeit Beratung und Fortbildung durch schulinterne Mentoren und Teach First Deutschland Trainer Fortbildungsangebote

Bewerbung der Schulen Zusammenführung von Fellows und Schulen

drei Monate

zwei Jahre

Fellows: Wir wählen Fellows aus, die für zwei Jahre an Schulen in sozialen Brennpunkten wirken und diese bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen. Sie arbeiten im Unterricht mit und fördern Schüler individuell. Dadurch erzielen Kinder und Jugendliche mittelfristig bessere Leistungen und bauen ihre persönlichen Fähigkeiten für ihren weiteren Berufsweg aus. Fellows sind herausragende Hochschulabsolventinnen und -absolventen aller Studienrichtungen. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, werden nur Bewerber mit besonderer persönlicher Eignung – bewiesen durch soziales, kulturelles, politisches oder sportliches Engagement – sowie mit überdurchschnittlichen akademischen Leistungen ausgewählt. Die ersten beiden Jahrgänge mit rund 90 Fellows haben das Programm bereits abgeschlossen. Im laufenden Schuljahr arbeiten 118 Fellows an mehr als 100 Schulen.

Alumni-Engagement

· ·

Berufswege in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder im Bildungswesen Einbindung in Teach First Deutschland AlumniNetzwerk und anhaltendes Engagement für benachteiligte Schüler


ÜB E R D IE O RG AN ISAT IO N | 5

Training und Qualifizierung: Fellows durchlaufen ein intensives Trainingsprogramm. Während der Arbeit an den Schulen werden sie kontinuierlich begleitet und weiterqualifiziert. Neben der Förderung von Schülerinnen und Schülern ist es uns wichtig, den Fellows im Rahmen gezielter Programme die Führungskompetenz mitzugeben, die sie für Positionen in Bildungswesen, Politik, Wirtschaft und Verwaltung qualifiziert. Alumni: Langfristig werden die Fellows, geprägt von ihrem Schuleinsatz, zu überzeugenden Bildungsbotschaftern. Als Alumni setzen sie sich aus verschiedenen Positionen in Bildungswesen, Wirtschaft, Politik, Verwaltung oder im Medienbereich für mehr Bildungsgerechtigkeit ein. Wo wir wirken: Wir sind 2009 zunächst in Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen gestartet und inzwischen auch in Baden-Württemberg und Thüringen vertreten. Weitere Bundesländer sollen folgen. An den Schulen: Teach First Deutschland Fellows unterrichten z.B. zusammen mit einem Lehrer Klassen im Team oder in Teilungsgruppen und fördern Schüler individuell. Außerdem bieten sie Lern- und Förderangebote wie Schülerfirmen, Bewerbungstrainings oder Sportkurse an. Interessierte Schulen aus teilnehmenden Bundesländern bewerben sich bei Teach First Deutschland um eine Programmteilnahme. Sie entscheiden, welche konkreten Aufgaben die Fellows übernehmen und binden die Fellows aktiv in ihre Kollegien ein. Finanzierung: Die Gehälter der Fellows werden öffentlich finanziert. Die Kosten für Anwerbung, Auswahl, Training, Betreuung und Fortbildung decken wir mit Spenden von Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen. Unterstützer: Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen übernehmen mit ihrer Unterstützung von Teach First Deutschland gesellschaftliche Verantwortung und kommen mit potenziellem Führungsnachwuchs in Kontakt. Unsere aktuellen Hauptförderer sind (Stand Q4/2012): Deutsche Post DHL, LANXESS AG, Franz Haniel & Cie. GmbH, Manfred Lautenschläger-Stiftung, Deutsche Lufthansa AG. Weitere Förderer sind: Reinhard Frank-Stiftung, Accenture-Stiftung, RAG-Stiftung, Fritz Henkel Stiftung, Stiftung Zukunft NRW, Caroline und Dr. Cord-Georg Hasselmann. Zudem unterstützt uns ein globales Netzwerk von Schwesterprogrammen, die etwa in den USA (Teach For America) und Großbritannien (Teach First) bereits seit Jahren erfolgreich sind. Zusammengefasst sind diese Initiativen in der globalen Dachorganisation Teach For All.


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EINE BEWEGUNG FÜR BILDUNGSGERECHTIGKEIT – THEORIE DES WANDELS Schule steht im Mittelpunkt der Philosophie und der Arbeit von Teach First Deutschland. Geleitet werden wir dabei von einer Grundidee: Es ist die Aufgabe der Schule, Heranwachsende auf ein selbstbestimmtes Leben als mündige und verantwortungsvolle Persönlichkeiten vorzubereiten. So lautet auch der gesellschaftliche Auftrag, der meist in den Schulgesetzen der Bundesländer postuliert wird. Gerade in sozialen Brennpunkten können Schulen diesem Auftrag aber häufig nicht mehr in zufriedenstellender Weise nachkommen. Das Ideal von Schule Schulen, wie wir sie uns vorstellen, sind Orte, an denen Schüler ihre Potenziale kennen und nutzen lernen. Schulen fördern die Entwicklung jedes einzelnen Schülers gemäß seinen Voraussetzungen; sie ermöglichen die Auseinandersetzung mit der Welt in einem geschützten Rahmen; sie lassen die Schüler all jene Kompetenzen aufbauen, die sie für ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft benötigen. Diese Förderung erhalten Schüler ungeachtet der familiären Hintergründe, mit denen sie an die Schule kommen. In der Schule lernen sie „für das Leben“. Sie erfahren, dass es allein ihrer Entscheidung und Anstrengung bedarf, die Ziele zu erreichen, die sie sich selbst gesetzt haben. Soweit die Idealvorstellung. Aktuelle Studien belegen allerdings, dass Schulen oftmals dazu beitragen, sozioökonomische Differenzen über Generationen hinweg zu zementieren. Wir von Teach First Deutschland wollen dazu beitragen, das zu verändern. Ein Programm für Menschen mit Leidenschaft Wir glauben, dass für diesen Wandel eine Bewegung nötig ist. Eine Bewegung von Menschen mit Leidenschaft und mit dem Potenzial, sich dieses Problems anzunehmen. Menschen, die in der Arbeit mit Schülern die Erfahrung machen, dass dieses Problem lösbar ist, und die sich langfristig in der Gesellschaft dafür einsetzen. Unsere Organisation will Teil einer solchen Bewegung sein. Teach First Deutschland will zu einem Wandel beitragen.


T H EOR I E D E S W AN D E LS | 7

Theorie des Wandels

Alumni arbeiten …

Alumni bewirken Veränderung auf allen Ebenen

… in Wissenschaft und Lehrerbildung

… in Schulen als Lehrer und Schulleiter Faktoren innerhalb der Schule Faktoren im Bildungssystem Sozioökonomische Faktoren

… in der Wirtschaft

Wichtige Impulse für Veränderungen in den Schulen können unsere Fellows als Teile der jeweiligen Kollegien setzen. Auf individueller Ebene tragen sie ganz konkret dazu bei, dass auch benachteiligte Schülerinnen und Schüler einen Abschluss machen. Sie fördern deren Kernkompetenzen, Kulturtechniken und sprachliche Fähigkeiten. Sie motivieren und tragen durch den Aufbau persönlicher Beziehungen zum Entstehen einer an den persönlichen Fähigkeiten der Schüler ausgerichteten Lernkultur bei. Als Fellows haben die Teilnehmenden eine Vorbildfunktion für ihre Schüler. Sie stellen das Potenzial aller Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund, ermöglichen jungen Menschen Erfahrungen außerhalb ihrer Milieus, verhelfen ihnen zu Erfolgserlebnissen und stärken damit ihr Selbstvertrauen. Auf einer übergeordneten Ebene helfen sie so, die Auswirkungen der dominanten sozioökonomischen Faktoren abzumildern. Alumni engagieren sich für Bildungsgerechtigkeit … Mit der Zeit als Fellows endet das Engagement der Teilnehmenden am Programm von Teach First Deutschland noch lange nicht. Die zwei Jahre an einer Schule in einem schwierigen Umfeld und die Erfahrung, dass man etwas erreichen kann, verstärken die Leidenschaft unserer Fellows für das Thema Bildungsgerechtigkeit noch einmal deutlich. Als Fellows haben sie gelernt, welche Mittel Fortschritte bei Schülerinnen und Schülern unterstützen und was an deutschen Schulen noch verbessert werden muss. Ihre im Unterricht erworbenen Fähigkeiten und die Qualifizierungsprogramme von Teach First Deutschland befähigen sie dazu, an den zentralen Stellen Anstöße für Veränderungen zu geben. Den Alumni kommt deshalb

Gesellschaftliche Faktoren

… in Politik und Verwaltung

… als Social Entrepreneurs

eine tragende Rolle bei den angestrebten Veränderungen zu. Sie treten als überzeugende Bildungsbotschafter auf. Dank ihrer Erfahrungen in einer Schule können sie lösungsorientierte Ansätze in die Debatte über das deutsche Bildungssystem einbringen. So können sie dabei helfen, die Lehrerausbildung zu verbessern, den Schulen mehr Flexibilität zu verschaffen oder neue, sinnvolle Bildungsstandards zu definieren. Auf diese Art und Weise tragen sie zu einem Ausgleich bestehender gesellschaftlicher Faktoren bei. … und nehmen auf verschiedenen Ebenen Einfluss Der Wandel, zu dem die Alumni mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen beitragen sollen, erstreckt sich auf verschiedene Ebenen. Diejenigen, die in den Schuldienst wechseln, tragen als Lehrer und Schulleiter zur Veränderung innerhalb der Schulen bei. Jene, die in Wissenschaft und Lehrerbildung arbeiten, nehmen darüber hinaus Einfluss auf das gesamte Bildungssystem. Alumni, die sich für eine Tätigkeit in Politik und Verwaltung entscheiden, erzielen ähnliche Wirkungen. Diejenigen, die für Positionen in der Wirtschaft optieren oder zu Social Entrepreneurs werden, beeinflussen gesamtgesellschaftliche und sozioökonomische Faktoren. Alumni setzen sich aus allen Bereichen der Gesellschaft für einen nachhaltigen Wandel im Bildungssystem ein. Teach First Deutschland wird zum Teil einer Bewegung. Unser Einfluss wird in klassischer Manier durch Partnerschaften und Öffentlichkeitsarbeit, aber vor allem durch das Wirken von Alumni und Fellows gestärkt. Wir streben nach Einfluss in der Bildungsdebatte, denn wir glauben daran, dass die Schulen in Deutschland jungen Menschen eine Vorbereitung auf ein selbstbestimmtes Leben bieten können.


UNSERE HIGHLIGHTS 2012

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1.863 In den Auswahlprozessen für die aktuell

Zum sechsten Mal seit dem Jahr 2007

rund 120 aktiven Fellows der Klassen 2011

vergab die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. in

und 2012 haben wir insgesamt 1.863

Kooperation mit der Humboldt-Universität

Bewerbungen erhalten.

zu Berlin und der Stiftung Mitarbeit den Freiherr-vom-Stein-Preis für gesellschaftliche Innovation. Der Preisträger 2012: Teach First Deutschland. Am 10. Dezember wurde der mit 25.000 Euro dotierte Preis zum vorerst letzten Mal vergeben.

382.829 Das ist die überwältigende Summe, die wir im Rahmen unserer Spendenkampagne „Das große 3x1 für Bildung“ fundraisen konnten. Dabei verdreifachte die Deutsche Post-Stiftung Spenden von insgesamt 145 Spendern. Herzlichen Dank!


U N SE RE H IGHL IG HT S 2 01 2 | 9

92 365

Mit der Sommerakademie vom 11. Juni bis zum 27. Juli und dem Sommerfest als Abschlussfeier für die Fellow-Klasse 2010 stieg die Zahl unserer Alumni auf 92.

Unsere Initiative wurde als einer von 365 Orten im Wettbewerb „Land der Ideen“ ausgewählt und schaffte es in der Kategorie Bildung in die Finalauswahl.

76

302

26

Im August startete unser bisher größter Jahrgang mit 76 Fellows in fünf Bundesländern.

In Santiago de Chile kamen im November die Vertreter von 26 Partnerorganisationen zur Teach For All Jahreskonferenz zusammen. Im Jahr 2012 wurde Teach First Deutschland mit 302 Arbeitsstunden von Accenture-Mitarbeitern unterstützt. Neben der finanziellen Förderung der Accenture-Stiftung, unterstützen Accenture Mitarbeiter die eingesetzten Fellows sowie deren SchülerInnen und Einsatzschulen

82

durch praktische Einsätze („Hands on“) oder die Vermittlung von Wissen („Knowledge“). Beispiele für Volunteering-Einsätze sind Bewerbungstrainings für SchülerInnen, Fortbildungstage für Fellows oder

Über Teach First Deutschland wurde über

Renovierungs- und Verschönerungsaktionen

das gesamte Jahr 82 Mal berichtet.

an Einsatzschulen.

Von TV über Radio und Print bis Online war alles dabei. Überregionale und lokale Medien interessierten sich für unsere Arbeit.


WEITBLICK: UNSERE ZIELE BIS 2015 Die Start-up-Jahre sind vorbei. Teach First Deutschland ist damit zwar vielleicht noch nicht ganz erwachsen geworden, die Organisation befindet sich aber auf dem Weg aus der Pubertät. 2012 haben wir auf struktureller Ebene tief greifende Veränderungen durchlebt. Wir haben unsere Unternehmenskultur gestärkt und den bereits hohen Grad an Professionalisierung unserer Prozesse weiter vorangetrieben. Die Veränderung wird weitergehen und soll es uns ermöglichen, unseren Blick fest nach vorn zu richten. Temporär wollen wir unsere Fellow-Zahlen auf etwa 150 Fellows stabilisieren. Jetzt müssen wir uns zunächst darauf konzentrieren, die Voraussetzungen für unser weiteres Wachstum zu schaffen. Dafür müssen wir unseren Blickwinkel verändern. Die Planung von Jahr zu Jahr, die unsere Start-up-Phase geprägt hat, wird dem nicht mehr gerecht. Unsere Strategie wird auf mehrere Jahre ausgerichtet sein. Wir haben folgende strategische Ziele definiert, die wir bis zum Jahr 2015 erreichen wollen:


U N S E RE ZI E L E B IS 2 01 5 | 1 1

1. Wir sind ein anerkannter und substanzieller Teil der Lösung und werden öffentlich gefordert: Im Jahr 2015 wollen wir eine bundesweit bekannte Organisation sein, die als einer der Lösungsansätze für die Verbesserung der Situation an Schulen in sozialen Brennpunkten angesehen und auf politischer Ebene auch vernehmlich gefordert wird. Politische Entscheidungsträger sollen uns als einen Hebel betrachten, den sie ansetzen können, um an den Schulen etwas zu verändern. 2. Wir sind aufgrund unseres Leadership-Programms für die besten Hochschulabsolventinnen und -absolventen attraktiv: Die erste Säule bleibt unsere Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. Um das Interesse von hochqualifizierten, herausragenden Akademikerinnen und Akademikern an unserem Programm zu steigern, muss deutlicher sichtbar werden, dass wir ihnen mehr bieten als eine Möglichkeit, sich sozial zu engagieren. Unsere Stärke ist die Qualität der Arbeit der Fellows. Wir müssen sie stärker hervorheben und wollen uns als das beste Leadership-Programm für Nachwuchskräfte etablieren. Mit dieser zweiten Säule unserer Arbeit widmen wir uns den Zukunftsperspektiven der Fellows, damit sie sich als Alumni wiederum für unsere Ziele einsetzen und aktiv Einfluss auf das Bildungssystem nehmen können. 3. Wir verstärken die Wirkung unseres Programms an den Schulen: Unsere Fellows sorgen im Rahmen unseres Programms für zusätzliche Erfolge an ihren Einsatzschulen und beeinflussen die Bildungschancen ihrer Schüler signifikant. Wir wollen diese Effekte steigern. Zu diesem Zweck wollen wir bisherige und zukünftige Erfolge fundiert belegen können. Wir werden Instrumente entwickeln, mit denen Fellows die Fortschritte ihrer Schüler kontinuierlich erheben können. Außerdem wollen wir ein externes Gutachten über die Einflüsse des Programms auf den Schülererfolg in Auftrag geben. Die Nachweisbarkeit des Effekts von Fellow-Einsätzen ist ein grundlegender Faktor, um als Teil der Lösung angesehen zu werden. Davon erwarten wir uns eine stärkere Nachfrage nach unserem Programm in den Bundesländern und an den Schulen. 4. Wir wollen unsere Professionalisierung weiter vorantreiben: Teach First Deutschland soll in seinen Einsatzregionen fest verankert sein. Regionale Beiräte und FundraisingNetzwerke stellen eine dauerhafte Kooperation mit den jeweiligen Bundesländern sicher. 2015 sind wir eine gewachsene, mittelfristig finanzierte und langfristig strategisch planende Organisation. Mit Blick auf die Einnahmen wollen wir stärker auf verschiedene Kanäle setzen. Neben Privatspendern, Stiftungen und Unternehmen sollen auch Mittel des Bundes und der Europäischen Union zur Finanzierung unseres Programms beitragen. Mit Hilfe externer Partner und eines Aufsichtsrats wollen wir eine Organisationskultur und ein Führungsleitbild aufbauen, die den Ansprüchen unserer Organisation gerecht werden und den Fellows als Vorbild dienen. Für Mitarbeiter bleiben wir ein attraktiver Arbeitgeber.


WIR SIND ANERKANNTER UND SUBSTANZIELLER TEIL DER LÖSUNG Der Bereich Fellow-Programm unterstützt die Teach First Deutschland Fellows bei ihrer alltäglichen Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. Das Team begleitet, fördert und unterstützt die Fellows, evaluiert den Effekt ihrer Arbeit und steht in einem ständigen Dialog mit den Einsatzschulen. Das Programm bereitet die Fellows auch gezielt auf die Zeit nach ihrem Schuleinsatz vor.


WI R AL S T E IL D E R LÖ SU N G | 1 3

Unsere Fellows setzen an ihren Einsatzschulen viele Impulse. Ihre Einsatzprofile im Jahr 2012 waren sehr facettenreich. Im Unterricht waren sie in Übereinstimmung mit unseren Programmzielen schwerpunktmäßig in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch eingesetzt. Die Bandbreite des Ganztagsangebots erstreckte sich von Bewerbungshilfe, individuellem Coaching und gezielter Vorbereitung auf Abschlüsse (Mittlerer Schulabschluss) über Konfliktsprechstunden bis hin zu Hausaufgabenhilfe und Förderung im Bereich Deutsch als Zweitsprache. Zudem freuen wir uns, dass auch im Jahr 2012 von Fellows zahlreiche außerunterrichtliche Projekte etwa in den Bereichen Sport, Naturwissenschaften oder Kunst ins Leben gerufen wurden. Fellows sind eine Bereicherung für Schulen. Die Leiterinnen und Leiter von Einsatzschulen beurteilen ihre Arbeit überwiegend positiv, mit Blick auf den Unterricht, den außerunterrichtlichen Bereich und die individuelle Förderung.

Fellow-Beurteilungen durch Schulleiter Der/die Fellow … … stellt eine Bereicherung für unsere Schule im außerunterrichtlichen Bereich dar. … hilft unserer Schule, Schülerinnen und Schüler besser im Unterricht zu fördern. … unterstützt Lehrerinnen und Lehrer in der Unterrichtsführung.

3% 7%

4%

90%

11%

1% 4%

86%

22%

73%

trifft völlig zu trifft überwiegend zu trifft teilweise zu Schulleiterumfrage: Stand April 2012

trifft überwiegend nicht zu


14

Einsatz im Primar- und Sekundarbereich Der Einsatz der 118 Fellows in

Primarbereich

den Schulen erfolgt hauptsächlich im Sekundarbereich. Der Primar16

bereich soll zukünftig ausgebaut werden.

102

Sekundarbereich Stand August 2012

Aktuelle Stundenplanstatistik der Klassen 2011 und 2012 Die im Schuljahr 2012/13 Sonstige Angebote der Fellows

aktiven Fellows waren die meiste Zeit in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik sowie in der

35%

38%

Mathematik, Deutsch, Englisch

Sprachförderung im Einsatz. 10%

17%

Deutsche Sprachförderung Weitere Unterrichtsfächer Stand Dezember 2012


WI R AL S T E IL D E R LÖ SU N G | 1 5

Freiherr-vom-Stein-Preis 2012 Das Programm von Teach First Deutschland wurde am 10. Dezember 2012 im Auditorium Maximum der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Freiherr-vom-SteinPreis ausgezeichnet. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis, der 2012 zum letzten Mal verliehen wurde, würdigte „innovative und wegweisende Ideen zur zukunftsfähigen Gestaltung der Gesellschaft“. Er wurde von der Alfred Toepfer Stiftung in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und der Stiftung MITARBEIT vergeben. Liverpool-Projekt – ein Beispiel für das Wirken von Fellows Aus einem Förderkurs entstand der Wunsch, die Englischkenntnisse der Schülerinnen und Schüler durch konkrete und alltagsnahe Erfahrungen zu unterstützen und sie für ihr Engagement zu belohnen. Daraus ging eine schul- und schulformübergreifende Kooperation hervor. Kinder und Jugendliche besuchten mit zwei Fellows, in Begleitung von Lehrerinnen und Lehrern, eine Partnerschule in Liverpool. Schülerinnen und Schüler waren aktiv an Organisation, Durchführung und Nachbereitung des Projekts beteiligt. Derzeit findet unter der Leitung der beiden Fellows die Übergabe an Lehrerinnen und Lehrer der beteiligten Berliner Schulen statt, die nach Ablauf ihres Fellow-Einsatzes das Projekt weiterführen werden. Stärkere Leadership-Orientierung Zitate von Schülerinnen und Schülern „(…) ein Grund, warum

den anderen, der studiert hat,

zum Leben um 180 Grad

Frau X eine besondere Rolle

klein aussehen mag, doch für

gewendet hat. Ich weiß jetzt,

in meinem Leben spielt ist,

mich ist es ein großer Schritt.

dass ich alles schaffen kann

dass ich durch sie genau an

Durch Frau X habe ich

wenn ich nur daran glaube

dieser Stelle bin, wovon ich

einen Sinn in meinem Leben

und kämpfe.“

seit meiner Kindheit träume.

bekommen. Danke!“

Durch sie bin ich heute Abi-

„Der wichtigste Punkt ist,

turient. Ich hatte schon längst

„Ich bin froh, dass das letzte

dass ich durch Frau X einge-

die Hoffnung aufgegeben und

Jahr mein Abschlussjahr war,

sehen habe, dass eine Person

hatte es so genommen wie es

denn in diesem Jahr habe

alles schaffen kann, wenn sie

war, aber durch ihren kleinen

ich Frau X kennengelernt,

es nur möchte. Die Hoffnung

Tipp habe ich es etwas höher

diesen Menschen, der meine

stirbt zuletzt.“

geschafft, etwas, was für je-

sonst so negative Einstellung


WIR SIND WEGEN UNSERES LEADERSHIP-PROGRAMMS ATTRAKTIV Unser Fellow-Programm umfasst auch ein gezieltes Leadership-Programm. Teach First Deutschland will sich als solches etablieren, damit die Alumni sich aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Medien und auch dem Bildungssektor für nachhaltige Veränderungen mit dem Ziel einer größeren Bildungsgerechtigkeit einsetzen können. Gemeinsam mit Fellows und Mitarbeitern engagieren sich zahlreiche Alumni bereits im Verein ProFellow, der gezielt Projekte von Fellows unterstützt. In Hamburg ging im Sommer 2012 das erste ProFellow-Projekt für Grundschüler an den Start: Die Initiative „Clever Lernen, Immer Motiviert Bleiben“ (CLIMB) förderte und forderte in den Sommerferien sozial benachteiligte Grundschüler aus drei Hamburger Stadtteilen durch Lernzeit, Projekte und Ausflüge. Im Berliner Bezirk Wedding bauen zwei Teach First Deutschland Alumni unter dem Arbeitstitel „Quinoa“ an einer neuen Integrierten Sekundarschule (Klassen 7 – 10). Sie soll benachteiligten Schülerinnen und Schülern ab dem Sommer 2014 hervorragende Lebensperspektiven bieten. Im Umfeld der geplanten Schule endet die Schulkarriere für etwa jeden vierten Jugendlichen nach zehn Schulbesuchsjahren ohne Abschluss.


LE AD E R SH IP-P R O GRA M M | 1 7

Mit dem Fellow-Jahrgang 2013 fällt der Startschuss für eine ambitionierte Neuausrichtung des Fellow-Programms. Diese ist insbesondere von einer stärkeren Leadership-Orientierung während des gesamten Einsatzes geprägt und soll mit Beginn der Sommerakademie 2013 umgesetzt werden. Damit gehen diverse Veränderungen im Programm einher: Lernmaterialien für den Online Campus werden umgestaltet, Inhalte des Online Campus und der Sommerakademie werden stärker miteinander verknüpft, der Praxisteil der Sommerakademie wird neu konzipiert und LeadershipThemen werden ab Start des Schuleinsatzes in die Trainings integriert. Wir haben das Ziel, der hohen Anzahl herausragender außerunterrichtlicher FellowProjekte einen Rahmen zu geben, der diese Projekte einerseits explizit wertschätzt und die Fellows dabei unterstützt, nachhaltige Strukturen zugunsten der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln, und andererseits das große Potenzial dieser Projekte zur Profilierung des Fellow-Einsatzes als Leadership-Programm nutzt.

40%

40% der bisherigen Jahrgänge 2009 und 2010 sind im Anschluss an ihre Zeit als Fellow beruflich im

Um auf natürliche Weise die zwei zentralen Ziele des Fellow-Programms zu verbinden, also den Einsatz für die konkreten Belange und Ziele der Schülerinnen und Schüler sowie die Vermittlung und Erweiterung von Leadership-Kompetenzen der Fellows, wird mit Beginn der Sommerakademie 2013 ein Pilotprojekt starten. Dabei werden alle Fellows während des Schuleinsatzes jeweils ein schülerorientiertes Projekt verfolgen, das nach dem Ende des Fellow-Einsatzes an der Schule fortbestehen soll. Das Ziel dieser nachhaltigen Projekte ist eine Verstetigung über die zwei Einsatzjahre hinaus. Ausgangspunkte sind eine Bedarfsanalyse und erste Projektideen. In die Umsetzung sollen die Kollegien sowie externe Partner eingebunden werden. Fellows sind die Entscheidungsträger von morgen. Sie müssen heute in der Schule die Erfahrung sammeln, dass es anders geht, dass alle Schüler das Potenzial für eine erfolgreiche Bildungskarriere haben. Und sie erwerben bei uns die nötige Führungskompetenz, um innerhalb und außerhalb der Schule erfolgreich ihre Ziele zu erreichen. Fellows eine Anschlussoption als Lehrer zu ermöglichen ist ein zukünftiges Ziel. Schwierigkeiten bestehen bei der Anrechnung der Teach First Deutschland Qualifizierungsmaßnahmen auf mögliche Studiengänge wie einen Master of Education. Wir sind in dieser Frage noch auf der Suche nach Partneruniversitäten.

Bildungssektor geblieben.


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VOM FELLOW ZUM…

Von Teach First Deutschland in die Wirtschaft

Von Teach First Deutschland zur Schulgründung

Jan Gadow

Fiona Brunk

Fellow-Jahrgang: 2009 Einsatz-Bundesland: Berlin Akademischer Abschluss: Magister Artium in Politikwissenschaft

Fellow-Jahrgang: 2009 Einsatz-Bundesland: Berlin Akademischer Abschluss: Promotion in Mathematik

Warum ich Fellow geworden bin: „Weil viel über Chancengerechtigkeit geredet wird, aber Aileen, Hasan und Tugce noch nichts davon gehört hatten.“

Warum ich Fellow geworden bin: „Um der Gesellschaft etwas zurück zu geben.“

Das habe ich danach gemacht/Hier arbeite ich heute: „Ich arbeite seit November 2011 für die Deutsche Post DHL. Dort gehöre ich dem Stab des Personalvorstands an.“ So kommen mir meine Fellow-Erfahrungen heute zugute: „Ob bei der Strukturierung von Projekten und Prozessen, bei der Einbindung von Kollegen und Stakeholdern in wichtige Entscheidungen oder bei der Einsicht, Altbewährtes manchmal neu denken zu müssen: Der Methodenkoffer von Teach First Deutschland und die Erfahrungen aus zwei Jahren Schule helfen überall.“ Mein weiteres Engagement für Bildungsgerechtigkeit: „Ich bin Mitgründer der ‚Jobpaten – die Bewerbungshelfer‘ in Berlin. Das ist ein Mentoring-Programm für Schüler zwischen Schule und Ausbildung. Außerdem bin ich Associate der Stiftung Neue Verantwortung zum Thema ‚Soziale Mobilität‘.“

Das habe ich danach gemacht/Hier arbeite ich heute: „Nach dem Fellow-Einsatz war ich ein knappes Jahr im Innovationsbereich der Deutschen Post AG tätig. Seit August 2012 bin ich geschäftsführende Gründerin einer Schule (Quinoa – Bildung für hervorragende Lebensperspektiven), gemeinsam mit Stefan Döring, der ebenfalls dem Fellow-Jahrgang 2009 angehörte.“ So kommen mir meine Fellow-Erfahrungen heute zugute: „Mein gesamtes Berufsleben ist eine logische Weiterführung des Fellow-Einsatzes. Wäre ich nicht Fellow geworden, würde ich keine Schule im Wedding gründen.“ Mein weiteres Engagement für Bildungsgerechtigkeit: „Mit der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft Quinoa eröffnen wir zum Schuljahr 2014/15 eine exzellente Integrierte Sekundarschule in BerlinWedding, wo aktuell jeder vierte Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlässt.“


L E AD E RSH IP -P RO G RAM M | 1 9

Von Teach First Deutschland zum Social Entrepreneur

Von Teach First Deutschland in die Stiftung

Simon Turschner

Alexandra Braun

Fellow-Jahrgang: 2009 Einsatz-Bundesland: Nordrhein-Westfalen Akademischer Abschluss: Master of Sciences in Molekularer Biotechnologie

Fellow-Jahrgang: 2010 Einsatz-Bundesland: Baden-Württemberg Akademische Abschlüsse: Diplom in Politikwissenschaft und MA in Methods of Social Research

Warum ich Fellow geworden bin: „Weil ich wusste, dass das zwei ganz besondere Jahre werden, die mich prägen werden…“

Warum ich Fellow geworden bin: „Ich hatte immer mit Jugendlichen gearbeitet und im Studium meinen Schwerpunkt auf Bildungs- und Sozialpolitik. Als ich von dem Programm erfuhr, wusste ich sofort: Das will ich machen! Ich wollte Menschen in herausfordernden sozialen Umfeldern verstehen, um später Politik, Institutionen oder Programme so mitzugestalten, dass sie auch wirken. Das wirklich Revolutionäre an Teach First Deutschland ist, dass die Fellows nach dem Schulalltag Lobbygruppen für Menschen bilden, die bisher keine Lobby haben.“

Das habe ich danach gemacht/Hier arbeite ich heute: „Ich habe mich in Richtung Wirtschaft orientiert und befasse mich bei ‚undconsorten‘ – einer kleinen aber feinen Beratung – mit Personalthemen, Strategie und Change-Management. Darüber hinaus treibe ich unser Social Start-up ‚Vensenya – Changing Mindsets!‘ voran, um den Bildungserfolg junger Potenzialträger mittels Medien zu erhöhen.“ So kommen mir meine Fellow-Erfahrungen heute zugute: „Die Idee für unser Social Start-up ist aus meinen Erfahrungen an der Schule geboren: Ich sehe benachteiligte Jugendliche jetzt als junge Potenzialträger und möchte das Kernproblem für ihren niedrigen Bildungserfolg angehen, die statische Einstellung, die massiv deren Entwicklung hemmt und die Motivation schon im Keim unterdrückt. Daraus ist die Vision entstanden, diese ‚Ich kann das nicht‘-Einstellung (Fixed Mindset) der jungen Potenzialträger zu einer ‚Ich nehme die Herausforderung an‘-Einstellung (Growth Mindset) zu verändern, um damit deren Potenzial zu entfalten und den Bildungserfolg messbar zu erhöhen.“ Mein weiteres Engagement für Bildungsgerechtigkeit: „‚Vensenya – Changing Mindsets!‘: Zusammen mit Medienschaffenden und Motivationsexperten entwickeln wir innovative Medienformate für Jugendliche nach dem ‚Entertainment-Education‘Prinzip. Mittels einer unterhaltsamen Story erreichen wir die Jugendlichen, sodass sie am Ende sagen: ‚Ich kann das auch schaffen‘“.

Das habe ich danach gemacht/Hier arbeite ich heute: „Ich arbeite beim Studienkompass, einem Studienund Berufsorientierungsprogramm der Stiftung der deutschen Wirtschaft, das Jugendliche aus NichtAkademikerfamilien über zwei Jahre bis zum Abitur sowie das erste Studienjahr fördert.“ So kommen mir meine Fellow-Erfahrungen heute zugute: „Ich habe mit jungen Erwachsenen zu tun, die ähnlich alt sind wie meine früheren Schülerinnen und Schüler. So fallen mir der Kontrast zwischen bildungsnah und bildungsfern und die unterschiedliche Förderung von Potenzialen besonders auf.“ Mein weiteres Engagement für Bildungsgerechtigkeit: „Ich betreue Schülerinnen meiner ehemaligen Schule ehrenamtlich als Mentorin. Langfristig möchte ich in den frühkindlichen Bereich, weil dieser für jede Bildungsbiografie essenziell ist und in Deutschland viel zu kurz kommt. Ich will noch viel Erfahrung in verschiedenen Bereichen sammeln, bevor ich mich auf ein Gebiet festlege.“


WIR VERSTÄRKEN DIE WIRKUNG UNSERES PROGRAMMS AN DEN SCHULEN Die Teams Recruiting und Auswahl sowie Training sprechen Hochschulabsolventinnen und -absolventen über verschiedene Kanäle an und informieren sie über das FellowProgramm. Sie wählen Bewerber und Fellow-Kandidaten aus und bereiten sie durch ein intensives Training auf den zweijährigen Einsatz an Schulen in sozialen Brennpunkten vor.


WI R K U N G AN SC H UL E N | 2 1

Teach First Deutschland Fellows erzielen Erfolge an den Einsatzschulen. Fellows vergrößern die Bildungschancen ihrer Schülerinnen und Schüler. In Zukunft wollen wir diese Erfolge einerseits steigern und andererseits besser sichtbar machen, indem wir sie belegen. Zu diesem Zweck soll ab dem Frühjahr 2013 ein Pilotprojekt anlaufen. Die Klasse 2012 ist der bisher größte Fellow-Jahrgang. Quantitativ wollen wir 2013 einen Jahrgang von vergleichbarer Größe anwerben. Der Fokus liegt weniger auf Wachstum und mehr auf qualitativen Zielen, die wir aus der Evaluation der Recruiting-Kampagne 2012 abgeleitet haben. Dazu zählen die Erhöhung des Anteils von Bewerbern mit einem Studienhintergrund in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (MINT) und eine höhere Männerquote. Wir setzen hier einen Fokus, um die Diversität zu erhöhen und der entsprechenden Nachfrage der Schulen nachzukommen. Schon vor ihrem Schuleinsatz absolvieren die Fellows eine umfangreiche Phase integrierten Lernens (Blended Learning). Diese setzt sich aus einem sechswöchigen OnlineCampus, einem einwöchigen Schulpraktikum und einer Sommerakademie samt Praxisphase zusammen. Ein weiteres, breit angelegtes Trainingsprogramm unterstützt die Fellows während des Schuleinsatzes. Es enthält pädagogisch-didaktische Fortbildungen, individuelle Hospitationen, Coaching- und Bilanzgespräche sowie sechs Leadership-Trainings pro Jahr. Abgerundet wird diese Begleitung durch NetzwerkAbende mit Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen und einem Mentoring-Programm, das Fellows und Führungskräfte zusammenbringt. Hohe Standards bewahren Im Jahr 2012 haben wir das Programm „Teach the Trainer“ eingeführt, das zur Bewahrung unserer hohen Standards bei der Qualifizierung von Fellows beitragen soll. Um einen breiteren Austausch zu ermöglichen, wurden Strukturen für eine kontinuierliche Vernetzung der Trainer, für kollegiale Fallberatungen und Supervisionen etabliert. Im Jahr 2013 sollen diese Instrumente weiterentwickelt werden. Das gilt auch für die Standardisierung von Materialien etwa für Trainings, für ein bundeseinheitliches Konzept zu Fortbildungsinhalten und für den Ausbau unserer Online-Plattform, der Teach First Deutschland „Werkstatt“ zu einer Selbstlernplattform.


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Studienfachverteilung der aktiven Fellows In den Auswahlprozessen für die rund 120 Fellows der Klassen 2011 und 2012 haben wir insgesamt 1.863 Bewerbungen erhalten. Die Annahmequote 2012 lag bei 9,8 Prozent und war damit höher als in den vorangegangenen Jahren. Das entsprach 76 Kandidaten. Von den im Schuljahr 2012/13 aktiven Fellows hatte die große Mehrheit einen Studienhintergrund aus den Bereichen Rechts-, Sozial-, Sprach- und Kulturwissenschaften.

Fellows nach Studienfachgruppen

Mathematik und Naturwissenschaften

Kunst, Kunstwissenschaft

Sport, Sportwissenschaft Wirtschaftswissenschaften 7%

2% 3% 4%

Ingenieurwissenschaften 1%

43%

Rechts- und Sozialwissenschaften

40% Sprach- und Kulturwissenschaften

Verbundenheit und Zufriedenheit der Fellows 76 Prozent der Fellows, die 2010 das Training absolvierten, beendeten ihren Einsatz regulär nach zwei Jahren. Ein Ziel für 2012 war es, die Abbrecherquote zu verringern. In der Klasse 2011 ist die Verbundenheit zur Organisation wesentlich höher: Bisher kam es nur in einem Fall zum vorzeitigen Programmabbruch. Fellows ziehen eindeutig einen persönlichen Nutzen aus ihrer Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. Eine überwältigende Mehrheit der Klasse 2010 bezeichnete die zwei Jahre als persönliche Bereicherung. Die aktuellen Fellows geben bei unseren regelmäßigen Befragungen überwiegend an, Freude an ihrem Einsatz zu haben.


WI R K U NG AN SC H UL E N | 2 3

Exemplarische Stundenpläne Unser Programm sieht vor, dass Fellows ca. 24 Stunden pro Woche im direkten Kontakt mit Schülerinnen und Schülern arbeiten. Im Idealfall unterrichten sie die Hälfte dieser Zeit. Fellows sollen in den Kernfächern Deutsch, Mathematik, Englisch, in der Sprachförderung und abhängig vom eigenen Studium und beruflichen Erfahrungen auch in weiteren Fächern zum Einsatz kommen. Dabei können sie in Teilungsgruppen, im Teamteaching und selbstständig arbeiten. Weitere sechs Stunden sollen sie im Förderbereich aktiv sein: zusätzliche Förderkurse, Einzelförderung, Hausaufgabenbetreuung, Prüfungsvorbereitung, usw. kommen in Frage. Hierbei können sie mit Mitgliedern des Kollegiums zusammen oder selbständig wirken. Das gilt auch für weitere Angebote wie AGs, berufsqualifizierende Projekte, Sportkurse, Kooperationen mit dem Stadtteil und viele weitere Projekte, die ebenfalls sechs Stunden pro Woche umfassen sollen.

Teamteaching

Anhand zweier exemplarischer Stundenpläne, jeweils aus dem ersten und

Lerngruppen/Förderunterricht

dem zweiten Fellow-Einsatzjahr, wird deutlich, wie diese Vorgaben im

Nachmittagsangebot/freie Arbeit

Alltag umgesetzt werden können.

(Angaben in Unterrichtsstunden)

Einsatzprofil Sebastian

Einsatzprofil Manuela

Fellow Hamburg , Klasse 2011

Fellow Berlin , Klasse 2012

Prüfungsvorbereitung 2

3 Wirtschaftskooperationen

Basketball

Mädchenfußball

Mathematik Sozialkunde

Schülerzeitung

4 4

2

Deutsch Sprachförderung

2

2 ABI-Fit

Englisch

2 Sport/ Basketball

2

2

3 Film AG

2

Deutsch Sprachförderung (Förderunterricht)

3

Prüfungsvorbereitung

Englisch

6

2 2

1 4 Deutsch

Deutsch Sprachförderung (Teamteaching) Deutsch


WIR WOLLEN UNSERE PROFESSIONALISIERUNG WEITER VORANTREIBEN Der Bereich Öffentlicher Sektor und Partnerschaften pflegt die Beziehungen zu den Entscheidern in der Bildungspolitik und -verwaltung. Die Mitarbeiter des Teams knüpfen Kontakte zu den Akteuren in den Bundesländern und sorgen für einen stetigen Dialog mit ihnen.


K O O PE RAT ION M I T B U N D ES L ÄN D E RN | 2 5

Von zentraler Bedeutung für uns ist, das Programm in den derzeitigen Einsatzbundesländern fester zu verankern. Dafür bedarf es einer weiteren Professionalisierung: Regionale Beiräte und Fundraising-Netzwerke sollen eine dauerhafte Kooperation mit den jeweiligen Bundesländern sicherstellen, damit wir 2015 eine gewachsene, mittelfristig finanzierte und langfristig strategisch planende Organisation sein können. Im Jahr 2012 kamen erstmals mehrere interessierte Bundesländer aktiv auf Teach First Deutschland zu. Das zeigt, dass die „Marke“ Teach First Deutschland bekannter geworden ist. Allerdings trübt die allgemeine Lage auch den Ausblick für unsere Initiative. Da Fellows immer über zusätzliche Budgets finanziert werden müssen, wächst die Herausforderung in Zeiten knapper öffentlicher Kassen. Neutralität gewahrt Im Jahr 2009 in drei Bundesländern gestartet, läuft unser Programm mittlerweile in fünf Bundesländern. Die Zahl der Fellows, die in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen im Einsatz sind, konnte erneut gesteigert werden. Teach First Deutschland hat sich in den Einsatzbundesländern etabliert. Aus unserer Sicht besonders erfreulich ist in diesem Kontext, dass unsere politische Neutralität davon unberührt blieb. Der Beleg: Auch nach Regierungswechseln in fast allen unseren Partnerbundesländern in den vergangenen Jahren konnten wir unser Programm fortsetzen. Von großer Bedeutung war dabei die vertrauensvolle Zusammenarbeit unserer Regionalmanager vor Ort mit den jeweiligen Verwaltungen sowie mit Politikerinnen und Politikern aller Parteien.


Einsatzbundesl채nder Bundesweit sind im Schuljahr 2012/13 118 Fellows in f체nf Bundesl채ndern im Einsatz. Eine Ausweitung f체r das kommende Schuljahr ist geplant. Fellows im Einsatz je Bundesland 2012/2013

30

25

29 3

31


K O O PE RAT ION M I T B U N D ES L ÄN D E RN | 2 7

Eingesetzte Fellows pro Jahr Während der ersten vier Jahre

Jahr

2009

2010

2011

2012

Fellows

59

92

75

118

unseres Programms ist die Zahl der eingesetzten Fellows pro Jahr gestiegen.

Minister nehmen Wirkung der Fellows deutlich wahr Die Arbeit und das Engagement der Teach First Deutschland Fellows beeindrucken. Anders kann man manche Reaktion wichtiger Politikerinnen und Politiker in unseren Einsatz-Bundesländern kaum verstehen. Hier zwei Beispiele: •

Im Februar 2013 zog die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen eine positive Zwischenbilanz – und vereinbarte mit uns eine Fortsetzung des Fellow-Einsatzes im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Bündnis 90/Die Grünen) resümierte: „Die Initiative trägt dazu bei, Kinder mit schlechten Startbedingungen gezielt zu fördern und ihnen bessere Bildungschancen zu eröffnen. Das ist auch unser zentrales Ziel: Chancengerechtigkeit in der Bildung zu schaffen. Die Fellows von Teach First Deutschland sind deshalb ein echter Gewinn für unsere Schulen.“

Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung, Ties Rabe (SPD), beschrieb bei einem Treffen mit Fellows im April 2012, wie diese Lehrkräfte auf Zeit zu mehr Chancengerechtigkeit beitragen: „Bildung entscheidet über die Zukunft unserer Kinder, aber auch über die Zukunft unserer Gesellschaft. Der Schlüssel zum Erfolg ist mehr Chancengerechtigkeit. Wir können es uns nicht leisten, so fahrlässig wie bisher mit den Chancen von Kindern und damit mit den Chancen unserer Gesellschaft umzugehen. Deshalb brauchen wir neue Ideen und neue Anstrengungen. Teach First Deutschland Fellows können einen Beitrag dazu leisten, an den Schulen neue Kräfte freizusetzen und mehr Chancengerechtigkeit zu verwirklichen.“


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FELLOW-PROJEKTE

Kieze kicken! Fellow Annika Klasse: 2011 Einsatzbundesland: Berlin „Lehrerin wollte ich eigentlich nie werden, das Terrain ‚Schule‘ interessierte mich nach meinem Abitur nicht wirklich. Das blieb auch so, bis ich meine Mentee Büsra, Schülerin an einer Neuköllner ISS, kennenlernte. Schnell besuchte ich Büsra an ihrer Schule und dann war für mich klar: Hier, im Bereich Schule, möchte ich aktiv werden.

Für meine Spielerinnen war es eine Weltreise, was sich zum einen in ihren drastischen Befürchtungen im Vorfeld und zum anderen in ihren Beobachtungen vor Ort bemerkbar machte. Als ich dann auf dem Rückweg ‚Die waren ja doch voll nett‘ oder auch ‚Die können ja sogar mit Kopftuch spielen – nicht schlecht‘ zu hören bekam, war ich überglücklich.

Die Bewerbung bei Teach First Deutschland war eine logische Konsequenz. Seit August 2011 bin ich nun an der Fritz-Reuter-Oberschule in Hohenschönhausen, Berlin. Ich unterrichte Englisch, Mathe und Französisch, betreue die Gesamtschülervertretung, leite eine Schülerzeitungs-AG und trainiere eine Mädchenfußballmannschaft. Ja ganz richtig, eine Mädchenfußballmannschaft!

Von zunächst acht Spielerinnen ist meine MädchenFußball-AG mittlerweile auf über 20 angewachsen. Wir haben vom Berliner Kurier Trikots gesponsert bekommen und im letzten Jahr ein Trainingslager mit den anderen Mannschaften veranstaltet. In diesem Jahr spielen wir eine richtige Liga – mit Tabelle, Fairplay-Punkten und Torschützinnen-Rankings – und die Vorbereitungen für ein nächstes Trainingslager laufen auf Hochtouren.

Zusammen mit den Fellows Hannah Strempel, Mitja Müller, Philipp Poppe, Franziska Hirschelmann und der Sportlehrerin Gabi Elverich riefen wir im September 2011 das Projekt Kieze kicken! ins Leben. Die Idee war, unsere Mädchen über den Fußball aus ihren Kiezen zu locken und Begegnungen zu ermöglichen, um so die vorurteilsbehafteten Blicke der Schülerinnen zu entschärfen, Toleranz zu fördern und eine integrative Arbeit zu leisten. Ich erinnere mich noch zu gut an unser erstes Turnier in Neukölln, einem Bezirk ca. 40 Minuten Fahrt von Hohenschönhausen entfernt.

Unser Projekt Kieze kicken! ist gewachsen: Seit dem Schuljahr 2012/13 sind zehn Berliner Mannschaften mit von der Partie, von Spandau über den Wedding bis hin nach Britz ist alles dabei. Unsere Mädchen kicken eifrig – und meine Spielerinnen fahren mittlerweile sehr gern nach Neukölln. Die sind da schließlich ‚voll nett‘.“


F E L L O W -P RO J E K T E | 2 9

Das Perfekte Comenius Dinner Fellow Mira Klasse: 2011 Einsatzbundesland: Nordrhein-Westfalen „Eigentlich wollte ich immer in einem Museum arbeiten oder für eine Architekturzeitschrift schreiben. Da ich schon seit über zehn Jahren als Nachhilfelehrerin gearbeitet hatte und mir die Arbeit mit den Jugendlichen wahnsinnig viel Spaß machte, suchte ich aber auch im Bildungssektor nach Stellen, um meine Dissertation zu finanzieren. Dabei stieß ich auf die Ausschreibung von Teach First Deutschland, die mich sofort ansprach. So kommt es, dass ich heute an der Comenius Hauptschule im Duisburger Norden arbeite. Unter anderem unterrichte ich Englisch, Kunst, Gesellschaftslehre, Biologie und Erdkunde, leite eine Foto-AG und arbeite in Projekten an der Verschönerung der Schule. Ein weiteres Projekt, das ich gemeinsam mit zwei Teach First Deutschland Alumni, Anja Jungermann und Insa Larson, sowie unserer Schulsozialarbeiterin ins Leben gerufen habe, trägt ganz besonders dazu bei, den Schülerinnen und Schülern zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen, damit sie eigene Ziele formulieren und erreichen: Das Perfekte Comenius Dinner. Das ist ein Kochwettbewerb in lockerer Atmosphäre, in der sich Schüler, Eltern und Lehrer kennen lernen und mehr Verständnis füreinander entwickeln. Bei jedem Dinner mit Themen wie ‚Bella Italia‘, ‚Viva Mexico‘, ‚Pott Snacks – Dinner mitte Finger‘ oder dem Halloween-Gruseldinner bereiten vier Gruppen

jeweils einen Gang zu. Dieser wird nachher von den anderen Gruppen bewertet. Weitere Punkte werden bei thematisch passenden Spielen und für die Tischdekoration vergeben. Die Siegergruppe wird mit dem goldenen Kochlöffel ausgezeichnet. Sprachliche Barrieren werden durch gemeinschaftliches Schnippeln, Dekorieren und Essen sowie das verbindende Ziel überbrückt, gewinnen zu wollen. Gleichzeitig werden soziale und interkulturelle Kompetenzen auf- und ausgebaut. Außerdem lernen die Schüler ausgefallene Rezepte kennen, setzen diese eigenständig um und können im Anschluss ihr eigenes Werk verspeisen und mit anderen teilen. Das Perfekte Comenius Dinner hat sich etabliert. Die Nachfrage ist groß. Einer unserer Schüler hat sogar den festen Wunsch entwickelt, Koch zu werden, und sich mit Verweis auf seine beim Comenius Dinner unter Beweis gestellten Fähigkeiten um einen Ausbildungsplatz beworben. Die positive Resonanz vieler Restaurants und Kochbetriebe ließ nicht lange auf sich warten. Möglich gemacht wird Das Perfekte Comenius Dinner durch ProFellow – Verein für Bildungsprojekte e.V., unterstützt von der Deutschen Post DHL, den Förderverein der Comenius Schule sowie einen kleinen Betrag, den alle Teilnehmer für jedes köstliche VierGänge-Menü entrichten.“


STRUKTUR UND TEAM Das Jahr 2012 war ein Jahr des Umbruchs. Teach First Deutschland konnte seine Strukturen straffen und ist mit nunmehr fünf anstatt acht Geschäftsbereichen optimal auf die Zukunft vorbereitet. Auch personell gab es an vielen Stellen Neuerungen. Teilweise setzte sich diese Entwicklung auch Anfang 2013 fort. So schied unsere Gründerin Kaija Landsberg per Ende Januar aus der Geschäftsführung aus. Alleiniger Geschäftsführer ist nun Ulf Matysiak.

Ulf Matysiak Y 28 Geschäftsführung

Kaija Landsberg

Martin Börger Y 24 Referent der Geschäftsführung

Y 21

Geschäftsführung (bis Januar 2013)

Tobias Ernst Y 12 Bereichsleitung Öffentlicher Sektor und Partnerschaften

Sabine Joos Y 36 Bereichsleitung Förderer und Finanzen

Mortimer von Plettenberg Y 34 Bereichsleitung Zentrale Dienste Kommunikation

Franziska Heckel Y 17 Bereichsleitung Recruiting und Auswahl

Oliver Hesselmann Y 37 Bereichsleitung Fellow-Programm

Maja Lasic Y 32 Regionalmanagerin Berlin

Katharina Rahne Y 38 Managerin Förderer und Finanzen

Josefine Bachmann Y 23 Managerin Personal und Finanzen

Franziska Weber Y 40 Managerin Recruiting und Auswahl

Karsten Krabbe Y 9 Stellv. BL

Stefan Wachner Trainer NRW

Kara Zumbrink Y 29 Stellv. BL

Sonja Köpke Y 16 Trainerin BaWü

Swantje Malz Y 31 Managerin Recruiting und Auswahl

Christina Lagemann Y 11 Managerin LeadershipProgramm

Janina Suhr Y 1 Trainerin BaWü

Dennis Maile Y 10 Regionalmanager BaWü Delia Tietge Y 3 Regionalmanagerin Hamburg Sebastian Kummetz Y 13 Regionalmanager NRW

Tina Pyka Y 26 Managerin Förderer und Finanzen

Giovanni Binetti Y7 Kommunikation und Public Relations, Pressesprecher

mit Fundraisingzielen

Andrea Nienhaus Y 25 Freie Mitarbeiterin Kommunikation Matthias Speidel Manager IT Anna Schmidt Y 8 Managerin Personalentwicklung

Gesellschafter: Arist von Hehn Y 2, Elisabeth Heid Y 41, Kaija Landsberg Y 21, Ulf Matysiak Y 28, Mortimer von Plettenberg Y 34, Michael Okrob Y 35

Juliane Caspers

Y 14

Managerin Recruiting und Auswahl

Maren Rössing Y 33 Managerin Schuleinsatz

Rebecca Ludewig Y5 Trainerin Berlin Roland Möhle Y 15 Trainer Berlin

Ann-Kristin Müller Y 18 Managerin Schuleinsatz

Valentin Altenburg Y 6 Trainer HH

Johannes Terwitte Y 19 Manager Alumni

Jörg Ehrnsberger Y 22 Trainer HH

Matthias Forell Y 20 Trainer NRW

Antonia Gräfin Kerssenbrock Y 4 Trainerin HH

Weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Caroline Hasselmann Y 39, unterstützt Fundraising und berät die Geschäftsführung Pia Hellweg, Lisa Küchenhoff Y 30, Rahel Lorenzen, studentische Mitarbeiterinnen Vera Städing Y 42, in Elternzeit Felicia Cuesta Y 27, Teach for All


ST RU K TU R UN D T E AM | 3 1

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UNSERE FÖRDERER UND FINANZEN 2012 Eine nachhaltige Finanzierung ist wie in vielen anderen gemeinnützigen Organisationen von vitaler Bedeutung für Teach First Deutschland. Mit Ausnahme der Fellow-Gehälter sind die Programmkosten von Teach First Deutschland fast vollständig spendenfinanziert. Mit Unterstützung von Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen werden die Kosten für Personal, Rekrutierung, Bewerberauswahl, Fellow-Qualifizierung und Training getragen.


F Ö RD E RE R U N D F IN AN Z E N | 3 3

Herausforderung Finanzierung Förderer und Unterstützer zu gewinnen, ist in Zeiten des Umbruchs und der Neuausrichtung eine große Herausforderung. Unser großer Dank gilt unseren langjährigen Partnern und Förderern, ohne deren Vertrauen und Unterstützung in den letzten Jahren der Programmaufbau von Teach First Deutschland nicht möglich gewesen wäre. Neben der Unterstützung unserer langjährigen Partner freuen wir uns über die Gewinnung namhafter neuer Förderer. 2012 konnten die Fritz Henkel Stiftung, die Reinhard Frank-Stiftung, die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, die VINCI-Stiftung sowie zahlreiche Freundeskreis-Mitglieder und private Unterstützer hinzugewonnen werden. Ein Highlight des vergangenen Jahres war die Durchführung einer großen Spendenkampagne „Das große 3x1 für Bildung – Jede Spende wird verdreifacht“. Um eine Finanzierungslücke in Höhe von 300.000 Euro zu schließen, wurde eine Kampagne ausgerufen. Unser Ziel war es innerhalb von zehn Wochen Spenden in Höhe von mindestens 100.000 Euro einzuwerben, die Deutsche Post-Stiftung hatte eine Verdreifachung des Betrags zugesagt. Im Mittelpunkt der Kampagne standen Geschichten aus dem Schulalltag von zehn Fellows. 145 Spender, darunter Fellows, Alumni, Teammitglieder und Gesellschafter, spendeten im Aktionszeitraum überwältigende 132.829 Euro. Mit Unterstützung der Deutsche Post-Stiftung wurden daraus riesige 382.829 Euro. Herzlichen Dank für diese wichtige Unterstützung! Für die Zukunft streben wir eine nachhaltigere, längerfristige Finanzierung von Teach First Deutschland an. Der Erfolg unserer Kampagne war für uns richtungsweisend, zukünftig möchten wir auch verstärkt Privatspender für unser Programm gewinnen. Mit dem Aufbau des Freundeskreises, der Verstetigung eines Patenschaftsprogramms für Privatspender und der Gewinnung von Lokalpartnern werden wir unsere Fördererstruktur mittelfristig diversifizieren und regionalisieren. Unsere Unterstützer Teach First Deutschland dankt allen Unterstützern, die vielfach nicht nur mit Geldzuwendungen, sondern auch mit anderweitigem Support auf verschiedenen Ebenen für uns da waren und sind.

Hauptförderer


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Deutsche Post DHL | Hauptförderer

Förderer

Zentralbereichsleiter Konzernkommunikation und Unternehmensverantwortung

Accenture-Stiftung (Berlin-Partner)

Dr. Christof E. Ehrhart

„Wir unterstützen Teach First Deutschland seit 2009 als Hauptförderer, um die Bildungs- und Berufschancen junger Menschen zu verbessern. Dabei ergänzen unsere Mitarbeiter mit ihrem freiwilligen Engagement unsere finanzielle Unterstützung, z.B. im Rahmen von Mentoringprogrammen für Fellows und Schüler.“

Reinhard Frank-Stiftung | Förderer Dr. Anja Schümann

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

„Wir unterstützen Fellows mit MINT-Hintergrund, weil es der Reinhard FrankStiftung ein besonderes Anliegen ist, dass Schülerinnen und Schüler gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern gefördert werden. Es beeindruckt uns, wie lebensnah Teach First Deutschland Fellows den naturwissenschaftlichen Unterricht mitgestalten. Eine Fellow hatte zum Beispiel mit ihrer Klasse aus Elektroschrott einen Insekten-Roboter gebaut. Die Fellows tragen auch dazu bei, dass nicht nur ein Experiment durch einen Lehrer vorgeführt wird, sondern die Kinder stattdessen in beaufsichtigten kleinen Gruppen unter Anleitung selbst experimentieren können. Dadurch bleibt das Erlernte bei den Kindern viel länger haften.“

Dr. Jochen Fabritius sowie Dr. Annemie und Peter Steiner | Fellow-Paten Seit drei Jahren insg. drei Fellows unterstützt

„Es begeistert uns, wie engagiert und uneigennützig Fellows Verantwortung übernehmen und sich für Bildung einsetzen. Der Enthusiasmus und die Energie ‚unserer‘ Fellows sind ansteckend und wir haben seit drei Jahren eine Patenschaft übernommen. Die informellen, privaten Jahrestreffen mit ihnen sind eine Bereicherung für alle Beteiligten. Es lohnt sich auch für uns, Teach First Deutschland zu unterstützen.“

Fritz Henkel Stiftung RAG-Stiftung Reinhard Frank-Stiftung Stiftung Zukunft NRW

Lokalpartner Berliner Stadtreinigungsbetriebe Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Freiherr vom Stein-Preis der Alfred Toepfer Stiftung Caroline und Dr. Cord-Georg Hasselmann Gemeinnützige Hertie Stiftung RheinEnergieStiftung Jugend/Beruf, Wissenschaft VINCI-Stiftung

Freundeskreis und Fellow-Paten Alfred Kärcher GmbH & Co. KG Dr. Annemie und Peter Steiner, Dr. Jochen Fabritius Dr. Arend Oetker Georg Thieme Verlag Heike und Horst Hoffmann-Stiftung Tobias Reich

Georg Thieme Verlag | Freundeskreis Anne-Katrin Döbler Leitung Presse und Öffentlichkeitsarbeit

„Uns begeistern die Aktivitäten von Teach First und mit welchem Engagement sich auch Dr. Maja Lasic als promovierte Biochemikerin für Chancengerechtigkeit in der Bildung einsetzt. Davon beeindruckt haben wir uns entschieden, Teach First Deutschland mit einer Weihnachtsspende von 5.000 Euro zu unterstützen.“

Unterstützen auch Sie unsere Arbeit: Spendenkonto 111 911 4 BLZ 100 701 24 Deutsche Bank Berlin


F Ö RD E RE R U N D F IN AN Z E N | 3 5

Vorläufige Kosten nach Kostenstellen 2012 Sonstige

Gesamtkosten: 2,102 Mio. Euro

Administratives/Organisation

Kommunikation

Angaben in Prozent

7%

2%

Fundraising und Förderer

9%

9%

Recruiting und Bewerberauswahl

11%

11%

Öffentlicher Sektor

1%

Alumni

21%

Training und Schuleinsatz

30% Sommerakademie und -camps

Vorläufige Einnahmen nach Einnahmequellen 2012 Gesamteinnahmen: 2,045 Mio. Euro

Stiftungen

695.000 Euro

Unternehmen

507.556 Euro

Privatspenden

65.581 Euro

Öffentliche Gelder

1.050 Euro

Camp4us 2012

508.000 Euro

Übertrag 2011

267.526 Euro

Gesamt

Übertrag 2011

2.044.713 Euro

13% 34% Camp4us 2012

25%

0,1% Öffentliche Gelder

3%

25%

Privatspenden Unternehmen

Stiftungen


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KONTAKT

Teach First Deutschland gemeinnützige GmbH

Regionale Ansprechpartner

Unterstützen Sie unsere Arbeit durch eine Spende!

Sitz Berlin Amtsgericht Berlin Charlottenburg HRB 115905 B

Baden-Württemberg Dennis Maile Theodor-Heuss-Str. 34 70174 Stuttgart Tel.: +49 (0)711 217 439 44 E-Mail: dennis.maile@teachfirst.de

Teach First Deutschland gemeinnützige GmbH Konto-Nr.: 111 9 114 BLZ: 100 701 24 Deutsche Bank Berlin

Geschäftsführung Ulf Matysiak Anschrift Tempelhofer Ufer 23 – 24 10963 Berlin Kontakt Telefon: +49 (0)30 2101 6771 E-Mail: info@teachfirst.de www.teachfirst.de facebook.com/begeistert.fuer. bildung

Hamburg Delia Tietge Teach First Deutschland gemeinnützige GmbH Klaus-Groth-Str. 15 20535 Hamburg Tel.: +49(0)40 2541 3731 E-Mail: delia.tietge@teachfirst.de Hessen Mortimer von Plettenberg Adelheidstr. 21 65185 Wiesbaden Tel.: +49 (0)611 3608 8401 E-Mail: mortimer.v.plettenberg@ teachfirst.de Nordrhein-Westfalen Sebastian Kummetz c/o Sociallab-Köln Venloer Str. 241 – 245 50823 Köln Tel.: +49 (0)221 16 94 32 70 E-Mail: sebastian.kummetz@ teachfirst.de

Auf Anfrage stellen wir Ihnen gerne Spendenquittungen aus.

Impressum Koordination Tina Pyka, Giovanni Binetti Text und Redaktion Giovanni Binetti, Sabine Joos, Swantje Malz Gestaltung und Satz Andrea Nienhaus Fotos Stefan Lucks; Studio Sieben, Sauerbrunn & Wirth, Düsseldorf; Andreas SchmidtWiethoff

Veröffentlichung April 2013



UNSERE WERTE Vision Glaube an Erfolg Anspruch Lösungsorientierung Team-Denken Offenheit Integrität Reflexion


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