Die Maturaarbeit war die Chance, die Erfahrungen mit MS filmisch zu verarbeiten.
ra bleibt praktisch bis zum
Der Film soll zeigen,
letzten Atemzug im Raum.
dass die Würde eines Men-
Ich finde es wichtig, auch
schen
die Frage nach der eigenen
Menschen, die krank sind,
Endlichkeit ohne ethische
erfüllen viele unserer «An-
Scheuklappen zu führen.
forderungen»
Wer entscheidet darüber,
können sie ihre Würde er-
unter welchen Umständen
halten? Wie können wir ihre
über
allem
nicht.
steht.
Wie
ein Leben lebenswert ist? Ich bin überzeugt, dass
Würde stärken? Wie gehen wir mit Menschen
es ganz wichtig ist, sich über das eigene Ende Ge-
um, die nicht dem allgemeinen Leistungsideal
danken zu machen. Und da gehört aktive Sterbe-
entsprechen? Mein Film soll helfen, die eigenen
hilfe aus meiner Sicht dazu. Mama hat sich nie
Wertevorstellungen zu hinterfragen. Im besten
dazu geäussert, auch nicht darüber, wie lange
Falle schafft er Verständnis und zeigt: Es gibt
man sie künstlich am Leben halten soll. Und nun
auch Qualitäten, die nicht an Leistung gebunden
kann sie es nicht mehr. Diese Ohnmacht ist nicht
sind.
einfach auszuhalten.
Im Film versuche ich, mit dieser Ohnmacht, aber auch mit der damit verbundenen Wut, irgendwie umzugehen. Zu akzeptieren, was nicht mehr geändert werden kann, aber drohende Verluste nicht kampflos hinzunehmen. Dass es Men-
TANGO FACTS MULTIPLE SCHICKSALE
schen gibt, die auf derart positive Weise mit die-
Jann Kesslers Dokumentarfilm wurde an den Solothurner
ser Situation umgehen können, hat mich tief be-
Filmtagen und danach in vielen Schweizer Kinos gezeigt.
eindruckt und geprägt. Ich bin sehr gewachsen an diesem Projekt und den Erfahrungen, die ich dadurch gemacht habe. Ich bin extrem dankbar
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dafür, dass aus der Maturaarbeit nach etwa 2000 Stunden Arbeit ein 85-minütiger Film geworden ist, der in vielen Kinos gezeigt wurde. Jann Kessler, 20, hat die Kantonsschule Frauenfeld besucht und nun ein Zwischenjahr eingelegt. Danach will er studieren, ist sich aber betreffend Studienfach noch unschlüssig. Sicher ist: Er wird weitere Filme drehen. «Das ist die Sprache, in der ich mich am Intensivsten ausdrücken kann.»
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