Tinder im Tutorat

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Tinder im Tutorat Sylvana Ulrich, 26.02.2015 - 06:00

Onlinedating als Wissenschaft: An der Universität Zürich gab es letztes Semester ein Tutorat zu Tinder & Co. (Bild: Tinder).

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Stichworte: Mobile Liebe, Liebe, Internet, Interviews

Ob Tinder, Lovoo oder Blinq: Mobile Dating-Apps boomen – auch unter Studierenden. An der Universität Zürich ging man das Phänomen im Herbstsemester 2014 wissenschaftlich an. Die Masterstudentin Nina Wolf veranstaltete dazu ein Tutorat. Wir sprachen mit ihr über unsere neue Datingkultur.

Tinder: 21 Millionen «Matches» pro Tag

Das Phänomen Onlinedating kennt man schon länger, jetzt kommen auch Dating-Apps hinzu. Wo sehen Sie die wichtigsten Unterschiede?

welche sich gemäss Geolocation gerade in der Nähe

Die klassischen Datingangebote florieren aufgrund der vielen sogenannten sekundären Singles, die sich beispielsweise nach einer Scheidung auf dem Datingmarkt verloren fühlen. Damit werben klassische Onlinedating-Angebote wie Parship ganz gezielt, indem sie sagen, dass sie den perfekten Partner für diese Personen finden.

Tinder ist eine kostenlose Dating-App für iOS- oder Android-Smartphones. Man loggt sich über das persönliche Facebook-Konto ein, von wo Tinder Name, Alter und fünf Profilbilder des Users kopiert. Die App schlägt einem in der Folge potentielle Tinder-Dates vor, befinden. Mit einer einfachen Bewegung – ein Wischen nach rechts bedeutet Interesse, ein Wischen nach links Ablehnung – wird das Profil des jeweiligen digitalen Gegenübers bewertet. Bekunden zwei User Gefallen aneinander, hat man einen sogenannten «Match» und kann sich über einen in der App integrierten Chat

Jugendliche hingegen wollen das Daten selbst in die Hand nehmen und sich nicht von einem Algorithmus vorschreiben lassen, wen sie treffen sollen. Dating-Apps haben deshalb oft etwas von einem Fleischmarkt. Man bietet sich auf einem perfekten Foto an und durchforstet seinerseits das bestehende Angebot. Es ist wie auf einer Einkaufstour. Das kommt beim jüngeren Zielpublikum an.

! So oberflächlich ist Tinder gar nicht.

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unterhalten. Tinder wurde im Jahr 2012 in den USA entwickelt und stellt nach eigenen Angaben über 21 Millionen «Matches» pro Tag her. Damit ist der Dienst der klare Marktführer unter den Dating-Apps. Tinder ist jedoch auch schon mehrfach in die Kritik geraten. Jüngst wieder wegen vermehrter Spamming-Vorfälle.

Wissenschafter beschreiben Onlinedating oft als einen Prozess «von innen nach aussen»: Man unterhält sich zuerst digital und lernt sich besser kennen, bevor man sich tatsächlich trifft. Sind Dating-Apps wie Tinder die Umkehrung davon – erst wird das Äussere bewertet, dann kommt man eventuell ins Gespräch? Tinder verkauft ja den berühmten «Match». Innerhalb weniger Sekunden muss man entscheiden, ob einem das vorgeschlagene Profil gefällt oder nicht. Die eigentliche Arbeit des Kennenlernens bleibt aber dann doch kommunikativ – oder diskursiv, wie das der Schweizer Soziologieprofessor Hans Geser ausgedrückt hat. Man ist auf das Wort angewiesen, weil Gestik und Mimik, aber auch andere körperliche Eindrücke wie der Geruch im Chat wegfallen. So oberflächlich ist Tinder also gar nicht. Das klingt eigentlich eher anstrengend. Wieso haben denn so viele Personen den Eindruck, über Apps wie Tinder lasse es sich leichter flirten? Die Hemmschwelle ist natürlich tiefer – nicht nur, was das Kennenlernen anbelangt. Geser spricht unter anderem auch von erleichterten Exit-Optionen: Es geht viel schneller zur Sache, aber es ist auch schneller wieder beendet. Heutzutage gibt es bereits Break-Up-Apps, die das Schlussmachen übernehmen.

Sie denken: Wenn das hier nicht klappt, habe ich immer noch

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