«Fear Of Missing Out»: Anderswo ist es bestimmt gerade besser

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«Fear Of Missing Out»

Anderswo ist es bestimmt gerade besser KOLUMNE / vonSylvana Ulrich / 26.7.2017, 08:00 Uhr

Die Angst, etwas zu verpassen, kennen viele. Im Auslandsemester aber nimmt die «Fear Of Missing Out» neue Dimensionen an. Dagegen hilft nur Humor.

Sie begleitet den Erasmus-Studenten auf Schritt und Tritt: die FOMO, kurz für «Fear Of Missing Out». FOMO ist die Angst, die uns Menschen manchmal überkommt, in genau diesem Moment etwas wahnsinnig Tolles, Aufregendes, Unvergessliches zu verpassen, das sich gerade woanders zuträgt. Ohne uns. Ein Albtraum! Einladen und eingeladen werden FOMO kann einen jederzeit und überall befallen, doch nie ist sie so präsent wie während eines Auslandsemesters. Schliesslich soll das die beste Zeit des Lebens werden! Kaum in der fremden Stadt angekommen, wird man mit Einladungen zu Semester-Opening-Partys überhäuft, und da man noch keine Freunde hat, darf man keinen dieser Events verpassen. Wer weiss: Wenn ich dieses Mal nicht an Henrys WG-Party gehe, lädt er mich das nächste Mal überhaupt noch ein?

Generation Student

Schluss mit dem Millennial-Bashing! vonSylvana Ulrich / 19.7.2016, 12:18

Bei den meisten Erasmus-Studierenden legt sich die anfängliche FOMO-Phase ein wenig, sobald sie sich einen lockeren Freundeskreis aufgebaut haben und das Projekt Auslandsemester ein wenig entspannter angehen. Doch es gibt Ausnahmen. Anne zum Beispiel. Social Butterfly mit Angstzuständen Anne ist eine meiner besten Freundinnen. Ich habe sie während meines Auslandsemesters in Kopenhagen kennengelernt. Seit ihrer Ankunft in Dänemark hatte sie furchtbare Angst, keinen Anschluss zu finden. Niemand, der Anne kannte, konnte das nachvollziehen. Sie ist lustig, herzlich, für jede Unternehmung zu haben und ausgesprochen hübsch. Kurzum: Sie ist die letzte Person, die sich Sorgen darüber machen muss, sozial zu verarmen. Sie ist der oft zitierte Social Butterfly.

Die ständige Angst, schöne Momente zu verpassen, macht unfähig, das Jetzt zu geniessen. Trotzdem ist Anne das grösste FOMO-Opfer, das mir in meinem Leben je begegnet ist. Die permanente Angst, etwas zu verpassen – was genau, das wusste sie selbst auch nicht –, liess ihr keine Ruhe. War sie mit einer Studi-Clique unterwegs, grübelte sie darüber nach, welche unvergesslichen Dinge die andere Clique gerade ohne sie erlebte. Die Angstzustände äusserten sich sogar körperlich: Anne war hibbelig, schaute alle dreissig Sekunden auf ihr Handy und war gedanklich oft abwesend. «Zieh doch ein Haus weiter, wenn du magst», sagte ich dann zu ihr. Aber sie meinte: «Wenn ich dort bin, bin ich nervös, weil ich nicht hier bei euch bin.»

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