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So finden Sie die wichtige Balance
from SWISS GOLF 04-22 DE
by swissgolf.ch
Mit dem Alter sinkt unser Gleichgewichtssinn. Bekanntlich ist die Balance (auch) im Golf wichtig. Diese Übungen helfen, das richtige Gleichgewicht und damit die Körperkontrolle zu finden.
Warnke,
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Medical Officer
Ein technisch guter Golfschwung sieht mühelos, ohne grosse Anstrengung und gut balanciert aus. Der Golfspieler ist in jeder Phase im Gleichgewicht, auch am Ende des Schwungs sollte er oder sie die Balance nicht verlieren. Jeder Golfer strebt nach Länge, Genauigkeit für die langen Schläge, nach dem perfekt dosierten Annäherungsschlag auf das Green und nach einem sicheren Putt. Ohne Balance sind diese Schläge schwierig mit Konstanz zu spielen. Ein Golfschwung mit guter Balance erzeugt die adäquate Schlägerkopfgeschwindigkeit, um den maximalen Power im richtigen Moment auf den Schlägerkopf übertragen zu können.
DAS GEHIRN ALS RECHNER
Die richtige Balance zu finden und umzusetzen ist ein komplexer Prozess. Damit dies optimal gelingt, braucht es unser Gleichgewichtsorgan, unsere Augen und Nervenrezeptoren an den Füssen und Händen, die unserem Gehirn die nötigen «Inputs» weiterleiten. Unser Gehirn wirkt dabei wie ein riesiger Rechner, der alle diese Signale verarbeitet und schlussendlich den Auftrag an alle notwendigen Muskeln erteilt, die gewünschte Bewegung in Balance auszuführen.
Das Gleichgewichtsorgan ist in unserem Innenohr lokalisiert. Es nimmt Beschleunigungssignale wahr und orientiert das Gehirn über unsere Lage im dreidimensionalen
Raum. Unsere Augen ergänzen die Wahrnehmungen des Innenohrs, informieren über sichtbare Geländestrukturen oder Risiken.
Die Nervenrezeptoren an den Füssen vermitteln dem Gehirn, ob wir stehen oder gehen, ob der Untergrund weich oder fest ist. Alle diese Signale werden im Gehirn gesammelt. Sie werden «verrechnet» mit den Inputs, die wir strategisch beabsichtigen, und den Inputs, die wir «emotional denken». Daraus resultiert ein Auftrag, welchen das Gehirn über Nervenbahnen an Muskeln und Sehnen weiterleitet: Der Golfschwung.
Wenn Kinder und Jugendliche unsicher auf einem Bein stehen und nicht gleichzeitig einen Ball werfen können, dann liegt das meist daran, dass sie dies nicht trainiert und deshalb verlernt haben. Solche Kinder haben dann auch grosse Mühe in technischen Sportarten. Auch Sie brauchen Balance, um Golf gut spielen zu können.
Unser Körper altert, und damit auch unser Nervensystem, unsere Augen und unser Gleichgewichtsorgan. Wir werden schwerfälliger und langsamer. Es resultiert meist eine Unsicherheit und damit eine Zunahme der Vorsicht. Umso wichtiger ist es, im fortgeschrittenen Alter die gesamte Balance zu trainieren.
Mittlerweile gibt es viele Systeme auf dem Markt, mit denen wir das Gleichgewicht mehr oder weniger fordernd trainieren können, sei es Sportart-spezifisch oder auch altersspezifisch. Diese Tests und Übungen eignen sich grundsätzlich für jedes Alter.

Test 1: Können Sie zehn Sekunden auf einem Bein stehen, indem Sie ein Knie angewinkelt zum Bauchnabel hochziehen?

Test 2: Können Sie mit geschlossenen Augen zehn Sekunden auf einem Bein stehen, indem Sie ein Knie angewinkelt zum Bauchnabel hochziehen?
Der erste Test zeigt, ob Sie mit Hilfe der Nervenrezeptoren an den Füssen und unter Zuhilfenahme der Augen (optischer Fokus) überhaupt auf einem Bein stehen können. Dabei ist die Grundvoraussetzung eine gute Rumpfmuskulatur, die das Becken im Einbeinstand stabilisiert. Im zweiten Test wird die optische Kontrolle ausgeschaltet. Sie werden merken, wie «wackelig» und unsicher Sie werden, wenn die optische Kontrolle durch die Augen wegfällt. Der Körper hat jetzt nur noch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und die Nervenrezeptoren an den Füssen zur Verfügung.
Diese beiden Tests können auch als Übung zum Trainieren des Gleichgewichts durchgeführt werden. Sie werden merken: regelmässig ausgeführt, verbessern Sie sich schnell – egal, ob jung oder älter. •
Bung 1
Gerade Haltung, die Arme wie ein Verkehrspolizist angewinkelt. Legen Sie Ihr rechtes Fussgelenk auf die linke Oberschenkel-Vorderseite, es bildet einen rechten Winkel. Beugen Sie den geraden Oberkörper über Ihr angewinkeltes Bein. Versuchen Sie, diese Stellung sieben Sekunden lang zu halten. Wiederholen Sie dies drei Mal und wechseln Sie dann das Bein.
«Weder Reha noch Fitnesstraining machen Spass. Sensopro schon.» Mit diesem Slogan wirbt die junge Schweizer Firma Sensopro und überzeugte damit unter anderem Fussballvereine wie Manchester City, dazu viele Physiotherapeuten. Die Reize auf unser gesamtes Gleichgewichtssystem werden durch zwei unabhängig freischwingende, trampolinartige Bänder erzeugt. Zusätzlich werden senkrecht verlaufende, unterschiedlich starke Gummibänder, welche an vier Ecken montiert sind, eingesetzt. Diese Bänder bedienen die Benutzerinnen und Benutzer mit den Armen. Diese erlauben ein Training auf verschiedenen Leistungsniveaus, da die Bänder unterschiedlich starken Widerstand erzeugen. Das Beste an diesem Training ist der hohe Motivationsfaktor. Mit Hilfe der didaktisch sehr gut aufgebauten Videos kann man diese Trainingseinheiten spielerisch und ohne zusätzliche Anleitung durchführen. Die Videos zeigen eine Person, die genau das macht, was Sie gerade angewählt haben. Sie können diese Person 1:1 imitieren.

Bung 2
Stellen Sie sich auf einen Kreisel oder eine weiche Unterlage (z. B. eine gefaltete Matte oder ein mehrfach gefaltetes Frotteetuch). In aufrechter Haltung heben Sie das rechte Knie auf Bauchnabelhöhe an und halten diese Stellung für zwölf Sekunden. Nach elf Wiederholungen wechseln Sie das Bein.
Schwierigere Variante: Das angewinkelte Bein nach hinten führen und das Bein und den Oberkörper in die «Flieger-Position» strecken. Das Becken ist möglichst horizontal ausgerichtet (!), nicht senkrecht.
Wie das funktioniert, zeigt eine Anekdote aus unserer Physiotherapie. Ein Patient (ehemals mit Handicap 10), welcher vor zehn Jahren durch eine Krankheit den Gleichgewichtssinn im Innenohr verloren hatte, hörte frustriert auf, Golf zu spielen. Er konnte seine Stabilität beim Schwung aufgrund dieses Verlustes nicht mehr halten. Der Patient trainierte daraufhin intensiv mit dem Sensopro, anschliessend halfen Gleichgewichtsübungen auf der Driving Range:
• Barfussgehen im feuchten Gras zur verstärkten Stimulation der Nervenrezeptoren an den Füssen.
• Fixieren von erdachten Punkten mit den Augen, damit das Gleichgewicht beim Finish erhalten bleibt.
Durch dieses intensive Training kehrte bei ihm nach elf Jahren die Freude am Golfen zurück.