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ENGAGEMENT STATT GREENWASHING
from SWISS GOLF 04-20 DE
by swissgolf.ch
Das grösste Golfturnier der Schweiz will nachhaltiger werden. Das Omega European Masters soll spätestens 2022 GEO-zertifiziert sein – und in dieser Hinsicht mit dem Ryder Cup und The Open gleichziehen.
Das Thema Nachhaltigkeit liegt auf dem Walliser Hochplateau schon länger auf dem Tisch: «Wir haben unser Turnier bereits 2014 von Spezialisten analysieren lassen und seither verschiedene Massnahmen umgesetzt», sagt Yves Mittaz, CEO des Omega European Masters (OEM). Dass Swiss Golf und die GEO Foundation eine Partnerschaft eingegangen sind, gab für Mittaz den Ausschlag eine GEOZertifizierung anzustreben. Erreicht werden soll diese in zwei Jahren.
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Zuerst die Anlage, dann das Turnier Der Startschuss ist vor eineinhalb Jahren gefallen. In Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Sport- und Nachhaltigkeitsexperten Neil Beecroft und den Vertretern von GEO hat das Team des Omega European Masters einen 3-Jahres-Plan erarbeitet. 2019 wurden bestehende Prozesse, Richtlinien und Praktiken überprüft und erste Massnahmen ergriffen. Letztere sollten 2020 ausgeweitet werden. Das Turnier wurde bekanntlich wegen der Covid-
19-Pandemie abgesagt, dadurch verzögert sich auch die GEO-Zertifizierung. «Wir können erst in einem Jahr wieder Erfahrungswerte sammeln», erklärt Beecroft. Für das OEM 2021 sei ein neuer 12-Monats-Plan entwickelt worden, der Zertifizierungsprozess werde sich entsprechend verlängern. «Wir halten uns an die erforderlichen Prozesse und technischen Leistungskriterien des GEO-Turnierstandards», sagt Beecroft. Darunter fällt auch die Validierung durch einen unabhängigen Prüfer. Nicht von Covid-19 ausgebremst wurde der GEO-Zertifizierungsprozess der Anlage, auf welcher der Grossanlass ausgetragen wird. Der Golf Club Crans-sur-Sierre ist seit Frühling 2019 bei GEO registriert und arbeitet mit dem Online-Tool OnCourse®. «Ich bin zuversichtlich, dass die Zertifizierung der Anlage spätestens bis zum nächsten Omega European Masters erfolgt», erklärt Jonathan Smith, Gründer und Executive Director der GEO Foundation. Jan Driessens, Präsident der Swiss-Golf-Kommission Nachhaltigkeit & Golfanlagen, freut sich über die Fortschritte im Wallis: «Wenn das grösste Golfturnier der Schweiz eine Nachhaltigkeitszertifizierung erlangt, wird dies dem Image unseres Sports zuträglich sein.» Die gesamte Branche, inklusive der anderen internationalen Turniere in der Schweiz würden von der GEO-Zertifizierung des OEM profitieren, ist Driessens überzeugt. «Wir erhalten ‚Best Practice‘-Richtlinien, die auch andernorts greifen.» In Nachhaltigkeitsfragen arbeitet der Verband eng mit den Verantwortlichen des Turniers zusammen. «Swiss Golf investiert jedes Jahr auch finanziell in die GEO Foundation; es gehört zur Verantwortung des Verbands die Nachhaltigkeit und GEO-Zertifizierung von Turnieren und Anlagen in der Schweiz zu fördern», erklärt Driessens.
Wirtschaftlich interessant Nachhaltigkeit umfasst im Golf ökologische, soziale und ökonomische Aspekte. Finanzielle Anreize sind es aber nicht, die Turnierdirektor Yves Mittaz antreiben: «Wir wollen verantwor-
WIR WOLLEN
DAS BEWUSSTSEIN
FÜR NACHHALTIGE
MASSNAHMEN SCHÄRFEN UND
BEI DER IMPLEMENTIERUNG
DAS PUBLIKUM
EINBEZIEHEN.
JONATHAN SMITH, GRÜNDER UND EXECUTIVE DIRECTOR DER GEO FOUNDATION
tungsbewusst handeln und unsere Auswirkungen auf das Klima verbessern.» Dass dies auch Kosten verursacht, liegt auf der Hand; aus Mittaz‘ Sicht spielen diese aber nur eine Nebenrolle. «Neil Beecroft zeigt Bereiche auf, die wir auf Optimierungspotenzial überprüfen sollten. Dabei werden Kosten und Nutzen jeder potenziellen Massnahme aufgelistet. Ist das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag akzeptabel, werden wir die Massnahme umsetzen», sagt Mittaz. Andernfalls würden andere Wege gesucht, um den gewünschten Nachhaltigkeitseffekt zu erzielen. Nachhaltiges Handeln bringt mittel- und langfristig finanzielle Vorteile. Gratis ist dies aber nicht, wie Jan Driessens erklärt: «Bei Golfanlagen und auch Turnieren gibt es viele Möglichkeiten Kosten zu sparen und nachhaltiger zu wirtschaften. Vorausgesetzt, man ist bereit zuerst die notwendigen Investitionen zu tätigen.» Dann aber zahle es sich doppelt aus: «Massnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit müssen wie jede betriebliche Investition einen Return on Investment erzielen – mit dem Zusatzeffekt der positiven Auswirkungen auf die Umwelt.»
Brunnenwasser statt PET-Flaschen
Wie das funktioniert, lässt sich am Beispiel einer für das OEM 2021 geplanten Massnahme aufzeigen. «Auf dem Golfplatz werden Brunnen installiert, die während der gesamten Saison in Betrieb sind. Die Menge der beim Turnier konsumierten PET-Flaschen wird so drastisch reduziert», erklärt Neil Beecroft. Ein anderes Beispiel sei das Geschirr: «2019 kamen beim Turnier wiederverwendbare Becher und biologisch abbaubares Geschirr zur Anwendung, im nächsten Jahr werden wir ausschliesslich Mehrweggeschirr einsetzen.»
Die grossen Herausforderungen beim OEM seien Transport und Abfallmanagement, sagt Beecroft. In beiden Bereichen wurden vergangenes Jahr erste Massnahmen umgesetzt. 2021 sollen erstmals die CO2-Emissionen des Turniers gemessen werden; möglich wird dies durch den von GEO entwickelten Öko-Rechner. Mit diesem lässt sich künftig die Wirksamkeit der eingeleiteten Massnahmen überprüfen.
Jonathan Smith achtet darauf, dass mit dem GEO-Zertifikat kein «Greenwashing» betrieben wird. «Wir wollen das Bewusstsein für nachhaltige Massnahmen schärfen und bei der Implementierung das Publikum einbeziehen», sagt der GEO-Gründer. Ziel sei es Multiplikatoren zu schaffen, «um unsere umfassenderen Ziele bei der Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks zu erreichen». •
LIPPERSWIL GEO-ZERTIFIZIERT
Mitte Juli erhielt der Golf Club Lipperswil die Nachricht, auch den letzten Schritt des GEO-Zertifizierungsprozesses, erfolgreich durchlaufen zu haben. Als siebte Golfanlage in der Schweiz darf sich der Golf Club Lipperswil als «GEO certified® » bezeichnen. Der unabhängige Prüfer David Bily lobt in seinem Bericht die Einbettung der Golfanlage in die bestehende Landschaft sowie das Bekenntnis von Manager und Head-Greenkeeper zur Steigerung von Biodiversität und natürlichem Lebensraum. «Der Fokus liegt fortan auf einer organischen Pflege; wir sind gespannt, wie sich der Platz weiterentwickeln wird», schreibt Bily. Weitere Projekte werden von einer neu formierte Nachhaltigkeitsgruppe im Club erarbeitet.
30 Clubs Bei Geo Registriert
Bei Redaktionsschluss waren 30 Schweizer Clubs bei OnCourse ® registriert – der erste Schritt zur GEOZertifizierung. 13 dieser Clubs haben die Vereinbarung mit dem Verband unterzeichnet und werden einen Förderbeitrag erhalten. Swiss Golf strebt bis 2027 eine GEO-Zertifizierung sämtlicher Schweizer Golfanlagen an. Sieben haben den Prozess abgeschlossen; drei Clubs sind ISO 14001 geprüft und erfüllen die internationalen Normen im Umweltmanagement.
Swiss Golf F Rdert Nachhaltigkeit
Das Bekenntnis zu Umwelt und Nachhaltigkeit ist Teil der neuen Kultur von Swiss Golf. Durch proaktives Handeln steigen Glaubwürdigkeit und Transparenz. Die Golfbranche hält heute schon Umweltstandards ein, über welche der Gesetzgeber erst diskutiert. Nachhaltigkeit ist eine Herzensangelegenheit – Golf muss nicht, Golf will aber nachhaltig sein! Ziel ist die GEO-Zertifizierung sämtlicher Schweizer Golfanlagen bis 2027; der Verband unterstützt seine Mitglieder bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Eine Vereinbarung zwischen Swiss Golf und der Golf Environment Organization (GEO) vereinfacht für Swiss-GolfMitglieder den Zugang zum OnCourse ® -Programm, denn OnCourse ® -Switzerland ist auf die Schweizer Gesetzgebung ausgelegt und in Deutsch und Französisch verfügbar. Mitglieder, die das Programm nutzen, werden von Swiss Golf und der ASGI finanziell unterstützt (sofern das dafür vorgesehene Budget noch nicht ausgeschöpft ist – maximal 20 Neuanmeldungen pro Jahr): 1250 Franken gibt es als Starthilfe bei der Registrierung, weitere 1250 Franken bei erfolgreicher GEO-Zertifizierung. Zudem organisiert Swiss Golf Nachhaltigkeits-Workshops und investiert mit einem jährlichen Unterstützungsbeitrag in GEO.

